Es wird Euch vielleicht interessieren, dass es im neuen Falter (Ausgabe 21/10 vom 26.5.10) einen Kommentar von Florian Klenk unter dem Titel "Prostitution in Wien: Das ist meist organisierte Kriminalität" gibt. Ich habe es für Euch (hoffentlich richtig) abgetippt:
"Zwei Meldungen prägten die Chronikspalten der vergangenen Woche: Auf der Linzer Straße will die Stadt Wien nun einen - von Sozialarbeitern betreuten - Straßenstrich gestatten. Die genervten Bürger in anderen Bezirken sollen endlich von herumirredenn Freiern befreit werden.
Auf der Linzer Straße ereignete sich vergangene Woche auch ein hässliches Verbrechen. Ein Zuhälter schüttete einer Prostituierten Benzin ins Gesicht und zündete die Frau an, weil sie ihr 'Standgelt' nicht abgeliefert hatte. Sie ringt mit dem Tod.
Diese und andere Verbrechen verdeutlichen die wahren Zustände hinter der Rotlichtwelt: Opfer von Frauenhandel (der Neusprech nennt sie ‚Sexarbeiterinnen‘) arbeiten nach wie vor unter einer gewaltigen Drohkulisse, die von stinkreichen Zuhältern errichtet wird, die wir verharmlosend ‚Gürtelkönige‘ nennen. Polizisten gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der Frauen nicht freiwillig arbeiten, sondern mit physischer Gewalt in ihren Job gezwungen und dort ausgebeutet werden.
Schweden hat das Problem bereits erkannt und die Prostitution verboten. Strafbar sind dort nur die Freier. Die Folge war ein eklatanter Rückgang des Frauenhandels mit Osteuropa und der damit verbundenen Kriminalität.
Wien muss nicht Schweden werden. Aber die Akzente müssen neu gesetzt werden: Es braucht stattlich kontrollierte Bordelle und mehr Opferschutz. Brutale Zuhälter müssen massiver verfolgt werden. Deren Kleinanzeigen in der Tagespresse gehören verboten. Der Frauenmarkt auf der Straße muss mittelfristig verschwinden. Nicht aus Gründen der Moral, sondern zur Durchsetzung von Menschenrechten".
Falter Berichterstattung über Prostitution in Wien
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Danke für den Hinweis!
Es scheint allerdings keine Möglichkeit zu geben, bei falter.at online einen Kommentar zu hinterlassen.
Deshalb ganz kurz hier:
Ein Staat, der behauptet zur Durchsetzung von Menschenrechten Grundrechte außer Kraft setzen zu müssen,
hat seine eigene Bankrotterklärung unterschrieben. Zumindest was seine ordnungspolitischen Aufgaben angeht.
Da dem Staat unter dem Aspekt des Grundrechts auf Privatsphäre der Zugang zur Intimsphäre grundsätzlich verwehrt ist,
stellt jeder staatliche Regulationsversuch der Prostitution ein Vergehen gegen die Grundrechte dar.
Wird dieses Vergehen mit der Notwendigkeit begründet, Menschenrechte zu schützen,
so handelt es sich um ein staatliches Kollateralverbrechen, nicht anders als die sog. "Kollateralschäden"
bei angeblich notwendigen militärischen Aktionen.
Ich hoffe, dass die östereichischen Entscheidungsträger wenigstens zukünftig unter Beweis stellen,
dass sie mit der Materie des internationalen Rechts besser vertraut sind als ein Herr Florian Klenk.
Liebe Grüße, Aoife
Es scheint allerdings keine Möglichkeit zu geben, bei falter.at online einen Kommentar zu hinterlassen.
Deshalb ganz kurz hier:
Ein Staat, der behauptet zur Durchsetzung von Menschenrechten Grundrechte außer Kraft setzen zu müssen,
hat seine eigene Bankrotterklärung unterschrieben. Zumindest was seine ordnungspolitischen Aufgaben angeht.
Da dem Staat unter dem Aspekt des Grundrechts auf Privatsphäre der Zugang zur Intimsphäre grundsätzlich verwehrt ist,
stellt jeder staatliche Regulationsversuch der Prostitution ein Vergehen gegen die Grundrechte dar.
Wird dieses Vergehen mit der Notwendigkeit begründet, Menschenrechte zu schützen,
so handelt es sich um ein staatliches Kollateralverbrechen, nicht anders als die sog. "Kollateralschäden"
bei angeblich notwendigen militärischen Aktionen.
Ich hoffe, dass die östereichischen Entscheidungsträger wenigstens zukünftig unter Beweis stellen,
dass sie mit der Materie des internationalen Rechts besser vertraut sind als ein Herr Florian Klenk.
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It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Darüberhinaus stimmt die Geschichte um den rumänischen Zuhälter nicht, so wie sie hier geschildert wird.Aoife hat geschrieben:
Deshalb ganz kurz hier:
Ein Staat, der behauptet zur Durchsetzung von Menschenrechten Grundrechte außer Kraft setzen zu müssen,
hat seine eigene Bankrotterklärung unterschrieben. Zumindest was seine ordnungspolitischen Aufgaben angeht.
Dieser Herr hat sein schreckliches Verbrechen nun gerade verübt, weil er meinte auf anderer Art und Weise überhaupt keine Macht über die Frauen ausüben zu können. Er hat sich wohl eher aus Ohnmacht so aufspielen wollen, wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe.
Und das Opfer arbeitete ja auch nicht under Zwang, und schon gar nicht unter seinem: sie war dem Herren gerade in ihrer Selbstständigkeit viel zu erfolgreich. Darum ging es hier.
Das ist den Zeitungsberichten ganz einfach zu entnehmen, und so sollte es der Herr Klenk auch tun, statt diese Geschichte für seine reisserische Agenda auszunützen.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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Ich kenne Herrn Florian Klenk aus einem sehr langen Gespräch (nicht zum Thema Prost.) und schätze ihn eigentlich. Jedoch nach diesem Artikel frage ich mich, warum er so unbedarft bzw. uninformiert argumentiert!
Alleine das Wort "SexarbeiterIn" in seinem Beitrag mit "Opfer des Frauenhandels" gleichzusetzen ist für mich unakzeptabel. Sexarbeit ist selbstbestimmt - Frauenhandel ist es nicht! Um eben die Unterscheidung aufzuzeigen wurde dieser Ausdruck gewählt. Eine Vermischung der beiden Dinge ist genauso wenig legitim wie die unwahre Behauptung, dass 80% der Prostituierten unter Zwang arbeiten würden.
christian
Alleine das Wort "SexarbeiterIn" in seinem Beitrag mit "Opfer des Frauenhandels" gleichzusetzen ist für mich unakzeptabel. Sexarbeit ist selbstbestimmt - Frauenhandel ist es nicht! Um eben die Unterscheidung aufzuzeigen wurde dieser Ausdruck gewählt. Eine Vermischung der beiden Dinge ist genauso wenig legitim wie die unwahre Behauptung, dass 80% der Prostituierten unter Zwang arbeiten würden.
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Man kann aber einen Leserbrief schreiben. Auch per E-Mail: leserbriefe@falter.atAoife hat geschrieben:Es scheint allerdings keine Möglichkeit zu geben, bei falter.at online einen Kommentar zu hinterlassen.
(Aber bitte nichts schreiben von einem "einzelnen Durchgeknallten". Das ist keine glückliche Formulierung.)
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