Hygiene im Rotlichtgewerbe
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Hygiene im Rotlichtgewerbe
Ich habe in den letzten 20 Jahren hochgerechnet etwa 250 Bordellbesuche getätigt und zwar in 10 verschiedenen Laufhäusern und Terminwohnungen in 5 verschiedenen Städten. Dabei bot sich mir ausnahmslos überall das gleiche Bild: Auf dem Bett liegt ein größeres Handtuch, schön hindrapiert. Dieses wird von der Frau ausgebreitet und man legt sich mit der Körpermitte drauf. Nach Beendigung der Aktivitäten kommt dieses Handtuch nicht etwa in die Wäsche, sondern wird wieder auf dem Bett hindrapiert, d.h., der nächste Kunde legt sich da auch wieder drauf. Ich hoffe, dass dieses Handtuch wenigstens zu Beginn der Schicht frisch gewaschen ist, aber selbst dann muß ich damit rechnen, dass vor mir schon 10 andere Ärsche auf diesem Handtuch gelegen haben und das finde ich schlichtweg widerlich.
Ich muß anfügen, dass es sich bei der Hälfte der 10 Etablissements, die ich bisher besucht habe, um picobello saubere Terminwohnungen gehandelt hat, in denen alles aussah wie geleckt, und selbst dort wurde so verfahren, wie eingangs geschildert.
Das ist mir völlig unverständlich, denn das Waschen benutzter Handtücher ist ja nun wirklich kein nennenswerter Aufwand. Man hat ja mit Sicherheit eine Waschmaschine und einen Trockner in der Wohnung. Und da sind ja nun wohl nur wenige Handgriffe nötig, um diese Handtücher zu waschen: Klappe auf, Handtücher rein, Klappe zu, Knopf drücken. Und auch das Bügeln und Zusammenfalten eines Handtuches ist ja nur eine Frage von Sekunden. Ich kann mir nun wirklich nicht vorstellen, dass die Hausdame, oder wer immer dafür zuständig ist, keine Zeit hat für diese Tätigkeit. Auch die Kosten für Strom und Wasser dürften hier kein Argument sein, hier fallen pro Handtuch wahrscheinlich nur ein paar Cent an.
Ich würde gern einen Euro mehr bezahlen für ein frisch gewaschenes Handtuch, damit wären die Kosten samt Arbeitszeit bestimmt gedeckt, habe mich aber bisher nicht getraut, ein frisches Handtuch zu fordern. Ich möchte ja nicht schon im Vorfeld durch meine Zweifel an der Hygiene des Hauses die Stimmung ruinieren.
Mich würde mal Eure Meinung dazu interessieren. Bin ich einfach zu empfindlich, was Hygiene betrifft oder wäre es nicht doch eine Überlegung wert, ob man nicht mit minimalem Aufwand die hygienischen Verhältnisse deutlich verbessern könnte. Und zwar nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Frauen, die sich ja auch ständig in dieses Sammelsurium von Pilzen, Keimen und sonstigem Zeug, das sich da in so einem Handtuch mit der Zeit ansammelt, reinlegen müssen.
Schöne Grüße
Bernd
Ich muß anfügen, dass es sich bei der Hälfte der 10 Etablissements, die ich bisher besucht habe, um picobello saubere Terminwohnungen gehandelt hat, in denen alles aussah wie geleckt, und selbst dort wurde so verfahren, wie eingangs geschildert.
Das ist mir völlig unverständlich, denn das Waschen benutzter Handtücher ist ja nun wirklich kein nennenswerter Aufwand. Man hat ja mit Sicherheit eine Waschmaschine und einen Trockner in der Wohnung. Und da sind ja nun wohl nur wenige Handgriffe nötig, um diese Handtücher zu waschen: Klappe auf, Handtücher rein, Klappe zu, Knopf drücken. Und auch das Bügeln und Zusammenfalten eines Handtuches ist ja nur eine Frage von Sekunden. Ich kann mir nun wirklich nicht vorstellen, dass die Hausdame, oder wer immer dafür zuständig ist, keine Zeit hat für diese Tätigkeit. Auch die Kosten für Strom und Wasser dürften hier kein Argument sein, hier fallen pro Handtuch wahrscheinlich nur ein paar Cent an.
Ich würde gern einen Euro mehr bezahlen für ein frisch gewaschenes Handtuch, damit wären die Kosten samt Arbeitszeit bestimmt gedeckt, habe mich aber bisher nicht getraut, ein frisches Handtuch zu fordern. Ich möchte ja nicht schon im Vorfeld durch meine Zweifel an der Hygiene des Hauses die Stimmung ruinieren.
Mich würde mal Eure Meinung dazu interessieren. Bin ich einfach zu empfindlich, was Hygiene betrifft oder wäre es nicht doch eine Überlegung wert, ob man nicht mit minimalem Aufwand die hygienischen Verhältnisse deutlich verbessern könnte. Und zwar nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Frauen, die sich ja auch ständig in dieses Sammelsurium von Pilzen, Keimen und sonstigem Zeug, das sich da in so einem Handtuch mit der Zeit ansammelt, reinlegen müssen.
Schöne Grüße
Bernd
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Ich habe während meiner Tätigkeit für sexworker.at 100te SexarbeiterInnenarbeitsplätze gesehen und kann Deine Beobachtung nicht wirklich mit der Meinigen in Einklang bringen. Sicher gibt es einige Lokale wo es mit der "Sauberkeit" nicht weit her ist. Jedoch: Ist dies mit Sicherheit nicht die Norm....
Ich kann Dir nur raten: Wenn Du ein für Dich unakzeptables Verhalten im Club Deiner Wahl erlebst, so sprich es höflich (!!!) an, dass es Dir Anders lieber wäre - und wenn das nicht hilft, so gehe nicht mehr hin....
Hier auf sexworker.at wirst Du wahrscheinlich Niemand finden, der das von Dir geschilderte Vorgehen (Handtuch wieder verwenden) goutiert - bin ich überzeugt. Trotzdem hast du nur die Möglichkeit Deinen Unmut (höflich) zum Ausdruck zu bringen - und dann entsprechend zu agieren.
Liebe Grüße
christian
Ich kann Dir nur raten: Wenn Du ein für Dich unakzeptables Verhalten im Club Deiner Wahl erlebst, so sprich es höflich (!!!) an, dass es Dir Anders lieber wäre - und wenn das nicht hilft, so gehe nicht mehr hin....
Hier auf sexworker.at wirst Du wahrscheinlich Niemand finden, der das von Dir geschilderte Vorgehen (Handtuch wieder verwenden) goutiert - bin ich überzeugt. Trotzdem hast du nur die Möglichkeit Deinen Unmut (höflich) zum Ausdruck zu bringen - und dann entsprechend zu agieren.
Liebe Grüße
christian
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RE: Hygiene im Rotlichtgewerbe
Ich selbst wechsel nach jedem Gast das Handtuch und all die Häuser wo ich gearbeitet habe, bevor ich mich selbstständig gemacht habe, haben das auch so gehandhabt.
Was du ansprichst, kann man überall erleben. Ich war vor kurzem bei einer Kosmetikerin. Auch da lag schon ein Handtuch als ich rein kam. Man wird nie wirklich kontrollieren können, ob das Handtuch neu oder schon etwas älter ist.
Wenn du dir also unsicher bist:
Nimm dein eigenes Handtuch mit! Da weißt du was du hast! Du mußt ja wegen so einem Handtuch nicht gleich das ganze Haus meiden.
Ich bin mir aber ganz sicher, daß die Handtücher bei der Mehrzahl der Adressen nach jedem Gast ausgetauscht werden gegen frische!
Was du ansprichst, kann man überall erleben. Ich war vor kurzem bei einer Kosmetikerin. Auch da lag schon ein Handtuch als ich rein kam. Man wird nie wirklich kontrollieren können, ob das Handtuch neu oder schon etwas älter ist.
Wenn du dir also unsicher bist:
Nimm dein eigenes Handtuch mit! Da weißt du was du hast! Du mußt ja wegen so einem Handtuch nicht gleich das ganze Haus meiden.
Ich bin mir aber ganz sicher, daß die Handtücher bei der Mehrzahl der Adressen nach jedem Gast ausgetauscht werden gegen frische!
** - Wenn du in den Abgrund schaust, schaut der Abgrund auch in dich -**
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Hygiene-Tipp
Ich denke es gibt solche und solche Clubs.
Im niedrigpreisigen etwas heruntergekommenen Laufhäusern, wo wenig Kunden sind und die Sexworker Probleme haben neben den Mietkosten wirklich Gewinn zu machen (siehe die Beispielrechnungen), da greifen dann Sexworker und Betreiber der Not folgend auf Sparmethoden zurück. Da bleibt den ganzen Tag dieselbe Tagesdecke, maximal gibt es ein kleines Händehandtuch als Unterlage und sonst zum Abtrocknen gibt es grad mal ein benutztes Handtuch oder kleines Papierstück und auch sonst wird im Betrieb nichts investiert...
Mich würde mal interessieren, wie oft du gesehen haben willst, dass das große Badetuch benutzt und dann doch wieder wie frisch drapiert worden ist. Wenn überhaupt wird das ja gerade dem Kunden nicht gezeigt werden.
Die Clubs, die teure große Badetücher haben (wo es immer Schwund gibt;), die haben auch zu den Tüchern passend dimensioniert die Reinigungskapazitäten, gehe von aus.
Ferner gibt es bei der Technologie der Tuchqualität Optimierungsmöglichkeiten, damit Sexworker Reinigungskosten sparen können. Aber das schreibe ich nur im Sexworker only Bereich weil es ein Geldwerter Tipp für Sexworker-Unternehmerinnen ist.
Das mit dem Tuch mitbringen funktioniert eher nur für uns Sexworker, weil wir planend einer Berufstätigkeit nachgehen. Kunden entscheiden aber spontan freizeitmäßig (Lustprinzip) und haben in der Bürotasche eher nicht immer ein Badehandtuch dabei was zu auffällig wäre *lol*
Im niedrigpreisigen etwas heruntergekommenen Laufhäusern, wo wenig Kunden sind und die Sexworker Probleme haben neben den Mietkosten wirklich Gewinn zu machen (siehe die Beispielrechnungen), da greifen dann Sexworker und Betreiber der Not folgend auf Sparmethoden zurück. Da bleibt den ganzen Tag dieselbe Tagesdecke, maximal gibt es ein kleines Händehandtuch als Unterlage und sonst zum Abtrocknen gibt es grad mal ein benutztes Handtuch oder kleines Papierstück und auch sonst wird im Betrieb nichts investiert...
Mich würde mal interessieren, wie oft du gesehen haben willst, dass das große Badetuch benutzt und dann doch wieder wie frisch drapiert worden ist. Wenn überhaupt wird das ja gerade dem Kunden nicht gezeigt werden.
Die Clubs, die teure große Badetücher haben (wo es immer Schwund gibt;), die haben auch zu den Tüchern passend dimensioniert die Reinigungskapazitäten, gehe von aus.
Ferner gibt es bei der Technologie der Tuchqualität Optimierungsmöglichkeiten, damit Sexworker Reinigungskosten sparen können. Aber das schreibe ich nur im Sexworker only Bereich weil es ein Geldwerter Tipp für Sexworker-Unternehmerinnen ist.
Das mit dem Tuch mitbringen funktioniert eher nur für uns Sexworker, weil wir planend einer Berufstätigkeit nachgehen. Kunden entscheiden aber spontan freizeitmäßig (Lustprinzip) und haben in der Bürotasche eher nicht immer ein Badehandtuch dabei was zu auffällig wäre *lol*
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Re: Hygiene-Tipp

Ich habe das ja in meinem Beitrag ganz am Anfang genau erläutert: Aber hier gern nochmal: Bei etwa 250 Bordellbesuchen in 20 Jahren und in 10 verschiedenen Häusern (die Hälfte davon sehr sauber und gepflegt) wurde immer das Badetuch hinterher wieder schön hindrapiert. Ich habe kein einziges Mal erlebt, daß die Frau das Tuch mit aus dem Zimmer genommen oder wenigstens zur Seite gelegt hat, um es nach meinem Verschwinden zu entsorgen.Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Mich würde mal interessieren, wie oft du gesehen haben willst, dass das große Badetuch benutzt und dann doch wieder wie frisch drapiert worden ist. Wenn überhaupt wird das ja gerade dem Kunden nicht gezeigt werden.
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Habe die selben Erfahrungen wie Bernd gemacht.
Sogar Terminwohnungen und FKK-Clubs, die sich selbst als "exclusiv" bezeichnen, verfahren so. Von Brandlöchern in Laken ganz zu schweigen.
FKK-Sakura z.B, gibt Tücher pro Sexarbeiterin und Tag aus, bei Bedarf kann das Tuch auch tagsüber gewechselt werden. Je nach Hausdame mit dem entsprechenden Kommentar.
Lediglich in den Rudloff-Häusern "Paradise" und "Palace" gibts grundsätzlich frische Frottetücher (2 Stück um das Bett komplett abzudecken) und extra Etagenservicekräfte, die peinlich auf Sauberkeit in den Zimmern achten bevor sie zur weiteren Benutzung freigegeben werden.
Sogar Terminwohnungen und FKK-Clubs, die sich selbst als "exclusiv" bezeichnen, verfahren so. Von Brandlöchern in Laken ganz zu schweigen.
FKK-Sakura z.B, gibt Tücher pro Sexarbeiterin und Tag aus, bei Bedarf kann das Tuch auch tagsüber gewechselt werden. Je nach Hausdame mit dem entsprechenden Kommentar.
Lediglich in den Rudloff-Häusern "Paradise" und "Palace" gibts grundsätzlich frische Frottetücher (2 Stück um das Bett komplett abzudecken) und extra Etagenservicekräfte, die peinlich auf Sauberkeit in den Zimmern achten bevor sie zur weiteren Benutzung freigegeben werden.
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Schaut doch mal bitte einer die Neuseeländischen Sexarbeits-Standards durch, wo Sexarbeit 2003 vollständig entkriminalisiert wurde, ob und wie der Hygiene-Punkt dort geregelt wird.
Die Sexworker-Verbände werden dazu mitreden wollen und deshalb eigene Positionen ausarbeiten müssen.
OHS = Occupational Health & Safety = Arbeitssicherheit
http://www.business.govt.nz/healthandsa ... dustry.pdf
viewtopic.php?p=136621#136621
Wenn in allen besuchten Clubs das Frottee-Badetuch von den Sexworkern immer wiederbenutzt wird, dann ist das quasi die Basisabdeckung und Arbeitsunterlage für den Sexworker und Tag, zusätzlich zur Dauerunterlage je Bett und Zimmer.
(Vmtl. wird dann davon ausgegangen dass das um den Bauch gebundene Tuch vom Kunden, das aus dem Spind... als eigentliche Unterlage sein wird.)
Ich kann das immer noch nicht glauben, dass es so ist, oder es ist ein Beleg, dass eh nur 1-2 Kunden kommen? Oder man geht davon aus, der Kunde kam eh gerade frisch geduscht aus dem Bad, hat bei der Aktion nicht geschwitzt und es gab auch keine Körperflüssigkeiten auf dem Tuch. Alles andere geht gar nicht.
Wie kann die Polizei den Pussy-Club Fellbach schließen, wegen angeblich nicht keimfreier Massageliege als Begründung in den ersten Tagen, wenn in allen von Dir über die Jahre besuchten Clubs letztlich vergleichbare Bedingungen herrschen?
Warum gelang es der zahlenden Kundschaft bis jetzt nicht das abzustellen zu lassen von den an Umsatz interessierten Betrieben?
Die Sexworker-Verbände werden dazu mitreden wollen und deshalb eigene Positionen ausarbeiten müssen.
OHS = Occupational Health & Safety = Arbeitssicherheit
http://www.business.govt.nz/healthandsa ... dustry.pdf
viewtopic.php?p=136621#136621
Wenn in allen besuchten Clubs das Frottee-Badetuch von den Sexworkern immer wiederbenutzt wird, dann ist das quasi die Basisabdeckung und Arbeitsunterlage für den Sexworker und Tag, zusätzlich zur Dauerunterlage je Bett und Zimmer.
(Vmtl. wird dann davon ausgegangen dass das um den Bauch gebundene Tuch vom Kunden, das aus dem Spind... als eigentliche Unterlage sein wird.)
Ich kann das immer noch nicht glauben, dass es so ist, oder es ist ein Beleg, dass eh nur 1-2 Kunden kommen? Oder man geht davon aus, der Kunde kam eh gerade frisch geduscht aus dem Bad, hat bei der Aktion nicht geschwitzt und es gab auch keine Körperflüssigkeiten auf dem Tuch. Alles andere geht gar nicht.
Wie kann die Polizei den Pussy-Club Fellbach schließen, wegen angeblich nicht keimfreier Massageliege als Begründung in den ersten Tagen, wenn in allen von Dir über die Jahre besuchten Clubs letztlich vergleichbare Bedingungen herrschen?
Warum gelang es der zahlenden Kundschaft bis jetzt nicht das abzustellen zu lassen von den an Umsatz interessierten Betrieben?
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RE: Hygiene im Rotlichtgewerbe
Auch wenn es mit dem Thema der Textilhygiene nichts zu tun hat, ist zu dem vorstehend geposteten Link auf die neuseeländischen Vorschriften hier ein Hinweis geboten:
Die neuseeländischen Vorschriften und Empfehlungen zur Gesundheitsprävention und Sicherheit in der Sexindustrie sind grundsätzlich interessant und hilfreich. Zwar bezieht sich ein Großteil des Textes auf die dortigen Formalien und Reglementierungen; daneben sind aber auch leicht auffindbare praktische Empfehlungen z.B. zum sicheren Umgang mit Kondomen und zum Verhalten nach einem Kondomunfall enthalten.
Gerade letzteres dürfte auf größeres Interesse stoßen, da es bis heute keinen validierten und evidenzbasierten Verhaltenskodex gibt, der der Sexarbeiterin nach einem Kondomversagen mit Ejakulation/Sperma-Exposition eine hohe Sicherheit vor durch Körperflüssigkeiten übertragenen STDs, insbesondere HIV, gibt.
Eine vierwöchige Postexpositionsprophylaxe mit einem Mix antiretroviraler Medikamente kommt angesichts der damit verbundenen Risiken, Nebenwirkungen und Kosten allein schon aufgrund der Risikoabwägung nach einem Standardfall von Kondomversagen mit einem Kunden von unbekanntem HIV-Status bei der epidemiologischen Situation in Mitteleuropa nicht infrage, es sei denn, der Kunde stammt aus einer Risikogruppe mit einer HIV-Prävalenz von > 10 % (so die deutsch-österreichischen Empfehlungen in der seit 2008 gültigen Fassung).
Somit ist das richtige Verhalten einer Sexarbeiterin nach Kondomversagen mit Spermaexposition immer noch ein Thema, für das Optimierungsbedarf besteht und das nicht wirklich befriedigend gelöst ist.
Vor diesem Hintergrund könnten die neuseeländischen Empfehlungen auf Interesse stoßen, in denen für den Fall des Kondomversagens (und nur dafür, nicht für die routinemäßige Anwendung zur Empfängnisverhütung) die Anwendung von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden empfohlen wird. Die dortigen Empfehlungen gehen davon aus, dass das aus Studien bekannte erhöhte HIV-Infektionsrisiko für Anwenderinnen von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden erst bei häufiger Nutzung eintritt, u.a. aufgrund von Irritationen, Geschwüren usw. auf den Genitalschleimhäuten in Fällen häufiger/regelmäßiger Anwendung. Für die einmalige Anwendung in Ausnahmefällen (wie Kondomversagen) wird dagegen ein schützender Effekt (wie er sich in Laborversuchen gezeigt hatte) unterstellt, sofern die Applikation und Verteilung mit den Fingern so vorsichtig erfolgt, dass die empfindliche Schleimhaut nicht z.B. mit den Fingernägeln angekratzt wird (vgl. Seite 87 der neuseeländischen Empfehlungen).
Die neuseeländischen Empfehlungen stammen aus dem Jahr 2004 und sind in diesem Einzelpunkt als überholt zu bezeichnen.
Aus heutiger Sicht muss vor der Anwendung von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden durch Sexarbeiterinnen grundsätzlich gewarnt werden; dies gilt sowohl für die routinemäßige Anwendung (verdoppeltes HIV-Risiko), aber auch für die einmalige Anwendung in Risikosituationen:
So wurde kürzlich nachgewiesen, dass Nonoxynol-9 kurzfristig (und nicht erst nach längerer Anwendung) die Durchlässigkeit (Permeabilität) der Analschleimhaut erhöht.
Noch gravierender sind aber die Erkenntnisse aus Versuchen mit Labormäusen, dass eine einmalige Anwendung von Nonoxynol-9 zwar nur geringe Auswirkungen auf die Vaginalschleimhaut hat, aber bereits 10 Minuten nach einer einmaligen Anwendung erhebliche Schäden an der Schleimhaut des Gebärmutterhalses auftraten, die sich in den folgenden Stunden noch steigerten. Nach 8 Stunden war das Zylinderepithel fast komplett zerstört; die darunter liegende basale Zellschicht lag großflächig frei.
Da gerade der Gebärmutterhals aufgrund seiner Histologie als eine der wichtigsten Eintrittspforten und Infektionsorte für HIV gilt, ist damit nachvollziehbar, dass bereits die einmalige Anwendung (und nicht erst die Daueranwendung, wie früher angenommen) das HIV-Risiko erhöht, und dass in einer Risikosituation wie Kondomversagen die Anwendung von Spermiziden oder anderen Präparaten mit Nonoxynol-9 unbedingt vermieden werden sollte.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3519674/
Eddy
Die neuseeländischen Vorschriften und Empfehlungen zur Gesundheitsprävention und Sicherheit in der Sexindustrie sind grundsätzlich interessant und hilfreich. Zwar bezieht sich ein Großteil des Textes auf die dortigen Formalien und Reglementierungen; daneben sind aber auch leicht auffindbare praktische Empfehlungen z.B. zum sicheren Umgang mit Kondomen und zum Verhalten nach einem Kondomunfall enthalten.
Gerade letzteres dürfte auf größeres Interesse stoßen, da es bis heute keinen validierten und evidenzbasierten Verhaltenskodex gibt, der der Sexarbeiterin nach einem Kondomversagen mit Ejakulation/Sperma-Exposition eine hohe Sicherheit vor durch Körperflüssigkeiten übertragenen STDs, insbesondere HIV, gibt.
Eine vierwöchige Postexpositionsprophylaxe mit einem Mix antiretroviraler Medikamente kommt angesichts der damit verbundenen Risiken, Nebenwirkungen und Kosten allein schon aufgrund der Risikoabwägung nach einem Standardfall von Kondomversagen mit einem Kunden von unbekanntem HIV-Status bei der epidemiologischen Situation in Mitteleuropa nicht infrage, es sei denn, der Kunde stammt aus einer Risikogruppe mit einer HIV-Prävalenz von > 10 % (so die deutsch-österreichischen Empfehlungen in der seit 2008 gültigen Fassung).
Somit ist das richtige Verhalten einer Sexarbeiterin nach Kondomversagen mit Spermaexposition immer noch ein Thema, für das Optimierungsbedarf besteht und das nicht wirklich befriedigend gelöst ist.
Vor diesem Hintergrund könnten die neuseeländischen Empfehlungen auf Interesse stoßen, in denen für den Fall des Kondomversagens (und nur dafür, nicht für die routinemäßige Anwendung zur Empfängnisverhütung) die Anwendung von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden empfohlen wird. Die dortigen Empfehlungen gehen davon aus, dass das aus Studien bekannte erhöhte HIV-Infektionsrisiko für Anwenderinnen von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden erst bei häufiger Nutzung eintritt, u.a. aufgrund von Irritationen, Geschwüren usw. auf den Genitalschleimhäuten in Fällen häufiger/regelmäßiger Anwendung. Für die einmalige Anwendung in Ausnahmefällen (wie Kondomversagen) wird dagegen ein schützender Effekt (wie er sich in Laborversuchen gezeigt hatte) unterstellt, sofern die Applikation und Verteilung mit den Fingern so vorsichtig erfolgt, dass die empfindliche Schleimhaut nicht z.B. mit den Fingernägeln angekratzt wird (vgl. Seite 87 der neuseeländischen Empfehlungen).
Die neuseeländischen Empfehlungen stammen aus dem Jahr 2004 und sind in diesem Einzelpunkt als überholt zu bezeichnen.
Aus heutiger Sicht muss vor der Anwendung von Nonoxynol-9-haltigen Spermiziden durch Sexarbeiterinnen grundsätzlich gewarnt werden; dies gilt sowohl für die routinemäßige Anwendung (verdoppeltes HIV-Risiko), aber auch für die einmalige Anwendung in Risikosituationen:
So wurde kürzlich nachgewiesen, dass Nonoxynol-9 kurzfristig (und nicht erst nach längerer Anwendung) die Durchlässigkeit (Permeabilität) der Analschleimhaut erhöht.
Noch gravierender sind aber die Erkenntnisse aus Versuchen mit Labormäusen, dass eine einmalige Anwendung von Nonoxynol-9 zwar nur geringe Auswirkungen auf die Vaginalschleimhaut hat, aber bereits 10 Minuten nach einer einmaligen Anwendung erhebliche Schäden an der Schleimhaut des Gebärmutterhalses auftraten, die sich in den folgenden Stunden noch steigerten. Nach 8 Stunden war das Zylinderepithel fast komplett zerstört; die darunter liegende basale Zellschicht lag großflächig frei.
Da gerade der Gebärmutterhals aufgrund seiner Histologie als eine der wichtigsten Eintrittspforten und Infektionsorte für HIV gilt, ist damit nachvollziehbar, dass bereits die einmalige Anwendung (und nicht erst die Daueranwendung, wie früher angenommen) das HIV-Risiko erhöht, und dass in einer Risikosituation wie Kondomversagen die Anwendung von Spermiziden oder anderen Präparaten mit Nonoxynol-9 unbedingt vermieden werden sollte.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3519674/
Eddy
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RE: Hygiene im Rotlichtgewerbe
vielen Dank, sehr aufschlussreich, mehr davon
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