Die Bekenntnisse der Escort-Damen

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Tanja_Regensburg
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Die Bekenntnisse der Escort-Damen

Beitrag von Tanja_Regensburg »

Out of Office
Die Bekenntnisse der Escort-Damen
von Sebastian Moll (New York)
12.000 Dollar am Tag, gute Gespräche und dann ab ins Bett: Der US-Sender CNBC zeigt einen Film über das Geschäft mit der Edelprostitution. Escort-Damen erzählen, wie man sie kontaktiert, wer sie bucht und was die Kunden wollen.

Als Veronica Monet im März von dem Edelprostitutionsskandal um den New Yorker Gouverneur Eliot Spitzer hörte, konnte sie nur lachen. Weil es ihr nicht edel genug war: "Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein, dass er das Mädchen mit dem Zug hat fahren lassen", sagt Monet, selbst Luxusprostituierte, in einem neuen Dokumentarfilm des US-Fernsehsenders CNBC über die "High End Prostitution". "Niemals würde ich in einen Zug steigen", mokierte sich Monet über die Schäbigkeit Spitzers. "Ich erwarte, dass ich mit der Limousine zum Flughafen gebracht werde." Wenn sie sich für 24 Stunden buchen lasse, verlange sie 12.000 $. Spitzer hatte für sein Treffen mit der damals 22 Jahre alten Ashley Dupré, die er zu einer Dienstreise nach Washington aus New York nachreisen ließ, gerade einmal 4300 $ ausgegeben.

In den USA war die Empörung über den Skandal groß - und zwar nicht nur, weil Spitzer, der wegen der Affäre seinen Job verlor, zuvor immer den Saubermann gespielt hatte und auch hart gegen die in New York illegale Prostitution vorgegangen war. Sondern vor allem, weil der Fall eine weitverzweigte Schattenwelt offenbarte, an der die Reichen und Mächtigen der US-Gesellschaft in unglaublichem Ausmaß teilhaben.

Spitzer tat nur das, was offenbar in seinen Kreisen gang und gäbe ist, so die Vermutung in Amerikas Öffentlichkeit: Immerhin nehmen mehr als ein Drittel der reichsten Amerikaner regelmäßig die Dienste der sogenannten High Dollar Hotties in Anspruch, heißt es in "Dirty Money", dem Dokumentarfilm, den der Business- und Finanzsender CNBC derzeit mehrmals ausstrahlt.

Ausschnitte und Filmschnipsel des CNBC-Films "Dirty Money - The Business of High End Prostitution"


Dabei war Spitzer, wie Monet in "Dirty Money" bemerkt, im Vergleich zu anderen Größen aus Wirtschaft und Politik eine eher kleine Nummer. Der Ex-Gouverneur flog auf, weil er über mehrere Monate 15.000 $ für den "Emperor's Club" an der Steuerbehörde vorbeizuschleusen versuchte. Für Monet wäre das bestenfalls ein Trinkgeld gewesen. Wenn sie beispielsweise als Begleitung zu Dienstreisen in das Hotel eines Freiers geflogen wird, schätzt sie, gibt dieser für die drei bis vier Tage insgesamt locker 25.000 $ aus. Zum Honorar hinzu kommen First-Class-Flug, eine eigene Hotelsuite, Nobelrestaurants, Shopping.


Gouverneur Eliot Spitzer stolperte über das Callgirl Ashley Alexandra DupreDie hohen Preise bezahlten die Kunden dabei gar nicht in erster Linie für den Sex, erzählt Monet. "Es geht nicht um irgendwelche besondere Schlafzimmer-Akrobatik", sagt das New Yorker Callgirl. "Von zwölf Stunden verbringen wir höchstens zwei mit Sex. Viel wichtiger ist der persönliche Kontakt." Girl-Friend-Experience oder GFE wird diese Qualität der Begegnungen genannt. "Wenn ich mit dem Kunden zum Dinner gehe, will er mit mir ein Gespräch führen können, an dem er auch Vergnügen hat. Er sucht eine tiefere Verbindung."

Damit der Kunde mit den Damen auch außerhalb des Bettes etwas anfangen kann, müssen sie hoch qualifiziert sein. "Man muss gebildet sein, man muss einer Konversation über Finanzangelegenheiten folgen können, man muss über die Nachrichtenlage informiert sein", erzählt Elise, die sich ihre Promotion in Pädagogik mit der lukrativen Nebentätigkeit als Escort finanziert hat. Damit sei sie mitnichten ein Ausnahmefall, sagt Elise. Es sei unter Studentinnen, gerade auch an renommierten Hochschulen, in den USA sehr weit verbreitet, die exorbitanten Studiengebühren mithilfe von High-End Prostitution abzubezahlen.

Wer "Dirty Money" sieht oder sich im Internet die kurzen Filmschnipsel ansieht, kann schnell den Eindruck gewinnen, es sei durchaus alltäglich, in dem Gewerbe zu arbeiten. Und genauso normal ist offenbar unter den Kunden die Inanspruchnahme der exklusiven Dienstleistung. Die meisten ihrer Freier, so Elise, seien Stammkunden. Die Begegnungen seien fest in deren Terminkalender eingetragen: "Es ist so ähnlich wie die Session mit dem Psychotherapeuten oder mit dem Personal Trainer", berichtet sie. Gestresste Geschäftsleute, die zu wenig Zeit für das Private haben, befriedigen auf eine unkomplizierte und planbare Art und Weise ihr Bedürfnis nach Intimität.



In der Regel tolerieren die Behörden die ProstituiertenDass sich die "Hotties" so problemlos buchen lassen, obwohl Prostitution illegal ist, verdankt sich vor allem dem Internet. "Als ich Ende der 80er-Jahre angefangen habe", so Monet, "war es mühsam und gefährlich, sich in Hotelbars die Kunden zu suchen." Jetzt hingegen funktioniere das anonym und risikoarm. Nach der Kontaktaufnahme per Website muss der Freier einen Fragebogen mit allen persönlichen Daten ausfüllen, problematische Persönlichkeiten, unseriöse Gäste oder mögliche verdeckte Ermittler werden herausgefiltert.

In der Regel tolerieren die Behörden die Prostituierten allerdings ohnehin. In den meisten Staaten wird Prostitution lediglich als Ordnungswidrigkeit behandelt. Das ist nicht verwunderlich - die Branche pumpt schließlich reichlich Cash in die Konjunktur. In Nevada, neben Rhode Island der einzige Staat, in dem Prostitution legal ist, werden jährlich 50 Mio. $ Umsatz damit gemacht. Bezeichnend für die laxe Haltung der Ordnungshüter ist, dass es die Steuerbehörde war, die Eliot Spitzer auffliegen ließ. Eine Anklage wegen Inanspruchnahme von Prostitution gab es hingegen nicht. Das sei nicht üblich, kommentierte der Bundesanwalt Elkan Abramowitz den Fall. Schließlich, so Abramowitz, würde sein Büro wohl zu nichts anderem mehr kommen, wenn es anfangen würde, Freier zu verfolgen.

http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice ... 9.html?p=1


Busserl Tanja
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