Filmbeschreibung
Wie die meisten der Chinesen in Malaysia träumt die19jährige Ping davon, die Perspektivlosigkeit ihres Heimatlands verlassen zu können, um anderswo ihr Glück zu finden. Als ihr ein hilfsbereiter Automechaniker die Vermittlung einer tollen Arbeit drüben in Tokyo in Aussicht stellt, wähnt sie sich ihrem Traum ganz nah. Vorher muss sie nur noch das nötige Geld für die - "privat" organisierte - Überfahrt beschaffen.
Das ist schwerer als erwartet, aber Ping hat keine Wahl. Morgens arbeitet sie in einer Schweinezucht, nachmittags wäscht sie das Geschirr in einer herunter gekommenen Imbissbude. Da aber selbst zwei Jobs nicht genug Geld abwerfen, geht sie auf das nicht alltägliche Angebot ihrer geschäftstüchtigen Tante ein: mit einem illegal eingewanderten Burmesen soll sie ein Kind zeugen und nach der Geburt der Tante überlassen – "für einen Jungen bekommst du 4000, für ein Mädchen 2500".
Obwohl ihr die harten Jobs und die Schwangerschaft schwer zusetzen, macht Ping alles mit, solange sie das nur ihrem Traum näher bringt. Doch als Ping den Machenschaften ihrer Tante auf die Schliche kommt, wird ihr schlagartig klar, dass sie ihren Traum selbst verwirklichen muss. Ohne Rücksicht auf andere und zur Not auch auf Kosten derer, die ihr nahe stehen.
Ein letztes Mal geht sie einen Handel mit der Tante ein... .
THE TIGER FACTORY ist der dritte gemeinsame Spielfilm von Regisseur WOO Min Jing und Drehbuchautor Edmund YEO, die auch selbst produziert haben. Für die Dreharbeiten in Malaysia - Woo und Yeo sind selbst malaysische Chinesen - stand ein Budget von 40.000 Dollar zu Verfügung. Die Postproduktion haben sie gemeinsam mit dem japanischen Koproduzenten Kohei Ando Laboratory in Tokyo gemacht.
THE TIGER FACTORY wurde 2010 in der Quinzaine beim Filmfestival in Cannes gezeigt. Auch die voran gegangenen Produktionen der beiden noch jungen Männer wurden auf so renommierten internationalen Festivals wie Rotterdam, Karlovy Vary, Pusan, Hong Kong, Locarno, San Francisco präsentiert, darunter 2009 im offiziellen Programm der Viennale die ländliche Love Story mit Hindernissen WOMAN ON FIRE LOOKS FOR WATER, die demnächts ebenfalls von Aries Images heraus gebracht wird.
Im "Der Tagesspiegel" schreibt Silvia Hallensleben:
Die "Tiger Factory" ist eine Absteige: In schäbigen Kammern verkaufen Frauen ihre Körper. Eine Art Prostitution, nur wird hier nicht der Sex vermarktet, sondern dessen erhofftes Produkt. Madame Mien (Pearlly Chua), eine umtriebige Geschäftsfrau, organisiert Babys für einen florierenden Markt. Eine ihrer "Arbeiterinnen" ist ihre Nichte Ping (Lai Fooi Mun), die das Geld für eine illegale Überfahrt ins ferne Japan braucht. Denn der Lohn aus ihren beiden regulären Jobs in einem Imbiss und einem Schweinezuchtbetrieb reicht nicht mal fürs Nötigste.
Regisseur Ming Jin Woo, wie seine Heldin Mitglied der großen chinesischen Minorität Malaysias, debütierte 2005 auf dem Berlinale-Forum mit "Monday Morning Glory".
Seitdem etablierte er sich mit Gastspielen bei den großen Festivals von Cannes bis Toronto als Teil der aufstrebenden Riege engagierter südostasiatischer Filmemacher, die semi-dokumentarische Nüchternheit mit Formbewusstsein verbinden. Auch sein fünfter Film, "The Tiger Factory", erzählt ohne dick aufgetragene Gefühle von Betrug, Desillusionierung und Verrat, mit einer unaufgeregten Kamera, die in engen Räumen durch Türrahmen linst und mit Unschärfen spielt.
Die Spiegelung der Menschenfabrikation im Schweinezuchtwesen erscheint zwar etwas plakativ, aber trotz seines harten Stoffs gelingt Ming ein verhaltener, fast leiser Film. Am Ende versucht Ping, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sie bleibt dennoch eine Getriebene. Die wenigen Regungen, die vorher ihr Gesicht aufhellten, sind nun vollkommener Ausdruckslosigkeit gewichen. Selbstbehauptung tut nicht unbedingt gut: ein Lehrstück über vereinsamte Überlebenskämpfer in einer vergletschernden Welt. Auch Tiger, dieser Inbegriff von Stärke und Mut (und Malaysias Wappentiere), sind ja Einzeltäter.
Der Tagesspiegel vom 21.09.2011
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Der Film läuft ab 22.09.2011 in
Berlin (Kino am Oranienplatz in Kreuzberg)
Düsseldorf (Metropol, in Birk nur 24. und 25.09.)
Hamburg (3001 Kino in St. Pauli)
Filmstart: "The Tiger Factory"
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