ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

EMMA...EMMA... da war doch mal was....egal, ich komme nicht drauf.

ZUrück zum Prostituiertenschutzgesetz: Hier noch mal eine (völlig subjektive ) Auswahl dreier Stellungnahme anläßlich der Anhörung am Montag diesr Woche:

Hier die restriktive Position von Sisters e.V.

http://www.bundestag.de/blob/426364/2e5 ... r-data.pdf

Dann die sehr liberale, vor allem sehr differenzierte Stellungnahme von Frau Zimmermann-Schwartz

http://www.bundestag.de/blob/424556/653 ... z-data.pdf

Und hier die eher vermittelnde Position des BdK - Frau Rudat

http://www.bundestag.de/blob/425408/856 ... t-data.pdf

Natürlich soll auch die Position des Berufsverbandes nicht unterschlagen werden.

http://www.bundestag.de/blob/426318/b6e ... n-data.pdf

Alle Stellungnahmen finden sich hier

http://www.bundestag.de/bundestag/aussc ... men/424554

Kasharius grüßt

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Lucille
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Beitrag von Lucille »

Und hier die "nette" Kurzerklärung in leichter Sprache,
auf der offiziellen Seite des Deutschen Bundestages unter Suchergebnis 'Treffer in Bundestag.de' zum 06.06.2016 aufgelistet:

http://www.bundestag.de/blob/426296/38d ... z-data.pdf

( m. E.: Pure höhnische Propaganda )

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friederike
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

Ein schönes Beispiel für alle Bedenken gegen diese neue Idee von der "einfachen Sprache": eine manipulierende Übersetzung der Debatte, die die kritischen Positionen verkürzt, auf scheinbar weniger wichtige und eher exzentrische Bedenken reduziert, auf die Schlussplätze verweist, als "manche meinen ..."-Minderheitsmeinung abwertet, mit wesentlich weniger Platz bedenkt als die Darstellung der hehren Ziele des Gesetzes, gleich durch Danebenstellung anderer Meinungen relativiert, sich zugleich als abgewogene und sachlich-neutrale Zusammenfassung mit der Autorität der Institution des Bundestages gibt ... Der alte Dr. Goebbels hätte es nicht besser machen können.

Ich schreibe mal den Dr. Lammert an.

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Melanie_NRW
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Oh Gott ist das schlecht, dieses Blatt hat was von Sendung mit der Maus.


[youtube][/youtube]
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lust4fun
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von lust4fun »

Hmh, ich finde den Text jetzt nicht so schlecht, und ich denke, dass eure vernichtende Kritik ihm Unrecht tut.

Sprachlich-formal gesehen, folgt das Dokument mustergültig den Regeln für Leichte Sprache.
http://www.leichtesprache.org/images/Re ... prache.pdf

Inhaltlich ist es immer sehr schwer, Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, ein Angebot zur informellen Teilhabe zu machen und komplexe Sachverhalte derart verständlich herunterzubrechen.

Wie könnte man es anders machen, als dass man sich bei den argumentativ-wertenden Aspekten an den demokratisch vorfindbaren Debattenstrukturen orientiert?

Der Text spiegelt auf der einen Seite den Denkpool, der im Parlament in überdeutlicher Mehrheit vorhanden ist. Propaganda sehe ich da nicht. Es ist doch das beschrieben, was die Politiker ständig sagen.

Auf der anderen Seite ist auch die Kritik ziemlich präzise benannt (Einschränkung der Freiheit, Outing, Stigmatisierung, Nutzlosigkeit). Ich würde mir wünschen, dass ein Herr Lehrieder diese konkreten Punkte verstehen würde. Inhaltlich fair ist es auch, dass die Kritik von der gegensätzlichen Seite (grundsätzlich gegen Paysex) ebenfalls berücksichtigt wird. Sie wird schließlich von vielen Menschen eben so geäußert.

Das heißt für mich: Wenn die Darstellung dennoch unbefriedigend erscheint, ist dies vielleicht in der gesellschaftlich vorfindlichen Lage begründet. Der Text ist keine Propaganda, sondern vielleicht eher eine unfreiwillige Satire auf den Stand der Debatte in den politisch maßgeblichen Institutionen.

Aber, wie gesagt, ich persönlich finde den Text recht gelungen.

@friederike, inwiefern denkst du, dass die beschriebenen Bedenken gegen das Gesetz "weniger wichtig und eher exzentrisch reduziert" seien?

Man muss auch beachten, für wen Texte in Leichter Sprache erstellt werden. Sie sind nicht in erster Linie für Menschen gedacht, die migrationsbedingt wenig Deutsch können. Es geht da mehr um die Menschen, die auf die sprachliche, grammatikalische und begriffliche Einfachheit und Prägnanz angewiesen sind, um informell teilzuhaben. Solche Texte sind nicht dazu da, unter osteuropäischen Sexarbeiterinnen großflächig verteilt zu werden. Dort braucht man komplexere und "normal" übersetzte Texte.

Ich glaube nicht, dass das Anliegen einer Leichten Sprache schon grundsätzlich tendenziell manipulativ ist (die Bedenken, die friederike anführt). Aber es ist natürlich auch eine Feuerprobe für Leute, die (wie ich) üblicherweise ganz gerne einen elaborierten Debattenstil pflegen.

Es wäre interessant, wie Texte in Leichter Sprache aussehen, die vom BesD oder von Dona Carmen kommen...

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

@lust4fun:

Die Übersetzung in "Leichte Sprache" ist keine bijektive Abbildung. Daraus resultiert eine besondere Sorgfaltspflicht. Man geht davon aus, dass die Adressaten nicht ohne eine Übersetzung an der Debatte teilnehmen können. Der Ersteller dieses Dokuments hat sich zur Aufgabe gesetzt, nicht etwa Originalbeiträge der Debattierenden in Leichte Sprache zu übersetzen, sondern zur umfassenden Darstellung des Sacherhalts ein eigenes, neues Dokument zu erstellen, das es vorher nicht gab. Das ist absolut ungewöhnlich und grundsätzlich nicht die Aufgabe des Bundestags als wichtiges Organ der Bundesrepublik. Ein solches Dokument mit dem Amtssiegel des Bundestages erweckt den Eindruck übergeordneter Autorität - gerade bei Adressaten, denen das kritische Lesen und die Analyse schwerfällt. Die Anforderungen an einen solchen Text sind daher hoch, sehr hoch sogar. Was die Mehrheit der Abgeordneten denkt ist dabei übrigens völlig irrelevant. Auch dem Adressaten der Leichten Sprache steht es zu, sich ein eigenes Bild machen zu können.

Und dann hat man sie schon, die hässlichen kleinen Tricks und Manipulationen:

Inhalt und Motivation des Gesetzes nehmen viermal so viel Raum ein wie die Darstellung der Kritik.

Die Argumente für das Gesetzesvorhaben werden stets eingeleitet mit "viele Menschen denken ...", die Argumente der Kritiker erscheinen als "eine andere Meinung ist". Oder: "Es gibt ja noch Leute, die das Gesetz nicht gut finden." "Es gibt auch Menschen, die manche Dinge am Gesetz-Vorschlag nicht gut finden." Siehst Du den manipulativen Trick?

Die Manipulation wird übrigens auch über den Duktus und die Gedankenführung erzeugt. Man baut erst die vermeintlichen Missstände auf und die hehren Absichten: "Viele Menschen finden ..." dass es die Prostituierten besser haben sollen und so weiter. Im befürwortenden Teil kommt Wohlfühlvokabular zum Einsatz, das ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit hervorruft. Solchermaßen eingestimmt kann der Leser kaum verstehen, dass es da auch Menschen gibt, die manche (!) Dinge am Gesetz-Vorschlag nicht gut finden.

Ein klassisches Mittel der manipulativen Darstellung: positive Assoziationen und entsprechende Vokabeln ordnet man der zu propagierenden Meinung zu. Gibt man die Argumente der Gegenseite wieder, erscheint negativ besetztes Vokabular wie "Verbrechen", "schlecht" usw.

Ganz nebenbei: Prostituierte sind hier der Einfachheit Frauen ...

Dann auch so nette Kleinigkeiten: "Prostitution ist auch ein Beruf, bei dem man oft mit Verbrechen zu tun hat." Eine Superleistung der Manipulation: aus einer Gefahr wird ein Regelfall.

Ganz wesentliche Bedenken werden eben doch nicht wiedergegeben und verschwinden damit aus dem Blickfeld. Viele Menschen denken eben auch, dass ein erwachsener Mensch nicht eine Willkürerlaubnis eines Behördenmenschen benötigen darf, wenn er den von ihm gewählten Beruf ausüben will. Und dass erwachsene Menschen nicht mit Bürokratie belästigt werden möchten.

Aus der Kritik am unerhörten Eingriff in das Recht auf persönliche Daten wird "Manche (!) Menschen machen sich deswegen Sorgen." Ein niedlicher Diminutiv ...

Hast Du verstanden, warum unter der Rubrik "Warum ein Prostitutions-Gesetz?" sinniert werden muss, dass vielleicht eine "große Zahl" als Prostituierte arbeitet?

Ich denke, dass ich meine Beurteilung und insbesondere den Goebbels-Vergleich begründen kann. Es empört mich, dass man versucht, die Adressaten der Leichten Sprache in eine bestimmte Richtung zu manipulieren und ihnen von vornherein abspricht, einer inhaltlichen Debatte folgen zu dürfen.

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Beitrag von fraences »

2. und 3. Beratung im Bundestag am 7.7.2016

http://www.bundestag.de/dokumente/tages ... 182/295952
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Lucille
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Beitrag von Lucille »

Die Bundestags-Seiten sind aktualisiert, es ist jetzt auf

www.
bundestag.de/dokumente/tagesordnungen/tagesordnung-183/295952

183. Sitzung, Donnerstag, 07.07.2016, 09.00 - ca. 03.50 Uhr

" Tagesordnungspunkt 18
a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes sowie zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen
Drucksache 18/8556
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (13. Ausschuss)
Drucksache 18/…
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (13. Ausschuss)
- zu dem Antrag der Fraktion DIE LINKE.
Selbstbestimmungsrechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern stärken
- zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Gesetz zur Regulierung der Prostitutionsstätten vorlegen
Drucksachen 18/7236, 18/7243, 18/…
(TOP 18, 00:30 Stunden) "

.... die Menge und Zusammensetzung der spätabendlich noch interessierten Anwesenden der erwählten Gesetzgebenden wäre nun rein spekulativ....

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Hamster
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Beitrag von Hamster »

Liebe Lucille,

wenn man auf den Link in Deinem Beitrag klicken will, klappt es nicht so recht, sich die Seite anzusehen. Daher habe ich den von Dir erwaehnten Link wiederholt:

www.bundestag.de/dokumente/tagesordnung ... 183/295952

Liebe Gruesse von Hamster(chen)

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lust4fun
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von lust4fun »

Zur Leichten Sprache
(@friederike)

- "Besondere Sorgfaltspflicht"

Wenn ich den Auftrag hätte, einen Text in Leichter Sprache zum Thema zu verfassen, müsste ich ein Stück weit über meinen Schatten springen, um die gebotene Neutralität zu halten. Es wäre meine Aufgabe, die Sache möglichst objektiv zu fassen, so gut ich sie selbst verstehe. Und gleichzeitig, weil es hier um ein Gesetzgebungsverfahren geht, wäre es die Aufgabe, einen Verstehenspfad zu ermöglichen - darüber, was die Politiker sagen, was sie bezwecken und welche Mittel sie einsetzen. Das wäre der schwierige Teil. Und schließlich müsste das ganze in einen kritischen Rahmen gesetzt werden. Das wäre der einfachere Teil.

Um die parlamentarische Mehrheitsmeinung geht es dabei wirklich nicht, da hast du Recht. Aber es geht schon auch darum, sich nicht nur in seiner eigenen subjektiven Gewissheit auszudrücken, sondern einen demokratischen Rahmen irgendwie abzubilden und zu akzeptieren.

- "Ein solches Dokument ist absolut ungewöhnlich und grundsätzlich nicht die Aufgabe des Bundestages"

Dass es ungewöhnlich sei, ist nicht richtig. Der Text ist Teil einer regelmäßigen Reihe. Die Redaktion von "Das Parlament" hat wohl 2014 beschlossen, Texte in Leichter Sprache regelmäßig zu produzieren. Die Reihe ist schon umfangreich:
http://www.bundestag.de/leichte_sprache ... /parlament
http://www.bundestag.de/dokumente/texta ... che/287630
(mit E-Mail der Redaktion, die an Rückmeldungen interessiert ist)

- "Die hässlichen kleinen Tricks und Manipulationen"

Ich arbeite in einem Bereich, in dem das Anliegen einer Leichten Sprache relevant ist. Jeder, der solche Texte schreibt, weiß mit Sicherheit, auf welchem Glatteis er sich bewegt und wie sehr er sich damit angreifbar macht. Ich weiß, welche Sorgfalt hier nötig ist. Solche "einfachen" Texte zu verfassen, bereitet zehn Mal mehr Mühe als manche Stellungnahme eines Gutachters. Und dann beginnt ja erst der legitime und fruchtbare Streit um jede Nuance des Textes, weil jedes Detail zehn Mal wichtiger ist als in üblichen Texten.

Ich habe den Text in gewisser Weise gelobt. Aber selbstverständlich finde ich die Kritik daran spannend, und ich verstehe, was du meinst. Ärgerlich finde ich die Zuschreibung, die Redakteure arbeiteten in der Tradition Göbbels, und die Unterstellung - wenn ich es richtig herausgelesen habe - hier würde das Instrument der Leichten Sprache gezielt und außerhalb jeder parlamentarischen Gepflogenheit als perfide Waffe benützt, um die sprachlich Schwächsten zu manipulieren. Meine Güte, wie gehen wir auf dieser Erde miteinander um?

- "Der befürwortende Teil"

Ja, das Gesetz ist plausibel dargestellt. Die Kritik kommt getrennt, erst anschließend.
Die meisten Fälle der von dir bemängelten Passagen haben damit zu tun, dass das Gesetz in seinem Original-Duktus referiert wird. Sollte man das wirklich anders machen? Sollte man die Ideologiekritik an jeder Stelle unmittelbar beifügen? Oder ist nicht gerade dein Argument ein Grund dafür, diesen Duktus nicht wegzunehmen: "Auch dem Adressaten der leichten Sprache steht es zu, sich ein eigenes Bild machen zu können."

Wo stehen die Autoren? Ich spekuliere, dass sie sich in der politischen Mitte um Schwesigs SPD wohlfühlen. Was will ich denn in der derzeitigen Debattenlage auch anders erwarten? Eine überwältigende Mehrheit unserer Politiker wird dieses Gesetz demnächst so beschließen, weil sie es - so falsch es mir auch erscheint - entschieden für richtig finden. Wo übertrumpft der Text in Leichter Sprache die scheinbaren "Gewissheiten" des Gesetzes? Wir schaffen es nicht, die Mehrheit zu überzeugen und das Gesetz zu verhindern, aber erwarten von einem neutral-didaktischen Text, dass er dies leistet?

- Die einleitenden Mengenangaben

Die Struktur der Leichten Sprache offenbart dieses Problem, das uns in der Schwierigen Sprache oft gar nicht bewusst wird, weil wir hier mit Pseudozahlen und Umschreibungen die Verhältnisse und Relevanzen manchmal eher verschleiern. Aber hier ist der Text auch in meinen Augen tatsächlich problematisch. Er hätte einen Weg finden müssen um auszudrücken, dass die Betroffenen (SW) vermutlich in sehr hoher Zahl das Gesetz als Bedrohung ihrer Arbeit und Existenz beschreiben würden - wenn man sie denn ernsthaft fragen würde. (Aber im nächsten Abschnitt kommt schon gleich mein eigener Widerspruch dazu.)

- "Die Kritik wird verkürzt"

Randbemerkung: Ich komme auf ein Verhältnis Gesetzesdarstellung/Kritik von etwa 2:1, nicht 4:1. Aber ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn im Text ein weiteres Argument wie von dir vorgeschlagen enthalten wäre (Willkür, Freiheit etc.).

Ich lese den Kritikteil vielleicht anders als mancher hier. Die "Diminutive" und das "Wohlfühlvokabular" wirken bei mir anders. Ich möchte vorschlagen, das, was ich meine, als Lesart auszuprobieren:

*****
1) Anmelde-Pflicht
Es gibt auch Menschen, / die manche Dinge am Gesetz-Vorschlag / schlecht finden.
Zum Beispiel, / dass sich Prostituierte / bei einem Amt anmelden sollen.
Ein Grund dafür ist:
Bisher konnten Prostituierte / ihre Arbeit geheim halten.
Vielen ist das wichtig.
Denn: Oft haben Menschen / eine schlechte Meinung / von Prostituierten.
Wenn sie erfahren, / dass jemand als Prostituierte arbeitet, / dann behandeln sie die Person / vielleicht schlechter.
Das neue Gesetz sagt nun: / Alle Prostituierten / müssen sich anmelden. / Und zwar mit ihrem Namen.
Manche Menschen / machen sich deswegen Sorgen.
Sie meinen:
Die Namen könnten verraten werden.
Dann würden viele Menschen erfahren, / wer als Prostituierte arbeitet.

2) Beratungs-Pflicht
Eine andere Meinung ist:
Es ist nicht gut, / dass die Prostituierten / zu Beratungen gehen müssen.
Es kann nämlich sein: / Wenn man jemanden / zu einer Beratung zwingt, / dann bringt sie nichts.
Denn: Dann hört die Person / nicht auf das, / was der Berater sagt.
Die Beratung / soll darum lieber freiwillig sein.
Dann bringt sie mehr.

3) Gesetz ist nutzlos
Manche Menschen sagen auch: / Die neuen Regeln bringen nicht viel.
Denn: / Man kann nur schwer überprüfen, / ob sie eingehalten werden.
Zum Beispiel: / Man kann nicht herausfinden, / ob eine Prostituierte / beim Sex immer Kondome benutzt.
*****

Als ich den Text zum ersten Mal las, musste ich fast grinsen. 3 Punkte. 3 Mal Volltreffer - versenkt! CDU/CSU müssen erbost sein. Für mich geht die Kritik nicht unter. Sie steht mit Wucht da. Sie schreit doch geradezu nach der Frage: Wenn sich die Betroffenen solche Sorgen machen, wenn sie solche Nachteile erwarten, was stimmt dann nicht mit dem Gesetz?

Die Antwort steht leider nicht dabei, aber sie liegt in der Luft:
Die Politiker nehmen die Betroffenen nicht ernst genug. Sie entscheiden über ihre Köpfe hinweg.

Wer kann wissen, dass Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, nicht ähnlich reagieren und weiterdenken? Wer kann wissen, dass diese unterschiedlichen Menschen durch den Text derart manipuliert und ihres Einfühlungsvermögens beraubt seien?

Ich glaube nicht, dass die Manipulation so geradlinig funktioniert. Ein Beispiel:
"Eine andere Meinung ist:" - Ich empfinde diese Formulierung nicht verharmlosend oder abgeschwächt. Ich finde sie stark und aufklärerisch. Die Mehrheit ist nicht automatisch anziehend. Und ich habe viele "einfache" Menschen kennengelernt, die gerade da besonders sensibel wurden, wenn sie von Sorgen Einzelner hörten.

Oder dieser Schluss - er ist wirklich interessant:

"Wenn sie Ja sagen, / wird der Vorschlag zu einem Gesetz.
Ab dann gelten die neuen Regeln / für die Prostitution in Deutschland.
Aber wahrscheinlich wird auch dann / noch viel über das Gesetz gestritten.
Denn es gibt ja noch Leute, / die das Gesetz nicht gut finden."

Man ist geradezu animiert weiterzudenken. Aber die Richtung ist nicht festgelegt.
Bei dir geht die Fortsetzung vielleicht so: "Du willst doch hoffentlich nicht weiterhin ein Querulant sein, wenn sich alle anderen geeinigt haben."
Mein Satz ist: "Und wenn auch du das Gesetz nicht gut findest - sei gewiss, du bist damit nicht allein."

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Danke @lust4fun für die schöne Auseinandersetzung mit dem Text.
Du hast sicher in vielen Dingen recht.
Ich selbst bin ja immer ein Befürworter von "nicht zu komplizierten und leicht verständlichen Texten". Das war ja selbst hier auf Sexworker.at schon oft Thema.

Wo ich hier zu diesem Text aber anderer Meinung bin ist:

Du schriebst

"Wo stehen die Autoren? Ich spekuliere, dass sie sich in der politischen Mitte um Schwesigs SPD wohlfühlen. "

Das sehe ich anders, denn vom rhetorischen Aufbau ist es hier wie an vielen anderen Stellen so gemacht, dass die Idee des Verbotes zum Ende kommt. Das ist manipulativ, denn das zuletzt gesagte bleibt immer am besten beim Leser hängen.

Wie bei einer Erörterung, wo im 2. Teil des Hauptteils die vom Autor favorisierte These formuliert wird. Man beginnt also mit dem schwächsten Argument und hört mit dem stärksten auf, da sich der Leser die zuletzt genannten Argumente am ehesten merkt.

Und man achte hierbei besonders auf die Wortwahl:
Vorher ist immer nur von "manchen" die Rede, zum Ende beim Verbot spricht man von "Viele Menschen".

Deswegen fühle ich mich ein wenig verarscht und sehe die Form der leichten Sprache hier eher als manipulativen Missbrauch so nach dem Motto: Ja, wir verstehen euer Problem aber ihr seid ja nur wenige und viele denken anders. Deswegen besteht noch die Chance das Gesetz zu verschärfen.
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von lust4fun »

Danke auch dir, @Melanie, für deine freundliche und genaue Antwort.

Ich habe genug gestritten und hoffe, ich habe es nicht überspannt. Darf ich dir noch in drei Punkten antworten?

Was stört so sehr an den vereinbarten Sprachregeln der Leichten Sprache bei Mengenangaben? Wie kann man es denn besser machen? "12,7 Prozent" geht eben nicht. "Eine überwiegende Mehrheit", "eine ganze Reihe" oder "eine nicht unerhebliche Anzahl" auch nicht.
Und vor allem: Ist es nicht einfach so? Es sind nicht "manche", sondern "viele" Parlamentarier, die den Satz unterschreiben würden: "Es sollte keine Prostitution geben." Es sind nicht "viele", sondern "einige", die gegen das geplante Gesetz stimmen werden. (Ja, ich gebe zu, das ist Holzschnitt, aber ehrlich.)

Die Sache mit dem Achterngewicht des letzten Arguments fällt mir auch auf. Hier ist es die vierte - abolitionistische - Kritik. Ich denke, die Reihenfolge ist hier aber nicht aus Erwägungen zur rhetorischen Kraft gewählt worden, sondern aus Überlegungen zum inhaltlichen Aufbau. Zuerst das Gesetz, dann die Kritik, dann - der Vollständigkeit halber - der Standpunkt, der aus dem Rahmen fällt. Denn er gehört streng genommen nicht zu dem Gesetz. Doch diesen Standpunkt wegzulassen, wäre auch komisch. Ihn aber weiter vorne unterzubringen, geht auch nicht. Das wäre für einen Leichten Text eine Störung der Gedankenkette.

Übrigens, auch dieser Passus hat ein Achterngewicht im letzten Satz: "Denn das Gesetz erlaubt Prostitution ja." Mir gefällt er; wieder so ein starker Satz und etwas zum Weiterdenken: "Also kann es nicht darum gehen, Prostitution zu verbieten oder durch Restriktionen unmöglich zu machen."

Ich sehe das Problem dieses Leichten Textes inzwischen auf einer ganz anderen Ebene. Die Textreihe aus "Das Parlament" knüpft immer an konkrete Gesetzgebungsverfahren an. Aber damit fehlen für einen Themenkomplex manchmal entscheidende Aspekte. In unserem Fall fehlt die Darstellung einer Lebens- und Arbeitsoption in und mit Paysex, als Möglichkeit eines sinnvollen, problemlösenden und geglückten Lebens. Wenn man davon keine Vorstellung hat - wie will man dann ein Regulierungsgesetz einordnen? (Gilt aber nicht nur für Menschen, die Leichte Sprache brauchen können, sondern auch für Parlamentarier...)

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Re: RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

Lieber @lust4fun,

es geht mir hier nicht um "Leichte Sprache" an sich, sondern um die Verwendung hier in diesem konkreten Fall.  

         Bild
lust4fun hat geschrieben:- "Ein solches Dokument ist absolut ungewöhnlich und grundsätzlich nicht die Aufgabe des Bundestages"

Dass es ungewöhnlich sei, ist nicht richtig. Der Text ist Teil einer regelmäßigen Reihe. Die Redaktion von "Das Parlament" hat wohl 2014 beschlossen, Texte in Leichter Sprache regelmäßig zu produzieren.
Ja, es gibt diese Beilage "Leichte Sprache" schon seit zwei Jahren. Es ist trotzdem ungewöhnlich, weil der Bundestag (der Herausgeber der Zeitschrift "Das Parlament") eigentlich keinen offiziösen Journalismus machen sollte außer seinen Protokollen und ähnlichem. Die Bundestagsverwaltung verhebt sich hier schnell, wie der vorliegende Fall zeigt.

Dieser Text zum (noch nicht beschlossenen) Prostitutierten-Schutz-Gesetz ist tendenziös und deshalb zu kritisieren

1. wegen der manipulativen Elemente in Aufbau und Duktus sowie wegen der aufgezeigten rhetorischen Tricks,

2. weil er die wesentlichen und durchschlagenden Kritikpunkte an dem Gesetz unterschlägt (Eingriff in die Grundrechte der Entfaltung der Persönlichkeit, der Berufsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung) und den Protest gegen Rechtsverkürzung auf "Sorgen" reduziert. (Formulierungsvorschlag: "Eigentlich darf jeder Erwachsene selbst bestimmen, mit wem er Sex hat und wem er davon erzählt. Mit dem neuen Gesetz soll das nicht mehr so sein ....")

Das ist umso schlimmer zu bewerten als es eben um einen Adressatenkreis geht, der nur schwer Zugang zu anderen Informationsquellen hat.
lust4fun hat geschrieben:Ärgerlich finde ich die Zuschreibung, die Redakteure arbeiteten in der Tradition Göbbels, und die Unterstellung - wenn ich es richtig herausgelesen habe - hier würde das Instrument der Leichten Sprache gezielt und außerhalb jeder parlamentarischen Gepflogenheit als perfide Waffe benützt, um die sprachlich Schwächsten zu manipulieren. Meine Güte, wie gehen wir auf dieser Erde miteinander um?
Nochmals nachgedacht habend gebe ich zu, dass die Herbeirufung des Dr. G. insofern kritisch ist, als ich nicht beabsichtige, den Redakteuren die Ziele und Absichten des Dr. G. zu unterstellen, und auch nicht seine Handlungsweisen insgesamt. Die von ihm perfekt gehandhabte Technik der sprachlichen und begrifflichen Manipulation sehe ich aber sehr wohl verwirklicht und meine, dies auch präzise begründet und aufgezeigt zu haben. Gegenüber der Zielgruppe der sprachlich Schwächsten wiegt dies besonders schwer. Ob das parlamentarische Gepflogenheit ist - ich möchte es nicht hoffen, aber in der parlamentarischen Auseinandersetzung stehen sich Parteimeinungen erkennbar gegenüber.
lust4fun hat geschrieben:Wo stehen die Autoren? Ich spekuliere, dass sie sich in der politischen Mitte um Schwesigs SPD wohlfühlen. Was will ich denn in der derzeitigen Debattenlage auch anders erwarten? Eine überwältigende Mehrheit unserer Politiker wird dieses Gesetz demnächst so beschließen, weil sie es - so falsch es mir auch erscheint - entschieden für richtig finden. Wo übertrumpft der Text in Leichter Sprache die scheinbaren "Gewissheiten" des Gesetzes? Wir schaffen es nicht, die Mehrheit zu überzeugen und das Gesetz zu verhindern, aber erwarten von einem neutral-didaktischen Text, dass er dies leistet?
Nun, zunächst einmal erwarten wir eben einen "neutral-dialektischen Text", wenn die Bundestagsverwaltung sich schon auf dieses Parkett begibt. Ob die Schwesig die politische Mitte ist oder nicht - man kann offenbar aus dem Text auf den Standpunkt der Autoren schließen, und das genau darf nicht sein in einem Text, der nicht als Autorenmeinung gekennzeichnet ist, sondern als "neutral-didaktisch" von autoritativer Stelle daherkommt.

Der Versuch einer "objektiven" Berichterstattung ist immer schwierig, und mit gutem Grund kann man bezweifeln, dass dergleichen überhaupt gelingen kann. Im Fall der "Leichten Sprache" ist es naturgemäß noch viel schwieriger, und hier muss man sich vielleicht über die optimale Form noch mehr Gedanken machen.

Als Betroffene sieht man all dies sicher etwas kritischer, das gebe ich ja gerne zu! Aber diese ganze Debatte wird auf diese Weise geführt, die GroKo walzt die mühsam durchgesetzten Freiheitsrechte unter ... :013 :013 :013

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Beitrag von fraences »

Das Protokoll zu der Anhörung vom 6.6.2016

https://www.bundestag.de/blob/428742/bf ... l-data.pdf
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Beitrag von Kasharius »

@all

ich begrüße es, wenn auch dieses Thema in Leichter Sprache kommuniziert wird und ich freue mich hier über den kritischen Diskurs im Forum auf wie immer sehr hohem Niveau. Ich hoffe der text sagt auch, daß den Nutzern leichter Sprache nach Plänen der CDU verboten werden sollte, SW nachzugehen.

Kasharius grüßt

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

29.06.2016
STRENGERES GESETZ GEGEN FREIER VON ZWANGSPROSTITUIERTEN

Bis zu fuenf Jahre Haft moeglich: Ein Gesetzentwurf soll verhindern, dass Freier von Zwangsprostituierten sich weiter herausreden koennen.
Weiterlesen auf:
www.abendblatt.de/politik/article207748 ... erten.html

Siehe auch:
www.rp-online.de/politik/deutschland/st ... -1.6083708

29.06.2016
KOALITION: VERBESSERUNGEN IM KAMPF GEGEN MENSCHENHANDEL UND ZWANGSPROSTITUION
Weiterlesen auf:
www.cop2cop.de/2016/06/29/koalition-ver ... stitution/

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

30.06.2016
EINIGUNG BEI MENSCENHANDEL UND ZWANGSPROSTITUTION /
UNION REALISIERT FREIERSTRAFBARKEIT UND BESSERE ERMITTLUNGSANSAETZE

(BJP) Die Koalition hat sich im Rahmen der Berichterstattungsgespraeche zum Gesetzentwurf ueber Menschenhandel und Zwangsprostitution geeinigt. Hierzu erklaert die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Elisabeth Winkelmeier-Becker: "Es ist gut und wichtig, dass sich Freier von Zwangsprostituierten in Zukunft strafbar machen. Zwangsprostitution lebt von der Nachfrage, deshalb muss bei denen angesetzt werden, die dafuer bezahlen: Ein Freier, der Anzeichen von Zwangsprostitution erkennt, darf sich nicht mit dem Satz rausreden duerfen: "Ich hab' fuer alles bezahlt, der Rest ist mir egal!". Die Einfuehrung der Freierstrafbarkeit ist seit den Koalitionsverhandlungen ein wichtiges Anliegen der Union, das nun gegen anfaenglich massiven Widerstand der SPD endlich umgesetzt wird.

Wichtig ist, dass gegen Menschenhaendlerbanden zum Mittel der Wohnraumueberwachung gegriffen werden kann. Dies gibt neue Ermittlungsansaetze, denn am Ende kommt es entscheidend darauf an, kriminelle Strukturen aufzudecken und den Taetern auch habhaft zu werden.

Wir bedauern, dass nicht gleichzeitig die Strafvorschriften zur Ausbeutung von Prostituierten und Zuhaelterei reformiert werden konnten. Hierzu war das SPD gefuehrte Bundesjustizministerium nicht bereit. Es bleibt deshalb eine Unwucht, weil Arbeitsausbeutung zum Beispiel als Erntehelfer, staerker sanktioniert werden kann, als die Ausbeutung in der Prostitution. Dabei macht es doch einen grossen Unterschied, ob man beim Erdbeerpfluecken ausgebeutet wird, oder durch entwuerdigende und traumatisierende sexuelle Uebergriffe. In der aktuellen Reform des § 177 StGB erkennen wir an, welch hohen Wert die sexuelle Selbstbestimmung hat. Deswegen haetten die Opfer in der Zwangsprostitution noch mehr Schutz verdient gehabt."
Quelle: cducsu.de

www.bundesjustizportal.de/berlin/6-berl ... aetze.html

Zu diesem Thema "Freierbestrafung" siehe auch:
https://www.tagesschau.de/inland/gesetz ... n-101.html

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Hamster
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Hamster »

03.07.2016
BEVOR NEUES GESETZ MIT VIELEN AUFLAGEN KOMMT
OST-HUREN STUERMEN BORDELLE IM RHEIN-MAIN-GEBIET

Viele Huren aus Osteuropa nehmen sich zwei, drei Wochen im Jahr ein Zimmer in Deutschland, um mehr Geld zu verdienen. Doch das ist bald nicht mehr moeglich.

Region Rhein-Main - Seit das neue Prostituiertengesetz auf der Zielgeraden ist, kommen immer mehr Huren aus Osteuropa und wollen noch schnell ein Zimmer mieten, um Geld zu verdienen, bevor das grosse Bordellsterben beginnt. Waehrenddessen platzen die Puffs der Region aus allen Naehten. Von Christian Reinartz.

Seit ziemlich genau vier Wochen klingelt bei Wohnungsbetreiberin Lady Tara aus Offenbach das Telefon heiss. "Staendig rufen Maedels aus Tschechien oder Polen an und wollen ein Zimmer mieten", sagt Tara. Kolleginnen von ihr aus Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet ergeht es aehnlich. "Wir sind am Anschlag. Es ist einfach kein Platz mehr", sagt Alice. Sie betreibt ein Wohnungsbordell mit vier Zimmern in Frankfurt Roedelsheim. "Das sind alles Frauen aus Osteuropa, die jetzt nochmal schnell den Rahm abschoepfen wollen, bevor das Gesetz diese Praxis unmoeglich macht."

Mit dieser Praxis ist gemeint, dass es schon seit Jahren ueblich ist, dass Frauen, hauptsaechlich aus der Europaeischen Union, mehrere Wochen im Jahr nach Deutschland kommen, sich in Bordellen ein Zimmer mieten und dort anschaffen. Nach drei Wochen ist dann meist wieder Schluss. Sie nehmen ihr Geld und fahren zurueck in die Heimat, wo sie damit gut leben koennen.

OST-HUREN HABEN TORSCHLUSSPANIK

Das neue Prostitutionsgesetz, auf das sich die Koalition im Bundestag geeinigt hat, verhindert das. So ist etwa eine Kondompflicht vorgesehen, ebenso wie die Ueberpruefung von Bordellbetreibern und ein Meldezwang fuer Prostituierte. Die Ost-Huren haben regelrechte Torschlusspanik. Waehrend sich der Hurenstrom bisher aufs ganze Jahr verteilt hat, scheint er sich nun zu buendeln.

Bei der Frankfurter Hurengewerkschaft Dona Carmen sieht man das Problem schon kommen. "Im Moment haben wir als Gewerkschaft zwar noch keinen Anstieg registriert, aber wir rechnen damit", sagt Vorsitzende Juanita Rosina Hennig. Denn mit dem neuen Gesetz sei eine solche freie Arbeitsweise kaum noch moeglich." Bei Dona Carmen warnen die Verantwortlichen vor den Auswirkungen des Gesetzes. "Nicht nur, dass die Frauen jetzt nochmal verstaerkt nach Deutschland kommen", sagt Hennig. "Das Gesetz verschlimmert die Lage der Prostituierten insgesamt."

Hennig ist ueberzeugt davon, dass es in Zukunft zu einem drastischen Bordellsterben kommt. "Die Frauen muessen nach dem Gesetz 39 Auflagen erfuellen, um arbeiten zu duerfen", erklaert Hennig. Fuer Betreiber seien es sogar ueber 40. "So werden auch deutsche Frauen zukuenftig in die Illegalitaet getrieben." Sie rechnet damit, dass es dann hauptsaechlich nur noch einzeln arbeitende Huren in ihren Wohnungen geben wird. "Die Zeit, in der sich Frauen aus Sicherheitsgruenden zusammengeschlossen haben, sind vorbei", sagt Hennig. "Das ist dann nicht mehr so einfach moeglich." Doch bis dahin versuchen die Huren noch einmal ordentlich Geld zu verdienen. Zumindest, wenn sie im Rhein-Main ueberhaupt noch ein Zimmer finden.

https://www.extratipp.com/rhein-main/ab ... 32144.html

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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Grünes Licht für Prostituiertenschutzgesetz

Familie, Senioren, Frauen und Jugend/Ausschuss - 06.07.2016

Berlin: (hib/AW) Der Familienausschuss hat das von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgelegte Prostituiertenschutzgesetz (18/8556) gebilligt. Der Ausschuss verabschiedete den Gesetzentwurf am Dienstagabend in leicht geänderter Fassung mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen das Votum der Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen.

Die Gesetz sieht unter anderem die Einführung einer Erlaubnispflicht für die Betreiber von Bordellen und anderen Prostitutionsstätten, eine Anmeldepflicht für Prostituierte und eine Kondompflicht vor. Zukünftig soll jeder Betreiber einer Prostitutionsstätte ein Betriebskonzept vorlegen müssen, das einer Zuverlässigkeitsprüfung unterzogen wird. Damit sollen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, ausbeuterische Geschäftskonzepte wie zum Beispiel Flatrate-Modelle und alle Modelle, die der sexuellen Selbstbestimmung der Prostituierten zuwider laufen, ausgeschlossen werden. Für solche Praktiken sieht das Gesetz auch ein Werbeverbot vor. Der Ausschuss verschärfte den Gesetzentwurf durch einen Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen und nahm auch den Sex mit Schwangeren in das Werbeverbot mit auf. Zudem soll die Betriebserlaubnis für Prostitutionsstätten einschlägig Vorbestraften verweigert werden können.

Strengere Auflagen sollen allerdings auch für die Prostituierten eingeführt werden. Sie sollen sich zukünftig alle zwei Jahre bei den Kommunen anmelden und jedes Jahr eine Gesundheitsberatung absolvieren müssen. Für 18- bis 21-jährige Prostituierte sieht das Gesetz eine jährliche Anmeldepflicht und eine halbjährliche Beratungspflicht vor.
Vor allem die Auflagen für Prostituierte stoßen bei Linken und Grünen auf Ablehnung. Die Koalition setze mehr auf die Kontrolle als auf den Schutz der Prostituierten, kritisierten die Grünen in der Ausschusssitzung. Die Linke monierte, dass eine Pflichtberatung durch ungeschulte Behördenmitarbeiter in den Kommunen kontraproduktiv sei. Zwei Anträge von Linken (18/7236) und Grünen (18/7243) lehnte der Ausschuss mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen jedoch ab.

Union und Sozialdemokraten verteidigten die Gesetzesvorlage. Die Prostitution habe seit dem Prostitutionsgesetz von 2002 in Deutschland massiv zugenommen. Die meisten Prostituierten müssten unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Dies gelte es zu bekämpfen, hieß es aus der Unionsfraktion. Die SPD sieht in dem neuen Gesetz eine gute Weiterentwicklung des Prostitutionsgesetzes von 2002 zum Schutz der Sexarbeiterinnen.

http://www.bundestag.de/presse/hib/201607/-/434594
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!

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fraences
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Beitrag von fraences »

Bundestag beschließt Massenüberwachung von Prostituierten – ‚Idiotentest’ kommt durch die Hintertür!

http://www.donacarmen.de/pressemitteilu ... zgesetzes/
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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