LokalNachrichten: ZÜRICH
- Marc of Frankfurt
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Mir gefällt das Plakat und die Aktion gut, auch wenn es natürlich eine Schande, dass Sexworker wie meistens nicht beteiligt waren.
Dass dem Zunftmeister der Vergleich Bäcker-Sexworker nicht einleuchtet erscheint klar, wenn man seinen sozialen Rang beachtet, den es für eine gutorganisierte Branche zu verteidigen gilt.
Doch der Konsum von sexuellen Dienstleistungen und Bäckereiprodukten hat viel gemeinsam: Es geht ums vernaschen, um orale Lustbefriedigung etc.
Doch der Bäcker kann einfach leichter privat und Geschäft trennen und er hat zudem ein materielles Produkt, an das er seine Wertschöpfung und damit verbundene Geldforderung knüpfen kann. Das macht ihn gesellschaftlich-marktwirtschaftlich viel stärker als die holistisch mit ihrem Selbst und Körper arbeitenden Sexarbeiter.
Bin gespannt wie die Juso-Aufmerksamkeitskampagne bei unserem Schwesternetzwerk www.prokore.ch Anklang findet.
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Dass dem Zunftmeister der Vergleich Bäcker-Sexworker nicht einleuchtet erscheint klar, wenn man seinen sozialen Rang beachtet, den es für eine gutorganisierte Branche zu verteidigen gilt.
Doch der Konsum von sexuellen Dienstleistungen und Bäckereiprodukten hat viel gemeinsam: Es geht ums vernaschen, um orale Lustbefriedigung etc.
Doch der Bäcker kann einfach leichter privat und Geschäft trennen und er hat zudem ein materielles Produkt, an das er seine Wertschöpfung und damit verbundene Geldforderung knüpfen kann. Das macht ihn gesellschaftlich-marktwirtschaftlich viel stärker als die holistisch mit ihrem Selbst und Körper arbeitenden Sexarbeiter.
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- nina777
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16.8.2010
Das Vorbild heisst Köln
Mit repressiven Massnahmen wird man den Auswüchsen des Strassenstrichs nicht Herr. Die Kölner erkannten: Strassenprostituierte brauchen Schutz und einen Platz an Stadtrand.
Die Situation beim Sihlquai ist ausser Kontrolle. Anwohner klagen über kopulierende Freier an allen möglichen Orten und beschweren sich über Exkremente vor Hauseingängen. Mit den kürzlich montierten WC-Kabinen hat die Stadtpolizei etwas gegen die Fäkalienplage unternommen – damit aber nur einen Teil des Problems gelöst. Die bis zu 80 Prostituierten, die an dieser wichtigen Einfallstrasse und in unmittelbarer Nähe von Schulen und Wohnungen aggressiv um Freier werben, sind für das Quartier untragbar.
Neuer Strichplan ist notwendig
Der aus dem Jahr 1993 stammende Strichplan ist längst überholt und muss deshalb neu definiert werden. Während sich Politiker und Milieu damals um Standplätze in der City und an der Langstrasse stritten, sieht sich die Polizei heute mit ganz anderen Problemen konfrontiert: Es ist die grosse und stetig wachsende Zahl der Prostituierten, die seit Frühling 2006 vor allem aus Osteuropa nach Zürich und an das Sihlquai strömt. Damals trat die Personenfreizügigkeit mit acht neuen EU-Ländern in Kraft, darunter mit Ungarn. 2009 kamen Bulgarien und Rumänien dazu.
Wollen die Prostituierten arbeiten, müssen sie lediglich beim Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) 25 Franken bezahlen und ihren Pass vorlegen, um eine Meldebestätigung zu erhalten. In einem Kalenderjahr dürfen sie während 90 Tagen anschaffen.
Die Stadt will mit dem Projekt «Rotlicht» bis Ende Jahr konkrete Lösungen präsentieren. Es ist zu hoffen, dass sie sich dabei an Vorbildern orientiert, die mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert waren und sie erfolgreich bewältigten. Köln ist eine solche Stadt. Mit einer Million Einwohnern ist sie zwar bedeutend grösser als Zürich. Doch auch Köln kämpfte gegen die Auswüchse des Strassenstrichs in einem Wohnquartier.
Auch für Prostituierte sicherer
Mit der Verlegung des Strichs an einen Ort an der Peripherie und dem Aufstellen von sogenannten Verrichtungsboxen haben die Verantwortlichen dort den richtigen Weg eingeschlagen. Für die Prostituierten ist das Arbeiten wesentlich sicherer geworden. Sie müssen nicht mehr mit den Freiern in Hinterhöfe oder an Waldränder fahren, wo sie ihnen bei einem allfälligen Übergriff praktisch schutzlos ausgeliefert wären. In den Boxen kann die Prostituierte aus dem Wagen aussteigen und in einer Notsituation den Alarmknopf drücken. Die Türe des Fahrers ist wegen einer Mauer blockiert.
Andere deutsche Städte haben das Konzept übernommen. In Essen ist seit der Einführung vor zwei Jahren zweimal Alarm ausgelöst worden. In beiden Fällen konnte der Täter festgenommen werden. Anfängliche Bedenken, dass die Freier wegen der Massnahmen ausbleiben würden, haben sich nicht bewahrheitet.
Bewährter Pragmatismus
Vor allem auf repressive Massnahmen zu setzen, führt zu keinem Erfolg. Der Stadtrat hat das bereits 2004 erkannt: Bedeutsamer sei, die Prostitution quartierverträglich zu gestalten, schrieb er als Antwort auf eine Interpellation.
Deshalb sollte sich der Zürcher Stadtrat daran erinnern, dass er bereits früher mit Pragmatismus aus scheinbar ausweglosen Situationen herausfand, beispielsweise bei der offenen Drogenszene. Dem neuen Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) dürfte es leichter fallen, neue Wege zu beschreiten. Er hat bereits bewiesen, dass er für neue Lösungen offen ist.
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/15308567
Das Vorbild heisst Köln
Mit repressiven Massnahmen wird man den Auswüchsen des Strassenstrichs nicht Herr. Die Kölner erkannten: Strassenprostituierte brauchen Schutz und einen Platz an Stadtrand.
Die Situation beim Sihlquai ist ausser Kontrolle. Anwohner klagen über kopulierende Freier an allen möglichen Orten und beschweren sich über Exkremente vor Hauseingängen. Mit den kürzlich montierten WC-Kabinen hat die Stadtpolizei etwas gegen die Fäkalienplage unternommen – damit aber nur einen Teil des Problems gelöst. Die bis zu 80 Prostituierten, die an dieser wichtigen Einfallstrasse und in unmittelbarer Nähe von Schulen und Wohnungen aggressiv um Freier werben, sind für das Quartier untragbar.
Neuer Strichplan ist notwendig
Der aus dem Jahr 1993 stammende Strichplan ist längst überholt und muss deshalb neu definiert werden. Während sich Politiker und Milieu damals um Standplätze in der City und an der Langstrasse stritten, sieht sich die Polizei heute mit ganz anderen Problemen konfrontiert: Es ist die grosse und stetig wachsende Zahl der Prostituierten, die seit Frühling 2006 vor allem aus Osteuropa nach Zürich und an das Sihlquai strömt. Damals trat die Personenfreizügigkeit mit acht neuen EU-Ländern in Kraft, darunter mit Ungarn. 2009 kamen Bulgarien und Rumänien dazu.
Wollen die Prostituierten arbeiten, müssen sie lediglich beim Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) 25 Franken bezahlen und ihren Pass vorlegen, um eine Meldebestätigung zu erhalten. In einem Kalenderjahr dürfen sie während 90 Tagen anschaffen.
Die Stadt will mit dem Projekt «Rotlicht» bis Ende Jahr konkrete Lösungen präsentieren. Es ist zu hoffen, dass sie sich dabei an Vorbildern orientiert, die mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert waren und sie erfolgreich bewältigten. Köln ist eine solche Stadt. Mit einer Million Einwohnern ist sie zwar bedeutend grösser als Zürich. Doch auch Köln kämpfte gegen die Auswüchse des Strassenstrichs in einem Wohnquartier.
Auch für Prostituierte sicherer
Mit der Verlegung des Strichs an einen Ort an der Peripherie und dem Aufstellen von sogenannten Verrichtungsboxen haben die Verantwortlichen dort den richtigen Weg eingeschlagen. Für die Prostituierten ist das Arbeiten wesentlich sicherer geworden. Sie müssen nicht mehr mit den Freiern in Hinterhöfe oder an Waldränder fahren, wo sie ihnen bei einem allfälligen Übergriff praktisch schutzlos ausgeliefert wären. In den Boxen kann die Prostituierte aus dem Wagen aussteigen und in einer Notsituation den Alarmknopf drücken. Die Türe des Fahrers ist wegen einer Mauer blockiert.
Andere deutsche Städte haben das Konzept übernommen. In Essen ist seit der Einführung vor zwei Jahren zweimal Alarm ausgelöst worden. In beiden Fällen konnte der Täter festgenommen werden. Anfängliche Bedenken, dass die Freier wegen der Massnahmen ausbleiben würden, haben sich nicht bewahrheitet.
Bewährter Pragmatismus
Vor allem auf repressive Massnahmen zu setzen, führt zu keinem Erfolg. Der Stadtrat hat das bereits 2004 erkannt: Bedeutsamer sei, die Prostitution quartierverträglich zu gestalten, schrieb er als Antwort auf eine Interpellation.
Deshalb sollte sich der Zürcher Stadtrat daran erinnern, dass er bereits früher mit Pragmatismus aus scheinbar ausweglosen Situationen herausfand, beispielsweise bei der offenen Drogenszene. Dem neuen Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) dürfte es leichter fallen, neue Wege zu beschreiten. Er hat bereits bewiesen, dass er für neue Lösungen offen ist.
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/15308567
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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25.08.2010
Leupi studiert in Deutschland Sexboxen
Die Stadt Zürich sucht nach Wegen, um den Strassenstrich unter Kontrolle zu bringen. In Köln und Essen will der Zürcher Polizeivorsteher die sogenannten Verrichtungsboxen kennenlernen.
Der neue Zürcher Polizeivorsteher Daniel Leupi will von Holland lernen. Das als «Utrechter Modell» bekannte Konzept mit abgeschirmten Parkplätzen, wo Prostituierte ihre Freier direkt im Auto bedienen können, hat sich nicht nur in Holland, sondern auch in deutschen Städten durchgesetzt – und wird nun von den Zürcher Behörden geprüft. Laut «Blick am Abend» wird deshalb eine Delegation des Polizeidepartements eine Reise nach Köln und Essen unternehmen. Dort wollen die Behördenvertreter die sogenannten Verrichtungsboxen und ihre Auswirkungen auf die Prostitution studieren.
Die Reise sei nötig, weil die Situation am Sihlquai zur Zeit völlig unhaltbar sei, bestätigt der Sprecher des Polizeidepartements, Reto Casanova. «Da muss man etwas unternehmen.» Die Studienreise nach Deutschland werde «in den nächsten Wochen» stattfinden.
Zur Delegation gehören neben Leupi auch Fachleute wie Rolf Vieli, der im Rahmen des Projekts Rotlicht Vorschläge zu Handen des Stadtrates ausarbeitet. Die Erkenntnisse der Studienreise fliessen laut Casanova in den stadträtlichen Bericht ein, mit dem über die Zukunft des Strassenstrichs entschieden wird. Dazu gehört auch ein neuer Strichplan
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/16750369
Leupi studiert in Deutschland Sexboxen
Die Stadt Zürich sucht nach Wegen, um den Strassenstrich unter Kontrolle zu bringen. In Köln und Essen will der Zürcher Polizeivorsteher die sogenannten Verrichtungsboxen kennenlernen.
Der neue Zürcher Polizeivorsteher Daniel Leupi will von Holland lernen. Das als «Utrechter Modell» bekannte Konzept mit abgeschirmten Parkplätzen, wo Prostituierte ihre Freier direkt im Auto bedienen können, hat sich nicht nur in Holland, sondern auch in deutschen Städten durchgesetzt – und wird nun von den Zürcher Behörden geprüft. Laut «Blick am Abend» wird deshalb eine Delegation des Polizeidepartements eine Reise nach Köln und Essen unternehmen. Dort wollen die Behördenvertreter die sogenannten Verrichtungsboxen und ihre Auswirkungen auf die Prostitution studieren.
Die Reise sei nötig, weil die Situation am Sihlquai zur Zeit völlig unhaltbar sei, bestätigt der Sprecher des Polizeidepartements, Reto Casanova. «Da muss man etwas unternehmen.» Die Studienreise nach Deutschland werde «in den nächsten Wochen» stattfinden.
Zur Delegation gehören neben Leupi auch Fachleute wie Rolf Vieli, der im Rahmen des Projekts Rotlicht Vorschläge zu Handen des Stadtrates ausarbeitet. Die Erkenntnisse der Studienreise fliessen laut Casanova in den stadträtlichen Bericht ein, mit dem über die Zukunft des Strassenstrichs entschieden wird. Dazu gehört auch ein neuer Strichplan
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/16750369
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Ob wir unseren befreundeten Sozialarbeitern der Projekte in Köln und Essen einen Brief/email senden und sie höflich aber auch eindringlich darum bitten, dass ein neuer Name gefunden und benutzt wird, wenn fachlich über Safer-Sex-Boxen für Sexworker gesprochen wird z.B. gegenüber den lernwilligen Schweizer Behördenvertretern aber auch allgemein in der Öffentlichkeit?
Die neue Überschrift "Sexboxen" deutet ja an, dass die recherchierenden Journalisten schon etwas sensibel und flexibler geworden sind.
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26.08.2010
Zu öffentlich
Freier wollen keine Sex-Boxen
ZÜRICH - Die Freier vom Zürcher Strassenstrich fürchten sich vor Überwachung bei den Sex-garagen. Die Stadt will die Drive-In-Puffs trotzdem einrichten.
Schon bevor sie aufgestellt werden sorgen die Sex-Boxen für Diskussionen – auch unter Freiern. «Die Boxen sind zu öffentlich. Für die Sexworkerinnen wärs zwar sicherer, aber wir Freier verstecken uns für Sex lieber im Dunkeln,» sagt Sihlquai-Stammfreier Manfred K. (47) zu Blick am Abend.
Keine Hemmungen
Polizeivorsteher Daniel Leupi will mit Sex-Boxen, zu denen Prostituierte mit ihren Freiern hinfahren können, den Druck vom Sihlquai nehmen (wir berichteten). «Wer die Sexdientleistung in einem Hauseingang bezieht, hat wohl auch keine Hemmungen, die Boxen zu benutzen», schätzt Michael Herzig vom Sozialdepartement der Stadt die Akzeptanz ein.
Ob die Einfahrt zum Openairbordell zur Sicherheit mit Kameras überwacht wird, ist nicht entschieden. Aber: «Ein Freier-Register wollen wir nicht. Die Kontrolle dient der Sicherheit der Prostituierten», sagt Rolf Vieli, Leiter Projektgruppe «Rotlicht». «Wir klären mögliche Standorte ab.»
Standorte noch geheim
Wo diese sind, darf er noch nicht sagen. «Aber wenn wir nicht zuversichtlich wären, dass wir einen geeigneten Ort finden, würden wir das Projekt gar nicht machen.»
Ende September reist die Projektgruppe «Rotlicht» nach Essen und Köln. Dort stehen schon Sexboxen. «Wir wollen uns ein Bild der realen Situation machen», sagt Vieli. Dann können wir entscheiden, ob das Modell für Zürich geeignet ist oder ob es noch angepasst werden muss.
http://www.blick.ch/news/schweiz/zueric ... xen-154118
Zu öffentlich
Freier wollen keine Sex-Boxen
ZÜRICH - Die Freier vom Zürcher Strassenstrich fürchten sich vor Überwachung bei den Sex-garagen. Die Stadt will die Drive-In-Puffs trotzdem einrichten.
Schon bevor sie aufgestellt werden sorgen die Sex-Boxen für Diskussionen – auch unter Freiern. «Die Boxen sind zu öffentlich. Für die Sexworkerinnen wärs zwar sicherer, aber wir Freier verstecken uns für Sex lieber im Dunkeln,» sagt Sihlquai-Stammfreier Manfred K. (47) zu Blick am Abend.
Keine Hemmungen
Polizeivorsteher Daniel Leupi will mit Sex-Boxen, zu denen Prostituierte mit ihren Freiern hinfahren können, den Druck vom Sihlquai nehmen (wir berichteten). «Wer die Sexdientleistung in einem Hauseingang bezieht, hat wohl auch keine Hemmungen, die Boxen zu benutzen», schätzt Michael Herzig vom Sozialdepartement der Stadt die Akzeptanz ein.
Ob die Einfahrt zum Openairbordell zur Sicherheit mit Kameras überwacht wird, ist nicht entschieden. Aber: «Ein Freier-Register wollen wir nicht. Die Kontrolle dient der Sicherheit der Prostituierten», sagt Rolf Vieli, Leiter Projektgruppe «Rotlicht». «Wir klären mögliche Standorte ab.»
Standorte noch geheim
Wo diese sind, darf er noch nicht sagen. «Aber wenn wir nicht zuversichtlich wären, dass wir einen geeigneten Ort finden, würden wir das Projekt gar nicht machen.»
Ende September reist die Projektgruppe «Rotlicht» nach Essen und Köln. Dort stehen schon Sexboxen. «Wir wollen uns ein Bild der realen Situation machen», sagt Vieli. Dann können wir entscheiden, ob das Modell für Zürich geeignet ist oder ob es noch angepasst werden muss.
http://www.blick.ch/news/schweiz/zueric ... xen-154118
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26.8.2010
Keine kantonale Regelung zur Jugendprostitution
Regierungsrat lehnt CVP-Motion ab
In einer Motion hatte die CVP gefordert, auf Kantonsebene gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um zu verhindern, dass sich Jugendliche unter 18 Jahren prostituieren können. Der Regierungsrat lehnt das Begehren nun mit Verweis auf die Zuständigkeit des Bundes ab.
(sda) Der Zürcher Regierungsrat erachtet es als nicht sinnvoll, auf Kantonsebene gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um die Prostitution von Jugendlichen unter 18 Jahren zu unterbinden. Die Heraufsetzung des Schutzalters sei Sache des Bundes.
Massnahmen zum Schutze von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung seien zwar zu begrüssen, teilte der Regierungsrat am Donnerstag in seiner Stellungnahme zu einer CVP-Motion im Kantonsrat mit. Auch die Heraufsetzung des Schutzalters für Prostituierte von 16 auf 18 Jahre sei sinnvoll.
Die Zuständigkeit des Bundes und die von ihm bereits unternommenen Schritte sprechen nach Meinung des Regierungsrates jedoch klar gegen eine kantonale Regelung. Der Bundesrat habe Anfang Juni dieses Jahres das Übereinkommen des Europarates zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch genehmigt.
Die am 1. Juli in Kraft getretene Konvention wolle die ungestörte sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen umfassend schützen. Der Beitritt der Schweiz werde verschiedene Anpassungen des Strafgesetzbuches erfordern. So werde namentlich die Inanspruchnahme sexueller Dienste von 16- bis 18-Jährigen gegen Geld oder sonstige Vergünstigungen strafbar zu erklären sein.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/m ... 37808.html
Keine kantonale Regelung zur Jugendprostitution
Regierungsrat lehnt CVP-Motion ab
In einer Motion hatte die CVP gefordert, auf Kantonsebene gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um zu verhindern, dass sich Jugendliche unter 18 Jahren prostituieren können. Der Regierungsrat lehnt das Begehren nun mit Verweis auf die Zuständigkeit des Bundes ab.
(sda) Der Zürcher Regierungsrat erachtet es als nicht sinnvoll, auf Kantonsebene gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um die Prostitution von Jugendlichen unter 18 Jahren zu unterbinden. Die Heraufsetzung des Schutzalters sei Sache des Bundes.
Massnahmen zum Schutze von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung seien zwar zu begrüssen, teilte der Regierungsrat am Donnerstag in seiner Stellungnahme zu einer CVP-Motion im Kantonsrat mit. Auch die Heraufsetzung des Schutzalters für Prostituierte von 16 auf 18 Jahre sei sinnvoll.
Die Zuständigkeit des Bundes und die von ihm bereits unternommenen Schritte sprechen nach Meinung des Regierungsrates jedoch klar gegen eine kantonale Regelung. Der Bundesrat habe Anfang Juni dieses Jahres das Übereinkommen des Europarates zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch genehmigt.
Die am 1. Juli in Kraft getretene Konvention wolle die ungestörte sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen umfassend schützen. Der Beitritt der Schweiz werde verschiedene Anpassungen des Strafgesetzbuches erfordern. So werde namentlich die Inanspruchnahme sexueller Dienste von 16- bis 18-Jährigen gegen Geld oder sonstige Vergünstigungen strafbar zu erklären sein.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/m ... 37808.html
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2.9.2010
Unheilvolle Sogwirkung am Sihlquai
Schwierige Suche nach einem neuen Standort für den Strassenstrich
Die Zustände am Sihlquai haben sich zuletzt rapide verschlechtert. Dazu tragen neben oftmals gewaltbereiten Freiern zunehmend auch Gaffer bei. Die Stadt Zürich will den Strassenstrich verlegen – bloss wohin?
Die Gerichtsverhandlung von letzter Woche gegen vier mutmassliche Menschenhändler aus Ungarn hat einer breiten Öffentlichkeit die Abgründe aufgezeigt, die sich inzwischen auf dem Strassenstrich am Zürcher Sihlquai auftun. Am Bezirksgericht Zürich schilderte die Staatsanwältin Szenen von Misshandlung und Ausbeutung, wie sie hierzulande bis anhin nur vereinzelt ans Tageslicht gekommen waren. Noch kaum thematisiert worden ist die andere Seite des Geschäfts: Unter den Freiern ist gemäss Einschätzung von Rolf Vieli, dem Leiter der Projektgruppe «Rotlicht», ein Rückfall in die Zeiten des Drogenstrichs festzustellen. Die abhängigen, oft wenig selbstbewussten Roma-Frauen ziehen offenbar vermehrt Männer an, die teilweise von weit her anreisen, um hier ihr machohaftes Verhalten auszuleben.
Gewaltbereite Freier
Dieses Bild wird von Michael Herzig ergänzt. Herzig, der als Bereichsleiter Sucht und Drogen auch für «Flora Dora» verantwortlich ist, die mobile Beratungsstelle für Prostituierte, verweist darauf, dass der Strassenstrich schon immer auch gewaltbereite Freier angezogen hat. So ist es am Sihlquai sogar zu Tötungsdelikten gekommen. Die gehäufte Gewalt auf dem Strassenstrich habe damit zu tun, dass der Schutz der Prostituierten geringer sei als etwa in einem Sexsalon oder in einem Bordell.
Was sich zur gewohnt rauen Klientele zuletzt aber hinzugesellt habe, das seien die Gaffer. Neben grölenden Jugendlichen, die sich am Wochenende einen Spass daraus machen, die Szenerie lauthals zu kommentieren oder Frauen zu belästigen, geselle sich auch manch düstere Gestalt dazu. Die Berichterstattung in den Medien, oft bebildert mit knapp bekleideten Frauen, trägt laut Herzig nicht dazu bei, neugierige Männer von einem Besuch abzuhalten.
Beide Beobachter sind sich einig, dass die Situation am Sihlquai inzwischen derart eskaliert ist, dass nach Lösungen für die vielfältigen Probleme gesucht werden muss. So evaluiert eine Arbeitsgruppe «Rotlicht» derzeit Alternativen für die Strassenprostitution. Insbesondere soll der «Strichplan» aus dem Jahr 1993 überdacht werden. Die Suche nach neuen Standorten dürfte sich allerdings schwierig gestalten. Ein neuer «Strichplan» muss öffentlich ausgeschrieben werden, dagegen kann Rekurs eingereicht werden.
Trotzdem ist Projektleiter Vieli zuversichtlich, dem Stadtrat bis Ende Jahr Vorschläge unterbreiten zu können. Schwierig sei es, die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. So geniesse der Schutz der Anwohnerschaft Priorität, anderseits müsse auch den Prostituierten eine gewisse Sicherheit gewährt werden. Auf Spekulationen über mögliche Standorte will sich Vieli nicht einlassen. Einzig das häufig genannte Schlachthof-Areal neben dem Letzigrund schliesst er aus.
Stricher im Niederdorf
Nochmals anders präsentiert sich die Situation im Niederdorf. Hier wurde die Strassenprostitution, obwohl erlaubt, lange Zeit nur noch von älteren Damen praktiziert. Diesen Sommer hat sich aber im Umfeld der Fensterprostitution an der Häringstrasse ein aggressiver Strassenstrich gebildet. Zudem sind an der Zähringerstrasse regelmässig männliche Stricher anzutreffen. Diese stammen vorwiegend aus Rumänien, wie der «Altstadt-Kurier» kürzlich berichtete.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/u ... 18819.html
Unheilvolle Sogwirkung am Sihlquai
Schwierige Suche nach einem neuen Standort für den Strassenstrich
Die Zustände am Sihlquai haben sich zuletzt rapide verschlechtert. Dazu tragen neben oftmals gewaltbereiten Freiern zunehmend auch Gaffer bei. Die Stadt Zürich will den Strassenstrich verlegen – bloss wohin?
Die Gerichtsverhandlung von letzter Woche gegen vier mutmassliche Menschenhändler aus Ungarn hat einer breiten Öffentlichkeit die Abgründe aufgezeigt, die sich inzwischen auf dem Strassenstrich am Zürcher Sihlquai auftun. Am Bezirksgericht Zürich schilderte die Staatsanwältin Szenen von Misshandlung und Ausbeutung, wie sie hierzulande bis anhin nur vereinzelt ans Tageslicht gekommen waren. Noch kaum thematisiert worden ist die andere Seite des Geschäfts: Unter den Freiern ist gemäss Einschätzung von Rolf Vieli, dem Leiter der Projektgruppe «Rotlicht», ein Rückfall in die Zeiten des Drogenstrichs festzustellen. Die abhängigen, oft wenig selbstbewussten Roma-Frauen ziehen offenbar vermehrt Männer an, die teilweise von weit her anreisen, um hier ihr machohaftes Verhalten auszuleben.
Gewaltbereite Freier
Dieses Bild wird von Michael Herzig ergänzt. Herzig, der als Bereichsleiter Sucht und Drogen auch für «Flora Dora» verantwortlich ist, die mobile Beratungsstelle für Prostituierte, verweist darauf, dass der Strassenstrich schon immer auch gewaltbereite Freier angezogen hat. So ist es am Sihlquai sogar zu Tötungsdelikten gekommen. Die gehäufte Gewalt auf dem Strassenstrich habe damit zu tun, dass der Schutz der Prostituierten geringer sei als etwa in einem Sexsalon oder in einem Bordell.
Was sich zur gewohnt rauen Klientele zuletzt aber hinzugesellt habe, das seien die Gaffer. Neben grölenden Jugendlichen, die sich am Wochenende einen Spass daraus machen, die Szenerie lauthals zu kommentieren oder Frauen zu belästigen, geselle sich auch manch düstere Gestalt dazu. Die Berichterstattung in den Medien, oft bebildert mit knapp bekleideten Frauen, trägt laut Herzig nicht dazu bei, neugierige Männer von einem Besuch abzuhalten.
Beide Beobachter sind sich einig, dass die Situation am Sihlquai inzwischen derart eskaliert ist, dass nach Lösungen für die vielfältigen Probleme gesucht werden muss. So evaluiert eine Arbeitsgruppe «Rotlicht» derzeit Alternativen für die Strassenprostitution. Insbesondere soll der «Strichplan» aus dem Jahr 1993 überdacht werden. Die Suche nach neuen Standorten dürfte sich allerdings schwierig gestalten. Ein neuer «Strichplan» muss öffentlich ausgeschrieben werden, dagegen kann Rekurs eingereicht werden.
Trotzdem ist Projektleiter Vieli zuversichtlich, dem Stadtrat bis Ende Jahr Vorschläge unterbreiten zu können. Schwierig sei es, die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. So geniesse der Schutz der Anwohnerschaft Priorität, anderseits müsse auch den Prostituierten eine gewisse Sicherheit gewährt werden. Auf Spekulationen über mögliche Standorte will sich Vieli nicht einlassen. Einzig das häufig genannte Schlachthof-Areal neben dem Letzigrund schliesst er aus.
Stricher im Niederdorf
Nochmals anders präsentiert sich die Situation im Niederdorf. Hier wurde die Strassenprostitution, obwohl erlaubt, lange Zeit nur noch von älteren Damen praktiziert. Diesen Sommer hat sich aber im Umfeld der Fensterprostitution an der Häringstrasse ein aggressiver Strassenstrich gebildet. Zudem sind an der Zähringerstrasse regelmässig männliche Stricher anzutreffen. Diese stammen vorwiegend aus Rumänien, wie der «Altstadt-Kurier» kürzlich berichtete.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/u ... 18819.html
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05.09.2010
STAATLICHE BORDELLE KÖNNTEN SIHLQUAI-STRICH ERSETZEN
In mehreren Städten willkommen: «Laufhäuser» statt Strassenprostitution
ZÜRICH Die Stadt Zürich will den Strassenstrich am Sihlquai auflösen, die Prostituierten aber nicht einfach in andere Quartiere verdrängen. Eine mögliche Lösung sind staatliche Bordelle. «Wir schliessen nichts aus, was sich in anderen Ländern bewährt hat», bestätigt Rolf Vieli, Leiter des «Projekts Rotlicht». Vieli erarbeitet zuhanden des Stadtrats Lösungsvorschläge, die verträglich sein müssten «mit den baulichen Gegebenheiten Zürichs».
Geprüft werden sollen auch sogenannte Laufhäuser - Bordelle, in denen Prostituierte Zimmer mieten und dort auf ihre Freier warten. Das bekannteste Laufhaus ist das Pascha in Köln, mit dessen Bau der Kölner Stadtrat die Prostituierten von den Strassen brachte.
Die Idee, staatliche Bordelle einzuführen, ist auch in der Schweiz nicht neu: «Das war meine Vision», bestätigt die frühere Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker gegenüber der SonntagsZeitung. «Prostitution gibt es nun einmal. Man sollte sie nicht mafiösen Kreisen überlassen.»
Auch in andern Städten findet die Idee Anklang: Letzten Oktober forderte Nicole Wehrle von der Basler Aids-Hilfe Staatsbordelle. Auf Anfrage bestätigt auch Alexander Ott, Chef der Berner Fremdenpolizei: «Staatlich kontrollierte Bordelle sind eine gute Lösung, um eine gewisse Kontrolle über die Prostitution zu haben und den Schutz für die Sexarbeiterinnen zu erhöhen.» Ott hat jüngst Schlagzeilen gemacht, weil er von osteuropäischen Prostituierten einen Businessplan verlangte, mit dem die Frauen ihre Selbstständigkeit belegen mussten. Dabei zeigte sich: 60 Prozent der Frauen arbeiteten für einen Zuhälter. Sie erhielten keine Genehmigung - auch ein Weg, die Prostitution einzudämmen.
«Herumdrücken - oder die Kontrolle an uns reissen»
Während Ott der Meinung ist, der Staat könne nicht selber Bordelle betreiben, ist Monika Stocker überzeugt, dass man die Laufhäuser dem Sozialamt anhängen sollte. «Wir können uns ums Thema herumdrücken - oder die Kontrolle an uns reissen.» Auf dem Strassenstrich wäre dies kaum möglich. «Die Frauen sind den Zuhältern schutzlos ausgeliefert. Und das mitten in Europa!»
Die heutige Situation auf dem Strassenstrich am Sihlquai vergleicht Stocker mit der früheren offenen Drogenszene Zürichs. «Es geht am Sihlquai wie damals beim Letten um die Auflösung des offenen Markts.» Wenn der Staat kontrolliert Drogen abgebe, schade er dem illegalen Handel. Wenn er Häuser für Prostitution anbiete, störe er den Strassenmarkt.
Ex-Stadträtin Stocker glaubt aber nicht, dass alle Freier in ein Bordell gingen. «Deshalb braucht es nicht nur über die Stadt verteilt Bordelle, sondern auch Verrichtungsboxen.» Wie bekannt ist, prüft Zürich derzeit auch, Boxen aufzustellen, in denen Prostituierte die Freier im Auto bedienen könnten.
http://www.sonntagszeitung.ch/nachricht ... sid=146855
STAATLICHE BORDELLE KÖNNTEN SIHLQUAI-STRICH ERSETZEN
In mehreren Städten willkommen: «Laufhäuser» statt Strassenprostitution
ZÜRICH Die Stadt Zürich will den Strassenstrich am Sihlquai auflösen, die Prostituierten aber nicht einfach in andere Quartiere verdrängen. Eine mögliche Lösung sind staatliche Bordelle. «Wir schliessen nichts aus, was sich in anderen Ländern bewährt hat», bestätigt Rolf Vieli, Leiter des «Projekts Rotlicht». Vieli erarbeitet zuhanden des Stadtrats Lösungsvorschläge, die verträglich sein müssten «mit den baulichen Gegebenheiten Zürichs».
Geprüft werden sollen auch sogenannte Laufhäuser - Bordelle, in denen Prostituierte Zimmer mieten und dort auf ihre Freier warten. Das bekannteste Laufhaus ist das Pascha in Köln, mit dessen Bau der Kölner Stadtrat die Prostituierten von den Strassen brachte.
Die Idee, staatliche Bordelle einzuführen, ist auch in der Schweiz nicht neu: «Das war meine Vision», bestätigt die frühere Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker gegenüber der SonntagsZeitung. «Prostitution gibt es nun einmal. Man sollte sie nicht mafiösen Kreisen überlassen.»
Auch in andern Städten findet die Idee Anklang: Letzten Oktober forderte Nicole Wehrle von der Basler Aids-Hilfe Staatsbordelle. Auf Anfrage bestätigt auch Alexander Ott, Chef der Berner Fremdenpolizei: «Staatlich kontrollierte Bordelle sind eine gute Lösung, um eine gewisse Kontrolle über die Prostitution zu haben und den Schutz für die Sexarbeiterinnen zu erhöhen.» Ott hat jüngst Schlagzeilen gemacht, weil er von osteuropäischen Prostituierten einen Businessplan verlangte, mit dem die Frauen ihre Selbstständigkeit belegen mussten. Dabei zeigte sich: 60 Prozent der Frauen arbeiteten für einen Zuhälter. Sie erhielten keine Genehmigung - auch ein Weg, die Prostitution einzudämmen.
«Herumdrücken - oder die Kontrolle an uns reissen»
Während Ott der Meinung ist, der Staat könne nicht selber Bordelle betreiben, ist Monika Stocker überzeugt, dass man die Laufhäuser dem Sozialamt anhängen sollte. «Wir können uns ums Thema herumdrücken - oder die Kontrolle an uns reissen.» Auf dem Strassenstrich wäre dies kaum möglich. «Die Frauen sind den Zuhältern schutzlos ausgeliefert. Und das mitten in Europa!»
Die heutige Situation auf dem Strassenstrich am Sihlquai vergleicht Stocker mit der früheren offenen Drogenszene Zürichs. «Es geht am Sihlquai wie damals beim Letten um die Auflösung des offenen Markts.» Wenn der Staat kontrolliert Drogen abgebe, schade er dem illegalen Handel. Wenn er Häuser für Prostitution anbiete, störe er den Strassenmarkt.
Ex-Stadträtin Stocker glaubt aber nicht, dass alle Freier in ein Bordell gingen. «Deshalb braucht es nicht nur über die Stadt verteilt Bordelle, sondern auch Verrichtungsboxen.» Wie bekannt ist, prüft Zürich derzeit auch, Boxen aufzustellen, in denen Prostituierte die Freier im Auto bedienen könnten.
http://www.sonntagszeitung.ch/nachricht ... sid=146855
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- Marc of Frankfurt
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Checkliste selbstverwaltetes öffentliches SW-Haus
Wie sollte ein öffentliches Bordell /Liebestempel aussehen?
Eine Checkliste für die politische Debatte:
Welche Stadt mit nicht leeren Kassen wagt es in so ein Geschäftsmodell zu investieren?
Der Bau von Bumsboxen (besser: drive-in Love Boxen) entspricht quasi einer öffentlichen Minimalinvestititon. So entsteht ein Vorläufer eines staatlichen Bordell als open-air Treffpunkt und Vergnügungsplatz.
Strukturelle Sicherheit für Sexworker z.B. durch Straßenmöblierung:
viewtopic.php?t=1008
Genossenschaftsbordell:
viewtopic.php?p=65280#65280
Bericht über das Paradise Stuttgart im Spiegel 30.05.2009, Seite 52 - 56: Der perfekte Puff:
viewtopic.php?t=4627 (members-only)
Harem im Topkapi Sultanpalast Istanbul:
http://en.wikipedia.org/wiki/Topkapi_Palace
http://commons.wikimedia.org/wiki/Topka ... 4%B1#Harem
...
Eine Checkliste für die politische Debatte:
- Wie eine Hurenkaserne, Laufhaus oder geschlossenes Bordell mit Türsteher oder doch eher wie ein Freizeitpark, eine römisch-osmanische Wellnesstherme, FKK-Club oder städtisches Bad mit Sauna?
- Ist der Ausweis an der Kasse als Pfand gegen Spindschlüssel abzugeben? (So handhaben es Zuhälter was ihnen strafrechlich oft vorgeworfen wird. Hier wäre es allerdings mit öffentlichem Sicherheitsinteresse legitimiert?)
- Zusätzlich zum Hausmeister, Bademeister oder Etagendame gibt es Gesundheitspersonal für anonyme STI-Tests und Gesundheitsberatung? (Außenstelle des Stadtgesundheitsamtes oder Hausarztservice zu bestimmten Zeiten? Anonymität und Gesundheits-Daten werden hoch verschlüsselt wie in double-blind Studien oder mit PGP-Schlüsseln?)
- Alle öffentlichen Abgaben der Soloselbstständigen oder MigrantInnen/Gastarbeiter sind mit dem Eintrittspreis, Zimmermietpreis oder allg. Konsumsteuern/MWSt. abgegolten?
- Es gibt eine Genossenschaftsbank mit Geldautomat für Freier und verzinsten Spardepots und Money Transfer für Sexworker?
- In verschiedenen Bereichen gibt es gemeinsame und unterschiedliche Verhaltensregeln wie z.B. Preisempfehlungen für sexuelle Dienstleistungen (Mindestpreis-Tafel)?
- Hausmeister-Team hat hoheitliche Security Aufgaben und ist geschult in mehrspachiger, interkultureller Konfliktmoderation?
- Es gibt Bereiche SW-only? (Schminkraum? Friseur, Masseur, Ruhezimmer?)
- Es gibt Veranstaltungen und auch Fortbildungen (Gesundheit, Sprachkurse, Geschäftsführungstipps für Soloselbständige, Selbstständig machen und Berufswechsel...)?
- Es gibt Betriebsrat, Besucher-bzw. Nutervertretungen mit eigenem Büro und Versammlungsraum-Mitbenutzung?
- Auch eine Sozialberatungsstelle kann sich vor Ort einmieten?
- Es gibt einen Bereich auch ohne Eintritt für Sexworker in akuter Geldnot (siehe Mikrokredite, siehe out-door Gelände in verschiedenen Städten mit drive-in Love-Boxen)?
- In diesem Minimal-Service-Bereich könnte auch ein Druckraum oder eine Substitutionsabgabestelle sein?
- Es gibt Restaurants, Boutiquen, Drogerie, Supermarkt oder Spielhalle. Dabei auch immer ein preisgebundenes, subventioniertes Sozialprodukt (Eintopf, Mineralwasser, Jugendherbergsübernachtung...)?
- Es gibt Videoüberwachung aber mit strengsten Regeln durch die Datenschutzbeauftragten von Stadt, Land und Bund hinsichtlich Aufzeichnung, Datensicherheit und Datenvernichtung?
- Es gibt Alarmsysteme (Signalknöpfe, Wechselsprechanlagen und Rufmelder, Brandschutz, soziale Kontrolle)?
- Räume sind i.a. nicht abschließbar aber als "belegt/bitte nicht stören" kennzeichenbar?
- Es können Übernachtungszimmer privat gebucht werden im separaten Hoteltrakt?
- Sollte es abschließbare, buchbare Stundenzimmer geben, können öffentliche Abgaben in den Mietkosten berechnet werden?
- Im SW-only gibt es jugendherbergsartige Übernachtungsmöglichkeiten?
- Es gibt Zeitung, TV, Porno und Internet-Räume?
- Verhindert werden muß, dass Sexworker im staatlichen Betrieb Opfer von öffentlicher Stigmatisierung und Datenerhebung werden (Staatshure)? D.h. es darf keine Registrierung oder Beschränkung von Mobilität geben?
Welche Stadt mit nicht leeren Kassen wagt es in so ein Geschäftsmodell zu investieren?
Der Bau von Bumsboxen (besser: drive-in Love Boxen) entspricht quasi einer öffentlichen Minimalinvestititon. So entsteht ein Vorläufer eines staatlichen Bordell als open-air Treffpunkt und Vergnügungsplatz.
Strukturelle Sicherheit für Sexworker z.B. durch Straßenmöblierung:
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Genossenschaftsbordell:
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Bericht über das Paradise Stuttgart im Spiegel 30.05.2009, Seite 52 - 56: Der perfekte Puff:
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Harem im Topkapi Sultanpalast Istanbul:
http://en.wikipedia.org/wiki/Topkapi_Palace
http://commons.wikimedia.org/wiki/Topka ... 4%B1#Harem
...
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Köln
15.9.2010
In Köln bewähren sich die Sexboxen
Verrichtungsboxen statt Strassenstrich – ist das die Lösung für Zürich? Ein Augenschein in der Anbahnungszone von Köln.
Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) holt sich wegen der Missstände auf dem Sihlquai-Strich Rat im Ausland. Am 1. Oktober reist er mit einer achtköpfigen Delegation nach Köln, um sich dort über die sogenannten Verrichtungsboxen zu informieren. Neben Rolf Vieli, Leiter des Projekts Rotlicht, begleiten Leupi Vertreter aus dem Sozial-, Gesundheits- und Hochbaudepartement sowie aus der Stadtentwicklung. Leupi hat das Kölner Modell als eine Option bezeichnet.
Wie Zürich kämpfte auch Köln während Jahren mit den massiven Auswüchsen der Strassenprostitution in der Innenstadt. Bewohner des Sperrbezirks litten unter aufdringlichen Freiern, Schmutz und Lärm. Die Polizei versuchte die meist drogensüchtigen Prostituierten von der Strasse zu vertreiben. Doch die repressive Taktik linderte die Probleme nur kurzfristig. Deshalb gingen die Behörden einen neuen Weg. Köln startete 2001 im Stadtteil Longerich, im Norden der Stadt, mit einem für Deutschland einmaligen Experiment: Verrichtungsboxen in einem abgetrennten und überwachten Gelände mitten im Industriequartier an der Geestemünder-Strasse. Der «Tages-Anzeiger» hat sich auf dem Platz umgesehen.
Durchlöcherter Sichtschutz
Schilder, die im Industriequartier den Weg zu den Strichboxen weisen, sucht man vergebens. Freier finden ihr Ziel auch ohne Hilfe. Das Gelände ist so gross wie ein Fussballfeld, hat auch dieselbe Form und ist von einem grünen, zwei Meter hohen Sichtschutz umgeben. Zahlreiche überklebte Löcher im Zaun zeugen vom Treiben der Spanner. Die Strasse im Inneren führt den Zaun entlang, darf nur in einer Richtung und im Schritttempo befahren werden. Im Amtsdeutsch heisst sie «Anbahnungszone». Hier sitzen die Prostituierten in ausgedienten Unterständen von Bushaltestellen und warten auf Kundschaft. An diesem Freitagnachmittag drehen bereits Dutzende von Wagen ihre Runde.
Die 23-jährige Olga (Namen der Prostituierten geändert) im rosa Tanga und mit schwarzen Stiefeln lächelt einem Golf-Fahrer zu. Er hält. Kurzes Gespräch. Olga steigt ein, und der Golf fährt in den hinteren Teil des Geländes. Dort stehen die Verrichtungsboxen unter dem Dach einer ausgedienten Scheune – die «Boxenscheune». Acht solcher Garage-ähnlicher Boxen mit farbigen Zwischenwänden und zwei gemauerte «Stehboxen» stehen zur Verfügung. Darin vergnügen sich alle, die ohne Auto unterwegs sind: Motorradfahrer, Radfahrer und Fussgänger. Seit kurzem steht auf Wunsch der Prostituierten eine ausrangierte Parkbank im kleinen Raum. Neben den Zweiradfahrern würden auch vorsichtige Autofahrer die Stehboxen bevorzugen, sagt die rot blondierte Samara: Diese Männer hätten Angst, dass ein Haar oder eine im Auto vergessene Kondomverpackung sie verraten könnte. Alle Boxen sind mit einem Alarmknopf ausgestattet.
In den vergangenen Jahren ist zehnmal Alarm ausgelöst worden, meistens wegen Streitereien zwischen Freiern und Prostituierten. Innert Minuten ist die Polizei auf dem Platz. Früher seien im Sperrbezirk fast täglich Prostituierte vergewaltigt worden, sagt Bärbel Bach vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF). Sie betreut mit Arbeitskolleginnen die Prostituierten, gibt ihnen Tipps und Kondome, verkauft Kaffee und leistet in allen Lebenslagen Unterstützung.
Harte Konkurrenz
Zehn Minuten nachdem Olga in der Boxenscheune verschwunden ist, steht sie im gelben SKF-Container an der Theke. «Bitte zwei Kondome, Feuchttüchlein und ein Schinkensandwich.» Sie macht einen zufriedenen Eindruck und zählt die Scheine: 40 Euro. So viel zahlen die Männer im Durchschnitt. Die Mehrheit habe keine ausgefallenen Wünsche, sondern wolle sich «nur schnell befriedigen», sagt Olga. An schlechten Tagen akzeptiere sie auch nur 15 Euro, sagt Jasmin, die auf dem Sofa Tee trinkt. «Besser als nichts», meint die 28-Jährige. Am meisten nerven sie die herumkurvenden Gaffer: eine Hand am Steuer, die andere in der Hose. Aber sie will sich nicht beklagen. Die Verrichtungsboxen seien viel angenehmer und vor allem sicherer als der Strassenstrich. Zuvor habe sie mit ihren Kunden an abgelegene Orte fahren müssen.
Die Arbeit und die Konkurrenz sei hart, klagt Olga. Trotzdem gebe es zwischendurch auch etwas zu lachen. Einmal sei ein Freier, nur mit einem lila Frotteetuch bekleidet, vor seinem verschlossenen Wagen gestanden. Peinlich berührt seien die Männer auch, wenn die Autobatterie leer sei, weil während des Aktes die Heizung auf Hochtouren lief. Die Russin schaut auf ihre Uhr. «Jetzt muss ich wieder arbeiten», sagt Olga. Sie zupft ihren Slip zurecht, zieht die Stiefel hoch und geht zu ihrem Unterstand. Im nahe gelegenen Ford-Werk ist Schichtwechsel – Hochbetrieb für die Damen.
Vorschriften: Sicher und sauber
Für das Gelände mit den Verrichtungs- und Stehboxen haben die Kölner Behörden eine Haus- und Platzordnung erlassen:
«Das Gelände darf nur mit Personenkraftwagen ohne Anhänger, Motorrädern und Fahrrädern in Schrittgeschwindigkeit befahren werden.»
«Das Gelände besteht aus einer Anbahnungszone und aus Arbeitsplätzen. Die Arbeitsplätze sind zum Schutz der Prostituierten eingerichtet, um Gewaltübergriffe von Kunden zu verhindern.»
«Die Stadt Köln stellt das Gelände unentgeltlich zur Verfügung. Es ist ausdrücklich untersagt, Standgelder zu fordern oder feste Standplätze zu beanspruchen.»
«Nach jeder Nutzung ist der Arbeitsplatz sauber zu hinterlassen. Benutzte Verhütungsmittel und andere Abfälle sind in die vorhandenen Abfallbehälter zu entsorgen.»
«Die sanitären Einrichtungen stehen ausdrücklich nur den Prostituierten zur Verfügung.»

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/sta ... y/11982755
In Köln bewähren sich die Sexboxen
Verrichtungsboxen statt Strassenstrich – ist das die Lösung für Zürich? Ein Augenschein in der Anbahnungszone von Köln.
Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) holt sich wegen der Missstände auf dem Sihlquai-Strich Rat im Ausland. Am 1. Oktober reist er mit einer achtköpfigen Delegation nach Köln, um sich dort über die sogenannten Verrichtungsboxen zu informieren. Neben Rolf Vieli, Leiter des Projekts Rotlicht, begleiten Leupi Vertreter aus dem Sozial-, Gesundheits- und Hochbaudepartement sowie aus der Stadtentwicklung. Leupi hat das Kölner Modell als eine Option bezeichnet.
Wie Zürich kämpfte auch Köln während Jahren mit den massiven Auswüchsen der Strassenprostitution in der Innenstadt. Bewohner des Sperrbezirks litten unter aufdringlichen Freiern, Schmutz und Lärm. Die Polizei versuchte die meist drogensüchtigen Prostituierten von der Strasse zu vertreiben. Doch die repressive Taktik linderte die Probleme nur kurzfristig. Deshalb gingen die Behörden einen neuen Weg. Köln startete 2001 im Stadtteil Longerich, im Norden der Stadt, mit einem für Deutschland einmaligen Experiment: Verrichtungsboxen in einem abgetrennten und überwachten Gelände mitten im Industriequartier an der Geestemünder-Strasse. Der «Tages-Anzeiger» hat sich auf dem Platz umgesehen.
Durchlöcherter Sichtschutz
Schilder, die im Industriequartier den Weg zu den Strichboxen weisen, sucht man vergebens. Freier finden ihr Ziel auch ohne Hilfe. Das Gelände ist so gross wie ein Fussballfeld, hat auch dieselbe Form und ist von einem grünen, zwei Meter hohen Sichtschutz umgeben. Zahlreiche überklebte Löcher im Zaun zeugen vom Treiben der Spanner. Die Strasse im Inneren führt den Zaun entlang, darf nur in einer Richtung und im Schritttempo befahren werden. Im Amtsdeutsch heisst sie «Anbahnungszone». Hier sitzen die Prostituierten in ausgedienten Unterständen von Bushaltestellen und warten auf Kundschaft. An diesem Freitagnachmittag drehen bereits Dutzende von Wagen ihre Runde.
Die 23-jährige Olga (Namen der Prostituierten geändert) im rosa Tanga und mit schwarzen Stiefeln lächelt einem Golf-Fahrer zu. Er hält. Kurzes Gespräch. Olga steigt ein, und der Golf fährt in den hinteren Teil des Geländes. Dort stehen die Verrichtungsboxen unter dem Dach einer ausgedienten Scheune – die «Boxenscheune». Acht solcher Garage-ähnlicher Boxen mit farbigen Zwischenwänden und zwei gemauerte «Stehboxen» stehen zur Verfügung. Darin vergnügen sich alle, die ohne Auto unterwegs sind: Motorradfahrer, Radfahrer und Fussgänger. Seit kurzem steht auf Wunsch der Prostituierten eine ausrangierte Parkbank im kleinen Raum. Neben den Zweiradfahrern würden auch vorsichtige Autofahrer die Stehboxen bevorzugen, sagt die rot blondierte Samara: Diese Männer hätten Angst, dass ein Haar oder eine im Auto vergessene Kondomverpackung sie verraten könnte. Alle Boxen sind mit einem Alarmknopf ausgestattet.
In den vergangenen Jahren ist zehnmal Alarm ausgelöst worden, meistens wegen Streitereien zwischen Freiern und Prostituierten. Innert Minuten ist die Polizei auf dem Platz. Früher seien im Sperrbezirk fast täglich Prostituierte vergewaltigt worden, sagt Bärbel Bach vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF). Sie betreut mit Arbeitskolleginnen die Prostituierten, gibt ihnen Tipps und Kondome, verkauft Kaffee und leistet in allen Lebenslagen Unterstützung.
Harte Konkurrenz
Zehn Minuten nachdem Olga in der Boxenscheune verschwunden ist, steht sie im gelben SKF-Container an der Theke. «Bitte zwei Kondome, Feuchttüchlein und ein Schinkensandwich.» Sie macht einen zufriedenen Eindruck und zählt die Scheine: 40 Euro. So viel zahlen die Männer im Durchschnitt. Die Mehrheit habe keine ausgefallenen Wünsche, sondern wolle sich «nur schnell befriedigen», sagt Olga. An schlechten Tagen akzeptiere sie auch nur 15 Euro, sagt Jasmin, die auf dem Sofa Tee trinkt. «Besser als nichts», meint die 28-Jährige. Am meisten nerven sie die herumkurvenden Gaffer: eine Hand am Steuer, die andere in der Hose. Aber sie will sich nicht beklagen. Die Verrichtungsboxen seien viel angenehmer und vor allem sicherer als der Strassenstrich. Zuvor habe sie mit ihren Kunden an abgelegene Orte fahren müssen.
Die Arbeit und die Konkurrenz sei hart, klagt Olga. Trotzdem gebe es zwischendurch auch etwas zu lachen. Einmal sei ein Freier, nur mit einem lila Frotteetuch bekleidet, vor seinem verschlossenen Wagen gestanden. Peinlich berührt seien die Männer auch, wenn die Autobatterie leer sei, weil während des Aktes die Heizung auf Hochtouren lief. Die Russin schaut auf ihre Uhr. «Jetzt muss ich wieder arbeiten», sagt Olga. Sie zupft ihren Slip zurecht, zieht die Stiefel hoch und geht zu ihrem Unterstand. Im nahe gelegenen Ford-Werk ist Schichtwechsel – Hochbetrieb für die Damen.
Vorschriften: Sicher und sauber
Für das Gelände mit den Verrichtungs- und Stehboxen haben die Kölner Behörden eine Haus- und Platzordnung erlassen:
«Das Gelände darf nur mit Personenkraftwagen ohne Anhänger, Motorrädern und Fahrrädern in Schrittgeschwindigkeit befahren werden.»
«Das Gelände besteht aus einer Anbahnungszone und aus Arbeitsplätzen. Die Arbeitsplätze sind zum Schutz der Prostituierten eingerichtet, um Gewaltübergriffe von Kunden zu verhindern.»
«Die Stadt Köln stellt das Gelände unentgeltlich zur Verfügung. Es ist ausdrücklich untersagt, Standgelder zu fordern oder feste Standplätze zu beanspruchen.»
«Nach jeder Nutzung ist der Arbeitsplatz sauber zu hinterlassen. Benutzte Verhütungsmittel und andere Abfälle sind in die vorhandenen Abfallbehälter zu entsorgen.»
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- Marc of Frankfurt
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Drive-in Love-Boxen
Lage:
http://maps.google.com/maps?sll=37.0625 ... 3&t=k&z=19
Strukturelle Sicherheit für Sexworker:
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Re: Checkliste selbstverwaltetes öffentliches SW-Haus

Ja, die Fragezeichen kann man wohl getrost weglassen und mannigfaltig an der sicher sehr schwierigen Umsetzung arbeiten.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Wie sollte ein staatliches Bordell aussehen?
Eine Checkliste für die Debatte:
Dies liegt nicht im Bereich der Utopie, wie manch eine/r vielleicht "glaubt", sondern am gemeinschaftlichen Willen und Engagement.
Danke Marc für deine Gedanken und Entwurf zeitgemässer Rahmenbedingungen moderner Sexarbeit!

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Arbeitsstätte nicht ohne Sexworker planen !!!
Forts. öffentliches Ideal-Bordell:
Flyer: "Liebes-Wellness-Oase" / "Prostitutions-Gevierts"
Visualisierung der Anforderungsliste seitens der Sexworker

vergrößern: Staatliches Öffentliches Ideal-Bordell
Anm.: Dies ist ein Alternativ-Konzept und Vision als Ersatz für einen kriminalisierten, wilden Straßenstrich und informelle Kneipensexarbeit. Es darf aber nicht mißbraucht werden als Begründung einer Zwangsghettoisierung in Rotlichtvierteln für selbstständig und freiberuflich in eigener Praxis tätige Sexworker.
.
Flyer: "Liebes-Wellness-Oase" / "Prostitutions-Gevierts"
Visualisierung der Anforderungsliste seitens der Sexworker

vergrößern: Staatliches Öffentliches Ideal-Bordell
Anm.: Dies ist ein Alternativ-Konzept und Vision als Ersatz für einen kriminalisierten, wilden Straßenstrich und informelle Kneipensexarbeit. Es darf aber nicht mißbraucht werden als Begründung einer Zwangsghettoisierung in Rotlichtvierteln für selbstständig und freiberuflich in eigener Praxis tätige Sexworker.
.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 28.10.2011, 13:06, insgesamt 5-mal geändert.
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Interessant, wie Idealvorstellungen doch auseinander gehen können ...
Bei allen theoretischen Pluspunkten und tollen Möglichkeiten, die sich durch die Größe einer solchen Sexfabrik ergeben - mein Idealbordell wäre deutlich kleiner, am besten nur 3 bis maximal 5 Frauen, weil dann die Grenze erreicht wird, bis zu der in der Selbstverwaltung Kompromisse gefunden werden können, mit denen alle leben können. Wenn's zu groß wird drohen "demokratische Strukturen", bei denen Mehrheitsvertreter (und solche, die sich dafür halten) zu viel Macht bekommen.
Liebe Grüße, Aoife
Bei allen theoretischen Pluspunkten und tollen Möglichkeiten, die sich durch die Größe einer solchen Sexfabrik ergeben - mein Idealbordell wäre deutlich kleiner, am besten nur 3 bis maximal 5 Frauen, weil dann die Grenze erreicht wird, bis zu der in der Selbstverwaltung Kompromisse gefunden werden können, mit denen alle leben können. Wenn's zu groß wird drohen "demokratische Strukturen", bei denen Mehrheitsvertreter (und solche, die sich dafür halten) zu viel Macht bekommen.
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH
Ich sehe hier keine fordistische "Sexfabrik", was noch das Werkbank-Prinzip "abarbeiten" auszeichnet; das Prinzip lässt sich doch kleinteilig bzw. räumlich umsetzen. Ich denke der Flyer lenkt in seiner sozial-räumlichen Bebilderung vom Kerngedanken ab. Es soll doch gerade nicht ein Hochleistungs-Puff sein, wo man wie im Pasha oder Artemis oder sonstige FKK-Oasen sein ganzes Leben verbringen kann oder soll, zumindest nicht als AnbieterIn, wenn man noch ein Leben ausserhalb von P6 hat.
Ich bewerbe mich schon mal vorsichtshalber als Hausmeisterin alternativ Finanzreferentin in einer kleinen, aber feinen Vergnügungsstätte nach gleichem Prinzip.
Ich bewerbe mich schon mal vorsichtshalber als Hausmeisterin alternativ Finanzreferentin in einer kleinen, aber feinen Vergnügungsstätte nach gleichem Prinzip.

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Re: RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Vielleicht bin ich ja einfach zu phantasielos - aber ich habe das Bild für bare Münze genommen, als Illustration einer möglichen Umsetzung des Gedankens. Und festgestellt, dass ich mich damit nicht wohlfühlen würde. Das soll keinesfalls eine Kritik an dem Grundgedanken sein. Jedoch bräuchte der Gesamtkomplex nahezu die Größe einer Kleinstadt, um die in der Bildbeschriftung eigetragenen Gesundheitsberatung, Seelsorge, Mediathek und Gewerkschaftsbüro mit jeweils eigenen Räumen sowie dem dort ja auch benötigten Personal finanzieren zu können, ohne die eigentlichen Leistungserbringerinnen damit über Gebühr zu belasten, und damit Friseur, Shopping und Genossenschaftsbank sich selbst tragen können, keine Zuschußgeschäfte bleiben. Und eine solche Größe erfordert dann natürlich auch eine Verwaltung, die nicht nur ebenfalls bezahlt sein will, sondern auch Entscheidungen treffen muß, bei denen nicht mehr alle persönlichen Notwendigkeiten berücksichtigt werden können. Was bei entsprechender planerischer Fähigkeit sicher umsetzbar wäre, und manchen wohl auch zusagen würde, aber eben nicht ganz meinen Geschmack trifft.Ariane hat geschrieben:Ich denke der Flyer lenkt in seiner sozial-räumlichen Bebilderung vom Kerngedanken ab.
Liebe Grüße, Aoife
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- Hexermeister
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Hallo zusammen, ich bin wieder da. Nach längerer Abwesenheit hier möchte ich mich auch noch zu dem Thema "STAATLICHE BORDELLE KÖNNTEN SIHLQUAI-STRICH ERSETZEN" äussern.
Ich selber würde eine solche Institution begrüssen und zwar aus folgenden Gründen.
Die WGs (das sind bei Euch Sexdienstleisterinnen) würden so von der Strasse weg kommen. Sie wären in einem Gebäude, das einigermassen geschützt ist. Die übergriffe von den Freiern gegenüber den WGs würde sicher weniger stattfinden. Sie müssten nicht halbnackt bei Wind und Regen draussen auf Kunden warten.
Aber natürlich hätte auch der Staat etwas davon. Viele von den WGs bezahlen keine Sozialleistungen wie AHV, Steuern etc. und sind auch oft von der Sozialhilfe abhängig.
Und hier könnte der Staat dies kontrollieren. Das wäre denjenigen WGs fair gegenüber, die all dies machen.
Ob sich aber dieses Projekt bei Volk durchsetzten würde, wage ich doch schwer zu bezweifeln. Unsere Politiker sind noch zu verklemmt, so etwas zu lancieren; und das Volk? Na ja, der grösste Teil ist immer noch so prüde und verurteilt diese Form von Arbeit.
Wir bringen es ja nicht einmal fertig, das in allen Kantonen das gleiche Gesetz über Prostutition gleich ist.
MfG Hexermeister
Ich selber würde eine solche Institution begrüssen und zwar aus folgenden Gründen.
Die WGs (das sind bei Euch Sexdienstleisterinnen) würden so von der Strasse weg kommen. Sie wären in einem Gebäude, das einigermassen geschützt ist. Die übergriffe von den Freiern gegenüber den WGs würde sicher weniger stattfinden. Sie müssten nicht halbnackt bei Wind und Regen draussen auf Kunden warten.
Aber natürlich hätte auch der Staat etwas davon. Viele von den WGs bezahlen keine Sozialleistungen wie AHV, Steuern etc. und sind auch oft von der Sozialhilfe abhängig.
Und hier könnte der Staat dies kontrollieren. Das wäre denjenigen WGs fair gegenüber, die all dies machen.
Ob sich aber dieses Projekt bei Volk durchsetzten würde, wage ich doch schwer zu bezweifeln. Unsere Politiker sind noch zu verklemmt, so etwas zu lancieren; und das Volk? Na ja, der grösste Teil ist immer noch so prüde und verurteilt diese Form von Arbeit.
Wir bringen es ja nicht einmal fertig, das in allen Kantonen das gleiche Gesetz über Prostutition gleich ist.
MfG Hexermeister
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Schön, dass du wieder da bist! Ja, es geht u.a. um selbstbestimmte Sexarbeit und Schutz, die der Sicherheit und Zufriedenheit von Sexworkern dient, ein genossenschaftliches Modell, das z.B. die Alterssicherung mitdenkt.Hexermeister hat geschrieben: Unsere Politiker sind noch zu verklemmt, so etwas zu lancieren; und das Volk? Na ja, der grösste Teil ist immer noch so prüde und verurteilt diese Form von Arbeit.
Wir bringen es ja nicht einmal fertig, das in allen Kantonen das gleiche Gesetz über Prostutition gleich ist.
MfG Hexermeister
Naja, so prüde sind Politiker nun wieder nicht im Umgang mit Sexarbeit. Wenn es gilt, Klientel- oder Schwippschwager-Politik zu betreiben, hat manch einer Mittel und Wege gefunden, die ihm nützen, so konservativ das Aushängeschild auch sein mag.
In Deutschland wird es nicht fertiggebracht, ein Bundesgesetz in allen föderalen Staaten umzusetzen bzw. bei der Steuererhebung ist man doch sehr engagiert.

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Zürich und das älteste Gewerbe
Kampf gegen Prostitution ist ein Kampf gegen Windmühlen
Ein Kommentar
Prostitution ist legal, eine gesellschaftliche Realität und lässt sich vernünftig regeln – auch in Zürich. Liberalität, Vernunft und kreative Ideen sind gefragt. Kleinbürgerliches Gezeter führt nicht weiter.
Brigitte Hürlimann
Ihre Dissertation 2004:
Prostitution - Ihre Regelung im schweizerischischen Recht und die Frage der Sittenwidrigkeit
Die Diskussion um den richtigen Umgang mit Prostitution nimmt zunehmend hysterische Züge an: in Zürich wie auch in anderen Landesteilen der Schweiz. Dabei werden Grundlagen und Fakten munter missachtet oder verdreht, das Voyeuristisch-Skandalöse steht im Vordergrund, moralische Vorstellungen drohen einen pragmatischen und gerechten Umgang mit dieser doch uralten gesellschaftlichen Realität zu verunmöglichen, die sich noch nie und nirgends ausrotten liess, auch nicht mit schärfsten Strafandrohungen – zu keiner Epoche, in keinem Land. Prostitution blüht in jenen Ländern, in denen sie eigentlich strikte verboten ist, genauso wie andernorts. Bloss, dass sie, weil staatlich geahndet, im Untergrund praktiziert wird, unter gefährlichsten Umständen. Soziale Kontrollen, Hilfeleistungen oder Gesundheitsvorsorge sind unter solchen Bedingungen unmöglich, und die Illegalität wird von skrupellosen Profiteuren erst recht schamlos und äusserst gewinnbringend ausgebeutet.
In der Schweiz ist Prostitution seit 1942 ein legales Gewerbe und steht seit 1973 unter dem Schutz der verfassungsmässigen Wirtschaftsfreiheit. Die Ausbeutung von Prostituierten sowie Menschenhandel werden jedoch sehr wohl und zu Recht strafrechtlich geahndet, und es drohen strenge Sanktionen.
Kriminell wird Prostitution immer dann, wenn das Selbstbestimmungsrecht und die körperliche Integrität der Prostituierten verletzt werden.
Und illegal wird die Ausübung des Gewerbes, wenn sich die Frauen nicht an die Auflagen zur Ausübung der Prostitution halten.
Die Städte und Kantone dürfen durchaus solche Regeln und Auflagen formulieren, müssen dabei aber beachten, dass es sich um ein grundsätzlich legales Gewerbe handelt, das nicht mit übermässigen oder schikanösen Auflagen beschwert werden darf. Die europäischen Freizügigkeitsabkommen, die Bundesverfassung und das Strafgesetzbuch sind übergeordnetes Recht, das nicht verletzt werden darf, wenn die Verwaltung die Prostitution in geregelte Bahnen lenken will.
Dieser Aspekt geht in der derzeit geführten Diskussion meist vergessen. Überhaupt fällt auf, dass sich kaum mehr jemand die Mühe nimmt, zwischen legaler, selbstbestimmter Prostitution und kriminellen Erscheinungen zu unterscheiden. Das ist bedauerlich und belastet die Suche nach guten, einvernehmlichen Lösungen unnötig – auch in der Stadt Zürich. Was nun die Zürcher Verhältnisse betrifft, fällt seit längerem auf, dass die Vorgänge rund um den berühmt-berüchtigten Strassenstrich am Sihlquai die gesamte Debatte dominieren, was zu falschen Prioritäten und einseitigen Rückschlüssen führt. Dem ist Folgendes zu entgegnen: Es gibt nicht nur Strassenprostitution. Die Mehrzahl der käuflichen Sexualakte finden im Innern statt, in grösseren und kleineren Etablissements, in Hotelzimmern oder in Privatwohnungen, und zwar mit grösstmöglicher Diskretion – im Interesse der Freier und der Prostituierten. Solche Formen von Prostitution, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, sind zu fördern. Daneben lässt sich der Strassenstrich (auch in Zürich!) so organisieren, dass er kriminelle Profiteure oder gewalttätige Freier nicht anzieht, sondern abschreckt und die Quartierbevölkerung nicht im Übermass belastet.
Ideen für einen neuen Umgang mit dem Strassenstrich sind vorhanden. Der Rechtsanwalt und Milieukenner Valentin Landmann schlägt beispielsweise die Umnutzung bestehender Industrieareale vor, die Schaffung eines Prostitutions-Gevierts mit Bars, Hotels und Absteigen. Polizeivorstand Daniel Leupi will die Idee von sogenannten Verrichtungsboxen – ein schreckliches Wort! – prüfen, wiederum andere fordern, mit einer besseren Infrastruktur zumindest kurzfristig einen ersten Schritt zu tun. Wesentlich ist auch hier, dass man nicht in erster Linie über Verbote und Einschränkungen nachdenkt und dafür die gesamte Energie aufwendet, sondern darüber, wie Prostitution (auch) auf der Strasse gesellschaftsverträglich zu organisieren ist. Warum also nicht Fachkräfte und Beteiligte am runden Tisch versammeln und über Formen der Prostitutionsausübung debattieren, und zwar so, dass es nicht nur um polizeiliche Aspekte und nicht nur um die kriminellen Randerscheinungen geht?
Liberal und vernünftig agieren
Und um es nochmals zu betonen: Der Kampf gegen Prostitution ist ein Kampf gegen Windmühlen, das hat uns die Geschichte gelehrt. Prostitution ist eine gesellschaftliche Realität. Die Diskussion darüber, ob es jemals eine Gesellschaft geben wird, in der es weder eine Nachfrage noch ein Angebot für käuflichen Sex gibt, ist wichtig und philosophischer Natur, darf aber dem pragmatischen Umgang mit Prostitution nicht im Wege stehen. Einer Stadt mit dem Selbstbewusstsein und der Ausstrahlung Zürichs stünde es gut an, auch im Umgang mit Prostitution eine Vorreiterrolle zu spielen; mit Liberalität, Vernunft und kreativen Ideen zu glänzen und nicht mit kleinbürgerlichem Gezeter aufzufallen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 28813.html
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Kampf gegen Prostitution ist ein Kampf gegen Windmühlen
Ein Kommentar
Prostitution ist legal, eine gesellschaftliche Realität und lässt sich vernünftig regeln – auch in Zürich. Liberalität, Vernunft und kreative Ideen sind gefragt. Kleinbürgerliches Gezeter führt nicht weiter.
Brigitte Hürlimann
Ihre Dissertation 2004:
Prostitution - Ihre Regelung im schweizerischischen Recht und die Frage der Sittenwidrigkeit
Die Diskussion um den richtigen Umgang mit Prostitution nimmt zunehmend hysterische Züge an: in Zürich wie auch in anderen Landesteilen der Schweiz. Dabei werden Grundlagen und Fakten munter missachtet oder verdreht, das Voyeuristisch-Skandalöse steht im Vordergrund, moralische Vorstellungen drohen einen pragmatischen und gerechten Umgang mit dieser doch uralten gesellschaftlichen Realität zu verunmöglichen, die sich noch nie und nirgends ausrotten liess, auch nicht mit schärfsten Strafandrohungen – zu keiner Epoche, in keinem Land. Prostitution blüht in jenen Ländern, in denen sie eigentlich strikte verboten ist, genauso wie andernorts. Bloss, dass sie, weil staatlich geahndet, im Untergrund praktiziert wird, unter gefährlichsten Umständen. Soziale Kontrollen, Hilfeleistungen oder Gesundheitsvorsorge sind unter solchen Bedingungen unmöglich, und die Illegalität wird von skrupellosen Profiteuren erst recht schamlos und äusserst gewinnbringend ausgebeutet.
In der Schweiz ist Prostitution seit 1942 ein legales Gewerbe und steht seit 1973 unter dem Schutz der verfassungsmässigen Wirtschaftsfreiheit. Die Ausbeutung von Prostituierten sowie Menschenhandel werden jedoch sehr wohl und zu Recht strafrechtlich geahndet, und es drohen strenge Sanktionen.
Kriminell wird Prostitution immer dann, wenn das Selbstbestimmungsrecht und die körperliche Integrität der Prostituierten verletzt werden.
Und illegal wird die Ausübung des Gewerbes, wenn sich die Frauen nicht an die Auflagen zur Ausübung der Prostitution halten.
Die Städte und Kantone dürfen durchaus solche Regeln und Auflagen formulieren, müssen dabei aber beachten, dass es sich um ein grundsätzlich legales Gewerbe handelt, das nicht mit übermässigen oder schikanösen Auflagen beschwert werden darf. Die europäischen Freizügigkeitsabkommen, die Bundesverfassung und das Strafgesetzbuch sind übergeordnetes Recht, das nicht verletzt werden darf, wenn die Verwaltung die Prostitution in geregelte Bahnen lenken will.
Dieser Aspekt geht in der derzeit geführten Diskussion meist vergessen. Überhaupt fällt auf, dass sich kaum mehr jemand die Mühe nimmt, zwischen legaler, selbstbestimmter Prostitution und kriminellen Erscheinungen zu unterscheiden. Das ist bedauerlich und belastet die Suche nach guten, einvernehmlichen Lösungen unnötig – auch in der Stadt Zürich. Was nun die Zürcher Verhältnisse betrifft, fällt seit längerem auf, dass die Vorgänge rund um den berühmt-berüchtigten Strassenstrich am Sihlquai die gesamte Debatte dominieren, was zu falschen Prioritäten und einseitigen Rückschlüssen führt. Dem ist Folgendes zu entgegnen: Es gibt nicht nur Strassenprostitution. Die Mehrzahl der käuflichen Sexualakte finden im Innern statt, in grösseren und kleineren Etablissements, in Hotelzimmern oder in Privatwohnungen, und zwar mit grösstmöglicher Diskretion – im Interesse der Freier und der Prostituierten. Solche Formen von Prostitution, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, sind zu fördern. Daneben lässt sich der Strassenstrich (auch in Zürich!) so organisieren, dass er kriminelle Profiteure oder gewalttätige Freier nicht anzieht, sondern abschreckt und die Quartierbevölkerung nicht im Übermass belastet.
Ideen für einen neuen Umgang mit dem Strassenstrich sind vorhanden. Der Rechtsanwalt und Milieukenner Valentin Landmann schlägt beispielsweise die Umnutzung bestehender Industrieareale vor, die Schaffung eines Prostitutions-Gevierts mit Bars, Hotels und Absteigen. Polizeivorstand Daniel Leupi will die Idee von sogenannten Verrichtungsboxen – ein schreckliches Wort! – prüfen, wiederum andere fordern, mit einer besseren Infrastruktur zumindest kurzfristig einen ersten Schritt zu tun. Wesentlich ist auch hier, dass man nicht in erster Linie über Verbote und Einschränkungen nachdenkt und dafür die gesamte Energie aufwendet, sondern darüber, wie Prostitution (auch) auf der Strasse gesellschaftsverträglich zu organisieren ist. Warum also nicht Fachkräfte und Beteiligte am runden Tisch versammeln und über Formen der Prostitutionsausübung debattieren, und zwar so, dass es nicht nur um polizeiliche Aspekte und nicht nur um die kriminellen Randerscheinungen geht?
Liberal und vernünftig agieren
Und um es nochmals zu betonen: Der Kampf gegen Prostitution ist ein Kampf gegen Windmühlen, das hat uns die Geschichte gelehrt. Prostitution ist eine gesellschaftliche Realität. Die Diskussion darüber, ob es jemals eine Gesellschaft geben wird, in der es weder eine Nachfrage noch ein Angebot für käuflichen Sex gibt, ist wichtig und philosophischer Natur, darf aber dem pragmatischen Umgang mit Prostitution nicht im Wege stehen. Einer Stadt mit dem Selbstbewusstsein und der Ausstrahlung Zürichs stünde es gut an, auch im Umgang mit Prostitution eine Vorreiterrolle zu spielen; mit Liberalität, Vernunft und kreativen Ideen zu glänzen und nicht mit kleinbürgerlichem Gezeter aufzufallen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 28813.html
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