Wiedereinstieg?

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
Benutzeravatar
Blanca
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 840
Registriert: 05.11.2009, 22:44
Wohnort: Wien
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Blanca »

Liebe Aoife.

Ja, da hast Du recht. Ich entschuldige mich, wenn ich was mißverstanden habe.
Mir stossen nur Aussagen, die ein spezielles Opfertum oder eine Außenseiterstellung irgendwie heroisieren, sauer auf. Kann aber durchaus sein, daß ich da sensibel reagiert habe.

Gute Nacht :-)

Blanca

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

Liebe Blanca,

ich denke nicht, dass du dich für irgendetwas zu entschuldigen brauchst :001
Es sind einfach verschiedene Sichtweisen, die hier aufeinandertreffen. Sicher auch durch Veranlagung und Lebenserfahrung stark beeinflußt.
So dass keine von beiden einen Anspruch auf absolute Gültigkeit gegenüber der anderen hat.
Ich finde das eine interessante Diskussion, solange beide Seiten miteinander im Gespräch bleiben.
Und wenn ich mich ursprünglich auch nur moderierend einschalten wollte, um das *miteinander*-Sprechen in Gang zu halten,
so kann es naturgemäß nicht ausbleiben, dass ich mich eher früher als später auch selbst einbringen muß,
weil ich die Gefühle und Gedanken der Anderen ja gar nicht wirklich kennen kann.
Es kann also durchaus sein, dass es sich um eine reine Projektion handelt, wenn ich die Aussagen anderer in dem Sinn deute,
in dem ich selbst empfinde.
Mir liegt sowohl eine Opferrolle als auch das Heroisieren einer Außenseiterrolle absulut fern.
Ich bin nicht Opfer, sondern Überlebende meiner Vorgeschichte.
Und weil die mainstream Gesellschaft mir mein Überleben auch noch übel nimmt (like thus cannot happen to a law and order
government :018 ), ich aber gerade nicht mit der Außenseiterrolle zurechtkomme, bin ich persönlich sehr froh, ein Umfeld gefunden
zu haben, in dem ich "dazugehöre". Das sehe ich jetzt nicht eigentlich als "Heroisieren" an - weil ich mir durchaus bewußt bin,
dass das, was für mich optimal ist, für Andere keineswegs automatisch auch nur einigermaßen gut sein muß.

Und Miriam's sowie Arum's Aussagen habe ich aus dieser Position heraus verstanden - kann sein, dass ich da völlig danebenliege :002

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
ex-oberelfe
Vertrauensperson
Vertrauensperson
Beiträge: 2001
Registriert: 05.04.2005, 16:12
Wohnort: Wien
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ex-oberelfe »

Seit nun bald 2 Jahren arbeite ich nicht mehr als SW, manchmal muss ich zugeben, fehlt mir auch der Job, das Abenteuer, ständig neue Leute kennenzulernen, dieser Nervenkitzel mit dem ganzen drumherum...da ich ja noch eine Agentur führe, bin ich aber nie ganz weg von der Branche gekommen – hab dadurch noch recht viel Einblick und seit geraumer Zeit identifiziere ich mich sogar noch mehr mit dem Job als SW als zuvor und stehe auch in der Öffentlichkeit dazu.
Mein Freund weiß von meiner Vergangenheit und auch von der Gegenwart, hat auch kein Problem damit und steht auch vor seinen Kollegen, Bekannten und Freunden voll hinter mir, aber ein Wiedereinstieg wäre mit meiner Beziehung nicht möglich. Ich plane ihn zwar nicht und habe es auch nicht vor in nächster Zeit, auch bin ich mit meiner jetzigen Arbeit und Beziehung sehr erfüllt, aber so manchmal fehlt mir der Job als SW schon ;-) Aber ehrlich gesagt wüßte ich nicht, wo ich das zeitmäßig unterbringen soll.
Und was die Moral betrifft, so war es mir immer schon ziemlich egal, was andere Leute denken, denn wenn, dann hatten eh immer nur die anderen ein Problem damit.
Was ich damit sagen will, ihr solltet das tun, was euer Herz von euch verlangt und nicht immer darauf so großen Wert legen, was euer Umfeld sagt. Das was euch erfüllt ist wichtiger und wenn es in dem Moment ein Ausstieg/ Umstieg/ ein Baby/ eine Beziehung oder was auch immer ist, dann solltet ihr darauf vertrauen und wenn es einen Wiedereinstieg verlangt, dann ist es eben so ;-)
Macht euch nicht so einen Kopf um das was andere Leute wollen, denn die tun es wegen euch auch nicht ;-)
Wenn also bei mir der Drang käme, wieder als SW zu arbeiten, dann würd ich es tun, ich kann ja sonst auch niemanden verbieten wieder in seinem Beruf zu arbeiten, ich kann ja auch nicht zu einer gelernten Bäckerin sagen, das sie das nicht mehr tun soll, wenn sie sich darin berufen fühlt und den Job gerne macht.
Solange es das ist, was euch Freude und Spaß macht, sollt ihr auch auf eure innere Stimme hören.
Und wenn es eure Bestimmung und eure Berufung ist, dann findet ihr die Antwort in den 2 Worten ganz von selbst ;-)
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

Benutzeravatar
Cayena
UserIn
UserIn
Beiträge: 31
Registriert: 10.10.2010, 23:20
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Cayena »

Hi ihr Lieben,

es ist sehr interessant eure verschiedenen Meinungen zu lesen, jeder hat ein bisschen eine andere sitchweise der Dinge und das ist auch sehr gut so,denn schliesslich wäre es auf dauer ätzend und langweilig wenn wir alle die gleiche Meinung hätten.
Und ich kann jede eurer Meinungen sehr gut nachvollziehen.
Auch ich hatte einen etwas kleineren Wiedereinstieg,da ich mich selbständig gemacht habe im Bereich Kosmetik,was schon immer ein kleiner Traum von mir war,aber ich habe für meinen Beruf als SW gelebt und ich habe mich immer sehr wohl gefühlt, ich hätte es auch nie für eine Partnerschaft aufgegeben,weil ich mein Privat und Berufsleben komplett trenne.
Aber zwecks meines Studios,habe ich aufgehört,aber nicht lange,es ging 4wochen gut....dann hab ich es zu sehr vermisst,meine netten Stammgäste,die netten Abende und Nächte,selbst die manchmal nervigen oder unfreundlichen Gäste habe ich vermisst,es hat ein grosser Teil in meinem Leben gefehlt,was mich innerlich leer machte....
Aber auch der finanzielle Aspekt ist nicht ganz ohne,mein Studio läuft gut und ich habe 3Angestellte und 2 Auszubildende,eigentlich verdiene ich sehr gut,aber als Sw war mein Konto eben doch ein wenig voller....
ich habe eine süsse Tochter und meine Beziehung ist super...aber es fehlt das gewisse Etwas,denn dieser Beruf hat mir soviel gegeben,an Erfahrung,an Erfüllung und an vielem mehr,er hat mein Leben berreichert.
Ich habe dann auch wieder angefangen meine Stammgäste zu besuchen und ich merkte das ich selbst wieder viel zufriedener war.
Aber ich führe nun mal ein sogenanntes "Doppelleben" und ich geniesse beide Seiten sehr....
Ich bin gern nur brave Mutter,Frau und Chefin meines Studios...
Aber ich bin auch sehr gern die attraktive SW die mit ihren Reizen spielt,Männer um den Verstand bringt und glücklich macht....

Jeder muss seinen Weg finden,jeder sollte ausnahmslos das tun,wobei er sich wohlfühlt und was einen erfüllt und glücklich macht!!!!!
Jeder Weg egal ob Einstieg,Austieg oder Wiedereinstieg kann das richtig sein,man muss sich nur dabei wohl fühlen!!!!

LG Cayena

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bewundernswert, wie du zwei Berufe und Familie strikt trennen kannst und dennoch alles an einem Ort geregelt bekommst.

Benutzeravatar
Cayena
UserIn
UserIn
Beiträge: 31
Registriert: 10.10.2010, 23:20
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Cayena »

Hi Marc,

Ich denke,das kann jeder Mensch,der an sich glaubt und nur stark genug ist Grenzen zu setzen und seine Ziele mit aller Kraft erreichen möchte....
Man muss nur selbstzufrieden und glücklich sein mit dem was man tut und sich dabei wohl fühlen.
Auch ich habs nicht immer einfach und auch oft werd ich vom stress fast erdrückt...aber ich bin nun mal ein stehaufmännchen,wenn auch mal mehr stress kommt,kämpfe ich auch wieder mehr,damit es sich immer wieder im Gleichgewicht hält.
Ich schaffe es auch nur weil mein Leben erfüllt ist und ich glücklich bin,und das gibt mir die Kraft das alles zu meistern und selbst dabei auch glücklich und zufrieden zu sein.

LG Cayena