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Feministin und Sexarbeiterin
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Tagung mit sperrigem Titel
es ging in dieser tagung nur am rand um prostitution, aber ich finde es prima, dass prostitution als ein workshop-thema unter acht anderen gewählt wurde.
hier der artikel dazu, was das thema prostitution angeht, habe ich gefettet. bemerkenswert, dass es sich um eine feministische zeitung handelt!
Ihres Glückes Schmiedin?
Neoliberale Lösung der Geschlechterfrage: Selbst schuld, wer nicht Karriere macht.
Auf einer Tagung in Bochum wurde diese »F-Klasse«-These kritisch hinterfragt
Von Mareen Heying
Wieder so eine Tagung mit sperrigem Titel.»Neue Freiheit, neues Glück? Selbstentwürfe und Geschlechterpolitiken in Zeiten des Neoliberalismus« lautete das Motto der Konferenz, die am vergangenen Wochenende an der Ruhr-Universätität Bochum in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW abgehalten wurde. Nichtsdestotrotz hatten die Aussagen, die in Vorträgen, Workshops und Dikussionen getroffen wurden, Relevanz. Denn bekanntlich wird – jedenfalls in der deutschen – Medienöffentlichkeit das Gefühl vermittelt: Alle Chancen stehen jedem und jeder offen. Wer es jetzt nicht schafft, ist selbst schuld. Erfolgreiche Frauen wirken maßgeblich an der Verbreitung dieser Auffassung mit. Das Problem: Neoliberaler Individualismus und Solidarität sind ein Widerspruch. Moderne »Selbstentwürfe« schaffen nach Ansicht der Soziologin Christa Wichterich gravierende Unterschiede zwischen Frauen. Diejenigen, die nicht in Wirtschaft und Medien aufsteigen können oder wollen, fristen auch in den reichen Industrienationen oft genug eine Existenz unter prekärsten Bedingungen. Die niederländische Gender-Forscherin Mieke Verloo forderte, feministische »Visionen« müßten »in radikale Ideen ausgeweitet« werden – »damit wir nicht im Nichts verschwinden«.
Die Japanologin Prof. Dr. Michiko Mae fragte: »Entmachtet die Gleichstellungsstrategie des Gender Mainstreaming die Frauenbewegung?« In Japan wurde die Gleichstellung 1999 im Partizipationsgesetz verankert. Doch in der Realität weiten sich auch in Japan vor allem irreguläre Beschäftigungsverhältnisse aus. Darunter leiden Frauen und Männer gleichermaßen. Notwendig sei deshalb eine konsequente Gender-Mainstreaming-Politik, »die eine Work-life-balance ermöglicht«, so Mae. In Südkorea wurde im Jahr 2002 ein Ministerium für Gender-Gleichheit gegründet. Die Soziologin Prof. Dr. Pilwha Chang berichtete, eine Kritik an den Problemen, die durch den Neoliberalismus entstünden, sei seither sehr schwierig, zumal es auch Erfolge gebe.
In Workshops ging es unter anderem um das Thema »Zwangsstrukturen am Beispiel der Prostitution«. Hier wurde die Frage erörtert, warum Sexarbeiterinnen vor allem als Opfer dargestellt werden. Mechthild Eickel vom Hurenverband Madonna e.V. und eine Prostituierte räumten mit entsprechenden Klischees auf: »Viele Frauen, die als Hure arbeiten, tun das freiwillig und selbstbestimmt«, erklärte die Sexarbeiterin. Ebenso zögen Migrantinnen die Prostitution anderen Arbeitsmöglichkeiten vor, da Ausbeutung und Abhängigkeit in anderen Bereichen oft noch größer seien.
In der abschließenden Podiumsdiskussion prangerte Jenny Huschke vom DGB-Bundesvorstand den starken Leistungsdruck an, unter dem alle heute stehen. Dieser beginne schon im Kindergarten, wachse in Schule und Uni und erreiche seinen Höhepunkt im Beruf. »Es ist dramatisch, daß kein Protest zu hören ist.« Dies liege vor allem daran, daß niemand eigene Überforderung eingestehen und damit seine Jobchancen mindern will. Das Festhalten an Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden und mehr als Maßstab fördere noch immer die Trennung zwischen den Geschlechtern: Hier der Mann, von dem selbstverständlich Überstunden erwartet werden, dort die für Kinder und Haus zuständige, höchstens in Teilzeit arbeitende Frau. Ein Bruch mit dieser Tradition sei lange überfällig, forderte Huschke.
»Es muß in eine andere Richtung gehen«, stellte auch Sonja Eismann, Herausgeberin des Missy Magazins, klar. Der klassische Gleichstellungsfeminismus im bestehenden System geht ihr nicht weit genug. Der Popfeminismus, den sie vertrete, verstehe sich als »Kritik von Popkultur mit feministischen Mitteln«.
Mit den Berichten aus Japan, Südkorea und China wurde klar: Die Probleme im neoliberalen Kapitalismus ähneln sich weltweit – und sind offenbar nur durch systemüberwindende Schritte lösbar. Gleichwohl erschöpften sich die Alternativvorschläge auf der Tagung meist in Appellen an die Politik: Sie müsse faire Bedingungen schaffen, in denen die Menschen nicht nur als Subjekte gesehen werden.
http://www.jungewelt.de/2010/07-02/013.php
hier der artikel dazu, was das thema prostitution angeht, habe ich gefettet. bemerkenswert, dass es sich um eine feministische zeitung handelt!
Ihres Glückes Schmiedin?
Neoliberale Lösung der Geschlechterfrage: Selbst schuld, wer nicht Karriere macht.
Auf einer Tagung in Bochum wurde diese »F-Klasse«-These kritisch hinterfragt
Von Mareen Heying
Wieder so eine Tagung mit sperrigem Titel.»Neue Freiheit, neues Glück? Selbstentwürfe und Geschlechterpolitiken in Zeiten des Neoliberalismus« lautete das Motto der Konferenz, die am vergangenen Wochenende an der Ruhr-Universätität Bochum in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW abgehalten wurde. Nichtsdestotrotz hatten die Aussagen, die in Vorträgen, Workshops und Dikussionen getroffen wurden, Relevanz. Denn bekanntlich wird – jedenfalls in der deutschen – Medienöffentlichkeit das Gefühl vermittelt: Alle Chancen stehen jedem und jeder offen. Wer es jetzt nicht schafft, ist selbst schuld. Erfolgreiche Frauen wirken maßgeblich an der Verbreitung dieser Auffassung mit. Das Problem: Neoliberaler Individualismus und Solidarität sind ein Widerspruch. Moderne »Selbstentwürfe« schaffen nach Ansicht der Soziologin Christa Wichterich gravierende Unterschiede zwischen Frauen. Diejenigen, die nicht in Wirtschaft und Medien aufsteigen können oder wollen, fristen auch in den reichen Industrienationen oft genug eine Existenz unter prekärsten Bedingungen. Die niederländische Gender-Forscherin Mieke Verloo forderte, feministische »Visionen« müßten »in radikale Ideen ausgeweitet« werden – »damit wir nicht im Nichts verschwinden«.
Die Japanologin Prof. Dr. Michiko Mae fragte: »Entmachtet die Gleichstellungsstrategie des Gender Mainstreaming die Frauenbewegung?« In Japan wurde die Gleichstellung 1999 im Partizipationsgesetz verankert. Doch in der Realität weiten sich auch in Japan vor allem irreguläre Beschäftigungsverhältnisse aus. Darunter leiden Frauen und Männer gleichermaßen. Notwendig sei deshalb eine konsequente Gender-Mainstreaming-Politik, »die eine Work-life-balance ermöglicht«, so Mae. In Südkorea wurde im Jahr 2002 ein Ministerium für Gender-Gleichheit gegründet. Die Soziologin Prof. Dr. Pilwha Chang berichtete, eine Kritik an den Problemen, die durch den Neoliberalismus entstünden, sei seither sehr schwierig, zumal es auch Erfolge gebe.
In Workshops ging es unter anderem um das Thema »Zwangsstrukturen am Beispiel der Prostitution«. Hier wurde die Frage erörtert, warum Sexarbeiterinnen vor allem als Opfer dargestellt werden. Mechthild Eickel vom Hurenverband Madonna e.V. und eine Prostituierte räumten mit entsprechenden Klischees auf: »Viele Frauen, die als Hure arbeiten, tun das freiwillig und selbstbestimmt«, erklärte die Sexarbeiterin. Ebenso zögen Migrantinnen die Prostitution anderen Arbeitsmöglichkeiten vor, da Ausbeutung und Abhängigkeit in anderen Bereichen oft noch größer seien.
In der abschließenden Podiumsdiskussion prangerte Jenny Huschke vom DGB-Bundesvorstand den starken Leistungsdruck an, unter dem alle heute stehen. Dieser beginne schon im Kindergarten, wachse in Schule und Uni und erreiche seinen Höhepunkt im Beruf. »Es ist dramatisch, daß kein Protest zu hören ist.« Dies liege vor allem daran, daß niemand eigene Überforderung eingestehen und damit seine Jobchancen mindern will. Das Festhalten an Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden und mehr als Maßstab fördere noch immer die Trennung zwischen den Geschlechtern: Hier der Mann, von dem selbstverständlich Überstunden erwartet werden, dort die für Kinder und Haus zuständige, höchstens in Teilzeit arbeitende Frau. Ein Bruch mit dieser Tradition sei lange überfällig, forderte Huschke.
»Es muß in eine andere Richtung gehen«, stellte auch Sonja Eismann, Herausgeberin des Missy Magazins, klar. Der klassische Gleichstellungsfeminismus im bestehenden System geht ihr nicht weit genug. Der Popfeminismus, den sie vertrete, verstehe sich als »Kritik von Popkultur mit feministischen Mitteln«.
Mit den Berichten aus Japan, Südkorea und China wurde klar: Die Probleme im neoliberalen Kapitalismus ähneln sich weltweit – und sind offenbar nur durch systemüberwindende Schritte lösbar. Gleichwohl erschöpften sich die Alternativvorschläge auf der Tagung meist in Appellen an die Politik: Sie müsse faire Bedingungen schaffen, in denen die Menschen nicht nur als Subjekte gesehen werden.
http://www.jungewelt.de/2010/07-02/013.php
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Zur Theorie der Ausbeutung in der Sexarbeit
vgl. Helen Ward vom Imperial College:
viewtopic.php?p=19404#19404
Die Theorie von 1867 ist keineswegs veraltet wie ich finde.
vgl. Helen Ward vom Imperial College:
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Die Theorie von 1867 ist keineswegs veraltet wie ich finde.
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Prostitution: a feminist view
Justa Montero is co-founder and member of the Feminist Assembly of Madrid. Begoña Zabala is co-founder and member of Emakume Internationalistak (Navarre).
http://translate.google.de/translate?hl ... ode%2F1567
Justa Montero is co-founder and member of the Feminist Assembly of Madrid. Begoña Zabala is co-founder and member of Emakume Internationalistak (Navarre).
http://translate.google.de/translate?hl ... ode%2F1567
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US Sexworker Geschichte
Sexworker über die Geschichte des Feminismus in den U.S.A.
Veronica Monet
auf der Konferenz Sex2.0
2009
Teil 1
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Kc3DaOZvP-I&NR=1[/youtube]
Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=kmJChxXq ... re=related
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Veronica Monet
auf der Konferenz Sex2.0
2009
Teil 1
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Kc3DaOZvP-I&NR=1[/youtube]
Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=kmJChxXq ... re=related
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- PlatinStern
- Beiträge: 1330
- Registriert: 14.03.2008, 12:01
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
Feministin und Sexarbeiterin? Das eine schliesst das andere nicht unbedingt aus.
Ich würde mich am ehesten den sex-positiven Feministinnen zuordnen. Die Fragen um Sexworker-Rechte sind immer verschlungen mit Frauen-Rechten und Menschenrechten. Wenn man sich als feministische Hure in einschlägigen Werbe-Foren oder Blogs zu erkennen gibt, sollte man allerdings damit rechnen, dass dies zu harten Umsatzeinbussen führen kann. In der Alltagswelt wie auch im Abziehbild der Paysex Welt gilt, daß eher selten bis kaum starke Frauen Lüste und Begehren entfachen, eher Ängste schüren. Die Frau, die "formbar" ist und zu dem Mann aufschaut, die gebrochen, gefügig ist, weil sie so dringend bedürftig nach Anerkennung giert, das Opfer per se, läßt sich als Image im Regelfall besser vermarkten. So meine Einschätzung. Die einzigen, die es gerne mit starken Frauen und Huren aufnehmen können, sind ich-starke Männer, die selbstreflexiv mit ihren Stärken und Schwächen umgehen können, achtsam und intelligent sind und die vielzitierte "Augenhöhe" tatsächlich schätzen. Feminismus und Sexwork schliesst eben nicht aus, sich im Bett fallen lassen zu können. Eine sexuell fordernde und selbstbewußte Frau macht in der Regel Angst, daher empfehle ich im Bereich Zielgruppen-Marketing die Rehkitz-Strategie.




love people, use things - not the other way round