Geschäfte ohne "Strizzi-Manie"
Julia Herrnböck, 5. November 2012, 18:23
Werner Schmuck plant Europas größtes Laufhaus
Backgammon, eines der ältesten Brettspiele der Welt, ist eine Mischung aus Strategie- und Glücksspiel - genau das Richtige für Werner Schmuck. 2000 wurde er darin Vize-Europameister, 2007 holte er den Meistertitel.
Eine Mischung aus Strategie und Glück steht auch hinter seinen Geschäften: Eben wurde bekannt, dass "Schmucki", wie er sich selbst nennt, ganz in der Nähe von Wien "Europas größtes Erotiketablissement" plant. Eine Rotlichtgröße, wie ihn die Medien gern bezeichnen, sei er auf keinen Fall. "Ich bin ein Visionär und Kaufmann", wehrt er ab.
Bereits vor fast zehn Jahren hat sich Schmuck in der Szene einen Namen gemacht, als er den Goldentime Saunaclub gegründet hat. Die Idee für das Modell (Freier und Prostituierte zahlen Eintritt für die Benutzung der Anlage) kam ihm in Panama City beim Besuch des gleichnamigen Etablissements. Zwei Jahre später stand der Traum in Wien, Schmuck schien nur als Beteiligter auf. Doch der erwartete Erfolg blieb aus, im ersten Jahr schrieb die Sauna 165.552 Euro Bilanzverlust.
Alarmdrücker und Duschen
Richtig Schwung in die Geschichte kam 2006 mit der Polizeiaffäre, bei der Ernst Geiger, ehemaliger Kripochef in Wien, verdächtigt wurde, den Betreiber des Goldentime, seinen Freund Wolfgang Bogner, vor einer Razzia gewarnt zu haben. Geiger und Bogner, mittlerweile verstorben, wurden freigesprochen. Schmuck, zu diesem Zeitpunkt schon wieder von Bord, gründete derweil das Donaudolls mit ähnlichem Konzept, blieb aber immer im Hintergrund. Bis 2011 war der heute 54-Jährige auch in der Telekommunikationsbranche tätig. Weil sich das eine Geschäft immer weniger mit dem anderen vereinbaren ließ, verkaufte er 2011 seine Firma. Seither widmet er sich voll und ganz seinem neuen Projekt "Funmotel" mit mehr als 140 Zimmern.
"Bezahlter Sex ist billiger als gratis Sex!", so lautet Schmucks Facebook-Motto. Geld habe er "in seinem Leben noch nicht" von einer Frau genommen. Ein Zuhälter sei jemand, der "seine Frau vermietet und dafür Groschen sammelt". Die Etablissements habe er nicht "aus Strizzi-Manie" gegründet, sondern "um den Frauen bessere Arbeitsbedingungen zu bieten". Schmuck: "Ich war der Erste, der Alarmdrücker und Duschen in den Zimmern eingebaut hat."
Seine fünf Kinder hätten mit dem Gewerbe kein Problem. "Ich war früher ein guter Kunde, seit ich wieder geheiratet habe, ist das aber vorbei", sagt Schmuck. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 6.11.2012)
http://derstandard.at/1350260374283/Ges ... izzi-Manie
Geplantes Großbordell vor Wien: Von Schonfristen und Feuerlöschern
Julia Herrnböck, 5. November 2012, 18:22
Was ist eigentlich ein Laufhaus und wie ist das mit den Genehmigungen?
Das größte Laufhaus Europas soll in Niederösterreich entstehen - DER STANDARD berichtete. Doch was braucht man, um eines zu eröffnen, und wer kann dort arbeiten? Julia Herrnböck sucht Antworten.
Frage: Was ist denn eigentlich ein Laufhaus?
Antwort: Es handelt sich um ein Bordell, in dem Prostituierte ein Zimmer angemietet haben. Die Tagesmiete beträgt üblicherweise zwischen 70 und 120 Euro. Die Freier "laufen" durch das Haus, daher der Name.
Frage: Wer erteilt eine Genehmigung für ein Laufhaus?
Antwort: In Niederösterreich, wo das Funmotel - "Europas größtes Laufhaus", wie es auf der Projekthomepage heißt - gebaut werden soll, ist zunächst die Gemeinde und die Bezirkshauptmannschaft für Bau- und Betriebsbewilligungen zuständig. In dem konkreten Fall sei weder im Wirtschafts- noch im Frauen- oder im Familienressort ein Antrag eingegangen. Auch die niederösterreichische Landesregierung will von dem Projekt Funmotel nichts gehört haben.
Frage: Wie ist das mit Genehmigungen für Laufhäusern in Wien?
Antwort: In Österreich regelt bis auf die Sittenwidrigkeit jedes Bundesland die Ausübung von Prostitution. Seit November 2011 ist in Wien ein neues Prostitutionsgesetz in Kraft, bis November 2012 gab es eine Übergangsfrist für die Lokale, die ab sofort Meldepflicht haben. Wer bis dahin nicht eingereicht hat, muss eigentlich zusperren. Zuständig dafür ist die Polizei, genauer die Meldestelle für Prostitutionsangelegenheiten und das Magistrat.
Frage: Was sind die Voraussetzungen für ein Laufhaus?
Antwort: Es muss über einen gesonderten Hintereingang verfügen, darf sich weder in der Nähe eines Bahnhofs oder in einem Stationsgebäude befinden und nicht in einer Wohnung eines Wohnhauses sein. Wohnungsprostitution ist in ganz Österreich illegal. Grundvoraussetzungen sind ab sofort Fluchtwege, Feuerlöscher, ausreichende Anzahl von Duschen und Alarmknöpfe in den Zimmern. Auch das berühmte "Rotlicht" darf nicht mehr leuchten, Passanten sollen von außen nicht in das Lokal reinsehen. Betreiber dürfen keine Vorstrafe von über einem Jahr aufweisen.
Frage: Wie viele dieser Lokale gibt es derzeit in Wien?
Antwort: Rund 450. Von den etwa 230, die um eine Genehmigung angesucht haben, wurde bis jetzt rund 30 das OK gegeben. Die Pläne müssen die Bestätigung eines Ziviltechnikers enthalten.
Frage: Wenn nur so wenige eine Genehmigung haben, warum sind dann immer noch so viele offen?
Antwort: Die Polizei gewährt allen Betreibern eine Art Schonfrist. Wer noch keine Genehmigung hat, aber eingereicht hat, darf auf Kulanz hoffen. Der Großteil der Lokale, die sich die notwendigen Umbaumaßnahmen nicht leisten wollen, wird vermutlich nach und nach zusperren, neue Etablissements werden eröffnen. Wer einen negativen Bescheid bekommt, hat 14 Tage Zeit, Einspruch zu erheben.
Frage: Wer darf in einem Laufhaus arbeiten?
Antwort: Jeder, der über 18 Jahre alt ist und sich legal in Österreich aufhält, kann sich bei der Polizei zur Prostitution melden, auch Asylwerber. Nach einer gesundheitlichen Untersuchung, die jede Woche wiederholt werden muss, bekommt man den "Deckel", die Kontrollkarte, die der Polizei jederzeit vorgewiesen werden muss. Registrierte Prostituierte zahlen regulär Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 6.11.2012)
http://derstandard.at/1350260367950/Gep ... rloeschern