Kleines Fundstück aus der (guten?) älteren Zeit
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Kasharius grüßt
Promianwalt als Bordellbesitzer Der Spiegel 13.7.1987
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Re: Promianwalt als Bordellbesitzer Der Spiegel 13.7.1987
DER SPIEGEL
BORDELLE
Na und?
Der Prominentenanwalt, der letzten Monat Bordell-Orgien von hohen Polizeibeamten enthüllt hat, besitzt selber ein Bordell - und eine Enthüllungsagentur. *
Die Sache flog auf vor dem Verwaltungsgericht. Hartnäckig erkundigte sich der hannoversche Rechtsanwalt Elmar Brehm, 44, nach "verschwundenen Akten", die "Sex-Orgien" von Spitzenbeamten in Heide-Bordellen belegen sollten (SPIEGEL 28/1987).
Plötzlich hatte Kriminaldirektor Dietmar Hoppe, 48, genug von Brehms Fragen: "Ich lasse mich von einem Bordell-Wirt", polterte der Kriminalbeamte, "nicht in meiner Ehre antasten."
Der Skandalprozeß hatte seinen Prozeßskandal: Anwalt Brehm, nimmermüder Kritiker von "Schweinereien im Polizeiapparat", war selber entlarvt worden - als Besitzer des Hauses "Pattaya", eines Thai-Bordells im Kurort Bad Nenndorf.
Die Enthüllung des Kripobeamten traf letzte Woche einen Juristen, der seit langem im Ruf steht, der "Paradiesvogel unter den hannoverschen Anwälten" zu sein - so sein Kollege Götz-Werner von Fromberg vom örtlichen Anwaltsverein der nun standesrechtliche Konsequenzen für Brehm nicht ausschließt. Der Anwalt, heißt es im Verein, habe seinem Stand "keinen guten Dienst erwiesen".
An einen Vogel fühlten sich auch Journalisten und Politiker erinnert, die Brehm Mitte der siebziger Jahre den Spitznamen "Hupfdohle" verliehen, weil er auf Geselligkeiten einen eigenwilligen Tanzstil pflegte; damals war Brehm Pressesprecher des niedersächsischen Justizministers Hans Schäfer (SPD). In dieser Funktion, erinnern sich Kollegen, verlor der Hüpfer bei einem Maibock-Anstich im Alten Rathaus eine Pistole aus dem Halfter, die er, aus Terroristenfurcht, bei sich führte.
Nach seiner Behördenlaufbahn machte Brehm Karriere als Prominentenanwalt. Seit langem versucht er nachzuweisen, daß sein Mandant Rene Düe einen Raubüberfall auf sein Juweliergeschäft nicht selber inszeniert hat, sondern Opfer des Multiagenten Werner Mauss alias "Claude" geworden sei. Einen Teil der Versicherungssumme (zehn Millionen Mark) hat sich Brehm zusichern lassen. Wenn er den Prozeß gewinnt, hofft er "raus aus allen Sorgen" zu sein.
Geld fließt Brehm auch noch aus einer anderen Quelle zu. Der Anwalt ist, gemeinsam mit einem ehemaligen "Bild"-Reporter Inhaber einer Presseagentur namens "news media data", die vor allem Enthüllungen ihres Kunden journalistisch vermarktet. So besitzt der Nachrichtenhändler auch die Exklusivrechte an Informationen seines Mandanten Werner Knocke, der wegen falscher Abrechnung von V-Mann-Honoraren vom Dienst suspendiert worden war: Der Kripomann sagt, hohe Polizeibeamte seien durch Gratis-Teilnahme an Bordell-Orgien erpreßbar gemacht worden.
Brehm, dessen Berufsausübung nun ebenfalls gefährdet ist, sieht alles eher locker. "Ich habe ein Bordell, na und?" ging er gleich vor Gericht in die Offensive. Schließlich sei Sex die "schönste Sache der Welt". Ob nun einer seinen "Hunger nach Sex" im privaten oder im "gewerblichen Sektor" stille, sei "jedermanns Privatangelegenheit". Im übrigen könne er "über die Doppelmoral der Gesellschaft nur lachen". Er jedenfalls lebe mit einer "Thai-Frau" zusammen und genieße den "Spaß am Sex".
Diesen Eindruck hatten auch Kriminalbeamte, die mehrfach im Haus "Pattaya" - Motto: "Asiatische Stufen zum (kleinen) Glück" - wegen des Verdachts der "Einschleusung von thailändischen Staatsangehörigen zum Zwecke der Prostitution" ermittelten. Ein Kripomann traf den Anwalt dabei "oftmals im Aufenthaltsraum der Dirnen" an.
Brehm hat das Haus (14 Zimmer) am 1. April dieses Jahres für 421000 Mark gekauft. Ein "Bordell-Wirt", beteuert der Anwalt, sei er deswegen noch lange nicht - schließlich habe er das Etablissement umgehend vermietet, für 5000 Mark im Monat.
Im übrigen sei der Puff nur zu empfehlen. Brehm: "Ein sauberer Laden, in den auch Spitzenpolizisten kommen können - dann wären sie von der Unterwelt nicht erpreßbar."
DER SPIEGEL 29/1987
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523843.html
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Ausgabe 2252
Weiter Wirbel um V–Leute–Prozeß
■ Ehemaliger Kripo–Chef Knocke kämpft gegen Disziplinarverfahren / Verteidiger werfen der Polizeidirektion massive Aktenmanipulation vor / Verteidiger und Mauss–Jäger Brehm entpuppt sich als Bordell–Besitzer
Aus Hannover Axel Kintzinger
Das Disziplinarverfahren gegen den ehemaligen Leiter der Burgdorfer Kriminalpolizei, Werner Knocke, schlägt zunehmend höhere Wellen. Während des bis in die Abendstunden dauernden sechsten Verhandlungstages haben die Knocke–Verteidiger Elmar Brehm und Barbara Klawitter der Polizeidirektion Hannover am Dienstag massive Manipulation prozeßwichtiger Akten vorgeworfen. Der ehemalige Kripo– Chef kämpft vor dem Verwaltungsgericht in Hannover - wie berichtet - gegen seine Entlassung aus dem Dienst. Es geht dabei um die Frage, ob und mit welchem Ergebnis Knocke verdeckt gegen untergebene Beamte ermittelte, die mit V–Leuten aus der Raub– und Bordellszene gemeinsame Sache gemacht haben sollen. Knocke berichtete von „Sex– und Alkoholorgien“ von Polizisten und V–Leuten in verschiedenen Bordellen. Im Rahmen des Strafverfahrens gegen Knocke wurden 1983 bei einer Hausdurchsuchung Akten beschlagnahmt, die Auskunft über die „Zusammenarbeit“ von Bordellwirten und der Polizei geben sollen. Während Polizei–Zeugen vor dem Verwaltungsgericht bislang aussagten, nur wenige Blätter bei der Durchsuchung gefunden zu haben, sprach der Angeklagte von 50–60 Seiten. Bei den vorliegenden Unterlagen entdeckten seine Rechtsanwälte erhebliche Ungereimtheiten. So gab es Unstimmigkeiten in der Seitenzählung, Akten waren nachträglich eingeführt worden, und selbst über den Zeitpunkt der Durchsuchung der Knocke–Räume fanden sich unterschiedliche Angaben. Auf Protest der Verteidiger hin wurden nun gestern Akten aus dem Landeskriminalamt, der Polizeidirektion und der Kripo–Außenstelle Burgdorf direkt in den Gerichtssaal geliefert. Für eine Überraschung in dem Verfahren sorgte der Zeuge Dietmar Hoppe, damals ermittelnder Polizist gegen Knocke und heute Kriminaldirektor in Hannover. Hoppe, tobte vor dem Verwaltungsgericht: „Ich lasse mich von einem notorischen Lügner und Betrüger und von einem Bordellwirt nicht in meiner Ehre antasten.“ Mit dem Bordellwirt war Elmar Brehm gemeint. Der durch seinen hartnäckigen Einsatz um den dubiosen Multiagenten Mauss bekannt gewordene Anwalt auf diesen Vorwurf hin: „Ich habe ein Bordell - na und?“ Unklar ist derzeit, wie die mit Brehm zusammenarbeitende Barbara Klawitter reagieren wird: Die Juristin ist häufig als Vertreterin von Vergewaltigungsopfern in Erscheinung getreten.
https://taz.de/!1863593;moby/?goMobile2=1562976000000
BORDELLE
Na und?
Der Prominentenanwalt, der letzten Monat Bordell-Orgien von hohen Polizeibeamten enthüllt hat, besitzt selber ein Bordell - und eine Enthüllungsagentur. *
Die Sache flog auf vor dem Verwaltungsgericht. Hartnäckig erkundigte sich der hannoversche Rechtsanwalt Elmar Brehm, 44, nach "verschwundenen Akten", die "Sex-Orgien" von Spitzenbeamten in Heide-Bordellen belegen sollten (SPIEGEL 28/1987).
Plötzlich hatte Kriminaldirektor Dietmar Hoppe, 48, genug von Brehms Fragen: "Ich lasse mich von einem Bordell-Wirt", polterte der Kriminalbeamte, "nicht in meiner Ehre antasten."
Der Skandalprozeß hatte seinen Prozeßskandal: Anwalt Brehm, nimmermüder Kritiker von "Schweinereien im Polizeiapparat", war selber entlarvt worden - als Besitzer des Hauses "Pattaya", eines Thai-Bordells im Kurort Bad Nenndorf.
Die Enthüllung des Kripobeamten traf letzte Woche einen Juristen, der seit langem im Ruf steht, der "Paradiesvogel unter den hannoverschen Anwälten" zu sein - so sein Kollege Götz-Werner von Fromberg vom örtlichen Anwaltsverein der nun standesrechtliche Konsequenzen für Brehm nicht ausschließt. Der Anwalt, heißt es im Verein, habe seinem Stand "keinen guten Dienst erwiesen".
An einen Vogel fühlten sich auch Journalisten und Politiker erinnert, die Brehm Mitte der siebziger Jahre den Spitznamen "Hupfdohle" verliehen, weil er auf Geselligkeiten einen eigenwilligen Tanzstil pflegte; damals war Brehm Pressesprecher des niedersächsischen Justizministers Hans Schäfer (SPD). In dieser Funktion, erinnern sich Kollegen, verlor der Hüpfer bei einem Maibock-Anstich im Alten Rathaus eine Pistole aus dem Halfter, die er, aus Terroristenfurcht, bei sich führte.
Nach seiner Behördenlaufbahn machte Brehm Karriere als Prominentenanwalt. Seit langem versucht er nachzuweisen, daß sein Mandant Rene Düe einen Raubüberfall auf sein Juweliergeschäft nicht selber inszeniert hat, sondern Opfer des Multiagenten Werner Mauss alias "Claude" geworden sei. Einen Teil der Versicherungssumme (zehn Millionen Mark) hat sich Brehm zusichern lassen. Wenn er den Prozeß gewinnt, hofft er "raus aus allen Sorgen" zu sein.
Geld fließt Brehm auch noch aus einer anderen Quelle zu. Der Anwalt ist, gemeinsam mit einem ehemaligen "Bild"-Reporter Inhaber einer Presseagentur namens "news media data", die vor allem Enthüllungen ihres Kunden journalistisch vermarktet. So besitzt der Nachrichtenhändler auch die Exklusivrechte an Informationen seines Mandanten Werner Knocke, der wegen falscher Abrechnung von V-Mann-Honoraren vom Dienst suspendiert worden war: Der Kripomann sagt, hohe Polizeibeamte seien durch Gratis-Teilnahme an Bordell-Orgien erpreßbar gemacht worden.
Brehm, dessen Berufsausübung nun ebenfalls gefährdet ist, sieht alles eher locker. "Ich habe ein Bordell, na und?" ging er gleich vor Gericht in die Offensive. Schließlich sei Sex die "schönste Sache der Welt". Ob nun einer seinen "Hunger nach Sex" im privaten oder im "gewerblichen Sektor" stille, sei "jedermanns Privatangelegenheit". Im übrigen könne er "über die Doppelmoral der Gesellschaft nur lachen". Er jedenfalls lebe mit einer "Thai-Frau" zusammen und genieße den "Spaß am Sex".
Diesen Eindruck hatten auch Kriminalbeamte, die mehrfach im Haus "Pattaya" - Motto: "Asiatische Stufen zum (kleinen) Glück" - wegen des Verdachts der "Einschleusung von thailändischen Staatsangehörigen zum Zwecke der Prostitution" ermittelten. Ein Kripomann traf den Anwalt dabei "oftmals im Aufenthaltsraum der Dirnen" an.
Brehm hat das Haus (14 Zimmer) am 1. April dieses Jahres für 421000 Mark gekauft. Ein "Bordell-Wirt", beteuert der Anwalt, sei er deswegen noch lange nicht - schließlich habe er das Etablissement umgehend vermietet, für 5000 Mark im Monat.
Im übrigen sei der Puff nur zu empfehlen. Brehm: "Ein sauberer Laden, in den auch Spitzenpolizisten kommen können - dann wären sie von der Unterwelt nicht erpreßbar."
DER SPIEGEL 29/1987
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523843.html
**************************************************
Ausgabe 2252
Weiter Wirbel um V–Leute–Prozeß
■ Ehemaliger Kripo–Chef Knocke kämpft gegen Disziplinarverfahren / Verteidiger werfen der Polizeidirektion massive Aktenmanipulation vor / Verteidiger und Mauss–Jäger Brehm entpuppt sich als Bordell–Besitzer
Aus Hannover Axel Kintzinger
Das Disziplinarverfahren gegen den ehemaligen Leiter der Burgdorfer Kriminalpolizei, Werner Knocke, schlägt zunehmend höhere Wellen. Während des bis in die Abendstunden dauernden sechsten Verhandlungstages haben die Knocke–Verteidiger Elmar Brehm und Barbara Klawitter der Polizeidirektion Hannover am Dienstag massive Manipulation prozeßwichtiger Akten vorgeworfen. Der ehemalige Kripo– Chef kämpft vor dem Verwaltungsgericht in Hannover - wie berichtet - gegen seine Entlassung aus dem Dienst. Es geht dabei um die Frage, ob und mit welchem Ergebnis Knocke verdeckt gegen untergebene Beamte ermittelte, die mit V–Leuten aus der Raub– und Bordellszene gemeinsame Sache gemacht haben sollen. Knocke berichtete von „Sex– und Alkoholorgien“ von Polizisten und V–Leuten in verschiedenen Bordellen. Im Rahmen des Strafverfahrens gegen Knocke wurden 1983 bei einer Hausdurchsuchung Akten beschlagnahmt, die Auskunft über die „Zusammenarbeit“ von Bordellwirten und der Polizei geben sollen. Während Polizei–Zeugen vor dem Verwaltungsgericht bislang aussagten, nur wenige Blätter bei der Durchsuchung gefunden zu haben, sprach der Angeklagte von 50–60 Seiten. Bei den vorliegenden Unterlagen entdeckten seine Rechtsanwälte erhebliche Ungereimtheiten. So gab es Unstimmigkeiten in der Seitenzählung, Akten waren nachträglich eingeführt worden, und selbst über den Zeitpunkt der Durchsuchung der Knocke–Räume fanden sich unterschiedliche Angaben. Auf Protest der Verteidiger hin wurden nun gestern Akten aus dem Landeskriminalamt, der Polizeidirektion und der Kripo–Außenstelle Burgdorf direkt in den Gerichtssaal geliefert. Für eine Überraschung in dem Verfahren sorgte der Zeuge Dietmar Hoppe, damals ermittelnder Polizist gegen Knocke und heute Kriminaldirektor in Hannover. Hoppe, tobte vor dem Verwaltungsgericht: „Ich lasse mich von einem notorischen Lügner und Betrüger und von einem Bordellwirt nicht in meiner Ehre antasten.“ Mit dem Bordellwirt war Elmar Brehm gemeint. Der durch seinen hartnäckigen Einsatz um den dubiosen Multiagenten Mauss bekannt gewordene Anwalt auf diesen Vorwurf hin: „Ich habe ein Bordell - na und?“ Unklar ist derzeit, wie die mit Brehm zusammenarbeitende Barbara Klawitter reagieren wird: Die Juristin ist häufig als Vertreterin von Vergewaltigungsopfern in Erscheinung getreten.
https://taz.de/!1863593;moby/?goMobile2=1562976000000
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- ModeratorIn
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- Registriert: 08.07.2012, 23:16
- Wohnort: Berlin
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Re: Promianwalt als Bordellbesitzer Der Spiegel 13.7.1987
Und hier noch ein Fundstück zur Prostitution in der (Nach)Wendezeit am Beispiel Rostock aus dem SPIEGEL vom 25.11.1991
https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery ... f/13492321
Kasharius grüßt
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Kasharius grüßt