Wie sich Journalismus von Prostitution unterscheiden sollte
Franziska Augstein verlangt Augenhöhe zwischen Medien und Publikum auch umgekehrt: "Die Leser müssen uns ernst nehmen"
24. September 2020, 10:48 23 Postings
"Immerhin haben Sie einen feinen Bundespräsidenten": Franziska Augstein über Österreich.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH
Franziska Augstein, Redakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und Autorin, warnt Journalistinnen und Journalisten davor, sich alleine danach zu richten, was Leser, User, Hörer und Seher erkennbar interessiere. Das, sagte Augstein wörtlich am Donnerstag bei den österreichischen Medientagen, sei Prostitution und nicht Journalismus.
"Nichts gegen Prostitution, das ist ein Beruf", erklärte Augstein in ihrer Keynote. Jobdescription von Prostituierten sei, Wünsche der Kunden zu erfüllen.
Journalistinnen und Journalisten aber dürften sich nicht auf Themen und Entwicklungen konzentrieren, von denen man aus dem Netz schon wisse, dass sie sie interessieren. "Wenn Sie einen Wasserrohrbruch haben, sagen Sie dem Klempner auch nicht, wo er die Rohrzange ansetzen muss", erklärte Augstein in ihrer Keynote: "Journalistische Arbeit sollte darin bestehen, Leute zu informieren – auch über Themen und Zustände, von denen sie nicht wissen, dass sie sie interessieren könnten." Journalistinnen und Journalisten könnten "nicht nur das schreiben, wovon ihnen ein Algorithmus sagt, dass Henriette Müller das wissen will".
"Die Leser müssen uns ernst nehmen"
Der Austausch mit dem Publikum könne für Medienschaffende "sehr fruchtbar sein", räumte Augstein ein. Und: Viele Leserinnen und Leser würden sich in vielen Gebieten besser auskennen als Journalisten, sich schnell in ein Thema einarbeiten.
Die viel zitierte und geforderte "Augenhöhe" von Medienmachern und Medienmachern mit dem Publikum verlangt Augstein auch umgekehrt ein: "Die Leser müssen uns ernst nehmen." Nachsatz: "Beleidigungen sind kein Diskussionsbeitrag."
"Kurz ist ja noch so jung"
Über Österreich und seine Politik war Augstein in Zeiten von Jörg Haiders Wahlerfolgen "schon besorgt". Ihr Befund heute: "Immerhin haben Sie einen feinen Bundespräsidenten." Über Kanzler Sebastian Kurz "möchte ich mich noch nicht äußern, er ist noch so jung".
Mehr als die Lage in Österreich würde Augstein aber eine österreichische Position über das Ungarn von Viktor Orbán interessieren.
Die österreichische Medienlandschaft findet die Journalistin "bewundernswert" – etwa dass Blätter mit 20.000 Exemplaren Auflage leben könnten. "Das ist großartig, die Selbstausbeutung der Kollegen hier scheint keine Grenzen zu kennen. Das findet meine Bewunderung." "Ziemlich eindrucksvoll" findet sie die "Vielfalt der Presselandschaft" in Österreich. Schwieriger sieht sie übrigens die Zukunft der TV-Sender und ihrer großen Organisationen. (fid, 24.9.2020)
https://www.derstandard.de/story/200012 ... den-sollte
Sexarbeit will auch ernst genommen werden ...
Journalismus will ernst genommen werden
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Re: Journalismus will ernst genommen werden
Also ich hab Journalismus studiert und ich glaube das Grundproblem vieler Journalisten ist eigentlich ganz einfach zu erklären - sie merkens nur aus ihrem Blickwinkel nicht.
Schon in der Uni ist mir aufgefallen wie bescheuert sich viele Kommilitonen benehmen - die journalistische Arroganz,die man teilweise in diversen Artikeln rauslesen kann beherrschen schon die Anfänger perfekt - man hält sich durchweg für was Besseres und ultra wichtig,unersetzlich,gesellschaftstragend das einem schlecht wird. Dieses gewisse elitäre Selbstbild trägt natürlich dann nicht gerade dazu bei Sympathien bei anderen Leuten zu wecken. Abgesehen davon muss ich den Populisten in diesem Land leider Recht geben,wenn sie sagen dass die Berichterstattung tendenziös ist. Aber sowas dolle von. Selbst in seriösen Publikationen wie der FAZ oder dem SPIEGEL kann man in Berichten(also ausdrücklich nicht in Kommentaren) die persönliche Haltung des Autors mehr als deutlich rauslesen. Dazu kommt dann dass viele Journalisten Teile der Bevölkerung als unerreichbar abgehakt haben und sich mit denen auch ungern auseinandersetzen. Aktionen wie Leser treffen Redakteure oder Leser unterschiedlicher Meinung sich schön und gut bringt nur nichts weil der ganze Krempel sowieso nur von Leuten die ohnehin zur Zielgruppe gehören rezipiert wird. Eine klare Trennung von Bericht und Meinung sowie ein wenig Bescheidenheit unter den Kollegen wäre hilfreich.
Ganz absurd wird es dann wenn die Journalisten selber nicht die Hellsten sind(eine Kommilitonin hat teils Fragen gestellt,ich dachte ich wäre in der Förderschule,oder ein anderer Kommilitone hat dermaßen selbstsicher kompletten Scheiß vorgetragen,fand seine Argumente unglaublich geil und würde dann noch beklatscht,obwohls simpel und einfach faktisch falsch war).
Schon in der Uni ist mir aufgefallen wie bescheuert sich viele Kommilitonen benehmen - die journalistische Arroganz,die man teilweise in diversen Artikeln rauslesen kann beherrschen schon die Anfänger perfekt - man hält sich durchweg für was Besseres und ultra wichtig,unersetzlich,gesellschaftstragend das einem schlecht wird. Dieses gewisse elitäre Selbstbild trägt natürlich dann nicht gerade dazu bei Sympathien bei anderen Leuten zu wecken. Abgesehen davon muss ich den Populisten in diesem Land leider Recht geben,wenn sie sagen dass die Berichterstattung tendenziös ist. Aber sowas dolle von. Selbst in seriösen Publikationen wie der FAZ oder dem SPIEGEL kann man in Berichten(also ausdrücklich nicht in Kommentaren) die persönliche Haltung des Autors mehr als deutlich rauslesen. Dazu kommt dann dass viele Journalisten Teile der Bevölkerung als unerreichbar abgehakt haben und sich mit denen auch ungern auseinandersetzen. Aktionen wie Leser treffen Redakteure oder Leser unterschiedlicher Meinung sich schön und gut bringt nur nichts weil der ganze Krempel sowieso nur von Leuten die ohnehin zur Zielgruppe gehören rezipiert wird. Eine klare Trennung von Bericht und Meinung sowie ein wenig Bescheidenheit unter den Kollegen wäre hilfreich.
Ganz absurd wird es dann wenn die Journalisten selber nicht die Hellsten sind(eine Kommilitonin hat teils Fragen gestellt,ich dachte ich wäre in der Förderschule,oder ein anderer Kommilitone hat dermaßen selbstsicher kompletten Scheiß vorgetragen,fand seine Argumente unglaublich geil und würde dann noch beklatscht,obwohls simpel und einfach faktisch falsch war).