
Hallo Belle,belle hat geschrieben:Ich verstehe sowieso nicht ,warum die Gesundheitsämter noch nicht demenstprechend reagieren.
... ,wieso unternehmen die nichts gegen Bordelle die ohne Schutz anbieten??
Ich rede ja nicht von Platt walzen sondern enfach von verbieten.
leider kann ich deiner Argumentation nicht ganz folgen

Wie kommst du darauf, dass die Gesundheitsämter nichts unternehmen würden?
Hast du wirklich noch nie die Werbung für "Gummi" gesehen? Das wäre ja kaum vorstellbar,
selbst wenn du kein Fernsehen schaust, keine Zeitschriften liest und nie ins Kino gehst,
es gibt ja auch die flächendeckende Plakatwerbung und Info-Material bei allen
Stellen, mit denen wir so zu tun haben ...
Ich denke mal, du kritisierst gar nicht, dass die Gesundheitsämter *nichts* tun, sondern
vielmehr, dass sie nicht das tun, wovon du dir vorstellst, dass es wirksam wäre.
Das hat aber nichts mit der Realität zu tun, sondern entspringt der Phantasie jener sexnegativen
gesellschaftlichen Kräfte, die sich klammheimlich über AIDS und STIs freuen, weil sie glauben,
das seien ihre Verbündeten im Kampf für Keuschheit oder zumindest eheliche Treue.
Und weil es leider noch immer sehr viele von diesen religiösen Fanatikern gibt, unter Journalisten
genauso wie unter Stammtischbrüdern und unter Polizeisprechern und Parlamentariern, kann durch
die Summe der öffentlichen Äußerungen schon der Eindruck entstehen, in Deutschland
würde sich um Nichts gekümmert und Alles würde seinen verhängnisvollen Weg gehen.
Stimmt aber nicht, es ist unter ständiger wissenschaftlicher Begleitung und Auswertung der Ergebnisse
bewiesen, dass der deutsche Weg der einzig erfolgreiche ist. Auch wenn man von religiös motivierten Phantasten
allenthalben etwas anderes hört, Deutschland hat nicht nur europaweit die geringste Neuinfektionsrate
mit HIV, andere Länder, die nach anfänglichen Mißerfolgen mit versuchter staatlicher Regulation und
Abschreckung dann auf den deutschen Weg eingeschwenkt sind, haben seither auch fallende
Neuinfektionsraten. Was unter Anderem beweist, dass der "deutsche Weg" nicht nur zufällig in
Deutschland erfolgreich ist, sondern ursächlich wirkt, siehe auch hier:
viewtopic.php?t=5418
Wer also Abschreckung, Verbote, Kontrollen fordert, steht zunächst einmal im Verdacht, "sein eigenes
Süppchen kochen zu wollen" - zumeist ein religiöses Süppchen, solche Forderungen kommen oft aus
Kreisen, die von ihrer Psychostruktur her anderen Fundamentalisten sehr nahe stehen, bereit sind,
für ihre Ideale andere Menschen (ggf. auch sich selbst) ohne mit der Wimper zu zucken zu opfern.
Wenn die Forderung nach Verboten, mehr Kontrolle etc. hingegen aus SW-Kreisen kommt,
so vermute ich, dass in diesen Fällen das "eigene Süppchen" eher finanzieller Art ist. Was aber auch
auf einem Denkfehler beruht. Natürlich haben wir früher niemals "ohne" gearbeitet, und das
Einkommen war bedeutend höher als heutzutage. Aber das bedeutet ja keineswegs, dass da
ein direkter Zusammenhang besteht. Wenn der Staat jetzt die Funktion übernehmen sollte, die
früher die Zuhälter hatten, uns notfalls auch mit gewaltsamer Durchsetzung der Regeln zu schützen,
dann würde die Marktsituation sich dadurch keinesfalls bessern. Die Globalisierung läßt sich nicht durch
Verbot von "ohne-Service" rückgängig machen, und wenn wir uns durch solche (unbewußte?) Hoffnungen
motivieren lassen, mit unserem Denken (und in Folge davon auch mit unseren öffentlichen Äußerungen)
diejenigen gesellschaftlichen Kräfte zu unterstützen, die uns am liebsten ganz *abschaffen* würden,
so wäre das gewiß nicht in unserem eigenen besten Interesse.
Liebe Grüße, Aoife