Erfahrungen mit Sozialarbeiter*innen - Wünsche/Verbesserungen/Hürden?

[JulesBD]

Hallo,
als angehende Sozialarbeiterin, die findet, dass die Thematiken Sexarbeit/Prostitution/Zwangsprostitution/Gesetzgebung etc. (alle damit verbundenen Themenbereiche) viel zu wenig, bzw. gar nicht im Studium angesprochen werden, wollte ich auf diesen Weg in Erfahrung bringen, wie Sozialarbeit in der Praxis dann umgesetzt wird und welche Erfahrungen ihr so damit gemacht habt.

Ich möchte mich auch zukünftig gern in diesem Feld weiterbilden und auch engagieren und da würde es mich einfach interessieren, wie die Erfahrungen so ausfallen. Welche Angebote und Institutionen es gibt, kann man ja nachlesen, aber inwieweit diese die Bedürfnisse von Sexarbeiter*innen wiederspiegeln ist mir bis dato noch weitestgehends unklar.

Vielleicht würdet ihr mir einen Einblick geben, wie zugänglich Angebote sind, welche Hürden es vielleicht gibt, was positiv und nicht so positiv ist? und einfach eure Erfahrungen mit mir teilen?

Vielen Dank schon mal,
beste Grüße

[Zwerg]

Ich denke nicht wirklich dass wir auf sexworker.at Beratungsstellen öffentlich bewerten sollen außer wenn eine verifizierte SexarbeiterIn sich äußern möchte - und die wird es wahrscheinlich auf Zuruf von Jemand der nicht verifiziert ist, nicht tun. Wenn Beschwerden eingehen, so handeln wir das eher im internen Bereich ab und wenden uns direkt "ohne öffentliche Schelte, es sei denn es ist unbedingt nötig" an die kritisierte Stelle.

Im öffentlichen Bereichen des Forums können auch nicht verifizierte UserInnen posten - zum Beispiel JulesBD, von der wir nicht mehr bestimmt wissen können als sie selbst bei ihrem Eingangsposting von sich sagt. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich nicht an die Echtheit des Anliegens oder der Aussage glaube - heißt nur "ich kenne die Person nur virtuell" Das kleine grüne Häkchen beim Namen (Verifizierung) hilft bisweilen ungemein.

Natürlich geht es nicht um die "Echtheit" von JulesBD - sondern um die bestehende Möglichkeit dass hier öffentlich Jemand beworben oder auch verunglimpft werden könnte von Jemand dessen/deren Identität wir nicht kennen (und nein, es geht uns nicht um einen Ausweis, sondern darum das Anliegen zu verstehen und auch, ob das mit uns vereinbar ist) - Verifizierte SexarbeiterInnen sind unsere Zielgruppe - um deren Anliegen geht es hier vorrangig.

Wie auch immer: Auch wenn wir Beide jetzt 2 Postings ausgetauscht haben - so heißt das nicht, dass unsere Forenregeln viewtopic.php?f=39&t=190 nicht mehr gelten: Wir haben speziell bei dem zitierten Punkt lange nachgedacht und auch entsprechend besprochen. Er gilt für alle Funktionen des Forums - ob Persönliche Nachricht, ob Abstimmung, oder ob es um ein fragendes Posting geht. Es gibt Gründe und auch Beispiele, warum wir dies so halten.

Ich zitiere:

Ergänzung hinzugefügt am 15. Juni 2009 von Zwerg:
Das Sexworker Forum bzw. dessen Funktionen sind nicht dazu da, dass hier bedenkenlos Recherchen oder auch Kontaktanfragen von Journalisten, Redakteuren oder sonstigen "Suchenden" durchgeführt werden!
Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die hier registrierten SexarbeiterInnen ungefragte Kontakte ablehnen! Wenn Jemand für Interviews, TV-Shows oder auch für wissenschaftliche Arbeiten, Kontakte sucht, so sind hierfür die Admins zu verständigen - bevor eine direkte Kontaktaufnahme zu unseren UserInnen erfolgt! Wir werden so gut es geht Unterstützung geben - jedoch erlauben wir uns auch Anfragen abzulehnen! Unsere Ressourcen sind begrenzt. Und der Punkt Öffentlichkeitsarbeit ist nur ein Teilbereich unserer Aufgaben. Dies gilt auch für wissenschaftliche Arbeiten!

Zitatende

Ich ersuche höflich um Kenntnisnahme

christian

[Zwerg]

Zum besseren Verständnis:

Bitte lesen (vor Allem die 2. Seite) - das war der Grund warum wir in Folge Verifizierungen eingeführt haben!

viewtopic.php?f=16&t=3990

oder auch

viewtopic.php?f=16&t=4979

oder von verifizierten SexarbeiterInnen eine Kritik

viewtopic.php?f=16&t=12210

[JulesBD]

Also ich habe mir durchaus die Regeln durchgelesen und habe auch in keinster Weise um eine öffentliche Kritik an bestimmten Beratungsstellen gefragt.
Ich verstehe "Misstrauen" hinsichtlich neuer Forumsmitglieder durchaus und habe auch noch nicht sehr viel Erfahrung damit, deshalb finde ich es schade, dass auf ein Zitat aus den Forenregeln hingewiesen wird, das keineswegs mit meinen geäußerten Anliegen übereinstimmend ist. Ich habe hier nicht um persönliche Kontakte zu einzelnen Sexarbeiter*innen gefragt, noch bin ich als Journalistin hier und mit diesen aus meiner Sicht sehr offenen Interessensfragen, die klarerweise auch nicht beantwortet werden müssen wenn niemand will, war ich nicht der Meinung offenbar regelwidrig zu handeln.

In vielen Forumsbeiträgen wird darüber berichtet, wenn auch aus früheren Jahren, dass es keine Beratungsstellen und Anlaufstellen gibt.
Meine Fragen bezogen sich lediglich darauf, ob Angebote ansich zu den Bedürfnissen von Sexarbeiter*innen passen - ganz allgemein, bzw. was sich Sexarbeiter*innen vielleicht wünschen würden, aber aus "Expert*innensicht" nicht weitergetragen oder anders wahrgenommen wird. Ich hatte weder vor damit irgendwo hinzumarschieren und zu petzen (abgesehen davon, hätte ich nicht wollen, dass einzelne Stellen und Arbeitsweisen offengelegt werden?).

Das es um Anliegen der verifizierten Sexarbeiter*innen vorrangig geht ist für mich selbstverständlich, unter anderem darum hätte mich aus persönlichem Interesse und dem Willen zur Weiterbildung um in Zunkunft vielleicht an besseren Wegen der Hilfestellung für Sexarbeiter*innen im sozialarbeiterischen Kontext arbeiten zu können. Naja egal, im Grunde hätte mich die Meinung von Sexarbeiter*innen interessiert, weil ich ansich nicht viel davon halte immer nur die Meinung von "Expert*innen" zu hören, welche für andere reden und in der Praxis wohl kaum Berührungspunkte mit den Menschen und deren Umständen haben.

Tut mir leid, falls ich da das Forum falsch verstanden habe.

[Zwerg]

Es geht um die Verifizierung der Fragenden bzw. Suchenden... Mehr wie anzubieten "gehen wir auf einen Kaffee -- dann gibt es zum Namen ein grünes Häkchen (verifiziert) - und dann gibt es mehr Möglichkeiten" - kann ich eigentlich nicht tun. Und im konkreten Fall geht es nicht nur um eine "Frage" sondern um eine Arbeit.

Sicher ist das Treffem keine Bedingung - außer man möchte als Suchende alle Funktionen oder besser gesagt, Möglichkeiten des Forums nutzen.

Wenn ich zum Angebot zu einem Treffen als Antwort bekomme "ja irgendwann in den nächsten Monaten" - so habe ich kein Problem damit (im Gegenteil erspare ich mir eine Fahrt nach Graz und einen Aufwand von mehreren Stunden - und da geht es nicht um mich, oder meine Wichtigkeit, sondern um die Sicherheit unserer Foren-UserInnen (siehe die oben verlinkten Threads (vor Allem die Diskussion mit m_au)).

Bei der rechtlichen Konstellation welche wir in AT haben, müssen wir leider etwas umsichtiger sein. Auch ich würde mir wünschen, dass dem nicht so wäre, jedoch in Zeiten wo Polizisten sich als Kunden ausgeben - Escortagenturen sich als Hilfsorganisationen vorstellen - Bordellbetreiber angebliche Schutzvereine gründen und politisch Einfluss nehmen (und im Gegensatz zu SexarbeiterInnen gehört werden) - MitarbeiterInnen von Kontrollämtern "Stadtverbote" ohne gesetzliche Deckung aussprechen - "Sklavinnensuchende" Hilfestellung anbieten - JournalistInnen sich als StudentInnen ausgeben - TV-ShowmitarbeiterInnen vorgeben im Forum SexarbeiterIn zu sein, kann unsere Reaktion nur entsprechend sein.

Wir haben bisher etliche wissenschaftliche Arbeiten problemlos unterstützt - Wenn es dieses Mal aber nicht klappen sollte, so liegt das nicht an uns. Die Frage, ob der Kontakt mit uns es wert ist, muss man sich selbst stellen. Für mich persönlich ist es eine Frage des Respektes. Wir sehen das Forum der SexarbeiterInnen als unser Wohnzimmer - wo wir Personen welche mit uns gemeinsam für wirtschaftliche, politische und auch gesellschaftliche Verbesserungen für SexarbeiterInnen eintreten möchten einladen sich mit uns auszutauschen. Trotzdem ist es unser Wohnzimmer - keine Demokratie und auch kein "öffentliches Gut". Wir wollen wissen, wer mit uns spricht bzw. wer von uns Informationen einholen will.

Zusammenfassend: Verifizierung tut nicht weh, kostet nichts, ist durchaus anonym möglich (auch wenn es wie ein Widerspruch klingt) und ist (speziell wenn Jemand an einer wissenschaftlichen Arbeit schreibt, oder vorhat dies zu tun) unabdingbar, wenn man das Forum nutzen möchte.

christian

[Rose]

Naja egal, im Grunde hätte mich die Meinung von Sexarbeiter*innen interessiert, weil ich ansich nicht viel davon halte immer nur die Meinung von "Expert*innen" zu hören, welche für andere reden und in der Praxis wohl kaum Berührungspunkte mit den Menschen und deren Umständen haben.

Ich war erst vor 2 Wochen bei einem Gespräch mit einer StudentIn und unserem Forenzwerg in Linz mit dabei - Es macht Sinn was er sagt bzw. schreibt. Wenn er nicht zuvor mit der Dame telefoniert hätte und dann nicht persönlich dabei gewesen wäre, hätte es dieses Gespräch nicht gegeben. Wenn Du mit uns Kontakt haben willst, so wirst Du diese Hürde überspringen müssen. Oder eben nicht.

Und übrigens: Ich bin verifizierte Sexarbeiterin die den Schutz des Forums in vollen Zügen genießt und für unverzichtbar hält.

Rose

[Rose]

Manchmal ist es einfach, speziell dann, wenn es nicht kompliziert ist

viewtopic.php?f=99&t=14092&p=156784#p156784

Rose

[JulesBD]

Also vorerst habe ich noch gar nicht so weit gedacht, um persönliche Treffen mit Sexarbeiter*innen zu fragen. Ich wollte mich vorab einfach generell ein wenig im Forum einbringen und mich mit den verschiedensten Themenbereichen darin ausseinandersetzen. Es geht gar nicht darum, die Hürde der Verifizierung nicht nehmen zu wollen, ich habe das Angebot zu einem Treffen nur schlichtweg nicht ganz richtig verstanden, ist für mich aber gar keine Hürde und mache ich gerne, da ich diese Maßnahme zum Schutz der Forumsmitglieder als enorm wichtig sehe.

Ich war mir dem Ausmaß des Risikos der paar Fragen die mich einfach interessiert haben offenbar nicht klar genug, da mir die Idee Informationen die ich hier drinnen bekomme, irgendwie zu Missbrauchen gar nicht erst in den Sinn kommt.
Grüße Jules

[JulesBD]

@zwerg
Ok danke für die Ausführung nochmal, hab nicht ganz gekneist, dass das Treffen die Voraussetzung für die Verifizierung ist. Wie gesagt, verstehs vollkommen, da ich mir der Sache mit Anonymität und Respekt etc. schon sehr bewusst bin und ich von mir selbst ausgegangen bin und nicht von ausgefuchsten Fakeprofilen die einen Selbstzweck daraus ziehen wollen.
Hab mir nur aus meinen ansich guten Intentionen heraus leiten lassen mal was nachzufragen und mich irgendwie im Forum zu beteiligen, vorerst völlig abseits jeglichen Intentionen dies für eine wissenschaftliche Arbeit zu nutzen, aber verstehe natürlich die Bedenken und nötigen Sicherheitsvorkehrungen um das Wohl der Sexarbeiter*innen.
Hab da Wohl die bitte um Beteiligung im Forum etwas falsch verstanden.
Das ich als Zeitraum die nächsten Wochen und Monate angegeben habe, liegt einerseits daran, dass ich morgen auf Urlaub bin und andererseits ich danach gleich im Praktikum bin, wo ich noch nicht weiß wie die zeitlichen Ressourcen auch meinerseits sind.
Auf jeden Fall würde ich mich sehr über ein Treffen freuen und entschuldige nochmals mein unwissentlich regelwidriges Verhalten.
Beste Grüße

[Zwerg]

Nichts zu entschuldigen! Uns ist klar, dass wir außerhalb jeglicher Normen agieren und manchmal unsere Vorgehensweisen nicht auf den ersten Blick verständlich sind. Ich bin überzeugt, dass die Sache für alle Seiten erträglich bleibt und würde mich freuen, wenn es zu einem Gespräch kommt.

Und bevor ich es vergesse: Schönen Urlaub!

Liebe Grüße

christian

[JulesBD]

Würde mich auch sehr freuen!
Danke :)

Liebe Grüße

[deernhh]

images (6).jpg (13.66 KiB) 4607 mal betrachtet