Hat es mich verändert?

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
noname
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Hat es mich verändert?

Beitrag von noname »

Hallo an alle;

Ich bin grad selbst erschrocken über mich und meine Reaktion gegenüber einer anderen Frau! (keine SW)

Kurzfassung:
Die Frau-intelligent, hübsch, nett, freundlich, hilfsbereit, hat 2 Kinder - einen Jungen und ein Mädchen. Ich persönlich kenne ihren Mann nicht, von ihren Erzählungen aber, führte sie ne sehr sehr schlimme Ehe.
Die beiden leben getrennt; Sie hat ihn angezeigt. Der Sohn lebt bei ihr und die Tochter beim Vater.
Nun geht es ums Sorgerecht.
Vor ein paar Monaten wollte sie sich aufgrund der Erlebnisse in der Ehe, das Leben nehmen, war daraufhin in Behandlung und gilt als Suizidgefährdet und depressiv.
Nun hat ihr "noch"Gatte das alleinige Sorgerecht beantragt und mittels Gutachten kam der Beschluss das beide Kinder beim Vater besser aufgehoben wären bzw. sind und dieser Beschluss binnen fünf Tage in Kraft tritt.
Grund: Suizidgefährdung
Die Kinder könne sie übers Kinderschutzzentrum - also nur unter Aufsicht, einmal pro Woche für 2 Stunden sehen.

SO!
Nun heult die mich voll; Wirkt für mich sehr depressiv. Weiß nichts mehr mit ihrem Leben anzufangen.
Sperrt sich ein und lässt ihren Sohn draussen vor der Tür.

Sie fragte mich, ob ich Zeit hätte für sie. Ich, natürlich hab ich Zeit was ist los?
Sie zeigt mir das Gutachten.

MEINE FRAGEN:
1. Hat sie nen voll Knall?
2. Hab ich nen voll Knall weil ich mir die Scheisse anhöre?

Ich gab ihr zur Antwort; Das sie um ihre Kinder weiter kämpfen müsse; und das ich finde das die Gutachter in gewisser Weise Recht hätten; weil sie sich jedesmal hinstellt und stundenlang weint und völlig fertig ist mit allem wenn sie mal drei Schritte vor und dann wieder einen zurück macht.
Naja und ich sagte, das nix ohne Grund passiert oder geschieht. Das ich sie gern hab und respektiere.
Und das ich der Meinung bin, das alles was positives hat.
Die Gutachter hätten ja auch völlige Kontaktsperre zu den Kindern geben lassen können. Naja und das es nun an ihr liegt, dies einzuhalten, Verantwortung für ihr tun zu übernehmen um dem Richter zu beweisen das die falsche Entscheidung getroffen wurde und wenn sie damit net klar kommt, soll sie mich in Ruhe lassen und mich net nach meiner Meinung fragen.

Das Ganze hab ich in nem Ton gesagt vor dem ich mich selbst erschrocken habe...

FRÜHER- vor meiner Zeit als "SW" hätt ich mich hingestellt und gesagt: Oh scheisse... "seufz" mah des is aber voll scheisse... och... seufz, schnief, was machstn da jetz...

Nun meine eigentlich Frage?!

Warum werd ich wütend bei sowas? Warum empfinde ich nichts ausser Unverständnis für ihre Reaktion?

Hat mich die Arbeit bzw mein "Hase alias Zuziwuzi" - Strizi - Zuhälter - wie auch immer so verändert oder woran liegt das sonst ????
Bin ich dadurch ziemlich abgehärtet oder zu hart geworden?

:017 :017 :017 :017 :017

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nina777
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Beitrag von nina777 »

Hallo noname
Habe ähnliche Erfahrungen gemacht ! Ich denke wir müssen uns auf unserer Arbeit schon ziemlich Abgrenzen Gefühlsmässig usw. gegen die Gäste, Kollegen , Chefs. Auch gegenüber unserem Umfeld wo wir halt nicht so recht akzeptiert werden in diesem Job.Wenn ich dies nicht tun würde könnte ich diesen Job nicht machen.Ja ich habe ein sehr dickes Fell bekommen um in dieser welt mit meinem job zu überleben.Gefühle zu anderen Menschen prallen bei mir teilweise wie automatiesiert ab.Ich muss mir oft erst diese Grenze lösen damit ich realisieren kann was andere Menschen fühlen und in welcher situation sie stecken. Nicht so einfach manchmal!
Lg Nina

noname
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Beitrag von noname »

Hallo Nina;

Abgrenzen!!! - das ist gut.

Ich glaube ich zieh sowas jetzt "magisch" an;
Irgendwie glaubt ein(e) jede(r) dahergelaufene(r) sich bei mir auskotzen zu können?! Vor allem die, bei denen es mich am allerwenigsten interessiert und für dich ich am wenigsten Verständnis aufbringen kann.

Ich möchte ja helfen, aber in nem ganz anderem Bereich und trotzdem glauben die meisten, sie können mir ihren Rucksack auch noch umhängen.

hmm.... :017

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JayR
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Beitrag von JayR »

Hallo noname,

ich möchte mal als jemand kommentieren, der private Kontakte zu ein paar Sexarbeiterinnen hat.
Die Sexarbeiterinnen, die ich kenne, reagieren oft anders als Nichtsexarbeiterinnen.
Härter und misstrauischer aber auch direkter und offener.
Meist weiss ich nicht, was der Grund ist. Aber mittlerweile denke ich dann:
Die Frau hat erheblich mehr und vielfältigere Erfahrungen mit Männern als Nicht-SW, sowohl gute als auch schlechte.
Die Frau hat möglicherweise in einem sehr harten Milieu gearbeitet.
Die Frau hat mit ziemlicher Sicherheit Verurteilung von Familie, Freunden und Bekannten erlebt. Mit ein wenig Glück aber auch Verständnis und Unterstützung.
Die Frau muss ihre Kinder vor Mobbing schützen.
Die Frau hat wahrscheinlich Mitarbeiter von Behörden erlebt, die nicht die geringste Ahnung haben, wie sie kompetent mit Sexarbeiterinnen umgehen.
Die Frau hat wahrscheinlich erlebet, dass es schwer sein kann kompetente professionelle Rechts- und Steuerberatung zu bekommen.

Oder wie eine dänische SW nach einem Jahr in der Branche einmal sagte: „Das war das intensivste und extremste Jahr in meinem Leben. Ich habe die übelsten und die besten Leute kennengelernt.“

Das so etwas mehr verändert als ein „normaler“ Job, ist klar.

Ich habe in der Branche Frauen kennengelernt, mit denen ich absolut nichts zu tun haben möchte und welche, mit denen man Pferde stehlen kann.

Aber wenn ich selber in meinem „normalen“ Arbeitsleben zurückschaue, dann hab ich mich auch verändert. Erfahrungen mit psychopatischen Chefs, egoistischen oder inkompetenten Kollegen haben doch einiges von der ursprünglichen Offenheit, Nettigkeit und Naivität verschwinden lassen.

Dennoch scheine ich der Typ zu sein, den man nach der Zeit oder dem Weg fragt oder mit dem man / frau eben auch andere Dinge beredet.
Ich hab aber hier die Erfahrung gemacht, dass man sich sehr klar darüber sein muss, wo man wirklich helfen kann und wo nicht.
Und dass es notwendig ist, klar zu sagen, wann, wo und unter welchen Umständen man zur Verfügung steht. Z.B. wann man erreichbar ist, und wie man erreichbar ist (Telefon, Mail oder Treffen)

Jeder hat ja ein Recht auf ein Privatleben, das man sich erhalten sollte.

Ich drück dir die Daumen
JayR

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Beitrag von Zwerg »

Hi noname

Irgendwie scheint in Deinem Fall etwas zuzutreffen, was mir im Rahmen meiner Tätigkeit bereits öfter untergekommen ist und ich auch selbst am eigenen Laib erfahren habe:

Extreme Situationen bewirken extreme Reaktionen

So wie Du derzeit und speziell in der geschilderten Situation reagierst hat nur teilweise mit Deiner Person zu tun (und ich glaube auch nicht, dass Sexarbeit der hauptsächliche Auslöser ist)

Ich glaube das die Postings von Nina und JayR es recht gut auf den Punkt bringen -> Jeder Mensch braucht eine gewisse Abgrenzungsmöglichkeit und auch die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Wenn dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich ist, dann ist man automatisch auf "Abwehr" eingestellt

Christian

Hanna
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Beitrag von Hanna »

Hi,

also ich würde es für mich schlicht auf folgenden Nenner bringen:
Es gibt Leute die HABEN ein Problem,denen helfe ich sehr gerne - schon weil ich ja auch Teil eines Netzwerks bin und bleiben will - und dann gibts Leute die SIND ein Problem. die brauchen professionelle Hilfe (Psychater, Sozialarbeiter, oder mal einfach wenn sie ganz unten sind in sich gehen) und da macht es wenig Sinn was zu tun außer "erste Hilfe" zu leisten, wenn sie vielleicht auf der Straße liegen etc.

Hanna
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Ellena
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Beitrag von Ellena »

@Zwerg:
Ja ich denke du hast Recht..
Professionelle Hilfeleistung basiert auch auf dem Prinzip
Abgrenzung... Man kann eine Situation objektiv beurteilen und überlegen welche konkrete Hilfe sich anbietet.

Wenn man sich emotionell zuviel in eine Notsituation hineinhängt, weint man einfach mit, und dies ist sicher in keinem Fall hilfreich.
Liebe Grüße
Ellena
Nimm deine Mitmenschen wie sie sind,-
denn es gibt keine Anderen.... ; )

*xx*xx*
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Hallo noname

Beitrag von *xx*xx* »

es fällt mir manchmal noch immer schwer Menschen, die ich mag, nicht zu helfen, wenn sie Probleme haben. Aber wenn ich nicht, in erster Linie mir selber helfe und mein eigenes Leben in Ordnung bringe und ich für mich, durch mich, mir selbst Helfe, anstatt daran zu arbeiten, das Leben anderer Menschen in Ordnung zu bringen (ohne Gegenleistung!), mache ich mich zum Opfer.
Ich helfe nur, wenn ich Kapazitäten habe und die Hilfe die ich geben kann, mich selbst in irgendeiner Form bereichert und mir nicht weh tut.
Erwachsene sind für sich selbst verantwortlich.
Ich bin nur für mich selbst, meine Tiere und Kinder verantwortlich.
Hilfe kann sehr leicht schlecht sein, denn man entzieht Menschen damit auch einiges an Eigenständigkeit, anstatt Eigenständigkeit zu fördern. Ideal ist ein "Vorleben" und einfach nur Beistand - die Menschen geben sich die Antworten meistens selbst, unmittelbar nachdem sie gefragt haben...

Der Selbstmordversuch deiner Freundin, war ein Hilfeschrei. Jedoch sagt sie damit selbst über sich, dass sie keine Verantwortung übernehmen will und kann - JETZT, zur Zeit. Das Leben ist ein ständiger Entwicklungsprozess und das Erwachsenwerden ist für manche sehr hart... Das Leben ist für uns SW teils noch härter als für "normale" Menschen.
Ich versuche mich selbst zu retten. Jeder Rettungsversuch in meinen jungen Jahren, den ich gemacht habe (Heroinsüchtiger, Alkoholiker, Sozialfall, etc...) ist fehlgeschlagen - jetzt rette ich mich nur noch selbst.
Deine Freundin wird professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können und sie sollte sich schlau machen bzw. du kannst ihr ja dabei Helfen, Hilfe von Profis speziell für solche Frauen zu erhalten - ich habe damit die besten Erfahrungen gemacht und damit belastet mich keiner und ich belaste niemanden mit meinen Problemen. Du kannst ihr zB anbieten bei dir zu surfen, damit sie sich selber Hilfe bei Profis sucht - in Wien gibt es viele Möglichkeiten...

Alles Gute :006

Beate

noname
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Beitrag von noname »

Hallo an alle...

Meine "unfreiwillige" Zeit als SW, war für mich die Hölle auf Erden.

Einmal Hure immer Hure - das frag ich mich ziemlich oft.
Ich denke daran, wie mag es sein, als selbstständige SW zu arbeiten - wie mag es sein wenn man sich die "Kunden" selbst aussuchen kann...

Ich kenne alle schlechten Seiten im Bereich SW - nur was ist mit den Guten? Ich bin neugierig...
Ich glaube daran, dass es immer zwei Seiten gibt; Das es kein Gut ohne Böse gibt, kein hell ohne dunkel...

Ist es möglich, das mein Zuhälter, mich dazu gebracht hat, zumindest nicht in naher Zukunft nen normalen Job annehmen zu wollen?
Oder ist es einfach nur meine Neugier wie die andere Seite aussieht?

Vor ein paar Tagen wurde ich folgendes gefragt:
Mein Partner hat mich beim Sex angepinkelt, ist das normal?
Und beinahe hätt ich gesagt: Find ich nicht unnormal... hab dann darauf aber keine Antwort gegeben...

Irgendwie weiß ich nicht, wie ich das beschreiben soll;
Damals waren bei uns "NS und Kaviarspielchen", bei Stammkunden im Preis inkludiert und über Monate hinweg musste ich mit machen und mich im wasten Sinne des Wortes - "anpinkeln und bescheissen" lassen. Irgendwann war es Normalzustand.

Hat mein Zuhälter damals meinen Willen gebrochen, dass ich irgendwann mit allem gelebt habe oder schlummern gewisse Neigungen in mir und ich hatte mich darum damit abgefunden?

:017

lg noname
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mandala87
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Beitrag von mandala87 »

Gute Frage... "Hat es mich verändert?" und vermutlich mal ein Thema, bei dem ich nicht mitreden kann...

Ich bin mit 17 Jahren von der Pike auf in diesen Job reingekommen und habe ihn so gelernt, wie andere ihre Einzelhandelskaufmann- oder Bäckereifachverkäuferin-Ausbildung absolvieren...

Ob es was "gemacht" hätte, hätte ich einen anderen Beruf erlernt... ?


Ehrlich gesagt, wie ich mich so kennengelernt habe im Lauf der letzten vier Jahrzehnte... nee, ich denke nicht! :002


(aber wer weiss das schon...)
Liebe Grüsse,
mandala87

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JayR
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Beitrag von JayR »

Liebe noname,
ich möchte einmal ein paar Gedanken mit dir teilen, vielleicht ein bisschen unzusammenhängend.
noname hat geschrieben: Oder ist es einfach nur meine Neugier wie die andere Seite aussieht?
Bei mir ist es z.Z. Neugierde, wie unterschiedliche Bereiche in der Sexarbeit aussehen. Wobei ich als Kunde den Nachteil habe, dass die Erfahrungen teuer bezahlt werden müssen.
Der Auslöser für meine bewusste Beschäftigung mit Sexarbeit war ein Treffen mit einer Frau aus Bulgarien in einem Hamburger Laufhaus. Auf dem Bett stellte es sich heraus, dass es ihr in dem Job nicht gut ging. Ich hätte Sex mit ihr als Vergewaltigung empfunden.

Als Gegenreaktion machte ich zwei Monate später einen Termin mit einer sehr guten Frau in Dänemark. Was ich nicht wusste war, dass ich an die Frau geraten war, die einige Jahre vorher versucht hatte, eine Sexarbeiterorganisation in Dänemark zu gründen.

Seitdem hat mich Neugierde getrieben.
noname hat geschrieben: Ich denke daran, wie mag es sein, als selbstständige SW zu arbeiten - wie mag es sein wenn man sich die "Kunden" selbst aussuchen kann...
Die einzigen Sexarbeiterinnen, die ich kenne, die sich ihre Kunden selbst aussuchen, sind die im Laufhaus und in der Herbertstrasse in Hamburg. Als potentieller Kunde wird man entweder angelockt oder ignoriert.
Sonst sind es die Kunden, die sich im ersten Anlauf ihre Sexarbeiterin aussuchen. Die Sexarbeiterin kann natürlich nein sagen oder die Kunden bitten wieder zu kommen.
noname hat geschrieben: Ich kenne alle schlechten Seiten im Bereich SW - nur was ist mit den Guten? Ich bin neugierig...
Ich glaube daran, dass es immer zwei Seiten gibt; Das es kein Gut ohne Böse gibt, kein hell ohne dunkel...
Ich kenne dich nicht gut genug. Aber es kann durchaus sein, dass es sinnvoll für dich ist, die guten Seiten auszuprobieren. Um dann vielleicht irgendwann das Kapitel Sexarbeit abzuschliessen.
Ausserdem glaube ich, dass Neugierde ein guter Wegweiser ist.
Gut – Böse, hell – dunkel, Licht – Schatten, Ying – Yang. Alles Gegensätze, die sich zu einem kompletten Bild ergänzen.
noname hat geschrieben: Ist es möglich, das mein Zuhälter, mich dazu gebracht hat, zumindest nicht in naher Zukunft nen normalen Job annehmen zu wollen?
Wenn du die Frage so formulierst, gibst du deinem ehemaligen Zuhälter Macht über deine Zukunft.
Die hat er aber nicht. Es ist deine Entscheidung, was du mit deiner Zukunft machst.

noname hat geschrieben: Vor ein paar Tagen wurde ich folgendes gefragt:
Mein Partner hat mich beim Sex angepinkelt, ist das normal?
Und beinahe hätt ich gesagt: Find ich nicht unnormal... hab dann darauf aber keine Antwort gegeben...

Irgendwie weiß ich nicht, wie ich das beschreiben soll;
Damals waren bei uns "NS und Kaviarspielchen", bei Stammkunden im Preis inkludiert und über Monate hinweg musste ich mit machen und mich im wasten Sinne des Wortes - "anpinkeln und bescheissen" lassen. Irgendwann war es Normalzustand.

Hat mein Zuhälter damals meinen Willen gebrochen, dass ich irgendwann mit allem gelebt habe oder schlummern gewisse Neigungen in mir und ich hatte mich darum damit abgefunden?
So wie du es beschreibst glaube ich nicht daran, dass diese „gewissen“ Neigungen in dir schlummern.
Ich kann diese Neigungen allerdings auch nicht nachvollziehen, da ich sie nicht mal ansatzweise habe.

Um mal ganz ehrlich zu sein. Ich glaube, dass du ein grosses Herz hast und dich nach Liebe und Intimität sehnst.
Sieh dir doch nur mal deinen Avatar an. Die tantrische Yab Yum Position.

LG JayR

Moonlight
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Beitrag von Moonlight »

mich hat der Job als SW in keinster Weise verändert!!!

Weder im Denken noch im Handeln... vielleicht bin ich mit den Jahren ein bischen abgebrühter geworden, aber im großen und ganzen bin ich die gleiche Person geblieben die ich immer war... :002
LG Moonlight

Wenn nicht jetzt - wann dann?

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Violette
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Beitrag von Violette »

Mich hat die Arbeit sehr verändert- in positiver, wie in negativer Weise!

Früher war ich schüchtern, hatte weder Selbstwertgefühl, noch Selbstvertrauen und naiv.

Durch meinen Job (und die vielen Komplimente der Gäste) habe ich ein enormes Selbstbewusstsein entwickelt und ein Gefühl für *Stolz und Respekt*, wehalb ich vielen inzwischen Arrogant erscheine.
Keine SW kann mir erzählen, dass sie nach einer gut laufenden Woche am Wochenende auf einer Party noch das Gefühl hat, unattraktiv und hässlich zu sein!

Ich fühlte mich immer hässlich und sah Huren daher schon als Jugendliche als die *perfekten Frauen*!
Immerhin sind diese Frauen ja so perfekt, und so schön, dass Männer Geld für sie ausgeben!
Seit ich in diesen Beruf eingestiegen bin, sehe ich mich selber so!

Allerdings fälltb es mir schwer, Vertrauen zu Männern aufzubauen, da ich auch privat (in der Vergangenheit) stets die Frau war, mit der man Spass hat und mit der man sich gerne zeigt, allerdings niemals in erwägung ziehen würde, eine ernste Beziehung mit ihr aufzubauen.
Ich war die sprichwörtliche, perfekte Gelbiebte!- Ich war einigermassen hüpsch, ich habe nie Fragen gestellt, keine Szenen gemacht, war diskret und *gut im Bett*.

Ich habe meinen Sinn für Romantik verloren und ich glaube auch nicht mehr an die Monogammie.

Manchen Frauen fällt es schwer Sex ohne Gefühle zu haben.
Mir fiel es schwer Sex mit Gefühlen zu haben!
Liebe Grüsse
Violette

marlena
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Beitrag von marlena »

@Violette
du sprichst mir aus der Seele und die von dir beschriebenen Situationen könnten die meinen sein.

Es ist für mich total okay SW zu sein, da ich diese Frauen schon immer sehr bewundert habe.

Männer sind mein ganzes bisheriges Leben nur gefährlich und unnahbar gewesen, feige und unaufrichtig.
Weshalb ich auch wirklich Genugtung empfinde, wenn ich sie leiden sehe.

Ich habe inzwischen auch einen festen Stammgast, der Dominadienste fordert, was für mich nicht einfach ist,da ich immer sehr konzentriert darauf achte, was ihm guttut.

Trotzdem ist es ein Ventil bei dem ich einen kleinen Teil meiner Schmerzen ausleben kann.

Liebe Grüße
Marlena
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Beitrag von noname »

Trotzdem ist es ein Ventil bei dem ich einen kleinen Teil meiner Schmerzen ausleben kann.
Ich brauche glaub ich auch ein Ventil, wo ich mal richtig Dampf ablassen kann....

In gewissen Situationen und an gewissen Tagen, mache ich das auch, aber das ist nicht dasselbe.

Am liebsten würd ich mal alles so richtig rauslassen, aber dann würd ich höchstwahrscheinlich einige Tage damit beschäftigt sein.

GLG noname...
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Beitrag von Melanie »

Hallo Violette,

Du sprichst auch mir voll aus dem Herzen. Am Anfang wollte ich es wohl nicht wahr haben, aber jetzt spüre ich die Veränderung. Doch ich bereue sie nicht !!!

- Komplimente - erhöhtes Selbstwertgefühl / Stolz = ja sehr
- Vertrauen oder Beziehung = nein
- der Glaube an Monogamie = Irrglaube / schon albern

Ich bin noch neu hier und Ihr bestätigt mich sehr in meinen Gefühlen und Gedanken.
Es ist einfach wichtig sich über so ein "Tabu-Thema" der Gesellschaft aussprechen zukönnen !

- Danke LG Melanie
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

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Beitrag von noname »

Herzlich Willkommen Melanie...

Viel Spass hier im Forum...

Alles Liebe...

Noname
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RE: Hat es mich verändert?

Beitrag von noname »

Vor einiger Zeit, eröffnete ich diesen Thread, weil ich mir selbst nicht klar darüber war, ob mich meine Zeit als SW veränderte.

Wochen-, wenn nicht sogar Monatelang dachte ich darüber nach.
Ich glaube, es hat mich nicht verändert, es hat mich geändert.
Viele Dinge sehe ich jetzt anderes, vieles werd ich nie wieder so machen wie früher, vieles werd ich neu beginnen.

Für Menschen bin ich offener, womöglich auch rücksichtsvoller, und auch vorsichter geworden.
Auch habe ich gelernt, einfach mal NEIN zu sagen und auf mein Recht zu bestehen.

Mich von Dingen abzugrenzen, die mich an den Rand meiner körperlichen und geistigen Grenzen bringen, fiel mir immer schwer, aber ich habe gelernt meine Kraft aus allem möglichen zu schöpfen und ich versuche in allem etwas positives zu sehen!

Carpe diem et noctem...
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Beitrag von CK »

Violette hat geschrieben: Allerdings fällt es mir schwer, Vertrauen zu Männern aufzubauen, da ich auch privat (in der Vergangenheit) stets die Frau war, mit der man Spass hat und mit der man sich gerne zeigt, allerdings niemals in erwägung ziehen würde, eine ernste Beziehung mit ihr aufzubauen.

Ich habe meinen Sinn für Romantik verloren und ich glaube auch nicht mehr an die Monogammie.
Hallo Violette !

Woran machst Du denn Vertrauen fest ? Ich bin egtl. eine Person, die anderen Menschen recht schnell Vertrauen schenkt, bin da halt sehr risikobereit. Stelle aber die "sexuelle Treue" als Ziel, auch einer Beziehung, mittlerweile in Frage. Wieso sollte ein Mann nicht mehrere Frauen haben und umgekehrt eine Frau mehrere Männer ?

Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr denke ich auch, dass Monogamie eigentlich out ist. Polyamorie, freie Liebe, wieso nicht ? Klar, dem stehen Eifersucht udgl. im Weg, aber vlt. ist das ja der Weg zur wahrem Selbstvertrauen sich über diese niederen Gefühle hinwegzusetzen und sich vollkommen auszuleben, ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Normen, Tabus oder irgendeine ominöse sogenannte "Political Correctness". Das bedeutet ja nicht, dass man nicht ehrlich zueinander ist oder treu. Treu im Sinne von "sich auf den/die Anderen verlassen können", im Sinne von Zusammenhalt, Solidarität, sozialer Hilfestellung falls nötig. Vertrauen im Sinne von "Diskretion", "Offenheit", "Ehrlichkeit", "Zuverlässigkeit" usw., wie man das aus guten Freundschaften kennt.

Auch dem Kinderkriegen steht das nicht im Weg. Kinder brauchen Liebe, die können sie in traditionellen Familien genauso bekommen (oder leider nicht bekommen) wie in anderen Lifestyle-Strukturen. (Ich vertrete übrigens sogar die Meinung, dass der Staat aufhören sollte, Polygamie zu verbieten. Es ärgert mich regelrecht wie Mormonen bspw. in den USA deswegen diskriminiert werden.)

Strenggenommen gibt es sws viel intimere Dinge als Sex. Sex ist im Grunde so profan wie Essen und Trinken. Es ist ein Bedürfnis was zu befriedigen in unserer Natur liegt. Oft nervt es einfach was da (”ideologisch”, “sozial konstruiert” usw.) reininterpretiert wird (besonders beim sog. “Fremdgehen”). Auch ich bin vlt. zu lange diesem Schmarrn auf den Leim gegangen und dieser rührselige Klimbim wird ja auch über die Medien alltäglich in die Welt hinausposaunt.

Liebe ich meine Freundin weniger oder gar nicht mehr, bloss weil ich mit einer Anderen schlafe ? Bullshit ! Frauen kontrollieren gerne die Sexualität des Mannes (und umgekehrt), aber genau das finde ich mittlerweile ätzend. Freiheit, Liebe, Akzeptanz und Geborgenheit gibt es nicht nur in monogamen Beziehungen. (Ach ja ich beziehe mich NICHT auf Hippie-Kommunen wie die der 68er, das war im Grunde nur umgekehrter Zwang, weil jeder mit jedem promisk sein musste um als frei zu gelten.)

Den Sinn für (wilde) Romantik sollte man allerdings m.E. nie verlieren, ich habe durchaus viel Sinn genau dafür. Romantik ist nicht an Monogamie gebunden. Romantik ist was Tolles. Auch BDSM kann übrigens romantisch sein.

CK
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Beitrag von CK »

marlena hat geschrieben: Männer sind mein ganzes bisheriges Leben nur gefährlich und unnahbar gewesen, feige und unaufrichtig.

Weshalb ich auch wirklich Genugtung empfinde, wenn ich sie leiden sehe.
Tut mir aufrichtig leid, dass Du so schlimme Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht hast.

Dennoch, nichts für ungut, aber so Sätze wie den zweiten finde ich verdammt unglücklich. Da wird ein böses Vorurteil gegenüber Dominas wieder mal bedient. "Die tut das um sich an Männern zu rächen. " Oder "Die hat ein Problem mit Männern." Hasst sie oder so. Misandrie halt.

Ein gefundenes Fressen auch für Prostitutionsgegner, die Dir so ein psychisches Problem andichten können um Dich in die Schublade der "Kranken" zu stecken.

Ich werde- wohlwissend dass auch manche Kunden Misogynie pflegen- nie müde zu betonen, dass bei mir der Fall anders liegt und ich Frauen generell liebe und nicht hasse. Dies um das Bild des kommerziellen Sex zu verbessern, aber auch weil es schlichtweg die Wahrheit ist. Ich frage mich sogar ob ich nicht sogar psychisch krank wäre, wenn ich ernsthaft denken würde: "Es macht mir Spass diese Frauen nun schlecht zu behandeln". (Beim BDSM geht um sexuelle Magie, nicht ums schlecht behandeln.)

Nicht böse jetzt aber sein, marlena, kriegst trotzdem ein :058

EDIT: Hassen tue ich Menschen (darunter so manche Politiker), die mir etwas vorschreiben oder verbieten wollen (so wie die Befürworter des schwedischen Modells), ungeachtet ihres Geschlechts (leider sind da recht viele Frauen darunter, aber Männer nerven dafür bei anderen Themen), wobei selbst da "hassen" vlt. ein zu heftiges Wort ist, Abneigung und Antipathie treffen es besser.