Salome Balthus über Erfahrungen mit dem Springer Verlag in Kolumne der Berliner Zeitung

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Kasharius
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Salome Balthus über Erfahrungen mit dem Springer Verlag in Kolumne der Berliner Zeitung

Beitrag von Kasharius »

https://www.berliner-zeitung.de/panoram ... -li.339091

Hier der Link zum lesenswerten Bericht

Kasharius grüßt

Boris Büche
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Re: Salome Balthus über Erfahrungen mit dem Springer Verlag in Kolumne der Berliner Zeitung

Beitrag von Boris Büche »

"Hier der Link zum lesenswerten Bericht"

Der Text lässt mich ratlos zurück - von was berichtet Frau Lakomy?
Genau genommen davon, wie ihr eine Kolummne in der WELT genommen wurde (diese Vorgeschichte kennen wir),
wie ein anderer Kolumnist ihr anbot, wieder im Blatt zu schreiben, und warum sie dies ablehnte (dies ist neu).
Drum herum ganz viel vom Kopfkino der Autorin:
"Jedenfalls verdankte er diesem diabolisch-braunen Schillern eine große Fangemeinde, die er als Abonnenten mit
zur Welt brachte, wo er sofort der Lieblingsautor der Chefs wurde. Das beste Pferd im Stall: aufsehenerregend,
zugstark, überzüchtet-überdreht und seelenschwarz: ein gewisser Don Alphonso.
"

Dafür hat die Autorin es ihnen aber gehörig gegeben:
"Natürlich war man tief gekränkt von meinem öffentlichen Dementi."
Man kann beim Lesen allerdings auch auf die Idee kommen, dass Frau Lakomy die tief Gekränkte ist, und uns
davon berichtet, ohne es selbst recht zu merken: "Es handelt sich um nachtragende Menschen."
Dass die Autorin nicht nachtragend ist, merken wir daran, dass nur drei Jahre zwischen den Geschehnissen,
und ihrem Bericht liegen . . .

Medienkritik ist vorangestellt:
"An dem Menschenbild, das man als Springer-Journalist hat, rüttelt keine Realität: Es ist das des egoistischen,
gierigen, geilen, feigen und beschränkten Privatmannes, der keinerlei Subtilität besitzt. Von wegen, man vertrete
die Position des Mannes von der Straße. Eine Zeitung, die so lautstark brüllt, kann gar nicht zuhören. Sie bedient
sich der niedrigsten Affekte, benutzt ruchlos die künstliche erzeugte Erregung, beutet ihre Leser emotional aus,
peitscht sie auf, hetzt sie und lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Der Leser als Vieh, das für die Hiebe und Streiche
auch noch bezahlt. Die Konkurrenten der seriösen Leitmedien sind Idioten, die nicht verstanden haben, dass der
Leser ein Vieh ist. Diese Konkurrenz lebt im Elfenbeinturm. Die Konkurrenz lügt, siehe Lügenpresse, siehe Relotius.
"
Auch hier mehr Projektion als Aussagegehalt, vorangestellt als Vorwurf:
"Es gehört zum Selbstverständnis des Springer-Verlages, deutsche Politik zu beeinflussen"

Politik zu beeinflussen - und nicht andersherum - sollte allerdings zum Selbstverständnis der Presse in einer
Demokratie gehören, das sah man einst auch bei der von Lakomy entgegengestellten Konkurrenz so
("Sturmgeschütz der Demokratie"), und nicht zu lügen sollte ebenfalls selbstverständlich sein.
Dass gerade der SPIEGEL davon glaubwürdig abgekehrt wäre, darüber lässt sich trefflich zweifeln, wenn man
dem Link der Autorin zu Relotius folgt. Es sieht doch eher danach aus, dass man im Hamburger Verlagshaus
erst aktiv wurde, als klar war, dass Vertuschung nicht mehr funktionierte -
und man alle Mitarbeiter, die solange zur Vertuschung bereit waren, behalten hat.

Bezeichnend auch, dass der Artikel der Berliner Zeitung wieder einmal die Hauptverantwortlichen für die Aufdeckung
der Lügenproduktion nicht nennt: Michele Anderson und Jake Krohn aus Fergus Falls, Minnesota*. Wozu auch?
Sind ja bloß zwei kleine Bürgerlein aus dem Ausland, Hobbyschreiberlinge - wo kämen wir hin, wenn wir als PRESSE
sowas als gleichwertig, als Kollegen, anerkennten?

(* Originalartikel: Der Spiegel journalist messed with the wrong small town)