ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Beitrag von ehemaliger_User »

https://broadly.vice.com/de/article/hur ... z-ablehnen

von Osia Katsidou - 3 JUN 2016

"Mein Körper, mein Bettlaken, mein Arbeitsplatz!": Am Donnerstag versammelten sich Vertreter und Vertreterinnen der Sexbranche vor dem Bundestag, um gegen den kontroversen Gesetzentwurf zu protestieren.

it 2011 finanziert Marleen* ihr Studium als Sexarbeiterin. Die 27-Jährige schafft im Schnitt zwei Mal die Woche an. Ihr steht kein BAföG mehr zu und Anspruch auf Hartz IV hat sie als Studentin ebenfalls nicht. Angefangen hat sie aus Neugier, hat bereits in verschiedenen Bordellen gearbeitet, als Escort Freier begleitet und bietet aktuell ihre Dienste als ‚Devote Dame' bei einer Domina an.

Ihre engsten Freunde und ihre in einem kleinen Ort in Süddeutschland lebende Familie wissen, was Marleen für ihren Unterhalt so macht. Vor Kommiliton_innen und Professor_innen möchte sie ihren Nebenberuf nicht offenbaren. Auch wenn die Arbeit als Prostituierte sie voraussichtlich einige Jahre begleiten wird, will Marleen noch ihren Master machen und sich anderweitig professionell verwirklichen - ohne Stigmatisierung. Nach dem kommenden Prostituiertenschutzgesetz wird auch sie um die eigene Privatsphäre bangen müssen, denn der Entwurf sieht unter anderem eine Registrierungspflicht von Personen, die im Sexgewerbe arbeiten, vor.

Gestern - am Internationalen Hurentag, der in vielen Ländern seit 1975 an jedem 02. Juni gefeiert wird und an jahrelange Ausbeutung und Diskriminierung von Prostituierten erinnern soll - zog Marleen mit Kolleginnen und Kollegen vor den Bundestag, um zur 1. Lesung des Prostituiertenschutzgesetzes gegen ebendieses zu protestieren. Mit Bettlaken und roten Schirmen ausgestattet, bildeten Sexarbeiter_innen und Aktivist_innen eine Menschenkette und forderten mit demAppell "Mein Körper, mein Bettlaken, mein Arbeitsplatz!" Gehör ein.

Eigentlich will das 2017 in Kraft tretende Gesetz Prostituierte stärker schützen und Bordellbetreibern und Freiern durch Lizenzzwang und Kondompflicht mehr Verantwortung auferlegen. Doch Aktivistinnen wie Marleen prophezeien, dass das ProstSchG die Stigmatisierung des Berufs bloß verstärken und vor allem den Prostituierten durch potentielle Zwangs-Outings schaden wird: "Die Registrierungsdaten könnten ganz einfach gehackt werden."

Eine verpflichtende Gesundheitsberatung ist Teil des neuen Gesetzes und Voraussetzung für die Anmeldung ins Register. Sie soll für 18- bis 21-Jährige halbjährlich und für ältere Prostituierte jährlich stattfinden. Staatliche Vorsorge- und Beratungsangebote werden von den SexarbeiterInnen zwar befürwortet, doch dass sie Pflicht sind, halten viele für erniedrigend und in der geplanten Häufigkeit für unnötig aufwendig. Auch die im Gesetz enthaltene Kondompflicht, die in Bayern und Saarland bereits gilt, ist in den Augen der Protestierenden nicht zielführend. Laut Marleen seien Aufklärungskampagnen und anonyme und kostenlose Beratungs- und Untersuchungsangebote bei der HIV-Vorsorge deutlich hilfreicher.

Der Gesetzgeber möchte durch die Anmeldepflicht und die regelmäßige Gesundheitsberatung unter anderem dem Menschenhandel die Grundlage entziehen, doch der Vorsatz würde laut Marleen ins Leere laufen: "Opfer werden häufig psychischem und körperlichem Druck ausgesetzt. Die werden sich die Registrierung einfach holen und sich sicher nicht den Beamten gegenüber öffnen, die sie einmal im Jahr kurz sehen." Sie verweist auf Erkenntnisse aus Österreich, wo die Anmeldepflicht bereits eingeführt ist und Zwangsprostitution trotz Registrierung weiterhin stattfindet.

Marleen fordert von der Politik vor allen Dingen mehr Finanzierung von Peer-Arbeit, wie sie zum Beispiel vom Verein Hydra geleistet wird, bei dem sie Mitglied ist und der seit 1980 die Interessen von Prostituierten vertritt. So können sich Arbeiter_innen innerhalb der Branche vernetzen und gegenseitig austauschen. Ein weiteres vorbildliches Projekt lernte sie in Indien kennen, das durch die National Aids Control Organisation zur HIV-Prävention finanziert wird. Dabei fungieren Mentor_innen innerhalb der Branche als Multiplikatoren und stehen anderen Sexarbeiter_innen mit ihrem Fachwissen beratend zur Seite. "Was ich in Indien gelernt habe ist, wie nachhaltig Peer-Arbeit wirkt und welche Synergieeffekte daraus entstehen", sagt Marleen.

Nicht unter Zwang stellen, sondern mehr Möglichkeiten und Aufklärung anbieten, darum geht es den Sexarbeiter_innen in erster Linie. Den administrativen und finanziellen Aufwand für die Kommunen, der durch das ProstSchG entsteht, sehen sie in mehr Beratung, freiwillige Gesundheitsangebote und bessere Wohnmöglichkeiten für Prostituierte sehr viel sinnvoller investiert.

Problematisch ist in jedem Fall, dass es die Große Koalition versäumt hat, die Menschen um Rat zu bitten, um deren Arbeitsbedingungen es im Gesetz geht. Ein runder Tisch aus NRW, der im Jahr 2014 abgehalten wurde, dient als vorbildlich, daran nahmen zwei Frauen aus der Sexbranche teil. Doch auf Bundesebene blieb die Vertretung von Prostituierten während der Entstehung des ProstSchG aus.

Für viele Sexarbeiter_innen ist bereits die Rhetorik kritisch. „Es gibt kein erklärtes Schutzbedürfnis von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, wenn sie das aus freien Stücken tun. Das sind viele, die in der Branche arbeiten", sagt Bondage-Künstlerin Kristina, die auch zur Demo vor den Bundestag kam. "Der Schutz wird immer vorgegeben, um Prostitution mehr oder weniger abzuschaffen." Fraglich bleibt an dieser Stelle, wie mit den Menschen innerhalb der Branche verfahren werden soll, bei denen die freiwillige Mitwirkung durch komplexe Machtstrukturen zumindest in Frage gestellt werden kann.

"Solche Gesetze haben sich immer zum Nachteil von Sexarbeiter_innen ausgewirkt, weil sie dann im Untergrund oder illegal weiterarbeiten müssen", erklärt Kristina. "Dieses Gesetz ist eigentlich ein Regelwerk, das versucht, die Prostitution zurückzudrängen." Viel Gehör fanden sie am Donnerstagvormittag inmitten des Trubels um die Armenien-Resolution nicht.
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Hamster
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

Deutscher Bundestag
Ulle Schauws: Rueckzug war zu ehrgeizig
Interview mit der Zeitung 'Das Parlament'
03.06.2016
Vorabmeldung zu einem Interview in der naechsten Ausgabe der Wochenzeitung (Erscheinungstag: 06. Juni 2016)

Die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Buendnis 90/Die Gruenen Ulle Schauws, kritisiert das von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgelegte Prostituiertenschutzgesetz als "kontraproduktiv".

Das ganze komplette Interview siehe auf:
https://www.bundestag.de/presse/pressem ... alt/425974

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fraences
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von fraences »

Neues aus Ausschüssen
01. Streit über Prostituiertenschutzgesetz
Familie, Senioren, Frauen und Jugend/Ausschuss


Berlin: (hib/AW) Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf eines Prostituiertenschutzgesetzes entzweit Experten. Im Zentrum der Auseinandersetzung standen in einer öffentlichen Anhörung des Familienausschusses am Montag vor allem die geplante Anmeldepflicht und verpflichtende Gesundheitsberatung für Prostituierte. Weitgehend unstrittig hingegen ist die angestrebte Erlaubnispflicht für Bordelle und das Verbot ausbeuterischer Geschäftspraktiken wie zum Beispiel Flat-Rate-Angebote.

Anja Kasten vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen, Johanna Thie von der Diakonie Deutschland, Maria Wersig vom Deutschen Juristinnenbund und Claudia Zimmermann-Schwartz vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium lehnten die Anmeldepflicht ab. Nach ihrer Ansicht werden viele der Prostituierten der Anmeldepflicht nicht nachkommen, weil sie anonym bleiben wollen. Der Grund hierfür sei das hohe Maß an gesellschaftlicher Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, sagte Zimmermann-Schwartz. Sie müssten damit rechnen, ihre Wohnung oder eine weitere Beschäftigung gekündigt zu bekommen, wenn ihre Tätigkeit als Prostituierte bekannt wird, fügte Anja Kasten an. Die Pflicht zur Anmeldung steigere die Gefahr eines ungewollten Outings. Auch Andrea Hitzke vom Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel bezweifelte, dass eine Anmeldepflicht den Prostituierten mehr Schutz bietet. Maria Wersig argumentierte, dass eine Anmeldepflicht im Zwei-Jahresrhythmus unverhältnismäßig sei und in die verfassungsrechtlich garantierte Berufsfreiheit eingreife. Johanna Thie verwies darauf, dass Gesundheitsberatungen vor allem dann angenommen würden und erfolgreich seien, wenn sie auf freiwilliger Basis erfolgen.

Leni Breymaier vom Verein "Sisters - für den Ausstieg aus der Prostitution" in Stuttgart wies diese Argumentation zurück. Rund 80 bis 90 Prozent der Prostituierten seien Frauen aus den Ländern Südosteuropas, die meist der deutschen Sprache nicht mächtig oder gar Analphabeten seien. Für diese Frauen sei Stigmatisierung überhaupt kein Problem, da ihre Existenz von der Öffentlichkeit überhaupt nicht wahrgenommen werde. Die Pflicht zur Anmeldung sei letztlich die einzige Chance, einen Kontakt zu diesen Frauen herzustellen, um ihnen gegebenenfalls Wege aus der Prostitution aufzuzeigen. In diesem Sinne argumentierte auch Heike Rudat vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Die Fachärzte für Psychosomatische Medizin, Lutz-Ulrich Besser, und Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Wolfgang Heide sprachen sich für die verpflichtende Gesundheitsberatung aus. Sie verwiesen auf die hohen körperlichen und seelischen Gefährdungen der Sexarbeiterinnen. Prostitution sei "eine organisierte Form des Seelenmordes" und "der Erniedrigung", sagte Besser. Heide sprach sich für ein gänzliches Verbot der Prostitution für Schwangere aus. Schwangere Prostituierte würden im Internet "regelrecht versteigert".

Auch Helmut Fogt von der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände begrüßte eine Anmeldepflicht und eine verpflichtende Gesundheitsberatung prinzipiell. Allerdings müsste das Personal in den Behörden dafür auch speziell geschult sein, zudem müssten Dolmetscher bereitgestellt werden. Er verwies zugleich auf die hohen Kosten, die den Kommunen dadurch entstünden. Der Rechtswissenschaftler Gregor Thüsing von der Universität Bonn sagte, sowohl die Anmeldepflicht wie auch die Pflichtberatung stelle verfassungsrechtlich kein Problem dar. Der Staat habe eine Schutzpflicht gegenüber seinen Bürgern, diese könne auch gegen den Willen der Geschützten durchgesetzt werden.

Einig waren sich die Sachverständigen, dass Prostitution ein sehr weites Spektrum an unterschiedlichsten Erscheinungsformen aufweise und deshalb eine gesetzliche Regulierung sehr schwierig sei. Heike Rudat verwies allerdings darauf, dass die allerwenigsten Frauen in der Branche selbstbestimmt arbeiten. Die meisten würden dies aus wirtschaftlicher Not tun.
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

06.06.2016
OEFFENTLICHE ANHOERUNG ZUM PROSTITUIERTENSCHUTZGESETZ

Berlin - Am heutigen Montag fand im Deutschen Bundestag die oeffentliche Anhoerung zum Prostituiertenschutzgesetz statt. Dazu erklaert der frauenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg:

Weiterlesen auf:
www.mittelrhein-tageblatt.de/berlin-cdu ... erte-20311

www.finanznachrichten.de/nachrichten-20 ... e-007.html

____________________________________________

CDU-MANN HEINRICH WILL DAS ROTLICHT AUSKNIPSEN

Chemnitz - Schluss mit der Zwangsprostitution: Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (52, CDU) kaempft fuer ein Verbot des Kaufs vin Sex-Leistungen - faktisch das Aus fuer die kaeufliche Liebe. In Chemnitz arbeiten runf 150 Frauen im Rotlicht-Milieu

Weiterlesen auf:
https://mopo24.de/nachrichten/cdu-mann- ... psen-69428

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malin
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Re: RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von malin »

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fraences hat geschrieben:
Leni Breymaier vom Verein "Sisters - für den Ausstieg aus der Prostitution" in Stuttgart wies diese Argumentation zurück. Rund 80 bis 90 Prozent der Prostituierten seien Frauen aus den Ländern Südosteuropas, die meist der deutschen Sprache nicht mächtig oder gar Analphabeten seien. Für diese Frauen sei Stigmatisierung überhaupt kein Problem, da ihre Existenz von der Öffentlichkeit überhaupt nicht wahrgenommen werde. Die Pflicht zur Anmeldung sei letztlich die einzige Chance, einen Kontakt zu diesen Frauen herzustellen, um ihnen gegebenenfalls Wege aus der Prostitution aufzuzeigen.


Diese Sätze muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Ein so hohes Mass an Anmassung und Menschenverachtung ist schon...erschütternd.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Melanie_NRW
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

[youtube][/youtube]

Hier das schlechte Schauspiel von heute auf Youtube gesichert.
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Und hier eine erste kurze Zusammenfassung der Sitzung

http://www.bundestag.de/presse/hib/201606/-/426558

Mein persönlicher Eindruck: Zu den Ausfällen von Marcus Weinberg habe ich mich hinlänglich geäussert. Leider hat ihm der Sachverständige Thüsing hier beigepflichtet, aber recht begründungsarm. Die süddeutsche Fraktion unter den Sachverständigen, und hier insbesondere Frau Breymaier von Sisters e.V. (wieso sind die eigentlich geminnützig, wenn es Donna Carmen e.V. nicht sein darf; Sisters agiert bzw. agitiert dochauch politisch!?) aber auch die Fachärzte Besser und Heide argumentierten sehr emotional, aber faktenarm (vorsichtig ausgedrückt). In Bezug auf die magischen 80-90 % zwangsausgebeuteter SW aus Osteuropa bezog sich Frau Breymaier auf Erkenntnisse der Stuttgarter Polizei. Vielleicht kann unser Ländle-Experte @ehemaliger_User das mal zurechtrücken. Ansonsten hat Frau Breymaier wenig von dem verstanden, worm es beim Prostituiertenschutzgesetz geht und wo die Probleme liegen (jedenfalls nicht bei Abiturienten-Horden die nach dem Abi in Bordellen einfallen und die SW zwingen Hardcore-Pornos nachzuspielen!). Frau Rudat war sehr sachlich in der Darstellung und in Teilen inhaltlich ausgewogen. Die Vertreterinnen des Juristinnenbundes und des Berufsvrbandes wirkten auf mich etwas blässlich, was bei Frau Kasten sicher der Aufregung geschuldet war. Sehr gut in ihrem Auftreten haben mir FRau Hitzke und Frau Thie gefallen. Gerade auch Frau Hitzke bezog deutlich Stellung gegen die rassistischen und behindertenfeindlichen Äusserungen des CDU-Abgeordneten Weinberg. Mit großem Abstand am besten gefallen aber hat mir persönlich Frau Zimmermann-Schwartz gefallen.So stelle ich mir eine kompetente und zugleich engagierte Sachverständige vor.

Soweit meine persönliche Einschätzung.

Kasharius grüßt

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Ich fand vor allem reichlich krass, wie sehr um Rechtfertigungen für die Einsichtsfähigkeit, sprich Idiotentest, gerungen wurde.

Die Breymaier argumentiert ab ca 1:22:00 damit, das die Polizei mit festen Zahlen belegen kann, das 91% aus Bulgarien und Rumänien stammen. Sisters ev. attestiert im nächsten Satz eben diesen Frauen eine Minderbegabung. Das ist eine Frechheit!
Mich würde interessieren, wie Sisters auf diese Behauptung kommt. Führen die Intelligenztests mit den Frauen durch?!
Es lässt natürlich tief blicken warum sie an anderer Stelle es ganz toll finden, eben auch diese Frauen in Putzjobs zu vermitteln. Wenn man denn denkt, das eine Person zu doof ist, wirds zum putzen schon reichen?
Es ist E K E L H A F T wie diese Gruppen einfach so über Menschenleben urteilen.

Von Herrn Weinberg mal abgesehen.

Warum die dort saßen und als Experten sprechen durften?
Nun diese Vernetzung ist recht einfach.
Wir alle erinnern uns sicher an "Mission Freedom" und eine Frau Weiland (siehe auch )

Zu eben diesem Netzwerk gehört "Gemeinsam gegen Menschenhandel" http://www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de/

In dessem Vorstand sitzt ein gewisser Frank Heinrich von der CDU (MdB), 1. Vorsitzender, der auf seiner Webseite schreibt "Im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe bin ich stellvertretender Berichterstatter für Menschenhandel und Sklaverei. "

Man brauch also nun nur 1 und 1 zusammen zählen woher die Union, allen voran der Weinberg, Lehrieder und die Pantel, ihre "Insider-Infos" beziehen und warum Experten wie die Diakonie, Kok oder Frau Zimmermann-Schwartz eigentlich nur als Statisten geladen wurden.
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »


Boris Büche
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Boris Büche »

Ich habe die Sitzung nur angehört (nebenher gearbeitet), und habe deswegen einen eher allgemeinen und
interessenfokussierten Eindruck gewonnen. Aussagen kann ich oft den Personen nicht zuordnen
- außer, wenn ich extra geschaut habe, wer das gerade sagte.

Meine "Favoritinnen" sind die Gleichen wie die von Kasharius. Frau Zimmermann-Schwarz ist die mit Abstand
kompetenteste Person auf Regierungsebene in Deutschland, und besonders gefällt mir an ihr, dass sie
dem (Selbst-)Zweifel einen wichtigen Platz einräumt, und dies auch öffentlich zugibt!
In meinem Bericht vom Sexwork-Kongress 2014 kommt sie damit zu Wort: http://www.kaufmich.com/magazin/man-sie ... -nicht-an/

Frau Hitzke (BuKo gegen Menschenhandel) hat mich mit ihrer Position überrascht, ich hatte sie am Anfang
bei der Gegenseite vermutet. Aber es gibt eben Menschenhandel und "Menschenhandel"!

Frau Breymeier von SISTERS war erwartungsgemäß erschreckend. Insbesondere ihre wiederholte Ansicht,
Frauen, die das Bordell nicht verlassen würden, nicht dürften (=aus der Gesellschaft bereits ausgeschlossen seien),
könnten ja gar nicht stigmatisiert werden.

Die abolitionistische Seite brachte zwei Ärzte in die Debatte ein, die mit Frau Breymeier dafür sorgten,
dass die fragwürdige Zahl 90% gewissermaßen als Diskussionsbasis stehenblieb.
Und, dass 90% = Südosteuropa = schutzbedürftig = Zwangsprostituierte zu denken ist.

Eine klare Zurückweisung dieser Zahl als Grundlage für alle Erwägungen fand nicht statt. Nur der Hinweis, klare Zahlen gibt es nicht.

Ein guter Teil der Fragestunde wurde zum abolitionistischen "Wünsch-Dir-Was!"

Gemessen daran, was für Änderungswünsche da geäußert wurden, ist der bisherige Entwurf des ProstSchG
schon fast ein goldener Kompromiss. u.A. wurde in den Raum gestellt:

- Zwangs-Untersuchung statt Zwang zum Beratungsgespräch

- Der erneute Wunsch nach einem "Idiotentest" (im Forum schon ausführlich kommentiert, danke!)

- die Beweisprobleme bei der geplanten ZwangsP.-Freierbestrafung so zu lösen: Besuch einer nichtkonzessionierten
Prostitutionsstätte soll als bedingter Vorsatz, billigende Inkaufnahme des Ausnutzens einer Zwangslage, ins Gesetz
geschrieben werden. Das hieße, jeder bezahlte sexuelle Kontakt ohne "Hurenpass"-Vorlage wird kriminalisierbar.

- die vulnerable Situation in der Straßenprostitution, insbesondere der außerhalb von Ortschaften, so zu verbessern:
Sperrgebietsverordnungen für Bundes- und Landesstraßen.
Immerhin rutschte hier auch die Begründung weg, zum vermutlich eigentlichen Motiv:
"das bedeutet eine massive Belastung der Anwohner, die dort ihre täglichen Wege zurücklegen"

Vom Schutz der Frauen unter Bedingungen weiter verschärfter Ausgrenzung
(auf Waldwegen?, sind dann Förster zuständig?) war nicht mehr die Rede.

Bääähhh!

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Arum
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Re: RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Arum »

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malin hat geschrieben:          Bild
fraences hat geschrieben:
Leni Breymaier vom Verein "Sisters - für den Ausstieg aus der Prostitution" in Stuttgart wies diese Argumentation zurück. Rund 80 bis 90 Prozent der Prostituierten seien Frauen aus den Ländern Südosteuropas, die meist der deutschen Sprache nicht mächtig oder gar Analphabeten seien. Für diese Frauen sei Stigmatisierung überhaupt kein Problem, da ihre Existenz von der Öffentlichkeit überhaupt nicht wahrgenommen werde. Die Pflicht zur Anmeldung sei letztlich die einzige Chance, einen Kontakt zu diesen Frauen herzustellen, um ihnen gegebenenfalls Wege aus der Prostitution aufzuzeigen.


Diese Sätze muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Ein so hohes Mass an Anmassung und Menschenverachtung ist schon...erschütternd.


Nicht nur das. Ich wiederhole hier mal, worauf ich schon in http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 527#151527 hingewiesen habe:

Bericht aus 2009:

All schools in Romania have foreign language programs. Students must study at least one language to an advanced level and a second one at a more basic level. In other cases there are more than two foreign languages available to study and the student can choose from several. Many schools also offer bilingual courses.

During the communist period, the main language taught was Russian and German was the second most common. Nowadays things have changed and the school curriculum is very different.

According to the results of 2008's "Key Data on Teaching Languages at Schools in Europe" published by The Education, Audiovisual and Culture Executive Agency (EACEA), the top language taught in Romania nowadays is English.Some fortunate children start to learn it in kindergarten but usually public schools have a language program which starts in second grade. The explanation is simple: as we can see on the World Language Map, English is very popular all around the world and nowadays it is necessary to have at least a basic command of the language.

According to the cited study, the second most popular language is French and the third is German. Italian and Spanish are the next most commonly taught languages.

There are a wide variety of options available and many kids choose a specialized public school or high school because they want to study a certain language and they then continue to learn it throughout the curriculum.
In the areas highly populated with minority groups, languages like Hungarian, Ukrainian, Serbian, Slovak, Czech or Croatian are taught too. They do not necessarily classify as foreign languages in these circumstances, as they are available as a result of the structure of society.

It seems to be the case that all changes in society lead to changes in the learning process. If you were to ask a young Romanian man something in English you would definitely get an answer. This is less likely to happen amongst the older generation of Romanians, as English wasn’t as much of an integral part of the curriculum when they were in formal education.


http://www.lexiophiles.com/english/.... ... in-romania

Und wie auch schon von mir erörtert, das niederländische Financieel Dagblad berichtete vor kurzem, dass Rumänien für niederländische Firmen nicht nur wegen Billiglöhne sondern genau auch wegen des hohen Bildungssstands im Fremdsprachenunterricht als Industriestandort immer mehr in Frage käme. Über 4800 niederländische Firmen wären dort schon vertreten, und ich nehme mal an, ähnliches gilt für deutsche Firmen. Frau Breymaier ist, gelinde gesagt, mindestens schlecht informiert.

Gleichzeitig gilt auch: Das Prostituiertenschutzgesetz könnte man auch als einen Versuch zur Förderung deutscher Wirtschaftsentwicklung in Osteuropa betrachten.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von malin »

Über den formalen schulischen Bildungsstand der in D arbeitenden RO habe ich keine Ahnung, ich nehme aber an der wird querschnittsmässig sowohl als auch sein (und hat eh nur begrenzte Aussagekraft).

Die rumänischen SW (und eigentlich auch irgendwie alle anderen Nationen die mir in dem Job persönlich begegnet sind) haben aber in der Tat eine durchweg nahezu phantastische Sprachkompetenz an den Tag gelegt - und waren auch so, wie soll ich sagen...ganz schön clever und aber sowas von selbstverwaltet und selbstbestimmt.

Musst du auch, wenn du in ein anderes Land gehst um zu arbeiten.

Dieses ganze Geschwurbel, von der strunzdoofen SW die im Bordell eingeschlossen ist, ist dermassen abstrus dass in mir seit geraumer Zeit der Verdacht keimt es handelt sich hierbei eher um die perversen kleinen Phantasien diverser "Meinungsführer".
liebe grüsse malin

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Ein Beitrag von Frances aus dem letzten Jahr:
‚Medizinische Zwangsberatung‘ – Schritte auf dem Weg zur Psychiatrisierung von Sexarbeit


http://www.voice4sexworkers.com/medizin ... sexarbeit/
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

Ganz starker Tobak, auch vieles an der Realitaet vorbei, aber lest selbst. Ich jedenfalls kann nur den Kopf schuetteln.

08.06.2016
Neues Prostitutionsgesetz
MENSCHENRECHTLER FORDERN NACHBESSERUNG

Weiterlesen auf:
www.idea.de/menschenrechte/detail/neues ... 97138.html

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

Echt! "Die durchschnittliche Lebenserwartung von Prostituierten liege bei 33 Jahren ...."

In dieser Debatte scheint es keine Schamgrenzen zu geben, wenn es um das Fälschen von Argumenten geht.

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von fraences »

SEXARBEIT
Ein Job wie jeder andere


Von TESS HERRMANN

Ein Einwurf zum neuen Prostitutionsgesetz


Würde es dich überraschen, wenn deine Kellnerin dir sagt, dass sie ihren Job nur macht, um über die Runden zu kommen? Wie alle Jobs hat das Kellnern seine Vorteile: flexible Arbeitszeiten, interessante Gespräche mit der Kundschaft oder die Möglichkeit, Trinkgeld zu bekommen. Aber Nachtschichten, zugerauchte Kneipen und alkoholisierte Gäste sind der Gesundheit nicht gerade zuträglich.

Trotzdem kommt niemand auf die Idee, jede Kellnerin besorgt zu fragen, ob sie ihren Job freiwillig macht. Sexarbeit ist da nicht anders, aber die immer noch andauernde Stigmatisierung steht einer offenen Debatte über ihre Vor- und Nachteile im Weg. Deshalb bleibt Sexarbeitern und -Arbeiterinnen bloß die Vernetzung untereinander, um sich über ihre Arbeit auszutauschen. Viele von ihnen arbeiten selbstständig und schätzen die Flexibilität und Unabhängigkeit dieser Arbeitsweise. Doch selbständig zu arbeiten, bringt immer ein gewisses Maß an Unsicherheit mit sich und erschwert es, sich gemeinsam zu organisieren und bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Dieses Problem kennen auch Beschäftigte mit anderen Berufen.

Trotzdem wird die Branche anders behandelt. Das zeigt sich zurzeit im Bundestag: Die Novelle des Prostitutionsschutzgesetzes wird Sexarbeiter und -Arbeiterinnen dazu zwingen, alle zwei Jahre ein Registrierungsgespräch zu führen, um zu beweisen, dass sie ihren Beruf freiwillig machen. Zudem müssen sie stets einen Prostituiertenausweis mit sich führen. Ein Foto des Ausweises genügt, um mit einem Outing bei Familie oder Arbeitgebern zu drohen. Diese Regelung trägt enorm zur Stigmatisierung des Jobs bei und zeigt, dass die geplanten Änderungen weder die Bedürfnisse noch die Expertise der Betroffenen berücksichtigen.

Die politische Debatte wird dabei von Menschenhandel und Zwangsprostitution dominiert, obwohl die Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass eine Registrierungspflicht dagegen unwirksam ist. Ein legaler Markt ermöglicht es, arbeitsrechtlich zu intervenieren und bestehende, illegale Strukturen zu bekämpfen. Dies wird nicht durch aufgezwungene Registrierungen erreicht, sondern durch Arbeit gegen die Stigmatisierung von Sexarbeit als Beruf und den Aufbau von Berufsverbänden. Denn Sexarbeit ist eine Erwerbsarbeit wie viele andere, und sollte als solche verhandelt werden.

http://www.fr-online.de/gastwirtschaft/ ... 45306.html
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Beitrag von Kasharius »

@freances

danke! Erfrischend gut, erfrischend anders!

Kasharius grüßt

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Feldzug von „Emma“ gegen Prostitution
Übers Ziel hinaus
In der neuen Kampagne der Zeitschrift „Emma“ sind SexarbeiterInnen per se drogen- und alkoholabhängig. Und sie werden nicht älter als 33 Jahre.

„Die Frauen stehen teilweise 16 Stunden am Tag auf der Straße. Penetration in alle Körperöffnungen kostet 30 Euro.“ So zum Beispiel setzt sich Leni Breymaier, SPD-Frau in Baden-Württemberg und eine von zwei Chefinnen des Antiprostitu­tions­vereins Sisters, gegen Prostitution ein. So auch jüngst im Bundestag bei einer Anhörung zum Prostituiertenschutzgesetz.

Über den Termin in Berlin haben viele Medien berichtet. Auch Emma hat das getan. Ausführlich gibt die Website des Magazins von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer Brey­maiers Statement wieder. Der Gynäkologe Wolfgang Heide erzählt, dass junge Frauen infolge der Sexarbeit „physisch wie psychisch“ Dauerschäden davontragen würden. Der Psychiater Lutz Besser bezeichnet das Sexgeschäft als „dunkles Kapitel deutscher Gesellschaftspolitik“.

Nun setzt sich Emma seit Langem feldzugartig gegen Prostitution ein. Das ist legitim, auch Kampagnen von Zeitungen sind schon mal üblich. Aber Emma schießt übers Ziel hinaus.
Da sind SexarbeiterInnen per se drogen- und alkoholabhängig und werden nicht älter als 33 Jahre. Nordrhein-Westfalen wird zum „Eldorado im Prostitutionsparadies Deutschland“ erklärt und ein „Markt“ für Liebhaber schwangerer Frauen herbeigeschrieben: Prostituierte würden gezielt geschwängert und müssten ihre Babys zur Adoption freigeben, um nach der Geburt sofort wieder befruchtet zu werden.

Das sind heftige Vorwürfe gegen ein Gewerbe, das – und da sind sich alle einig, die sich mit Sexarbeit beschäftigen – komplett anders funktioniert als eine Autowerkstatt oder ein Steuerbüro. Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere, das wird er auch nie sein. Ebenso ist die Szene ein Anlaufpunkt für Kriminelle, mitunter ein undurchdringbares Dickicht von Korruption und Menschenhandel. Wer genau das bekämpfen will, sollte allerdings etwas differenzierter argumentieren.

http://www.taz.de/Feldzug-von-Emma-gege ... um=twitter
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!

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Fakten und Infos über Sexarbeit

Charmelippe
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Beitrag von Charmelippe »

Hallo zusammen,
ich hatte schon bei der Anmeldung (heute) befürchtet, dass ich aus dem Lesen nicht mehr herauskommen werde:-) In diesem Fall war es das Sehen! Ich habe mir heute -geschlagene 4 Stunden- das Video der Diskussion um das ProstG und in der Folge noch ein paar Vorträge im Bundestag angesehen.

Es wurde ja schon so ziemlich alles dazu geschrieben,....

Welche Aussage mich aber stark geprägt hat, war die der Juristin:

"In den Köpfen der Mitarbeiter des Amtes zur Registrierung wird nie ein Datenschutz möglich sein!"
Ich arbeite hauptberuflich im Staatsdienst und fände es alles andere als prickelnd, wenn ich an meinem Arbeitsplatz oder im Restaurant diesem Mitarbeiter gegenüber stehen müsste.
Zudem öffnet die Meldepflicht wirklich jeglicher Erpressung Tür und Tor!
Für mich wird daher wohl im Sommer 2017 Schluss mit meiner Nebentätigkeit sein, denn den Abrutsch in die Illegalität traue ich mich dann doch nicht!

LG

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Hamster
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

"SKLAVINNENMARKT MITTEN IN UNSERER GESELLSCHAFT"

Mit einem neuen Gesetz will der Bundestag Ausbeutung und Menschenhandel besser verfolgen und bestrafen. Dazu muessten die Opfer aussagen. Doch die haben Angst. "Und das zu Recht", sagt eine Expertin.

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