Und die Goldene Palme sichert sich schließlich „Anora“ des Briten Sean Baker, eine clevere Reflexion über Sex, Liebe und Ökonomie. Im Gewand einer rasanten Suchfahrt durch New York wirft das Treffen einer Sexarbeiterin (Mikey Madison) aus Brooklyn und eines russischen Oligarchensohns (Yuriy Borisov) die Frage auf, inwiefern Liebe jenseits der Währungen Geld und Körper existiert. Bakers intelligentes Drehbuch sprüht vor witzigen Ideen, actionreicher Spannung und unerwarteten Wendungen. Es ist einer dieser Filme, bei denen man sich in jeder Szene neu hinterfragen muss, ob man das, was man gerade sieht, wirklich richtig einordnet – und ob nicht am Ende doch alles ganz anders ist.
„Anora“ hat das geschafft, was in einem der anderen Film des Wettbewerbs, in Paolo Sorrentinos „Parthenope“, als Wissenschaft der Anthropologie definiert wird: uns sehen zu lehren. Oder, um es mit einer Figur aus Gilles Lellouches „L‘amour ouf“ zu sagen: „Eine Metapher ist eine Lüge zu erzählen, um die Wahrheit zu sagen.“ Seinen Film widmet Baker bei der Preisverleihung „allen Sexarbeitern, in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.“
Zitiert aus: Welt online, 26.5.24
https://www.welt.de/kultur/article25164 ... Anora.html
Film „Anora“ — Cannes 2024
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