Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Kasharius
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

Ruuuuums! Richtig so! Zeitnah und kompetent dagegengehalten. Wunderbar!!! Danke @Lucille und Danke BeSD

Kasharius grüßt beglückt

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Tilopa
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Tilopa »

Prostitution: Lambrecht gegen “nordisches Modell”
Mehrere Unionspolitiker fordern, Prostitution zu verbieten. Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) spricht sich dagegen aus. Das führe nicht dazu, dass es keine Prostitution mehr gibt.

https://www.maz-online.de/Nachrichten/P ... ostitution
https://www.maz-online.de/Nachrichten/P ... klen-Ecken

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Kasharius
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

Danke @Tilopa

auch das macht Mut. Es ist noch nichts verloren, aber beim derzeitigen status quo darf es auch nicht bleiben. Das ProstSchG muss durch ein Sexarbeitstärkungsgesetz, oder im amtlichen Regierungssprech zu bleiben, Gute-Sexarbeit-Gesetz, ersetzt werden!


Kasharius grüßt

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Kasharius
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

Der Bundestag hat ja in dieser Sitzungswoche über den kommenden Bundeshaushalt beraten. Im Rahmen der Debatten nzu den jeweiligen Einzelressorts, etwa Justiz und Frauen/Familie/Jugend/Senioren bleibt festzuhalten, dass die üblichen Verdächtigen (Weinberg und Breymaier bzw. neuerdings auch die rechtspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ) in ihren Redebeiträgen nicht auf das Thema Sexarbeit bzw. Sexkauf-Verbot, eingegangen sind. Die jeweiligen Ministerinnen Giffey und Lambrecht wohl auch nicht. Aber es gilt:

Wir bleiben dran!

Kasharius grüßt

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

Dafür spricht sich jetzt der SPD-Gesundheitsexperte und Mitbewerber um den SPD-Vorsitz Karl Lauterbach für ein Sexkauf-Verbot aus:

https://www.ksta.de/region/spd-gesundhe ... d-33216914

Und auch Lea Ackermann mischt wieder mit

https://www.rga.de/lokales/info/remsche ... 96521.html

Kasharius grüßt

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malin
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von malin »

Die üblichen Verdächtigen...

Anbei ein (älterer) Artikel der recht gut die vielfältigen Interessenslagen in der Pro und Kontra Fraktion aufdröselt. Ich weiss nicht ob er hier schon mal verlinkt wurde, aber ich empfinde ihn in der Grundlage immer noch als aktuell.
https://menschenhandelheute-net.cdn.amp ... zierung%2F
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Kasharius
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

@malin

Dank für den Link.

Aber ist Karl Lauterbach nicht eher ein neuer Verdächtiger und eben kein Üblicher...gerade dies beunruhigt mich ja....

Kasharius grüßt Dich!

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malin
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von malin »

Ja da hast du so gesehen schon recht. Mir persönlich ist Herr Lauterbach schon mehrfach mit sehr unangenehmen Äußerungen und Gesetzesforderungen aufgefallen, insofern wars für mich jetzt keine Überraschung und passt sehr stimmig ins Gesamtbild.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

Ahhhh! Danke.

Wir bleiben dran!

Kasharius grüßt

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Tilopa
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Tilopa »

malin hat geschrieben:
26.09.2019, 15:43
[...] Mir persönlich ist Herr Lauterbach schon mehrfach mit sehr unangenehmen Äußerungen und Gesetzesforderungen aufgefallen, insofern wars für mich jetzt keine Überraschung und passt sehr stimmig ins Gesamtbild.
Sehe ich auch so. Seine extrem negativen Äußerungen 2017 zur Sexualassistenz haben schon deutlich gezeigt, wessen Geistes Kind der ist und auch sonst frage ich mich schon länger, was so einer in der SPD zu suchen hat.
Naja, die Qualität des Personals nimmt vermutlich zusammen mit den Umfragewerten immer weiter ab (sieht man auch an weiteren "Leuchten", wie Maria Noichl und Leni Breymaier ). Man muss sich wohl darauf einstellen, dass solche bürgerlich-arroganten Funktionäre ohne jeglichen Bezug zu Menschlichkeit und ursprünglichen sozialdemokratischen Werten eher noch weiter an Einfluss gewinnen, in der untergehenden SPD.

Trotzdem sieht es bisher nicht so aus, als sei seine Kandidatur von Erfolg gekrönt - da haben andere die Nase vorn.

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Kasharius
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Kasharius »

@Tilopa

stimmt 2017..die Kritik an dem Vorschlag der Grünen-MdB...dahat er auch mitgemischt...

Na da bleib ich aber mal sowas von dran...

Kasharius grüßt Dich und alle anderen

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lust4fun
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von lust4fun »

Ariane:
"Ich bin bei der Mitgliederversammlung des Berufsverbandes Sexarbeit BesD https://berufsverband-sexarbeit.de in den Vorstand und zur Pressesprecherin gewählt worden und hiermit komplett geoutet. Ich freue mich auf kommende Herausforderungen im Kampf gegen das Sexkaufverbot in Deutschland."
https://nuttenrepublik.com/2019/10/11/e ... wird-wahr/

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für deine Arbeit!

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Eddy »

Ich bin schon überrascht, dass Dona Carmen (vgl. den Parallel-Thread zum Sexkauf-Verbot) die Sache so "locker" sieht.

Faktenlage ist, dass die baden-württembergische SPD das Sexkaufverbot vor zwei Tagen verabschiedet hat. So klein und unbedeutend dieser Landesverband sein mag, steht schon fest, dass sie auf dem SPD-Bundesparteitag am 6.-8.12.2019 in Berlin einen entsprechenden Antrag einbringen. Lauterbach und die ASF-Frauen (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen) sind auch vehement für das Nordische Modell. Es besteht also ein erhebliches Risiko, dass der Antrag auf dem Parteitag Zustimmung findet. Dann ist das Nordische Modell Bestandteil des SPD-Programms - bundesweit.

Egal wie groß der Rückhalt der SPD zur Zeit in der Bevölkerung ist - sie ist immer noch Regierungspartei. In der CDU gibt es sicherlich ebenfalls viele Befürworter des Nordischen Modells, sei es aus religiöser Ethik, konservativ-kirchlichem Background oder was auch immer. Als es ums ProstSchG ging, vertrat die CDU deutlich restriktivere Positionen (Altersgrenze usw.) und die SPD konnte den Gesetzesentwurf damals noch entschärfen. Also auf die CDU sollte man nun schon mal gar nicht setzen, wenn es um die Verhinderung des Nordischen Modells geht.

Darum gehe ich davon aus: wenn die SPD das in ihrem Programm hat, ist der Weg nicht mehr zu stoppen. Dann ist es nur noch eine Frage: kommt es noch vor der nächsten Wahl, kommt es nach der nächsten Wahl, oder kommt es - anstandshalber und um sich nicht total lächerlich zu machen - erst nach der ersten Evaluation des ProstSchG? Diese Evaluation kann ja nur negativ ausfallen (was sonst?) und bietet dann eine Steilvorlage für das Nordische Modell, nach dem Motto: wir haben es ja versucht (ohne Sexkaufverbot auszukommen), es hat aber leider nicht geklappt ... nun können wir leider nicht mehr anders ...

Insofern sehe ich den 6.12. als einen D-Day für das Nordische Modell. Offenbar wird der Ernst der Lage nicht erkannt. Was machen die SW aus Deutschland, wenn ihnen die Freier ausgehen? Alle in die Schweiz auswandern?

SW sollten sich überlegen, was sie bis zum 6.12. noch machen können? Wenn der Parteitags-Beschluss erstmal vorliegt, ist es zu spät zu agieren. So etwas ist dann zementiert, und keiner rudert dann mehr rückwärts.

Ich habe die Abhandlung von Dona Carmen komplett gelesen und kann nachvollziehen, dass das zu dem Zeitpunkt, als das geschrieben wurde, noch okay war. Wo jetzt bereits sicher ist, dass das Nordische Modell als Antrag auf den Bundesparteitag der SPD kommt, haben wir eine völlig neue Situation, und die ist jetzt mehr als ernst.

Eddy

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Tilopa
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Tilopa »

Mein Plädoyer ist nicht, nichts zu tun. Hier z.B. könnte man sich schon nächste Woche engagieren:
https://berufsverband-sexarbeit.de/inde ... he-modell/

Ich plädiere nur dafür, in dieser langwierigen politischen Auseinandersetzung mit Leuten, die uns buchstäblich vernichten wollen (was auch bei mir mitunter Angst auslöst), nicht den Kopf zu verlieren.

Im Sinne unserer kleinen Diskussion hier fand und finde ich es eine kluge Intervention, mal zu fragen, ob wir nicht viel zu defensiv und von unseren Gegnern in eine abstrakte Moraldebatte getrieben agieren. Da spielen sie stets selbstgerecht den "Ankläger" und wir müssen uns dann als mehrfach diskriminierte Minderheit rechtfertigen, dass wir existieren.

Wünschenswert wäre mehr Platz für die eigenen Themen und den Kampf gegen Diskriminierung und restriktive Gesetze. Insofern kann man sich vielleicht sogar von der selbstbewusst-kämpferischen Rhethorik der nordamerikanischen SW-Bewegung was abgucken. Gemeinsam sind wir stark. :-)

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malin
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von malin »

Persönlich sehe ich tatsächlich (nur) aus einem einzigen Grund recht gute Chancen, warum es zu keinem Verbot kommen wird: Steuern.

Wir befinden uns wirtschaftlich aktuell in einer eher rezessiven Phase, zugleich hat sich der Staatshaushalt allerdings einen recht flotten Ausgabenstil antrainiert und steht vor enormen, kostenträchtigen Herausforderungen.

In dieser Situation sehenden Auges auf all die schönen Einnahmen zu verzichten die man sich unlängst erst erschlossen hat, das glaube ich nicht. Tatsächlich halte ich die Steuereinnahmen für den einzigen letztlich ausschlaggebende Grund warum die ganze Chose mit dem PSchG überhaupt eingeführt wurde.

Ich kann mich natürlich irren, aber so allgemein halte ich eine Phase des Wachstums und übervoller Kassen eher für gefährlich bez. der Einführung solcherlei Ideen - moralinsauren Schwachsinn muss man sich halt auch leisten können.
liebe grüsse malin

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friederike
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von friederike »

Ein Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung (und das wäre ein allgemeines Prostitutionsverbot) ist ein Eingriff in die Menschenwürde (Art. 1 GG) und damit vpn vornherein verfassungswidrig. Ein solcher Eingriff ist nicht durch behauptete Rechte Dritter zu rechtfertigen.

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deernhh
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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von deernhh »

Eddy, Tilopa, malin, Friederike:
SUPER BEITRÄGE !!!!! 👍👍👍
Och mein Gott !!! In mir rast mein Herz !!!!

Ich hätte die Regierung wegen Vernichtung meiner Lebensexistenz verklagt, wenn es soweit kommen sollte, dass ich wegen Sexkaufverbot meinen Lebensunterhalt nicht mehr selbstständig ohne HartzIV bestreiten könnte.

Dem Staat ist doch, denke ich mal, wenig gelegen, wenn plötzlich alle Sexarbeiter*innen (der Staat schätzt ca. 400.000) plötzlich alle zum Jobcenter marschieren und wegen Sexkaufverbot HartzIV beantragen. Kostet ja dem Steuerzahler sein sauer verdientes Geld.

Die Regierung hätte ich auch verklagt wegen Zwangs-Registrierung, wenn es zum Sexkaufverbot kommen sollte.
Diejenigen, die jetzt Angst haben, wenn es tatsächlich zum Sexkaufverbot kommen sollte, die lassen sich jetzt erst recht NICHT mehr zwangsregistrieren. Wozu noch die eigenen Daten beim Amt mitteilen, um (jetzt Häme!) Sexarbeit als freiwillige Berufswahl ausüben zu dürfen, wenn man doch im Hinterkopf weiß, dass sowieso bald Sexkaufverbot herrschen sollte ....

Durch das Ansinnen, Sexkaufverbot durchsetzen zu wollen, werden wir Sexarbeiter*innen erst recht vom Staat / von der Regierung kriminalisiert und verfolgt, und das ohne Grund! Auch deswegen könnte man die Regierung anzeigen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass gerne auf Steuern von uns Sexarbeiter*innen verzichtet wird, und das nicht zu knapp.

Mir fällt auch auf, dass sich gerade und ausgerechnet die Sexarbeiter*innen selbst, ausgerechnet die an der Basis arbeitenden Sexarbeiter*innen, die treibende Kraft in Sachen Steuerzahlungen, sich gegen Sexkaufverbot wehren, und LEIDER nur wenige Zimmervermieter*innen, Bordellbetreiber*innen, Escortagenturen, Freier und Freierinnen, Internetwerbeagenturen (Werbung) usw., die ja von uns Sexarbeiter*innen leben bzw. an uns verdienen.

Hallo, Staat / Regierung !!!!!
Was soll der Mist?
Wieso lasst Ihr Euch so derart von den Krawall-Feministinnen, Abolitionist*innen, der Polizei, die nur EIN PROZENT Menschenhandel im ganzen Paysex feststellen können, vereinzelten, wenigen, unglücklichen Paysex-Aussteigerinnen usw. einlullen, und das gerne und speziell vor Wahlkämpfen?

Und diese Krawall-Feministinnen, Abolitionist*innen etc. machen NUR eine kleine Anzahl der gesamten deutschen Bevölkerung aus, nämlich 0,01 Prozent.

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Eddy »

Das mit der Steuer ist sicherlich ein wichtiges Argument, aber die Verfechter des Nordischen Modells werden diese "Nebenwirkung" (= Verlust von Steuereinnahmen) mit Gewissheit nicht erwähnen, was ja Bestandteil einer objektiven Abwägung pro/kontra Nordisches Modell wäre, und die Mehrheit der Parteitagsbesucher wird nach drei mehr oder weniger schlaflosen Tagen gar nicht so weit denken. Und dabei geht es nicht nur um die Steuern der SW, die durch das ProstSchG verschärft eingetrieben werden, sondern auch die zahlreichen Steuern der verschiedenen Steuer-Kategorien der Betreiber!

Viel gravierender ist da auch noch der Verlust der nicht-sexuellen Arbeitsplätze (von der Rezeption bis zur Küche) in den Betriebsstätten. Ich war mal in einem mittelgroßen Club, als die gerade im Wintergarten Personalversammlung hatten. Unfassbar! Einschließlich des Personals, das wegen seiner aktuellen Tätigkeit innerhalb des Clubs nicht im Wintergarten dabei sein konnte, locker etwa halb so viel Personen wie SW an guten Tagen (Wochenende) dort arbeiteten. Hochgerechnet haben wir deutschlandweit somit Zehntausende Jobs in den Betriebsstätten, die alle wegfallen, wenn die Betriebsstätten in den Konkursverfahren nach Einführung des Nordischen Modells abgewickelt werden. Jobs mit niedrigen bis mittleren Bildungsanforderungen - also Jobs, die auch in Zeiten des angeblichen Fachkräfte-Mangels Mangelware sind und eher auf die SPD-Klientel abzielen ...

So dumm muss man mal sein, das alles kaputt zu machen. Das wäre fast so, als würde man einen großen Autohersteller kaputt machen. Dennoch: den Gutmenschen von der SPD traue ich das zu. In Baden-Württemberg haben sie es ja schon geschafft - ein Bundesland, das man dank seiner wirtschaftlichen Prosperität doch eher als fortschrittlich und liberal einschätzen würde. Und der Weg in die Schweiz ist nicht weit - weder für SW noch für Kunden. Und dank des Reichtums in Baden-Württemberg können sich - anders als in vielen anderen Bundesländern - viele Männer auch "Sexausflüge" in die Schweiz leisten. Wie dumm muss man sein, Sexkauf verbieten zu wollen, wenn man weiß, dass sich der Markt dann eben nur ein paar Kilometer weit weg verlagert und dann eben die Schweizer den großen Reibach machen und die Arbeitsplätze bekommen, die bei uns verloren gehen. Wie dumm??? Man verhindert keinen Sexkauf, sondern verlagert ihn nur hinter die Grenze, wo man selbst nicht mehr von profitieren kann, sondern nur den Schaden hat.

Das Nordische Modell vernichtet also bei uns nicht nur die Jobs der SW, sondern viele andere Jobs. In den klassischen Ländern des Nordischen Modells, wo es nie große Bordelle oder Clubs gab und sich die Sexarbeit mehr in kleinen Einheiten, privat oder auf der Straße abspielte, auch als sie noch erlaubt war, spielte das natürlich keine Rolle. Da gingen dann auch keine Nicht-Sex-Jobs verloren. Schon deshalb ist es eine äußerste politische Dummheit, das Nordische Modell auf Deutschland mit seiner (qualitativ oft hervorragenden) Infrastruktur an Betriebsstätten zu übertragen.

Und was Grundrechte betrifft ... sexuelle Selbstbestimmung ... die Hoffnung aufs Verfassungsgericht habe ich längst aufgegeben.

Wie wäre es, wenn möglichst viele SW ihren Protest gegenüber dem Nordischen Modell vor dem 6.12.2019 in einem Brief (oder Email, bitte googeln, nach der Email-Adresse, da ich hier keine Email-Adressen posten darf) an den SPD-Parteivorstand schreiben?

SPD-Parteivorstand
Wilhelmstraße 141
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Das brauchen keine wissenschaftlichen Ausarbeitungen zum Nordischen Modell sein, wenige Sätze reichen, gern auch in gebrochenem Deutsch oder Englisch, hauptsächlich authentisch: dass sie ihre Arbeit mögen; dass sie die Freier mögen; dass sie die Freier brauchen; dass es für sie die einzige Möglichkeit ist, Geld zu verdienen ... ihre Schulden zu tilgen ... ihr Kind zu versorgen ... ihre Ausbildung zu bezahlen ... zu studieren ... ihre Familie zu unterstützen ... dass ihnen die Arbeit WIRKLICH Spaß macht (soll es ja tatsächlich geben) --- was im Einzelfall eben gerade zutrifft, so authentisch wie möglich und es sollte eben dabei rauskommen, dass sie diese Arbeit brauchen bzw. dass die Arbeit für sie okay ist und dass sie vor allem die Freier brauchen.

Leider wird dieses Forum nicht genug SW erreichen, an so einer Aktion mitzumachen. Da bräuchte man eigentlich die Betreiber oder andere Netzwerke, um zu erreichen, dass Tausende von SW an die Parteizentrale/den Parteivorstand schreiben. Das ist das Problem. Es fehlt ein Netzwerk, das allen SW klar macht, wie groß die Gefahr ist und dass sie dringend handeln müssen.

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Zwerg »

Eddy hat geschrieben:
14.10.2019, 01:44
Wie wäre es, wenn möglichst viele SW ihren Protest gegenüber dem Nordischen Modell vor dem 6.12.2019 in einem Brief (oder Email, bitte googeln, nach der Email-Adresse, da ich hier keine Email-Adressen posten darf) an den SPD-Parteivorstand schreiben?

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Re: Sexarbeit- Über Sexkauf-Verbot

Beitrag von Tilopa »

Hallo @Eddy, der Vorschlag gefällt. Wen würdest du den anschreiben?

Aktion ist immer gut. Trotzdem warne ich halt davor, schon wieder in Panikmodus zu verfallen und so zu tun, als stünde unsere Vernichtung kurz bevor. Mit solchen Mitteln machen sie uns langfristig mürbe und sie werden immer besser finanziert sein und mehr Zeit für ihre Hetzkampagnen haben.

Versuchen wir mal, den Prozess innerhalb der SPD besonnen zu analysieren:
Im nächsten Schritt kommt es zunächst darauf an, wie sich die Antragskommission des Bundesparteitags zu diesem fragwürdigen und schlechten Antrag positioniert. Wäre ich dort Mitglied, würde ich argumentieren, dass das Thema durch die ältere Beschlusslage bereits (anders) entschieden ist und jetzt nicht in dieser wirklich dummen Form wieder aufgerollt werden muss.
Oder wird der Antrag vielleicht wie oft üblich einfach an die Bundestagsfraktion überwiesen und kommt gar nicht auf die Tagesordnung?
Und falls doch, spielt es natürlich eine Rolle, welchen Raum und welche Redner auf dem Parteitag das Wort bekommen und wie sehr die unwidersprochen ihre Hetze ausbreiten dürfen. Denn die meisten Delegierten kennen sich sicherlich nicht mit dem Thema aus und es wird es ihnen angesichts der dominierenden Frage "GroKo fortsetzen oder nicht?" auch nicht sonderlich wichtig sein.
Und selbst dann wäre es ein Parteitagsbeschluss von vielen und inwieweit daraus durch diese zunehmend irrelevante Partei mal konkrete Politik wird, bliebe weiterhin fraglich. Sind die nach der nächsten Wahl noch Teil der Regierung? Was für Umwälzungen gibt es innerhalb der Partei, wenn sie mal in Opposition ist? Und wenn sie das nächste mal in die Regierung kommen - sind dann die Breymaiers und Lauterbachs nicht hoffentlich schon in Rente und das Thema hat sich totgelaufen? In Nordamerika gewinnt jedenfalls der Entkriminalisierungsdiskurs gerade sichtlich an Konjunktur...