ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz
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23.09.2014
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.Frauenrechte achten - Zwangsprostitution verhindern / KDFB zur Reform des Prostitutionsgesetzes
(Köln) - Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) plädiert im Rahmen der aktuellen Diskussionen zur Reform des Prostitutionsgesetzes dafür, in der geplanten Novelle regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen der Prostituierten und ein Mindestalter von 21 Jahren für die Ausübung von Prostitution zu verankern.
Der KDFB-Bundesvorstand hat sich entschieden dafür ausgesprochen, dass die Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes ein umfassendes und an der Zielgruppe orientiertes Gesundheits- und Beratungsangebot beinhalten muss. Es soll zu einer dauerhaften Verbesserung der Arbeits- und Lebens-bedingungen von in der Prostitution tätigen Frauen beitragen.
"Wir begrüßen den Vorschlag einer regelmäßigen Gesundheitsuntersuchung der Prostituierten. Sie trägt zum Schutz der Gesundheit bei und ermöglicht im Bedarfsfall auch unverzügliche Hilfsmaßnahmen, wenn z.B. erkannt wird, dass die Frauen Opfer von Gewalt sind", erklärt KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth.
Der KDFB regt an, diese vertrauliche, kostenlose und - wenn gewünscht - anonyme Untersuchung mit einer psychosozialen Beratung zu koppeln. Ein niedrigschwelliges Angebot ermöglicht besonders ausländischen Zwangsprostituierten ausführliche Informationen über ihre Rechte sowie leichte Zugänge zu Fachberatungsstellen und Behörden.
Außerdem spricht sich der KDFB für die Einführung eines Mindestalters von 21 Jahren für die Ausübung von Prostitution aus. So sollen besonders junge Frauen besser geschützt werden, die durch Familie, Zuhälter, Menschenhändler oder so genannte "Freier" leichter manipuliert und ausgebeutet werden können. "Je jünger Frauen sind, umso länger bleiben sie in der Prostitution und umso schwerer fällt es ihnen, das Gewerbe zu verlassen", so Maria Flachsbarth.
Bereits im Oktober 2013 hat der KDFB die Bundesregierung aufgefordert, umgehend den Schutz der Prostituierten zu verbessern sowie Zwangsprostitution und Menschenhandel rigide einzugrenzen.
Die aktuelle Stellungnahme des KDFB-Bundesvorstandes "Frauenrechte achten - Zwangsprostitution verhindern" sowie die Stellungnahme "Wider Prostitution und Menschenhandel" der KDFB-Bundesdelegiertenversammlung von 2013 befinden sich unter www.frauenbund.de/stellungnahmen/.
Quelle und Kontaktadresse:
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.
Pressestelle
Kaesenstr. 18, 50677 Köln
Telefon: (0221) 86092-0, Fax: (0221) 86092-79
E-Mail: bundesverband@frauenbund.de
Internet: http://www.frauenbund.de
http://www.verbaende.com/news.php/Fraue ... es?m=98974
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.Frauenrechte achten - Zwangsprostitution verhindern / KDFB zur Reform des Prostitutionsgesetzes
(Köln) - Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) plädiert im Rahmen der aktuellen Diskussionen zur Reform des Prostitutionsgesetzes dafür, in der geplanten Novelle regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen der Prostituierten und ein Mindestalter von 21 Jahren für die Ausübung von Prostitution zu verankern.
Der KDFB-Bundesvorstand hat sich entschieden dafür ausgesprochen, dass die Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes ein umfassendes und an der Zielgruppe orientiertes Gesundheits- und Beratungsangebot beinhalten muss. Es soll zu einer dauerhaften Verbesserung der Arbeits- und Lebens-bedingungen von in der Prostitution tätigen Frauen beitragen.
"Wir begrüßen den Vorschlag einer regelmäßigen Gesundheitsuntersuchung der Prostituierten. Sie trägt zum Schutz der Gesundheit bei und ermöglicht im Bedarfsfall auch unverzügliche Hilfsmaßnahmen, wenn z.B. erkannt wird, dass die Frauen Opfer von Gewalt sind", erklärt KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth.
Der KDFB regt an, diese vertrauliche, kostenlose und - wenn gewünscht - anonyme Untersuchung mit einer psychosozialen Beratung zu koppeln. Ein niedrigschwelliges Angebot ermöglicht besonders ausländischen Zwangsprostituierten ausführliche Informationen über ihre Rechte sowie leichte Zugänge zu Fachberatungsstellen und Behörden.
Außerdem spricht sich der KDFB für die Einführung eines Mindestalters von 21 Jahren für die Ausübung von Prostitution aus. So sollen besonders junge Frauen besser geschützt werden, die durch Familie, Zuhälter, Menschenhändler oder so genannte "Freier" leichter manipuliert und ausgebeutet werden können. "Je jünger Frauen sind, umso länger bleiben sie in der Prostitution und umso schwerer fällt es ihnen, das Gewerbe zu verlassen", so Maria Flachsbarth.
Bereits im Oktober 2013 hat der KDFB die Bundesregierung aufgefordert, umgehend den Schutz der Prostituierten zu verbessern sowie Zwangsprostitution und Menschenhandel rigide einzugrenzen.
Die aktuelle Stellungnahme des KDFB-Bundesvorstandes "Frauenrechte achten - Zwangsprostitution verhindern" sowie die Stellungnahme "Wider Prostitution und Menschenhandel" der KDFB-Bundesdelegiertenversammlung von 2013 befinden sich unter www.frauenbund.de/stellungnahmen/.
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"Die öffentliche und die mediale Debatte über Prostitution ist zum Teil noch immer durch Vorurteile, fehlendes Wissen und Skandalisierung geprägt. Insbesondere wendet sich der Bundesrat gegen die pauschale Gleichsetzung von Prostitution mit Menschenhandel." - Bundesratsbeschluss 71/14
"Politikerinnen und Politiker, die an der Prostitutionsgesetzgebung arbeiten, sollen nicht sagen können, sie hätten es nicht besser gewusst." - Felicitas Schirow
Seit Herbst 2013 wird in Deutschland heiß über eine Novellierung des Prostitutionsgesetzes diskutiert, doch wie der Bundesratsbeschluss bestätigt, wird die Debatte noch immer durch Vorurteile, fehlendes Wissen und Skandalisierung geprägt. Wir freuen uns daher, Ihnen eine Aufzeichnung des Symposiums über das deutsche Prostitutionsgesetz vom 9. Dezember 2013 in der Berliner Urania präsentieren zu können, auf der Expertinnen und Experten von aktuellen Erkenntnissen aus Praxis und Forschung berichteten.
Vortragende: Percy MacLean (Ehem. Vorsitzender Richter der Berliner Verwaltungsgerichts und ehem. Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte), Heike Rudat (Leiterin des Dezernats Organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität inkl. Rotlichtkriminalität des Landeskriminalamts Berlin), Prof. Dr. emer. Monika Frommel (Kriminologin, Universität Kiel), Ilona Hengst (Sozialarbeiterin), Gesine Agena (Frauenpolitische Sprecherin, Bündnis 90/Die Grünen), Evrim Sommer (Frauenpolitische Sprecherin, Linkspartei), Christiane Howe (Diplom-Soziologin, Projektkoordination CODISP, Humboldt Universität zu Berlin), Matthias Lehmann (Doktorand an der juristischen Fakultät der Queens Universität Belfast). Moderation: Felicitas Schirow (Ehem. Sexarbeiterin, Betreiberin des Café Pssst!)
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"Die öffentliche und die mediale Debatte über Prostitution ist zum Teil noch immer durch Vorurteile, fehlendes Wissen und Skandalisierung geprägt. Insbesondere wendet sich der Bundesrat gegen die pauschale Gleichsetzung von Prostitution mit Menschenhandel." - Bundesratsbeschluss 71/14
"Politikerinnen und Politiker, die an der Prostitutionsgesetzgebung arbeiten, sollen nicht sagen können, sie hätten es nicht besser gewusst." - Felicitas Schirow
Seit Herbst 2013 wird in Deutschland heiß über eine Novellierung des Prostitutionsgesetzes diskutiert, doch wie der Bundesratsbeschluss bestätigt, wird die Debatte noch immer durch Vorurteile, fehlendes Wissen und Skandalisierung geprägt. Wir freuen uns daher, Ihnen eine Aufzeichnung des Symposiums über das deutsche Prostitutionsgesetz vom 9. Dezember 2013 in der Berliner Urania präsentieren zu können, auf der Expertinnen und Experten von aktuellen Erkenntnissen aus Praxis und Forschung berichteten.
Vortragende: Percy MacLean (Ehem. Vorsitzender Richter der Berliner Verwaltungsgerichts und ehem. Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte), Heike Rudat (Leiterin des Dezernats Organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität inkl. Rotlichtkriminalität des Landeskriminalamts Berlin), Prof. Dr. emer. Monika Frommel (Kriminologin, Universität Kiel), Ilona Hengst (Sozialarbeiterin), Gesine Agena (Frauenpolitische Sprecherin, Bündnis 90/Die Grünen), Evrim Sommer (Frauenpolitische Sprecherin, Linkspartei), Christiane Howe (Diplom-Soziologin, Projektkoordination CODISP, Humboldt Universität zu Berlin), Matthias Lehmann (Doktorand an der juristischen Fakultät der Queens Universität Belfast). Moderation: Felicitas Schirow (Ehem. Sexarbeiterin, Betreiberin des Café Pssst!)
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Prostituierte wehren sich gegen Kondompflicht In Bayern ist Sex mit Prostituierten ohne Kondom verboten. Das soll bald auch bundesweit gelten. Doch die Berufsverbände wehren sich. Ein Dorn im Auge sind ihnen auch die Kontrollen der Sittenpolizei.
http://www.welt.de/regionales/bayern/ar ... licht.html
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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24.9.2014
Sexarbeit
Union beharrt auf Gesundheitstests für Prostituierte
Der CDU/CSU-Fraktion geht die bisher vereinbarte Reform des Prostitutionsgesetzes nicht weit genug, sagt die Familienpolitikerin Sylvia Pantel. Die Christdemokratin diskutiert heute auf dem Sexarbeits-Kongress in Berlin.
Frau Pantel, die Union hat viele ihrer Vorstellungen zur Reform des Prostitutionsgesetzes in den Verhandlungen mit der SPD durchgesetzt. Haben Sie überhaupt noch Wünsche?
Wir haben uns bereits geeinigt über die Anmeldepflicht für Prostituierte, das Verbot der Werbung für ungeschützten Verkehr und das Verbot von menschenunwürdigen Praktiken wie Gang-Bang, Flat-Rate-Angebote und Rape-Gang-Bang. Wir haben aber noch keine Einigung über verpflichtende und regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen, die Bestrafung der Freier von Zwangsprostituierten, die Kondompflicht und die Anhebung des Mindestalters der Prostitution auf 21Jahre.
Das bleibt auf dem Tisch.
Gerade die Anmeldepflicht war und ist ein zentraler Punkt, gegen den Prostituierte stets gekämpft haben, weil sie historisch ein Mittel war, sie zu outen und sozial zu brandmarken.
Es geht nicht um Stigmatisierung, sondern um etwas, das für andere Arbeitnehmerinnen ganz normal ist. Auch wenn ich putzen gehe, muss ich mich anmelden.
Nun ist es sozial deutlich weniger schädlich, putzen zu gehen als auf den Strich. Die Berufsverbände argumentieren, dass die Anmeldepflicht Frauen trifft, die Kinder in der Schule haben oder sich ihr Studium durch Anschaffen finanzieren.
Ich kann doch nicht auf der einen Seite für die Anerkennung der Prostitution als normales Dienstleistungsangebot werben und auf der anderen Seite melde mich nicht an und beanspruche für mich, nicht kontrolliert zu werden. Dass die, die mit der Prostitution richtig Geld verdienen, das anders sehen, ist klar. Die werden auch von den Verbänden vertreten. Wir Abgeordnete haben mit Experten aus Polizei, Staatsanwaltschaft und und mit Streetworkern geredet. Ich habe mich bei Frauen vom Strich informiert und die Häuser gesehen, in denen diese Frauen einiges mitmachen müssen, wenn sie nicht als selbstständige Domina oder Prostituierte arbeiten, sondern weder schreiben noch lesen können. Diesen Frauen möchte ich helfen. Wir reden hier nicht über die zirka fünf Prozent Oberschicht der Prostitution.
Auch Befürworterinnen des rot-grünen Prostitutionsgesetzes von 2002 finden, dass die Gewerbeaufsicht verbessert gehörte. Hätte das nicht genügt?
Aus unserer Sicht nicht. Es gibt in weiten Teilen der Prostitution Formen der modernen Sklaverei, die müssen abgeschafft werden.
In Schweden ist Prostitution seit 15 Jahren per Gesetz abgeschafft. Studien zufolge gibt es sie aber noch, nur in der Illegalität, mit entsprechend größeren Risiken für die Frauen.
Sie werden aber nicht erleben, dass nach Schweden wie nach Deutschland Sex-Touren angeboten werden. Und die Großbordelle, die jetzt geplant sind und mit denen sich Kasse machen lässt – wem nützen die? Es gibt Bordelle, in denen sich Prostituierte zum Verkehr ohne Kondom verpflichten müssen. Im Interesse der Frauen ist das nicht, sondern in dem der Freier und der Betreiber.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sexa ... 46098.html
Sexarbeit
Union beharrt auf Gesundheitstests für Prostituierte
Der CDU/CSU-Fraktion geht die bisher vereinbarte Reform des Prostitutionsgesetzes nicht weit genug, sagt die Familienpolitikerin Sylvia Pantel. Die Christdemokratin diskutiert heute auf dem Sexarbeits-Kongress in Berlin.
Frau Pantel, die Union hat viele ihrer Vorstellungen zur Reform des Prostitutionsgesetzes in den Verhandlungen mit der SPD durchgesetzt. Haben Sie überhaupt noch Wünsche?
Wir haben uns bereits geeinigt über die Anmeldepflicht für Prostituierte, das Verbot der Werbung für ungeschützten Verkehr und das Verbot von menschenunwürdigen Praktiken wie Gang-Bang, Flat-Rate-Angebote und Rape-Gang-Bang. Wir haben aber noch keine Einigung über verpflichtende und regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen, die Bestrafung der Freier von Zwangsprostituierten, die Kondompflicht und die Anhebung des Mindestalters der Prostitution auf 21Jahre.
Das bleibt auf dem Tisch.
Gerade die Anmeldepflicht war und ist ein zentraler Punkt, gegen den Prostituierte stets gekämpft haben, weil sie historisch ein Mittel war, sie zu outen und sozial zu brandmarken.
Es geht nicht um Stigmatisierung, sondern um etwas, das für andere Arbeitnehmerinnen ganz normal ist. Auch wenn ich putzen gehe, muss ich mich anmelden.
Nun ist es sozial deutlich weniger schädlich, putzen zu gehen als auf den Strich. Die Berufsverbände argumentieren, dass die Anmeldepflicht Frauen trifft, die Kinder in der Schule haben oder sich ihr Studium durch Anschaffen finanzieren.
Ich kann doch nicht auf der einen Seite für die Anerkennung der Prostitution als normales Dienstleistungsangebot werben und auf der anderen Seite melde mich nicht an und beanspruche für mich, nicht kontrolliert zu werden. Dass die, die mit der Prostitution richtig Geld verdienen, das anders sehen, ist klar. Die werden auch von den Verbänden vertreten. Wir Abgeordnete haben mit Experten aus Polizei, Staatsanwaltschaft und und mit Streetworkern geredet. Ich habe mich bei Frauen vom Strich informiert und die Häuser gesehen, in denen diese Frauen einiges mitmachen müssen, wenn sie nicht als selbstständige Domina oder Prostituierte arbeiten, sondern weder schreiben noch lesen können. Diesen Frauen möchte ich helfen. Wir reden hier nicht über die zirka fünf Prozent Oberschicht der Prostitution.
Auch Befürworterinnen des rot-grünen Prostitutionsgesetzes von 2002 finden, dass die Gewerbeaufsicht verbessert gehörte. Hätte das nicht genügt?
Aus unserer Sicht nicht. Es gibt in weiten Teilen der Prostitution Formen der modernen Sklaverei, die müssen abgeschafft werden.
In Schweden ist Prostitution seit 15 Jahren per Gesetz abgeschafft. Studien zufolge gibt es sie aber noch, nur in der Illegalität, mit entsprechend größeren Risiken für die Frauen.
Sie werden aber nicht erleben, dass nach Schweden wie nach Deutschland Sex-Touren angeboten werden. Und die Großbordelle, die jetzt geplant sind und mit denen sich Kasse machen lässt – wem nützen die? Es gibt Bordelle, in denen sich Prostituierte zum Verkehr ohne Kondom verpflichten müssen. Im Interesse der Frauen ist das nicht, sondern in dem der Freier und der Betreiber.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sexa ... 46098.html
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz
Thema Normalisierung -
Antwort vom BMFSFJ, Frau Schirrmacher
Bezug: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 760#142760
Gesendet: Dienstag, 23. September 2014 um 16:49 Uhr
Von: Gesa.Schirrmacher@bmfsfj.bund.de
Betreff: WG: Eckpunkte ProstSchutzG: Kein Schutz vor Gewalt sondern Schutz vor Sexarbeit
Sehr geehrter Frau Freudmann,
sehr geehrter Herr Fricke,
wie ich Ihnen schon mitteilte, habe ich Ihre Anregungen und Hinweise zu den Vorläufigen Eckpunkten für ein Gesetz zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen an das Büro von Frau Bundesministerin Schwesig weitergeleitet.
Zu der von Ihnen aufgeworfenen Frage, ob eine Regulierung gleichbedeutend mit Diskriminierung und Stigmatisierung ist oder ob nicht gerade diese rechtliche Gleichstellung mit anderen Gewerben eine Stärkung der Rechtsposition beinhaltet, haben wir uns ja schon ausgetauscht.
Unsere Antwort
Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig
Sehr geehrte Frau Schirrmacher,
ja, zur Frage der Diskriminierung und Stigmatisierung haben wir uns ausgetauscht und das EU Parlament hat festgehalten, dass Sexarbeitende, selbst wenn sie ihrem Beruf nicht mehr nachgehen, Schmähungen, also Stigmatisierungen ausgesetzt sind.
Wir vertreten die Auffassung, dass einer (gewerbe-)rechtlichen Regelung der Tätigkeit von Sexarbeitenden eine konsequente Entstigmatisierung der Sexarbeit und eine völlige Gleichstellung mit anderen Berufstätigkeiten vorrauszugehen hat, der unter anderem die Streichung jeglicher Sondergesetzgebung im Strafrecht, im Ordnungswidrigkeitenrecht in der Strafprozessordnung, im Aufenthaltsrecht im Polizeirecht vorauszugehen hat. Insbesondere muss im Strafrecht Sexarbeit von allen Formen des sexuellen Missbrauchs, auch denen des gewerblich organisierten, des Menschenhandels in die sexuelle Ausbeutung (diffamierend Zwangsprostitution genannt), getrennt werden.
Sexarbeit ist eine Dienstleistung und nur dort wo sexuelle und erotische Dienstleistungen erbracht werden, darf von Sexarbeit gesprochen werden. Der Begriff der Prostitution, der inhaltlich unklar und negativ konnotiert ist, sollte völlig aus der rechtlichen Diskussion genommen werden. Von der Sexarbeit zu unterscheiden sind alle Formen sexuellen Geschehens - sexueller Leistungen - die auf Zwang beruhen (sexueller Missbrauch), zumal wenn sie gewerblich organisiert, auf die Ausbeutung dieser Leistungen abzielen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Jegliche Vermischung dieser unterschiedlichen Sachverhalte stellen eine Fortsetzung von Diskriminierung der Sexarbeit dar. Sofern diese Vermischung im Amt, von AmtsträgerInnen betrieben wird, ist es uns völlig unmöglich mit diesen zusammenzuarbeiten, da diese so die Diskriminierung der Sexarbeit und unserer Person fortgesetzt betreiben und sich damit letztlich ausserhalb grundrechtlicher Strukturprinzipien bewegen.
Es ist wohl richtig, dass wir uns mit Ihnen als Vertreterin des BMFSFJ ausgetauscht haben, jedoch nicht mehr und auch nicht weniger. Wir haben keineswegs unsere Meinungen und unsere Absichten abgestimmt, es sei denn, das BMFSFJ vertritt die Auffassung, das Sexarbeit rechtlich wie jede andere Erwerbstätigkeit zu behandeln sei und diese mit Straftaten der Ausbeutung und des sexuellen Missbrauches nichts zu tun hat, also auch jegliche Sondergesetzgebung zur Sexarbeit unzulässig ist, die ausserhalb des Gewerberechtes angesiedelt würde.
An der Diskussion um diese Veränderung und ihrer rechtlichen Umsetzung und Verankerung im Rechtsempfinden werden wir uns gerne und nachhaltig beteiligen. Unter den Bedingungen alltäglicher Schmähung und Diskriminierung, die uns Menschen in der Sexarbeit in eine auch körperverletzende Zwangslage von sozial-relationaler, pschisch-verbaler, aber auch unmittelbarer körperlicher Gewalt versetzen, der wir weitgehend schutzlos ausgeliefert sind, die für uns also eine Lage struktureller Gewalt und struktureller Hilflosigkeit bedeutet, ist es uns völlig unmöglich über gewerberechtliche Regulierungen unseres Arbeitsfeldes zu sprechen. Davon sind wir weit entfernt und träumen nur davon. Unser Alltag ist die Zwangslage struktureller, diffamierender, diskriminierender, stigmatisierender, körperverletzender Gewalt.
Vorraussetzung der von uns angesprochenen und erwünschten Normalisierung, die erst die Grundlage für spezifische im Gewerberecht anzusiedelnde Regulierung sein könnte, ist eine öffentliche Debatte, die jegliche Schmähung von Sexarbeitenden, jegliche Diffamierung und rechtliche Ungleichbehandlung dieses Berufszweiges als sozial unwert etabliert. Sittenwidrig ist nicht die Sexarbeit sondern die Schmähung von Sexarbeit. Sittenwidrig handeln die, die Sexarbeit schmähen. Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig. Sofern das Bundesminsterium unsere Anliegen unterstützt, insbesondere unsere Feststellung:
Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig
teilt und diese Feststellung, die Einheit der Rechtsordnung vollständig herstellend, zum Gesetz werden lässt, kann es auf unsere Expertise vertrauen.
Ein Beispiel
Wir haben kein Interesse daran, uns gegen unseren erklärten Willen in Bremen amtlich vorschreiben zu lassen, unsere gewerbliche Tätigkeit unter falschen Bezeichnungen zu führen. Weder unter den Begriffen gewerbliche Zimmervermietung, noch unter dem Begriff Wellness- Massagen. Diese behördlich verordneten Begriffe, gegen die wir bezüglich der Zimmervermietung petitiert hatten, sind offensichtlich tatsachenwidrig und wurden trotzdem amtlich verordnet. Dies ist nicht nur eine amtlich Lüge (bestimmt unzulässig, wenn nicht ein Straftatbestand), sondern zugleich Teil der uns treffenden Diskriminierung. Nicht einmal unsere gewerbliche Anmeldung als das, was wir sind, Vermieter von Sexarbeitsorten und Sexarbeitende, ist uns erlaubt. Das ist der bundesdeutsche Normalzustand der Regulierung der Sexarbeit: Anordnung tatsachenwidriger Gewerbeanzeigen gegen den ausdrücklichen Willen der Gewerbeanzeigenden, Ausgrenzung aus dem Gewerberecht und gefälschte Statistik und hinterher heißt das dann kriminelle Energie im Rotlichtmillieu und wird uns als Branche zum Strick der Unglaubwürdigkeit gedreht, z.B. vom Verwaltungsgericht Bremen, das unseren Einlassung (millieutypisch) keinen Glauben aber nachweislich falschen Aussagen psychisch-verbal und sozial-relational gewalttätiger BürgerInnen Beweiswert zubilligte.
Nehmen Sie es uns nicht übel, aber wir sind es leid, gegen Betonwände zu laufen. Wer als VertreterIn des Bundesministeriums von Normalisierung spricht, sollte zum Beispiel dafür sorgen, dass diese Hausaufgaben von den Gewerbeämtern im Land erledigt wurden und Gerichte ohne Ansehen des Berufes und der Person Recht sprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Lara Freudmann
Klaus Fricke
Antwort vom BMFSFJ, Frau Schirrmacher
Bezug: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 760#142760
Gesendet: Dienstag, 23. September 2014 um 16:49 Uhr
Von: Gesa.Schirrmacher@bmfsfj.bund.de
Betreff: WG: Eckpunkte ProstSchutzG: Kein Schutz vor Gewalt sondern Schutz vor Sexarbeit
Sehr geehrter Frau Freudmann,
sehr geehrter Herr Fricke,
wie ich Ihnen schon mitteilte, habe ich Ihre Anregungen und Hinweise zu den Vorläufigen Eckpunkten für ein Gesetz zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen an das Büro von Frau Bundesministerin Schwesig weitergeleitet.
Zu der von Ihnen aufgeworfenen Frage, ob eine Regulierung gleichbedeutend mit Diskriminierung und Stigmatisierung ist oder ob nicht gerade diese rechtliche Gleichstellung mit anderen Gewerben eine Stärkung der Rechtsposition beinhaltet, haben wir uns ja schon ausgetauscht.
Unsere Antwort
Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig
Sehr geehrte Frau Schirrmacher,
ja, zur Frage der Diskriminierung und Stigmatisierung haben wir uns ausgetauscht und das EU Parlament hat festgehalten, dass Sexarbeitende, selbst wenn sie ihrem Beruf nicht mehr nachgehen, Schmähungen, also Stigmatisierungen ausgesetzt sind.
Wir vertreten die Auffassung, dass einer (gewerbe-)rechtlichen Regelung der Tätigkeit von Sexarbeitenden eine konsequente Entstigmatisierung der Sexarbeit und eine völlige Gleichstellung mit anderen Berufstätigkeiten vorrauszugehen hat, der unter anderem die Streichung jeglicher Sondergesetzgebung im Strafrecht, im Ordnungswidrigkeitenrecht in der Strafprozessordnung, im Aufenthaltsrecht im Polizeirecht vorauszugehen hat. Insbesondere muss im Strafrecht Sexarbeit von allen Formen des sexuellen Missbrauchs, auch denen des gewerblich organisierten, des Menschenhandels in die sexuelle Ausbeutung (diffamierend Zwangsprostitution genannt), getrennt werden.
Sexarbeit ist eine Dienstleistung und nur dort wo sexuelle und erotische Dienstleistungen erbracht werden, darf von Sexarbeit gesprochen werden. Der Begriff der Prostitution, der inhaltlich unklar und negativ konnotiert ist, sollte völlig aus der rechtlichen Diskussion genommen werden. Von der Sexarbeit zu unterscheiden sind alle Formen sexuellen Geschehens - sexueller Leistungen - die auf Zwang beruhen (sexueller Missbrauch), zumal wenn sie gewerblich organisiert, auf die Ausbeutung dieser Leistungen abzielen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Jegliche Vermischung dieser unterschiedlichen Sachverhalte stellen eine Fortsetzung von Diskriminierung der Sexarbeit dar. Sofern diese Vermischung im Amt, von AmtsträgerInnen betrieben wird, ist es uns völlig unmöglich mit diesen zusammenzuarbeiten, da diese so die Diskriminierung der Sexarbeit und unserer Person fortgesetzt betreiben und sich damit letztlich ausserhalb grundrechtlicher Strukturprinzipien bewegen.
Es ist wohl richtig, dass wir uns mit Ihnen als Vertreterin des BMFSFJ ausgetauscht haben, jedoch nicht mehr und auch nicht weniger. Wir haben keineswegs unsere Meinungen und unsere Absichten abgestimmt, es sei denn, das BMFSFJ vertritt die Auffassung, das Sexarbeit rechtlich wie jede andere Erwerbstätigkeit zu behandeln sei und diese mit Straftaten der Ausbeutung und des sexuellen Missbrauches nichts zu tun hat, also auch jegliche Sondergesetzgebung zur Sexarbeit unzulässig ist, die ausserhalb des Gewerberechtes angesiedelt würde.
An der Diskussion um diese Veränderung und ihrer rechtlichen Umsetzung und Verankerung im Rechtsempfinden werden wir uns gerne und nachhaltig beteiligen. Unter den Bedingungen alltäglicher Schmähung und Diskriminierung, die uns Menschen in der Sexarbeit in eine auch körperverletzende Zwangslage von sozial-relationaler, pschisch-verbaler, aber auch unmittelbarer körperlicher Gewalt versetzen, der wir weitgehend schutzlos ausgeliefert sind, die für uns also eine Lage struktureller Gewalt und struktureller Hilflosigkeit bedeutet, ist es uns völlig unmöglich über gewerberechtliche Regulierungen unseres Arbeitsfeldes zu sprechen. Davon sind wir weit entfernt und träumen nur davon. Unser Alltag ist die Zwangslage struktureller, diffamierender, diskriminierender, stigmatisierender, körperverletzender Gewalt.
Vorraussetzung der von uns angesprochenen und erwünschten Normalisierung, die erst die Grundlage für spezifische im Gewerberecht anzusiedelnde Regulierung sein könnte, ist eine öffentliche Debatte, die jegliche Schmähung von Sexarbeitenden, jegliche Diffamierung und rechtliche Ungleichbehandlung dieses Berufszweiges als sozial unwert etabliert. Sittenwidrig ist nicht die Sexarbeit sondern die Schmähung von Sexarbeit. Sittenwidrig handeln die, die Sexarbeit schmähen. Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig. Sofern das Bundesminsterium unsere Anliegen unterstützt, insbesondere unsere Feststellung:
Schmähung der Sexarbeit ist sittenwidrig
teilt und diese Feststellung, die Einheit der Rechtsordnung vollständig herstellend, zum Gesetz werden lässt, kann es auf unsere Expertise vertrauen.
Ein Beispiel
Wir haben kein Interesse daran, uns gegen unseren erklärten Willen in Bremen amtlich vorschreiben zu lassen, unsere gewerbliche Tätigkeit unter falschen Bezeichnungen zu führen. Weder unter den Begriffen gewerbliche Zimmervermietung, noch unter dem Begriff Wellness- Massagen. Diese behördlich verordneten Begriffe, gegen die wir bezüglich der Zimmervermietung petitiert hatten, sind offensichtlich tatsachenwidrig und wurden trotzdem amtlich verordnet. Dies ist nicht nur eine amtlich Lüge (bestimmt unzulässig, wenn nicht ein Straftatbestand), sondern zugleich Teil der uns treffenden Diskriminierung. Nicht einmal unsere gewerbliche Anmeldung als das, was wir sind, Vermieter von Sexarbeitsorten und Sexarbeitende, ist uns erlaubt. Das ist der bundesdeutsche Normalzustand der Regulierung der Sexarbeit: Anordnung tatsachenwidriger Gewerbeanzeigen gegen den ausdrücklichen Willen der Gewerbeanzeigenden, Ausgrenzung aus dem Gewerberecht und gefälschte Statistik und hinterher heißt das dann kriminelle Energie im Rotlichtmillieu und wird uns als Branche zum Strick der Unglaubwürdigkeit gedreht, z.B. vom Verwaltungsgericht Bremen, das unseren Einlassung (millieutypisch) keinen Glauben aber nachweislich falschen Aussagen psychisch-verbal und sozial-relational gewalttätiger BürgerInnen Beweiswert zubilligte.
Nehmen Sie es uns nicht übel, aber wir sind es leid, gegen Betonwände zu laufen. Wer als VertreterIn des Bundesministeriums von Normalisierung spricht, sollte zum Beispiel dafür sorgen, dass diese Hausaufgaben von den Gewerbeämtern im Land erledigt wurden und Gerichte ohne Ansehen des Berufes und der Person Recht sprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Lara Freudmann
Klaus Fricke
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Grüne fordern Nachbesserungen
Bordelle sollen Genehmigung beantragen müssen
Mehr Schutz für Prostituierte: Die Grünen wollen eine Genehmigungspflicht für Bordelle einführen.
Im Rotlichtmilieu tauchen immer mehr Südeuropäerinnen auf - mancherorts ist dieser Trend auch auf den Straßen zu beobachten. Die Grünen fordern nun zum Schutz vor Ausbeutung eine Gesetzesreform.
Nach Union und SPD hat nun auch die Grünen-Fraktion eine Reform des umstrittenen Prostitutionsgesetzes gefordert. Hintergrund sind Untersuchungen, aus denen hervorgeht, dass das rot-grüne Gesetz, mit dem die Prostitution 2002 legalisiert worden war, nicht zu einer Begrenzung der Ausbeutung von Prostituierten geführt hat.
"In den letzten Jahren ist die Armutsprostitution und ausbeutende Prostitution vor allem von Prostituierten aus Südeuropa sichtbarer geworden", heißt es in einem Positionspapier, das die Grünen vorstellten. Um Frauen, die in Bordellen arbeiten, mehr Schutz zu bieten, sei eine Genehmigungspflicht für Prostitutionsstätten notwendig. Freier, die wissentlich sexuelle Dienstleistungen von Opfern von Menschenhandel in Anspruch nehmen, sollten bestraft werden.
Die Grünen sprachen sich aber gegen eine Meldepflicht für Prostituierte aus. Diese hatte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) gefordert. Die Grünen räumten ein, die mit dem "Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostitution" verbundene Erwartung, im Huren-Milieu sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu schaffen, habe sich nicht erfüllt.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Polit ... essen.html
Bordelle sollen Genehmigung beantragen müssen
Mehr Schutz für Prostituierte: Die Grünen wollen eine Genehmigungspflicht für Bordelle einführen.
Im Rotlichtmilieu tauchen immer mehr Südeuropäerinnen auf - mancherorts ist dieser Trend auch auf den Straßen zu beobachten. Die Grünen fordern nun zum Schutz vor Ausbeutung eine Gesetzesreform.
Nach Union und SPD hat nun auch die Grünen-Fraktion eine Reform des umstrittenen Prostitutionsgesetzes gefordert. Hintergrund sind Untersuchungen, aus denen hervorgeht, dass das rot-grüne Gesetz, mit dem die Prostitution 2002 legalisiert worden war, nicht zu einer Begrenzung der Ausbeutung von Prostituierten geführt hat.
"In den letzten Jahren ist die Armutsprostitution und ausbeutende Prostitution vor allem von Prostituierten aus Südeuropa sichtbarer geworden", heißt es in einem Positionspapier, das die Grünen vorstellten. Um Frauen, die in Bordellen arbeiten, mehr Schutz zu bieten, sei eine Genehmigungspflicht für Prostitutionsstätten notwendig. Freier, die wissentlich sexuelle Dienstleistungen von Opfern von Menschenhandel in Anspruch nehmen, sollten bestraft werden.
Die Grünen sprachen sich aber gegen eine Meldepflicht für Prostituierte aus. Diese hatte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) gefordert. Die Grünen räumten ein, die mit dem "Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostitution" verbundene Erwartung, im Huren-Milieu sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu schaffen, habe sich nicht erfüllt.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Polit ... essen.html
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Positionspapier | 25.09.2014
Prostituierte schützen und stärken
Die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation von Prostituierten sowie der Schutz vor Ausbeutung und Gewalt stehen im Zentrum des neuen Positionspapiers „Prostituierte schützen und stärken“. Die Situation vieler Prostituierter ist verbesserungsbedürftig und braucht klar geregelte Rahmenbedingungen. Die rechtliche Lage für diejenigen, die mit Prostitution ihr Geld verdienen, wollen wir verbessern und sie vor Ausbeutung und Gewalt schützen. Eine notwendige Weiterentwicklung des Prostitutionsgesetzes sehen wir in einem Prostitutionsstättengesetz.
http://www.gruene-bundestag.de/fileadmi ... gesetz.pdf
Prostitutionsstättengesetz
Damit sollen Prostitutionsstätten als Gewerbebetriebe reguliert werden. Die Kontrolle erfolgt über die Gewerbeämter, die jederzeit Zutritt zu den Prostitutionsstätten haben. Sie unterliegen einer Genehmigungspflicht. Das beinhaltet auch die Überprüfung der Bordellbetreibenden. Sie müssen einen Geschäftsplan vorlegen, dürfen menschenunwürdige Geschäftsmodelle nicht anbieten und soziale und hygienische Standards einhalten. Dazu gehört auch die Pflicht für Bordellbetreibende, Kondome in ihren Betrieben auszulegen und entsprechende Hinweisschilder deutlich anzubringen, um die Verhandlungsposition von Prostituierten für geschützten Geschlechtsverkehr zu stärken.
Beratung ausbauen
Einen Ausbau von Beratungsangeboten sehen wir als zentral an. Prostituierte müssen flächendeckend die Möglichkeit haben, niedrigschwellige mehrsprachige Beratungsangebote, wahrnehmen zu können. Aufsuchende Beratung vor Ort ist verstärkt nötig, die Informationen über die Rechtslage sowie gesundheitliche oder psychologische Hilfe vermittelt. Dies ist wichtig, um Prostituierte zu erreichen und ihnen die Wahrnehmung ihrer Rechte zu ermöglichen. Wir setzen dabei auf Angebote, nicht auf Verpflichtungen und Verbote, weil wir das für kontraproduktiv halten.
Weitere Maßnahmen
Flankierend soll das Einkommenssteuergesetz überarbeitet und Prostituierte in die Gruppe der sonstigen Selbständigen aufgenommen werden. Auch das sogenannten Vermieterprivileg nach §180a Abs. 2 Nummer 2 StGB soll fallen. VermieterInnen, die Prostituierte ausbeuten, sollen nicht durch eine geringere Strafandrohung rechtlich besser gestellt werden als Zuhälter. Wir müssen auch dringend an einem verbesserten Zugang zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung für selbständige Prostituierte arbeiten. Ein Instrument dafür ist die Bürgerversicherung.
Die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten in der Prostitution sind sehr unterschiedlich. Sie reichen vom Escort-Service über die Wohnungs- oder Bordellprostitution bis hin zur Straßenprostitution. Die Grenzen zwischen legaler Prostitution und Ausbeutung in der Prostitution erscheinen oft fließend und machen es schwierig zu unterscheiden, wo selbstbestimmte Arbeit in der Prostitution beginnt und endet. Soziale Not und Drogenabhängigkeit schränken die Handlungsfreiheit und Autonomie von Menschen ein. Wenn wir über Prostitution in ihrer Bandbreite reden, dürfen wir über Armut nicht schweigen. Die Diskussion über den Umgang mit Prostitution muss die Unterschiede in der Art der Prostitution und Probleme von krimineller Ausbeutung, Abhängigkeiten, Zwang und Gewalt berücksichtigen. Es müssen politische Antworten für die gesamte Bandbreite gefunden werden.
Die Debatten zeigen immer wieder deutlich, dass verlässliche Daten und Informationen über Prostitution fehlen. Deshalb brauchen wir mehr quantitative und qualitative Studien. „Runde Tische Prostitution“ aus Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Hamburg zeigen, dass ein Austausch aller Beteiligten zu sinnvollen Konzepten für die Situation vor Ort führt und Vorurteile abbaut.
Zwangsuntersuchungen, eine Kondompflicht, die Prostituierte kriminalisiert, oder eine Meldepflicht sind nicht sinnvoll, um Prostituierte zu schützen. Sie bergen die Gefahr, Prostituierte in die Illegalität zu drängen und sind zudem in der Praxis kaum umsetzbar.
Verbrechen Menschenhandel
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist ein Verbrechen. Eine Gleichsetzung von Prostitution und Zwangsprostitution und Menschenhandel ist falsch. Wir fordern daher, dass endlich die Maßnahmen zum Schutz der Opfer von Menschenhandel umgesetzt werden:
die EU-Richtlinie zum Menschenhandel,
die EU-Opferschutzrichtlinie
sowie die Europaratskonvention gegen Menschenhandel.
http://www.gruene-bundestag.de/themen/f ... 93009.html
Prostituierte schützen und stärken
Die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation von Prostituierten sowie der Schutz vor Ausbeutung und Gewalt stehen im Zentrum des neuen Positionspapiers „Prostituierte schützen und stärken“. Die Situation vieler Prostituierter ist verbesserungsbedürftig und braucht klar geregelte Rahmenbedingungen. Die rechtliche Lage für diejenigen, die mit Prostitution ihr Geld verdienen, wollen wir verbessern und sie vor Ausbeutung und Gewalt schützen. Eine notwendige Weiterentwicklung des Prostitutionsgesetzes sehen wir in einem Prostitutionsstättengesetz.
http://www.gruene-bundestag.de/fileadmi ... gesetz.pdf
Prostitutionsstättengesetz
Damit sollen Prostitutionsstätten als Gewerbebetriebe reguliert werden. Die Kontrolle erfolgt über die Gewerbeämter, die jederzeit Zutritt zu den Prostitutionsstätten haben. Sie unterliegen einer Genehmigungspflicht. Das beinhaltet auch die Überprüfung der Bordellbetreibenden. Sie müssen einen Geschäftsplan vorlegen, dürfen menschenunwürdige Geschäftsmodelle nicht anbieten und soziale und hygienische Standards einhalten. Dazu gehört auch die Pflicht für Bordellbetreibende, Kondome in ihren Betrieben auszulegen und entsprechende Hinweisschilder deutlich anzubringen, um die Verhandlungsposition von Prostituierten für geschützten Geschlechtsverkehr zu stärken.
Beratung ausbauen
Einen Ausbau von Beratungsangeboten sehen wir als zentral an. Prostituierte müssen flächendeckend die Möglichkeit haben, niedrigschwellige mehrsprachige Beratungsangebote, wahrnehmen zu können. Aufsuchende Beratung vor Ort ist verstärkt nötig, die Informationen über die Rechtslage sowie gesundheitliche oder psychologische Hilfe vermittelt. Dies ist wichtig, um Prostituierte zu erreichen und ihnen die Wahrnehmung ihrer Rechte zu ermöglichen. Wir setzen dabei auf Angebote, nicht auf Verpflichtungen und Verbote, weil wir das für kontraproduktiv halten.
Weitere Maßnahmen
Flankierend soll das Einkommenssteuergesetz überarbeitet und Prostituierte in die Gruppe der sonstigen Selbständigen aufgenommen werden. Auch das sogenannten Vermieterprivileg nach §180a Abs. 2 Nummer 2 StGB soll fallen. VermieterInnen, die Prostituierte ausbeuten, sollen nicht durch eine geringere Strafandrohung rechtlich besser gestellt werden als Zuhälter. Wir müssen auch dringend an einem verbesserten Zugang zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung für selbständige Prostituierte arbeiten. Ein Instrument dafür ist die Bürgerversicherung.
Die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten in der Prostitution sind sehr unterschiedlich. Sie reichen vom Escort-Service über die Wohnungs- oder Bordellprostitution bis hin zur Straßenprostitution. Die Grenzen zwischen legaler Prostitution und Ausbeutung in der Prostitution erscheinen oft fließend und machen es schwierig zu unterscheiden, wo selbstbestimmte Arbeit in der Prostitution beginnt und endet. Soziale Not und Drogenabhängigkeit schränken die Handlungsfreiheit und Autonomie von Menschen ein. Wenn wir über Prostitution in ihrer Bandbreite reden, dürfen wir über Armut nicht schweigen. Die Diskussion über den Umgang mit Prostitution muss die Unterschiede in der Art der Prostitution und Probleme von krimineller Ausbeutung, Abhängigkeiten, Zwang und Gewalt berücksichtigen. Es müssen politische Antworten für die gesamte Bandbreite gefunden werden.
Die Debatten zeigen immer wieder deutlich, dass verlässliche Daten und Informationen über Prostitution fehlen. Deshalb brauchen wir mehr quantitative und qualitative Studien. „Runde Tische Prostitution“ aus Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Hamburg zeigen, dass ein Austausch aller Beteiligten zu sinnvollen Konzepten für die Situation vor Ort führt und Vorurteile abbaut.
Zwangsuntersuchungen, eine Kondompflicht, die Prostituierte kriminalisiert, oder eine Meldepflicht sind nicht sinnvoll, um Prostituierte zu schützen. Sie bergen die Gefahr, Prostituierte in die Illegalität zu drängen und sind zudem in der Praxis kaum umsetzbar.
Verbrechen Menschenhandel
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist ein Verbrechen. Eine Gleichsetzung von Prostitution und Zwangsprostitution und Menschenhandel ist falsch. Wir fordern daher, dass endlich die Maßnahmen zum Schutz der Opfer von Menschenhandel umgesetzt werden:
die EU-Richtlinie zum Menschenhandel,
die EU-Opferschutzrichtlinie
sowie die Europaratskonvention gegen Menschenhandel.
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26.9.2014
Misstrauisch aus Erfahrung
Prostituierte lehnen Schutz durch die Große Koalition ab - sie wissen warum
Der Schutz von Prostituierten vor Ausbeutung und Menschenhandel soll Kern eines Gesetzes werden. Die neuen Sonderregeln gelten jedoch für alle in der Branche. Das nährt Misstrauen.
Es gibt bislang nur ein paar Eckpunkte, gar keinen fertigen Entwurf - wenn SPD und CDU also erst einmal testen wollten, wie ihre Pläne für ein neues »Prostituiertenschutzgesetz« ankommen, haben sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Sexarbeitskongresses eine klare Antwort bekommen: ganz schlecht. Die sozialdemokratische Rechtspolitikerin Eva Högl versicherte zwar, keinesfalls legale Prostitution kriminalisieren zu wollen, sondern ausschließlich kriminelle Menschenhändler - allein, man glaubte ihr nicht im Emil-Fischer-Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität, wo sich am Mittwochabend rund 300 Sexarbeiter jeden Geschlechts, Bordellbetreiber, Beraterinnen und Verbandsvertreterinnen eingefunden hatten, um mit Politikern der Bundestagsparteien über die Gesetzespläne zu diskutieren.
Überraschen konnte daran eigentlich nur Eva Högls Überraschung, die sich über die feindliche Stimmung im Saal beschwerte, während sie sich selbst eher als Verbündete wahrnimmt. Rot-Grün hatte vor zwölf Jahren einen Paradigmenwechsel eingeleitet und Prostitution vom Verdikt der Sittenwidrigkeit befreit.
Schuld an der Schärfe ist das, was in den Eckpunkten der Koalition steht - eine neue Meldepflicht für Prostituierte, die Erlaubnispflicht für Bordelle, das Verbot bestimmter Geschäftsmodelle - wie auch das, was nicht darin steht - Verbesserungen, die sich Prostituierte wünschen, etwa die Abschaffung der Sperrbezirke oder neue Modelle für ihre soziale Absicherung. Schuld an dem Misstrauen ist nicht zuletzt der Koalitionspartner CDU, der umfassende Verschärfungen fordert und für den Sylvia Pantel, zuständige Berichterstatterin im Familienausschuss, auf dem Podium saß.
Das Reformvorhaben wurde auf Druck der Union in den Koalitionsvertrag geschrieben. Die Umsetzung fällt jedoch in das Ressort der Sozialdemokraten. Familienministerin Manuela Schwesig versucht seither einen Spagat - verbal die rot-grüne Linie beibehalten und zugleich irgendwie die Prostitutionsgegner in der CDU befriedigen, die verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen, ein Mindestalter von 21 für Prostituierte sowie die Bestrafung von Freiern von Zwangsprostituierten fordern. All das lehne sie ab, betont Högl.
Sexarbeiterinnen scheinen jedoch nicht allzu viel Vertrauen in die Standhaftigkeit der SPD zu haben. Sie fühlen sich durch die Vorhaben stigmatisiert. »Für keinen anderen Beruf gibt es eine Meldepflicht«, kritisierte Sexarbeiterin Undine de Rivière die geplante Einführung einer weiteren Sonderregel. Nicht nur sie fürchtet neue Zugriffs- und Kontrollrechte für staatliche Behörden, allen voran die Polizei. Högl selbst mochte diesen Kernpunkt nicht verteidigen. Sie sei ebenfalls skeptisch, räumte sie ein. Auch Pantel konnte an diesem Abend nicht darlegen, wie die Meldepflicht Zwangsprostituierte schützen soll. Man könne sie dadurch leichter »entdecken«, verspricht die CDU-Politikerin. De Rivière argumentiert dagegen: »Wer Frauen zum Anschaffen zwingen kann, der kann sie auch dazu zwingen, sich behördlich zu registrieren.« Getroffen würden vielmehr alle, die legal arbeiten, aber Wert auf ihre Anonymität legen.
Der stärkste Einwand gegen die Eckpunkte ist ein grundsätzlicher: Warum, so fragen Sexarbeiterinnen, werden Maßnahmen gegen Menschenhändler überhaupt ins Prostitutionsgesetz eingefügt und so beide Bereiche vermischt? Wenn überhaupt, sei ein eigenes Gesetz sinnvoller, zumal Opfer von Menschenhändlern in Deutschland auch in der Fleischbranche, Pflege, Hausarbeit und in der Landwirtschaft ausgebeutet würden. Zudem ist es längst strafbar, Frauen dazu zu zwingen, auf den Strich zu gehen. Das kann als sexuelle Nötigung verfolgt werden. »Es gibt genug Gesetze«, sagt Simone Wiegratz von der Prostituiertenberatungsstelle Hydra. »Sie müssten nur durchgesetzt werden.«
Insbesondere der CDU wird nicht geglaubt, dass es ihr wirklich um den Schutz von ausgebeuteten, ausländischen Prostituierten geht. Stattdessen vermuten viele einen Feldzug gegen jede Form von Prostitution unter dem Deckmantel von Opferschutz. Andernfalls, darauf weist eine junge Sexarbeiterin hin, hätte die Union längst eine EU-Menschenhandelsrichtlinie umsetzen können, die vor Jahren verabschiedet wurde. Beratungsstellen, die mit Opfern von Menschenhandel zu tun haben, sehen den besten Schutz in einem gesicherten Aufenthaltsrecht. Aber solche Ansätze kollidieren mit der von der Union verfolgten Abwehr von Migranten.
http://www.neues-deutschland.de/artikel ... hrung.html
Misstrauisch aus Erfahrung
Prostituierte lehnen Schutz durch die Große Koalition ab - sie wissen warum
Der Schutz von Prostituierten vor Ausbeutung und Menschenhandel soll Kern eines Gesetzes werden. Die neuen Sonderregeln gelten jedoch für alle in der Branche. Das nährt Misstrauen.
Es gibt bislang nur ein paar Eckpunkte, gar keinen fertigen Entwurf - wenn SPD und CDU also erst einmal testen wollten, wie ihre Pläne für ein neues »Prostituiertenschutzgesetz« ankommen, haben sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Sexarbeitskongresses eine klare Antwort bekommen: ganz schlecht. Die sozialdemokratische Rechtspolitikerin Eva Högl versicherte zwar, keinesfalls legale Prostitution kriminalisieren zu wollen, sondern ausschließlich kriminelle Menschenhändler - allein, man glaubte ihr nicht im Emil-Fischer-Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität, wo sich am Mittwochabend rund 300 Sexarbeiter jeden Geschlechts, Bordellbetreiber, Beraterinnen und Verbandsvertreterinnen eingefunden hatten, um mit Politikern der Bundestagsparteien über die Gesetzespläne zu diskutieren.
Überraschen konnte daran eigentlich nur Eva Högls Überraschung, die sich über die feindliche Stimmung im Saal beschwerte, während sie sich selbst eher als Verbündete wahrnimmt. Rot-Grün hatte vor zwölf Jahren einen Paradigmenwechsel eingeleitet und Prostitution vom Verdikt der Sittenwidrigkeit befreit.
Schuld an der Schärfe ist das, was in den Eckpunkten der Koalition steht - eine neue Meldepflicht für Prostituierte, die Erlaubnispflicht für Bordelle, das Verbot bestimmter Geschäftsmodelle - wie auch das, was nicht darin steht - Verbesserungen, die sich Prostituierte wünschen, etwa die Abschaffung der Sperrbezirke oder neue Modelle für ihre soziale Absicherung. Schuld an dem Misstrauen ist nicht zuletzt der Koalitionspartner CDU, der umfassende Verschärfungen fordert und für den Sylvia Pantel, zuständige Berichterstatterin im Familienausschuss, auf dem Podium saß.
Das Reformvorhaben wurde auf Druck der Union in den Koalitionsvertrag geschrieben. Die Umsetzung fällt jedoch in das Ressort der Sozialdemokraten. Familienministerin Manuela Schwesig versucht seither einen Spagat - verbal die rot-grüne Linie beibehalten und zugleich irgendwie die Prostitutionsgegner in der CDU befriedigen, die verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen, ein Mindestalter von 21 für Prostituierte sowie die Bestrafung von Freiern von Zwangsprostituierten fordern. All das lehne sie ab, betont Högl.
Sexarbeiterinnen scheinen jedoch nicht allzu viel Vertrauen in die Standhaftigkeit der SPD zu haben. Sie fühlen sich durch die Vorhaben stigmatisiert. »Für keinen anderen Beruf gibt es eine Meldepflicht«, kritisierte Sexarbeiterin Undine de Rivière die geplante Einführung einer weiteren Sonderregel. Nicht nur sie fürchtet neue Zugriffs- und Kontrollrechte für staatliche Behörden, allen voran die Polizei. Högl selbst mochte diesen Kernpunkt nicht verteidigen. Sie sei ebenfalls skeptisch, räumte sie ein. Auch Pantel konnte an diesem Abend nicht darlegen, wie die Meldepflicht Zwangsprostituierte schützen soll. Man könne sie dadurch leichter »entdecken«, verspricht die CDU-Politikerin. De Rivière argumentiert dagegen: »Wer Frauen zum Anschaffen zwingen kann, der kann sie auch dazu zwingen, sich behördlich zu registrieren.« Getroffen würden vielmehr alle, die legal arbeiten, aber Wert auf ihre Anonymität legen.
Der stärkste Einwand gegen die Eckpunkte ist ein grundsätzlicher: Warum, so fragen Sexarbeiterinnen, werden Maßnahmen gegen Menschenhändler überhaupt ins Prostitutionsgesetz eingefügt und so beide Bereiche vermischt? Wenn überhaupt, sei ein eigenes Gesetz sinnvoller, zumal Opfer von Menschenhändlern in Deutschland auch in der Fleischbranche, Pflege, Hausarbeit und in der Landwirtschaft ausgebeutet würden. Zudem ist es längst strafbar, Frauen dazu zu zwingen, auf den Strich zu gehen. Das kann als sexuelle Nötigung verfolgt werden. »Es gibt genug Gesetze«, sagt Simone Wiegratz von der Prostituiertenberatungsstelle Hydra. »Sie müssten nur durchgesetzt werden.«
Insbesondere der CDU wird nicht geglaubt, dass es ihr wirklich um den Schutz von ausgebeuteten, ausländischen Prostituierten geht. Stattdessen vermuten viele einen Feldzug gegen jede Form von Prostitution unter dem Deckmantel von Opferschutz. Andernfalls, darauf weist eine junge Sexarbeiterin hin, hätte die Union längst eine EU-Menschenhandelsrichtlinie umsetzen können, die vor Jahren verabschiedet wurde. Beratungsstellen, die mit Opfern von Menschenhandel zu tun haben, sehen den besten Schutz in einem gesicherten Aufenthaltsrecht. Aber solche Ansätze kollidieren mit der von der Union verfolgten Abwehr von Migranten.
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz
Ein offener Brief an Sylvia Pantel, MdB für die CDU
http://menschenhandelheute.net/2014/10/ ... r-die-cdu/
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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7.10.2014
ESSEN
Caritas Essen warnt vor Zwangsuntersuchungen für Prostituierte
Essen. Die Bundesregierung plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen für Prostituierte. Die Gesetzesinitiative ruft die Caritas im Bistum Essen auf den Plan. Sie befürchtet, dass durch das Gesetz die Arbeit der Streetworker erschwert werde. 850 Sexarbeiter wären in Essen betroffen.
Eine Berliner Gesetzesinitiative bereitet der Caritas im Bistum Essen Sorgen. Die Bundesregierung will das Prostitutionsgesetz überarbeiten und plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen. Davon wären in Essen geschätzte 850 Prostituierte -600 Frauen, 150 Männer - betroffen. "Die Arbeit von Streetworkerinnen wird durch erzwungene Untersuchungen erschwert. Gerade der Zugang zu Opfern von Menschenhandel oder Zwangsprostituierten basiert auf Vertrauen, nicht auf Zwang. Ordnungspolitisches Aufrüsten bringt nur Vertrauensverlust", kritisiert Andreas Meiwes, Caritasdirektor im Bistum Essen.
Zwangsuntersuchungen gab es schon. Diese wurden allerdings 2001 mit der Einführung des sogenannten Infektionsschutzgesetzes abgeschafft. Das Prostitutionsgesetz aus dem Folgejahr gibt Prostituierten zudem die Möglichkeit, ein Gewerbe anzumelden und sich sozial zu versichern. Das wird in Essen auch rege genutzt.
In Essen bietet Gynäkologin des Gesundheitsamts Beratung
Hildegard Pleuse, Referentin für Sucht und Aids bei der Caritas, sieht die Initiative kritisch. "Statt Repressalien helfen Angebote, die ohne Formalitäten und Bedingungen zugänglich sind. Diese sollten anonym und auf freiwilliger Basis beruhen", sagte Pleuse auf Anfrage der WAZ.
In Essen gibt es bewährte Kooperationen zwischen Gesundheitsamt und Streetworkern. Eine Gynäkologin des Gesundheitsamts bietet Beratungen an. Es gibt die Fach- und Beratungsstelle Nachtfalter der Caritas Essen. Und auf dem Straßenstrich an der Gladbecker Straße steht ein Beratungscontainer, der von mehreren Institutionen getragen wird.
Caritas-Referentin Hildegard Pleuse warnt auch vor den Folgen für die Freier: "Die Männer verlassen sich auf die Tests und setzen nicht mehr auf eigene Schutzmaßnahmen. Dabei sind auch sie in der Verantwortung und haben eine Verpflichtung." Die Zwangsuntersuchungen sind im Monatsrhythmus denkbar und wären kosten- und personalintensiv.
http://www.derwesten.de/staedte/essen/c ... 2015328286
ESSEN
Caritas Essen warnt vor Zwangsuntersuchungen für Prostituierte
Essen. Die Bundesregierung plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen für Prostituierte. Die Gesetzesinitiative ruft die Caritas im Bistum Essen auf den Plan. Sie befürchtet, dass durch das Gesetz die Arbeit der Streetworker erschwert werde. 850 Sexarbeiter wären in Essen betroffen.
Eine Berliner Gesetzesinitiative bereitet der Caritas im Bistum Essen Sorgen. Die Bundesregierung will das Prostitutionsgesetz überarbeiten und plant die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen. Davon wären in Essen geschätzte 850 Prostituierte -600 Frauen, 150 Männer - betroffen. "Die Arbeit von Streetworkerinnen wird durch erzwungene Untersuchungen erschwert. Gerade der Zugang zu Opfern von Menschenhandel oder Zwangsprostituierten basiert auf Vertrauen, nicht auf Zwang. Ordnungspolitisches Aufrüsten bringt nur Vertrauensverlust", kritisiert Andreas Meiwes, Caritasdirektor im Bistum Essen.
Zwangsuntersuchungen gab es schon. Diese wurden allerdings 2001 mit der Einführung des sogenannten Infektionsschutzgesetzes abgeschafft. Das Prostitutionsgesetz aus dem Folgejahr gibt Prostituierten zudem die Möglichkeit, ein Gewerbe anzumelden und sich sozial zu versichern. Das wird in Essen auch rege genutzt.
In Essen bietet Gynäkologin des Gesundheitsamts Beratung
Hildegard Pleuse, Referentin für Sucht und Aids bei der Caritas, sieht die Initiative kritisch. "Statt Repressalien helfen Angebote, die ohne Formalitäten und Bedingungen zugänglich sind. Diese sollten anonym und auf freiwilliger Basis beruhen", sagte Pleuse auf Anfrage der WAZ.
In Essen gibt es bewährte Kooperationen zwischen Gesundheitsamt und Streetworkern. Eine Gynäkologin des Gesundheitsamts bietet Beratungen an. Es gibt die Fach- und Beratungsstelle Nachtfalter der Caritas Essen. Und auf dem Straßenstrich an der Gladbecker Straße steht ein Beratungscontainer, der von mehreren Institutionen getragen wird.
Caritas-Referentin Hildegard Pleuse warnt auch vor den Folgen für die Freier: "Die Männer verlassen sich auf die Tests und setzen nicht mehr auf eigene Schutzmaßnahmen. Dabei sind auch sie in der Verantwortung und haben eine Verpflichtung." Die Zwangsuntersuchungen sind im Monatsrhythmus denkbar und wären kosten- und personalintensiv.
http://www.derwesten.de/staedte/essen/c ... 2015328286
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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8.10.2014
Runder Tisch legt Bericht vor: Bessere Bedingungen für Prostituierte
DÜSSELDORF Hunderttausende Frauen prostituieren sich in Deutschland. Elend und Gewalt gehören oft zu ihrem Alltag. Ein Runder Tisch soll zeigen, wie sich deren Lebensbedingungen in NRW verbessern lassen. Auch in Berlin arbeitet die Politik derzeit an Reformen.
Der «Runde Tisch Prostitution» legt nach vier Jahren Arbeit seinen Abschlussbericht zu den Lebensbedingungen von Prostituierten in Nordrhein-Westfalen vor. Wie sich diese verbessern lassen, war Leitfrage für die Experten, die sich dazu gemeinsam mit Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) heute in Düsseldorf äußern wollen. In dem Gremium arbeiten Vertreter von Ministerien, Beratungsstellen, Kommunen, Landeskriminalamt, Aids-Hilfe und Prostituierten zusammen.
Zum Startschuss Ende 2010 hatte Steffens betont, der Runde Tisch solle die größten Probleme der geschätzten rund 37 600 Prostituierten in NRW aufzeigen. Genannt wurden damals fehlende Arbeitsverträge oder auch unzureichende Kranken- und Rentenversicherung. Bundesweit wird die Zahl der Prostituierten auf rund 400 000 geschätzt. In Berlin arbeitet die große Koalition derzeit an einer Reform des umstrittenen Prostitutionsgesetzes von 2002. Im Mittelpunkt der geplanten Neuregelung stehen der Schutz der Prostituierten vor Gewalt, Ausbeutung durch Zuhälter und Menschenhandel und der Erhalt ihrer Gesundheit.
http://www.ruhrnachrichten.de/nachricht ... x288727000
Runder Tisch legt Bericht vor: Bessere Bedingungen für Prostituierte
DÜSSELDORF Hunderttausende Frauen prostituieren sich in Deutschland. Elend und Gewalt gehören oft zu ihrem Alltag. Ein Runder Tisch soll zeigen, wie sich deren Lebensbedingungen in NRW verbessern lassen. Auch in Berlin arbeitet die Politik derzeit an Reformen.
Der «Runde Tisch Prostitution» legt nach vier Jahren Arbeit seinen Abschlussbericht zu den Lebensbedingungen von Prostituierten in Nordrhein-Westfalen vor. Wie sich diese verbessern lassen, war Leitfrage für die Experten, die sich dazu gemeinsam mit Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) heute in Düsseldorf äußern wollen. In dem Gremium arbeiten Vertreter von Ministerien, Beratungsstellen, Kommunen, Landeskriminalamt, Aids-Hilfe und Prostituierten zusammen.
Zum Startschuss Ende 2010 hatte Steffens betont, der Runde Tisch solle die größten Probleme der geschätzten rund 37 600 Prostituierten in NRW aufzeigen. Genannt wurden damals fehlende Arbeitsverträge oder auch unzureichende Kranken- und Rentenversicherung. Bundesweit wird die Zahl der Prostituierten auf rund 400 000 geschätzt. In Berlin arbeitet die große Koalition derzeit an einer Reform des umstrittenen Prostitutionsgesetzes von 2002. Im Mittelpunkt der geplanten Neuregelung stehen der Schutz der Prostituierten vor Gewalt, Ausbeutung durch Zuhälter und Menschenhandel und der Erhalt ihrer Gesundheit.
http://www.ruhrnachrichten.de/nachricht ... x288727000
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8.10.2014
Regulierung der Prostitution
Runder Tisch Prostitution legt Abschlussbericht vor
Fundierte statistische Daten, wie viele Prostituierte es in Deutschland gibt, existieren nicht; lediglich Schätzungen liegen vor. Eine zuverlässige Einschätzung wird auch dadurch erschwert, dass viele Frauen nur nebenbei, gelegentlich oder für einen kurzen Lebensabschnitt als Prostituierte arbeiten.
Ministerin Steffens: Prostitution lässt sich nicht verbieten - Rechte der Sexarbeiterinnen stärken
Mit der Übergabe seines Abschlussberichtes an Emanzipationsministerin Barbara Steffens hat der "Runde Tisch Prostitution NRW" seine Tätigkeit beendet. Der rund 100 Seiten starke Bericht dokumentiert die umfassende Aufarbeitung der Thematik, enthält Positionierungen zu politisch umstrittenen Fragen sowie Empfehlungen. Dabei beleuchtet er verschiedenste Formen der Prostitution und widmet den dynamischen Veränderungen des Marktes besondere Aufmerksamkeit.
"Prostitution lässt sich nicht verbieten, und Prostitution ist auch kein Beruf wie jeder andere. Aber wer diese Tätigkeit ausüben will, soll dies unter rechtsstaatlichen und menschenwürdigen Bedingungen tun können", erklärte Ministerin Steffens bei Entgegennahme des Berichts. "In bundesweit bisher einzigartiger Weise hat der Runde Tisch zum Thema Prostitution einen Fundus an Wissen zusammengetragen, der nicht zuletzt in der gegenwärtigen Debatte um eine Reform des Prostitutionsgesetzes wichtige Impulse geben kann. Klar ist: Durch Stigmatisierung und Verbote werden vorhandene Probleme nicht gelöst. Notwendig ist eine sehr differenzierte Auseinandersetzung", so Steffens weiter.
"Zahlreiche Mythen, Klischees und Vorurteile, die wir alle zu Prostitution im Kopf haben, stehen einer unvoreingenommenen Befassung mit der Thematik entgegen. Das wurde auch uns am Runden Tisch erst nach und nach bewusst", berichtete die Leiterin des Runden Tisches, Claudia Zimmermann-Schwartz. "Deshalb fiel es mir als Abteilungsleiterin Frauenpolitik zunächst nicht leicht, Bordellbetreiber anzuhören oder auch Freier dazu einzuladen. Es ging uns aber darum, eine wissensbasierte ethische Debatte zu führen und nicht über Menschen zu sprechen, sondern mit ihnen", so Zimmermann-Schwartz.
Der Runde Tisch wurde auf Beschluss der Landesregierung vom 14. Dezember 2010 eingerichtet. In 14 Sitzungen wurden über 70 Sachverständige gehört. Dem Gremium gehören die zuständigen Ministerien, Beratungsstellen, kommunale Vertretungen sowie zwei Prostituierte an.
Aus dem Bericht:
Straßenprostitution bestimmt durch ihre Sichtbarkeit das öffentliche Bild der Prostitution, aber nach Schätzungen von Fachleuten arbeiten nur rund zehn Prozent der Prostituierten in diesem Segment. Laufhäuser, Eroscenter, S/M-Studios, Bars, Clubs, Anbahnungslokale, Pornokinos, Saunen oder Massageinstitute sind ebenso Orte für Prostitution wie Geschäftshäuser -zu über 50 Prozent sind es aber private Wohnungen.
Die Gesamtzahl der Prostituierten in Nordrhein-Westfalen lässt sich nach übereinstimmender Auskunft sämtlicher gehörter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nicht belastbar bestimmen - Schätzungen liegen zwischen 25.000 und 45.000.
Während die allgemeine Vorstellung vor allem von der weiblichen Prostituierten und dem männlichen Freier ausgeht, werden mannmännliche Prostitution (geschätzt rund zehn Prozent) oder auch die Prostitution transsexueller Menschen (geschätzt sechs Prozent) in nicht unerheblichem Maße nachgefragt.
Für die These, mit dem Prostitutionsgesetz des Bundes von 2002 sei der Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gestiegen, fand der Runde Tisch keinen Beleg.
Notwendig ist die Regulierung von Bordellen und bordellähnlichen Betrieben, um die Zuverlässigkeit von Betreibern sowie einen Mindeststandard für Arbeitsbedingungen und Hygiene sicherzustellen.
Gefordert sind Regelungen, die der rasanten Veränderung der Angebote Rechnung trägt. Eine Regulierung muss auf diese unterschiedlichen Betriebskonzepte ausgerichtet sein und insbesondere ausbeuterischen Prostitutionsformen sowie solchen, die die sexuelle Selbstbestimmung gefährden, Einhalt gebieten.
Wichtigster Faktor für die dynamischen Veränderungen des Marktes ist das Internet. Nicht nur die Werbung für sexuelle Dienstleistungen hat sich weitestgehend ins Netz verlagert, Anbahnung und Vermittlung erfolgen ebenso virtuell. Das Angebot vergrößert sich ständig, es wird differenzierter und transparenter. Neben Internetplattformen, die auf Regionen und spezielle Sparten zugeschnitten sind, bilden sich zunehmend interaktive Foren, in denen auch direkte Kommunikation stattfindet. Inserentinnen und Inserenten stellen selbst Inhalte ein in Form von Chats, Sex-Cams, Fotos und Texten, wobei die Ansprüche der User ständig steigen; häufig erfolgt eine Einbeziehung (etwa in Form von sogenannten "Versteigerungen", Bewertungstools usw.).
Kommunale Konzepte zur Schaffung von Räumen, in denen Straßenprostitution sicher unter Wahrung der schützenswerten Interessen anderer ausgeübt werden kann, sind erforderlich, bei denen die Interessen aller Beteiligten (Anwohner/innen, Prostituierte, Kunden, Ordnungs- und Gesundheitsamt, Polizei, Beratungsstellen) eingebunden werden.
Eines der Haupthindernisse für eine professionelle, sich selbst schützende Ausübung der Prostitution liegt in der immer noch bestehenden starken Stigmatisierung. Prostituierte sehen sich nach wie vor gezwungen, ein Doppelleben zu führen, es fehlt an Vertrauen in Polizei und Behörden. Nicht selten werden vorherige soziale Bezüge abgebrochen, gerade dadurch ergibt sich die viel zitierte "Haltekraft des Milieus". Erforderlich ist eine differenzierte öffentliche Debatte über Prostitution, die die Entscheidung von Menschen für eine Tätigkeit in der Prostitution akzeptiert.
Restriktiven Maßnahmen wie etwa verpflichtenden gesundheitlichen Untersuchungen oder einer gesetzlichen Kondompflicht erteilt der Runde Tisch eine klare Absage, da diese rechtlich problematisch, ungeeignet, stigmatisierend und sogar kontraproduktiv sind. Der Runde Tisch hält statt dessen Angebote einer zielgruppengerechten Prävention für notwendig, die auch das Umfeld einschließlich der Kunden einbeziehen. Sinnvoll seien auch aufsuchende Arbeit und offene Sprechstunden von Gesundheitsämtern, wie sie bereits jetzt an einigen Orten erfolgreich angeboten werden.
Der Abschlussbericht des Rundes Tisches Prostitution ist auch direkt auf der Internetseite des MGEPA abrufbar unter http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/e ... ericht.pdf.
Mitteilungen des Landes Nordrhein-Westfalen
http://02elf.net/national/runder-tisch- ... vor-833911
Regulierung der Prostitution
Runder Tisch Prostitution legt Abschlussbericht vor
Fundierte statistische Daten, wie viele Prostituierte es in Deutschland gibt, existieren nicht; lediglich Schätzungen liegen vor. Eine zuverlässige Einschätzung wird auch dadurch erschwert, dass viele Frauen nur nebenbei, gelegentlich oder für einen kurzen Lebensabschnitt als Prostituierte arbeiten.
Ministerin Steffens: Prostitution lässt sich nicht verbieten - Rechte der Sexarbeiterinnen stärken
Mit der Übergabe seines Abschlussberichtes an Emanzipationsministerin Barbara Steffens hat der "Runde Tisch Prostitution NRW" seine Tätigkeit beendet. Der rund 100 Seiten starke Bericht dokumentiert die umfassende Aufarbeitung der Thematik, enthält Positionierungen zu politisch umstrittenen Fragen sowie Empfehlungen. Dabei beleuchtet er verschiedenste Formen der Prostitution und widmet den dynamischen Veränderungen des Marktes besondere Aufmerksamkeit.
"Prostitution lässt sich nicht verbieten, und Prostitution ist auch kein Beruf wie jeder andere. Aber wer diese Tätigkeit ausüben will, soll dies unter rechtsstaatlichen und menschenwürdigen Bedingungen tun können", erklärte Ministerin Steffens bei Entgegennahme des Berichts. "In bundesweit bisher einzigartiger Weise hat der Runde Tisch zum Thema Prostitution einen Fundus an Wissen zusammengetragen, der nicht zuletzt in der gegenwärtigen Debatte um eine Reform des Prostitutionsgesetzes wichtige Impulse geben kann. Klar ist: Durch Stigmatisierung und Verbote werden vorhandene Probleme nicht gelöst. Notwendig ist eine sehr differenzierte Auseinandersetzung", so Steffens weiter.
"Zahlreiche Mythen, Klischees und Vorurteile, die wir alle zu Prostitution im Kopf haben, stehen einer unvoreingenommenen Befassung mit der Thematik entgegen. Das wurde auch uns am Runden Tisch erst nach und nach bewusst", berichtete die Leiterin des Runden Tisches, Claudia Zimmermann-Schwartz. "Deshalb fiel es mir als Abteilungsleiterin Frauenpolitik zunächst nicht leicht, Bordellbetreiber anzuhören oder auch Freier dazu einzuladen. Es ging uns aber darum, eine wissensbasierte ethische Debatte zu führen und nicht über Menschen zu sprechen, sondern mit ihnen", so Zimmermann-Schwartz.
Der Runde Tisch wurde auf Beschluss der Landesregierung vom 14. Dezember 2010 eingerichtet. In 14 Sitzungen wurden über 70 Sachverständige gehört. Dem Gremium gehören die zuständigen Ministerien, Beratungsstellen, kommunale Vertretungen sowie zwei Prostituierte an.
Aus dem Bericht:
Straßenprostitution bestimmt durch ihre Sichtbarkeit das öffentliche Bild der Prostitution, aber nach Schätzungen von Fachleuten arbeiten nur rund zehn Prozent der Prostituierten in diesem Segment. Laufhäuser, Eroscenter, S/M-Studios, Bars, Clubs, Anbahnungslokale, Pornokinos, Saunen oder Massageinstitute sind ebenso Orte für Prostitution wie Geschäftshäuser -zu über 50 Prozent sind es aber private Wohnungen.
Die Gesamtzahl der Prostituierten in Nordrhein-Westfalen lässt sich nach übereinstimmender Auskunft sämtlicher gehörter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nicht belastbar bestimmen - Schätzungen liegen zwischen 25.000 und 45.000.
Während die allgemeine Vorstellung vor allem von der weiblichen Prostituierten und dem männlichen Freier ausgeht, werden mannmännliche Prostitution (geschätzt rund zehn Prozent) oder auch die Prostitution transsexueller Menschen (geschätzt sechs Prozent) in nicht unerheblichem Maße nachgefragt.
Für die These, mit dem Prostitutionsgesetz des Bundes von 2002 sei der Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gestiegen, fand der Runde Tisch keinen Beleg.
Notwendig ist die Regulierung von Bordellen und bordellähnlichen Betrieben, um die Zuverlässigkeit von Betreibern sowie einen Mindeststandard für Arbeitsbedingungen und Hygiene sicherzustellen.
Gefordert sind Regelungen, die der rasanten Veränderung der Angebote Rechnung trägt. Eine Regulierung muss auf diese unterschiedlichen Betriebskonzepte ausgerichtet sein und insbesondere ausbeuterischen Prostitutionsformen sowie solchen, die die sexuelle Selbstbestimmung gefährden, Einhalt gebieten.
Wichtigster Faktor für die dynamischen Veränderungen des Marktes ist das Internet. Nicht nur die Werbung für sexuelle Dienstleistungen hat sich weitestgehend ins Netz verlagert, Anbahnung und Vermittlung erfolgen ebenso virtuell. Das Angebot vergrößert sich ständig, es wird differenzierter und transparenter. Neben Internetplattformen, die auf Regionen und spezielle Sparten zugeschnitten sind, bilden sich zunehmend interaktive Foren, in denen auch direkte Kommunikation stattfindet. Inserentinnen und Inserenten stellen selbst Inhalte ein in Form von Chats, Sex-Cams, Fotos und Texten, wobei die Ansprüche der User ständig steigen; häufig erfolgt eine Einbeziehung (etwa in Form von sogenannten "Versteigerungen", Bewertungstools usw.).
Kommunale Konzepte zur Schaffung von Räumen, in denen Straßenprostitution sicher unter Wahrung der schützenswerten Interessen anderer ausgeübt werden kann, sind erforderlich, bei denen die Interessen aller Beteiligten (Anwohner/innen, Prostituierte, Kunden, Ordnungs- und Gesundheitsamt, Polizei, Beratungsstellen) eingebunden werden.
Eines der Haupthindernisse für eine professionelle, sich selbst schützende Ausübung der Prostitution liegt in der immer noch bestehenden starken Stigmatisierung. Prostituierte sehen sich nach wie vor gezwungen, ein Doppelleben zu führen, es fehlt an Vertrauen in Polizei und Behörden. Nicht selten werden vorherige soziale Bezüge abgebrochen, gerade dadurch ergibt sich die viel zitierte "Haltekraft des Milieus". Erforderlich ist eine differenzierte öffentliche Debatte über Prostitution, die die Entscheidung von Menschen für eine Tätigkeit in der Prostitution akzeptiert.
Restriktiven Maßnahmen wie etwa verpflichtenden gesundheitlichen Untersuchungen oder einer gesetzlichen Kondompflicht erteilt der Runde Tisch eine klare Absage, da diese rechtlich problematisch, ungeeignet, stigmatisierend und sogar kontraproduktiv sind. Der Runde Tisch hält statt dessen Angebote einer zielgruppengerechten Prävention für notwendig, die auch das Umfeld einschließlich der Kunden einbeziehen. Sinnvoll seien auch aufsuchende Arbeit und offene Sprechstunden von Gesundheitsämtern, wie sie bereits jetzt an einigen Orten erfolgreich angeboten werden.
Der Abschlussbericht des Rundes Tisches Prostitution ist auch direkt auf der Internetseite des MGEPA abrufbar unter http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/e ... ericht.pdf.
Mitteilungen des Landes Nordrhein-Westfalen
http://02elf.net/national/runder-tisch- ... vor-833911
- Dateianhänge
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- RTP_Abschlussbericht.pdf
- Der Runde Tisch Prostitution
Nordrhein-Westfalen
Abschlussbericht - (622.89 KiB) 360-mal heruntergeladen
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9.10.2014
WAS PROSTITUIERTE DAZU SAGEN
NRW will neue Bordell-Regeln
KÖLN/DÜSSELDORF -
In NRW arbeiten bis zu 45.000 Prostituierte - in Bordellen, Clubs oder auf dem Straßenstrich. Die rot-grüne Landesregierung will die vielfach menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen verbessern - am Mittwoch hat Gesundheitsministerin Barbara Steffens (52, Grüne) Forderungen für ein neues Prostitutionsschutzgesetz vorgestellt.
Worum geht es? Und was halten die Betroffenen von den Plänen?
Jasmin ist 25 Jahre alt. Seit drei Jahren arbeitet die junge Frau im Kölner Großbordell "Pascha", dem größten „Laufhaus“ Europas. Über Politik spricht sie selten. Es sei denn, sie ist selbst betroffen. Wie jetzt.
In Düsseldorf hat die Landesregierung neue Vorschläge für künftige Spielregeln im Sex-Gewerbe vorgelegt. Vier Jahre lang hat sich ein "Runder Tisch Prostitution" mit dem Thema befasst. Die Ergebnisse sollen in ein neues Gesetz einfließen, das der Bund derzeit plant.
Eine zentrale Forderung lautet: Künftig sollen Betreiber von Bordellen nachweisen, dass sie nicht wegen sexueller Gewalt vorbestraft sind. Außerdem sollen nur noch Betriebe zugelassen werden, die hohe Standards bei Hygiene und Arbeitsbedingungen erfüllen. "Das war längst überfällig", findet Jasmin.
Eine Kondompflicht für Freier lehnt die NRW-Gesundheitsministerin ab. Eine solche Vorschrift könne man nicht überprüfen, heißt es. Jasmin hat dafür kein Verständnis: "Von zehn Männern wollen acht Sex ohne Kondom. Ein Verbot von ungeschütztem Verkehr würde die Diskussion beenden."
Die Landesregierung spricht sich auch dagegen aus, das Mindestalter für Prostituierte auf 21 Jahre anzuheben.
Begründung: Dies sei mit der Verfassung nicht zu vereinbaren. Nadine findet das gut: "Ich unterstütze wie viele Frauen aus dem Osten meine Familie von dem Geld. Es wäre für uns ein Problem, wenn wir erst mit 21 in den Job dürften."
Pascha-Chef Armin Lobscheid (54) lobt die Vorschläge aus NRW: "Ich saß selbst am Runden Tisch mit den Fachleuten. Man hat sich sehr sachlich und differenziert mit der Thematik befasst".
Freier von Zwangsprostituierten sollen nicht bestraft werden. Das Land hofft vielmehr darauf, dass die Sex-Kunden Hinweise auf Menschenhandel geben.
http://www.express.de/politik-wirtschaf ... 84034.html
WAS PROSTITUIERTE DAZU SAGEN
NRW will neue Bordell-Regeln
KÖLN/DÜSSELDORF -
In NRW arbeiten bis zu 45.000 Prostituierte - in Bordellen, Clubs oder auf dem Straßenstrich. Die rot-grüne Landesregierung will die vielfach menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen verbessern - am Mittwoch hat Gesundheitsministerin Barbara Steffens (52, Grüne) Forderungen für ein neues Prostitutionsschutzgesetz vorgestellt.
Worum geht es? Und was halten die Betroffenen von den Plänen?
Jasmin ist 25 Jahre alt. Seit drei Jahren arbeitet die junge Frau im Kölner Großbordell "Pascha", dem größten „Laufhaus“ Europas. Über Politik spricht sie selten. Es sei denn, sie ist selbst betroffen. Wie jetzt.
In Düsseldorf hat die Landesregierung neue Vorschläge für künftige Spielregeln im Sex-Gewerbe vorgelegt. Vier Jahre lang hat sich ein "Runder Tisch Prostitution" mit dem Thema befasst. Die Ergebnisse sollen in ein neues Gesetz einfließen, das der Bund derzeit plant.
Eine zentrale Forderung lautet: Künftig sollen Betreiber von Bordellen nachweisen, dass sie nicht wegen sexueller Gewalt vorbestraft sind. Außerdem sollen nur noch Betriebe zugelassen werden, die hohe Standards bei Hygiene und Arbeitsbedingungen erfüllen. "Das war längst überfällig", findet Jasmin.
Eine Kondompflicht für Freier lehnt die NRW-Gesundheitsministerin ab. Eine solche Vorschrift könne man nicht überprüfen, heißt es. Jasmin hat dafür kein Verständnis: "Von zehn Männern wollen acht Sex ohne Kondom. Ein Verbot von ungeschütztem Verkehr würde die Diskussion beenden."
Die Landesregierung spricht sich auch dagegen aus, das Mindestalter für Prostituierte auf 21 Jahre anzuheben.
Begründung: Dies sei mit der Verfassung nicht zu vereinbaren. Nadine findet das gut: "Ich unterstütze wie viele Frauen aus dem Osten meine Familie von dem Geld. Es wäre für uns ein Problem, wenn wir erst mit 21 in den Job dürften."
Pascha-Chef Armin Lobscheid (54) lobt die Vorschläge aus NRW: "Ich saß selbst am Runden Tisch mit den Fachleuten. Man hat sich sehr sachlich und differenziert mit der Thematik befasst".
Freier von Zwangsprostituierten sollen nicht bestraft werden. Das Land hofft vielmehr darauf, dass die Sex-Kunden Hinweise auf Menschenhandel geben.
http://www.express.de/politik-wirtschaf ... 84034.html
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz
Der Bericht ist sehr lesenswert.
Sicher hilfreich in Gesprächen und Diskussionen vor Ort. Habe das Dokument gleich in den Bremer Behörden und PolitikerInnen-Verteiler gegeben.
Leider funktionieren die Links nicht. Hat jemand bessere Zugänge zu den Dokumenten und/oder funktionierende Links?
Sicher hilfreich in Gesprächen und Diskussionen vor Ort. Habe das Dokument gleich in den Bremer Behörden und PolitikerInnen-Verteiler gegeben.
Leider funktionieren die Links nicht. Hat jemand bessere Zugänge zu den Dokumenten und/oder funktionierende Links?
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 09.10.2014, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz
@ Melanie _ Danke
und
Email an Frau Stahmann und den Bremer "Polit-Verteiler", von heute
Runder Tisch Sexarbeit Bremen - Nr. 2
Sehr geehrte Frau Stahmann,
der Runde Tisch Prostitution NRW - wir bevorzugen den Begriff Sexarbeit - hat soben seinen Tätigkeitsbericht vorgelegt.
Einige Themen, die darin angesprochen wurden, finden Sie in dem verlinkten Artikel und in dem anschließend verlinkten TV Beitrag
http://02elf.net/national/runder-tisch- ... vor-833911
http://www.sat1nrw.de/Aktuell/Runder-Ti ... /42d12841/
Der Bericht selber befindet sich in der Anlage. Einige Zitate:
Vorwort
"Der Runde Tisch Prostitution Nordrhein-Westfalen hat sich als gelungener partizipativer Prozess erwiesen, der auf
dem schwierigen Themenfeld der Prostitution auf innovative Weise eine einzigartige Wissensbasis geschaffen hat."
...
"Nicht wenige Mitglieder des Runden Tisches haben zurück gespiegelt, dass sie die Teilnahme an diesem Prozess als
ungewöhnlich bereichernd erlebt haben."
...
"Bewusste oder auch unbewusste innere Bilder gerieten ins Wanken, manche Sitzungen wurden durchaus als emotional
sehr bewegend erlebt. Insofern ist es dem Runden Tisch Prostitution gelungen, nicht nur zu einer fachlichen Kompetenzerweiterung
beizutragen; er hat auch Veränderungen von ethischen Positionen bewirkt."
...
Leitgedanken
" Leitbild ist ... eine emanzipierte Gesellschaft ohne Ausgrenzung."
...
"8. Notwendigkeit einer breiten wissensbasierten ethischen Debatte
8.1 Stigmatisierung von Prostituierten – eines der Hauptprobleme bei den Bemühungen um eine Stärkung ihrer Position
Im Rahmen der umfassenden Beschäftigung des Runden Tisches mit Prostitution wurde immer wieder deutlich, dass einer
der Hauptfaktoren, der einer Stärkung der Stellung von Prostituierten und der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen entgegen
steht, die nach wie vor bestehende gesellschaftliche Stigmatisierung ist. Immer wieder wurde am Runden Tisch von Menschen
aus der Sexarbeit der Wunsch nach menschlichem Respekt geäußert; die Diskriminierung wird überwiegend als sehr
schmerzhaft erlebt."
...
"Der geflügelte Spruch „Mit steigendem Wissen schwindet die Gewissheit“ bewahrheitete sich auch hier. Es erwies sich immer
wieder als großer Vorteil, Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu einem Thema der Sitzungen zusammen zu holen."
...
"Dabei waren es keineswegs nur die vorgetragenen Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis, die bisherige, oft unbewusste
Haltungen in Frage stellten und veränderten. Es waren vor allem die Begegnung, das Gespräch mit Menschen aus der Sexarbeit
selbst, die nachhaltig Wirkung zeigten."
...
"8.5 Der Runde Tisch empfiehlt
1. Der Runde Tisch sieht in der Stigmatisierung von Prostituierten einen der Hauptfaktoren, der einer Stärkung ihrer Stellung
und einer Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen entgegensteht. Dringend erforderlich ist mehr Wissen, das eine gesellschaftlich
differenziertere Wahrnehmung und dann auch Bewertung von Prostitution ermöglicht."
...
"2.2 „Empowerment“
Die Artikulation eigener Interessen und die Partizipation an gesellschaftlichen Debatten und Entscheidungen erhöhen nicht nur die
Wahrscheinlichkeit für Regelungen, die den tatsächlichen Bedingungen und den Interessen der Betroffenen besser Rechnung tragen;
sie beinhalten auch die Erweiterung persönlicher Kompetenzen und bergen die Chance, Stigmatisierung entgegenzuwirken. Damit ist
„Empowerment“ der wichtigste Schlüssel für die angestrebte Verbesserung der Situation von Prostituierten."
...
"So ist es nur folgerichtig, zwei Prostituierte als ständige Mitglieder am Runden Tisch zu haben, die ihre Erfahrungen aus ihrer
Tätigkeit sowie ihrem gesellschaftspolitischen Engagement einbringen können."
...
"Es entspricht dem Selbstverständnis des Runden Tisches, bei der Beschäftigung mit der Thematik „Freier“ nicht nur Wissenschaft
und Praxis zu hören, auch Kunden kamen zu Wort."
...
"6. Sitzung am 30.11.2011 „Bordelle und bordellähnliche Betriebe“ (Blick auf die differenzierte Realität)
Sachverständige
Armin Lobscheid, Geschäftsführer des Laufhauses „Pascha“ in Köln
Gisela Zohren, ehemalige Club-Betreiberin ... "
Wir danken Ihnen für eine baldige Antwort, die im besten Sinne der Beginn von gelebter Teilhabe anstelle alltäglicher
Stigmatisierung und ermutigendes Empowerment wären, denn
"Immer wieder wurde am Runden Tisch von Menschen aus der Sexarbeit der Wunsch nach menschlichem
Respekt geäußert; die Diskriminierung wird überwiegend als sehr schmerzhaft erlebt"
und davon können wir authentisch berichten.
Mit freundlichen Grüßen
Lara Freudmann (u.a. Frau, Sexarbeitende, Betreibende)
Klaus Fricke (u.a. Mann, Kunde, Sprecher "Haus9")
und
Email an Frau Stahmann und den Bremer "Polit-Verteiler", von heute
Runder Tisch Sexarbeit Bremen - Nr. 2
Sehr geehrte Frau Stahmann,
der Runde Tisch Prostitution NRW - wir bevorzugen den Begriff Sexarbeit - hat soben seinen Tätigkeitsbericht vorgelegt.
Einige Themen, die darin angesprochen wurden, finden Sie in dem verlinkten Artikel und in dem anschließend verlinkten TV Beitrag
http://02elf.net/national/runder-tisch- ... vor-833911
http://www.sat1nrw.de/Aktuell/Runder-Ti ... /42d12841/
Der Bericht selber befindet sich in der Anlage. Einige Zitate:
Vorwort
"Der Runde Tisch Prostitution Nordrhein-Westfalen hat sich als gelungener partizipativer Prozess erwiesen, der auf
dem schwierigen Themenfeld der Prostitution auf innovative Weise eine einzigartige Wissensbasis geschaffen hat."
...
"Nicht wenige Mitglieder des Runden Tisches haben zurück gespiegelt, dass sie die Teilnahme an diesem Prozess als
ungewöhnlich bereichernd erlebt haben."
...
"Bewusste oder auch unbewusste innere Bilder gerieten ins Wanken, manche Sitzungen wurden durchaus als emotional
sehr bewegend erlebt. Insofern ist es dem Runden Tisch Prostitution gelungen, nicht nur zu einer fachlichen Kompetenzerweiterung
beizutragen; er hat auch Veränderungen von ethischen Positionen bewirkt."
...
Leitgedanken
" Leitbild ist ... eine emanzipierte Gesellschaft ohne Ausgrenzung."
...
"8. Notwendigkeit einer breiten wissensbasierten ethischen Debatte
8.1 Stigmatisierung von Prostituierten – eines der Hauptprobleme bei den Bemühungen um eine Stärkung ihrer Position
Im Rahmen der umfassenden Beschäftigung des Runden Tisches mit Prostitution wurde immer wieder deutlich, dass einer
der Hauptfaktoren, der einer Stärkung der Stellung von Prostituierten und der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen entgegen
steht, die nach wie vor bestehende gesellschaftliche Stigmatisierung ist. Immer wieder wurde am Runden Tisch von Menschen
aus der Sexarbeit der Wunsch nach menschlichem Respekt geäußert; die Diskriminierung wird überwiegend als sehr
schmerzhaft erlebt."
...
"Der geflügelte Spruch „Mit steigendem Wissen schwindet die Gewissheit“ bewahrheitete sich auch hier. Es erwies sich immer
wieder als großer Vorteil, Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu einem Thema der Sitzungen zusammen zu holen."
...
"Dabei waren es keineswegs nur die vorgetragenen Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis, die bisherige, oft unbewusste
Haltungen in Frage stellten und veränderten. Es waren vor allem die Begegnung, das Gespräch mit Menschen aus der Sexarbeit
selbst, die nachhaltig Wirkung zeigten."
...
"8.5 Der Runde Tisch empfiehlt
1. Der Runde Tisch sieht in der Stigmatisierung von Prostituierten einen der Hauptfaktoren, der einer Stärkung ihrer Stellung
und einer Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen entgegensteht. Dringend erforderlich ist mehr Wissen, das eine gesellschaftlich
differenziertere Wahrnehmung und dann auch Bewertung von Prostitution ermöglicht."
...
"2.2 „Empowerment“
Die Artikulation eigener Interessen und die Partizipation an gesellschaftlichen Debatten und Entscheidungen erhöhen nicht nur die
Wahrscheinlichkeit für Regelungen, die den tatsächlichen Bedingungen und den Interessen der Betroffenen besser Rechnung tragen;
sie beinhalten auch die Erweiterung persönlicher Kompetenzen und bergen die Chance, Stigmatisierung entgegenzuwirken. Damit ist
„Empowerment“ der wichtigste Schlüssel für die angestrebte Verbesserung der Situation von Prostituierten."
...
"So ist es nur folgerichtig, zwei Prostituierte als ständige Mitglieder am Runden Tisch zu haben, die ihre Erfahrungen aus ihrer
Tätigkeit sowie ihrem gesellschaftspolitischen Engagement einbringen können."
...
"Es entspricht dem Selbstverständnis des Runden Tisches, bei der Beschäftigung mit der Thematik „Freier“ nicht nur Wissenschaft
und Praxis zu hören, auch Kunden kamen zu Wort."
...
"6. Sitzung am 30.11.2011 „Bordelle und bordellähnliche Betriebe“ (Blick auf die differenzierte Realität)
Sachverständige
Armin Lobscheid, Geschäftsführer des Laufhauses „Pascha“ in Köln
Gisela Zohren, ehemalige Club-Betreiberin ... "
Wir danken Ihnen für eine baldige Antwort, die im besten Sinne der Beginn von gelebter Teilhabe anstelle alltäglicher
Stigmatisierung und ermutigendes Empowerment wären, denn
"Immer wieder wurde am Runden Tisch von Menschen aus der Sexarbeit der Wunsch nach menschlichem
Respekt geäußert; die Diskriminierung wird überwiegend als sehr schmerzhaft erlebt"
und davon können wir authentisch berichten.
Mit freundlichen Grüßen
Lara Freudmann (u.a. Frau, Sexarbeitende, Betreibende)
Klaus Fricke (u.a. Mann, Kunde, Sprecher "Haus9")
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- Ich bin: SexarbeiterIn
10.10.2014
Prostitution
Solange „Hure“ ein Stigma bleibt, ist die Emanzipation nicht geschafft
Meldepflicht, Amtsarzt: Die Koalitionspläne zur Prostitution kommen fortschrittlich daher, aber sie führen geradewegs in die Vergangenheit. Ein Kommentar.
Dafür, dass es angeblich das älteste Gewerbe der Welt ist, hat es erstaunlich schwache Spuren in der geschriebenen Geschichte hinterlassen. Wer sich über die Geschichte der Prostitution informieren will, wird nicht ohne Weiteres in der Handbuchabteilung fündig. Memoiren, der Blick auf einzelne Städte und Jahrhunderte, aber wenig Zusammenhängendes. Und das schon gar nicht auf Deutsch.
Wozu Bezahl-Sex in sexuell befreiten Zeiten?
Ein Symptom nur, aber es steht fürs Ganze: Sex gegen Geld, das ist im Wortsinn immer noch un-säglich, und weder die sexuelle Revolution noch die Bürgerrechts- oder die bei diesem Thema ohnehin ambivalente Frauenbewegung waren bisher in der Lage, eine ausreichend große Bresche ins Unaussprechliche zu schlagen.
Womöglich ist Reden darüber sogar schwieriger geworden: Sind wir nicht sexuell längst befreit? Wer zahlt für etwas, das, anders als bis in die jüngste Vergangenheit noch, für jede und jeden zu haben ist, verheiratet oder nicht, hetero oder homo? Mitgemeint ist da natürlich immer: wer, wenn nicht Perverse, Frauenhasser, Leute, vorzugsweise Männer, denen es Spaß macht, sich einen fremden Körper gefügig zu machen? Selbst das alte Argument, auch die ehrbare Hausfrau verkaufe (ehelichen) Sex gegen Geld – Versorgung, Rente –, zieht nicht mehr wie einst. Die nicht erwerbstätige Ehefrau ist schließlich ein Auslaufmodell.
Zurück ins Kaiserreich
Auf dem Boden der eigenen Aufgeklärtheit allerdings ist der Weg zurück anscheinend leichter. Schweden hat vor 15 Jahren mit solchen Argumenten gekauften Sex verboten. Fortschrittliche Argumente, die einen alten konservativen Traum verwirklichen halfen. Frankreich ist gerade dabei, wenn auch vorerst im Gesetzgebungsverfahren gebremst. Und Deutschland, das vor mehr als einem Jahrzehnt eines der liberalsten Prostitutionsgesetze schuf, will auch zurück, wenigstens bis ins wilhelmische Kaiserreich. Das kannte bereits jene Registrierpflicht für Prostituierte, auf die sich die große Koalition im August einigte. Über die Einführung einer verpflichtenden Gesundheitsuntersuchung wird noch gestritten.
Auch dies keine neue Idee, der berüchtigte „Bockschein“ war eines der wesentlichen Angriffsziele der Hurenbewegung. Er stempelte Prostituierte zur Gesundheitsgefahr und wurde von ihnen schon deshalb als besonders demütigend empfunden, weil er für die Volksgesundheit offensichtlich ohne Sinn war. Infektionen konnten sich Sexarbeiterinnen schon kurz nach dem Besuch beim Arzt zuziehen. Und natürlich waren sie die Ersten, die darunter litten.
Ein konservatives Schlachtfeld wird zum feministischen
An Gesundheitstest ebenso wie an der Meldepflicht lässt sich aber gut studieren, wie alter Wein in neue Schläuche gerät. Die gefährliche Frau ist wenigstens in der Politik kein brauchbarer Topos mehr. Daher ist nicht mehr von der öffentlichen Gefahr die Rede, ob für die Gesundheit oder die Moral, sondern von der Gefahr, die „diese Frauen“ und ihr schmutziger Job sich selbst sind. Sie brauchen Schutz. Denn sie sind, so das inzwischen gefestigte Bild, alle oder fast alle Opfer von Menschenhandel. Der konservative Kampf gegen das Übel der Prostitution wird so scheinbar zu einem feministischen.
Das ist er aber nicht. Wie jede gute Emanzipationsbewegung hat auch die der Frauen immer weniger Wert auf Schutz von oben gelegt als darauf, dass die zu Schützenden für sich selbst sprechen. Und das tun sie, so kürzlich auf dem Sexarbeitskongress in Berlin, wo die Rede davon war, dass Sexarbeiterinnen vor allem an der Verachtung leiden, die den Beruf noch immer begleitet, dass Ausländerinnen, vor allem die ohne Papiere, ihn wählen, weil er die bessere oder auch nur die zugänglichere unter etlichen schlechten Möglichkeiten ist. Und dass sie deswegen mehr Rechte brauchen statt mehr Kontrollen. Und es fiel der unerhörte Satz von der Freiwilligkeit der Sexarbeit: „Die meisten Menschen arbeiten, weil sie müssen. Im Kapitalismus haben die wenigsten eine Wahl.“
Das Unbehagen der anständigen Frauen
Gehört werden die Frauen bisher wenig. Hier sei eine gebildete und gut bezahlte Hurenelite an den Mikrofonen, lautet das Argument, die für die wirklich Unterdrückten nicht sprechen könne. Das Abwiegeln mag auch mit der Besetzung auf politischer Seite zu tun haben. Fast alle Beteiligten in der großen Koalition sind Frauen. Das Unbehagen „anständiger“ Frauen beim Thema Prostitution ist vielleicht ebenso alt wie das Gewerbe und hat tiefe Frontlinien auch in der Frauenbewegung gezogen.
Es wäre allerdings Zeit, es endlich zu überwinden. Solange „Hure“ ein Stigma ist, ist die Befreiung der Frauen, aller Frauen, noch nicht geschafft.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/pros ... 17490.html
Prostitution
Solange „Hure“ ein Stigma bleibt, ist die Emanzipation nicht geschafft
Meldepflicht, Amtsarzt: Die Koalitionspläne zur Prostitution kommen fortschrittlich daher, aber sie führen geradewegs in die Vergangenheit. Ein Kommentar.
Dafür, dass es angeblich das älteste Gewerbe der Welt ist, hat es erstaunlich schwache Spuren in der geschriebenen Geschichte hinterlassen. Wer sich über die Geschichte der Prostitution informieren will, wird nicht ohne Weiteres in der Handbuchabteilung fündig. Memoiren, der Blick auf einzelne Städte und Jahrhunderte, aber wenig Zusammenhängendes. Und das schon gar nicht auf Deutsch.
Wozu Bezahl-Sex in sexuell befreiten Zeiten?
Ein Symptom nur, aber es steht fürs Ganze: Sex gegen Geld, das ist im Wortsinn immer noch un-säglich, und weder die sexuelle Revolution noch die Bürgerrechts- oder die bei diesem Thema ohnehin ambivalente Frauenbewegung waren bisher in der Lage, eine ausreichend große Bresche ins Unaussprechliche zu schlagen.
Womöglich ist Reden darüber sogar schwieriger geworden: Sind wir nicht sexuell längst befreit? Wer zahlt für etwas, das, anders als bis in die jüngste Vergangenheit noch, für jede und jeden zu haben ist, verheiratet oder nicht, hetero oder homo? Mitgemeint ist da natürlich immer: wer, wenn nicht Perverse, Frauenhasser, Leute, vorzugsweise Männer, denen es Spaß macht, sich einen fremden Körper gefügig zu machen? Selbst das alte Argument, auch die ehrbare Hausfrau verkaufe (ehelichen) Sex gegen Geld – Versorgung, Rente –, zieht nicht mehr wie einst. Die nicht erwerbstätige Ehefrau ist schließlich ein Auslaufmodell.
Zurück ins Kaiserreich
Auf dem Boden der eigenen Aufgeklärtheit allerdings ist der Weg zurück anscheinend leichter. Schweden hat vor 15 Jahren mit solchen Argumenten gekauften Sex verboten. Fortschrittliche Argumente, die einen alten konservativen Traum verwirklichen halfen. Frankreich ist gerade dabei, wenn auch vorerst im Gesetzgebungsverfahren gebremst. Und Deutschland, das vor mehr als einem Jahrzehnt eines der liberalsten Prostitutionsgesetze schuf, will auch zurück, wenigstens bis ins wilhelmische Kaiserreich. Das kannte bereits jene Registrierpflicht für Prostituierte, auf die sich die große Koalition im August einigte. Über die Einführung einer verpflichtenden Gesundheitsuntersuchung wird noch gestritten.
Auch dies keine neue Idee, der berüchtigte „Bockschein“ war eines der wesentlichen Angriffsziele der Hurenbewegung. Er stempelte Prostituierte zur Gesundheitsgefahr und wurde von ihnen schon deshalb als besonders demütigend empfunden, weil er für die Volksgesundheit offensichtlich ohne Sinn war. Infektionen konnten sich Sexarbeiterinnen schon kurz nach dem Besuch beim Arzt zuziehen. Und natürlich waren sie die Ersten, die darunter litten.
Ein konservatives Schlachtfeld wird zum feministischen
An Gesundheitstest ebenso wie an der Meldepflicht lässt sich aber gut studieren, wie alter Wein in neue Schläuche gerät. Die gefährliche Frau ist wenigstens in der Politik kein brauchbarer Topos mehr. Daher ist nicht mehr von der öffentlichen Gefahr die Rede, ob für die Gesundheit oder die Moral, sondern von der Gefahr, die „diese Frauen“ und ihr schmutziger Job sich selbst sind. Sie brauchen Schutz. Denn sie sind, so das inzwischen gefestigte Bild, alle oder fast alle Opfer von Menschenhandel. Der konservative Kampf gegen das Übel der Prostitution wird so scheinbar zu einem feministischen.
Das ist er aber nicht. Wie jede gute Emanzipationsbewegung hat auch die der Frauen immer weniger Wert auf Schutz von oben gelegt als darauf, dass die zu Schützenden für sich selbst sprechen. Und das tun sie, so kürzlich auf dem Sexarbeitskongress in Berlin, wo die Rede davon war, dass Sexarbeiterinnen vor allem an der Verachtung leiden, die den Beruf noch immer begleitet, dass Ausländerinnen, vor allem die ohne Papiere, ihn wählen, weil er die bessere oder auch nur die zugänglichere unter etlichen schlechten Möglichkeiten ist. Und dass sie deswegen mehr Rechte brauchen statt mehr Kontrollen. Und es fiel der unerhörte Satz von der Freiwilligkeit der Sexarbeit: „Die meisten Menschen arbeiten, weil sie müssen. Im Kapitalismus haben die wenigsten eine Wahl.“
Das Unbehagen der anständigen Frauen
Gehört werden die Frauen bisher wenig. Hier sei eine gebildete und gut bezahlte Hurenelite an den Mikrofonen, lautet das Argument, die für die wirklich Unterdrückten nicht sprechen könne. Das Abwiegeln mag auch mit der Besetzung auf politischer Seite zu tun haben. Fast alle Beteiligten in der großen Koalition sind Frauen. Das Unbehagen „anständiger“ Frauen beim Thema Prostitution ist vielleicht ebenso alt wie das Gewerbe und hat tiefe Frontlinien auch in der Frauenbewegung gezogen.
Es wäre allerdings Zeit, es endlich zu überwinden. Solange „Hure“ ein Stigma ist, ist die Befreiung der Frauen, aller Frauen, noch nicht geschafft.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/pros ... 17490.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.