Die Pille

Welche Verhütungsmittel gibt es, wie sieht es mit der Wirksamkeit und den Vor- und Nachteilen aus?
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KonTom
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Die Pille

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Die Pille


Die Pille - das beliebteste Verhütungsmittel


Pille: Wirbelte das Liebesleben durcheinander


Carl Djerassi und Gregory Pincus gelten als Erfinder der Pille. Ihr erstes Hormon-Präparat wurde in den USA zunächst nur gegen Menstruationsbeschwerden eingesetzt. 1960 ließ die amerikanische Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) das Medikament auch als Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zu. 1961 folgte das Präparat Anovlar in der Bundesrepublik und 1965 in der damaligen DDR die Pille Ovosiston. Pillen wurde damals nur verheirateten Frauen verschrieben. Diese Antibabypillen waren hochdosierte Hormonpräparate. Heute garantieren niedriger dosierte Pillen die gleiche Sicherheit und weisen geringere Nebenwirkungen auf.

Die Antibabypille ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel in Deutschland. Rund sieben Millionen Frauen nehmen täglich die Pille. Sie gilt zudem als eines der sichersten Verhütungsmittel. Als Maßstab für die Sicherheit eines Kontrazeptivums gilt der Pearl-Index. Er gibt die Anzahl der Schwangerschaften pro 100 Frauen an, die diese Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden. Der Pearl-Index der Pille liegt bei 0,1 bis 0,9. Bei korrekter Anwendung - also bei täglicher Einnahme zu den gleichen Zeiten - lässt sich der Pearl-Index auf nahezu Null senken.



Pille, Mikropille oder Minipille

Die heutigen Pillen enthalten die Hormone Östrogen und Gestagen in den verschiedensten Zusammensetzungen und Dosierungen. Der Vaginalring und das Verhütungspflaster enthalten diese beiden Hormone ebenfalls.

Im Unterschied dazu bestehen neue Minipille, Minipille, Verhütungsstäbchen, Hormonspirale und Dreimonatsspritze nur aus einem Gestagen.

Bestandteil der meisten Pillen und Mikropillen ist das künstliche Östrogen Ethinylestradiol. Bei einem Anteil von weniger als 0,05 Milligramm pro Tablette spricht man von einer Mikropille. Der Großteil der heutigen Präparate enthält zwischen 0,02 oder 0,03 Milligramm. Höher dosierte Pillen spielen heute kaum noch eine Rolle. Das Östrogen wird mit einem Gestagen kombiniert, welches in erster Linie für die Verhütung zuständig ist.

Gebräuliche Gestagene:



1. Generation: Norethisteron, Lynestrenol


2. Generation: Levonorgestrel


3. Generation: Gestoden, Desogestrel, Norgestimat


Pillen mit Gestagenen der 1. und 2. Generation sind schon lange bekannt, ihre Risiken sind daher gut einzuschätzen. Sie können die Neigung zu fettiger Haut und Körperbehaarung verstärken - Pillen der 1. Generation tun dies stärker als die der 2. Generation.

Pillen mit Gestagenen der 3. Generation wurden erst später eingeführt. Sie gerieten vor einiger Zeit in die Schlagzeilen, da sie das Thromboserisiko erhöhen sollen. Studien zufolge (Drug Saf. 2002;25(13):893-902) bekommen etwa fünf von 100.000 Frauen eine Thrombose, wenn sie keine Pille nehmen. Bei Pillen der 2. Generation liegt der Wert bei 15 von 100.000 Frauen, bei Pillen der dritten Generation bei 25. Das Risiko war im ersten Jahr einer erstmaligen Anwendung am höchsten. Kritiker an dieser Studie geben zu bedenken, dass das Thromboserisiko durch diese Pillen immer noch niedriger ist als bei einer Schwangerschaft.

Spezielle Gestagene:


Das neue Gestagen Drospirenon wirkt einer vermehrten Wassereinlagerung entgegen, die durch das Östrogen verursacht wird, und verringert damit das Risiko von Gewichtszunahmen.


Chlormadinonacetat, Dienogest und Cyproteronacetat wirken sich sind günstig auf Haut und Haare aus (antiandrogener Effekt).



Wie wirkt die Pille?

Östrogen und Gestagen unterdrücken den Eisprung. Das Gestagen verhindert zusätzlich die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut. Außerdem verändert es die Konsistenz des Schleimpfropfs im Muttermund, so dass kaum Spermien in die Gebärmutter gelangen.



Wer darf die Pille nehmen?

Die Pille eignet sich für nahezu alle Frauen - für junge Frauen bis hin zu Frauen in den Wechseljahren. Wie gut die Verträglichkeit im Einzelfall ist, lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen. Ihr Arzt berät Sie bei der Wahl des richtigen Präparates. Grundsätzlich misst der Arzt zunächst den Blutdruck und kontrolliert bei einer gynäkologischen Untersuchung, ob Gründe gegen eine hormonelle Verhütung vorliegen.



Wie wird die Pille eingenommen?

Bei der ersten Einnahme oder nach einer längeren Pillenpause wird die erste Pille am ersten Tag der Monatsblutung eingenommen. Die Pille schützt sofort.

Das größte Problem bei der Verwendung der Pille liegt darin, dass Sie die Einnahme nicht vergessen dürfen. Gewöhnen Sie sich also am besten daran, die Pille jeweils zur gleichen Tageszeit zu schlucken. Für den Körper am günstigsten ist die abendliche Einnahme, z.B. nach dem Zähneputzen.

Der Großteil der heutigen Pillen-Präparate gehört zu den so genannten Einphasenpillen. Mit diesen nehmen Sie in der Regel 21 Tage lang eine feste Kombination Östrogen und Gestagen ein. Die Hormone wirken empfängnisverhütend und bauen die Gebärmutterschleimhaut auf - wie im normalen Monatszyklus auch.

Dann folgt eine Einnahmepause von sieben Tagen. Aufgrund des Hormonabfalls wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wieder abgestoßen und es kommt zur Blutung.

In Zweiphasen- und Zwei- bis Dreiphasenpillen sind die Hormondosen abgestuft. Die Pillen sind farblich unterschiedlich gekennzeichnet. Sie sollen die natürlichen Hormonschwankungen des Körpers besser nachahmen. Ob sie tatsächlich Vorteile bieten, ist umstritten.

Seit einiger Zeit verzichten manche Frauen auf die monatliche Einnahmepause und verwenden die Pille im so genannten Langzyklus. So werden beispielsweise drei Packungen einer Einphasenpille ohne Pause eingenommen und erst danach erfolgt eine Pause. Bis jetzt hat keine Pille eine Zulassung für diese Anwendungsweise. Experten sind sich uneins, wie empfehlenswert dieses Regime ist. Anfangs kommen Schmier- und Zwischenblutungen häufiger vor. Vor allem für Frauen, die Beschwerden in der hormonfreien Phase haben, wie starke Kopfschmerzen oder schmerzhafte Blutungen, stellt der Langzyklus eine Alternative dar.

Manche Frauen legen nach mehr oder weniger langer Pillen-Anwendung eine Pillenpause ein. Sie wollen sehen, ob ihr Körper noch normal funktioniert oder wollen Wasser und "schädliche Rückstände" ausleiten. Diese Unterbrechung ist jedoch unnötig und bringt eher Probleme mit sich. Wenn Sie die Pille absetzen, kehren Eisprung und normale Menstruation schnell wieder zurück. Wenn Sie eine Pause einlegen, besteht zudem das Risiko, sofort schwanger zu werden.



Wenn Sie eine Pille vergessen?

Sollten Sie die Pille einmal vergessen haben, nehmen Sie die fehlende Tablette ein, sobald Sie sich daran erinnern - spätestens jedoch nach zwölf Stunden. Dann besteht auch für den Rest des Monats der volle Empfängnisschutz. Die nächste Pille wird zur gewohnten Zeit eingenommen, auch wenn das bedeutet, dass Sie zwei Pillen an einem Tag einnehmen.

Sind jedoch mehr als zwölf Stunden vergangen, ist der Empfängnisschutz nicht mehr garantiert. Auch in diesem Fall nehmen Sie die vergessene Pille sofort nach und nehmen den Rest der Pillenpackung wie gewöhnlich zur gleichen Tageszeit weiter, um den Monatszyklus nicht zu stören. Für eine sichere Verhütung sollten Sie so vorgehen, wie es im Beipackzettel des jeweiligen Pillen Präparates beschriebn wird.

Wenn in dieser Zeit die Blutung beginnt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. In der Regel wird er Ihnen raten, mit der Pilleneinnahme aufzuhören, eine Pause von sieben Tagen einzulegen und danach mit einer neuen Packung neu zu beginnen.

Hatten Sie trotz unregelmäßiger Pilleneinnahme ungeschützten Geschlechtsverkehr und befürchten eine Schwangerschaft, halten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache. Möglicherweise kommt die Pille danach in Frage. Je früher Sie diese im Notfall anwenden, desto wahrscheinlicher lässt sich eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Denn nach 72 Stunden ist es zu spät für die Pille danach.



Welche Vorteile hat die Pille?



Sie ist ein guter Schutz vor einer unerwünschten Schwangerschaft.


Frauen, die die Pille einnehmen, haben schwächere und regelmäßigere Blutungen. Frauen mit schmerzhaften Regelblutungen oder Zystenbildungen in den Eierstöcken profitieren von der Wirkung der Pille.


Die Pille beeinflusst die Fruchtbarkeit nicht; Frauen können auch nach Beendigung einer langjährigen Einnahme der Pille problemlos schwanger werden.



Welche Nebenwirkungen hat die Pille?

In der Regel sind Nebenwirkungen gering und selten. In den ersten drei bis sechs Monaten können Zwischenblutungen, Übelkeit oder Brustspannen auftreten. Deshalb sollten Sie diese Zeit abwarten, bevor Sie auf ein anderes Präparat umsteigen oder die Pille ganz absetzen.



Manche beobachten Frauen eine plötzliche Gewichtszunahme. Östrogene können dazu führen, dass der Körper bis zu drei Kilogramm Wasser ins Gewebe einlagert - kein Fett! Bei Pillen, die das Gestagen Drospirenon enthalten, ist das Risiko für Wassereinlagerungen geringer, da es die Wasserausscheidung fördert. Die Hormone in der Pille können aber auch der Appetit verändern (erhöhen oder steigern). Achten Sie also auf Ihre Ernährung, falls sich Ihr Gewicht um mehr als drei Kilogramm erhöht.


Manchmal tritt Migräne in der Phase der Blutung auf. Vermutlich wird sie durch den plötzlichen Östrogenabfall hervorgerufen. Ein Übergang zum Langzyklus kann helfen oder sie steigen auf niedriger dosierte oder östrogenfreie Verhütungsmethoden um.


Falls Sie über 35 Jahre alt sind und rauchen, überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt, ob Sie die Pille absetzen sollten und welches Verhütungsmittel noch in Frage käme. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, Lungenembolie, Schlaganfall oder Herzinfarkt.


Ob die mehrjährige Einnahme der Pille krebsfördernd wirkt, konnte trotz intensiver Forschung bis heute nicht belegt werden. Diskutiert wird immer wieder ein erhöhtes Risiko von Gebärmutterhalskrebs. Eine eindeutige Aussage ist im Moment noch nicht möglich. Mehrere neue Studien geben Hinweise darauf, dass die Pille vor Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs schützen kann.



Was Sie beachten müssen

Viele Antiepileptika und Antibiotika, aber auch einzelne andere Arzneimittel, beeinträchtigen die Sicherheit hormoneller Verhütungsmittel, weil sie die Aufnahme der Hormone über die Darmschleimhaut behindern oder den Hormonabbau in der Leber beschleunigen. Frauen sollten hier zusätzliche nicht-hormonelle Verhütungsmittel anwenden, solange sie entsprechende Medikamente (Packungsbeilage beachten!) einnehmen.

Wenn Sie auf ein anderes Präparat umsteigen wollen, setzten Sie einfach wie gewohnt nach der sieben tägigen Pause die Einnahme aus der neuen Packung fort. Der Empfängnisschutz bleibt uneingeschränkt bestehen. Ausnahme sind lediglich die reinen Gestagenpräparate.



Schwanger trotz Pille?

Sie können trotz Pille ungewollt schwanger werden, wenn Sie Einnahmefehler gemacht haben, andere Medikamente eingenommen haben, kurz nach der Einnahme schweren Durchfall hatten oder sich erbrochen haben.

Wenn Sie die Schwangerschaft fortsetzen möchten, nimmt das Kind keinen Schaden. Auch wenn Sie den Rest der Pillen aus der Packung eingenommen haben, weil Sie nichts von Ihrer Schwangerschaft wussten.

Achtung! Die Pille schützt weder vor AIDS noch vor anderen
sexuell übertragbaren Erkrankungen!

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