Kampf um den Wiener Straßenstrich
10.03.2011 | 18:56 | Von Manfred Seeh und Klaus Stöger (Die Presse)
Prostituierte kämpfen um ihre Standplätze, Anrainer drängen auf bessere Markierung der Schutzzonen: Über das neue Prostitutionsgesetz wird heftig diskutiert. Pro Nacht gibt es etwa 16.000 Freier in Wien.
Wien. Wien unternimmt einen neuen Anlauf zu einer Reform des Prostitutionsgesetzes. Donnerstagabend fand im 15. Bezirk ein Gipfeltreffen statt. Die Stadt hatte Prostituierte, Polizeibeamte, Vertreter von Bürgerinitiativen, NGOs sowie Bezirks- und Stadtpolitiker geladen. Dabei waren sich alle Teilnehmer in einem Punkt einig: Klare Regeln, insbesondere was die Schutzzonen betrifft. Weiters sollen Schritte zur Entkriminalisierung der Prostituierten getroffen werden und die Indoor-Prostitution erleichtert werden. Die Ergebnisse des Treffens werden nun in einem Vier-Parteien-Gespräch im Rathaus thematisiert.
„Noch vor dem Sommer" will SP-Stadträtin Sandra Frauenberger einen neuen Gesetzesentwurf fertig haben. „Die Presse" analysiert die wichtigsten Problemfelder.
1. Wie stellt sich die Straßenprostitution in Wien derzeit dar?
Im Wahlkampf 2010 versuchte die Stadt wegen Anrainerprotesten den Straßenstrich auf der äußeren Mariahilfer Straße, auf der äußeren Linzer Straße und auf der Felberstraße (15.Bezirk) in zwei Zonen, eine hinter dem Technischen Museum und eine auf der Linken Wienzeile, zu verlagern. Das ist gescheitert. Die Prostituierten hätten ihre Stammplätze und damit ihre Stammkunden verloren. Und sie hätten die Nähe zu den „Zehn-Euro-Hotels“ aufgeben müssen. Insgesamt – etwa auch den Gürtel eingerechnet – stehen in Wien circa 150Frauen auf der Straße. 2200 sind offiziell als Prostituierte registriert (Migrantinnen-Anteil: 70 bis 80Prozent). Zusätzlich zwei- bis dreimal so viele Frauen gehen der illegalen Prostitution nach. Genaue Zählungen sind kaum möglich, da viele Frauen, etwa aus der Slowakei, manchmal nur einen Tag pro Woche, manchmal sogar nur einige Stunden nach Wien kommen. Schätzungsweise nehmen um die 16.000 Männer pro Tag die Dienste der Prostituierten in Wien in Anspruch.
2. Wie sehen Prostituierte ihre Situation auf dem Straßenstrich?
Häufige Polizeikontrollen sowie Anrainer, die zuletzt nachts mit Fackeln durch die Felberstraße zogen, setzen den Frauen schwer zu. „Wir werden wie der letzte Abschaum behandelt, das ist eine Menschenjagd“, sagt Gabi (38). Sie ist in der Felberstraße aufgewachsen. „Seit ich denken kann, sind die Frauen da gestanden.“ Seit 15Jahren steht sie selbst da. Oft gebe es drei, vier Polizeikontrollen in einer Nacht. „Schau net so deppert, zeig den Deckel (Kontrollkarte, Anm.) her“, habe es auch schon geheißen. Frauen, die sich in Schutzzonen (150 Meter um Schulen, Kindergärten, Kirchen etc.) aufhalten, müssen Strafe zahlen. Selbst der durch Schutzzonen führende Gang zum Standplatz könne teuer werden. Gabi: „Ich werde durch die vielen Strafen in Abhängigkeit getrieben, ich muss arbeiten, um bezahlen zu können.“
Marianne (38) – sie steht auf der Linzer Straße – fühlt sich durch die vielen Kontrollen „wie ein Mensch zweiter Klasse. Ich zahle Steuern, aber Rechte hab ich keine.“ An die Adresse der Frauenstadträtin sagt Marianne: „Die Frauenberger soll in der Nacht einmal durchfahren und mit den Frauen reden.“ Die beiden Prostituierten sind sich einig: „Man will den Straßenstrich weg haben.“ Die von der Stadt forcierten „Laufhäuser“ (dort können sich Prostituierte wöchentlich für 250 bis 300 Euro einmieten und Kunden empfangen) wollen sie definitiv nicht.
3. Welche Meinung vertritt die Polizei dazu?
Derzeit keine. Die Exekutive hält sich auffällig zurück. Für Aufmerksamkeit sorgte Landespolizeikommandant Karl Mahrer, der vergangenen Sommer ein Verbot der Straßenprostitution forderte. Am Donnerstag verwies er auf „Presse“-Anfrage auf seine Aussage vom August, nun sei die Politik am Zug. Auch Polizeipräsident Gerhard Pürstl und Peter Goldgruber von der Sicherheitspolizeilichen Abteilung ließen Ähnliches verlauten.
4. Welche Forderungen haben Anrainer in Straßenstrich-Bereichen?
Mittlerweile gibt es in den meisten der von Straßenprostitution betroffenen Gebiete im 2., 14. und 15. Bezirk Bürgerinitiativen. Eine der lautesten ist die Bürgerplattform Felberstraße im 15.Bezirk. Zuletzt erregte man eben durch Fackelzüge Aufmerksamkeit. Sprecherin Gabriele Schön erwartete sich von dem „Gipfeltreffen“ nicht viel: „Den Dialog hätte man schon im Herbst beginnen müssen.“ Für die Felberstraße fordert sie eine sofortige Entflechtung von Straßenprostitution und Wohngebiet.
Zudem müssten „Schutzzonen eindeutig und klar erkennbar markiert“ werden. „Pläne müssen den Anrainern und Prostituierten ausgehändigt werden, denn derzeit scheint es, als mache man ein Riesengeheimnis um diese Zonen.“ Man müsse auch die Freier mehr in die Verantwortung nehmen.
5. Wie schätzen Experten die Problematik ein?
„Auf der Straße sind die Mädchen (Anmerkung v. Zwerg: "Mädchen" war nicht meine Wortwahl") selbstbestimmt“, sagt Christian Knappik, Administrator des Internetforums für Sexarbeiterinnen „Sexworker.at“. In „Laufhäusern“ hätten die Frauen Mieten zu zahlen, die sie erst verdienen müssten. Zudem sei „der Dienst am Kunden“ im Zimmer aufwendiger als etwa im Auto. Knappik plädiert für die Freigabe der Wohnungsprostitution. „Wenn ich das Ganze ins Legale bringe, schiebe ich Ausbeutern einen Riegel vor.“
6. Welche Positionen nehmen die politischen Parteien ein?
SPÖ und Grüne machen sich zunächst einmal für die Abschaffung der Sittenwidrigkeit durch den Bund stark, auch in Teilen der ÖVP ist das diskussionswürdig. Prostituierte sind zwar steuerpflichtig, ihre Tätigkeit wird aber als sittenwidrig eingestuft. Die Folge: Frauen können kein gesetzeskonformes Dienstverhältnis eingehen und ihren Lohn nicht einklagen.
Die Grünen sind gegen ein Verbot der Straßenprostitution im 15.Bezirk, fordern aber eine Entlastung für Anrainer und mehr Streetworker. Die SPÖ will sich vorerst nicht festlegen. Die ÖVP fordert ein Bordellgesetz. Die FPÖ fordert das Verbot von Straßenprostitution, Ausnahmen außerhalb von Wohngebieten sollen möglich sein. Freier, die in Schutzzonen Kontakt mit Prostituierten aufnehmen, sollen bestraft werden.
http://diepresse.com/home/panorama/wien ... e/index.do
Kampf um den Wiener Straßenstrich - erschienen in diePresse
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Mal über die Grenze schauen
schon frech, wie einem die Presse die Wörter falsch in den Mund legen kann :-((
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Wie sich die Entrkiminalisierung der Prostitution in Neuseeland bewährt hat:

Neuseeland:
Weitreichende Entkriminalisierung (statt nur Legalisierung) im Jahre 2003
Wissenschaftliche Evaluationen 2008
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37403#37403
.
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Wie sich die Entrkiminalisierung der Prostitution in Neuseeland bewährt hat:

Neuseeland:
Weitreichende Entkriminalisierung (statt nur Legalisierung) im Jahre 2003
Wissenschaftliche Evaluationen 2008
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37403#37403
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RE: Kampf um den Wiener Straßenstrich - erschienen in diePre
Danke, Marc, eine sehr aussagekräftige Graphik!
Insbesondere der obere Teil impliziert, dass Moral und Gesundheit gegenläufig sind.
Beim Individuum ist das ja definitiv so, von daher auch nicht weiter verwunderlich, wenn das auch für Gesellschaften als Ganzes gilt. Aber schön, es so deutlich dargestellt zu sehen.
Liebe Grüße, Aoife
Insbesondere der obere Teil impliziert, dass Moral und Gesundheit gegenläufig sind.
Beim Individuum ist das ja definitiv so, von daher auch nicht weiter verwunderlich, wenn das auch für Gesellschaften als Ganzes gilt. Aber schön, es so deutlich dargestellt zu sehen.
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It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Straßenstrich-Gebiete
Prostitution: Zwist um die Liebesmeilen

Der Strich erregt die Gemüter der Anrainer und spaltet die Stadtregierung, die ein neues Gesetz verhandelt.
Mögliche Änderung: Dem KURIER liegt eine Erstfassung des neuen Prostitutionsgesetzes vor. Demnach könnte der Straßenprostitution in Wohngebieten der Garaus gemacht werden
Wir werden von Freiern und Prostituierten belagert." Gabriele Schön redet sich vor ihren Mitstreitern in Rage. Die Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Felberstrich steht vor ihrer Haustür. In Sichtweite auf der Felberstraße schlucken schwarze Mittelklasse-Autos leicht bekleidete Frauen. Andere buhlen um die Gunst der Autofahrer, die im Schneckentempo vorbeifahren. Es ist Freitag, kurz vor 18 Uhr. "Das hier ist eine riesige Frechheit", sagt Schön. Niemand halte sich an die Verbotszeiten und die -zonen (Anm. Schutzzonen) , und niemand ahndet die Übertretungen. "Der Straßenstrich", sagt Schön, "hat im Wohngebiet nichts verloren."
Die Forderung ist längst bei der Wiener Stadtregierung angekommen. Seit Monaten verhandelt Rot-Grün ein neues Prostitutionsgesetz. Es soll ein Gesetz für alle werden: die Prostituierten, die Anrainer, die Polizei. Im März durften Betroffene in einem Dialog-Forum mit Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ihre Anliegen deponieren. "Wir versuchen, alle Interessen zu berücksichtigen", sagt die Verhandlerin der Grünen Birgit Hebein. Ein Versprechen, das sich nur schwer umsetzen lässt. Einer der größten koalitionsinternen Zankäpfel: ein Verbot des Straßenstrichs.
Dem KURIER liegt eine Erstfassung des neuen Gesetzes vor. Daraus kann man ein Verbot der Liebesmeilen im Wohngebiet ableiten. "In den Entwurf kann man alles reininterpretieren", sagt ÖVP-Sicherheitssprecher Wolfgang Ulm. Seine Forderung, Bordellbetreiber auf ihre Zuverlässigkeit zu prüfen, findet sich ebenfalls in dem Papier.
2200 Frauen
In Wien sind 2200 Sexarbeiterinnen registriert. Zwei bis drei Mal so viele Frauen gehen der illegalen Prostitution nach. Sie sind in Clubs, Privatwohnungen oder als Begleiterinnen tätig. Die Zahl an Straßenprostituierten ist dagegen überschaubar: Derzeit sind es rund 150.
Schon im Vorjahr scheiterte ein Pilotversuch: Die Liebesmeilen entlang der Felber- und der Linzer Straße hätten in zwei unbewohnte Erlaubniszonen absiedeln sollen. Es scheiterte, weil in der Umgebung die Stundenhotels fehlten. Außerdem sorgte in der Wahlkampfzeit ein Großaufgebot der Polizei für ruhige Nächte. Beamte sieht Gabriele Schön heuer seltener. Sie wehrt sich dagegen, ins rechte Eck gedrängt zu werden. "Wollen Sie sich das tagtäglich anschauen?" Für ihre BI ist es schwer, Mitstreiter zu mobilisieren. Zwei Straßen weiter ist der Strich kein Problem mehr. Die Polizei nimmt zur Verbotsfrage in "der heiklen politischen Situation" nicht Stellung.
Erbost: „Wir werden von Freiern und Prostituierten belagert“, sagt Gabriele. Sie wehrt sich gegen den Straßenstrich auf der Felberstraße
Insider
Szene-Kenner Christian Knappik hält von einem Strichverbot wenig. Der 52-Jährige betreibt ein Internetforum und eine Telefon-Helpline für Prostituierte. "Man würde die Frauen damit nur weiter in die Illegalität drängen." Und: "Prostitution ist vorhanden." Auf der Straße seien die Frauen "selbstbestimmt", und besser aufgehoben als in abgelegenen Gebieten. Es werde zu oft auf die Rechte der Sexarbeiterinnen vergessen. "Mir erzählen Frauen über Schikanen. Was würden Sie sagen, wenn Sie derselbe Polizist vier Mal in einer Nacht kontrolliert?" Ein Experiment mit einem Verbot ist übrigens grandios gescheitert. Das Stuwerviertel, das zweite Rotlichtgrätzel Wiens, wurde zur Sperrzone erklärt. Gebracht hat dies nichts.
Probleme mit dem neuen Gesetz
Prostitution ist in Wien derzeit zu bestimmten Zeiten und außerhalb von Schutzzonen und öffentlichen Plätzen erlaubt.
Sittenwidrigkeit In Österreich ist Prostitution sittenwidrig. Die Frauen können nicht angestellt werden oder ihren Lohn einklagen. SPÖ und Grüne forderten in Wien in einer Resolution den Bund zur Abschaffung des Paragrafen auf.
Genehmigungspflicht Die ÖVP Wien fordert dies seit Langem. Wer ein Bordell betreiben will, sollte etwa einen Strafregisterauszug vorlegen. Eine Ergänzung dazu wäre eine mögliche Prüfung, ob das Etablissement ins Stadtbild passt.
Schutzzonen Um Objekte wie Kindergärten können Schutzzonen mit einem Radius von 150 Metern erlassen werden. Prostitution ist darin verboten. Das Problem: Die Zonen sind auf der Straße nicht ersichtlich.
Indoor-Prostitution Das horizontale Gewerbe ist in Wohnungen mit Ausnahmen verboten. Eine Lockerung könnte den Strich reduzieren, Probleme aber in die Wohnbauten verlagern.
http://kurier.at/nachrichten/wien/2104299.php

Der Strich erregt die Gemüter der Anrainer und spaltet die Stadtregierung, die ein neues Gesetz verhandelt.
Mögliche Änderung: Dem KURIER liegt eine Erstfassung des neuen Prostitutionsgesetzes vor. Demnach könnte der Straßenprostitution in Wohngebieten der Garaus gemacht werden
Wir werden von Freiern und Prostituierten belagert." Gabriele Schön redet sich vor ihren Mitstreitern in Rage. Die Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Felberstrich steht vor ihrer Haustür. In Sichtweite auf der Felberstraße schlucken schwarze Mittelklasse-Autos leicht bekleidete Frauen. Andere buhlen um die Gunst der Autofahrer, die im Schneckentempo vorbeifahren. Es ist Freitag, kurz vor 18 Uhr. "Das hier ist eine riesige Frechheit", sagt Schön. Niemand halte sich an die Verbotszeiten und die -zonen (Anm. Schutzzonen) , und niemand ahndet die Übertretungen. "Der Straßenstrich", sagt Schön, "hat im Wohngebiet nichts verloren."
Die Forderung ist längst bei der Wiener Stadtregierung angekommen. Seit Monaten verhandelt Rot-Grün ein neues Prostitutionsgesetz. Es soll ein Gesetz für alle werden: die Prostituierten, die Anrainer, die Polizei. Im März durften Betroffene in einem Dialog-Forum mit Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ihre Anliegen deponieren. "Wir versuchen, alle Interessen zu berücksichtigen", sagt die Verhandlerin der Grünen Birgit Hebein. Ein Versprechen, das sich nur schwer umsetzen lässt. Einer der größten koalitionsinternen Zankäpfel: ein Verbot des Straßenstrichs.
Dem KURIER liegt eine Erstfassung des neuen Gesetzes vor. Daraus kann man ein Verbot der Liebesmeilen im Wohngebiet ableiten. "In den Entwurf kann man alles reininterpretieren", sagt ÖVP-Sicherheitssprecher Wolfgang Ulm. Seine Forderung, Bordellbetreiber auf ihre Zuverlässigkeit zu prüfen, findet sich ebenfalls in dem Papier.
2200 Frauen
In Wien sind 2200 Sexarbeiterinnen registriert. Zwei bis drei Mal so viele Frauen gehen der illegalen Prostitution nach. Sie sind in Clubs, Privatwohnungen oder als Begleiterinnen tätig. Die Zahl an Straßenprostituierten ist dagegen überschaubar: Derzeit sind es rund 150.
Schon im Vorjahr scheiterte ein Pilotversuch: Die Liebesmeilen entlang der Felber- und der Linzer Straße hätten in zwei unbewohnte Erlaubniszonen absiedeln sollen. Es scheiterte, weil in der Umgebung die Stundenhotels fehlten. Außerdem sorgte in der Wahlkampfzeit ein Großaufgebot der Polizei für ruhige Nächte. Beamte sieht Gabriele Schön heuer seltener. Sie wehrt sich dagegen, ins rechte Eck gedrängt zu werden. "Wollen Sie sich das tagtäglich anschauen?" Für ihre BI ist es schwer, Mitstreiter zu mobilisieren. Zwei Straßen weiter ist der Strich kein Problem mehr. Die Polizei nimmt zur Verbotsfrage in "der heiklen politischen Situation" nicht Stellung.
Erbost: „Wir werden von Freiern und Prostituierten belagert“, sagt Gabriele. Sie wehrt sich gegen den Straßenstrich auf der Felberstraße
Insider
Szene-Kenner Christian Knappik hält von einem Strichverbot wenig. Der 52-Jährige betreibt ein Internetforum und eine Telefon-Helpline für Prostituierte. "Man würde die Frauen damit nur weiter in die Illegalität drängen." Und: "Prostitution ist vorhanden." Auf der Straße seien die Frauen "selbstbestimmt", und besser aufgehoben als in abgelegenen Gebieten. Es werde zu oft auf die Rechte der Sexarbeiterinnen vergessen. "Mir erzählen Frauen über Schikanen. Was würden Sie sagen, wenn Sie derselbe Polizist vier Mal in einer Nacht kontrolliert?" Ein Experiment mit einem Verbot ist übrigens grandios gescheitert. Das Stuwerviertel, das zweite Rotlichtgrätzel Wiens, wurde zur Sperrzone erklärt. Gebracht hat dies nichts.
Probleme mit dem neuen Gesetz
Prostitution ist in Wien derzeit zu bestimmten Zeiten und außerhalb von Schutzzonen und öffentlichen Plätzen erlaubt.
Sittenwidrigkeit In Österreich ist Prostitution sittenwidrig. Die Frauen können nicht angestellt werden oder ihren Lohn einklagen. SPÖ und Grüne forderten in Wien in einer Resolution den Bund zur Abschaffung des Paragrafen auf.
Genehmigungspflicht Die ÖVP Wien fordert dies seit Langem. Wer ein Bordell betreiben will, sollte etwa einen Strafregisterauszug vorlegen. Eine Ergänzung dazu wäre eine mögliche Prüfung, ob das Etablissement ins Stadtbild passt.
Schutzzonen Um Objekte wie Kindergärten können Schutzzonen mit einem Radius von 150 Metern erlassen werden. Prostitution ist darin verboten. Das Problem: Die Zonen sind auf der Straße nicht ersichtlich.
Indoor-Prostitution Das horizontale Gewerbe ist in Wohnungen mit Ausnahmen verboten. Eine Lockerung könnte den Strich reduzieren, Probleme aber in die Wohnbauten verlagern.
http://kurier.at/nachrichten/wien/2104299.php
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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- Registriert: 15.06.2006, 19:26
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- Ich bin: engagierter Außenstehende(r)
Bezüglich des obigen Artikels:
Da ich, als Vertreter von sexworker.at und Vorstandsmitglied des SexarbeiterInnenVereines zum 2. Dialogforum zum Thema Prostitution von Frau Amtsführender Stadträtin für Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal Sandra Frauenberger eingeladen wurde, werde ich (wie auch bei der ersten Sitzung) unseren Standpunkt und auch unsere Forderungen bzgl. der anstehenden Änderungen im Prostitutionsgesetz darlegen.
Ob wir Gehör finden werden, kann ich noch nicht beurteilen - auf alle Fälle ist es ein (wenn auch kleiner) Schritt in die richtige Richtung, wenn unter den Experten und den Prostitutionsgegnern auch sexworker.at vertreten ist.
Meines Erachtens sind wir, auf Grund unserer Ausrichtung, in der Lage die Auswirkungen eines Gesetzes auf alle Bereiche der Sexarbeit eines Gesetzes zu verstehen - und auch zu beurteilen. Die garantierte Anonymität unserer Gemeinschaft ermöglicht es uns Einblicke zu erhalten, die Behörden, aber auch Organisationen welche Streetwork anbieten, verborgen bleiben.
Uns erscheint es jedenfalls bedenklich, wenn man auf Grund der sichtbaren Prostitution ein Gesetz erlässt, welche alle Bereiche der Sexarbeit (also auch den viel größeren unsichtbaren Teil) direkt beeinflusst.
christian
Da ich, als Vertreter von sexworker.at und Vorstandsmitglied des SexarbeiterInnenVereines zum 2. Dialogforum zum Thema Prostitution von Frau Amtsführender Stadträtin für Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal Sandra Frauenberger eingeladen wurde, werde ich (wie auch bei der ersten Sitzung) unseren Standpunkt und auch unsere Forderungen bzgl. der anstehenden Änderungen im Prostitutionsgesetz darlegen.
Ob wir Gehör finden werden, kann ich noch nicht beurteilen - auf alle Fälle ist es ein (wenn auch kleiner) Schritt in die richtige Richtung, wenn unter den Experten und den Prostitutionsgegnern auch sexworker.at vertreten ist.
Meines Erachtens sind wir, auf Grund unserer Ausrichtung, in der Lage die Auswirkungen eines Gesetzes auf alle Bereiche der Sexarbeit eines Gesetzes zu verstehen - und auch zu beurteilen. Die garantierte Anonymität unserer Gemeinschaft ermöglicht es uns Einblicke zu erhalten, die Behörden, aber auch Organisationen welche Streetwork anbieten, verborgen bleiben.
Uns erscheint es jedenfalls bedenklich, wenn man auf Grund der sichtbaren Prostitution ein Gesetz erlässt, welche alle Bereiche der Sexarbeit (also auch den viel größeren unsichtbaren Teil) direkt beeinflusst.
christian