PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForschung

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Marc of Frankfurt
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Clandestin ist die Verteilungsdebatte

#121

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fachbegriffbegriff für unser on-line Lexikon:


Intersektionalität (Intersectionality)


beschreibt die Überschneidung (engl. intersection = Schnittpunkt, Schnittmenge)
von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person.


Intersektionelle Diskriminierung liege vor, "wenn -beeinflusst durch den Kontext und die Situation- eine Person aufgrund verschiedener zusammenwirkender Persönlichkeitsmerkmale Opfer von Diskriminierung wird."

Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus (Sex, Gender, Orientierung) oder Klassismus addieren sich nicht nur in einer Person, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen (Verflechtungszusammenhang).


Bild

Clara Zetkin (1857 - 1933) hat das schon erkannt,
wurde aber erstmals 2001 auf der Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban thematisiert.

Im Gegensatz zu einem ereignisorientierten Ansatz der Diskriminiuerung, in dem nur ein Merkmal im Vordergrund stehe,
wird in diesem prozessorientierten Ansatz Diskriminierung als ein „Produkt der sozialen Konstruktion von Identität, die in einem sozialen, historischen, politischen und kulturellem Kontext“ stehe, verstanden.

Die 3 Kategorien „Rasse“, Klasse und Geschlecht machen „das Grundmuster von gesellschaftlich-politisch relevanter Ungleichheit aus, weil körperliche Arbeit (zur Einkommenserzielung [Geld+Körper]) den diskriminierenden Grund ausmachen (Steuerung und Kontrolle der Ressourcenverteilung).

Andere Theoretiker nehmen noch weitere Kategorien hinzu:
Körper (Behinderung, Schönheit, Race/Hautfarbe), Gender, Sexualität, , Ethnizität, Nationalität/Staat, Kultur, Klasse, Gesundheit, Alter, Sesshaftigkeit/Herkunft, Besitz, Geographische Lokalität (West/Rest), Religion (religiös/säkular), gesellschaftlicher Entwicklungsstand (modern/traditionell)


http://de.wikipedia.org/wiki/Intersektionalit%C3%A4t





Siehe auch diese Fachbegriffe:

Dreifachunterdrückung (Triple Oppression-Theorie) Rasse-Klasse-Geschlecht
http://de.wikipedia.org/wiki/Triple_Oppression

Heterozentrismus (Heteronormativität)

Mysogynie (Frauenfeindlichkeit)

Homophobie (Schwulenfeindlichkeit)

Transphobie (Transsexuellenfeindlichkeit)

Putophobie (Sexworkerunterdrückung)

Stephan Quensels Etikettierungsansatz (s.o. Seite 2, Beitrag #39)
viewtopic.php?p=39517#39517

Othering (Ausgrenzung)
http://de.wikipedia.org/wiki/Othering

Imperialismus / Kulturimperialismus

Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit)
http://de.wikipedia.org/wiki/Xenophobie

Theorie des Fremden von Norber Elias (1897 - 1990, s.o. Seite 4 Beitrag #62)
viewtopic.php?p=45561#45561

...









Geld & Körper stehen also im Zentrum von Wertschöpfung und damit auch von Ressourcen-Verteilungs-Kontrolle durch sublime Methoden wie Diskriminierung, Stigmatisierung bis hin zu Kriminalisierung.

Das ultimative Prostitutionstabu versiegelt dabei jeden transparenten und vollständigen Diskurs zur Verteilungsdebatte.


Intersektionalität oder Dreifachunterdrückung sind m.E. also passende Kategorien z.B bei der Debatte um migrantische Sexworker, die z.B. in Flatrateclubs behaupten gerne zu arbeiten, aber dort vertrieben, ins Gefängnis geworfen bzw. "gerettet" oder deportiert werden.

Siehe auch Stigmaagglomerationen wie Schwul+Prostitution+Migrant+Behindert+Black+HIV+
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=32674#32674
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=68886#68886





Sexarbeiter werden diskriminiert aufgund Berufswahl!

Fällt das Prostitutionsstigma (die Putophobie) demnach nicht eigentlich unter Klassismus,
obwohl es ständig primär unter Sexismus diskutiert wird?!


vgl. Profs. Lund und Korn in "Economy of Prostitution":
viewtopic.php?p=30951#30951





Diskriminierungen sind so wirkmächtig, weil sie Mittel-Zweck-Symbiosen darstellen. Sie haben einen ökonomisch-systemstabilisierenden Sinn:

Mittel: Ausgrenzung
anhand von Fremdheitsmerkmalen (Xenophobie, Othering): Sexuelles Sein (Geschlecht) oder sexuelles Verhalten, (Prostitutionsberuf, Homosexualität), Rasse, Behinderung ...

Zweck: Ressoucen-Verteilungs-Kontrolle
z.B. Berufsverbot, Heiratsverbot, Ansiedlungsverbot, Geldwäscheverbot, Einreiseverbot ...

Es sind systemische Strukturbildungsmechanismen, die Vielfaltsformen, die noch unverstanden und damit system-in-kompatibel sind, aus Selbstschutz- oder Profitgründen diskriminieren.
(Das Fremde, Unbekannte, Neue raushalten, damit das Eigene enstehen kann bzw. bewahrt wird [bewahren kommt von 'das Wahre' schützen. Drama des Konservatismus]).





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 14.09.2010, 13:32, insgesamt 2-mal geändert.

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Das Geheimnis von Definitionsmacht

#122

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wie die Bedeutung in den Dingen sozial hergestellt wird:

Social Construction



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=GVVWmZAStn8[/youtube]


http://contexts.org/socimages/
http://www.youtube.com/user/socimages
http://www.facebook.com/pages/Sociologi ... 8399768839 (members only)





Das soziale Konstrukt Menschenhandel

Erfahrungen zur Fußballweltmeisterschaft Deutschland 2006


viewtopic.php?p=14561#14561





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These

#123

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Feministische Prostitutionsfeindlichkeit

ausgelöst durch und Gegenreaktion zu
"Hegemonialer Männlichkeit"



Frauen haben in der herrschenden sexistisch-kapitalistisch-patriachalen Matrix zwei Optionen:
  • Mit ihrer Weiblichkeit die besten Männer an sich zu binden (Selbst-Objektifizierung).
  • Selber so leistungsstark werden wie Männer (Vermännlichung).

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=DrPrpNTRG5s[/youtube]


In der Prostitution gibt es Frauen die entweder viel erfolgreicher oder aber verstrickt und gescheitert sind im Vergleich zu Frauen mit einem sozial akzeptierten Status.


Eine provokative These: Der Arbeit, Sorge und der Kampf um die sog. Opfer wirkt gleichzeitig statuserhöhend für die Helfer (z.B. Job in der Helferindustrie) und isoliert die erotisch-sexuell-kommerziell erfolgreichere Konkurrenz (Hausfrauenrache an der Sexworker-Konkurrenz).





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#124

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sehr extreme Anwendung des Wortes Prostitution als Schimpfwort:


„Prostitution des Holocaust“

ausgesprochen vom studierten Rechtsanwalt Joram Scheftel, dem Verteidiger des Angeklagten John Ivan Demjanjuk, als Kritik am gleichnamigen Prozess um dessen Taten im KZ und Vernichtungslager Sobibór während des 2. Weltkriegs ...

http://www.hagalil.com/archiv/2009/12/01/demjanjuk-5/

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GMF vs. universelle Menschenrechte

#125

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Syndrom Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF)

basiert auf Ideologie von Ungleichwertigkeit und
ist Folge sozialer Desintegration.



Sie zeigt sich nicht im öffentlichen Diskurs in den Medien, sondern im Umgang gegenüber schwachen Gruppen.

In Krisenzeiten und wirtschaftlicher Rezession sind die Chancen für Integration und Inklusion verringert.


Bild
Ergebnisse



Sonderformen von 'sexual politics' sind Homophobie und Sexismus. Darin auch Putophobie (Sexworkerfeindlichkeit), die jedoch nicht untersucht wurde. Prostitution wird im Genderdiskurs auch erkannt in seine Funktion zur Konstruktion und Stabilisierung von Heteronormativität und Monogamie. Da Sexworker zum Großteil MigrantInnen sind, spielt Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit) auch mit hinein. Für Straßenprostituierte käme evt. noch das Stigma der Obdachlosenfeindlichkeit hinzu (s.o. Mehrfachstigmatisierung = Intersectionality).

10jähriges Forschungsprojekt seit 2002. Großteil der Untersuchung geht um West-Ost-Unterschiede nach der Deutschen Einigung.


Präsentation der Langzeituntersuchung Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit:
http://www.uni-bielefeld.de/ikg/downloa ... pe2008.doc (Pressemappe)
http://www.uni-bielefeld.de/ikg/gmf/einfuehrung.html
http://www.uni-bielefeld.de/ikg

Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer

Bücher:
Deutsche Zustände. Folge 7 (Broschiert)
Surkampverlag 2008:
http://www.amazon.de/dp/3518125524

http://www1.bpb.de/publikationen/LAOTCW ... E4nde.html





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Gesellschafts-Studie

#126

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fortsetzung:


Mit dem sozialen Abstieg in der Krise kommt der Haß:
  • Minderheiten werden ausgegrenzt und erniedrigt, um sich selbst erhöhen zu können
    [Ausländer/Migranten, Dauerarbeitslose, Schwule ... Prostituierte].
  • Statt daß die Gesellschaft als ganzes enger zusammenrückt, machen das nur die hegemonialen Kerngruppen [der Machtblock] und die Randgruppen werden gemobbed.
  • Werte der westlichen Aufklärung: Solidarität, Fairness, Gerechtigkeit [Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit] werden im Existenzkampf jeder gegen jeden hinten an gestellt
    [Sexwoker-Inklusion kann man sich in Krisenzeiten abschminken].
  • Demokratie gerät in Gefahr. Unsere westl. Geisteskultur der Freiheit und Menschenrechte ist letztlich nur ein dünner verletzlicher grüner Moosteppich auf unserem wirtschaftlichen Wachstumswohlstand bzw. der Ausbeutung der Welt.



Bericht zur Veröffentlichung der Studie vom letzten Posting:
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/ ... index.html





Kulturzeit: Bericht14.12.2009

Studie: Krise ist schlechte Basis für Integration

Eine Krise kommt selten allein: Geht es einer Gesellschaft schlecht, wachsen Fremdenhass und Homophobie. Das ist das zentrale Ergebnis der Langzeitstudie "Deutsche Zustände" des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.

Video:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=16084

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Social Media Prostitution

#127

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schimpfwortgebrauch Prostitution

in Blogs und on-line Zeitungen mit Kommentar-Funktion können wir uns wehren und so evt. langfristig eine Bewusstseinsveränderung bewirken ...




Die ultimative Social Media Prostitution
http://blog.onetoone.de/onetofew/die-ul ... ostitution

und mein Kommentar:
  • Zur Klarstellung:

    Bei der Titelüberschrift handelt es sich wohl nicht um Prostitution i.e.S., sondern um die sog. "nichtsexuelle Prostitution" im übertragenen Schimpfwortgebrauch des Wortes.

    Prostitution ist in Deutschland seit dem ProstG von 2001 eine legale Tätigkeit zur Einkommenserzielung. Einem Zwang zur Einkommenserzielung unterliegen wir alle [in der Fremdversorgungswirtschaft (siehe Debatte bedinungsloses Grundeinkommen)].

    Die sexuelle Prostitution ist ein freiwilliger Tausch zwischen zwei mündigen Erwachsenen. Der eine will Einkommen erzielen, der andere sucht sexuelles Entertainment. Beide verständigen sich darüber die Position des anderen zu achten. Geld im Tausch gegen eine sexuelle inszenierte Dienstleistung und wird heute Sexwork genannt um dem Schimpfwort auszuweichen.

    Nichtsexuelle Prostitution ist es gegen kollektive Werte und Moral zu verstoßen wie z.B. seine eigenen Werte, die Würde zu verletzen, korrumpieren, Werte verraten, pers. Vorteilsnahme, Übervorteilung, Rechtsbeugung ...

    Leider werden die Prostitutions-Begriffe vermischt und damit eine ganze Berufsgruppe als Sündenbock von der Mehrheits-Gesellschaft mißbraucht. So werden Opferbilder geschaffen und zementiert und ein ideologischer Grundstein gelegt für die Massenhype um die sog. Zwangsprostitution. Wehret den Anfängen.

    Frauen, Transsexuelle und Männer in der Prostitution werden dadurch sändig verbal und medial "vergewaltigt".

    Sexworker fordern Rechte gegen Unrecht.
    Wir verlangen Respekt und kein Mitleid.

    Denkt Euch andere Schimpworte aus, um den Meinungskampf nicht unfair auf unserem Rücken zu führen. Bitte Weitersagen. Danke.




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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 19.02.2010, 00:05, insgesamt 4-mal geändert.

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Vorweihnachtliches Presserauschen:

#128

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Christliche Werteordnung?

Ladendiebstahl besser als Prostitution predigt englischer Priester



Father Tim Jones, Vikar der anglikanischen St. Lorenz-Gemeinde der Stadt York, verkündete in seiner Predigt vom vierten Adventssonntag vor seiner Gemeinde,
  • dass es für in Not geratene Menschen in der Rezession besser sei, „Ladendiebstahl zu begehen als sich auf Prostitution, Straßenraub oder Einbruch zu verlegen.“

    „Aber mein Rat widerspricht keineswegs dem 8. Gebot, denn Gottes Liebe für die Armen und Erniedrigten wiegt allemal das Eigentumsrecht der Reichen auf.“
http://www.welt.de/vermischtes/article5 ... uende.html


Wiedereinmal wird sichtbar, daß ein Kirchenvertreter Prostitution nicht als Sexwork begreifen kann, sondern nur als Verbrechen so wie seinerzeit der heute immer noch einflußreiche Cesare Lombroso die weibliche Prostitution als das Äquivalent des männlichen Verbrechers in die Kriminalistik einsortierte.


La donna delinquente ... (dt: Das Weib als Verbrecherin und Prostituirte. Anthropologische Studien, gegründet auf e. Darstellung d. Biologie u. Psychol. d. normalen Weibes mit G. Ferrero. Hamburg: Verlagsanst. u. Dr. A.-G. 1894)
http://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Lombroso
http://www.kirchenlexikon.de/l/lombroso.shtml


Im Artikel, den öffentlichen Gegenreaktionen und wohl auch den Gedanken des Priesters geht es aber nur um das Für und Wieder zum Thema Ladendiebstahl. D.h. die Werteordnung wird nur vor dem Hintergrund der sozialen Not vieler vs. der Marktmacht einiger Supermarktketten hinterfragt d.h. der herrschenden Eigentumsordnung. Prostitution wird hier nur als reißerischer Gegenpol herangezogen, ganz so wie im bekannten Schimpfwortgebrauch Prostitution. Ein negativer Konsens wird schlicht unterstellt.


Daß aber gerade in der Sexarbeit auch eine soziale Dimension steckt, wird eine emanzipatorische Sexworker-Befreiungs-Theologie noch deutlicher herausarbeiten müssen.


Hier erste Ansätze:
viewtopic.php?p=70600#70600





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Re: Vorweihnachtliches Presserauschen:

#129

Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Wiedereinmal wird sichtbar, daß ein Kirchenvertreter Prostitution nicht als Sexwork begreifen kann, sondern nur als Verbrechen


.

Wem wundert's? Das wird auf ewigen Zeiten auch so bleiben, wo doch die Prostitution wenigstens im biblischen Buch der Offenbarung ganz klar und deutlich verdammt wird, wäre es nur wegen der Hure Babylons (Offenbarung 17). Und auch wenn es sich hierbei nur um eine Metapher handeln würde, dass es da gerade die Hurenmetapher betrifft, bezeugt schon einiges. Geschweige noch der Strafe die ihr erwartet:

Offenbarung 17:16:
Und die zehn Hörner, die du gesehen hast auf dem Tier, die werden die Hure hassen und werden sie wüste machen und bloß und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.

Also, meine Lieben, macht euch da bitte keine Illusionen: die Institution Kirche steht der Prostitution im Endeffekt feindlich gegenüber, oder gar grundsätzlich.

Und auch die Maria Magdalena-Tradition wird daran nichts ändern: ihr wurden ja laut Lukas von Jesus Christus die sieben Teufel ausgetrieben. Da darf man getrost annehmen, dass wenigstens einer dieser Teufel der Teufel der Prostitution gewesen sein dürfte.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Neujahrspredigt zur Rezession :-((

#130

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Liebe


Wenn alles geht, geht nichts mehr


Von Hellmuth Karasek
31. Dezember 2009, 04:00 Uhr



Hellmuth Karasek erinnert an die Sprengkraft der sexuellen Revolution. Folgt ein neuer Puritanismus?


In den letzten zwei Generationen, also von den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts an, vollzog sich eine der größten Revolutionen auf dem Felde der Sexualität, also dem Schlachtfeld der Liebe - vielleicht die größte in der bisherigen Geschichte der Zivilisation überhaupt: Die Lust entkoppelte sich von der Fortpflanzung, zumindest der Angst vor der Fortpflanzung. Spaß war auf einmal, wenn man Liebe als Spaß missverstehen will, um seiner selbst willen da, er war nicht mehr auf das Ziel gerichtet, das im biblischen Gebot "Wachset und vermehret euch" von Gott an seine auserwählten oder christlichen Völker erlassen worden war. Religionen waren bis zur Aufklärung Hüter der Ehe und der Familie, und diese Wächterrolle vollzogen sie, solange sie es konnten, mit Feuer und Schwert. Sie taten das nicht aus reiner Lustfeindlichkeit, sie taten es, weil sie wussten, welche entfesselnde Kraft der Liebe, die nicht auf die Zukunft der Menschheit ausgerichtet ist, sondern sich selbstsüchtig feiert, innewohnt. Liebe und Leidenschaft, der befreite Sex, sind, wie die Kirche wusste, das zerstörerischste Element, das in der Gesellschaft gegen die Gesellschaft schlummert, das im Staat ein egozentrisches Zerstörungspotenzial gegen den Staat aufbaut. Daher duldete die christliche Religion den Trieb nur zur Fortpflanzung, also in Ehe und Familie, und verdrängte ihn sonst ins Asoziale, Verbotene, nächtlich Heimliche. Mit anderen Worten: in die Prostitution.


Wie bei der Prostitution waren die Frauen, als sich das männliche Selbstbewusstsein in der Aufklärung befreite, die Opfer der Sexualität [Erstens sind Prostituierte nicht per se Opfer und zweites auch nicht die Frauen. Anm.]. "Faust", das deutsche Drama des Übermenschen schlechthin, ist im Ansatz des "Urfaust" ein Sturm-und-Drang-Drama der sexuellen Befreiung, der Held wird aus den Banden des Herkommens, der Tradition und der Sitte erlöst, er darf sich ausleben, selbst befreien. Er macht sich rast- und ruhelos auf die Suche nach dem Glück und feiert den Augenblick, wenn er ihn nicht festhalten, also in feste Bahnen lenken will. Das Opfer des befreiten Mannes ist die Frau. Ihr droht die Schande der ledigen Mutter, der Ausschluss aus jeglicher Gesellschaft, sie wird zur Kindsmörderin. In Gretchen hat Goethe dieser Gestalt ein in der faustischen Selbstverliebtheit selbst erschrockenes Denkmal gesetzt: um diesen Fall zum Ausnahmefall zu machen, den die Gesellschaft bestenfalls in Tragödien duldete und feierte und in Romane von der Ehebrecherin ("Madame Bovary", "Effi Briest" oder "Anna Karenina") verbannte. In Wahrheit wurde die ledig Schwangere ausgestoßen, die Abtreibung unter drakonische Strafen gestellt und der Ehebruch geahndet. Alles unterstand dem Vermehrungsgebot. Karl Kraus hat die Endzeit dieser Doppelmoral mit dem Satz gekennzeichnet: "Der sittliche Skandal fängt dann an, wenn die Polizei ihm ein Ende setzt."


Mit der Erfindung der Antibabypille erfolgte ein radikaler Bruch mit der bisherigen Praxis des Verdrängens und Duldens nur im Finstern und Verbotenen. Auf einmal waren die Frauen der Teil der Menschheit, der, sobald er Zugang zur Pille hatte, über seinen Körper und über seinen Familienstatus selbst bestimmen konnte. Was die Pille ermöglichte, wurde zwar als "Familienplanung" beschrieben, diente aber in Wahrheit der sorglosen Freisetzung der Libido - sorglos zumindest, was die Folgen für das geborene und ungeborene Leben betraf. Gleichzeitig und parallel zur Pille lösten sich auch die Paragrafen auf, die für die Strafbarkeit der Sexualität gesorgt hatten. Nach und nach wurde der Sex straffrei. Das geht bis in die höchsten öffentlichen Ämter: Ein italienischer Präsident muss sich zivilrechtlich wegen vielfachen Ehebruchs verantworten, ohne dass auch nur die öffentliche Meinung über ihn mit einem tödlichen Verdikt herfällt. Deutsche Regierungschefs in Bund und Ländern dürfen mehrfach verheiratet sein und homosexuelle Bindungen eingehen, die der Ehe nahezu gleichgestellt sind. Sie verlieren ihre Ämter nicht, wenn sie außereheliche Geliebte und außereheliche Kinder haben.


Natürlich ist diese "Libertinage" auch dadurch befördert worden, dass durch das Penicillin die Geschlechtskrankheiten, eine andere die Ehe fördernde Geißel der Menschheit, besiegt schienen.


All das, wie auch die Völkerwanderungen auslösenden Kriege des 20. Jahrhunderts, die Fluchten und Vertreibungen, die im Krieg verbliebenen Männer, lösten die früheren Ordnungen auf, so sehr sich Herkommen und Moral dagegen stemmten. Das Penicillin und der "Kinsey-Report" taten ein Übriges. Man war jetzt nicht mehr nur moralisch nicht als Einzelner einem Gott gegenüber für sein Handeln verantwortlich, sondern wurde auch statistisch zum Angehörigen einer soziologisch und psychologisch erklärbaren Gruppe: Anything goes! Auch sein sexuelles Verhalten durfte man auf demokratische Weise wählen. Ehen lösten sich an den Rändern zu Kommunen und Wohngemeinschaften auf, Partnertausch wurde an den Rändern der Gesellschaft praktiziert und zum Urlaubs- und Ferienvergnügen, Lebensabschnittspartnerschaften waren möglich und geduldet, und zumindest in Europa herrschte über all das immer weniger Aufregung. Lust führte zur Bildung enthemmter Sekten der sexuellen Selbstverwirklichung. Houellebecq wurde als geschädigter Sohn zum Ankläger dieses selbst befreiten, selbstverliebten Gesellschaftsmodells. Sexuelle Verbrechen von kranken Patriarchen wirkten wie erratische Blöcke und Schrecknisse in der scheinbar befreiten und aufgeklärten Gesellschaft, die Konsum und Amusement zum eigentlichen Wertesystem ausgerufen hatte. Scheinbar!


Denn natürlich entwickelte sich aus dem gepredigten und praktizierten offenen Glück das neue Unglück. Es gab Verlassenheit, Einsamkeit, seelische Kränkungen in bisher ungeahntem Ausmaß.


Da sich die Zivilisationsgeschichte in Wellenbewegungen vollzieht, ist es stets eine neue Pendelbewegung zwischen der unbändigen Freiheit und dem gebändigten Konservatismus. Im Moment scheint es so, als hielte die Gesellschaft im Entfesselungsdrang der Liebe inne, weil sie erkennt, dass die nächsten Generationen deren Opfer sein könnten. Natürlich hat die jahrhundertelang vorherrschende Großfamilie mit ihrer dörflichen Selbstkontrolle endgültig ausgedient. Aber in der Freiheit gibt es mehr und mehr junge Menschen, die in dieser Freiheit zu seltsam rigorosen Bindungen zurückfinden - so, als wollten sie der Libertinage wieder den Rücken kehren. Das zweite Jahrzehnt des dritten Jahrtausends dürfte wieder "puritanischer", konservativer auftreten wollen.


http://www.welt.de/die-welt/politik/art ... -mehr.html





Was für ein "wertkonservatives Propagandastück". Aber wer die Aspekte von Sinnsuche, Ressourcenverteilung, Teilhabegerechtigkeit und Machtfrage ausblendet, muß zwangsläufig in traditioneller Morallehre enden. Seinen Karl Kraus und die Sache mit der Doppelmoral hat er wohl nur halb verstanden.





Karasek
http://de.wikipedia.org/wiki/Hellmuth_Karasek
Kraus
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Kraus





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Problem Professionalisierung und Ausbildungsbetrieb

#131

Beitrag von ehemaliger_User »

Bild in der Öffentlichkeit

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=u56nrYPCS7A[/youtube]
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Anke Engelke ist toll

#132

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Klasse. :eusa_clap


Wie so oft: im Witz liegt viel Wahrheit versteckt.


Danke fürs einstellen. An vielen anderen Stellen im Forum hätte es auch wunderpar gepaßt:

Sexworker-Academy:
viewtopic.php?t=817
Sexworkerkompetenzen:
viewtopic.php?t=3608
...




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Ho = Hooker, Sexworker

#133

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vergleich Prostitution und Medienbusiness

;-)



http://logbuch.probek.net/post/33259863 ... s-conan-ho





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Darstellende Künste

#134

Beitrag von Marc of Frankfurt »

KEVIN KLINE: Schauspielerei & Prostitution sind ähnlich


Donnerstag, Januar 28, 2010 - 07:08

LOS ANGELES - Kevin Kline hat absolut kein Problem damit, in seinem neuesten Film "The Extra Man" einen Gigolo zu spielen.

Der 62-Jährige ist der Überzeugung, dass Schauspielerei und Prostitution einander gar nicht so unähnlich sind. Er sagte "WENN" über seine Rolle: "Das war leicht, weil das ich bin! Als ich am Broadway spielte, war das so ziemlich das, was ich getan habe - reiche Menschen gegen Geld unterhalten."

http://www.star-nachrichten.de/kevin-kl ... lich-30012





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 18.02.2010, 23:54, insgesamt 1-mal geändert.

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aus ner Büttenrede

#135

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Unterschiedliche Begriffskonzepte von Männern und Frauen

gegenderte Sprache
am Beispiel freie Liebe, Promiskuität und Paysex:





Irgendwo in der Stadt auf der Straße:

Mann: "Wollen Sie mit mir schlafen?"

Frau: "Ich bin doch keine Prostituierte!"

Mann: "Bezahlen wollte ich eigentlich nicht."

;-)





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Statement

#136

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Ethnologie

#137

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Es muß nicht einmal Sex dabei sein
es muß nicht einmal Geld im Spiel sein

und dennoch wird es Prostitution geschimpft



What is a Prostitute?
National Sexuality Resouce Center
http://nsrc.sfsu.edu/article/what_prostitute

Egypt: ‘Prostitutes’ are not whores, and vice-versa
Laura Agustín
http://www.nodo50.org/Laura_Agustin/egy ... vice-versa





- nicht sich einer hegemonialen Geschlechterordnung unterordnen
- seiner Selbstbestimmung und (sexuellen) Lust folgen
- frei und ungebunden sein
- promisk
- außerhalb der angesehenen Gesellschaft stehend
- benutzt aber mißachtet werden
- bezahlt werden aber entrechtet sein

all das sind Aspekte des a-sozialen Konzepts "Prostitutierte"






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Prostitutionsvorwurf als Rufmord-Methode gescheitert

#138

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Tabuthema Prostitution - immer gut als Gerücht in politischen Schlammschlachten:

Doch jetzt muß Irlands Verteidigungsminister Willie O'Dea der republikanischen Regierungspartei Fianna Fail wegen Lüge und Meineid zurücktreten.



Er hatte behauptet -wie es jetzt auch ein Tonband beweist- sein politischer Gegner der Stadtverordnete Maurice Quinlivan der Arbeiterpartei Sinn Fein sei Teilhaber an einem Bordell.

Diesen (falschen?) Vorwurf gemacht zu haben, hatte er jedoch geleugnet und sogar eidesstattlich erklärt, es nie behauptet zu haben. So konnte er zuletzt noch ein Mißtrauensvotum gegen ihn überstehen, bis jetzt die Tonbandbeweise aufgetaucht sind.

Die (prostitutionsfeindliche) Schmähung gegen seinen Gegner Quinlivan sei nicht geplant gewesen, erklärte der Minister O'Dea. „Ich sage in der Hitze des Gefechts manchmal Dinge, die ich nicht wirklich so meine“, fügte er hinzu.

Zum Artikel:
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... rueck.html





Die Prostitutionsfeindlichkeit und Konstruktion des Stigmas ist Kern sowohl weltfremder wie machtkonservierender Moral und aus ihr erwächst ein perfides Herrschaftsmittel von Erpressung bis Rufmord, was in modernen Zeiten allerdings stumpf bzw. zum Boomerang wird.





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#139

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Stigmaforschung:


Das Aufstellen der moralischen Hirarchie Zölibat-Sexwork
als opfererzeugende "sexual politics" und Machtsystem ist pervers


viewtopic.php?p=76367#76367



Fiedlersche Moral-Lehre:
"Pervers ist ein Verhalten, das Opfer schafft"


viewtopic.php?p=63476#63476 (sw-only)



Sexualität:
Scham vs. Sucht


viewtopic.php?p=76425#76425 (sw-only)





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Marc of Frankfurt
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#140

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gilt beim Thema Prostitution (= Sex + Geld)
- ein universales Naturrecht (gottgegebene Morallehre)
- und somit nicht mehr die erkämpften demokratischen und erarbeiteten wissenschaftlichen Standards moderner Gesellschaften?


Australischer Bürgermeister setzt sein Gewissen cool über nationales Prostituionsrecht
und will ein zu großes/zu sichtbares Bordell verbieten.


Mayor asserts his personal morality is above the law: New South Wales

http://www.nodo50.org/Laura_Agustin/may ... outh-wales





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 02.03.2010, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.

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