WARNUNG Laufhaus Lienz MAXIM - KEINE EMPFEHLUNG

Geschäfte, Internet-Shops, Dienstleister, Beamte... wo habt ihr Diskriminierung oder unangemessenes Verhalten erfahren? Wo hat es euch besonders gut gefallen, bzw. stimmte das Preis/Leistungs-Verhältnis?
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violet
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WARNUNG Laufhaus Lienz MAXIM - KEINE EMPFEHLUNG

#1

Beitrag von violet »

Das Laufhaus Lienz MAXIM in Oberdrauburg steht exemplarisch dafür was im Laufhaus-Zwangssystem falsch läuft, aber der Reihe nach:

Das mir zugewiesene Zimmer kostet 750€ Wochenmiete + 100€ Aufschlag weil ich eine Transfrau bin, also insgesamt 850€. Ich habe auch auf Nachfrage keine Möglichkeit ein anderes Zimmer zu wählen, und das mir zugewiesene Zimmer ist weder größer noch schöner als die anderen Zimmer. Das Zimmer strahlt 70er Jahre Charme aus um es freundlich zu formulieren. Der Kleiderschrank ist kaputt, der Teppichboden speckig und der Duschvorhang schimmelt.

Am Tisch in der Ecke liegt eine Preisliste vom Betreiber mit den von ihm vorgeschriebenen Preisen für bestimmte Sexdienstleistungen (siehe Anhang). Das alles kenne ich bereits von anderen Häusern. Die Betreiber machen Druck auf die SexdienstleisterInnen durch die überzogenen Zimmermieten und legen dann Zettel mit den vom jeweiligen Betreiber vorgeschriebenen Mindestpreisen in die Zimmer.

Im Zimmer gibt es auch ein Seniorenhandy das man benutzen muss sofern man telefonisch erreichbar sein möchte. Es gibt auch auf mehrmalige Nachfrage keine Möglichkeit mein eigenes Handy und meine eigene Telefonnummer zu verwenden. Auch auf der Laufhaus-Webseite wird ausschließlich die Zimmer-Telefonnummer veröffentlicht. Also ist es nicht möglich per Whatsapp Termine zu vereinbaren und zusätzlich verwirrend bspw. für Stammkunden wenn plötzlich eine neue Telefonnummer auftaucht.

Schwer zu ertragen ist auch der kalte Zigarettengeruch im ganzen Zimmer. Also versuche ich zu lüften so viel wie möglich, aber der Zigarettengeruch hängt schwer im Zimmer in den Wänden und im Teppichboden und lässt sich nicht vertreiben.

Ich bezahle die geforderten 300€ Anzahlung, Rechnung bekomme ich keine, die soll ich am Freitag bekommen. Die Nacht gestaltet sich eher unangenehm, mit geschlossenen Fenstern ist der Zigarrettengestank sehr unangenehm, mit gekippten Fenstern sorgen die vorbeifahrenden Fahrzeuge für Schlaflosigkeit.

Am Montag Vormittag sage ich im Büro Bescheid, dass es hier für mich nicht passt und ich wieder abreisen möchte. Der Hausmeister meint zuerst noch ich könne kulanterweise 200€ von meiner Anzahlung zurück haben. Etwas später bekomme ich die Info, dass der Betreiber das ablehnt. Der Betreiber spricht mich als Transfrau im Whatsapp-Chat mit 'er', also männlich an. Auch das wundert mich schon lange nicht mehr und sich darüber aufzuregen ist erfahrungsgemäß sinnlos.

Also habe ich 300€ für eine Nacht in einem heruntergekommen Zimmer bezahlt, hinzu kommen noch die Kosten für meine An- und Abreise und der verlorenen Zeit. Verdient habe ich nichts.

So wie hier im Laufhaus Lienz MAXIM ist es zugebenermaßen auch manchmal in anderen Laufhäusern, mal besser, mal schlechter. Mit manchen Betreibern kann man allerdings reden, nicht so mit dem Betreiber des LH Lienz MAXIM.

Die Betreiber der Laufhäuser geben die Regeln vor, angefangen von den völlig überzogenen Wucher-Wochenmieten bis hin zu von ihnen vorgeschriebenen Preisen für bestimmte Praktiken die dann in Listenform in den Zimmerm aufliegen, und sie haben leichtes Spiel.

Das Gesetz zwingt mich dazu in Häusern wie diesem zu arbeiten wenn ich legal arbeiten möchte, Hausbesuch und Escort ist in vielen Bundesländern verboten, eine eigene Wohnung zu mieten ebenso. Also bleibt nichts anderes übrig sich der Gnade der Laufhausbetreiber zu unterwerfen, um Termine zu bitten und möglichst keine Forderungen zu stellen, sofern man Wert darauf legt einen weiteren Termin zu bekommen.

Das Laufhaus Lienz MAXIM ist ein Beispiel dafür, wie das LAUFHAUS-ZWANGSSYSTEM freiwilliger selbstbestimmter Sexarbeit, in einer angenehmen selbstgewählten Umgebung, entgegensteht und wie die Gesetzeslage von Laufhausbetreibern dazu genutzt von den SexarbeiterInnen maximal zu profitieren.
Preisliste_LH_Lienz1.jpg
~~~ Am Rande des Abgrunds ist die Aussicht sehr gut ~~~

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Zwerg
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Re: WARNUNG Laufhaus Lienz MAXIM - KEINE EMPFEHLUNG

#2

Beitrag von Zwerg »

Das eine derartige "Speisekarte" zum ko**en ist, versteht sich von selbst.
Niemand darf einer SexarbeiterIn die Art ihres Services oder auch den Preis vorschreiben. Das man derartige Papiere von Seite des Betreibers im Zimmer hinterlegt, rechtfertigt eine Warnung vor diesem Haus bzw. vor dem Betreiber.

Das Perfide an der Sache ist, dass der Kunde, der dies zu Gesicht bekommt, glauben könnte, dass dies was da steht "hausüblich" wäre und somit jede SexarbeiterIn damit einverstanden ist.

Ich möchte mich dieser Warnung ausdrücklich anschließen. Geht gar nicht!

christian

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#3

Beitrag von floggy »

In Deutschland würde jetzt die Staatsanwaltschaft auftauchen und Sozialversicherungsbetrug bzw Unterschlagung ahnden, wenn ich mich nicht irre. Umsatzsteuerbetrug auch, und da habe ich schon ein Papier gelesen, das gibt es in Österreich auch. Warum so gnädig "das geht gar nicht"? Kopf ab! Rübe runter! Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, und die gleich mitanzeigen wegen Untätigkeit und Strafvereitelung. Ist ja alles schon lange bekannt. So wie die Preisliste bei mir optisch rüber kommt, ist die auch in Plastik eingeschweißt. Super! Gibt es ein Besprechungsprotokoll über die internen Preisabsprachen? Waren die Besprechungsteilnehmerinnen autorisiert für eine Unzahl an unbekannten Sexarbeiterinnen Preisabsprachen zu treffen? Mit wieviel Bananen muss eine Republik handeln, daß ihr korrupter Staatsapparat als Bananenrepublik eingetragen werden kann? Was wird da an Runden Tischen eigentlich gefaselt? Sorry, ich werde alt. Ich habe keine Geduld mehr. Mit niemandem. Dabei eilt es mir eigentlich gar nicht. Als herzkranker Rentner wartet man eh nur auf den Tod, und mit dem habe ich es nun ja wirklich nicht eilig. Aber vierzig vergeudete Jahre habe ich schon mitbekommen, und nochmal vierzig Jahre habe ich nicht.

Udo Gerheim - sicherlich kein SW Aktivist - (Die Produktion des Freiers. Macht im Feld der Prostitution. Eine soziologische Studie) hat schon 2012 davon geschrieben, daß es wesentlich davon abhängt, ob Sex Workers verlorene (Markt)Macht (neo-liberale Strukturen) gegenüber Kunden und Betreibern zurückgewinnen können - leider frei zitiert, finde den Text leider nicht so auf die Schnelle. Kunden und Betreiber bilden schon lange eine unheilvolle Allianz. Kunden sind da pro-aktiv unterwegs, und müssen nicht erst angestubst werden. Womit ich wieder bei Freierforen wäre. Ein Grauen für mich, und die Frauen doch auch? Aber einige meinen Vorteile damit haben zu können . . .

So liest sich der Umsatzsteuerbetrug auf der Website:

Unsere selbstständig anwesenden Damen aus verschiedenen Nationen arbeiten im eigenen Namen und auch auf eigene Rechnung.
Die Anwesenheiten, Leistungen oder Preise der Damen deiner Wahl sind ausschließlich vor Ort oder telefonisch individuell zu erfragen und zu vereinbaren.


Ferner denke ich, daß dirigistische Zuhälterei in dem Sinne gegeben ist, daß in die wirtschaftliche Autonomie eingegriffen wird, weil wie oben schon gesagt wurde, Stammkundschaft nicht aufgebaut werden kann bzw der Intention nach nicht aufgebaut werden soll, was aber für SW existenziell ist.

Was anderes wäre es, Mindestpreise für einzelne Leistungen festzulegen, auch wenn ich mir bewußt bin, daß auch Mindestpreise in die Vertragsautonomie und wirtschaftliche Autonomie eingreifen. Also immer noch Graubereich, aber mit einem Vielleicht-Immerhin-Vorteil für die Mehrheit der SW? Wenn dann aber Mindestpreise wieder zur "Orientierung" zweckentfremdet werden, ist das Kind erneut in den Brunnen gefallen. Deshalb braucht es ja auch Verbände, die tagesaktuelle Entscheidungen herbeiführen, in gewählten Gremien.

Die Überschrift "Preisliste von den Damen für die Damen' ist so bescheuert, wie ich mir die Denke von Betreiber/innen manchmal vorstelle. Die meinen, mit Worten jeden Scheiß einem verzapfen zu können. Verarschung gehört ins StGB aufgenommen. Auch der Versuch soll strafbar sein.

Da fällt mir ein, Maya war auch nicht mehr unter ihrer persönlichen Handynummer sichtbar, als sie in Offenburg arbeitete. Jetzt ist sie in München und hat wieder ihre persönliche Handynummer. Also nicht nur in Österreich gibt es das, auch in Deutschland, und das im höherpreisigen Segment.
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.

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