LokalNachrichten: WIEN

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Zwerg
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Re: LokalNachrichten: WIEN

#761

Beitrag von Zwerg »

Brunner Straße Freitag, 15. Juni 2018 von Evelin Past
Schauplatz Straßenstrich
Der Straßenstrich floriert am Wiener Stadtrand

Die Straßenprostitution rund um die Brunner Straße wird zum Problem in den Wohngebieten. An der Kreuzung zur Perfektastraße geht es regelmäßig "zur Sache", wie Anrainer berichten. Betroffene und Verantwortliche bewerten die Situation unterschiedlich.

Der an sich erlaubte Straßenstrich auf Teilen der Brunner Straße dringt immer weiter in die Wohngebiete vor. Der Strich an sich ist zwar legal, der Vollzug der ausgehandelten Dienstleistung ist allerdings im öffentlichen Raum verboten. Dafür seien Stundenhotels vorgesehen. In der Realität sieht es aber anders aus.
Sex wird im Lieferwagen vollzogen

Die Sexarbeiterinnen führen ihre Freier zu weißen Lieferwagen, die am Straßenrand parken. Im Laderaum liegt eine Matratze, am Steuer sitzt niemand. Manchmal wird der „Job“ auch direkt im Auto des Freiers erledigt. Auch der in der Nacht leerstehende Billa-Parkplatz dient als Vollzugsort. Adäquate Rahmenbedingungen zur Ausübung von sexuellen Dienstleistungen sehen anders aus.

"Dort wo legal angebahnt wird, fehlen die Orte, wo legal ausgeübt werden kann", sagt Eva van Rahden, Leiterin der Volkshilfe-Organisation "Sophie - Bildungsraum für Prostituierte". Viele wollen gar nicht in die Autos der Kunden einsteigen, es fehle aber an Alternativen und deshalb sei es für die Frauen auch schwieriger geworden.

Warum der Straßenstrich nicht verschwinden sollte

Den Straßenstrich selbst verurteilt sie nicht. „Es ist wichtig, dass die Damen Alternativen haben", weiß Rahden. So würden Laufhäuser, kleine Studios oder der Escortbereich gegenüber dem Straßenstrich ganz unterschiedliche Struktur und Formen der Dienstleistung anbieten. Wie das richtige Konzept hinter dem legalen Straßenstrich in Wien aussehen müsste, sei schwierig zu beantworten . "Die Situation an der Brunner Straße ist schwer einzuschätzen. Wir brauchen viel Zeit, bis wir das Vertrauen der Frauen gewonnen haben, damit sie mit uns reden und uns sagen, wenn etwas nicht passt", erklärt sie.

Keine Verbesserung für Prostituierte

„Der Straßenstrich, so wie er jetzt organisiert ist, ist weder Fisch noch Fleisch. Es gibt keine Infrastruktur für die Sexarbeiterinnen, dafür aber jede Menge Auflagen und Pflichten“, sagt Thomas Fröhlich, Vortragender am FH Campus Wien, Departement Sozialarbeit. Dabei sollte das seit 2011 gültige Wiener Prostitutionsgesetz das Arbeitsumfeld der Prostituierten verbessern.

Horrende Mieten im Laufhaus

Während für die Miete in einem Laufhaus monatliche Kosten von 1.400 Euro aufwärts anfallen, entstehen auf der Straße keine Fixkosten, abgesehen von Kondomen. „Die Selbstbestimmtheit der Sexarbeiterinnen unter besten Gesundheitlichen Voraussetzungen ist das Ziel“, sagt Sozialarbeiter Fröhlich. Davon sei man in der Realität jedoch weit entfernt.

Deshalb komme es auch immer wieder zu unliebsamen Begegnungen zwischen Anrainern, die gerade mit dem Hund Gassi gehen und Prostituierten, die ihrer Arbeit nachgehen.

»Die Mädchen sind alle extrem fesch, ein wahrer Luxus-Straßenstrich«

Eine Partei aber, scheint mit der Situation zufrieden zu sein: Die Kundschaft. Sie lobt den sichtbaren Straßenstrich, der sich inzwischen bis in die Perfektastraße vorgearbeitet hat. „Die Mädchen sind alle extrem fesch, ein wahrer Luxus-Straßenstrich. Vielleicht sogar der schönste Europas“, schwärmt Elias P.*

Eine Stunde kostet zwischen 150 und 180 Euro

Billig sei das Vergnügen aber nicht. „Eine Stunde kostet zwischen 150 und 180 Euro und manche Frauen versuchen am Anfang viel mit dir zu reden, damit die Zeit schneller um ist“, sagt er.
»Brauchst an Service?«

Um die Kundschaft wird offenbar auch ordentlich gebuhlt. So berichtet Familienvater und Anrainer David K.*: „Ich war am Heimweg und stand an einer roten Ampel an der Ecke Brunner Straße/Perfektastraße als direkt bei der Fahrertür eine sehr leicht bekleidete Dame stand und eine andere die Beifahrertür öffnete und mich fragte ob ich ‚einen Service brauche‘. Das aufdringliche Verhalten – wie etwa Tanzeinlagen im Cheerleading-Stil – und der eindeutige Kleidungsstil stößt vielen Bewohnern sauer auf.
Wann ist die Straßenarbeit eigentlich erlaubt?

Ab 19:00 stehen die Prostituierten am Straßenrand. Offiziell erlaubt ist die Prostitution in den genehmigten Zonen im Sommer von 22:00 – 06:00. Es kommt auch vor, dass die Freier die gesamte Perfektastraße Richtung Wohngebiet fahren, um nach den Sexarbeiterinnen Ausschau zu halten und ein Geschäft anbahnen zu können.
„Ich fühle mich belästigt“

Davon fühlen sich manche Passanten, die von der U6- Station nachhause gehen belästigt. Nora M*: „Ich wurde schon zwei Mal von Autofahrern angesprochen, die langsam mit heruntergekurbelten Fenster neben mir herfuhren. Das war mir sehr unangenehm. Ich hatte zwar ein kurzes Sommerkleid an, aber wie eine Prostituierte sah ich bestimmt nicht aus.“
Tägliche Kontrollen der Polizei

Die Exekutive sieht die Situation entspannter. „Der Bereich Brunnerstraße ist Industriegebiet und liegt nicht in der Nähe eines Wohngebietes“, sagt Wolfang Langer, Wolfgang Langer, Leiter der Meldestelle für Prostitutionsangelegenheiten der Polizei gegenüber „News“. Dennoch komme es immer wieder vor, dass vereinzelt Frauen in einer verbotenen Zone angetroffen werden. Dies sei aber die Ausnahme.
Verbotene Zonen: Friedhöfe und Bushaltestellen

Um Konflikten vorzubeugen gebe es nahezu täglich Kontrollen. Die Aufgabe der Polizei bei diesen Kontrollen bestehe darin sicherzustellen ob das Wiener Prostitutionsgesetz 2011 eingehalten wird. „Es wird die Gesundheitskarte der angetroffenen Frauen kontrolliert und ob diese Frauen bei der Landespolizeidirektion Wien zur Prostitution angemeldet sind“, erklärt Langer. Ebenso werde überprüft, ob die Anbahnung zur Prostitution im erlaubten Bereich stattfindet - also nicht auf der Fahrbahn oder in verbotenen Zonen wie Friedhöfen oder Bushaltestellen.
Der Straßenstrich in Wien – Zahlen & Fakten

Laut Polizei findet der Straßenstrich in Wien derzeit an vorwiegend zwei Plätzen statt: Im 23 Bezirk im Bereich der Brunnerstraße und im 21 Bezirk im Bereich der Einzingergasse. Insgesamt gibt es in Wien 3300 weibliche und 70 männliche registrierte Prostituierte (Stand 2018). Die Mitarbeiter der Volkshilfe-Organisation "Sophie - Bildungsraum für Prostituierte" allein sind für 356 Lokale zuständig, um dort Frauen an ihrem Arbeitsort zu besuchen und zu betreuen.

Früher hat sich die Prostitution auf der Straße vor allem in der Gürtelgegend sowie im Stuwerviertel und den nahe gelegenen Prater im 2. Wiener Gemeindebezirk abgespielt. Durch das Wiener Prostitutionsgesetz 2011 wurde der Straßenstrich in Wohngebieten verboten und hat sich seither an den Stadtrand verlagert.

https://www.news.at/a/brunner-stra%C3%9 ... h-10130913

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#762

Beitrag von hapebe »

Vortrag: Literat oder Psychopath - Der Kriminalfall Jack Unterweger - Gewalt an Frauen
Montag, 25. Juni 2018, 17:00 Uhr, Palais Epstein
Zum Besuch ist eine Anmeldung nötig -siehe Link
- Link https://www.parlament.gv.at/SERV/VER/AKT/250618/

Zitat von der HP des Parlaments:
Zu den bekanntesten Kriminellen Österreichs im 20. Jahrhundert zählte Jack Unterweger, der es als „Gefängnisliterat“ geschickt verstand, einflussreiche Persönlichkeiten zu umwerben, die sich schließlich für seine Freilassung einsetzten. Kaum in der Freiheit angekommen, ermordete Unterweger weitere Frauen.
Ein wesentlicher Aspekt unserer Kultur ist die Ablehnung körperlicher Gewalt. Somit herrscht auch der allgemeine Konsens, dass Gewalt gegen Frauen verabscheuungswürdig ist und sanktioniert werden muss. Doch leider zeigt die gesellschaftliche Realität, dass hinter verschlossenen Türen noch immer viele Frauen Opfer körperlicher – aber auch seelischer – Gewalt werden.
Diese Veranstaltung setzt sich grundsätzlich mit Gewalt gegen Frauen auseinander. Zu Wort kommen aber ebenso jene Experten, die sich mit dem Phänomen Unterweger intensiv beschäftigt haben.
„Ein Atom ist leichter zu zertrümmern als ein Vorurteil“ (Albert Einstein)

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#763

Beitrag von deernhh »

Hat zwar nichts mit Prostitution zu tun, aber LEFOE, u.a. Leiterin Evelyn Probst, betreut den Fall.

HINTER VERSCHLOSSENEN TUEREN:
WENN FRAUEN IM HAUSHALT AUSGEBEUTET WERDEN

7 Tage die Woche, 16 Stunden am Tag, fuer 500 Euro im Monat. Dieses Schicksal hat Mary*, eine philippinische Staatsangehoerige, in einem diplomatischen Privathaushalt in Wien erleiden muessen. Und es ist kein Einzelfall. Wir fragen Expertinnen, wie diese menschenrechtswidrige Praxis beendet werden kann und wie Frauen sich wehren koennen.

Von Jelina Gucanin am 23.07.2018 um 11:52 Uhr
Den ganzen Artikel bitte lesen unter:

https://wienerin.at/hinter-verschlossen ... tet-werden

Edit: Den Link oben rechtschreibfehlermaessig ausgebessert.

Dieser Artikel erschien in Kooperation mit dem Klagsverband, der NGO zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern in Oesterreich. Der Verein LEFOE ist u.a. von der rechtlichen Unterstuetzung des Klagsverbandes abhaengig. Die Foerdergelder des Klagsverbandes wurden dieses Jahr gekuerzt - um den Fortbestand zu sichern, wurde eine Online-Spendenkampagne eingerichtet:

https://www.klagsverband.at/

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Zwerg
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Re: LokalNachrichten: WIEN

#764

Beitrag von Zwerg »

SCHICHTWECHSEL AM STRASSENRAND
Am Rand der Straße, am Rand der Legalität: Anna und Luan gehen auf den Strich - sie in der Nacht, er untertags
Reportage: Alexander Polt, Gabriele Scherndl, Elisa Tomaselli | Politik | aus FALTER 32/18 vom 08.08.2018

Anna* zupft an ihren roten Hotpants. Ein Auto wird langsamer. Annas Atem wird schneller, ihre Bewegungen lasziver. Drei Männer sitzen im Auto. Einer ruft: "Oide, gemma vögeln! 50 Euro! 100 Euro! Ich zahl dir 1000 Euro!" Anna reagiert nicht. Erhobenen Hauptes steht sie hier in Wien-Liesing am Straßenrand. Schnell wirft sie ihrer Freundin einen Blick zu. "Îl cunosc", sagt sie: Den kennt sie. Das Auto bleibt nicht stehen, Annas Gesichtszüge entspannen sich.

Acht Stunden später, 15 Minuten Fahrt entfernt in Favoriten: Ein weißer Kastenwagen fährt in Schrittgeschwindigkeit vom Obi-Parkplatz Richtung Triester Straße. Er bleibt vor Luan* stehen. Um ihn herum steht ein Dutzend Männer in Arbeitskleidung. Bewegung kommt in die Gruppe. Eine Minute wird diskutiert, dann steigen drei ins Auto. Sie werden heute Geld verdienen, vielleicht fünf Euro die Stunde, vielleicht 50 für den ganzen Tag. Luan hatte diesmal kein Glück.

Frauen stehen auf der Straße. Männer stehen auf der Straße. Die Frauen stehen auf der Brunner Straße im 23. Bezirk -von zehn in der Nacht bis sechs in der Früh. Dann werden sie von den Männern abgelöst, die warten auf der Triester Straße im zehnten Bezirk. Frauen bieten Dienstleistungen mit ihrem Körper an. Männer auch. Die einen verkaufen Zuneigung, Befriedigung, Hand-oder Blowjobs. Die anderen malen Häuser aus, verlegen Estriche oder graben Gärten um. Den Arbeiterstrich und den Straßenstrich eint mehr als nur ihr Name: Beide Gebiete markieren Grenzen der Legalität und der gesellschaftlichen Toleranz.

Einzelne Straßenlaternen werfen rötliches, mattes Licht auf die Brunner Straße, der Mond ist eine schmale Sichel. Die lebendigsten Zonen hier sind die OMV-Tankstelle auf der rechten und Petras Würstelstand auf der linken Straßenseite. Abseits davon reihen sich Industriehallen an Bürogebäude und endlose Betonwände. Am Parkstreifen stehen Lkws und weiße Kleintransporter, dazwischen Frauen. Eine von ihnen ist Anna. Sie unterhält sich mit ihrer Freundin. Sie vertreiben sich die Zeit, bis der nächste Kunde kommt.

Dann muss Anna schnell sein. Binnen weniger Sekunden schätzt sie ab, ob der Freier angetrunken ist, ob sie ihm vertrauen kann. Vor einiger Zeit kam ein neuer Kunde zu Anna. "Er war betrunken. Es war schrecklich." Sie hat es zu spät gemerkt. Was genau passierte, erzählt sie nicht, sondern folgt mit ihrem Blick wieder den vorbeifahrenden Autos.

Sobald der Preis ausgehandelt ist, fahren die beiden los. Vielleicht zu dem leeren Parkplatz des Autohändlers nebenan, vielleicht in die schmale, dunkle Seitengasse wenige Straßen weiter. In dem Moment, in dem sie die Autotür schließt, gibt Anna nicht nur die Kontrolle über ihre Sicherheit auf. Wo sie halten, entscheidet auch, ob sie sich strafbar macht.

Luan steht an diesem Morgen mit rund 40 anderen Männern am Wiener Arbeiterstrich auf der Triester Straße. Sie stehen inmitten des Lärms von Automotoren und Presslufthämmern. Hinter ihnen hängen Schilder, "Aufenthalt zum Anbieten von Schwarzarbeit wird angezeigt", steht darauf. Doch die meisten der Arbeiter haben keine andere Möglichkeit, als täglich hier auf jemanden zu warten, der sie engagiert.

Luan hat ein sonnengebräuntes Gesicht und eine Zigarette in der Hand. Tiefe Falten und freundliche, aber ernste Augen zeigen, dass er viel erlebt hat. Auf der Suche nach Arbeit reist der Albaner seit 1999 durch Europa. In Griechenland hat er als Erntehelfer gearbeitet, später war er in England, Frankreich und Mazedonien. In Österreich darf er mit seinem Touristenvisum drei Monate bleiben. Arbeiten dürfte er damit nicht.

Das Ausländerbeschäftigungsgesetz soll verhindern, dass Arbeiter aus dem Ausland unkontrolliert auf den heimischen Arbeitsmarkt strömen. Und offiziell soll es sie auch vor Benachteiligung schützen. In der Praxis zwingt es Menschen wie Luan, illegal zu arbeiten. Als Albaner und somit Nicht-EU-Bürger bekommt Luan weder eine "Rot-Weiß-Rot-Karte" noch eine "Blaue Karte EU". Um diese speziellen Aufenthaltstitel inklusive Arbeitsbewilligung zu erhalten, müsste er hochqualifiziert sein oder das Eineinhalbfache des durchschnittlichen österreichischen Bruttojahresgehalts verdienen. In Albanien war Luan Fischer und verdiente acht Euro am Tag.

"Pfuschen" ist, so harmlos der Begriff klingt, kein Kavaliersdelikt. Schwarzarbeit kann verwaltungs- und strafrechtliche Konsequenzen haben. Immer wieder kommt die Polizei hierher, erzählt Luan. Er hat keine Angst. "Solange man ein Touristenvisum hat, kann sie nichts machen", sagt der 46-Jährige. Hier zu stehen ist nicht verboten.

Dort, wo die Frauen stehen, entscheiden Zentimeter, ob sie legal oder illegal arbeiten. Bis 2011 war Straßenprostitution in Wien in einigen zentralen Gebieten erlaubt: Die äußere Mariahilfer Straße, der Prater, die Felberstraße waren leuchtende Zonen der käuflichen Liebe. Mit der Gesetzesänderung wurden neue Regeln aufgestellt: Der Strich musste raus aus der Stadt. Heute gibt es nur noch wenige sogenannte Erlaubniszonen am Stadtrand.

Mit der Verlagerung in das Industriegebiet ging die notwendige Infrastruktur verloren. Früher konnten die Frauen vom Prater mit ihren Freiern in ein nahegelegenes Stundenhotel gehen. Dort waren sie sicher, dort konnten sie sich waschen. An der Brunner Straße gibt es diese Etablissements nicht. Also müssen sie im Freien oder in Autos ihrer Arbeit nachgehen. Auf der Straße ist nur das Anbahnen legal, das Ausüben nicht. Geschlechtsverkehr darf nicht sichtbar sein. Werden sie von der Polizei erwischt, müssen Frau und Kunde hohe Strafen zahlen.

Der Gesetzgeber gibt klar vor, wer legal arbeitet: Die Frauen, solange sie sich an seine Regeln halten. Die Männer nicht, egal wo sie stehen. Und doch: Schwarzarbeit wird von der Gesellschaft toleriert -kaum jemanden kümmert es, wenn der Mann, der den Nachbarsgarten umgräbt, nicht angemeldet ist. Wer mit einer Frau von der Brunner Straße in einem Transporter schläft, erzählt danach niemandem davon. Annas und Luans Geschichten zeigen, dass die Akzeptanz der Gesellschaft nicht immer mit der Gesetzeslage übereinstimmt.

Anna gehört zu jenen Frauen, die niemandem Geld abgeben müssen. Die gebürtige Rumänin arbeitet selbstständig und seit einem Jahr auf der Brunner Straße. Gemeinsam mit einer Freundin und ihrer Schwester bilden sie ihre kleine familiäre Einheit. Die Eltern leben in Spanien. Sie wissen nicht, womit die Töchter ihr Geld verdienen. Deswegen stehen die zwei in Liesing und nicht in Madrid. "Das bleibt unser Geheimnis", sagt Anna. Wenn sie gestikuliert, wippt ihr langer Haarzopf im Takt zu ihrer Halskette. In der einen Hand hält sie eine Packung Zigaretten, in der anderen ihr Handy, die Kopfhörer rundherum gewickelt.

"Zu Hause habe ich eine Frau und drei kleine Kinder", erzählt Luan. In Albanien liegt der Durchschnittslohn bei rund 350 Euro. Hier in Wien zahlt er für sein Schlafquartier 300 Euro. Er teilt es mit 13 anderen Männern. Seit April schläft er dort. Wenn er nicht schläft, steht er auf der Triester Straße. Jeden Tag, egal ob Werk-oder Feiertag. Engagiert wird er nur selten. "Gestern habe ich mal wieder drei Stunden gearbeitet", sagt Luan. 25 Euro hat er dafür bekommen. Wer ihn mitnimmt oder welche Arbeiten er erledigt, ist nebensächlich: "Möbel, Garten, Baustelle -ich mache alles." Dass er das illegal macht, weiß er. "Ich bin kein Krimineller, ich will einfach meine Familie ernähren", sagt Luan. Die Risiken dafür nimmt er in Kauf. "Wer ohne Papiere arbeitet, ist oft von Arbeitsausbeutung betroffen", sagt Can Gülcü von Undok. Der Verein setzt sich für undokumentierte Arbeiter ein. "Extrem lange Arbeitszeiten, Löhne weit unter dem kollektivvertraglichen Niveau oder unwürdige Bedingungen sind keine Seltenheit." Die Arbeiter sind selten versichert und oft mit Willkür oder Lohnbetrug konfrontiert. Viele kennen ihre Rechte nicht - andere trauen sich nicht, gegen Ausbeutung vorzugehen.

Auf dem Papier sind laut Landespolizei Wien gut 3000 Prostituierte in Wien gemeldet - in Bordells, Studios, auf der Straße. Fast jede Zweite kommt aus Rumänien. Fünf Prozent sind Bulgarinnen, fünfmal so viele sind Ungarinnen. Andere kommen aus der Slowakei, aus Tschechien, China, Nigeria. Nur rund 100 gemeldete Prostituierte sind Österreicherinnen. Die wollen sich lieber nicht registrieren lassen, sie wollen auch nicht am Straßenstrich gesehen werden. Zu groß ist ihre Angst vor dem Stigma.

Die Arbeiter stehen sortiert nach ihrer Herkunft am Gehsteig der Triester Straße.

Alle paar Meter formieren sich Gruppen: Luan und die Albaner, daneben Rumänen, Bulgaren, Mazedonier. 16.000 illegal Beschäftigte griff die Finanzpolizei 2017 österreichweit auf. Wie viele davon tagelang zwischen Obi und OMV-Tankstelle standen, bevor die Finanzpolizei ihre Papiere sehen wollte, ist unklar. Die meisten der Aufgegriffenen, über 6000, kamen aus dem EU-Ausland, 3000 waren Drittstaatsangehörige und 866 Österreicher.

Wer sich vorstellt, wie ein Zuhälter aussieht, der stellt sich einen Mann wie Christian Knappik vor. Fast zwei Meter groß ist er und 120 Kilo schwer. Sein lichtes Haar trägt Knappik, Ende 50, nach hinten gekämmt, am Handgelenk eine massive Uhr. Die oberen Knöpfe seines weißen Hemds sind geöffnet. Einzig der rote Button auf seiner linken Brust zeigt, wohin er gehört: sexworker.at steht darauf. Und wer sich vorstellt, wie ein Zuhälter spricht, der stellt sich Sätze vor, wie Christian Knappik sie sagt. Sätze wie: "Schlimm sind die Liebeskasperl und Seelenficker, die glauben, eine Frau muss gerettet werden." Das dränge sie in eine Opferrolle. Und in Knappiks Augen dürfen sie dort nicht sein.

Er tritt für die Selbstbestimmung der Frauen ein, nur das schütze sie vor Ausbeutung. Knappik ist seit Jahrzehnten in der Szene aktiv. Erst als Kunde, später als eine Art Interessenvertreter. Neben dem Forum betreibt er eine Notrufnummer, an die sich die Sexarbeiterinnen wenden können - egal, ob wegen eines gewalttätigen Freiers oder eines kaputten Computerbildschirms. Knappig könnte laut Gesetz ein Zuhälter sein, wenn er sich eine "fortlaufende Einnahme aus der Prostitution verschafft." Doch Knappik nützt sie nicht aus, nimmt kein Geld. Was er macht, macht er ehrenamtlich. Knappik braucht nicht viel Schlaf.


Was für die Frauen Christian Knappik ist, ist für die Männer Albert Stranzl. Seit Jahrzehnten kämpft er für Arbeiter -egal, ob sie undokumentiert oder legal arbeiten. Stranzl, Mitte 60, freundliche Augen und schütteres Haar, trägt ein Goldketterl unter seinem Hemd. Manchmal gibt er den Männern Geld, damit sie sich etwas zu essen kaufen können. Er kennt die Branche, in ihr hat er sich einen Namen gemacht. Bekommt ein Arbeiter seinen Lohn nicht oder werden die Arbeitsbedingungen unerträglich, wird Stranzl kontaktiert. Geht er über die Triester Straße, sprechen Männer ihn an. Alexandru* zum Beispiel. Der junge Rumäne wurde nicht bezahlt, obwohl er zwei Monate auf der Baustelle für den Subunternehmer eines bekannten österreichischen Bauunternehmers arbeitete -angemeldet. Jetzt steht er hier am Arbeiterstrich. Als er Stranzl seinen Dienstausweis zeigt, sagt dieser: "Die Firma kennen wir, da hat es in der Vergangenheit schon Probleme gegeben."

Zwei Mitarbeiterinnen vom Verein Lefö wittern ihre Chance, als sich das Auto gerade von der Frau im Bikini entfernt. Die beiden fahren einmal im Monat an den Stadtrand zur Brunner Straße, zu Anna und ihren Kolleginnen. Sie verstehen sich als ihre Interessenvertretung, treten für ihre Selbstbestimmung ein. "Sie sollen sich aussuchen können, wo sie arbeiten", sagt eine der beiden. Mit Kondomen und Broschüren in zehn Sprachen bepackt sprechen sie die Frau an. Nach wenigen Sekunden bekommt sie einen Anruf und winkt die Sozialarbeiterinnen weiter. Oft sitzt ein paar Meter weiter in einem parkenden Auto der Zuhälter und beobachtet die Frau. Manchmal ist der Mann auch ihr Partner, der sie beschützt und unterstützt. Oder der Kunde. Hastig steckt die Frau vom Strich die Visitenkarte des Vereins ein. Vielleicht wird sie sich bei ihnen melden.

Andere beschweren sich über die Frauen. Etwa Unternehmen und Bezirksvorsteher, denen sie ein Dorn im Auge sind. Die Folge: verstärkte Kontrollen und das Gefühl, unerwünscht zu sein. Die Polizei prüft die Registrierung und die grüne Karte -den Gesundheitspass, den sie alle sechs Wochen bei einer Untersuchung aktualisieren müssen. In der Szene wird er schlicht "Nuttendeckel" genannt. Kontrollen schrecken einerseits die Kunden ab, andererseits bieten sie Raum für schwarze Schafe unter den Beamten. Anna erzählt von einem Polizisten, der ihr ständig Verwaltungsstrafen anhängen wollte und sie rassistisch beschimpfte. "Zigeunerin hat er mich genannt", sagt sie. Auch andere Frauen klagen über Schikanen einzelner Beamter. "Es wurden noch keinerlei Beschwerden vorgebracht -auch nicht bei den Beratungseinrichtungen für Frauen", heißt es dazu von der Landespolizeidirektion. "Beamte, die in der Prostitutionsgruppe arbeiten, sind besonders geschult, wir würden so ein Verhalten schnell mitbekommen."

Egal ob Straßenstrich oder Arbeiterstrich: Solange es eine Nachfrage gibt, wird es ein Angebot geben. Doch wie die Bedingungen für Menschen wie Luan und Anna sind, liegt in der Hand der Politik. Bislang wollte man sich nicht die Finger verbrennen, sich klar positionieren. In den kommenden Jahren wird sich aber einiges ändern -zum Nachteil vieler Arbeiter, zum Vorteil vieler Unternehmer.

Die türkis-blaue Regierung entschied, dass die Verwaltungsstrafen für jene Firmen zukünftig gedeckelt werden, die ihre Mitarbeiter nicht oder falsch anmelden. Ab Jänner 2019 werden sie nur mehr maximal 855 Euro zahlen müssen. Egal wie viele Arbeiter betroffen sind. Davor waren es bis zu 2180 Euro für jeden einzelnen illegal Beschäftigten. "Die Deckelung wurde eingeführt, um Kleinbetriebe zu entlasten. Hohe Verwaltungsstrafen bei Rechenfehlern können für sie existenzbedrohend sein", heißt es vom Sozialministerium. Die "schwarzen Schafe", die Mitarbeiter systematisch nicht anmelden, würden auch in Zukunft bestraft. Undok sieht das anders: "Das ist ein Freifahrtsschein für Unternehmen und Arbeitgeber, Menschen auszubeuten." Doch ob die einzige Beratungsstelle für undokumentierte Arbeiter überhaupt weiter bestehen kann, ist unklar: Das Sozialministerium hat angekündigt, die Fördermittel drastisch zu kürzen.

Ihre Not hat Anna und andere Frauen vom Straßenrand in der Brunner Straße erfinderisch werden lassen. Wenn ein Kunde kommt, geht Anna mit ihm in einen der weißen Kleintransporter, die heute das Straßenbild am Strich prägen. Sie haben keine Fenster, durch die man Frauen und Freier beobachten kann. Die Arbeit auf der Straße ist manchmal trostlos, kalt und gefährlich. Trotzdem kann sich Anna nicht vorstellen, in einem Bordell zu arbeiten. "Ich müsste 350 Euro die Woche zahlen. Hier arbeite ich nur für mich und kann mir meine Kunden aussuchen", sagt sie. Drei junge Männer kommen verlegen auf sie zu. Sie dreht sich zu ihnen, mustert sie, lächelt.

"Arbeit bekomme ich nur selten und dafür ist das Leben hier einfach zu teuer", sagt Luan. Ob er heute noch Arbeit finden wird? "Nein, sieht nicht so aus", sagt er schulterzuckend. Jetzt, um zehn Uhr, stehen die Chancen schlecht, dass ihn noch ein Auto mitnimmt. Luan bleibt dennoch stehen. Die Alternative wäre sein Quartier. In wenigen Wochen muss er wieder in seine Heimat Albanien, dann läuft sein Visum aus. Ob er wiederkommen wird?"Ich glaube nicht. Ich probiere es woanders, in Österreich hatte ich kein Glück."

https://www.falter.at/archiv/FALTER_201 ... rassenrand

Als Anmerkung dazu:

Beim Lesen mancher Artikel fragt man sich dann doch, ob man mit JournalistInnen überhaupt sprechen soll....
Die Sache mit dem Zuhälter ärgert mich nicht einmal so sehr. Wenn Unbedarfte sich so einen Zuhälter vorstellen, so muss man das zur Kenntnis nehmen. Ich wirke in ihren Augen halt so. Die Zwischenbemerkung mit der Uhr stört mich mehr: Wenn man (so wie ich) keine allzu jungen Augen hat und oft in der Nacht unterwegs ist, schätzt einfach ein großes Ziffernblatt.... daraus eine "massive" Uhr zu machen ergibt das Bild von "teuer". Nicht das ich mich rechtfertigen müsste, ich frage mich nur, was für diese JournalistInnen wert ist berichtet zu werden... Eine Uhr welche weniger als 100 Euro gekostet hat, sollte es nicht sein.

Zum Glück gibt es auch andere VertreterInnen der Journalistinnenzunft welche die Sache selbst für die man eintritt beleuchten und sich nicht an optischen Nebensächlichkeiten abarbeiten. Wenn man sich mehrere Stunden für derartige Dinge Zeit nimmt, erklärt und auch entsprechend mit Dokumenten untermauert, so erwartet man doch, dass die Sache für die man am Tisch sitzt "Thema" ist und nicht die Farbe des Hemdes....

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Lucille
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Re: LokalNachrichten: WIEN

#765

Beitrag von Lucille »

Journalist*Innen sollten halt regelmäßiger zum Optiker, passende Brillen könnten den getrübten Blick schärfen.

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#766

Beitrag von deernhh »

Tja, unser ehrenamtlicher "Zuhaelter" :003
:004 :044
Im Ernst, ich wuerde mich ueber dieses Wort aufregen. :021
Staendig muessen Journalist*innen in ihren Journailien das Aussehen von unserem Zwerg kommentieren ...
Dafuer kann unser Zwerg doch nichts, dass er sehr gross ist. Dass bei der Groesse natuerlich keine Piepmatzuhr, sondern eben eine groessere Uhr mit groesserem Ziffernblatt, eben besser in der naechtlichen Dunkelheit besser ablesbar, besser passt, ist doch klar. Und die muss auch nicht sehr teuer sein.
Bei seiner Groesse passen eben weisse Hemden am Besten, zumal er dann in der naechtlichen Dunkelheit besser erkennbar ist/waere.
Und bei der Hitze derzeit (36°) wird man ja wohl die obersten Knoepfe aufmachen duerfen, oder?

Die Journalist*innen sollten ihren Blick mehr auf das eigentliche Thema schaerfen und nicht nur gross ueber sein Aussehen schreiben!

"Liebeskasperl" und "Seelenficker" der "Retter" ... da hast Du recht, Zwerg.

Unser Zwerg ist und bleibt unser Zwerg, der sehr viel fuer uns SW tut und unser Sprachrohr "nach draussen" ist. :001 Danke!

Danke auch, dass Du den kompletten Artikel hier geschrieben und eingestellt hast.
Wirklich ein interessanter Artikel.

Liebe Gruesse nach Wien von deernhh

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#767

Beitrag von Zwerg »

@all
Da ich Zuhälter (in dem Fall) so verstehe, dass "Jemand zu Jemand hält" ist das OK

Und das diese JournalistInnen sich so wie mich einen Zuhälter vorstellen, ist - denke ich - deren Unwissenheit. Sie haben damit nichts zu tun und hängen dem Klischee nach.

Wobei: Optisch mag ich vielleicht so rüber kommen. Sprachlich ist ein anderes Thema. Ich bin mit den Leuten mehrere Stunden zusammen gesessen und auch mit dem Auto (meinem 11 Jahre alten Citroen C5) unterwegs gewesen. Einer meiner Standardsätze (die ich in fast jedem Interview bringe) ist:

Wenn Sie mich fragen, was das größte Problem für eine SexarbeiterIn ist, so sage ich und verzeihen Sie jetzt meine Ausdrucksweise:

Das ist der verliebte Kunde - im Forum oft als Liebeskasperl bezeichnet.
Oder halt die Retterindustrie die versucht das selbstbestimmte Handeln als unwert darzustellen, oder aber generell die eigene Handlungsfähigkeit in Zweifel zieht. Da kam des öfteren schon der Ausdruck "Seelenficker"


Ich bin - sowohl in RealLife, wie auch im Forum bemüht Kraftausdrücke zu vermeiden - es entspricht nicht meinem Naturell - speziell wenn ich mit Frauen unterwegs bin, achte ich darauf. Das Interview wurde von 2 Frauen und einem Mann geführt.

Lustiger Weise finde sich viele meine Aussagen im Artikel wieder - jedoch an anderer Stelle und von unserer Botschaft losgelöst.

Man mag sich darüber uneinig sein, ob das was da geschehen ist OK ist. Unhöflich ist es auf alle Fälle.

Noch witziger finde ich jedoch, dass sich Heute über Facebook eine junge Frau an mich gewandt hat, die auf Grund des Artikels nachfragt, ob wir eine PraktikantInnenstelle für sie hätten. Sie würde sich für unsere Arbeit sehr interessieren. Vielleicht ist die Wirkung des Artikels auf Außenstehende nicht ganz so schlimm wie für uns - Wir wissen wovon wir reden. Vielleicht denkt die Bevölkerung dass es auf Körpergröße, Gewicht und teure Uhren ankommt. Wir wissen, dass dies nebensächlich ist, wenn nicht sogar störend. Aber wissen das die Anderen auch?

Das Schöne ist, dass ich nahezu alle JournalistInnen die sich irgendwann mit dem Thema beschäftigen im Laufe ihrer Karriere wieder treffe. Mit einer derartigen Betrachtungsweise wie im obigen Artikel ersichtlich ist, werden die Interviews eher rar ausfallen. Ich finde es schade, da gerade in dieser Zeitschrift schon manch gute Story mit unserer Mitwirkung erschienen ist.

Liebe Grüße

christian

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#768

Beitrag von friederike »

Ich finde dieses Zitat nicht nur unhöflich, sondern auch niederträchtig. In Österreich gibt es wie in Deutschland einen Presserat, dem man diesen Artikel melden sollte. Man könnte auch strafrechtlich dagegen vorgehen, wenn man sich die Zeit nehmen wollte. Ermutigend finde ich die Bewerbung der Praktikantin. Und inhaltlich hat @Zwerg natürlich recht mit seinen Bemerkungen über Liebeskasper, Retter und die Rettungsindustrie.

So schöne Sätze wie "Du siehst nicht aus wie eine Nutte" bekomme ich übrigens manchmal zu hören, gottseidank nicht in der Presse :003

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deernhh
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Re: LokalNachrichten: WIEN

#769

Beitrag von deernhh »

Ja, man kann sich beim oesterreichischen Presserat beschweren. Das geht nur, wenn man nicht vor Gericht geht bzw. die Sache vor Gericht austraegt.

Ich glaube, Zwerg wuerde trotzdem in der Bredouille stehen, denn er will ja ueber unsere Sexwork-Lage im rechtlichen Sinne usw informieren, damit die Bevoelkerung "da draussen" uns SW besser versteht, wir also normale Leute sind, die selbststaendig ohne Einmischung unseren frei gewaehlten Beruf ausueben wollen, und dazu "braucht" er Journalist*innen.
Andererseits will er sie ja nicht per Presserat "vergraulen", die sonst denken, dass er ein "scharfer Hund" sei und Interviews mit ihm kuenftig meiden.

Eigentlich sollte der Interviewte, hier Zwerg, das Recht haben, VOR DER VEROEFFENTLICHUNG eines Artikels den Artikel vorab lesen zu koennen und freigeben zu konnen.

Nehme an, dass hier evtl was schief gelaufen ist und Zwerg uebel ueberraschenderweise als "Zuhaelter" definiert wurde.

Dennoch irgendwie schade, von Journalist*innen ausgerechnet von diesem Magazin, wie Zwerg meinte, das bisher einige gute Storys auch mit Hilfe von Zwerg hervor brachte, so anmassend tituliert zu werden.

Wenn man sich diesen Artikel noch einmal durchliest, merkt man, dass, jetzt rede ich vom Sexwork, nicht so viel rausgekommen ist, nur mehr so eher ein "Gafferbericht", aber nur zwei, drei Saetze ueber Liebeskasperl, Seelenficker, Rettungsindustrie.
Ja, das sind so Schlagworte, wo Journalist*innen meinen, den Artikel bei Leser*innen so aufpuschen zu koennen.
Dabei hat sich Zwerg, wie wir alle ihn so kennen, sich stundenlang bemueht, auch ueber andere Sachen im Sexwork aufzuklaeren.
Leider konnten das die Journalist*innen das wohl nicht so wiedergeben.

Naja. Aber gut, dass Zwerg die Journalist*innen immer ein zweites Mal wieder trifft ... Die Interviews wuerden dann wohl sehr kurz und rar ausfallen.

Liebe Gruesse von deernhh

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#770

Beitrag von Zwerg »

Ich möchte nicht wirklich den Falter (der Zeitschriftenredaktion) vor dem Presserat zitieren, nicht nur, weil ich das für aussichtslos halte - ich wurde nicht als Zuhälter bezeichnet, dies wäre klagbar, sondern einfach unhöflich und respektlos beschrieben. Das ich mich jetzt in meiner Ehre gekränkt sehen könnte, wäre eine Möglichkeit, welche aber nicht der Realität entspricht - eine Rufschädigung oder Dergleichen gibt es nicht. Ich bin zwar beleidigt worden (in unseren Augen), jedoch einige andere Personen mit welchen ich wegen des Artikels gesprochen habe, sehen es nicht ganz so tragisch.

Ich werde nach dem Wochenende eine Mail an einen Redakteur des Falters, der mich persönlich kennt, senden und nachfragen, ob sie auch schreiben würden "Jemand sieht wie ein Dieb oder Mörder aus (sind auch Begriffe aus dem Strafgesetzbuch, wie eben Zuhälter)". Ich werde betonen, dass ich das Geschriebene für unakzeptabel halte, aber es darauf beruhen lasse.

Ganz ohne Reaktion von meiner Seite wird es nicht gehen - wir zeigen auf, wenn Unrecht geschieht. Jedoch steht auch die Frage im Raum, ob sich der Aufwand lohnt. Mich interessiert auch ob das die neue Blattlinie ist - oder aber, ob da 3 JournalistInnen weit übers Ziel geschossen haben. Ich bin auch am Überlegen, ob ich die Leute auf Facebook anschreibe und nachfrage, ob sie diese Form des Ausdrucks wirklich überdacht haben. Die Qualität des Artikels lässt sich auch daran ersehen, dass in der Printausgabe mein Name 3 mal unterschiedlich geschrieben wurde. Obwohl die Leute von mir eine Visitenkarte erhalten haben.... Ist mir auch noch nie passiert. Ebenso habe ich viele körperliche Unzulänglichkeiten, jedoch an Haarwuchs mangelt es mir nicht. Wenn jetzt ein Journalist schreibt ich hätte lichtes Haar, so wie im Artikel geschehen, wird wahrscheinlich dichtes Haar gemeint sein. Aber selbst wenn es nicht so ist, regt es mich nicht (mehr) wirklich auf. In den Jahren meiner Tätigkeit gab es gute Artikel, da gute JournalistInnen am Tisch saßen - und es gibt Andere. Wir lernen daraus!

Liebe Grüße

christian

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#771

Beitrag von Zwerg »

Heute 2 weitere Anfragen für ein Praktikum (unabhängig voneinander)

Beide (!) betonen, dass sie den Artikel zwar unmöglich finden, aber auf Grund Dessen sexworker.at besucht haben und deshalb sich für unsere Arbeit interessieren. Irgendwie ist es schade, dass wir keine Praktikumsplätze anbieten können. Aber alle 3 bisherige Anfragende werden sich mit uns zu Gesprächen in Wien treffen.

Liebe Grüße

christian

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#772

Beitrag von deernhh »

PROSTITUTION:
DIE (UNSICHTBARE) ARBEIT DER NACHT
WIEN BEI NACHT
Prostitution ist in Wien aufgrund geanderter gesetzlicher Rahmenbedingungen weitgehend unsichtbar geworden. Dass sie weniger geworden ist, heisst das natuerlich nicht. Ein Lokalaugenschein.

von Eva Walisch und Christine Imlinger
29.08.2018 um 11:23

Viel ist nicht mehr zu sehen. Beziehungsweise man muss schon ein Stueck fahren, um etwas zu sehen. Vor 40 Jahren sind in Wien Prostituierte noch auf der Kaerntner Strasse oder dem Graben gestanden, der Spittelberg war auch schon einmal Rotlichtviertel, und noch vor zehn Jahren konnte man sich den Guertel oder die Felberstrasse kaum vorstellen, ohne dass sich dort nachts halb nackte Frauen anboeten, so sehr war dieses Milieu im Stadtteil verankert.

Nun braucht es von der Innenstadt rund eine halbe Stunde Fahrtzeit, bis man den Strassenstrich erreicht. Suedliche Stadtgrenze, Brunner Strasse, hier ist Prostitution erlaubt. Wer nachts billigen Sex kaufen will, lenkt sein Auto in diese triste Strasse. Manche der jungen Frauen tanzen lasziv auf dem Gehsteig, winken, werfen Haare ueber Schultern. Meistens stehen sie zu zweit. Zur Sicherheit: Steigt eine in ein Auto, notiert die zweite das Autokennzeichen, sagt Christian Knappik.

Er ist einer jener dunklen Schatten hinter den Scheiben der Autos, die Nacht fuer Nacht gezielt zum Strich fahren. Christian Knappik betreibt das Sexworker.at-Forum und den dazugehoerigen Verein, und als solcher arbeitet er, sagt er, als eine Art ehrenamtlicher Lobbyist fuer Wiens Sexarbeiterinnen.

Er beraet Frauen und auch Betreiber der Etablissements, greift bei Problemen ein, und vor allem sitzt er jede Nacht im Auto, raucht, faehrt zu Bordellen, Studios, zu den Laufhaeusern oder Tantra-Lokalen. Er stellt den Frauen Websites bereit, organisiert ihnen Fotografen (damit sie nicht an Ausbeuter geraten, sagt er) und er kommt, wenn es Probleme mit Freiern gibt. Wenn einer nicht zahlen will - oder es zu Gewalt kommt.

(Weiter ging es nicht, denn ich bin leider keine zahlende Abonnentin)

https://diepresse.com/home/panorama/wie ... -der-Nacht

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#773

Beitrag von Zwerg »

Hier der Rest des obigen "Artikels"

Aus dem Stadtbild verbannt. Den abgelegenen Straßenstrich sieht er da als Problem – je trister, verlassener die Gegend, desto unsicherer für die Frauen, die mit Fremden in Autos steigen müssen. Früher, als die Frauen vor Stundenhotels in der Felberstraße etwa stehen konnten, sei das aus Sicht der Prostituierten sicherer gewesen. Aber im Stadtbild hat man das nicht mehr gern, und so passt auch Wiens zweiter Straßenstrich ins Konzept. Ebenfalls eine halbe Stunde Fahrt vom Zentrum, nun Richtung Norden, die Einzingergasse in Floridsdorf, ein ebenso tristes Stück Stadt wie die Brunner Straße im Süden.

Auch hier stehen Nacht für Nacht eine Handvoll Frauen. Und dann gibt es noch ein paar informelle Orte, Stuwerviertel, Westbahnhof, der Schweizergarten für Männer werden da genannt. Weitgehend aber ist diese Arbeit der Nacht (die sich freilich genauso tagsüber abspielt), von der die meisten wenig wissen wollen, unsichtbar geworden. Dabei gehen einige Hundert, wenn nicht Tausende Menschen (über die Frauen weiß man einiges, über Männer, die sich Männern anbieten, fast nichts), diesem Gewerbe nach. Rund 3400 registrierte Sexarbeiter(innen) kennt die Polizei in Wien, etwa 70 davon sind Männer. Sie arbeiten mit „Deckel“, unterziehen sich also den regelmäßigen amtsärztlichen Untersuchungen.

Völlig verschiedene Schätzungen.Dazu schätzt die Polizei die Zahl derjenigen, die ohne Registrierung arbeiten, auf 200 bis 500. Knappik hingegen geht mit 10.000 Prostituierten in Wien, davon 2000 Männern, von viel höheren Zahlen aus. Viele würden sich die, wie er sie sieht, schikanösen Untersuchungen nicht antun. Denn dazu sind Escort-Frauen wie Anbieterinnen sexueller Dienstleistungen für Ältere oder Menschen mit Handicap ebenfalls verpflichtet. Für ihn ein Sicherheitsproblem – wer sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht registrieren lässt, traut sich bei Problemen auch nicht, die Polizei zu rufen.

Gut 1400 Zimmer sind es jedenfalls, in denen in Wien die Prostitutionsausübung genehmigt ist, so die Zahlen der Polizei. „Bitte schön, das ist die Realität“, sagt Christian Knappik beim Betreten eines Studios nahe dem Margaretengürtel. Zwei Zimmer, gepflegt, sauber, geschmacklos.

Nur die Kondome auf dem Nachtkästchen erinnern an das, was sich hier zu Geschäftszeiten tut, sonst könnte es ein Hotelzimmer sein – das jemand mit Vorliebe für Kitschdarstellungen vollbusiger Frauen mit Engelsflügeln eingerichtet hat.

Hier, hinter der unscheinbaren Tür wartet M. auf Kunden. Eine junge Frau, freundliche Umgangsformen, Negligee, als „exotischen“ Typ würde man sie in diesem Metier beschreiben. M. ist immer wieder einige Monate in Wien, dazwischen auf Reisen. Dass sie sich rar macht, sei gut fürs Geschäft.

Im schmucklosen Eingangsbereich riecht es nach frisch gewaschenen Handtüchern, es läuft Pop, und wenn jemand vor der Türe steht, dann zieht sich O., die Frau, die das Studio betreibt, zurück, lässt M. die Tür öffnen.

Es läutet, auf dem Bildschirm der Videoüberwachung sieht man einen Mann im Blaumann, M. führt ihn ins Zimmer. Allein ist sie im Studio nie, immer seien zumindest zwei Frauen in der Wohnung, notfalls, sagt Betreiberin O., tue sie, als hätte sie Telefondienst. In Wahrheit aber geht es um die Sicherheit.

Ein Studio wie dieses, das ist so etwas wie der Durchschnitt der Etablissements in Wien. Von den knapp 370 genehmigten Prostitutionslokalen in Wien haben 80% maximal zwei Zimmer. 14% haben fünf bis neun Zimmer, mehr als zehn Zimmer – dann kann man von einem Laufhaus sprechen – haben nur sechs Prozent der Lokale, also eine Handvoll.

Tendenziell werden in Wien die Laufhäuser mehr, die kleinen Etablissements weniger. Große, finanzkräftigere Betreiber können es sich eher leisten, die Auflagen zu erfüllen. Die genauen Auflagen kennt nur die Polizei – es geht jedenfalls um Baupolizeiliches, um die Außenwirkung, die zumindest in Wohngebieten nicht zu offensichtlich sein darf. Der Markt konzentriert sich auf jeden Fall, das ist eine Folge des Wiener Prostitutionsgesetzes aus dem Jahr 2011.

Der Markt indes lässt sich freilich nicht nur per Gesetz definieren. So schlägt etwa auch das Flüchtlingsthema durch. Und der Umstand, dass Asylwerber während des laufenden Verfahrens nur wenigen Jobs nachgehen dürfen. Einer dieser Jobs: die Prostitution. Denn diese kann als freies Gewerbe angemeldet werden. Auffällig war zuletzt der Anstieg bei Sexarbeiterinnen chinesischer Herkunft. Um die 360 Frauen, drei Viertel davon Asylwerberinnen, wurden im Jahr 2016 polizeilich gezählt. 2010 gab es in Wien nur vier offiziell gemeldete Prostituierte aus China.

Aber zurück zu den Auswirkungen des Wiener Prostitutionsgesetzes. Knappik kritisiert eine neue Monopolisierung, wachsende Abhängigkeit – und dass mehr Leute am Geschäft der Frauen verdienen würden, diesen selbst davon weniger bleibe.


Vor dem Schloss Schönbrunn. Überhaupt, die Mär vom leicht oder zumindest schnell verdienten Geld will er brechen. Das gelte vielleicht am Anfang, wenn sich Frauen neu in Wien anbieten. 2500 Euro, mehr sei es bei den meisten Frauen nach ein paar Monaten nicht. Vor Steuern. Früher, sagt Knappik, wäre das besser gewesen, auch seien die Frauen unabhängiger gewesen. Er wünsche sich diese Zustände wieder. Und träumt von einem zentralen, schönen Straßenstrich mit selbstbestimmten Sexarbeiterinnen.

Ihm, sagt Knappik, würde ja Schönbrunn als neuer Straßenstrich am besten gefallen, beim Vorbeifahren, auf dem Weg zu einer kurzen Inspektion am Auhof. Hier, auf einem verlassenen Straßenstück unweit der Autobahn, hinter dem Hotel, war auch einmal der Straßenstrich, ein trister, menschenleerer Ort. Hier wäre Prostitution erlaubt, los ist aber nichts mehr. Zu abgelegen, zu unsicher, hier wolle niemand stehen, sagt Knappik.

Vor dem Schloss gefalle es ihm, „um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten“. Nachts, dann wenn das prunkvolle Schloss schön leuchtet. Immerhin habe hier auch schon der Kaiser, Joseph II., auf den Vorschlag, die damals wuchernde Prostitution in Wien einzudämmen, indem man sie auf Bordelle beschränkt, gemeint: Man brauche doch nur ein Zelt über ganz Wien zu spannen. Und fertig wäre das Bordell.


https://diepresse.com/home/panorama/wie ... -der-Nacht

Das Zitat mit Schönbrunn ist unserer Fraences zuzuschreiben - sie meinte unserer Frauenministerin gegenüber auf die Frage, wo ein Straßenstrich in Wien Sinn machen würde, dass ihr das Haus mit den gelben Laternen gefallen würde. Wir waren einen Tag zuvor in der Nacht auf Tour und einer unserer Wege führte uns am Schloss Schönbrunn vorbei :-) (ich habe diese Episode den Journalistinnen erzählt)
Bild
Foto vom Schloss Schönbrunn von unserer deernhh nachgereicht :-)
Zuletzt geändert von Zwerg am 29.08.2018, 15:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#774

Beitrag von deernhh »

WIEN
MORDDROHUNGEN IN WIEN-LIESING
MANN IN LAUFHAUS FESTGENOMMEN
21.09.2018 10:39
(Akt. 21.08.2018 13:11)

Am Freitag um 0:45 Uhr wurde die Polizei in ein Laufhaus in der Triester Strasse in Wien-Liesing gerufen. Grund dafuer war ein 26-jaehriger Oesterreicher der mehreren Menschen - unter anderem einem beruechtigten Wiener Rotlicht-Boss - gedroht haben soll.

Ein 26-jaehriger Oesterreicher soll am Freitag um 0:45 Uhr in einem Laufhaus in der Triester Strasse in Wien-Liesing eine 25-jaehrige Frau, einen 56-jaehrigen Mann und einen 28-jaehrigen Mann mit dem Umbringen bedroht haben. Grund dafuer war, dass ihm die Dienstleistung einer 25-jaehrigen Prostituierten nicht gepasst haben.

26-jaehriger Freier beschimpft auch die Polizisten

In weiterer Folge beschaedigte der 26-Jaehrige eine Tuer mit einem Fusstritt. Daraufhin wurde auch der 28-jaehrige Security-Mann wuetend und fing an, den 26-Jaehrigen zu schlagen. Als schliesslich die Beamten eintrafen, bedrohte der unzufriedene Freier auch diese mit dem Tod. Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, legten die Polizisten dem 26-jaehrigen Mann die Handschellen an. Dies machte den Mann jedoch noch wuetender. "Wenns ma net die Handschellen abnehmts, bring i euch um", drohte er ihnen. Der 26-jaehrige Mann wurde festgenommen und den 28-jaehrigen Sicherheitsmann erwartet eine Anzeige wegen Koerperverletzung.
(Red)

https://www.vienna.at/morddrohungen-in- ... en/5932844
https://www.krone.at/1775613

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#775

Beitrag von hapebe »

WIEN: Polizeirazzia im Rotlicht (Kurier.at vom 9.1.2019)
https://kurier.at/chronik/wien/polizeir ... /400373219
„Ein Atom ist leichter zu zertrümmern als ein Vorurteil“ (Albert Einstein)

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#776

Beitrag von Zwerg »

Im Hinblick auf die derzeitigen Geschehnisse....

Es gibt Dinge, die sind absolut in Ordnung bzw. sogar überfällig. Aber dann gibt es auch diverse Vorfälle, welche in mir Zweifel aufkommen lassen.

Bild


christian

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#777

Beitrag von Kasharius »

Schade! Das hätte mich jetzt doch interessiert.

Kasharius grüßt und empfielt mit bald 50zig: In der (Un)Ruhe liegt die (Widerstands)kraft :002

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#778

Beitrag von Zwerg »

Kasharius hat geschrieben:
14.01.2019, 14:55
Schade! Das hätte mich jetzt doch interessiert.
Das was zur Zeit an Meldungen (teilweise mit Schriftstücken untermauert) herein kommt, ist zu hinterfragen. Jedoch muss ich mich auf Wunsch der Geschädigten bedeckt halten. Nur so weit: Wir sind niemals so wirklich Freunde der BetreiberInnen gewesen - es gab immer eine respektvolle Distanziertheit. Da jedoch Arbeitsplätze von SexarbeiterInnen in Gefahr sind, müssen wir uns auch anderen Belangen zuwenden, die normalerweise nicht auf unserer Agenda stehen.

Ich kritisiere nicht generell die Vorgehensweise! Jedoch in manchen Fällen die Verhältnismäßigkeit bzw. auch die Vorgehensweise...

Wir können nur hoffen, dass sich die Dinge noch so regeln, dass wichtige Arbeitsplätze nicht völlig verloren gehen. Denn dies hätte unweigerlich zur Folge, dass es weiter in Richtung "Kriminalisierung und Illegalität" geht. Und das kann nicht der Sinn der Übung sein (hoffe ich)

Liebe Grüße

christian

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#779

Beitrag von Kasharius »

Ja, es ist wie in DEutschland. Vielleicht läßt es sich so beschreiben: Um die Rechte der SW zu stärken, muss man auch jene der Betreiber (nicht aller, aber vieler) stärken.

Solidarische Grüße aus dem derzeit stürmischen Berlin von

Kasharius grüßt

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Re: LokalNachrichten: WIEN

#780

Beitrag von deernhh »

Ich prognostiziere:
In den naechsten 10 bis 15 Jahren wird Wien steril und es wuerden nur noch ein oder zwei grosse Bordelle geben. Das wars.
Die Leidtragenden sind wie immer die Sexarbeiter*innen selbst mangels Arbeits(platz)moeglichkeiten.
Die Bordellbetreiber*innen / Zimmervermieter*innen und Executive / Legislative / Judikative agieren hinter den Ruecken der SWs, sind nur auf ihre eigenen Erfolge bedacht und denken nicht daran, zum normalen Wohl der SW wie normale Erwachsene zusammen zu arbeiten.
Die SWs werden von allen finanziell so derartig geschroepft, dass das eigene private Leben oft im finanziellen Existenzminimum zu bewaeltigen ist.
Traurig!

Traurige und wuetende Gruesse,
deernhh

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