Rotlicht von Julia Roesler
Deutsches Theater in Göttingen
Bericht Deutsche Welle
www.dw.de/eine-milieustudie-auf-der-b%3Fhne/a-16727270
Aus der Ferne betrachtet, meine erste Reaktion: Da ist eine Frau, die sich daran abarbeitet, warum sie keine Sexarbeiterin geworden ist... Bin gespannt auf die Reaktionen von Leuten die da waren.
Warum dieser negative Unterton: "32 Freier allein am Vatertag", " über sich ergehen lassen mussten". Andere Sexworker wären froh oder stolz so einen umsatzreichen Tag zu haben. Die happy hooker und Opfer Einteilung (Migrantin = Opfer, Deutsche = zufrieden und selbstbestimmt) halte ich für verkürzend falsch. Es ist der argumentative Rückzugsort der übriggebliebenen Prostitutionsgegner.
Aber zumindest ist es so möglich auch die positiven Seiten präsentieren zu können (finanziert zu bekommen). Der aufgeklärte Zuschauer wird wissen wie das alles zu deuten ist. Die Hure Kunst muß sich halt allen anbiedern, um ihren Konsumentenkreis groß zu halten.
Dass der Zuschauer zum Kunden gemacht wird (Telefon zur Darstellerin), hatte in der darstellenden Kunst (Galeriebesucher in der visuellen Freierrolle) schon so einige Skandale und Zensurmaßnahmen zur Folge.
Theater: Wie Sexarbeit auf der Bühne behandelt wird
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Re: Rotlicht von Julia Roesler
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RE: Theater: Wie Sexarbeit auf der Bühne behandelt wird
Sexarbeit im Göttinger Theater
Im Theaterstück "Rotlicht" erzählt das Deutsche Theater in Göttingen die Geschichten von Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen (müssen). Zum Beispiel die einer Domina.Karolina Leppert
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/h ... 14831.html
»HURE HAT NE POESIE«
Das Deutsche Theater ist ein Bordell und die Theatergänger sind Freier. In dem dokumentarischen Theaterstück Rotlicht der werkgruppe2 erzählen Sexarbeiterinnen von ihrem Berufsalltag. Vorurteile werden beseitigt, andere bestätigt. Offen bleibt, ob der doppelmoralische Umgang mit Sexualität am Ende tatsächlich hinterfragt oder unsicher weggekichert wird.
Von Leonie Krutzinna
Es gibt Bordelle, wo Ihnen das Herz aufgeht. Hohe Decken, Stuck an den Wänden, schwere Gardinen, Gold an allen Ecken und Enden. Und mit nem Kronleuchter. Also so’n Kronleuchter hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. So groß, so blinkend, so fantastisch. Der auch wirklich den Raum in die entsprechende Atmosphäre bringt. Und dann gehen wir auf eine kleine Reise.
Dabei ist man längst angekommen – in jenem Prachtbau, dessen Samt und Ornamente schon die ideale Kulisse für das liefern, was nun kommt: »Rotlicht«. Das ›Phänomen Prostitution‹ gibt es seit der Antike, heißt: seitdem es Theater gibt. Eigentlich also eine naheliegende Idee, ein Stück über Sexarbeiterinnen zu inszenieren. Und nicht nur die Historie verpflichtet – auch der ökonomische Aspekt dieses umsatzstarken Gewerbes.
Der Blick bleibt an den roten Buchstaben einer Laufschriftanzeige hängen. Namen und Nummern von Sexarbeiterinnen, ihre Adressen greifen nach dem Publikum – als bekannte Straßennamen unweit der eigenen Wohnung, gegenüber der Uni oder in der Innenstadt. Man steckt mittendrin. Das Publikum wird im ›Bordell Deutsches Theater‹ deshalb kollektiv zum Freier. »Ruf sie an«, säuselt es, rhythmisch und eindringlich, mal durchs Megaphon, mal untermalt von Cello, Cembalo und Klavier. Das wird durchgezogen, bis alle neun Frauen ihre Geschichte erzählt haben, Maria, Gerda, Sveta, Katharina, Yvonne, Barbara, Sylvia, Ana und Elena. Sechs Schauspielerinnen mit biographischen Schnipseln, die das Theaterensemble werkgruppe2, basierend auf Interviews mit Sexarbeiterinnen, zu einem beeindruckenden Theatertext verdichtet hat.
Wenn ich unter Kolleginnen bin, sage ich, ich arbeite als Hure, weil das einfach unsere politische Kampfansage ist. Das negative Wort haben wir irgendwann mal umgemünzt. Ich finde Hure hat ne Poesie.
Domina aus Berufung, Escort-Dame fürs schnelle Geld und weil man nebenbei etwas über Botanik lernt. Die Dramaturgie des Stückes fordert, sich anhand der annehmbaren Biographien erstmal locker zu machen, Prüderie abzulegen und sich ein Lachen zu erlauben. Das Ergebnis klingt im Zuschauerraum mitunter wie 9. Klasse Sexualkundeunterricht.
Was ist aber, wenn die eigenen Kinder nichts zu essen haben? Wenn ein »gepflegter älterer Herr« im SM-Spiel stramm steht und sagt: »Jawohl, Frau Obersturmbandführer, ich bin eine alte Judensau«. Oder wenn Gerda als »Sexualbegleiterin« Patienten im Wachkoma sexuell stimuliert oder ins Seniorenheim bestellt wird, weil dort ein alter Mann regelmäßig bei offener Tür in seine Windel onaniert.
Wie aufgeklärt geht die Mehrheitsgesellschaft mit Sexualität um? Wie abgeklärt? Rotlicht räumt mit Vorurteilen auf: Sexarbeit ist kein ›Unterschichtenphänomen‹, ist nicht zwangsweise mit Menschenhandel verknüpft, sondern eine Dienstleistung, die allein wegen der Nachfrage floriert. Täglich nehmen laut Angaben von verdi etwa 1,2 Millionen Männer die Dienste von Prostituierten in Anspruch.
Ein einziges Mal bricht das Stück mit seiner dialogischen Struktur zwischen Bühne und Zuschauerraum: Ein Freier als Hase verkleidet hoppelt von Frau zu Frau. Später ist von »Flatrate-Tagen« im Bordell die Rede. Am »Vatertag« ist am meisten los. 32 Kunden hatte Ana an einem Tag. »Und dann eine Woche Pause. Ich konnte nicht arbeiten«.
Prostitution ist in Deutschland legal, 2002 ist das Prostitutionsgesetz in Kraft getreten. Trotzdem wird Sexarbeit in den wenigsten Fällen als sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis ausgeübt. Und so werden in Rotlicht traurige Vorurteile eben auch bestätigt. 400.000 Sexarbeiterinnen soll es laut Schätzungen der Bundesregierung in Deutschland geben, die Hälfte von ihnen Migrantinnen – darunter viele ohne Papiere, ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis.
Der werkgruppe2 gelingt ein Tabubruch, der über zwei Stunden hinweg den Ängsten und Nöten der Sexarbeiterinnen Raum gibt, ohne das ›Phänomen Prostitution‹ zu dämonisieren. Ein Bühnenstoff, der beweist, dass Prostitution und Poesie eben doch ganz gut zusammengeht. Und manchmal schafft die Poesie es ja auch, in die Realität einzugreifen und etwas zu verändern.
www.litlog.de/hure-hat-ne-poesie/
Im Theaterstück "Rotlicht" erzählt das Deutsche Theater in Göttingen die Geschichten von Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen (müssen). Zum Beispiel die einer Domina.Karolina Leppert
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/h ... 14831.html
»HURE HAT NE POESIE«
Das Deutsche Theater ist ein Bordell und die Theatergänger sind Freier. In dem dokumentarischen Theaterstück Rotlicht der werkgruppe2 erzählen Sexarbeiterinnen von ihrem Berufsalltag. Vorurteile werden beseitigt, andere bestätigt. Offen bleibt, ob der doppelmoralische Umgang mit Sexualität am Ende tatsächlich hinterfragt oder unsicher weggekichert wird.
Von Leonie Krutzinna
Es gibt Bordelle, wo Ihnen das Herz aufgeht. Hohe Decken, Stuck an den Wänden, schwere Gardinen, Gold an allen Ecken und Enden. Und mit nem Kronleuchter. Also so’n Kronleuchter hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. So groß, so blinkend, so fantastisch. Der auch wirklich den Raum in die entsprechende Atmosphäre bringt. Und dann gehen wir auf eine kleine Reise.
Dabei ist man längst angekommen – in jenem Prachtbau, dessen Samt und Ornamente schon die ideale Kulisse für das liefern, was nun kommt: »Rotlicht«. Das ›Phänomen Prostitution‹ gibt es seit der Antike, heißt: seitdem es Theater gibt. Eigentlich also eine naheliegende Idee, ein Stück über Sexarbeiterinnen zu inszenieren. Und nicht nur die Historie verpflichtet – auch der ökonomische Aspekt dieses umsatzstarken Gewerbes.
Der Blick bleibt an den roten Buchstaben einer Laufschriftanzeige hängen. Namen und Nummern von Sexarbeiterinnen, ihre Adressen greifen nach dem Publikum – als bekannte Straßennamen unweit der eigenen Wohnung, gegenüber der Uni oder in der Innenstadt. Man steckt mittendrin. Das Publikum wird im ›Bordell Deutsches Theater‹ deshalb kollektiv zum Freier. »Ruf sie an«, säuselt es, rhythmisch und eindringlich, mal durchs Megaphon, mal untermalt von Cello, Cembalo und Klavier. Das wird durchgezogen, bis alle neun Frauen ihre Geschichte erzählt haben, Maria, Gerda, Sveta, Katharina, Yvonne, Barbara, Sylvia, Ana und Elena. Sechs Schauspielerinnen mit biographischen Schnipseln, die das Theaterensemble werkgruppe2, basierend auf Interviews mit Sexarbeiterinnen, zu einem beeindruckenden Theatertext verdichtet hat.
Wenn ich unter Kolleginnen bin, sage ich, ich arbeite als Hure, weil das einfach unsere politische Kampfansage ist. Das negative Wort haben wir irgendwann mal umgemünzt. Ich finde Hure hat ne Poesie.
Domina aus Berufung, Escort-Dame fürs schnelle Geld und weil man nebenbei etwas über Botanik lernt. Die Dramaturgie des Stückes fordert, sich anhand der annehmbaren Biographien erstmal locker zu machen, Prüderie abzulegen und sich ein Lachen zu erlauben. Das Ergebnis klingt im Zuschauerraum mitunter wie 9. Klasse Sexualkundeunterricht.
Was ist aber, wenn die eigenen Kinder nichts zu essen haben? Wenn ein »gepflegter älterer Herr« im SM-Spiel stramm steht und sagt: »Jawohl, Frau Obersturmbandführer, ich bin eine alte Judensau«. Oder wenn Gerda als »Sexualbegleiterin« Patienten im Wachkoma sexuell stimuliert oder ins Seniorenheim bestellt wird, weil dort ein alter Mann regelmäßig bei offener Tür in seine Windel onaniert.
Wie aufgeklärt geht die Mehrheitsgesellschaft mit Sexualität um? Wie abgeklärt? Rotlicht räumt mit Vorurteilen auf: Sexarbeit ist kein ›Unterschichtenphänomen‹, ist nicht zwangsweise mit Menschenhandel verknüpft, sondern eine Dienstleistung, die allein wegen der Nachfrage floriert. Täglich nehmen laut Angaben von verdi etwa 1,2 Millionen Männer die Dienste von Prostituierten in Anspruch.
Ein einziges Mal bricht das Stück mit seiner dialogischen Struktur zwischen Bühne und Zuschauerraum: Ein Freier als Hase verkleidet hoppelt von Frau zu Frau. Später ist von »Flatrate-Tagen« im Bordell die Rede. Am »Vatertag« ist am meisten los. 32 Kunden hatte Ana an einem Tag. »Und dann eine Woche Pause. Ich konnte nicht arbeiten«.
Prostitution ist in Deutschland legal, 2002 ist das Prostitutionsgesetz in Kraft getreten. Trotzdem wird Sexarbeit in den wenigsten Fällen als sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis ausgeübt. Und so werden in Rotlicht traurige Vorurteile eben auch bestätigt. 400.000 Sexarbeiterinnen soll es laut Schätzungen der Bundesregierung in Deutschland geben, die Hälfte von ihnen Migrantinnen – darunter viele ohne Papiere, ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis.
Der werkgruppe2 gelingt ein Tabubruch, der über zwei Stunden hinweg den Ängsten und Nöten der Sexarbeiterinnen Raum gibt, ohne das ›Phänomen Prostitution‹ zu dämonisieren. Ein Bühnenstoff, der beweist, dass Prostitution und Poesie eben doch ganz gut zusammengeht. Und manchmal schafft die Poesie es ja auch, in die Realität einzugreifen und etwas zu verändern.
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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4.11.2013
PLATTDEUTSCHE KOMÖDIE
- Erbschaft im Rotlicht-Milieu
"De Plattdüütsch Trupp"aus Alt Duvenstedt probt für einen turbulenten Dreiakter. Am Sonntag hat die Komödie "Een pikante Arfschop" Premiere. Dabei spielt ein Freudenhaus eine zentrale Rolle.
Um ein Erbe und die turbulenten Folgen geht es in "Een pikante Arfschop", einer Komödie von Uschi Schilling. "De Plattdüütsch Trupp" bringt den Dreiakter auf die Bühne des Gasthofs "Zur Linde" in Alt Duvenstedt. Premiere ist am Sonntag, 10. November, um 19.30 Uhr.
Zum Inhalt: Julia Sanders glaubt, von ihrer verstorbenen Tante eine ganz normale Pensiongeerbt zu haben. Sie weiß nicht, dass es sich tatsächlich um ein Freudenhaus handelt. Als die Bewohner erfahren, dass Julia ihr Erbe in Augenschein nehmen will, haben sie alle Hände voll zu tun, um zu verschleiern, was sich in diesem Haus abspielt. Als dann noch ein Wasserrohrbruch Julias Aufenthalt verlängert und ihr Verlobter einzieht, der unbedingt das Haus verkaufen will, sehen sich die Bewohner zum Handeln gedrängt. Sie greifen zu außergewöhnlichen Mitteln.
Unter der Regie von Volker Thomsen stehen Franziska Carstensen, Tim Kruse, Karin Klink, Wiebke Knuth, Carsten Thomsen, Hauke Speck, Michael Hagge, Sven Jensen und Anne Benn auf der Bühne. Die Laienspielgruppe "Plattdüütsch Trupp" hat 30 Mitglieder, die aus Alt Duvenstedt und der Umgebung kommen.
Nach der Premiere folgen weitere Aufführungen am Donnerstag, 14. November (19.30 Uhr.), Freitag, 15. November (19.30 Uhr) und am Sonntag, 17. November (14.30 Uhr). Karten gibt es im Vorverkauf zum Preis von sechs Euro im Gasthof "Zur Linde" und im Edekamarkt Pahl.
http://www.shz.de/lokales/landeszeitung ... 66551.html
PLATTDEUTSCHE KOMÖDIE
- Erbschaft im Rotlicht-Milieu
"De Plattdüütsch Trupp"aus Alt Duvenstedt probt für einen turbulenten Dreiakter. Am Sonntag hat die Komödie "Een pikante Arfschop" Premiere. Dabei spielt ein Freudenhaus eine zentrale Rolle.
Um ein Erbe und die turbulenten Folgen geht es in "Een pikante Arfschop", einer Komödie von Uschi Schilling. "De Plattdüütsch Trupp" bringt den Dreiakter auf die Bühne des Gasthofs "Zur Linde" in Alt Duvenstedt. Premiere ist am Sonntag, 10. November, um 19.30 Uhr.
Zum Inhalt: Julia Sanders glaubt, von ihrer verstorbenen Tante eine ganz normale Pensiongeerbt zu haben. Sie weiß nicht, dass es sich tatsächlich um ein Freudenhaus handelt. Als die Bewohner erfahren, dass Julia ihr Erbe in Augenschein nehmen will, haben sie alle Hände voll zu tun, um zu verschleiern, was sich in diesem Haus abspielt. Als dann noch ein Wasserrohrbruch Julias Aufenthalt verlängert und ihr Verlobter einzieht, der unbedingt das Haus verkaufen will, sehen sich die Bewohner zum Handeln gedrängt. Sie greifen zu außergewöhnlichen Mitteln.
Unter der Regie von Volker Thomsen stehen Franziska Carstensen, Tim Kruse, Karin Klink, Wiebke Knuth, Carsten Thomsen, Hauke Speck, Michael Hagge, Sven Jensen und Anne Benn auf der Bühne. Die Laienspielgruppe "Plattdüütsch Trupp" hat 30 Mitglieder, die aus Alt Duvenstedt und der Umgebung kommen.
Nach der Premiere folgen weitere Aufführungen am Donnerstag, 14. November (19.30 Uhr.), Freitag, 15. November (19.30 Uhr) und am Sonntag, 17. November (14.30 Uhr). Karten gibt es im Vorverkauf zum Preis von sechs Euro im Gasthof "Zur Linde" und im Edekamarkt Pahl.
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I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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19.09.2014
Basel
"Eine für alle" auf der Bühne
Basel. Guy de Maupassants Novelle "Boule de Suif" ist ein Abbild der Gesellschaft, handelt von bürgerlicher Prüderie, verdrängtem Sexus und einem leichten Mädchen. In einer Kutsche sitzen Reisegefährten, die während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 versuchen, aus der von Preußen besetzten Normandie zu flüchten.
Auf engstem Raum drängen sich zwei bigotte Nonnen, ein Demokrat, der nach Amerika will, ein Adliger, eine Comtesse, ein Weinhändler und die Dirne, genannt Boule de Suif (zu Deutsch etwa: Fettklößchen). Die Gruppe der Flüchtlinge bildet einen Querschnitt der Bevölkerung und zeigt, wie sich während der Reise das Verhältnis der verlogenen Bourgeoisie zu der Prostituierten entwickelt. Sie teilt den Proviant mit ihren Mitreisenden, wird aber von diesen verlacht und verachtet.
Ein preußischer Offizier hält die Kutsche an, lässt die Pferde nicht mehr anspannen, bevor das Freudenmädchen ihm nicht zu Diensten ist. Das erinnert von fern an Judith, die mit Holofernes schläft, und bringt die sozialen Diskrepanzen zwischen honorigen Bürgern und der Ausgestoßenen der Gesellschaft zur Sprache. Diese psychologische Studie des Gesellschaftslebens kann man sich gut auf der Bühne vorstellen.
In einer neuen Produktion des ex/ex-Theaters Basel, eines mobilen Theaters fahrender Spielleute, wurde die Geschichte von Grenzen und Ausgrenzung dramatisiert, eine im Wirtshaus spielende Rahmenhandlung dazu frei erfunden und kurz vor Ende der Freilichtsaison an mehreren Orten aufgeführt.
Auf dem Singeisenhof in Riehen, zuletzt auf dem Zähringerplatz im schweizerischen Rheinfelden baute die Truppe ihren umgebauten Bauwagen auf und spielte diese tragikomische Geschichte über eine Protagonistin, die ihre Haut zu Markte trägt.
"Eine für alle" nennt sich diese Bühnenversion, eine Mischung aus Erzähltheater, kleinen gespielten Szenen und bewegten Bildern, mit Musik, französischen Chansons und Wirtshausambiente in der Regie von Sasha Mazzotti. Sie ist auch die Hauptdarstellerin, erzählt vom Leben dieser käuflichen Frau und Patriotin, die nicht mit dem Feind ins Bett will, und man merkt am Schluss, dass sie selber jene Frau war. Am heutigen Freitag um 19.30 Uhr macht das Theater unterwegs Halt im Kannenfeldpark Basel. Weitere Vorstellungen: Rodersdorf, Bahnhofplatz vom Mittwoch, 24. bis Samstag 27. September (Derniere), jeweils 19.30 Uhr. Erreichbar mit Tramlinie 10 ab Basel
http://www.verlagshaus-jaumann.de/inhal ... d5fe3.html
Basel
"Eine für alle" auf der Bühne
Basel. Guy de Maupassants Novelle "Boule de Suif" ist ein Abbild der Gesellschaft, handelt von bürgerlicher Prüderie, verdrängtem Sexus und einem leichten Mädchen. In einer Kutsche sitzen Reisegefährten, die während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 versuchen, aus der von Preußen besetzten Normandie zu flüchten.
Auf engstem Raum drängen sich zwei bigotte Nonnen, ein Demokrat, der nach Amerika will, ein Adliger, eine Comtesse, ein Weinhändler und die Dirne, genannt Boule de Suif (zu Deutsch etwa: Fettklößchen). Die Gruppe der Flüchtlinge bildet einen Querschnitt der Bevölkerung und zeigt, wie sich während der Reise das Verhältnis der verlogenen Bourgeoisie zu der Prostituierten entwickelt. Sie teilt den Proviant mit ihren Mitreisenden, wird aber von diesen verlacht und verachtet.
Ein preußischer Offizier hält die Kutsche an, lässt die Pferde nicht mehr anspannen, bevor das Freudenmädchen ihm nicht zu Diensten ist. Das erinnert von fern an Judith, die mit Holofernes schläft, und bringt die sozialen Diskrepanzen zwischen honorigen Bürgern und der Ausgestoßenen der Gesellschaft zur Sprache. Diese psychologische Studie des Gesellschaftslebens kann man sich gut auf der Bühne vorstellen.
In einer neuen Produktion des ex/ex-Theaters Basel, eines mobilen Theaters fahrender Spielleute, wurde die Geschichte von Grenzen und Ausgrenzung dramatisiert, eine im Wirtshaus spielende Rahmenhandlung dazu frei erfunden und kurz vor Ende der Freilichtsaison an mehreren Orten aufgeführt.
Auf dem Singeisenhof in Riehen, zuletzt auf dem Zähringerplatz im schweizerischen Rheinfelden baute die Truppe ihren umgebauten Bauwagen auf und spielte diese tragikomische Geschichte über eine Protagonistin, die ihre Haut zu Markte trägt.
"Eine für alle" nennt sich diese Bühnenversion, eine Mischung aus Erzähltheater, kleinen gespielten Szenen und bewegten Bildern, mit Musik, französischen Chansons und Wirtshausambiente in der Regie von Sasha Mazzotti. Sie ist auch die Hauptdarstellerin, erzählt vom Leben dieser käuflichen Frau und Patriotin, die nicht mit dem Feind ins Bett will, und man merkt am Schluss, dass sie selber jene Frau war. Am heutigen Freitag um 19.30 Uhr macht das Theater unterwegs Halt im Kannenfeldpark Basel. Weitere Vorstellungen: Rodersdorf, Bahnhofplatz vom Mittwoch, 24. bis Samstag 27. September (Derniere), jeweils 19.30 Uhr. Erreichbar mit Tramlinie 10 ab Basel
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08.10.2014
Karten für Tango-Musical "Tanguera" zu gewinnen
Kanton Zürich - Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für das Tango-Musical "Tanguera" am 28. Oktober im Theater 11 in Zürich
"Tanguera", das Tango-Meisterwerk aus Buenos Aires, kommt unter der Schirmherrschaft von Maestro Daniel Barenboim und der Argentinischen Botschaft zurück in die Schweiz. Die derzeit aufwendigste und erfolgreichste Tangoproduktion begeisterte bereits das Publikum rund um den Globus: von Tokio über Berlin, Wien und London bis New York und zuletzt in Paris wurde das emotionale Tango-Feuerwerk euphorisch gefeiert. Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für die Premiere am Dienstag, 28. Oktober, im Theater 11 in Zürich (siehe Infokasten).
Vor dem Hintergrund des Buenos Aires zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt Tanguera vom schicksalhaften Leidensweg der schönen Immigrantin Giselle, von ihrer Ankunft im Hafen über ihre Arbeit in einem der unzähligen Bordelle der Stadt bis zum Erfolg als Tänzerin in der glitzernden Welt des Cabarets. Verführt vom kriminellen Gaudencio und geliebt vom tapferen Hafenarbeiter Lorenzo, beginnt sich eine verhängnisvolle Spirale aus Liebe und Leidenschaft, Rivalität und Feindschaft immer schneller und schneller zu drehen. Doch fast unmerklich und durch diese mitreißende Geschichte hindurch, erzählt Tanguera dabei noch etwas anderes: die Geschichte des Tango selbst, dessen Weg durch die Gesellschaftsschichten sich Szene um Szene erschließt. Eine Geschichte, zu der das Musical dank seiner Innovationskraft und Authentizität längst selbst gehört. Die Musik besteht aus klassischen Tangos und eigens für Tanguera komponierten Stücken. Von einem hochklassigen Tango-Sextett mit seinen typischen Instrumenten, wie dem Bandoneon, live auf der Bühne dargeboten, sorgt sie für ein so intensives Tangoerlebnis wie nie zuvor. Die musikalische Leitung übernimmt Lisandro Adrover persönlich; der Bandoneonist, Arrangeur und Komponist zählt zu den exponiertesten Figuren der internationalen Tangoszene.
Vorstellungen: 28. Oktober bis 2. November, Dienstag bis Freitag, jeweils 19.30 Uhr, Samstag, 15.30 und 19.30 Uhr, Sonntag, 14.30 und 18.30 Uhr im Theater 11 in Zürich
Ticketpreise: zwischen 39 und 119 Schweizer Franken
Vorverkauf: Eventim 01806/57 00 70 (0,20 Euro/Anruf aus dem Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus den Mobilfunknetzen) sowie www.eventim.de
Vorstellungsdauer: ca. 80 Minuten
Weitere Informationen:www.musical.ch
So gewinnen Sie Karten
Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für die Aufführung des Tango-Musicals "Tanguera" am Dienstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr im Theater 11 in Zürich. Um zu gewinnen, wählen Sie die Nummer 01379/37 05 00 85 (0,50 Euro pro Anruf aus dem Festnetz der DTAG, Mobilfunkpreise abweichend) und nennen Ihren Namen, Adresse, Telefonnummer sowie das Stichwort "Tango". Teilnahmeschluss ist am Montag, 13. Oktober, 12 Uhr. Die Gewinner können die Karten gegen Vorlage ihres Personalausweises an der Abendkasse abholen. Viel Glück!
http://www.suedkurier.de/region/nachbar ... 47,7306678
Karten für Tango-Musical "Tanguera" zu gewinnen
Kanton Zürich - Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für das Tango-Musical "Tanguera" am 28. Oktober im Theater 11 in Zürich
"Tanguera", das Tango-Meisterwerk aus Buenos Aires, kommt unter der Schirmherrschaft von Maestro Daniel Barenboim und der Argentinischen Botschaft zurück in die Schweiz. Die derzeit aufwendigste und erfolgreichste Tangoproduktion begeisterte bereits das Publikum rund um den Globus: von Tokio über Berlin, Wien und London bis New York und zuletzt in Paris wurde das emotionale Tango-Feuerwerk euphorisch gefeiert. Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für die Premiere am Dienstag, 28. Oktober, im Theater 11 in Zürich (siehe Infokasten).
Vor dem Hintergrund des Buenos Aires zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt Tanguera vom schicksalhaften Leidensweg der schönen Immigrantin Giselle, von ihrer Ankunft im Hafen über ihre Arbeit in einem der unzähligen Bordelle der Stadt bis zum Erfolg als Tänzerin in der glitzernden Welt des Cabarets. Verführt vom kriminellen Gaudencio und geliebt vom tapferen Hafenarbeiter Lorenzo, beginnt sich eine verhängnisvolle Spirale aus Liebe und Leidenschaft, Rivalität und Feindschaft immer schneller und schneller zu drehen. Doch fast unmerklich und durch diese mitreißende Geschichte hindurch, erzählt Tanguera dabei noch etwas anderes: die Geschichte des Tango selbst, dessen Weg durch die Gesellschaftsschichten sich Szene um Szene erschließt. Eine Geschichte, zu der das Musical dank seiner Innovationskraft und Authentizität längst selbst gehört. Die Musik besteht aus klassischen Tangos und eigens für Tanguera komponierten Stücken. Von einem hochklassigen Tango-Sextett mit seinen typischen Instrumenten, wie dem Bandoneon, live auf der Bühne dargeboten, sorgt sie für ein so intensives Tangoerlebnis wie nie zuvor. Die musikalische Leitung übernimmt Lisandro Adrover persönlich; der Bandoneonist, Arrangeur und Komponist zählt zu den exponiertesten Figuren der internationalen Tangoszene.
Vorstellungen: 28. Oktober bis 2. November, Dienstag bis Freitag, jeweils 19.30 Uhr, Samstag, 15.30 und 19.30 Uhr, Sonntag, 14.30 und 18.30 Uhr im Theater 11 in Zürich
Ticketpreise: zwischen 39 und 119 Schweizer Franken
Vorverkauf: Eventim 01806/57 00 70 (0,20 Euro/Anruf aus dem Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus den Mobilfunknetzen) sowie www.eventim.de
Vorstellungsdauer: ca. 80 Minuten
Weitere Informationen:www.musical.ch
So gewinnen Sie Karten
Der SÜDKURIER verlost zwei Mal zwei Karten für die Aufführung des Tango-Musicals "Tanguera" am Dienstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr im Theater 11 in Zürich. Um zu gewinnen, wählen Sie die Nummer 01379/37 05 00 85 (0,50 Euro pro Anruf aus dem Festnetz der DTAG, Mobilfunkpreise abweichend) und nennen Ihren Namen, Adresse, Telefonnummer sowie das Stichwort "Tango". Teilnahmeschluss ist am Montag, 13. Oktober, 12 Uhr. Die Gewinner können die Karten gegen Vorlage ihres Personalausweises an der Abendkasse abholen. Viel Glück!
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20.10.14
d'Loisachtaler mit "Hummel im Himmel"
Lustige Verstrickungen im Rotlichtmilieu
Wolfratshausen - September 1958: Ganz Deutschland redet sich heiß, wenn es um den Film über die Frankfurter Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt geht. Doch das berüchtigte Nachtleben findet woanders statt: in München. In diesem Milieu spielte das Stück "Hummel im Himmel", das der Trachtenverein d Loisachtaler am Wochenende drei Mal aufführte
Max Hummel, ein Kleinkrimineller aus dem Münchner Bahnhofsviertel hat die schönste Frisur, die engste Jeans und den besten Musikgeschmack. Glaubt er wenigstens. Im "Club Paradiso" hat er sich mit der Besitzerin Ria, den Mädchen und den Kollegen aus der Szene eine Ersatzfamilie geschaffen. Ein Dorn im Auge ist ihm allerdings Capo, der Chef im Viertel. Mit allen Mitteln versucht Hummel ihn auszubooten. Als der Boss früher als erwartet aus Stadelheim zurückkehrt, spielt sich Hummel gerade mal wieder mächtig auf. Capo erschießt ihn kurzerhand. Doch dank eines Handels, den Max Hummel mit dem lieben Gott abschließt, bekommt er eine zweite Chance. Voraussetzung ist, dass er fortan ein anständiges Leben führt. Man kann sich denken, wie schwer es dem Ganoven fällt, sich daran zu halten.
Seit zehn Jahren spielt die Theatergruppe des Trachtenvereins d Loisachtaler jedes Jahr ein volkstümliches Stück. Den Dreiakter "Hummel im Himmel" von Christian Lex hat die rund 45 Mitglieder zählende Truppe unter der Leitung von Toni Kometer bereits im Frühjahr aufgeführt - mit großem Erfolg, weshalb sie das Stück am Wochenende noch dreimal im ausverkauften Vereinssaal zeigte.
Besonders stolz waren d Theaterer auf die neue Lichttechnik, mit der die schummrige Nachtclub-Atmosphäre so richtig zur Geltung kam. Aufwändig war auch das Bühnenbild, gestaltet von Girgl Holzer: ein grauer Hinterhof, von dem aus eine Treppe zu Rias Etablissement führt. Die Dessous, die auf der Wäscheleine hängen, weisen eindeutig darauf hin.
Wo sie hier gelandet ist, merkt auch Anna Hirler schnell. Eigentlich hat sie eine Anstellung als Bedienung gesucht. Christina Breiter spielt die Unschuld vom Lande, die aber weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist. Das gefällt Max Hummel (Anderl Länger). Gut, dass er dem lieben Gott versprochen hat, zumindest eine Nacht lang nur die Wahrheit zu sagen, sonst hätte er bei Anna nicht landen können.Lustige Verstrickungen im Rotlichtmilieu
Länger versteht es großartig, Hummels Konflikt zum Ausdruck zu bringen. Auf der einen Seite sein Naturell als Gauner und Macho, auf der anderen seine Abmachung mit dem Allmächtigen. Wie er sich windet, als ihn die nicht mehr ganz junge Ria (Maria Pfeifer) fragt, wie sie aussehe, ist köstlich. Die g’schnappige Clubchefin ist ihrerseits nicht zimperlich im Umgang mit den Kunden. Einen Freier zieht sie auf mit den Worten: "Haben S net vui zum sagn dahoam?". Daraufhin entgegnet dieser kleinlaut: "I kimm erst gar net zum Redn."
Von diesen kurzen, witzigen Dialogen gab es viele im Stück, und sie kamen beim Publikum prächtig an. Gelacht wurde auch jedes Mal, wenn Hummels linkischer Gehilfe, der Brenner Biwi (Michi Holzer), das Verb am Ende des Satzes auf umständliche Weise wiederholte. In einer Geschichte aus dem Rotlichtmilieu darf freilich ein pflichtbewusster Polizist von der Sitte nicht fehlen (überzeugend dargestellt von Hubert Gröbmair).
Auch die Animierdamen Bernadette (Maria Baindl) und Gitti (Steffi Walz) füllten ihre Rollen souverän und kurzweilig aus. Nur wenige, dafür starke Auftritte, hatte der Zigarre qualmende Platzhirsch Capo (Toni Kometer), der gleichzeitig verantwortlich für die Regie war.
http://www.merkur-online.de/lokales/wol ... 68218.html
d'Loisachtaler mit "Hummel im Himmel"
Lustige Verstrickungen im Rotlichtmilieu
Wolfratshausen - September 1958: Ganz Deutschland redet sich heiß, wenn es um den Film über die Frankfurter Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt geht. Doch das berüchtigte Nachtleben findet woanders statt: in München. In diesem Milieu spielte das Stück "Hummel im Himmel", das der Trachtenverein d Loisachtaler am Wochenende drei Mal aufführte
Max Hummel, ein Kleinkrimineller aus dem Münchner Bahnhofsviertel hat die schönste Frisur, die engste Jeans und den besten Musikgeschmack. Glaubt er wenigstens. Im "Club Paradiso" hat er sich mit der Besitzerin Ria, den Mädchen und den Kollegen aus der Szene eine Ersatzfamilie geschaffen. Ein Dorn im Auge ist ihm allerdings Capo, der Chef im Viertel. Mit allen Mitteln versucht Hummel ihn auszubooten. Als der Boss früher als erwartet aus Stadelheim zurückkehrt, spielt sich Hummel gerade mal wieder mächtig auf. Capo erschießt ihn kurzerhand. Doch dank eines Handels, den Max Hummel mit dem lieben Gott abschließt, bekommt er eine zweite Chance. Voraussetzung ist, dass er fortan ein anständiges Leben führt. Man kann sich denken, wie schwer es dem Ganoven fällt, sich daran zu halten.
Seit zehn Jahren spielt die Theatergruppe des Trachtenvereins d Loisachtaler jedes Jahr ein volkstümliches Stück. Den Dreiakter "Hummel im Himmel" von Christian Lex hat die rund 45 Mitglieder zählende Truppe unter der Leitung von Toni Kometer bereits im Frühjahr aufgeführt - mit großem Erfolg, weshalb sie das Stück am Wochenende noch dreimal im ausverkauften Vereinssaal zeigte.
Besonders stolz waren d Theaterer auf die neue Lichttechnik, mit der die schummrige Nachtclub-Atmosphäre so richtig zur Geltung kam. Aufwändig war auch das Bühnenbild, gestaltet von Girgl Holzer: ein grauer Hinterhof, von dem aus eine Treppe zu Rias Etablissement führt. Die Dessous, die auf der Wäscheleine hängen, weisen eindeutig darauf hin.
Wo sie hier gelandet ist, merkt auch Anna Hirler schnell. Eigentlich hat sie eine Anstellung als Bedienung gesucht. Christina Breiter spielt die Unschuld vom Lande, die aber weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist. Das gefällt Max Hummel (Anderl Länger). Gut, dass er dem lieben Gott versprochen hat, zumindest eine Nacht lang nur die Wahrheit zu sagen, sonst hätte er bei Anna nicht landen können.Lustige Verstrickungen im Rotlichtmilieu
Länger versteht es großartig, Hummels Konflikt zum Ausdruck zu bringen. Auf der einen Seite sein Naturell als Gauner und Macho, auf der anderen seine Abmachung mit dem Allmächtigen. Wie er sich windet, als ihn die nicht mehr ganz junge Ria (Maria Pfeifer) fragt, wie sie aussehe, ist köstlich. Die g’schnappige Clubchefin ist ihrerseits nicht zimperlich im Umgang mit den Kunden. Einen Freier zieht sie auf mit den Worten: "Haben S net vui zum sagn dahoam?". Daraufhin entgegnet dieser kleinlaut: "I kimm erst gar net zum Redn."
Von diesen kurzen, witzigen Dialogen gab es viele im Stück, und sie kamen beim Publikum prächtig an. Gelacht wurde auch jedes Mal, wenn Hummels linkischer Gehilfe, der Brenner Biwi (Michi Holzer), das Verb am Ende des Satzes auf umständliche Weise wiederholte. In einer Geschichte aus dem Rotlichtmilieu darf freilich ein pflichtbewusster Polizist von der Sitte nicht fehlen (überzeugend dargestellt von Hubert Gröbmair).
Auch die Animierdamen Bernadette (Maria Baindl) und Gitti (Steffi Walz) füllten ihre Rollen souverän und kurzweilig aus. Nur wenige, dafür starke Auftritte, hatte der Zigarre qualmende Platzhirsch Capo (Toni Kometer), der gleichzeitig verantwortlich für die Regie war.
http://www.merkur-online.de/lokales/wol ... 68218.html
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8.12.2ß14
"Lulus" Aufstieg zur Edel-Prostituierten
Steirerin Olga Neuwirth enwickelte Bergs "Lulu" zu "American Lulu" weiter.
Olga Neuwirth hat für Berlin eine Neufassung von Alban Bergs Lulu geschaffen, die als American Lulu dort zur Uraufführung kam. Im Theater an der Wien ist die Produktion unter Johannes Kalitzke in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov nun hierzulande zu begutachten.
Die Komponistin hat den 1. und 2. Akt für Jazzorchester und Kinoorgel neu instrumentiert und den 3. Akt neu vertont und getextet. American Lulu spielt in New Orleans in der Zeit heftiger Rassenunruhen (aus dem Off hört man Martin Luther King), Prolog und Epilog sind 20 Jahre später in New York angesiedelt, wo Lulu zur Edelprostituierten aufgestiegen ist.
Fast nackt
Die fesche, dunkelhäutige Sängerin Marisol Montalvo, die gelegentlich nur mit Strass und Straußenfedern bekleidet ist, ist eine fabelhafte Lulu mit starker Bühnenpräsenz und stimmlicher Intensität. Jubel für alle, besonders für Olga Neuwirths sinnliche Musik.
http://www.oe24.at/kultur/Lulus-Aufstie ... /168105307
"Lulus" Aufstieg zur Edel-Prostituierten
Steirerin Olga Neuwirth enwickelte Bergs "Lulu" zu "American Lulu" weiter.
Olga Neuwirth hat für Berlin eine Neufassung von Alban Bergs Lulu geschaffen, die als American Lulu dort zur Uraufführung kam. Im Theater an der Wien ist die Produktion unter Johannes Kalitzke in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov nun hierzulande zu begutachten.
Die Komponistin hat den 1. und 2. Akt für Jazzorchester und Kinoorgel neu instrumentiert und den 3. Akt neu vertont und getextet. American Lulu spielt in New Orleans in der Zeit heftiger Rassenunruhen (aus dem Off hört man Martin Luther King), Prolog und Epilog sind 20 Jahre später in New York angesiedelt, wo Lulu zur Edelprostituierten aufgestiegen ist.
Fast nackt
Die fesche, dunkelhäutige Sängerin Marisol Montalvo, die gelegentlich nur mit Strass und Straußenfedern bekleidet ist, ist eine fabelhafte Lulu mit starker Bühnenpräsenz und stimmlicher Intensität. Jubel für alle, besonders für Olga Neuwirths sinnliche Musik.
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25.1.2015
Kästners 'Fabian' in der Schaubühne
Als der Nationalsozialismus sich anbahnte, 1931, erschien Erich Kästners Großstadtroman "Fabian - Der Gang vor die Hunde". Diese Geschichte eines Moralisten ist jetzt an der Berliner Schaubühne in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" zu sehen. Unsere Kritikerin Ute Büsing war bei der Premiere.
Fabian ist ein sympathischer Träumer und Herumtreiber, einer, der im Leben kein Ziel und keinen Ehrgeiz hat. Als sein Alter Ego warf Kästner diesen 32-jährigen Werbetexter in die Berliner Nacht - in lesbische Bars und Bordelle, dunkle Räume und Varietés.
Die Inszenierung folgt dem Antihelden mit großer Empathie, noch mehr Engagement, durchaus auch politisch gemeint - und immenser Spielfreude. Wie meist bei Produktionen mit Studierenden wird auch hier alles vorgezeigt, was sie drauf haben: sprechen, singen, tanzen und noch viel mehr. Das macht den zweistündigen Abend äußerst abwechslungsreich und kurzweilig.
In den Räumen, die sich auf der selbstgebauten, per Hand betriebenen Drehbühne öffnen, zeigt das Ensemble ein Stationen-Drama. Fabians Begegnung mit seinem Busenfreund, der sich der Gründung radikal-bürgerlicher Initiativ-Gruppen verschrieben hat, seinen Müßiggang in Klubs, sexuelle Eskapaden mit Prostituierten und der späteren Gründerin eines Männerbordells.
Dass die bequemste öffentliche Meinung die Meinungslosigkeit ist, erfährt er in der Redaktionsstube einer Zeitung.
Es herrscht Tanz auf dem Vulkan - und die jungen Schauspieler setzen das packend um. Kästner wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherten, sein Moralist in seiner Verstörung und seinem Ekel ein Mahner. Fabian verliert den Job, den Busenfreund und die gerade erst gefundene Freundin.
In Peter Kleinerts Inszenierung treten die Studenten zugleich aus ihren Rollen heraus, problematisieren die Berufswahl und sie greifen - und das passt zu Kästners mahnendem Text - aktuelle Hetztiraden gegen Ausländer auf. Man schaut ihrem engagiertem Spiel gerne zu.
Weitere Aufführungstermine
JANUAR 2015
24.01. 20:00 Uhr
25.01. 20:00 Uhr
30.01. 19:30 Uhr
31.01. 19:30 Uhr
FEBRUAR 2015
01.02. 19:30 Uhr
03.02. 19:30 Uhr
04.02. 19:30 Uhr
16.02. 19:30 Uhr
24.02. 19:30 Uhr
25.02. 19.30 Uhr
27.02. 19:30 Uhr
Adresse:
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin
http://www.inforadio.de/programm/schema ... 15381.html
Kästners 'Fabian' in der Schaubühne
Als der Nationalsozialismus sich anbahnte, 1931, erschien Erich Kästners Großstadtroman "Fabian - Der Gang vor die Hunde". Diese Geschichte eines Moralisten ist jetzt an der Berliner Schaubühne in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" zu sehen. Unsere Kritikerin Ute Büsing war bei der Premiere.
Fabian ist ein sympathischer Träumer und Herumtreiber, einer, der im Leben kein Ziel und keinen Ehrgeiz hat. Als sein Alter Ego warf Kästner diesen 32-jährigen Werbetexter in die Berliner Nacht - in lesbische Bars und Bordelle, dunkle Räume und Varietés.
Die Inszenierung folgt dem Antihelden mit großer Empathie, noch mehr Engagement, durchaus auch politisch gemeint - und immenser Spielfreude. Wie meist bei Produktionen mit Studierenden wird auch hier alles vorgezeigt, was sie drauf haben: sprechen, singen, tanzen und noch viel mehr. Das macht den zweistündigen Abend äußerst abwechslungsreich und kurzweilig.
In den Räumen, die sich auf der selbstgebauten, per Hand betriebenen Drehbühne öffnen, zeigt das Ensemble ein Stationen-Drama. Fabians Begegnung mit seinem Busenfreund, der sich der Gründung radikal-bürgerlicher Initiativ-Gruppen verschrieben hat, seinen Müßiggang in Klubs, sexuelle Eskapaden mit Prostituierten und der späteren Gründerin eines Männerbordells.
Dass die bequemste öffentliche Meinung die Meinungslosigkeit ist, erfährt er in der Redaktionsstube einer Zeitung.
Es herrscht Tanz auf dem Vulkan - und die jungen Schauspieler setzen das packend um. Kästner wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherten, sein Moralist in seiner Verstörung und seinem Ekel ein Mahner. Fabian verliert den Job, den Busenfreund und die gerade erst gefundene Freundin.
In Peter Kleinerts Inszenierung treten die Studenten zugleich aus ihren Rollen heraus, problematisieren die Berufswahl und sie greifen - und das passt zu Kästners mahnendem Text - aktuelle Hetztiraden gegen Ausländer auf. Man schaut ihrem engagiertem Spiel gerne zu.
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JANUAR 2015
24.01. 20:00 Uhr
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30.01. 19:30 Uhr
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FEBRUAR 2015
01.02. 19:30 Uhr
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16.02. 19:30 Uhr
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25.02. 19.30 Uhr
27.02. 19:30 Uhr
Adresse:
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