Rege Diskussion über Prostitution bei Finissage in Worms

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fraences
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Rege Diskussion über Prostitution bei Finissage in Worms

Beitrag von fraences »

Rege Diskussion über Prostitution bei Finissage zur Fleckenstein-Ausstellung in Worms


Im Kunstverein Worms hat bisher noch nie eine Podiumsdiskussion zu einer Ausstellung stattgefunden. Dass es am Sonntag eine Premiere gab, lag an dem ungewöhnlichen Sujet. Unter dem Titel „Available option“ hatte sich der Installationskünstler Kurt Fleckenstein mit den Räumlichkeiten des Kunstvereins, einem ehemaligen Erotikcenter, auseinandergesetzt und die provokativen Thesen der Soziologin Laura Maria Augustin, die Prostitution als „akzeptable Möglichkeit“ für Frauen aus Ländern der Dritten Welt verteidigt, mit dem „pseudo-gemütlichen“ Arbeitsraum einer Prostituierten konfrontiert.

Um es vorweg zu nehmen: Eine eindeutige Antwort, ob beruflich erbrachte Sexdienste eine „available option“ darstellen, gibt es nicht. Entwürdigende, harte Arbeit, Ausbeutung, Gewalt, Menschenhandel sind nicht zwangsläufig Begleiterscheinungen der Prostitution. Frauen, die aus Osteuropa, Thailand, Afrika und anderen Ländern kommen, so die Soziologin Heike Ackermann, sehen sich nicht als Opfer, es sei denn sie würden verschleppt. Vielmehr versprechen sie sich von ihrem Job in Westeuropa eine Verbesserung ihrer sozialen Verhältnisse. Kurt Fleckenstein, der selbst an der Diskussionsrunde teilnahm, hatte allerdings auch keine Antworten gegeben, sondern lediglich das Thema aus dem Dunkel- ins Hellfeld holen wollen, was ihm zweifellos gelungen ist. Unter der engagierten Leitung der künstlerischen Beraterin der „Blickachse“, Carmen Kästner, wurden viele Aspekte des Themas beleuchtet. Zur Sachlichkeit trugen vor allem die beiden Mitarbeiterinnen der Dortmunder Mitternachtsmission, Andrea Hitzke und Gisela Zohren, die seit vielen Jahren Prostituierte betreuen, und Pia Hardt von „pro familia“ Ludwigshafen, bei.

Ob Sexarbeit ein Beruf wie jeder andere sei, hänge von der persönlichen Situation der Frau, von den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der gesellschaftlichen Akzeptanz ab, betonte Hitzke. Dabei sei die Trennung von Leib und Seele, das Doppelleben, das oft geführt werden müsse, für viele Prostituierte auf Dauer schwer erträglich. Wenn Prostituierte um Beratung nachsuchen, beispielsweise bei der 2009 gegründeten Fachstelle „Roxanne“ in Koblenz, dann sei der Ausstieg allerdings nur ein Grund unter vielen. Überwiegend gehe es um versicherungsrechtliche und gesundheitliche Fragen, Schulden, Drogenprobleme und vieles mehr, berichtete Hardt.

In Worms gibt es keine speziellen Beratungsangebote für Sexarbeiterinnen, war von der Gleichstellungsbeauftragten Jasmine Olbort zu hören. Bei einer Anzahl von bis zu 120 gemeldeten Frauen sei das wohl aus finanziellen Gründen auch nicht durchsetzbar, obwohl die Dunkelziffer vermutlich viel höher liege. Breit diskutiert wurde das Prostitutionsgesetz, das 2002 von der Rot-Grünen-Koalition auf den Weg gebracht wurde. Es regelt die rechtliche und soziale Stellung der Frauen. Für Dr. Dietmar Schuth, künstlerischer Leiter des Kunstvereins, hatte somit die Kunst zweifelsfrei ein starkes Echo hervorgerufen.

http://www.wormser-zeitung.de/region/wo ... 761421.htm
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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