ZDF Mona Lisa 18 Uhr Koalition will Zwangsprostitution bekäm

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ZDF Mona Lisa 18 Uhr Koalition will Zwangsprostitution bekäm

Beitrag von fraences »

Koalition will Zwangsprostitution bekämpfen


von Stefanie Reulmann

Das älteste Gewerbe der Welt soll neue Regeln erhalten. Geplant ist unter anderem eine Meldepflicht für Prostituierte sowie ein Verbot von Flatrate-Sex und sogenannten "Gang-Bang-Partys". Mit mehr Transparenz und Kontrolle will Familienministerin Schwesig gegen Zwangsprostitution vorgehen. Doch ihre Pläne stoßen nicht überall auf Zustimmung.
"Wir haben in den letzten Jahren in Deutschland eine Entwicklung erlebt, von der manche sagen, unser Land entwickelt sich zum Bordell Europas. Es ist ja einfacher, bei uns ein Bordell zu eröffnen und zu betreiben, als eine Imbiss-Bude", sagt Thomas Strobl, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, im ZDF.

Meldepflicht für Prostituierte
Diese Entwicklung will die Bundesregierung nun mit einer Reform des Prostitutionsgesetzes stoppen. In wesentlichen Punkten haben sich die Koalitionsparteien bereits geeinigt. Das Eckpunktepapier der zuständigen Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sieht vor, dass sich Prostituierte künftig bei den Kommunen offiziell an- und abmelden. In Form eines Arbeitsvertrages sollen die Frauen in Bordellen angestellt sein, und so vor Mietwucher durch die Betreiber der Prostitutionsstätte und vor Ausbeutung geschützt werden.
Sendungshinweis


Mehr zum Thema gibt es heute um 18.00 Uhr in der ZDF-Sendung Mona Lisa.

Für Bordelle ist eine Anmelde- und Erlaubnispflicht vorgesehen und Modelle wie Flatrate-Sex und sogenannte "Gang-Bang-Partys" sollen verboten werden. Durch mehr Kontrolle erhoffen sich die Parteien, Zwangsprostitution wirkungsvoller bekämpfen zu können.

Protest gegen "Zwangsregistrierung"
Aus den Reihen der Prostituierten regt sich allerdings Widerstand gegen die geplante Meldepflicht, die sie als "Zwangsregistrierung“ bezeichnen, und die ihnen den Schutz der Anonymität nimmt. Sexarbeiterin Emy Fem möchte nicht, dass Freier ihren bürgerlichen Namen kennen, aus Angst vor Stalking oder Übergriffen.
Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V., sagt: „Du kannst dich in Deutschland nicht als Prostituierte outen. Viele haben Angst, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden, zum Beispiel bei einem Sorgerechtsstreit oder wenn sie alleinerziehend sind. Oder Studentinnen, die sich ihr Studium finanzieren, haben Angst, dass sie danach keine Karriere mehr machen können.“

Große Grauzone
Gehen die Pläne der Ministerin an der Realität vorbei? "Nein", sagt Familienministerin Schwesig im ZDF-Interview. Das Gesetz soll Frauen und Männern, "die jetzt in der Prostitution schlimme Zustände erleben" helfen, "und das sind nicht diejenigen, die demonstrieren können", so die SPD-Politikerin. "Es gibt eine große Grauzone zur Zwangsprostitution."
Bei aller Einigkeit, gibt es auch noch ein paar strittige Punkte. So fordert die Union eine Kondompflicht, eine Anhebung des Mindestalters von 18 auf 21 sowie regelmäßige Pflichtuntersuchungen. Und es wird diskutiert, ob künftig Freier von Zwangsprostituierten bestraft werden sollten, was kritisch ist, da diese häufig Hinweisgeber seien und auf Zwangsprostituierte aufmerksam machten.

Noch offene Punkte
Eine Kondompflicht soll "Frauen den Rücken stärken“, sagt Fraktionsvize Strobl, und sie darin bestärken, bei ihren Freiern auf ein Kondom zu bestehen. Eine Kontrolle ist jedoch unmöglich, wie Robert Hobrecht von der Gewerkschaft der Polizei im ZDF-Interview sagt. Der Polizeibeamte könne schließlich nicht die Decke hochheben, und schauen, ob ein Kondom benutzt werde. Und im Saarland, wo es eine Kondompflicht gebe, habe man sich entschieden, diese nicht zu kontrollieren. "Doch jede Regel bringt nichts, wenn man sie nicht kontrolliert", betont Hobrecht.
Und auch eine Anhebung des Mindestalters von 18 auf 21 ist rechtlich schwierig, denn in Deutschland ist man mit 18 Jahren volljährig. Die Familienministerin fürchtet zudem, dass dann "die Frauen in eine illegale Ecke gedrängt werden, und wir dann diese jungen Frauen nicht mehr erreichen". Doch gerade die jungen Frauen will die Ministerin erreichen, um sie für Beratungsangebote zu öffnen oder ihnen Hilfe beim Ausstieg aus der Branche zukommen zu lassen.

Gesetz soll 2016 in Kraft treten
Noch in diesem Herbst will Schwesig einen Gesetzentwurf präsentieren – das neue Gesetz könnte dann voraussichtlich ab 2016 in Kraft treten. Bis dahin plädiert die Ministerin für eine sorgfältige Prüfung aller Aspekte: "Wir müssen aufpassen, dass die Regeln, die wir aufstellen, nicht dem schönen Schein dienen, sondern dass sie tatsächlich dem Schutz der Frauen dienen."

http://www.heute.de/bundesregierung-wil ... 59072.html
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fraences
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Beitrag von fraences »

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Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Ich läse gerne "deutsche Bevölkerung will Zwangspuritanismus und Sozialkontrolle bekämpfen".

Meine, 86-jährige und geistig sehr rege, Mutter sagte mir neulich, dieser Stillstand in Deutschland seit 30 Jahren sei schlimmer als der damals unter Adenauer. Und ich gebe ihr völlig recht, ich sehe das genauso : Es herrscht immer noch Helmut Kohls Ungeist, Deutschland ist das Land des gesellschaftlichen Stillstands, oft sogar Rückschritts. Ich bin immer noch froh, 1983 in ein weniger unfreies Land ausgewandert zu sein (mein Hauptgrund dafür war übrigens besagter Helmut-Kohl-Ungeist...), ich kann in Deutschland immer noch nicht leben ohne mich eingesperrt zu fühlen.
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Nymphe
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Beitrag von Nymphe »

Ich fass das mal wieder nicht. Die interviewen drei Kolleginnen, die alle sagen, das Gesetzesvorhaben ist scheisse, inklusive einer Kollegin aus einem Flatrate-Club, die dort natürlich gern weiter arbeiten will, und dann wischen sie das zweimal vom Tisch mit "aber das sind ja nur ein paar, für die Mehrheit ist das der geplante "Schutz" ja ne tolle Sache". Nee is klar.
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Beitrag von Doris67 »

Nymphe: Nur deshalb werden wir von den meisten Medien doch eingeladen: um gegen uns selbst benutzt zu werden. Und genau deshalb akzeptieren wir beim STRASS schon lange nicht mehr solche Einladungen ohne präzise Garantien, was den schlussendlichen Inhalt der Sendung angeht. Es ist politisch kontraproduktiv, auf allen Medienhochzeiten zu tanzen. Im Zweifelsfall hetzen sie dann halt ohne uns, das ist immer noch besser als mit uns zu hetzen, davon können wir uns dann nämlich deutlich distanzieren.
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Nymphe
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Beitrag von Nymphe »

Meine inzwischen doch recht umfangreichen Erfahrungen mit der Presse sind überwiegend positiv. Ich würde sagen, in etwa drei Viertel der Fälle fühlte ich mich sehr gut bis ausreichend gut widergegeben. Dass ich mich richtig ärgere über ein Ergebnis, bei dem ich oder Freunde von mir mitgewirkt haben, ist echt selten. Diejenigen, die uns schaden wollen, machen ihre Berichterstattung eher von vornherein ohne uns.
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certik
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RE: ZDF Mona Lisa 18 Uhr Koalition will Zwangsprostitution b

Beitrag von certik »

Dieser Robert Hobrecht, Vorsitzender der Bezirksgruppe LKA der Berliner GdP, bringt mich in Rage...
"...man muss einfach dazu wissen, 70% der Freier bestehen also nach wie vor auf ungeschützten Sex..."
Dieses "man muss einfach dazu wissen" aus dem Mund eines vermeintlichen Experten macht für Otto Normalverbraucher leider meist aus einer persönlichen Schätzung (die m. E. ohne irgendwelche Grundlagen und absolut falsch ist) praktisch eine manifestierte Tatsache. Da hat er im Rhetorik-Seminar gut aufgepasst :013

LG certik
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Beitrag von Doris67 »

Nymphe: Naja, hier hast du den Gegenbeweis...

Wichtig ist, daß man als Organisation einen präzisen sachlichen, und auch personellen, Rahmen für seine Pressearbeit definiert, und dazu gehört auch, daß weniger (Presse) oft mehr ist/bringt. Die Hurenbewegung kann und darf sich so wenige wie möglich Pressepatzer solcher Art leisten.
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