Sonntag, 28. Februar 2010 um 20.15 Uhr-ARTE
Kurtisanen, Dirnen, leichte Mädchen, Huren, Nutten oder Callgirls - ihre Namen sind so vielfältig wie die Dienste, die sie anbieten.
Für Prostituierte gibt es Dutzende von Bezeichnungen. Jede Epoche und jedes Land hat eigene. Der Themenabend erzählt die Geschichte der Prostitution und er erzählt Geschichten von Frauen, die sich aus unterschiedlichen Gründen als "Sexarbeiterinnen" betätigen.Den Auftakt bildet der Spielfilm "Pretty Baby", in dem Regisseur Louis Malle das Schicksal eines zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Bordell in New Orleans aufgewachsenen Mädchens schildert.
Ob in der Hamburger Herbertstraße, in der Pariser Rue Saint Denis oder in Amsterdam rund um die Oude Kerk, in allen Ländern Westeuropas - und nicht nur da - haben sogenannte Sexarbeiterinnen gut zu tun. Das ist heute so und war früher nicht anders. Nicht von ungefähr spricht man vom "ältesten Gewerbe der Welt". Sexarbeit war und ist universell und meist ist es finanzielle Not, die Frauen zur Prostitution zwingt.
Der Themenabend zeigt Geschichten von Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen der Prostitution nachgehen.
Den Anfang macht der Spielfilm "Pretty Baby" von Louis Malle. Im New Orleans des frühen 20. Jahrhunderts lebt die Prostituierte Hattie mit ihrer Tochter Violet im Rotlichtbezirk Storyville. Violet ist im Bordell aufgewachsen und wird im Alter von zwölf Jahren zum Objekt der Begierde unter den Freiern.
Die anschließende Doku-Fiktion beleuchtet die vielfältigen Facetten der Geschichte der Prostitution und untersucht das Verhältnis von Macht, Geld und Moral sowie die Stellung der Frau im Sexgewerbe. Sie schlägt einen Bogen vom sündigen Korinth über die Frauenhäuser im Mittelalter, die Edelkurtisanen im Venedig der Renaissance bis hin zu den deutschen Wehrmachtsbordellen und dem boomenden Sex-Business der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.
Außerdem geben die Zeugnisse heutiger Sexarbeiterinnen aus Europa einen tiefen Einblick in das Leben von Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben und dennoch ein nicht wegzudenkender Teil der Geschichte und Gegenwart sind.
http://www.arte.tv/de/programm/242,date=28/2/2010.html
http://www.abendblatt.de/kultur-live/ar ... etten.html
Sonntag, 28. Februar 2010 um 20.15 Uhr
Wiederholungen:
03.03.2010 um 01:05
11.03.2010 um 00:45
1.)
Pretty Baby
New Orleans im frühen 20. Jahrhundert: Die Prostituierte Hattie lebt mit ihrer Tochter Violet im Rotlichtbezirk Storyville...

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New Orleans im frühen 20. Jahrhundert: Die Prostituierte Hattie lebt mit ihrer Tochter Violet im Rotlichtbezirk Storyville. Violet ist im Bordell aufgewachsen und entwickelt sich mit ihren zwölf Jahren zum Objekt der Begierde unter den Freiern. Ihrer Wirkung auf die Männer wird sich Violet bald bewusst.
Die zwölfjährige Violet bewegt sich zwischen den Prostituierten und Freiern so natürlich wie in einer Großfamilie, deren Funktion das Bordell für die Kleine auch erfüllt. So ist es für Violet auch selbstverständlich, dass sie selbst schon früh in die Prostitution eingeführt wird. Als Violets Mutter Hattie einige Jahre später ein bürgerliches Leben beginnt, bleibt Violet im Bordell zurück. Erst als New Orleans' Sittenwächter auf die Barrikaden gehen und die Schließung des Freudenhauses fordern, verlässt Violet es. Sie wird die Geliebte eines Fotografen. Dann taucht eines Tages ihre Mutter wieder auf ...
Regisseur Louis Malle behandelt das heikle Thema seines Films weder moralisch noch spektakulär. Vielmehr erreicht er durch seine zurückhaltende Erzählweise eine Ambivalenz, die mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt.
"Pretty Baby" ist Louis Malles erster in den USA realisierter Spielfilm. Er inszenierte ihn nach authentischen Dokumenten, inspiriert durch die Fotografien von John Ernest Bellocq, dessen Figur im Film eine zentrale Rolle spielt.
Louis Malle wurde 1978 für "Pretty Baby" beim Filmfestival in Cannes mit dem "Grand Prix de la Commission Supérieure Technique du cinéma français" ausgezeichnet, für die Goldene Palme war er nominiert.
Sonntag, 28. Februar 2010 um 22.00
Wiederholungen:
10.03.2010 um 01:20
14.03.2010 um 01:20
2.)
Doku-Fiktion: Das älteste Gewerbe
Sexarbeit - vom antiken Griechenland bis heute

Das älteste Gewerbe
Prostituierte und Sexarbeit
Buch: Uta Kolano, Regie: Katja Esson www.katjaEsson.com
Noch immer bestimmt die Schlüssellochperspektive die Betrachtung der Prostitution, des ältesten Gewerbes der Welt. Die Doku-Fiktion schaut ohne moralische Vorbehalte auf eine Arbeit, die es seit über 2.000 Jahren gibt, Sexarbeit. Sie betrachtet das Leben von Prostituierten in Vergangenheit und Gegenwart und zeichnet die Geschichte von Sitte und Alltagskultur in der westlichen Welt nach. Dabei schlägt sie einen Bogen vom antiken Griechenland über das Mittelalter und die Zeit der Industriellen Revolution bis zur Nachkriegszeit sowie der von Wohlstand geprägten Gegenwart. Und sie erzählt von Frauen im Konflikt zwischen Überleben und Stigmatisierung, Lust und Laster.
In der Hamburger Herbertstraße, im Pariser Bois de Boulogne und in Amsterdam rund um die Oude Kerk - wer Geld gegen Sex tauschen will, weiß, wo er das tun kann. Überall in Europa haben Prostituierte gut zu tun. Allein in Deutschland gehen rund 400.000 Professionelle ihrem Gewerbe nach.
Prostitution gilt als ältestes Gewerbe der Welt. Früher wie heute zwingt oft finanzielle Not die Frauen zur Prostitution. Und über die Jahrhunderte hinweg ist Sexarbeit kein homogener Erwerbszweig.
Zu allen Zeiten gibt es alle Formen, von der zerstörerischen Elends- bis hin zur teuren Edelprostitution. Im Gegensatz zu den angesehenen Hetären und gebildeten Kurtisanen gibt es jedoch von den Hafen- und Straßenhuren kaum Zeugnisse. Prostituierte bewegen sich immer am Rand der Gesellschaft. Egal, ob Prostitution in einer Gesellschaft akzeptiert, toleriert oder verfolgt wird, die Mehrheit betrachtet Huren durch die Jahrhunderte als anstößig, unzüchtig, schmutzig und vulgär. Nicht die Kunden gelten als unmoralisch, sondern jene, die ihnen zu Willen sind. Auch im aufgeklärten Deutschland der Gegenwart, in dem seit 2002 Sexarbeit per Gesetz straffrei und sozialversicherungswürdig ist, halten sich die Vorurteile.
Die Dokumentation untersucht das Verhältnis von Macht, Geld und Moral und betrachtet die Stellung der Frau innerhalb dieses Spannungsverhältnisses im Verlauf der europäischen Geschichte. Sie schildert den Umgang der Freier mit Prostituierten, stellt Fragen nach Hygiene und Verhütung ebenso wie nach Entlohnung und Ausstiegsmöglichkeiten.
Spielszenen versetzen den Zuschauer ins historische Geschehen. Im Mittelpunkt stehen der Alltag der Frauen und ihre rechtliche Situation im jeweiligen Land. Historisierende dokumentarische Sequenzen bilden Überleitungen zwischen Fiktion und Dokumentation. Und immer wieder sind die Stimmen von Frauen zu hören, die als Prostituierte arbeiten.
Zu den Beispielen für Prostitution im Verlauf der Geschichte gehören die Prostituierten:
- Neaira im antiken Griechenland und
- Messalina im antiken Rom,
- Anna von Ulm und die Regeln der mittelalterlichen Stadt,
- Veronica Franco als venezianische Kurtisane im Zeitalter der Renaissance,
- Madame Gourdan in einem Pariser Bordell am Vorabend der Französischen Revolution,
- Annie Chapman als Elendsprostituierte im England der Industriellen Revolution oder die
- Französin Suzy in einem deutschen Wehrmachtsbordell während des Zweiten Weltkrieges
[genauere Liste der portraitierten Sexworker siehe im Posting weiter unten].
http://www.arte.tv/de/programm/242,date=28/2/2010.html