Spielfilm Bertrand Bonello: "Haus der Sünde"

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Arum
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Spielfilm Bertrand Bonello: "Haus der Sünde"

Beitrag von Arum »

Perlentaucher-Rezension, 18.04.2012

...

Zwei Schnitte mit einem Rasiermesser durch Wangenfleisch: Madeleine war vorher die "Jüdin", hinterher wird sie, nach den Narben, die sich von ihren Mundwinkeln in Richtung der Ohren fortsetzen, die "Lachende" genannt. Ein Freier hatte Madeleine gebeten, sie ans Bett fesseln zu dürfen, sie hatte eingewilligt, hatte dem Freier damit auch noch das letzte gegeben, was sie ihm vorher vorenthalten hatte: ihr Vertrauen. Der Film umkreist diesen einen Gewaltakt, der metonymisch steht für die strukturelle Gewalt von Prostitution, eine Gewalt, die kein Vertrauen zulässt, er nähert sich diesen Schnitten durch die Wange mehrmals an, weicht immer wieder vor ihnen zurück, verdrängt sie, nur um sie als Verdrängte um so unnachgiebiger wiederkehren zu lassen.

Bertrand Bonellos "Haus der Sünde" ist ein Film über ein Luxusbordell an der Schwelle zum 20. Jahrhundert: Der erste Teil des Films spielt im Jahr 1899, der zweite im Jahr 1900. Eine Welt, in der die Frauen nur Vornamen haben und höchstens noch kurze, beschreibende Attributsnamen: Die "Araberin", die "Neue". Oder eben die "Jüdin", die "Lachende". "Wenn ich hier raus bin, werde ich nie wieder mit einem Mann schlafen", sagt eine der Prostituierten einmal. Aber einen Weg hinaus gibt es nicht; anstatt ihre Schulden mit Sexarbeit zu bezahlen, häufen die Frauen weitere an. Eine Welt, in der die Frauen nur Prostituierte sind (anstatt, das wären die Alternativen: Wäscherinnen, Bäckerinnen, Haushälterinnen; auch das hieße hart arbeiten, ausgebeutet werden, Schulden machen) und die Männer nur Freier. Und eigentlich spielen die Männer gar keine Rolle, in die Welt des Bordells driften sie hinein und heraus wie Unbeteiligte, kaum einmal werden sie einzeln von der Kamera fokussiert, schon gar nicht nach ihrer Motivation befragt, sie werden wie Umwelt genommen, denn immer dann, wenn die Frauen sie wie Menschen, wie ihresgleichen, nehmen, wird es gefährlich. Eine Welt, in der Nacktheit (und in "Haus der Sünde" wimmelt es von nackten Frauen) das Gegenteil von Freiheit ist, eine Welt, in der Schönheit (und "Haus der Sünde" ist ein ausgesprochen schöner Film) nichts ist als eine Ware.

Der Film bleibt fast komplett in den Räumen des von Kerzenlicht illuminierten Bordells, die Welt verschwindet hinter milchigen Fensterscheiben. Wenn die Belegschaft dann doch einmal, ziemlich genau nach der Hälfte der Laufzeit, einen Ausflug unternimmt, an einen Badesee, macht dieser eine Flash von Grün und Blau und Freiheit alles nur noch schlimmer. In manchem, auch in diesem Verhältnis von einem erdrückenden Innen zu einem entwirklichten Außen, erinnert der Film an eines der großen Außenseiterwerke der deutschen Filmgeschichte: "Utopia" von Sohrab Shahid Saless, eine Höllenvision aus dem Inneren eines Westberliner Bordells der achtziger Jahre, ein Film, in dem irgendwann schon harmlose Geräusche wie das Klingeln der Freier an der Haustür bodenlosen Schrecken verbreiten. Ein Film wie ein Riss durch den Alltag. Benedikt Erenz schrieb damals in der Zeit über "Utopia": "Es ist unmöglich, anschließend noch ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen und drüber zu reden."



Auch "Haus der Sünde" zeigt Prostitution als Hölle auf Erden; das Bier hinterher wird einem trotzdem noch schmecken. Bonellos Hölle ist eine samtene, dekadente. Strukturiert wird sie nicht vom Formterror des Gegenwärtigen, sondern von den geschmeidigen Erinnerungsbildern einer perversen Nostalgie. Bonello erzählt nicht linear, er kombiniert kleine, anekdotenhafte Erzählungen, meist ohne klaren Anfang und Ende und er sammelt Detailintensitäten, die sich gar nicht mehr an einzelne Personen heften: das herabfallende Blütenblatt einer Rose, eine Hand, die sich beim Sex an den Bettpfosten klammert. Die Kamera schwebt sanft durch die Räume, mehrmals teilt sich das Bild in elegante Splitscreen-Kompositionen, die nicht auf Gleichzeitigkeit, sondern auf Gleichwertigkeit abzielen. Einen hypnotischen Sog entwickeln diese immer neu und doch immer wieder ähnlich gestaffelten, von einem eklektischen Soundtrack unterlegten Kaskaden aus mal rosig-natürlicher, mal blass gepuderter nackter Haut, süßlich-melancholischer Gefühlsschwere und morscher, insektenbefallener Kitschdeko, einen Sog, der einen mitreißt, in den man sich auch einmal wie ziellos dahintreiben lassen kann, der einen dann aber doch immer wieder mit den Schnitten durch die Wangen Madeleines konfrontiert und damit auch gewissermaßen mit dem Preis des eigenen Genießens.

Auch die Welt draußen, die Welt, die man nicht sieht, verändert sich. Das Bordell wird selbst Opfer der Veränderung werden, die Mieten steigen, das auf einer Verschränkung von Solidarität und Ausbeutung beruhende Geschäftsmodell des Bordells - die Chefin ist selbst eine ehemalige Prostituierte und sie behält Madeleine auch nach derer Verletzung bei sich, obwohl sie, zumindest im Normalbetrieb, unverkäuflich geworden ist - kann sich am Markt nicht halten. Ein harter Schnitt in die längst Gegenwart gewordene Zukunft beschließt den Film.

Lukas Foerster

http://www.perlentaucher.de/artikel/7511.html
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Jason
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Beitrag von Jason »

Bertrand Bonellos "Haus der Sünde" ist ein Film über ein Luxusbordell an der Schwelle zum 20. Jahrhundert: Der erste Teil des Films spielt im Jahr 1899, der zweite im Jahr 1900.
Dann ist der Film ja "brandaktuell". Zumindest für Prostitutionsgegner, die die "gute alte Zeit" zurückhaben möchten mitsamt den Gesetzen die vor 110 Jahren galten. Bin gespannt wenn Frau Schwarzer auch diesen Film zitiert, "Fackeln im Sturm" hatten wir ja schon.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Ariane
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RE: Spielfilm Bertrand Bonello: "Haus der Sünde"

Beitrag von Ariane »

Über "House of Pleasures" - im Original "L'Apollonide - souvenirs de la maison close aus 2011 (Frankreich) - fand ich heute folgende Filmkritik in der Welt, wo auch Rekurs auf den kürzlich in die Kinos gekommenen Film "Das bessere Leben" über Studentinnen-Prostitution genommen wird.
Zu beiden Filmen finden sich Film-Trailer auf der verlinkten Seite. http://www.welt.de/kultur/kino/article1 ... Huren.html

***

"Haus der Sünde"

Auch Pariser Bordelle sind die Hölle für Huren
"Ich zahle, also entscheide ich": In seinem Film "Haus der Sünde" setzt Bertrand Bonello mit seltener Schärfe den prekären Status von Prostituierten Ende des 19. Jahrhunderts in Szene.
Von Barbara Schweizerhof


Schon den ersten Bildern sieht man an, dass es in Bertrand Bonellos "Haus der Sünde" nicht darum gehen wird, das Selbstbestimmungspotenzial des Frauenberufs Prostitution auszuloten. Das ist nicht der einzige Grund, warum der Film wie aus der Zeit gefallen wirkt, vor allem im Vergleich zu Werken wie der kürzlich gestartete "Das bessere Leben", in dem etwa Juliette Binoche als im Milieu recherchierende Journalistin eine Art sexueller Erweckung erlebt.

Beim titelgebenden "Haus der Sünde" handelt es sich um ein Pariser Vorstadtbordell im ausgehenden 19. Jahrhundert, und der Erzählton, den Bonello anschlägt, ist der eines nostalgisch anmutenden Kostümfilms. Wobei sehr schnell klar wird, dass die Nostalgie hier nicht für Verklärung steht. Vielmehr tritt im lasziven Tempo mit seltener Schärfe der prekäre Status der Prostituierten hervor: Die "Mädchen", deren Schicksal "Haus der Sünde" ausschnitthaft zeigt, erweisen sich allesamt als Gefangene ihrer jeweiligen Situationen, sei es Überschuldung, Krankheit, falsche Hoffnungen, Abhängigkeit oder Lebensangst.

Wie ein unbeteiligter Hausgast

Die nostalgische Stimmung verwandelt sich bald in einen Wehmut ganz anderer Art – ein tiefes Bedauern darüber, dass sich heute vielleicht die äußeren Umstände, nicht aber die inhärenten Zwangsverhältnisse im Prostitutionsgeschäft geändert haben (diese Aussage verlinkt die Filmkritikerin mit der Filmkritik "Das bessere Leben" im gleichen Medium Welt online http://www.welt.de/kultur/kino/article1 ... haben.html, Anm. v. mir)


Wie ein unbeteiligter Hausgast protokolliert die Kamera den Alltag im Bordell. Da gibt es die schwesterlichen Gesten der Solidarität, es werden Gesundheitstipps ausgetauscht, ein wenig verächtlich über die Freier getratscht. Über allem liegt eine beständige Müdigkeit, in der sich der Überdruss andeutet, ein Bewusstsein über die Ausweglosigkeit der eigenen Lage.

Zwölf Jahre sei sie schon da, erzählt irgendwann Clotilde (Céline Sallette), am Anfang habe sie geglaubt, schnell wieder draußen zu sein, aber heute wisse sie gar nicht mehr, wohin sie denn gehen sollte.


Ein geduldetes Schattendasein

Kleine Geschichten fügt der Film zu einem lockeren Erzählgewebe, in dem es einen roten Faden gibt: das Trauma von Madeleine (Alice Barnole). Am Anfang hat sie einen festen Freier, der sie zu Träumen anstiftet. Eines Nachts erlaubt sie ihm, sie zu fesseln, und wird auf grausame Weise von ihm verstümmelt. Als "die Frau, die lacht" führt sie ab da ein geduldetes Schattendasein im Bordell. Sie kocht und wäscht, und ab und zu gibt es Klienten, die sich für "das Monster" interessieren.

Zur Szene ihrer Verstümmelung kehrt der Film mehrfach zurück, gegen den Willen des Zuschauers, möchte man sagen. Dabei wird nicht die Verletzung als Akt gezeigt, sondern das Machtverhältnis, das ihn möglich machte. "Ich zahle, also entscheide ich", sagt der Freier, als Madeleine ihn bittet aufzuhören – um ihr dann die Mundwinkel aufzuschneiden.

Nur selten verlässt die Kamera die düsteren Bordellräume. Obwohl die Frauen oft mit entblößten Oberkörpern zu sehen sind, kippt der Blick nie ins Voyeuristische. Statt das Interesse am Sex zu stimulieren, dämpft "Haus der Sünde" ihn eher ab. (dies verlinkt mit Michael Glawogger's Film Whores Glory und Filmkritik dazu http://www.welt.de/kultur/kino/article1 ... -wird.html , Anm. v. mir)
Wenn sie je rauskäme, würde sie keine Liebe mehr machen, nie mehr, sagt eines der Mädchen. Der Zuschauer begreift, warum.



***

Weitere Kritiken:

Die TAZ titelt heute „20 mal am Tag Geschlechtsverkehr“
http://www.taz.de/Regisseur-Bertrand-Bonello/!91712/

Die Jungle World titelt "Geschlossene Anstalt"
http://jungle-world.com/artikel/2012/16/45294.html
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Arum
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Beitrag von Arum »

Der Film läuft heute Abend bei ARTE, 21u45.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Liest sich ja mal wieder wie lupenreine Antisexarbeitspropaganda, mit sämtlichen ausgelatschten Klischees...
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Beitrag von ehemaliger_User »

Wiederholungen
So, 18.05. um 0:50 Uhr
Fr, 30.05. um 1:15 Uhr

arte+7 sichtbar bis 21.05.2014
http://www.arte.tv/guide/de/048085-000/ ... 00_PLUS7-D
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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bienemaya
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RE: Spielfilm Bertrand Bonello: "Haus der Sünde"

Beitrag von bienemaya »

Ein bildgewaltiger Film, der größtenteils die Schattenseiten der Prostitution hervorhebt und die positiven Seiten der in der Prostitution Tätigen nicht wiederspiegelt. Der Film ist nicht facettenreich genug um die Wirklichkeit der Prostitution darzustellen.

(In seinem Film "Haus der Sünde" setzt Bertrand Bonello mit seltener Schärfe den prekären Status von Prostituierten Ende des 19. Jahrhunderts in Szene.
Von Barbara Schweizerhof)

Nur mal so nebenbei: das Leben als Frau in einer Arbeiterfamilie (fast 90% der Bevölkerung waren Arbeiter) war auch nicht so prickelnd. Ich befürchte, dass Bettlaken nicht so weiße Linnen waren, möglicherweise wurde auf Strohsäcken geschlafen und in denen es vor Ungeziefer nur so wimmelte. Sich eine Bettstatt zu teilen war früher Standart. Frauen hatten nicht selten 6 oder mehr Kinder viele Frauen starben im Kindbett.

Das gemeinsame Abendessen im Bordell im Film zeigt einen reichlich gedeckten Tisch mit mehr als aus- und abwechslungsreichender, gesunder bzw. für die damalige Zeit luxeriöser Ernährung. Arbeiterfrauen bzw. Frauen in Arbeiterfamilien wussten oft nicht ob sie sich und ihre Familie im nächsten Monat noch ernähren können. Mangel- und Unterernährung, Rachitis, Schwindsucht (TBC) war nicht selten die Folgen. Kinderarbeit war an der Tagesordnung, da oft alle Mitglieder der Familie arbeiten mussten um nicht zu verhungern.

Ein interessanter Artikel, welcher das Leben einer Arbeiterfamilie Anfang des 20.Jh beschreibt.

http://www.laurentianum.de/berlin/berlge4.htm

.... da sie oft schon mit 13 Jahren anfingen zu arbeiten. Mädchen wurden in diesem Alter oft als "Mädchen für alles" eingestellt, so dass sie in reichen Bürgerfamilien niedrige Arbeiten verrichten. Hierzu gehörten z.B. das Anheizen des Ofens morgens um 5.30 Uhr, das Zubereiten der Speisen der Mahlzeiten, das mühselige Waschen der Wäsche und die Zubereitung der Lebensmittel, dies umfasste die Aufbereitung von verdorbenen zu genießbaren Speisen und notfalls auch das Schlachten von Tieren. Nebenbei mussten sich diese Angestellten die Kinder erziehen und Botengänge erledigen, sie waren für alle Arbeiten, die im Haushalt anfielen verantwortlich....

....Viele Arbeiten waren sehr zeitaufwendig, so dass ein Dienstmädchen 14 Stunden am Tag arbeiten musste, nur alle 2 Wochen wenige Stunden Freigang bekam und generell keinen Anspruch auf Urlaub erheben konnte. In dieser, oder einer ähnlichen Situation befanden sich 88% der Bevölkerung...

SOVIEL ZUM THEMA FREIZEIT, URLAUB, ERHOLUNG ETC.(Die Jungle World titelt "Geschlossene Anstalt"
http://jungle-world.com/artikel/2012/16/45294.html)




...Insgesamt kann man sagen, dass diese Arbeiter ein schweres Leben ohne jede Freude hatten... !!!!!!!!!

...Dies wird durch einen Bericht eines Dienstmädchen, das genau diese Situation durchlebt hat und in den 70er Jahren in einem Altersheim lebte, verstärkt : "Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch zu Lebzeiten ins Paradies komme. Ich habe immer gemeint, Leute wie wir müssen erst aufs Jenseits warten."
Sie bezeichnet das Altersheim als "Paradies". Aufgrund schwerer körperlicher Leiden, die aus dieser Zeit herrühren, musste die ärztlich behandelt werden, bis sie diesen Leiden erlag...




Die Stellung der bürgerlichen Frau zur Jahrhundertwende in Deutschland

http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013 ... ndertwende

...Ohne die Zustimmung ihres Mannes durfte eine Verheiratete weder einem Broterwerb nachgehen noch über ihr Geld verfügen, noch ihren Wohnort bestimmen. Sie hatte nicht einmal das Recht auf ihre Kinder. Das Einzige, was ihr als Hausfrau zustand, war die Schlüsselgewalt über die Speisekammer...

Mit Syphilis anstecken konnte sich JEDE Frau damals wie heute, wenn sie zBsp. mit ihrem Ehe-mann ungeschützt verkehrt bzw. verkehren musste und dieser bereits infiziert war.

Auch ist Gewalt gegen Frauen kein Bordellphenomen. Laut einer representativen Studie von 2004 haben in Deutschland rund 25% aller Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt - oder auch beides - durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner mindestens ein- oder auch mehrmals erlebt. Die Dunkelziffer dürfte allerdings höher liegen und das in einer Gesellschaft, in der Frauen dem Mann als gleichberechtigt gelten. Wie mag das wohl um die Jahrhundertwende gewesen sein, als die Frau größtenteils rechtlos dem Mann untergeordnet war und fast 90% der Bevölkerung unter diesen prekären Umständen lebte???
Die Hemmschwelle einer Frau Gewalt anzutun lag - und da muss man kein Hellseher sein- wesentlich niedriger!

Die im Film gespielte Szene, als der gutsituierte Kunde einer Prostituierten voller Stolz von einer "wissenschaftlichen" Studie über Prostituierte sprach und ihr dieses Buch zukommen ließ, in dem beschrieben wird, dass Prostituierte kleinere Köpfe hätten bzw. ihnen Gehirnwindungen fehlen würden, die sie allesamt zu Schwachsinnigen degradieren, erinnerten mich an die sogenannten Pseudowissenschaften des deutschen Nationalsozialismus.