
Asfaloth hat geschrieben:Ja, es ist polemisch überzeichnet, aber ich denke, nur so wird eine gewisse Absurdität der Diskussion klar.
Die Verwechslungsgefahr zwischen empfundener missbrauchter Macht mit nicht zueinander passenden Erwartungen und Bedürfnissen ist m.E. sehr hoch und die Grenze zur Intoleranz rückt näher.
Vielen Dank Asfaloth für diese erklärende Überzeichnung
Wobei ich allerdings sogar "Intoleranz" weniger als eine per se moralsch verwerfliche Haltung sehen würde. Ich denke schon, dass jede Gruppe das Recht hat ihre Wertmaßstäbe zu entwickeln - und wer andere Wertmaßstäbe wünscht muss sich eben die dafür passende Gruppe suchen.
Somit scheint mir weniger Intoleranz das eigentlich Unerträgliche zu sein, als vielmehr die mittels struktureller Gewalt umgesetzten Gleichschaltungsversuche von Berlin bis München - und darüber hinaus. Erst dadurch wird Intoleranz nämlich zur moralisch zu bewertenden Kategorie, ansonsten ist es einfach eine Norm, die in manchen Gemeinschaften funktionieren mag und in anderen nicht - mit dem Ergebnis dass diese Gruppen sich auflösen, wenn zu viele Mitglieder wegfallen, weil sie mit Intoleranz nicht einverstanden sind.

fraences hat geschrieben:Ich habe mal eine Therapeutin vor Jahren gefragt, warum bin ich gerne Hure.
Ihre Antwort war: "Weil Du dadurch Macht über Männer hast."
An sich eine zulässige Erklärung - der Begriff "Macht" wird dadurch implizit einfach ausgeweitet, so dass er dann eben auch die Macht Geld zu bekommen, die Macht Bewunderung zu finden, oder auch die Macht einen, der nicht mit mir als seiner Freundin/Frau gesehen werden wollte trotzdem zum Sex mit mir zu bewegen usw umfasst. Bei dieser Vorgehensweise können wir menschliches Verhalten formal auf einige ganz wenige, dafür jedoch in sich sehr komplexe und umfassende Begriffe zurückführen.
Es geht mir hier keineswegs um die Bewertung dieser Denkweise, oder ob es eventuell besser wäre immer differenzierter und mit immer enger begrenzten und genauer definierten Begriffen zu diskutieren ... sicherlich eine interessante Fragestellung, aber darum geht es mir hier nicht.
Sondern ich will nur aufzeigen, wie die Diskussion ohne solche Vorüberlegungen dafür mißbraucht wird persönliche Moralvorstellungen unbemerkt und somit unangreifbar einfließen zu lassen.
Vielleicht auch ein wenig als Ergänzung zu meinem vorherigen Beitrag: Wenn wir feststellen, dass Sexualität und Macht etwas miteinander zu tun haben, vorausgesetzt dass beide Begriffe in ihrer weitestdenkbaren Bedeutung verstanden werden, so kann dieses Modell sicherlich einen Bereich der menschlichen Lebensrealität beschreiben.
Jetzt aber unangekündigt den Begriff "Macht" auf einmal nur noch so eng zu fassen, dass er (zumindest vielen) moralisch verwerflich erscheint und diese Bewertung auf das anhand eines viel weiteren Verständnisses des Machtbegriffs entwickelte Vorstellungsmodell über das Zusammenspiel von Sexualität und Macht unzulässigerweise zu übertragen, das führt zu eben solchen realitätsfernen Aussagen, wie wir sie beispielsweise von Frau Schwarzer zu hören bekommen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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