Menschenhandel
Frauen als Ware
Die Linksfraktion legt umfassende Fakten zum Thema Zwangsprostitution vor. Demnach sind mehr als die Häfte der etwa 1.100 Sexarbeiterinnen in Bremen Opfer.
VON CHRISTIAN JAKOB
Opfer finden und abschieben? Razzia in Münchner Bordell Foto: dpa
Zwei Jahre hat sie Material gesammelt, gestern legte die Linksfraktion ihre Faktensammlung zum Thema Zwangsprostitution vor. Das Ergebnis:
"Menschenhandel ist in Deutschland an der Tagesordnung. Das wird hier geduldet und akzeptiert", so die Abgeordnete Monique Troedel.
Und das gelte auch für Bremen. Troedel zufolge, die Infos von Polizei, Innenbehörde, Beratungsstellen und Betroffenen zusammengetragen hat, arbeiten hier rund
1.100 Prostituierte.
"Wir wollen nicht den moralischen Zeigefinger gegen Frauen erheben, die sich freiwillig für diese Arbeit entscheiden", sagt sie.
Doch
mehr als die Hälfte der Prostituierten täten dies eben nicht.
- "Von Freiwilligkeit kann oft keine Rede sein.
- Die werden mit falschen Vorstellungen nach Deutschland gelockt,
- geschlagen,
- erpresst und
- gezwungen, ihren Körper zu verkaufen."
- Die Kindheitserfahrungen der Frauen seien oft geprägt von Gewalt und sexuellem Missbrauch.
- Oft hätten sie keine Vorstellung, wie ein anderes Leben aussehen könne.
Nur ein kleiner Teil der Prostitution finde in Bordells statt,
das Gros verteilt über die ganze Stadt in sogenannten "Modelwohnungen".
- "Die Frauen werden dort bisweilen gehalten wie Tiere."
- Manche würden nicht einmal wissen, in welcher Stadt sie seien.
- Entsprechend schwer sei es, Zugang zu Hilfe und Beratung zu bekommen.
Auch wenn sie es begrüße, dass die
Innenbehörde bereits 2008 einen runden Tisch eingerichtet habe, werde dem Thema noch immer oft "mit Desinteresse und Ablehnung" begegnet, sagt Troedel.
Dabei sei Prostitution ein Riesengeschäft.
Allein in Bremen setzen Prostituierte jährlich rund 37 Millionen Euro um, schätzt die Kripo.
Der Teil, der hiervon mit verbrecherischen Mitteln verdient werde, übersteige sogar die Erlöse aus dem Waffen- und Drogenhandel, sagt Troedel.
Während früher die meisten Opfer von Menschenhandel aus Südostasien stammten, seien jetzt osteuropäische Staaten die Hauptherkunftsländer.
8% der aufgegriffenen Frauen seien minderjährig.
Für die Polizei sei es äußerst schwierig, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Derzeit verfüge das für den
Bereich Menschenhandel zuständige Kommissariat K44 nur über 1,5 Stellen. "Das ist viel zu wenig", sagte Troedel. "Wenn die jeden Ort, an dem in Bremen Prostituierte arbeiten, auch nur ein Mal im Jahr besuchen würden, dann wären die das ganze Jahr beschäftigt."
Allerdings dürfe es bei der Polizeiarbeit nicht darum gehen, die Frauen abzuschieben - so wie es mit den angeblichen afrikanischen Zwangsprostituierten geschah, die Anfang des Jahres bei einer Razzia in der Helenenstraße verhaftet wurden.
Troedel fordert ein
Bleiberecht für Opfer von Zwangsprostitution. Mittelfristig könne dies als humanitärer Abschiebeschutz gewährt werden, langfristig sei es aber notwendig,
Zwangsprostitution regulär als Asylgrund anzuerkennen. Vorerst könne auch ein Erlass auf Landesebene vor allem Frauen, die gegen ihre Zuhälter aussagen, ein Bleiberecht geben. "Wir würden eine interfraktionelle Initiative hierzu begrüßen", sagt sie.
http://www.taz.de/1/nord/bremen/artikel ... -als-ware/
Menschenhandel im Bremer Rotlichtmilieu
Linke wollen über Prostitution aufklären
- 21.12.2010 - 1 Kommentar
Von Rainer Kabbert
Bremen. Prostitution - ein vernachlässigtes Thema? "Darüber redet man meist mit erhobenem Zeigefinger oder ablehnendem Desinteresse", meint
Monique Troedel, Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bremischen Bürgerschaft. Dagegen lieferte Troedel zusammen mit der
Bremer Redakteurin Sabine Bomeier erschreckende Zahlen:
In Bremen arbeiten - auch nach Schätzungen der Polizei -
800 bis 1000 Prostituierte (davon 500 in Modelwohnungen und 110 in Bordellen), in Bremerhaven rund 150.
Die Prostituierten kommen überwiegend aus Osteuropa, acht Prozent sind minderjährig.
In Bremen werden so jährlich Einnahmen von 37 Millionen Euro erzielt. "Das ist eine Wirtschaftsmacht", sagte Troedel, "die noch vor dem Drogenhandel rangiert."
Nach Zahlen des Innenressorts wurden
2009 im Bereich Zwangsprostitution 47 Ermittlungsverfahren eingeleitet.
[Wieviele Urteile? Anm.]
In der Öffentlichkeit aber werde Menschenhandel und Zwangsprostitution als "normaler Vorgang" geduldet.
[Sexarbeiter sehen das ganz anders: Wir erleben eine Hexenjagd gegen medial aufgebauschten Menschenhandel, genutzt als Vorwand um Prostitution einzudämmen...]
Auch deshalb hat die Bremer Linke die Broschüre "Käufliche Liebe: die Frau als Ware" gestern vorgestellt. Ziel: Informationen über das heikle Thema liefern, damit sich Einstellungen und Verhalten gegenüber Prostituierten ändern.
So könnten etwa Nachbarn bordellähnliche Wohnungen melden und Zwangsprostituierte so aus misslicher Lage befreit würden.
Die Frauen selbst haben nach Informationen von Troedel Angst, die Polizei einzuschalten, werden bedroht und misshandelt, sind auch meist nicht der deutschen Sprache mächtig. "Zwangsprostitution ist eine immerwährende Vergewaltigung", kritisiert die Bürgerschaftsabgeordnete.
Forderung nach Opferschutz
Nun fordert die Linke: Sexueller Missbrauch sollte ein Asylgrund sein, sicherer Opferschutz bei Kooperation mit der Polizei und psychosoziale Betreuung müssten gewährleistet, berufliche Perspektiven für die Zwangsprostituierten geschaffen werden.
Leserbrief 1 von 1:
tommi24: "Monicke Trödel wird bestimmt keiner etwas antun!!"
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Brem ... aeren.html

Monique Troedel, Vorsitzende der LINKEN
http://www.linksfraktion-bremen.de/frak ... e_troedel/
Linksfraktion stellt Broschüre zum Thema „Menschenhandel und Zwangsprostitution“ vor
16. Dezember 2010 Linksfraktion Bremen
Am Montag, 20. Dezember 2010, 13 Uhr, lädt Monique Troedel, Vorsitzende der LINKEN in der Bremischen Bürgerschaft, zum Pressegespräch ein, um die
Broschüre „Käufliche Liebe – die Frau als Ware“ vorzustellen. Die Broschüre ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema „Menschenhandel und Zwangsprostitution“.
Die politische Aufbereitung hat sich während der letzten zwei Jahre von öffentlichen Anhörungen und Workshops über parlamentarische Anträge bis hin zu Interviews erstreckt. Die Initiatorin Monique Troedel erklärt: „Wir wollen nicht mehr wegschauen, sondern aktiv werden und für ein Thema sensibilisieren, das ansonsten in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung findet.
Etwa tausend Frauen werden im Land Bremen täglich gezwungen, ihren Körper zu verkaufen. Sie werden geschlagen, erpresst und haben kaum eine Chance, in ein besseres, menschenwürdiges Leben zu entkommen. Dagegen müssen wir vorgehen.“
Allein im Land Bremen beträgt der Umsatz, der durch Prostitution erzielt wird, geschätzte 37 Mio. Euro pro Jahr. Das ‚älteste Gewerbe der Welt‘ ist ein Wirtschaftszweig, wo mit unterdrückerischen und gewalttätigen Methoden enorme Profite erzielt werden.
Monique Troedel: „Mit der nun vorliegenden Broschüre soll über diese bedrückenden Umstände aufgeklärt werden. Wir wollen zeigen, dass wir alle gefordert sind, und was zu tun ist, um betroffenen Frauen zu helfen. Wir haben mit Menschen gesprochen, die täglich auf verschiedene Weise mit Zwangsprostitution konfrontiert sind, mit Streetworkerinnen, Sozialarbeiterinnen, Polizistinnen sowie einer Betroffenen. Wir haben Datenmaterial zusammengetragen und klären über Hintergründe auf. Zum Pressegespräch anlässlich des Erscheinens der Broschüre laden wir Sie herzlich ein.“
Pressegespräch zur Veröffentlichung der Broschüre „Käufliche Liebe – Die Frau als Ware. Menschenhandel und Zwangsprostitution“
Ort: Raum 4 im Haus der Bremischen Bürgerschaft, Am Markt 20, 28195 Bremen
Zeit: Montag, 20. Dezember 2010, 13 Uhr
http://www.linksfraktion-bremen.de/nc/b ... ution-vor/
Wer kommt an die Broschüre heran für einen Fakten-Check?
So eine vermutlich einseitig überzeichnende Darstellung erfordert eine Gegendarstellung und Presseerklärung der lokalen Sexworker und Sexworker-Beratungsstelle Nitribitt finde ich. Die sind leider schon im Urlaub bis zum kommenden Jahr.