zur Frage der Rechtssicherheit! Vorsicht: viel Text!

Wo melde ich meinen Beruf an, mit welcher Steuerlast muss ich rechnen, womit ist zu rechnen, wenn ich die Anmeldung verabsäume, ... Fragen über Fragen. Hier sollen sie Antworten finden.
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Ariane
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zur Frage der Rechtssicherheit! Vorsicht: viel Text!

Beitrag von Ariane »

Guten Tag in die Runde! Ich bin erst seit kurzem hier registriert. Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Engagement erstmal! Ich habe mich in den letzten Wochen über einige Meldungen im Zusammenhang mit Prostitution geärgert und gegrübelt und heraus gekommen ist folgender, leider etwas langer Text. Ich selber bin unabhängiges Escort/Callgirl/Hure in Berlin, die sich nicht scheut, auch in der Öffentlichkeit, den Mund auf zu machen, und dies weniger aus Werbe-Gründen, außer wenn man negative Eigenwerbung in Form von Selbst-Ironie und Satire hinzu rechnen darf.

Ursprünglich sind die neuerlichen deutschen Entwicklungen um § 120 Auslöser meines Ärgers (http://www.it-recht-kanzlei.de/werbung- ... ution.html). Ich möchte dafür werben, eine alternative Gesetzesinitiative auf den Weg zu bringen, die mehr Rechtssicherheit schaffen soll.

Zum anderen finde ich den aktuellen Gesetzentwurf - geisterte auch kurz durch deutsche Medien - im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution problematisch.

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, wird durch die Eingrenzung von Online-Werbung betreffend Preise, Zeiten, detaillierter Service-Leistungen etc. die Sittenwidrigkeit durch die Hintertür wieder eingeführt (im Ggs. zum "noch" bestehenden dt. Prostitutionsgesetz und dessen eigentlichen Sinn, die Abschaffung derselben) und Abmahnungen durch sonst beschäftigungslose Anwälte haben diesbezüglich Konjunktur. Das bedeutet, daß frei werkelnde Damen und seriöse und verantwortungsbewußte Bordellbetreiber, Agenturen zwar steuerpflichtig sind und gerne für alle möglichen Abgaben herangezogen werden, gleichzeitig ihre Tätigkeit durch die neue diffuse Rechtssituation eingeschränkt wird, auch mit entsprechenden strafrechtlichen Konsequenzen, natürlich Umsatzeinbußen, verstärkte Diskriminierung, also mit kriminellen Machenschaftlern in einen Topf geworfen werden. Bei gleichbleibender Tendenz, daß sowohl Huren als auch Kunden als sog. Freier kriminalisiert, stigmatisiert werden. Die Rechtsauffassung in § 120 legt den "Jugendschutz" als Begründung nahe. Die armen Jugendlichen sollen also vor uns und vor sich selbst geschützt werden? Wer schützt sie vor ihren eigenen Eltern? Durch Zufall finden sie auch nicht die Seiten mit erwachsenen Inhalten, sondern sie folgen einer gewissen Handlungslogik.

Warum überhaupt dann ein Prostitutionsgesetz in 2002, wenn gleichzeitig der sog. Anstand und die guten Sitten hochgehalten werden? Fast jeder Familienvater hat schon ein Bordell von innen gesehen. Was ist tatsächlich daran "anstößig", wenn eine Frau gegen Geld die Beine breit macht und eben nicht heiratet, um sich ein Leben lang unter dem Deckmäntelchen der Liebe aushalten zu lassen? Letzteres als starke Motivation soll es beim angeblich schwachen Geschlecht ja geben. Volkes Stimme sagt und glaubt, daß Prostitution quasi als Arznei hilfreich ist, um bspw. Vergewaltigungen einzudämmen oder vorzubeugen. Jeder, der die Szene gut kennt und jeder der empirische Untersuchungen zum Thema "Vergewaltigung" kennt, weiß, daß Vergewaltiger gerade nicht geil darauf sind, selbstbewußte Huren zu vögeln. Frauen generell in High Heels und Miniröcken werden eben nicht Opfer von deutschen Vergewaltigern, sondern eher Frauen, unscheinbar, mit Haltungsschaden, die aus der perversen Sicht omnipotenter ich-schwacher Männer angeblich eine leichte Beute darstellen.

Kunden sind in erster Linie kuschelige Familienväter, pragmatische Singles, die einen komplikationslosen und schnellen Verkehr suchen und/oder um dem heimischen Schlafzimmer zu entfliehen. Schon viele Ehen konnten so gerettet werden; denn die allermeisten Männer bleiben bei aller Liebe eben mit ihrer Angetrauten zusammen, auch wenn im Bett tote Hose ist.

Im Grunde ist es allerhöchste Zeit, Prostitution von Vorurteilen und Klischees zu befreien, zugunsten einer gesellschaftlichen "positiven" Anerkennung; gerade jetzt wo repressive Taktiken die Runde machen, sog. Ordnungshüter in Westeuropa gegen Prostitution zu Felde ziehen (nach amerikanischen Vorbild?); im Grunde gehört der Begriff Prostitution selbst abgeschafft, weil sich fast nur negative Assoziationsketten im gesellschaftlichen Gedächtnis damit verbinden lassen, was u.a. auch dazu führt, daß selbst werkelnde Frauen untereinander sich abmühen sich abzugrenzen z.B. Edel-Callgirl, Escort-Dame vs. Wohnungsschlampe und Anschaffbraut; alle Frauen - egal welcher Preiskategorie sie angehören bzw. aufrufen - sitzen im gleichen Boot, so sehr sie auch das Mantra beschwören, "es" nur aus purem Spaß und Hobby zu machen. Man kann davon ausgehen, je stärker das Mantra der Exklusivität desto scheinheiliger und vielleicht auch geldgieriger. Der gemeinsamen Sache dienlich sind diese Abgrenzungsstrategien nicht, höchstens einer gewissen Zielgruppen-Vorgabe aus welchen Gründen auch immer; man soll mal ehrlich sein. Im Prinzip wird hier nur ein Klassen-Bewußtsein erzeugt bzw. das Wort geredet, nicht mehr und nicht weniger.

Nun liegt auch noch ein neuer Gesetzentwurf vor, nach dem Männer im freien Verkehre, wie ich es immer nenne, als Kunden, sog. "Freier", im Umgang mit Zwangsprostituierten, wissend oder unwissend, strafrechtlich bis zu 10 Jahren Haft belangt werden können; dies soll in erster Linie der Abschreckung dienen. Ob man damit wirklich kriminelle Machenschaften in den Griff bekommt sei dahin gestellt. Auch hier werden alle Männer, die unsere Dienste beanspruchen potentiell in Haftung genommen. Dies hat natürlich Auswirkungen auf alle Frauen in der Szene; der Schatten fällt ebenfalls auf die unabhängig Werkelnden bzw. Escort-Agenturen, die "sauber" sind. Woran soll der Kunde erkennen, ob eine bestellte Dame neuen deutschen Qualitätsstandards genügt? Inwieweit kann ihm Komplizenschaft vorgeworfen werden? Natürlich sind die Bereiche Zwangsprostitution und Menschenhandel nicht mit Prostitution insgesamt in einen Topf zu werfen, aber im Lichte der Öffentlichkeit wird der gesamte Bereich Prostitution im aktuellen Diskurs stigmatisiert, die Männer damit schuldbewußter, anstatt sich lustvoll dem "freien" Verkehre hinzugeben. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung sollte jede Initiative, mit eurer Unterstützung und anderen Hurenorganisationen in der öffentlichen Diskussion eine Klärung in die Wege leiten, die vorsieht, Kunden nicht von ihrer Verantwortung auszunehmen und sollten offenen Auges sein, bei entsprechend direkten Verdachtsmomenten, auch anonym, bspw. nach einem Besuch, Meldung zu machen, z.B. im Fall der Minderjährigkeit; allerdings legt der jetzige Gesetzentwurf doch nahe, in erster Linie die Männer als Kunden generell in Geiselhaft zu nehmen.

Es müßte vielleicht doch so etwas wie das vieldiskutierte "Gütesiegel" eingeführt werden, damit ein Mann überhaupt in der Lage ist, sich am sog. "Markt " zu orientieren, um die Spreu vom Weizen einigermaßen zu trennen, um sich nicht strafbar zu machen, und das platziert in Anzeigen entsprechender Agenturen, Bordelle oder einzelner Damen; damit sind jene auch geschützt, die sich legal im Land aufhalten, Sicherheits- und Gesundheitsstandards einhalten, Steuern etc. zahlen. Damit sind schon einige Kriterien für das sog. Gütesiegel umrissen ("Bleib sauber!" oder "Popp nicht blind!" Plakette; Claims für sog. exkl. Zielgruppen gerne auf Anfrage :003 ). Dem erwähnten Gesetzentwurf wäre das Gütesiegel beiseite zu stellen bzw. entsprechend zu ändern.

In Berlin gibt es z.Zt. regelmäßig und zunehmend wieder Razzien, wobei die Polizei in für die Frauen sichereren kleinen Wohnungsbordellen direkt in die Zimmer geht und sich die Personalien der Gäste und des Personals vorlegen läßt. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, wurde einige schon lang etablierte und ordentlich geführte Wohnungen in der letzten Zeit geschlossen, mit fragwürdigen Argumenten eines Baustadtrates. Aber das ist eine andere Diskussion. Auch hier wurde mit dem Schutz der Öffentlichkeit, der Anwohner etc. argumentiert. Gutachten u.a. im Auftrag des BUSD hatten das Gegenteil bewiesen.


Mit dem Gütesiegel ist gemeint, daß durch sog. Qualitätsstandards & freiwilliger Selbstkontrolle Interessierte zu einem Gütesiegel kommen können, was die Wahl nicht nur für die Kunden übersichtlicher macht. Die allermeisten Kunden wollen es ja gerade nicht billigend in Kauf nehmen, mit einer Zwangsprostituierten zu verkehren. Außerdem würden evtl. Razzien ohne begründete Verdachtsmomente entfallen. Natürlich darf ein administrativer Wasserkopf in der Konsequenz nicht der Fall sein, wie es bei ISO-Zertifizierungen üblich ist. Das müßte "schlank" zu regeln sein und im Teamwork mit den meisten Betreibern ist dies möglich, natürlich auch mit einzelnen Damen, auch Escorts, die unter Vorlage ihrer Steuernummer das Gütesiegel bei einer der Hurenorganisationen erhalten und auf ihren Seiten damit werben könnten.

Auch das Thema der allseits vieldiskutierten "Freiwilligkeit" wie kürzlich bei Sandra Maischberger im ARD (Link bei euch) müßte mal stärker und kritischer beleuchtet werden. Die allmächtige "strukturelle Gewalt" (Johan Galtung) in einer (erst recht kapitalistischen) Gesellschaft , die im Prinzip alle Menschen auch in ungeliebte Jobs, in die Selbstausbeutung zwingt, um der Armutsfalle zu entrinnen, sei an dieser Stelle mal erwähnt, um die Frage zu stellen: wo fängt die vielzitierte Freiwilligkeit überhaupt an? Ist es unter diesen gesellschaftlichen Umständen für eine unterbezahlte oder arbeitslose Akademikerin nicht angenehmer, sich mit einem netten gepflegten Herrn zu vergnügen als sich um einen Billig-Job im Call-Center zu reißen, der alle geistigen Talente zugrunde richtet, die aber erst mit Steuermitteln fleißiger Bürger gezüchtet werden konnten?

Daß die zunehmende Armut und die Überschuldung von Familien (letztere nützt nur den Banken und Inkasso-Unternehmen), natürlich ein wesentlicher Grund ist, der viele Frauen heutzutage motiviert, diese Tätigkeit auszuüben, sei erwähnt, weil es eben der gesellschaftliche Problemdruck ist, der die Leute u.a. auf die Idee bringt, in diesen sog. "Beruf" einzusteigen (ich finde im übrigen nicht, daß es ein Job wie jeder andere ist, nur weil man damit Geld verdient und nicht immer "leicht", sog. easy money *pah*). In der Regel wird der moralische Zeigefinger aber von genau dieser Gesellschaft erhoben, die den Problemdruck erst erzeugt. Das es natürlich noch viele Frauen gibt, die nicht aus diesen Gründen im Paysex-Bereich arbeiten , soll nicht unerwähnt bleiben; und wenn es nur der Auslöser war, Julia Roberts in "Pretty Woman" gesehen zu haben, wo eine völlig verkitschte und allseits geliebte Variante des Paysex-Gewerbes dargestellt wird, die nicht nur Studentinnen anzieht, um sich nebenbei was dazu zu verdienen; es gibt eben auch Frauen, die Sex und Geld, fremde Männer faszinierend finden und ein tabureiches Doppelleben geniessen; Frauen, die nymphoman sind und einen "ungeregelten" Lebensstil bevorzugen. Sowas können sich Frauen wie Schwarzer oder Kirchgänger/innen überhaupt garnicht vorstellen. Es ist Zeit, daß sie diese Realitäten endlich anerkennen und die Huren nicht allesamt in eine Opferrolle drängen, wo sie nicht hingehören. Daß es genügend Opfer in der Szene gibt, ist mehrheitlich bereits bekannt. Eine komplexere Realität muß anerkannt werden. Aber nur auf der Opferrolle reiten Alice Schwarzer, Kirchen- und Ausstiegsorganisationen immer wieder rum. Cui bono - wen nützt es eigentlich wirklich?

Natürlich ist Prostitution kein "Naturphänomen", sondern ein gesellschaftlich gemachtes. Warum? Weil Sex ein natürliches Bedürfnis ist; nur außerhalb des ehelichen Schlafzimmers praktiziert mitsamt Praktiken, die nicht in erster Linie der Erhaltung der Art also der Reproduktion dienen, wird dies als Abweichung von Familienpolitik begriffen und in der Regel als "pervers" und/oder gewaltförmige Spielarten bezeichnet, gedacht, diskreditiert werden. Bsp. aus der Maischberger Sendung, Zitate: "Ganzkörperbesamung sei frauenfeindlich"; ein "Gang Bang eine Gruppenvergewaltigung" in bezug auf Parties geäußert, und von Leuten, die von Tuten und erst recht nicht vom Blasen eine Ahnung haben; im übrigen kenne ich nur Ganzkörpermassagen oder Gesichts- bzw. Körperbesamung. :002 Mir wollte auch mal ein frauenverstehender Student am Stammtisch weismachen, daß Doggy-Stellung frauenfeindlich sei. Diese Auffassung scheint recht verbreitet zu sein.

Prostitution und Sex in allen erdenklichen Varianten und Praktiken wird natürlicherweise aufgrund unserer Bedürfnisse nicht verschwinden; selbst dann nicht, wie man es z.Zt. in England und Norwegen plant, ein generelles Prostitutionsverbot auszusprechen und damit das sog. Milieu dann wieder in den Untergrund zwingt, der sehr viel schwerer kontrollierbar ist und Übergriffen auf Frauen Tür und Tor öffnet. Wenn die Szene gerade nicht transparent ist, sind Frauen zusätzlichen Risiken ausgesetzt. Kurz gesagt, wie auch das Beispiel USA zeigt; wenn Prostitution in die Illegalität getrieben wird, desto vogelfreier die Frauen; Gewalt und Morde an Prostituierten steigen exhorbitant. Gerade die Sittenwächter, wie auch ein Tugendbold in der Maischberger-Sendung, argumentieren, daß Prostitutierte einem 40fach höheren Risiko ausgesetzt sind, Opfer eines Mordes zu werden. Wenn dem so ist, warum für diese riskante Unternehmung Steuern zahlen :002 bzw. der Illegalisierung des Milieus das Wort reden. Die Zahlen kenne ich nicht, wurden dort nur erwähnt. Klar ist jedoch, je illegaler desto gefährdeter ist eine Frau auf der Straße, in der Wohnung.

Letztlich bedeutet es auch, daß bei vernünftiger Gesetzeslage zum einen die Rechtssicherheit der werkelnden Frauen eindeutig geklärt werden muß; zum anderen wäre zu wünschen, daß dann auch mehr Frauen ein Bekenntnis zu dieser Tätigkeit ablegen würden, und sei es nur durch eine Steuernummer. Bislang sieht es doch so aus, daß der Staat gerne den Zuhälter mimt, wenn es um steuerliche Abgaben und Kontrollen geht; gleichzeitig wird u.a. durch das Werbeverbot eine Hure nun stark beschränkt. Frauen, denen Rechtssicherheit schnuppe ist und die meinen, weiter ihr Bafög oder Hartz-4 Einkommen schwarz aufbessern zu müssen, brauchen allerdings auch nicht naserümpfend auf aktive Huren schauen, die sich nicht scheuen, das Licht der Öffentlichkeit zu betreten und für ihre Interessen zu werben.

mich würde eure Meinung stark interessieren!!!!
Ariane

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certik
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Beitrag von certik »

Hallo Ariane,

zuerst einmal ein herzlichstes Willkommen hier :001
Ich zolle Dir höchsten Respekt für dieses hervorragend geschriebene Einstandsposting.

Die Idee eines Gütesiegels finde ich gut, würde sie jedoch noch weiter ausbauen.
Es sollte meiner Meinung nach nicht nur vom vorhanden sein einer Steuernummer abhängen, sondern auch eine Art Grundlagenseminar des SW-Biz besucht werden müssen, in dem zumindest die absoluten Basics vermittelt werden (z. B. rechtliche Vorschriften, Sicherheitsvorkehrungen, gesundheitliche Gefahren, richtiger Umgang mit Kondomen, aber auch Ausstiegsmöglichkeiten und Hilfsangebote für Menschenhandelsopfer u.v.m.). Dieses Seminar sollte kostenlos sein.

Meine weiteren Überlegungen dazu:

Hat jemand dieses Seminar besucht und hat eine Steuernummer (beantragt), bekommt sie/er eine Art Ausweis mit Foto und Künstlername, auf dem eine begrenzte Gültigkeit eingetragen ist (z.B. drei oder sechs Monate).

Vor Ablauf der Gültigkeit muss sich der/die SW entscheiden, ob weiter in dem Job gearbeitet werden will. Wenn ja sollten in gewissen zeitlichen Abständen weitere Seminare Pflicht sein, die dann auch Kosten deckend berechnet werden dürften.

Die Organisation und Durchführung dieser Seminare sollte immer von zumindest einer (Ex-)-SW durchgeführt werden. Eine komplette Eigenorganisation wäre m. E. das Beste.

LG certik, der sehr hofft, dass Du uns hier noch mit vielen Postings beehrst

* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Willkommen in unserem Forum


LG,
Marc




_________________





Überblick über die Prostitutionsgesetzgebung in Deutschland:

www.sexworker.at/prostg





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 23.04.2009, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

@certik, mark
vielen Dank!

Certik; die Steuernummer war nur ein Aspekt; dein Vorschlag macht sicherlich Sinn. Was Seminare betrifft; wenn es Angebote sind, deren Teilnahme freiwillig stattfindet, ist Beratung sinnvoll; ich denke allerdings, daß die meisten Anfängerinnen kurzfristiger denken und meist nur schnell nebenbei was hinzuverdienen möchten und sich nicht soviele Gedanken machen möchten.

Ich bekam ein Angebot bzgl. eines TV-Interview anläßlich des internationalen Hurentags am 2. Juni. Ich habe zwar konkrete Vorstellungen, frage trotzdem vorsichtshalber in die Runde, was aus eurer Sicht unbedingt angesprochen sein sollte. Gerne auch ausführlicher via mail.

Herzliche Grüße
Ariane

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Weil ich dieses WE wohl kaum Zeit habe einfach mal dieser Link zu "Medienkompetenz Sexwork"
viewtopic.php?t=943

Wende Dich bitte an unsere ModeratorInnen und Power-User.

Hanna
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Beitrag von Hanna »

Hallo Ariane,

herzliche Grüße erst mal aus Leipzig.
Leider kenne ich nicht genau den Anlaß und Thema des Interviews. Aber das lange Posting von dir zeigt ja schon, daß du dir viele Gedanken zu dem Thema gemacht hast.

Als Fragestellung könnte kommen, z.b.aus der aktuellen pol. Diskussion:
-wie stehen Sie zur Bestrafung von Freiern von Zwangsprostituierten?
- wie stehen sie zu den Thesen von Alice Schwarzer und ihrer Kampagne gegen Prostitution?
- was halten sie von schwedischen Modell der Freierbestrafung?
- hat das Prostitutionsgesetzes von 2002 etwas an ihrer Situation geändert? wie ist seine Umsetzung gelungen?
- ist Migrationsprostitution nicht sehr häufig Zwangsprostitution?

denkbar wären ferner viele Fragen zur Gesundheitsproblematik, erhöhte Ansteckungsgefahr ja/nein Drogen- bzw. Alkoholprobleme bei Prost. gehäuft, ja,nein wenn ja warum.

Zu all diesen Stichworten findest du hier im Forum genügend Material!

Ließ dir mal dieses ominöse Paper (Entwurf eines Berichts) der Gleichstellungskommission des EU-PArlaments durch das letzten Mittwoch im EU-Parlament verhandelt wurde und gegen das wir hier Sturm laufen. Es ist eine wunderschöne Sammlung von Vorurteilen über Sexarbeit mit der du u.U. konfrontiert wirst.


weiteres auch per Telefon bzw. pn

ganz liebe Grüße

Hanna
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Beitrag von Zwerg »

Hanna hat geschrieben:Ließ dir mal dieses ominöse Paper (Entwurf eines Berichts) der Gleichstellungskommission des EU-PArlaments durch das letzten Mittwoch im EU-Parlament verhandelt wurde und gegen das wir hier Sturm laufen. Es ist eine wunderschöne Sammlung von Vorurteilen über Sexarbeit mit der du u.U. konfrontiert wirst.
Hi Ariane!

Auch von mir ein herzliches Willkommen - und mein Respekt ob Deines Erstpostings!

Den von Hanna angesprochenen Text findest Du unter petition.php

Liebe Grüße

Christian
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Kontakt per PN oder über das Kontaktformular:
memberlist.php?mode=contactadmin

Notfälle: ++43 (0)676 413 32 23

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Beitrag von JennyHN »

Auch von mir ein herzliches Willkommen und ein Kompliment an dein Einstandsposting.

Ich weiß, wir hatten hier das Thema schon einmal und es gibt nicht viele Befürworter meiner Meinung.
Ich denke jedoch, daß die Abschaffung des Bockscheins in D ein sehr folgenschwerer Schritt zum Negativen hin war.

Positiv empfand ich damals, daß "heimlich" nicht ganz so einfach ging; die Gesundheitsgewißheit und vor allem aber das soziale Netz, das damals bestand.
Zumindest in Stuttgart waren seinerzeit die Sozialen Mitarbeiter super nett; eine wirkliche Hilfe und Unterstützung in sämtlichen privaten und beruflichen Problematiken. Man wurde informiert über Risiken; Organisationen; Tips im Umgang mit Gästen;...

Es war eine Anlaufstation, die Hilfe bot, egal ob man ein- oder aussteigen wollte.

Mir persönlich fehlt dieser Halt manches Mal.
Und wenn ich noch so viel Erfahrung haben mag - es gab ein "Netz".

Ein "Gütesiegel" als Symbol der Zugehörigkeit zu einer Gruppe Sexworker, die sich bewußt und gerne in das soziale Netz einfügt, mit allem, was bzgl. Selbstverantwortung dazugehört, finde ich gut.
Liebe Grüße, Jenny
Polygamie ist nicht unmoralisch.
Aber das Vertrauen und die Gesundheit liebender Partner zu mißbrauchen, schon....

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Beitrag von certik »

Ariane hat geschrieben:...Was Seminare betrifft; wenn es Angebote sind, deren Teilnahme freiwillig stattfindet, ist Beratung sinnvoll; ich denke allerdings, daß die meisten Anfängerinnen kurzfristiger denken und meist nur schnell nebenbei was hinzuverdienen möchten und sich nicht soviele Gedanken machen möchten...
Ich finde es immer wieder erschreckend wie wenig Ahnung (nicht nur) Anfängerinnen von vielen Belangen des Sexwork haben. Angefangen von der rechtlichen Situation über Steuerpflicht hin zu gesundheitlichen Aspekten und vielem mehr.
Ich denke, dass gerade weil Anfängerinnen sich oft nicht so viele Gedanken machen möchten, es notwendig ist, dass sie über die möglichen Gefahren vor Aufnahme der Tätigkeit aufgeklärt werden. Ich denke, dass es sich nur so verhindern lässt, dass z. B. eine Anfängerin, die sich nur mal schnell was dazu verdienen wollte, im Sperrbezirk arbeitet, erwischt wird und Ärger bekommt.

Ich denke, dass sich über eine Art "Ausbildung" ein Label bilden lassen würde, dass dem Gast eindeutig signalisiert: Hier wird freiwillig gearbeitet, ich muss keine Angst vor "Zwangsprostitution" haben.
Ariane hat geschrieben:...Ich bekam ein Angebot bzgl. eines TV-Interview anläßlich des internationalen Hurentags am 2. Juni. Ich habe zwar konkrete Vorstellungen, frage trotzdem vorsichtshalber in die Runde, was aus eurer Sicht unbedingt angesprochen sein sollte...

Unbedingt ansprechen sollte man das Unwort "Zwangsprostitution", bzw. dass es sich mit Arbeit und Zwangsarbeit ähnlich verhält wie mit Prostitution und Zwangsprostitution - viele Menschen wissen das nicht.

Angesprochen werden sollte auch, dass das Prostitutionsgesetz kein Misserfolg war, aber nur ein Schritt in die richtige Richtung und weitere folgen müssen, z. B. dass Prostitution in Bayern nicht mehr als "sozial unwert" eingestuft wird, oder das Werbeverbot aufzuheben.
Lobend sollte erwähnt werden, dass das Prostitutionsgesetz bereits dazu geführt hat, dass die Zahl der Frauen, die für einen Zuhälter arbeiten, deutlich abgenommen hat; dass aber eine Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften zum Gegenteil führen würde.

LG certik

PS: @ariane: Weisst Du ob zum internationalen Hurentag in Berlin Veranstaltungen geplant sind? Wir würden evtl. kommen und wenn Du Zeit und Lust hast uns mit Dir treffen.
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Beitrag von Ariane »

Leider gibt es keine Möglichkeit, die rechtlichen Anliegen in den Vordergrund zu stellen; auch ist eine Autorisierung des Beitrags nach dem Schnitt nicht möglich; daher lasse ich es sein.

Für alle Hinweise erst mal besten Dank; die nächste Anfrage kommt bestimmt. :rotfl:

bzgl. 2. Juni sind wohl Veranstaltungen geplant, offenbar keine nennenswerten; ich würde euch natürlich gerne in Berlin willkommen heißen ... :001
http://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoe ... 41204.html

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Nachtrag

Beitrag von Ariane »

Nun, es wurden neue Konditionen ausgehandelt, damit im Beitrag auch unser politisches Anliegen zum Tragen kommt, was ja der Sinn meiner Mitarbeit ist. Schließlich handelt es sich ja um den Internationen Hurentag. Der Beitrag ist in erster Linie ein Portrait zu meiner Person und wird am 2. Juni in der Sendung ZIBB - Zuhause in Berlin Brandenburg - ab 18.30h-19.30h gesendet. Nur ein paar Minuten. Außerdem wird es mit mir ein Interview im Radio geben. Sendezeit etc. weiß ich allerdings noch nicht. Die Sendung erreicht i.d.R. nur Bürger der Region. Ich kenne mich mit technischen Schnick-Schnack nicht aus und weiß nicht, wie ich die Beiträge zugänglich machen kann, falls jemand Interesse hat.
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Beitrag von Ariane »

Interview auf Fritz Radio in Berlin auf 102,6 MHz am 2.6 zwischen 16-18h. Genauen Zeitpunkt versuche ich nachzureichen. Auch online hörbar.
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

www.fritz.de -> Link livestream


So einen livestream kann man sich auf der Festplatte speichern/sichern z.B. mit dem vlc-media-player
http://de.wikipedia.org/wiki/Vlc_media_player

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Ich werde leider nicht dazu kommen, da ich ja vor Ort Unterschriften für unsere Petition sammle... - also falls Jemand die Sendung aufnimmt, wäre es sehr nett...


Bzgl. Petition: Online kann an natürlich nach wie vor unterschreiben:


Unterschriftenliste für eine faire Behandlung von SexarbeiterInnen:
petition.php

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Nachlese Berlin: Internationaler Hurentag 2.6

Beitrag von Ariane »

Meine Beiträge in TV und Radio waren ok; aber die politischen Forderungen wurden rausgeschnitten. Die Beiträge waren insgesamt ok, nicht effekthascherisch.

Hab mit einigen "Kolleginnen" gestern gesprochen; keine wußte übrigens, daß es den Internationalen Hurentag gibt. Keine wäre auch bereit, sich zu outen bzw. Stellung zu beziehen, so meine Nachfrage. Auch die Petition, auf die ich hinwies, interessierte niemanden wirklich. Es gab auch keine Veranstaltungen in Berlin; nur HYDRA ist durch einige Bordelle gezogen und hat etwas Informationsarbeit geleistet wie ich erfuhr.

Sobald die Beitrage als files vorliegen bzw. irgendwo bei Fritz Radio oder RBB online gestellt sind, werde ich dies posten. Hab es nur auf Cassettenrecorder und Videocassette; ich bin den technischen Neuerungen hoffnungslos ausgeliefert.

Schöne Grüße
Ariane
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das hört sich doch nach einem Teilerfolg an.

Danke für die Mitteilung und liebe Grüße nach Berlin,

Marc

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Beitrag von Ariane »

nur mit realplayer anzuschauen
http://www.rbb-online.de/_/zibb/beitrag ... 31021.html
Mein TV-Beitrag, sehr ehrlich, sehr persönlich; alle politischen Statements anläßlich des Internationalen Hurentages wurden wie erwähnt leider rausgeschnitten. :019
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Beitrag von Zwerg »

Hi Ariane!

Mein Kompliment! Der Beitrag gefällt mir sehr gut!

Christian