Podcast und Download der Sendung vom 5.12.2013
http://www1.wdr.de/radio/podcasts/wdr5/ ... he136.html
Sex gegen Geld, kann das ein ganz normaler Handel sein? Oder sind die "Sexarbeiterinnen" in Wirklichkeit "Sklavinnen"? Zwölf Jahre nach Verabschiedung des Prostitutionsgesetzes ist die Diskussion um die "käufliche Liebe" wieder voll entbrannt. - Moderation: Vera Dreckmann
Gäste: Chantal Luis (EMMA) und Ulli Schauen (freier Journalist)
WDR5 Funkhausgespräche
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Zur Sache, zur Sendung
Von mir an Ulli:
Mutig dass du die Diskussion geführt hast. Aber nicht gut genug. Ich als Sexworker habe mich teilweise sehr schlecht gefühlt, als ich die Sendung anhörte. Das hat sich erst Mitte der Sendung gebessert.
Chantal ist einfach im Vorteil ihre Mutition viel besser eingeölt zu haben. Sie ist als Profiteurin der Kampagne direkt motiviert. Du als neutraler Journalist bist da in einer schwächeren-ferneren Position.
Meine Ergänzungen (und Foto-Fortbildung Sexwork www.facebook.com/marc.frankfurt/photos_all):
"Wenn Männer der Frau ausweichen und ins Bordell gehen" - Die Feministinnen agieren wie die Kapitalisten, die die Konkurrenz Prostitution und Prostituierte vom Markt der privat ausgehandelten sexuellen Beziehungen verdrängen wollen. Es geht also um Marktmacht (Marktzugangskontrolle, market cornering). Das was sie allen Freiern unterstellen, versuchen sie über Diskursmacht zurückzuerobern.
"Sexworker stehen unter dem Druck der Freier-Foren" - richtig, aber nicht anders als Lehrer, die sich nicht in Foren bewerten lassen wollen. Aber sie selbst machen viel größeren Wirbel und müssen sich nicht von EMMA und Prostitutionsgegnern vertreten lassen, weil sie einer akzeptierten Berufstätigkeit nachgehen. Dennoch haben Lehrer solche Prozesse gegen Foren verloren.
Die Studien über angeblich traumatisierende Prostitution sind vielfach wissenschaftlich unsauber manipulativ und von den US-Prostitutionsgegnern. Unsere Forschung steht z.B. hier: www.bit.ly/sexworkfacts
Jede deutsche Sexarbeiterin hat als Alternative immer Hartz IV. Jedes Opfer immer die Polizei. Wer also in der präkarisierten und schlechtgeredeten Sexarbeit bleibt ist damit immer auch ein Beweis, wie grausam Hartz IV inkl. Sanktionen und wie verlogen, diskriminierend, perspektivlos, patriarchal, rassistisch, homophob... die allgemeine Arbeitswelt ist.
"Was Prostitution mit den Menschen macht?" - schon diese Frage soll negative Konnotationen triggern. Da muß bitte sofort, früher, deutlicher interveniert werden. Denn Sexarbeit macht aus Sexworkern auch reiche lebenserfahrene Menschen, die etwa eine Eigentumswohnung/Immobilie am Heimatort haben und ihre Kinder durch die Schule gebracht haben...
"Sexworker eine Show leifern müssen" - das ist nur dann nicht zumutbar, wenn grundsätzlich der Sexworker bereits nicht wirklich für den Job geeignet ist. Weil er/sie es widerwillig macht, oder weil nicht sexuell stark genug... nicht professionell-legalisiert genug... d.h. wem es schwer fällt das Kundenbefriedigungs-Dienstleistungsergebnis hervorzurufen/abzuliefern und daraus nicht Kraft und Gewinn für sich ziehen kann. Das ist m.E. eine Selbstverständlichkeit, die für jeden Job gilt. Nur weil Sexwork extrem niederschwellig ist, kommt es zu solchen Problemen von "personeller Falschbesetzung". Das ist die Tragik des Lebens und Verschärft unter globalisisert kapitalistischen Wettbewerbsbedingungen.
"mit 17 aus dem Weisenhaus gekaufte Rumänin" - ist Menschenhandel-Straftatbestand und nichtzulässig in der Prostitutionsdebatte, so wie wir auch bei oder gegen private Sexualität nicht Vergewaltigungen ins Feld führen.
"Körperöffnungen" - ist als Begriff nicht akzeptabel, weil es ein Kampfbegriff der Prostitutionsfeindlichkeit (Misoharlotry) ist, er darf daher keinstenfalls wiederholt, nicht nachgesprochen werden. Mehr abhängig Beschäftigte verkaufen mehr von ihrem Körperinnerem d.h. lassen sich mehr an der Seele berühren als ein Sexworker, der kompetent und gefestigt ist. Das kippt erst, wenn Sexworker ihre sexuelle Kraft und nachfolgend ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit verlieren, so wie darstellende Künstler oder Leistungssportler. "Unfreiheiten im Schlachthof", richtig - wer war die Soziologin im Publikum?
Danke für die Argumente und Fakten zu Pussy Club, Kondom-Gentest, Happy-Ending in Malmö...
Danke dass du dich gestellt hast und damit Sexwork und auch Sexworker vertreten hast.
Mutig dass du die Diskussion geführt hast. Aber nicht gut genug. Ich als Sexworker habe mich teilweise sehr schlecht gefühlt, als ich die Sendung anhörte. Das hat sich erst Mitte der Sendung gebessert.
Chantal ist einfach im Vorteil ihre Mutition viel besser eingeölt zu haben. Sie ist als Profiteurin der Kampagne direkt motiviert. Du als neutraler Journalist bist da in einer schwächeren-ferneren Position.
Meine Ergänzungen (und Foto-Fortbildung Sexwork www.facebook.com/marc.frankfurt/photos_all):
"Wenn Männer der Frau ausweichen und ins Bordell gehen" - Die Feministinnen agieren wie die Kapitalisten, die die Konkurrenz Prostitution und Prostituierte vom Markt der privat ausgehandelten sexuellen Beziehungen verdrängen wollen. Es geht also um Marktmacht (Marktzugangskontrolle, market cornering). Das was sie allen Freiern unterstellen, versuchen sie über Diskursmacht zurückzuerobern.
"Sexworker stehen unter dem Druck der Freier-Foren" - richtig, aber nicht anders als Lehrer, die sich nicht in Foren bewerten lassen wollen. Aber sie selbst machen viel größeren Wirbel und müssen sich nicht von EMMA und Prostitutionsgegnern vertreten lassen, weil sie einer akzeptierten Berufstätigkeit nachgehen. Dennoch haben Lehrer solche Prozesse gegen Foren verloren.
Die Studien über angeblich traumatisierende Prostitution sind vielfach wissenschaftlich unsauber manipulativ und von den US-Prostitutionsgegnern. Unsere Forschung steht z.B. hier: www.bit.ly/sexworkfacts
Jede deutsche Sexarbeiterin hat als Alternative immer Hartz IV. Jedes Opfer immer die Polizei. Wer also in der präkarisierten und schlechtgeredeten Sexarbeit bleibt ist damit immer auch ein Beweis, wie grausam Hartz IV inkl. Sanktionen und wie verlogen, diskriminierend, perspektivlos, patriarchal, rassistisch, homophob... die allgemeine Arbeitswelt ist.
"Was Prostitution mit den Menschen macht?" - schon diese Frage soll negative Konnotationen triggern. Da muß bitte sofort, früher, deutlicher interveniert werden. Denn Sexarbeit macht aus Sexworkern auch reiche lebenserfahrene Menschen, die etwa eine Eigentumswohnung/Immobilie am Heimatort haben und ihre Kinder durch die Schule gebracht haben...
"Sexworker eine Show leifern müssen" - das ist nur dann nicht zumutbar, wenn grundsätzlich der Sexworker bereits nicht wirklich für den Job geeignet ist. Weil er/sie es widerwillig macht, oder weil nicht sexuell stark genug... nicht professionell-legalisiert genug... d.h. wem es schwer fällt das Kundenbefriedigungs-Dienstleistungsergebnis hervorzurufen/abzuliefern und daraus nicht Kraft und Gewinn für sich ziehen kann. Das ist m.E. eine Selbstverständlichkeit, die für jeden Job gilt. Nur weil Sexwork extrem niederschwellig ist, kommt es zu solchen Problemen von "personeller Falschbesetzung". Das ist die Tragik des Lebens und Verschärft unter globalisisert kapitalistischen Wettbewerbsbedingungen.
"mit 17 aus dem Weisenhaus gekaufte Rumänin" - ist Menschenhandel-Straftatbestand und nichtzulässig in der Prostitutionsdebatte, so wie wir auch bei oder gegen private Sexualität nicht Vergewaltigungen ins Feld führen.
"Körperöffnungen" - ist als Begriff nicht akzeptabel, weil es ein Kampfbegriff der Prostitutionsfeindlichkeit (Misoharlotry) ist, er darf daher keinstenfalls wiederholt, nicht nachgesprochen werden. Mehr abhängig Beschäftigte verkaufen mehr von ihrem Körperinnerem d.h. lassen sich mehr an der Seele berühren als ein Sexworker, der kompetent und gefestigt ist. Das kippt erst, wenn Sexworker ihre sexuelle Kraft und nachfolgend ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit verlieren, so wie darstellende Künstler oder Leistungssportler. "Unfreiheiten im Schlachthof", richtig - wer war die Soziologin im Publikum?
Danke für die Argumente und Fakten zu Pussy Club, Kondom-Gentest, Happy-Ending in Malmö...
Danke dass du dich gestellt hast und damit Sexwork und auch Sexworker vertreten hast.