ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Nuttella66
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Nuttella66 »

Und wie sieht es bei einer Domina aus? Nicht berührbar. Muß die etwa auch zu so einem komischen Zwangstermin beim Arzt?
Also ich kann euch schon sagen, daß ich da sagen werde, daß ich eine nicht berührbare Domina bin.
Ich habe nämlich keinerlei Bock auf so ein affiges Gespräch. Ich fühle mich dadurch entmündigt und werde dem (freundlich) zu begegnen wissen. Selbst wenn ich doch Sex anbiete, so würde ich es dort nicht sagen. Es gibt immer Wege dies zu umgehen.
Oder man sagt, man massiert nur..........

Und wer sitzt denn schon neben der Bettkante und kontrolliert ob beim GV, AV oder OV ein Kondom benutzt wird.

Ich weiß nicht ab wann dieses Gesetz in Kraft treten soll - aber es gibt mindestens 1000 Punkte manche Kriterien zu umgehen.

Also in der Praxis wird das wohl nichts werden. Das merken die dann schon.......
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Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Nuttella66: Es geht nicht darum, ob all dieser absurde Unfug durchsetzbar ist, daran glaubt wahrscheinlich nicht einmal Alice Schwarzer. Es geht darum, daß er Anlässe zu Überwachung und Verfolgung liefert, von denen der Staat sich erhofft, daß sie uns unsere Arbeit derart madig machen, daß wir aussteigen werden. Es geht um Sexarbeitsverunmöglichung und, im den Endeffekt der nächsten Stufe in ein paar Jahren, um ihr Verbot.
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Nuttella66
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Nuttella66 »

Traurig sowas. Denn sie wissen nicht was sie tun.........
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fraences
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Beitrag von fraences »

@Doris

Genau, darum geht es.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Jupiter
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Jupiter »

Außerdem muss doch die in München und Stuttgart geübte Praxis seinen rechtlichen Rahmen bekommen.

Meine einzige Hoffnung besteht darin, dass die Registrierung später einmal gerichtlich gekippt wird.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von Doris67 »

Nuttella66: Doch, sie wissen eben sehr genau was sie tun, das ganze ist volle Absicht. Wir werden von menschenverachtenden Zynikern regiert die ohne zu zögern über Leichen gehen, das sollten wir ein für allemal kapieren (und vor allem entsprechend reagieren). Diese Leute führen Krieg gegen das Volk. Ich sage das ohne jede rhetorische Übertreibung.
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sylviacc
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Beitrag von sylviacc »


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Beitrag von Aoife »

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Doris67 hat geschrieben:Diese Leute führen Krieg gegen das Volk. Ich sage das ohne jede rhetorische Übertreibung.
Trotz Weltkriegen, Vietnam usw.: Im 20sten Jahrhundert wurden unvergleichlich viel mehr Menschen durch ihre eigene Regierung getötet als durch jede "Feind"einwirkung.



Aber wir lassen uns durch Ängste manipulieren und ich bin überzeugt manche glauben tatsächlich daran dass sie es der Regierung und deren Gesetzgebung verdanken wenn sie noch keinem größeren Verbrechen zum Opfer gefallen sind.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von sylviacc »

hier von Spiegel ein Link grüsse sylvia,,,,,,,,,http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... -box-pager

sylviacc
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Beitrag von sylviacc »


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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

@Doris67: danke für diesen Hinweis.

Dieser Typ (v. Gersdorff) ist offenbar ziemlich verpeilt. Geil ist allein schon eine solche Benennung: "Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum". Au weia ':003'

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Beitrag von nina777 »

05.02.15

Die Deutsche AIDS-Hilfe nimmt Anstoß an der Verschärfung des Prostitutionsgesetzes

Vorstand der AIDS-Hilfe kritisiert: Regierung hat Ratschläge auf dem Gebiet erfahrener Hilfsorganisationen nicht berücksichtigt. Zwangmaßnahmen werden gegenteiligen Effekt bewirken.


Zur Einigung der Großen Koalition bei der Reform des Prostitutionsgesetzes erklärt Manuel Izdebski vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), dass das verschärfte Prostitutionsgesetz eher schaden statt nützen werde. Vielmehr präsentierten Union und SPD nun nach zähen Verhandlungen die traurigen Reste einer schlechten Idee. Die geplanten Maßnahmen würden nicht zum Schutz der Prostituierten beitragen, sondern Prävention und Gesundheitsvorsorge eher schaden. Man brauche kein Schaufenstergesetz wie dieses, sondern die volle rechtliche Anerkennung von Sexarbeit als Beruf und wirksame Unterstützung im Arbeitsalltag, so Izdebski.

Kontraproduktive Scheinlösung

Mit Kondomzwang, Anmelde- und Beratungspflicht sowie Sonderregelungen für junge Menschen in diesem Beruf wolle die Bundesregierung die Situation von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern verbessern. Zwang und Repression führten aber nicht zum Ziel, sondern schreckten ab und trieben Prostituierte in die Illegalität, so dass sie für Aufklärung und Hilfsangebote schlechter erreichbar seien. Es sei eine Illusion zu glauben, dass man hier mit Zwang Kontrolle ausüben könne, sagt Izdebski

Dabei gebe es erprobte Wege, wirklich etwas zu verbessern. Freiwillige Angebote, die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sowie ihre Kunden bei der Konzeption mit einbeziehen, würden gut angenommen und seien erfolgreich, fasst Izdebski die jahrzehntelange Erfahrung von Aidshilfen, Beratungseinrichtungen und Gesundheitsämtern zusammen.

Kondompflicht ist nicht kontrollierbar

Bei einer Kondompflicht, die es in Bayern und im Saarland bereits gebe, würden in der Regel die Frauen bestraft oder die Vorschrift verpuffe. Dass die Bundesregierung die Verantwortung für die Kontrolle nun den Ländern zuschiebt, sei ein Zeichen ihrer Ratlosigkeit und verschleiere die Sinnlosigkeit der Maßnahme. Eine Kondompflicht lasse sich nicht wirkungsvoll kontrollieren und diene nur dem guten Gefühl, etwas getan zu haben, kommentiert Izdebski.

Zwangsberatung schreckt ab, Anmeldepflicht stigmatisiert

Anstelle der zunächst geplanten ärztlichen Zwangsuntersuchung eine Zwangsberatung zu setzen, mache nichts besser und führe die Grundsätze von Beratung ad absurdum. Menschen seien für Beratung offen, wenn sie sich freiwillig dafür entscheiden. Und wie soll verhindert werden, dass ein Bordellbesitzer nach seinen Vorstellungen einen Arzt bestimet, und die Prostituierten nötige, diesen aufzusuchen?"

Die beschlossene Anmeldepflicht berge die Gefahr, dass Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter stigmatisiert würden. Gegen Menschenhandel sei dies kein wirksames Mittel, denn eine Anmeldung könne auch unter Zwang erfolgen.

Häufigere Gesundheitsuntersuchungen und Beratungen für Prostituierte unter 21 seien zwar in der Tat sinnvoll. Zwang sei jedoch hier besonders kontraproduktiv und könne dazu führen, dass die jungen Frauen gerade zu Beginn ihrer Tätigkeit lieber illegal arbeiteten. Damit sind sie für Hilfsangebote schwerer erreichbar - in einer Situation, in der sie tatsächlich besonders gefährdet sind und Unterstützung benötigen.

Entscheidung gegen fachliche Expertise

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat die Verhandlungen in der Koalition kritisch begleitet. Gemeinsam mit Frauenrechtsorganisationen, Sozialverbänden und Beratungsstellen für Prostituierte habe sie letzte Woche in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frauenministerin Manuela Schwesig und die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen detailliert gegen die Zwangsmaßnahmen Stellung bezogen und davor gewarnt, Menschenhandel und Prostitution in einen Topf zu werfen. Menschenhandel lasse sich durch eine Reglementierung der Prostitution nicht bekämpfen.

Es sei bedauerlich, dass die Bundesregierung die Expertise dieser fachlich versierten und in diesem Arbeitsfeld erfahrenen Organisationen nicht weitergehend berücksichtigt habe, sagt Manuel Izdebski. Bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen in einem Gesetzentwurf bestünden aber noch Spielräume, den Schaden möglichst gering zu halten.

http://www.rtf1.de/news.php?id=6408
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Beitrag von Doris67 »

friederike: v. Gersdorff ist nicht verpeilt sondern schlicht ein Faschist katholischer Prägung (siehe Piusbrüder u.ä.). Man sollte den versteckten Einfluß solcher Leute und Seilschaften nicht unterschätzen (siehe z.B. das "Bildungsplan"gezerre in Baden-Württemberg und anderswo).
Zuletzt geändert von Doris67 am 06.02.2015, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von nina777 »

06.02.2015

Pressemitteilung

Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.KDFB begrüßt besseren Schutz für Prostituierte

(Köln) - Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) begrüßt die Reform des Prostitutionsgesetzes, das zukünftig den Schutz und die Sicherheit der in der Prostitution Tätigen verstärken wird. "Die Beschlüsse der Koalition sind ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings hätten wir uns an einigen Stellen Aussagen mit größerer Verpflichtung zur Verbesserung der Situation der Prostituierten gewünscht", stellt KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth fest. Der KDFB wird auch weiterhin das Gesetzgebungsverfahren konstruktiv begleiten.

Als positiv wertet es der KDFB, dass an mehreren Stellen in den am 03.02.2015 getroffenen Vereinbarungen eine gesundheitliche bzw. medizinische Beratung festgeschrieben und damit für Prostituierte verpflichtend ist. Ebenso begrüßt der Frauenbund die für die Altersgruppe der unter 21-Jährigen vorgesehenen Schutzmaßnahmen, z.B. die engmaschigen Fristen bei der Anmeldung und der medizinischen Beratung.

"Wir sehen im Beschluss der Koalitionsfraktionen, besonders den sehr jungen Frauen einen verbesserten Zugang zu Beratungen und Unterstützungsmaßnahmen zu ermöglichen, einen wichtigen Schritt für mehr Schutz und Sicherheit", erklärt Dr. Maria Flachsbarth. Psychosoziale Beratungen und niedrigschwellige Angebote können gerade für Zwangsprostituierte und Gewaltopfer hilfreich sein. Daher bestärkt der KDFB die politisch Verantwortlichen, konkrete Rahmenbedingungen für ein weites Beratungsangebot zu schaffen, damit eine dauerhafte, persönliche und umfassende Unterstützung überall gewährleistet ist.

Unabhängig von den Vereinbarungen zum Prostituiertenschutzgesetz fordert der KDFB von der Bundesregierung weiterhin eine konsequente Bekämpfung von Zwangsprostitution und Menschenhandel. Besonders das Verhalten von "Freiern", die die Situation von Frauen bewusst ausnutzen und deren Würde missachten, müsse sozial diskreditiert oder gar gesetzlich geahndet werden, so Flachsbarth.

Quelle und Kontaktadresse:
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.
Pressestelle
Kaesenstr. 18, 50677 Köln
Telefon: (0221) 86092-0, Fax: (0221) 86092-79
E-Mail: bundesverband@frauenbund.de
Internet: http://www.frauenbund.de
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Beitrag von Melanie_NRW »

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nina777 hat geschrieben: Besonders das Verhalten von "Freiern", die die Situation von Frauen bewusst ausnutzen und deren Würde missachten, müsse sozial diskreditiert oder gar gesetzlich geahndet werden
Besonders das Verhalten von "religiösen Verbänden", die die Situation von Frauen bewusst ausnutzen und deren Wünsche missachten, müsse sozial diskreditiert oder gar gesetzlich geahndet werden

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Beitrag von nina777 »

6.2.2015

D: Schwester Lea gegen neues Prostitutionsgesetz

Ein neuer Weltgebetstag der katholischen Kirche: Am nächsten Sonntag, 8. Februar 2015, findet der erste „Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel" statt. Der Vatikan hat die Initiative dazu ergriffen. Just in dieser Woche ist in Deutschland die Reform des Prostitutionsgesetzes erschienen, die innerhalb des katholischen Spektrums umstritten ist. Viele Frauen in der Rotlicht-Szene sind Zwangsprostituierte.

Schwester Lea Ackermann kämpft seit 30 Jahren an der Seite von Opfern des Menschenhandels. Das soeben reformierte Prostitutionsgesetz in Deutschland lehnt sie ab. Deutschland hat den liberalsten Umgang mit Prostitution auf der ganzen Welt. 2002 wurde Prostitution in Deutschland komplett legalisiert. Das hat aber die Ausbeutung im Rotlicht-Milieu nicht eingeschränkt. Nun haben SPD und Union, wie im Koalitionsvertrag 2013 vorgesehen, das Prostitutionsgesetz "verbessert". Es soll jetzt Gesetz zum Prostitutionsschutz heißen. Darin werden schärfere Bedingungen für Bordellbesitzer, eine Anmeldepflicht für Prostituierte und verpflichtende medizinische Beratung aufgelistet. Für Sr. Lea Ackermann geht das aber nicht weit genug:

"Da ist die Kondompflicht eingeführt worden. Das ist natürlich richtig, wunderbar und gut; aber wie soll man es prüfen? Es sind für mich sehr viele Ungereimtheiten in den neuen Initiativen. Ich hätte mir gewünscht, eine klare Sache, eine klare Haltung zu machen: Sexkaufverbot, alle können drüber nachdenken und alle Aufmerksamkeit auf die Frauen richten, damit sie eine andere Ausbildung machen können, und dass man ihnen hilft, die Füße wieder auf den Boden zu bekommen."

Der Katholische Deutsche Frauenbund begrüßt hingegen das neue Gesetz. Es stärke den Schutz und die Sicherheit der Frauen und gehe in die richtige Richtung. Gerade die verpflichtende medizinische Beratung befürwortet der Frauenbund. Doch auch der Frauenbund sieht hier nicht das Ende ihrer Arbeit. Sie wollen weiterhin Zwangsprostitution und Menschenhandel bekämpfen und den Blick mehr auf die Freier und Organisatoren von Prostitution richten. Diesen Blickwechsel fordert auch Schwester Lea. Die Frage, die für sie hinter dem Gesetz stehen muss, ist vielmehr, in was für einer Gesellschaft man leben wolle.

"Ich finde dieser Blickwechsel hin auf die Organisatoren und auf die Käufer, bringt die Menschen zum Nachdenken. Es heißt doch auch bei uns ‚naja Männer brauchen das. Und die Frauen sind die Huren. Das ist einfach falsch. Ich finde, ein Gesetz, das ja auch Symbolgehalt hat, zu sagen, der Kauf von Sex ist verboten. Dann kommt ein Nachdenken in Gang. Ich bin sicher, da werden sehr viele Männer auch anders über ihre eigene Sexualität nachdenken."

Dieser Blickwechsel, den Schwester Lea Ackermann fordert, wäre für sie bereits 2002 notwendig gewesen. Damals wurde Prostitution legalisiert und als Beruf anerkannt. Für Ackermann, die sich um die Frauen kümmert, unbegreiflich. Sie wehrt sich gegen den Begriff "Sexarbeit", denn es sei immer Missbrauch an Frauen, ein unwürdiger Umgang mit dem anderen Geschlecht.

"Seit 30 Jahren kümmere ich mich um diese Frauen und ich sehe, dass sie geschädigt werden und traumatisiert sind, dass sie verwundet sind an Leib und Seele, dass sie viele Krankheiten haben. Und das ist ungeheuerlich, dass man das auch noch anerkennt als Beruf und von Arbeit spricht."
Das Argument von vielen Befürwortern des Gesetzes, dass einige Frauen dieser Arbeit freiwillig nachgehen, lässt Schwester Lea nicht gelten. Das Verhältnis zwischen Zwangsprostitution und freiwilliger rechtfertige die Legalisierung nicht. Ihre langjährige Arbeit bestätigt sie, dass nur eine verschwindend geringe Zahl von Frauen, diesen Beruf freiwillig ausüben. Die Ungerechtigkeit, die diese Frauen erleben, und die Schwester Lea auch in der Politik sieht, bringt sie immer wieder in Rage.

"Die unglaubliche Ungerechtigkeit und Brutalität den Frauen und Kindern gegenüber. Das bringt mich wirklich in Rage. Was mich auch wütend macht, auch gestern als das neue Gesetz durchkam, dass so wenig Menschen, dieses große Verbrechen, das an hilflosen Frauen und Kindern geschieht, sehen und dagegen tun wollen. Und immer noch behaupten, die Frauen haben das freiwillig gewählt. Ich kann es nicht verstehen. Ich finde es auch eine ungeheure Ungerechtigkeit."

http://de.radiovaticana.va/news/2015/02 ... tz/1121778
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Beitrag von Eddy »

Wenn Frau Ackermann so viel Geld hat, dann kann sie das gern alles bezahlen, z.B. Studium, Renovierung des elterlichen Hauses nach Hochwasser, Herzoperation für den kleinen Bruder mit Down-Syndrom, Arztrechnung für die Oma nach Klinikaufenthalt wegen Herzinfarkt, Geschäftsgründung zur Sicherung einer nachhaltigen Lebensgrundlage für die Familie und und und ... was es noch so alles für Gründe gibt, um als SW nach Deutschland zu kommen ...

Wenn Frau Ackermann das alles finanziert ... dann lässt sich sicherlich die Zahl der SW schon mal reduzieren ... und es bleiben nur die übrig, für die das sowieso der Traumjob ist, den sie sich von keinem nehmen lassen werden (und die gibt es tatsächlich auch!!).

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Beitrag von Doris67 »

Sämtlichem religiösen Pack, egal welcher Couleur, sollte endlich verboten werden, sich in Politik und Gesellschaft einzumischen. Diesen Leuten steht exakt null Macht zu.
Zuletzt geändert von Doris67 am 07.02.2015, 01:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Melanie_NRW
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von Melanie_NRW »

Laut der katholischen Kirche ist Kinder zu schlagen würdevoll, solange man das Gesicht nicht trifft. Priester die sich sexuell an Kindern vergehen, werden geschützt und verschwiegen.

Aber einvernehmlicher Sex unter Erwachsenen ist Gewalt, sobald Geld den Besitzer wechselt.


Also jeder Mensch, der da nicht mal langsam aufwacht, kann nicht ganz richtig im Kopf sein.

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friederike
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RE: ProstG: Deutsches Prostitutionsgesetz

Beitrag von friederike »

@Doris67, ich will ja gar nicht widersprechen.

Die Extreme berühren sich. Es sind immer dieselben Typen, die sich eine straff durchorganisierte Gesellschaft vorstellen. Mit anderen Worten, eine totalitäre Gesellschaft, die dem Individuum die Lebensweise vorschreibt. Faschisten, Kommunisten, Religiöse aller Art. Frömmigkeit ist keine Sache des einzelnen Menschen, sondern eine Sache der Gesellschaft.

Das sind eigentlich schwache Persönlichkeiten, die nicht überzeugen können, stattdessen Gruppenzwang ausüben, um Halt für ihre eigene Schwäche zu finden. In den Biographien solcher Leute findet man häufig, dass sie von einer Fraktion zur entgegengesetzten wechseln, also vom Trappistenkloster zur kommunistischen Partei und dann zur Nazipartei (ein historisches Beispiel: der Rechtsanwalt Horst Mahler in den 1970er Jahren).

Typisch ist auch die Vermengung von vermeintlich prioritären Anliegen, wie "Tradition", "Familie" und "Privateigentum". Auch die Rolle der "einsamen, aber unbeirrbaren Vorkämpferin" ist typisch, wie an der Ackermann zu beobachten. Die Defizite der schwachen, an sich gescheiterten Persönlichkeit werden überkompensiert; weil man ja nur gegen übermächtig erscheinende Feinde kämpft, darf man sich nicht durch Argumente oder gar die Realität vom Pfade der Erleuchtung abbringen lassen.

Ein extrem unappetitliches Phänomen. Solche Personen widern mich an. Da bin ich gerne eine "Sünderin" - Gruppenzwang hat mich schon immer aufgeregt.