Länderberichte FRANKREICH:

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nina777
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Beitrag von nina777 »

11.3.2015

Sex in Frankreich zwischen Kick und Prostitution Während die Justiz noch über die Eskapaden von Strauss-Kahn verhandelt, ist in Frankreich eine Debatte über Sexualität entbrannt. Wo endet liberale Ausschweifung, und wo beginnt Prostitution?

Opulente Kronleuchter, Champagner im Überfluss und der Duft von Parfum in der Luft. So erinnert sich Lola S. an ihren ersten Besuch im Swingerklub. "Ich hatte Bauchschmerzen und war ziemlich angespannt", sagt die heute 36-jährige Französin. Acht Jahre ist es her, als Lola zum ersten Mal einen Swingerklub betrat. Die dabei empfundene Lust des Partners zu genießen, sei die höchste Stufe des gegenseitigen Vertrauens, schwärmt die Krankenschwester aus Südfrankreich.

Seither gehören Lola und ihr Freund Olivier zu den regelmäßigen Besuchern des Klubs. Eine wachsende Zahl Franzosen sucht inzwischen so die sexuelle Erfüllung - und findet sie. Das Partnertauschportal Netechangisme boomt, es verzeichnet inzwischen 300.000 Besucher täglich. Im europaweiten Vergleich führen unsere französischen Nachbarn die Statistik an, was Sex mit getauschten Partnern angeht.

Als Swinger versteht sich auch Dominique Strauss-Kahn, dem Lola die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe allerdings abspricht. Wie sie schwärmt er von "verspielten Nachmittagen unter Freunden, ausgelassener Partylaune und sexuellen Ausschweifungen". Anders als Lola aber besuchte der einstige Chef des Internationalen Währungsfonds nicht einen Klub für Paare mit sexueller Abenteuerlust - sondern mietete diesen mitsamt den Prostituierten gleich selbst an. So jedenfalls lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft im nordfranzösischen Lille, wo sich Dominique Strauss-Kahn (DSK) derzeit vor Gericht verantworten muss.

Auf Zuhälterei stehen in Frankreich bis zu zehn Jahre Gefängnis und 1,5 Millionen Euro Strafe. Was der Staatsanwalt Zuhälterei nennt, verteidigt DSK jedoch als gemeinsam empfundene Lust unter gleichberechtigten Sexualpartnern - "libertinage" auf Französisch. Während der Mann, der Frankreichs nächster Präsident werden wollte, auf sein Urteil wartet, ist im Land eine gesellschaftliche Debatte über die Grenzen sexueller Freizügigkeit entbrannt. Wo endet selbstbestimmte Sexualität - und wo beginnt Prostitution? Eine heikle Frage in einem Land, das sich selbst als Nabel der sexuellen Liberalität empfindet.

Gleich zu Beginn des Prozesses gegen den 65-jährigen Strauss-Kahn räumte das Gericht in Lille ein, es habe kein moralisches Urteil über die sexuellen Präferenzen des Angeklagten zu fällen. So plädierte die Staatsanwaltschaft am Ende der zweiwöchigen Anhörung auf einen Freispruch. Die Beweise seien unzureichend, laut denen der Angeklagte wusste, dass es sich bei den Frauen in den Clubs um Prostituierte handelte. Doch was Dominique Strauss-Kahn als "Libertinage", als sexuelle Ausschweifung, verstanden wissen will, schildern die beteiligten Prostituierten im Prozess als Exzesse unter Zwang.

Die Rede ist von Orgien, bei denen die Frauen unter anderem zu Analverkehr genötigt worden sein sollen. Unter Tränen berichtete eine Frau namens Mounia den Richtern über einen Abend in einem Pariser Hotel mit Strauss-Kahn. Sie sei zu brutalen Praktiken gezwungen worden. "Ich habe geweint, ich hatte Schmerzen", gibt Mounia zu Protokoll. Sie habe sich aber nicht gewehrt, weil sie das Geld brauchte. Eine andere Prostituierte namens Jade beschreibt DSKs sexuelle Maßlosigkeit. "Es war ein bisschen wie in der Antike. Ein Mann mit sieben oder acht Frauen in einem Bett. Es hat mich angeekelt."

Den Ruf als Bordell-Paradies hat sich Frankreich während seiner kolonialen Vergangenheit im 18. und 19. Jahrhundert erworben. Und Paris eilt seit jeher der Ruf des Sündenpfuhls voraus. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die Regierung, dieser Reputation entgegenzusteuern: Paris verfügte eine deutlich restriktivere Politik gegen käufliche Liebe. Bordelle wurden verboten, und auch das Anwerben von Freiern auf offener Straße steht unter Strafte. Im letzten Jahr hatte die Regierung von François Hollande ein Gesetz vorgelegt, durch das Freier mit bis zu 1500 Euro Geldstrafe belangt werden könnten. Kritiker wähnen schon das Ende des liberalen Abendlandes nahe.

Paradoxerweise treffen die Pläne der sozialistischen Regierung im Kampf gegen die Prostitution gerade im rechts-konservativen Lager auf Zustimmung, während Teile der Linken sogar vor einer Kriminalisierung käuflicher Liebe durch die Bestrafung der "Kunden" warnen. Sie fürchten, Frauen würden nun noch mehr als ohnehin schon gesundheitlichen Risiken und Ausbeutung ausgesetzt.

....

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Beitrag von Doris67 »

Entbrannt ist diese Debatte in Frankreich schon vor Jahren. Es wird jetzt lediglich von interessierter Seite versucht, den prohibitionistischen Gesetzentwurf zu pushen.
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Beitrag von Doris67 »

Mitteilung des STRASS anläßlich der Selbsttötung einer unserer Kolleginnen und Mitstreiterinnen (ich hab nicht den Nerv, das zu übersetzen, sorry): http://strass-syndicat.org/pour-vero/
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Melanie_NRW
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Melanie_NRW »

Englische Übersetzung des Statements:

http://www.sexworkeurope.org/news/general-news/vero

Ruhe in Frieden...

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Beitrag von Doris67 »

Melanie_NRW: Danke, hab ich nicht gesehen.
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Beitrag von Doris67 »

BITTE SO WEIT WIE MÖGLICH VERBREITEN

Hier die offizielle Ankündigung, auf Englisch, der Events, die der STRASS vom 31. Mai bis 2. Juni 2015 in Lyon organisieren wird, zur Feier der 40 Jahre der Lyoner Hurenbewegung, die bis heute für ganz Europa, und sogar darüber hinaus, Modellcharakter hat: http://strass-syndicat.org/en/internati ... gathering/ .

Wir werden diese Tage als internationales Event aufziehen, unter anderem in engem Bezug zur Frankfurter Demo vom 13. Juni 2015.

Internationale Präsenz ist daher sehr erwünscht, kommt so zahlreich wie möglich!

Um Übersetzung werden wir uns kümmern, und bei Unterbringung usw könne wir gerne helfen, mailt mich bei Bedarf an.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Melanie_NRW »

Ooooh wie cool *freu" tolle Idee!!!

Habs direkt mal ins deutsche übersetzt:

http://berufsverband-sexarbeit.de/inter ... n-treffen/

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Beitrag von Doris67 »

Melanie_NRW: Klasse, vielen Dank!
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Beitrag von Doris67 »

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Doris67 hat geschrieben:BITTE SO WEIT WIE MÖGLICH VERBREITEN

Hier die offizielle Ankündigung, auf Englisch, der Events, die der STRASS vom 31. Mai bis 2. Juni 2015 in Lyon organisieren wird, zur Feier der 40 Jahre der Lyoner Hurenbewegung, die bis heute für ganz Europa, und sogar darüber hinaus, Modellcharakter hat: http://strass-syndicat.org/en/internati ... gathering/ .

Wir werden diese Tage als internationales Event aufziehen, unter anderem in engem Bezug zur Frankfurter Demo vom 13. Juni 2015.

Internationale Präsenz ist daher sehr erwünscht, kommt so zahlreich wie möglich!

Um Übersetzung werden wir uns kümmern, und bei Unterbringung usw könne wir gerne helfen, mailt mich bei Bedarf an.
Wir haben eine e-mail-Adresse zur Anmeldung eingerichtet: putainsderencontres@gmail.com (einfach copy-pasten statt abtippen :-) ). Ihr könnt euch gerne auf Deutsch, Englisch oder Spanisch anmelden, kein Problem (und auch Rumänisch, Bulgarisch und Mandarin verstehen wir bei Bedarf).

Eine Liste günstiger Unterkünfte in Lyon stellen wir gerade zusammen, sie wird den angemeldeten Personen mitgeteilt werden.

Das genaue Programm des Events wird gerade erarbeitet, wir sammeln Vorschläge bis zum 25. April, gerne auch von internationalen Kollegen/-innen. Schickt eventuelle Vorschläge zu Workshops bitte an die oben genannte e-mail-Adresse.
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Frau wochenlang als Sexsklavin festgehalten

Beitrag von translena »

Frankreich Frau wochenlang als Sexsklavin festgehalten

Sie musste ein Martyrium durchstehen: Eine junge Frau ist in Fankreich von einer sechsköpfigen Gruppe über einen Monat lang als Sexsklavin misshandelt worden. Jetzt wurden die Täter verhaftet.


Eine Gruppe von sechs Männern und Frauen hat in Frankreich offenbar über einen Monat lang eine junge Frau als Sexsklavin festgehalten und sie schwer misshandelt. Berichten örtlicher Medien zufolge, wurde die 20-Jährige wochenlang in einem Haus in Verdun im Nordosten des Landes festgehalten.

Wie die Justiz mitteilte, wurden die mutmaßlichen Täter, drei Frauen und drei Männer, festgenommen. Sie müssen sich wegen Vergewaltigung und Quälerei verantworten, einige von ihnen auch wegen des Einsperrens der jungen Frau.

Geistig zurückgebliebe Frau missbraucht und systematisch gequält

Bei dem Opfer handelt es sich um eine junge Frau, die "geistig leicht zurückgeblieben" sei, wie der Anwalt eines Beschuldigten, Alexandre Rolland, der Nachrichtenagentur AFP erläuterte. Nach seinen Angaben kannte die 20-Jährige zwei der beschuldigten Frauen aus einem Wohnheim für Auszubildende. Den beiden Frauen war es demnach gelungen, ihr Opfer in ein Haus in der ostfranzösischen Stadt Verdun zu locken.

Dort wurde die junge Frau von den insgesamt sechs Peinigern sexuell missbraucht und systematisch gequält. "Am Anfang hagelte es Hiebe mit einem Stock, dann wurden die Quälereien immer schlimmer," berichtete der Anwalt. Die Peiniger hätten der jungen Frau Verbrennungen, Rippenbrüche und Schnittwunden mit einem Cutter zugefügt. Sie hätten sie gezwungen, in einen eiskalten Fluss zu tauchen, auf dem Boden zu schlafen, Katzenfutter zu essen und Joints zu rauchen. An den Geschlechtsteilen der 20-Jährigen seien Blutergüsse festgestellt worden. Außerdem sei ihr Kopf kahlgeschoren worden.

Frau konnte sich selbst befreien

"Sie ist völlig traumatisiert", betonte Rolland. "So etwas habe ich noch nie gesehen." Die Verdächtigten im Alter zwischen 19 und 27 Jahren hätten die Taten gestanden, diese aber zugleich verharmlost. Ihnen sei nicht klar, mit welchen Strafen sie zu rechnen haben.

Nach Medienberichten konnte sich die 20-Jährige schließlich unter einem Vorwand aus der Gefangenschaft befreien. Demnach sagte sie ihren Peinigern, sie müsse ihre Kreditkarte bei einer Erzieherin abholen. Diese verständigte sofort die Polizei, als sie sah, in welchem Zustand sich die junge Frau befand. Die 20-Jährige lebte in einem Wohnheim für Auszubildende - dort soll sie auch auf zwei der Täterinnen getroffen sein.
http://www.stern.de/panorama/frankreich ... 82064.html

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Beitrag von Doris67 »

translena: Ja, gesehen. Das hat aber null mit Sexarbeit zu tun, auch wenn das unsere Feinde/-innen bestimmt gerne so hätten.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von fraences »

Prostituierte demonstrieren gegen Strafbarkeitspläne in Paris

Gegen eine Kriminalisierung der Prostitution gingen am Samstag Hunderte betroffene Frauen in Paris auf die Straße. Zum Protest rief unter anderem eine Gewerkschaft für Prostituierte auf.


Paris – Hunderte Prostituierte haben am Samstag in Paris gegen Pläne demonstriert, das Gewerbe zu kriminalisieren. An dem Protestmarsch vom Place Pigalle nach Belleville, bekannte Rotlichtbezirke der französischen Hauptstadt, beteiligten sich vornehmlich Frauen aus China und Transsexuelle aus Lateinamerika. Viele von ihnen trugen Masken oder Hüte und Schals.

Zu dem Protest hatten mehrere Organisationen, darunter auch eine Gewerkschaft für Prostituierte, aufgerufen. Die Kundgebung wandte sich gegen einen Gesetzentwurf, über den der Senat am Montag und Dienstag debattiert und der seit längerer Zeit für Streit sorgt. Anfangs war vorgesehen, Freiern ein Bußgeld von 1500 Euro aufzuerlegen und zugleich den im Jahr 2003 für Prostituierte eingeführten Straftatbestand des sogenannten Kundenfangs abzuschaffen. Inzwischen soll das Delikt des Kundenfangs, das in der Praxis kaum verfolgt wird, unangetastet bleiben.

Die Prostituierten fordern die Abschaffung sämtlicher Einschränkungen und verweisen darauf, dass Prostitution in Frankreich grundsätzlich legal ist. „Wir sind gegen die Kriminalisierung von Kunden und gegen den Straftatbestand des Kundenfangs“, sagte Aying, Vorsitzende einer Vereinigung chinesischer Prostituierter am Samstag. Die Zahl der Prostituierten in Frankreich wird auf etwa 30.000 geschätzt. Sie stammen überwiegend aus Osteuropa, Afrika, China und Lateinamerika

http://www.tt.com/panorama/gesellschaft ... -paris.csp
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Re: RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Doris67 »

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fraences hat geschrieben:Inzwischen soll das Delikt des Kundenfangs, das in der Praxis kaum verfolgt wird
Wie bitte? Pro Jahr (!) mindestens 20000 des Landes verwiesene migrante Sexarbeiterinnen, also mindestens 240000 seit Einführung dieses Deliktes, wagt dieses Käseblatt "kaum verfolgt" zu nennen? Und eine absurde Zahl wird auch mal wieder kolportiert.

Die Demo war gelungen (ich war dabei), und es war in der Tat sehr erfrischend und wichtig, dass die Migrantinnen sie zum grössten Teil getragen haben. Prostitutionspolitk ist nämlich, wie wir wissen, immer in allererster Linie Mirgrationspolitik, insbesondere in der EU.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von fraences »

Strafen für die Freier oder die Prostituierten?Strafen für die Freier oder die Prostituierten?
Der französische Senat berät über ein neues Prostitutionsgesetz. Es wird gestritten, ob die Freier oder die Prostituierte bestraft werden sollen.


Wer soll bestraft werden: Die Mädchen oder die Kunden?
Strafen für Freier oder doch für Prostituierte - mit der Frage nach dem probaten Mittel im Kampf gegen die Prostitution hat sich am Montag der französische Senat befasst. Die Senatoren begannen ihre Beratungen über einen Entwurf für ein höchst umstrittenes Prostitutionsgesetz, das bereits Ende 2013 die Nationalversammlung passiert hatte. Der Text sah ursprünglich vor, Freiern eine Geldstrafe von 1500 Euro anzudrohen. Dagegen sollte ein Straftatbestand wegfallen, der Prostituierten bislang wegen "Kundenfangs" Haft- und Geldstrafen androhte.

Der Senat, in dem seit vergangenem September die konservative Opposition das Sagen hat, will das aber nicht mittragen. Vergangene Woche strich ein Senatsausschuss die neuen Regelungen aus dem Gesetzentwurf. Der Besuch von Prostituierten soll also für Kunden straffrei bleiben. Und Prostituierte sollen weiter mit zwei Monaten Haft und 3750 Euro Geldbuße bestraft werden können, wenn sie Freier anwerben.

Hin und her

Allerdings hat bei Gesetzentwürfen die Nationalversammlung das letzte Wort - und dürfte die Änderungen des Senats letztlich wieder verwerfen. Der Straftatbestand des "Kundenfangs" war 2003 gesetzlich verankert worden, damals hieß Frankreichs Innenminister Nicolas Sarkozy. Unter Strafe gestellt wurde auch das "passive" Anwerben von Kunden. Es genügt also, dass Prostituierte sich beispielsweise mit einer als aufreizend empfundenen Kleidung an einschlägig bekannten Orten aufhalten, um sich strafbar zu machen.

Für Kritiker machte das Gesetz Prostituierte nicht nur zu potenziellen Opfern von Polizeiwillkür. Vor allem zwang es die Frauen nach Einschätzung von Hilfsorganisationen, im Verborgenen zu arbeiten und sich damit einer größeren Gefahr auszusetzen.

Die sozialistische Regierung will die Frauen mit dem neuen Prostitutionsgesetz besser schützen und Zuhälter-Banden bekämpfen. Bei der geplanten Bestrafung von Freiern ist Schweden Vorbild, das diese Maßnahme bereits 1999 einführte. Allerdings argumentieren Kritiker, dass auch eine Strafandrohung gegen Freier die Prostituierten zwinge, heimlich zu arbeiten und damit in ständiger Gefahr von Gewalt. Zahlreiche Prominente, unter ihnen Filmlegende Catherine Deneuve und der Erfolgs-Schriftsteller Frédéric Beigbeder, haben sich gegen eine Bestrafung von Freiern ausgesprochen. In Frankreich gibt es Schätzungen zufolge rund 30.000 Prostituierte. Die meisten der Frauen kommen aus Osteuropa, Afrika, China und Südamerika.

http://www.tageblatt.lu/nachrichten/eur ... y/17198330
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Beitrag von Doris67 »

fraences: Was Journalisten gerne vergessen, oder gar nicht erst verstehen, ist: In jedem Fall, ob dieser Gesetzentwurf nun verabschiedet werden wird oder nicht, werden Sexarbeiter/-innen in Frankreich weiterhin bestraft werden, wie schon seit 1946 (Bordellverbot und Verbot von "aktivem" Anwerben, sowie der in Frankreich absurd weit gefaßte Begriff von "Zuhälterei").

Was passieren kann, ist, daß zusätzlich dazu sowohl das "passive" Anwerben als auch Anzeigenwebsites verboten werden, und dazu noch unsere Kunden bestraft werden. Dann hätten wir in Frankreich Prohibition nach US-amerikanischer Art.
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Beitrag von Doris67 »

Hier der Aufruf (auf Englisch) zu Beiträgen zum internationalen Sexarbeiter/-innentreffen des STRASS in Lyon 2015: http://strass-syndicat.org/en/call-for- ... ay-2-june/

Bitte verbreiten.
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Beitrag von Doris67 »

Neues von der französischen Gesetzgebungsfront: Der Gesetzentwurf, mit dem wir uns seit gut zwei Jahren herumschlagen, und aus dem der Senat neulich die Kundenbestrafung gestrichen hat, wird am 12. Juni in zweiter Lesung in die Nationalversammlung kommen. Unsere Feinde/innen werden voraussichtlich alles tun, um die Kundenbestrafung wieder hineinzunehmen und durchzusetzen. Unser Kampf geht also weiter, und zwar auf Höchsttouren. (und unsere Prostitutionstage in Lyon Anfang Juni werden dadurch natürlich nur umso kämpferischer werden)
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Beitrag von Doris67 »

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Doris67 hat geschrieben:Hier die offizielle Ankündigung, auf Englisch, der Events, die der STRASS vom 31. Mai bis 2. Juni 2015 in Lyon organisieren wird, zur Feier der 40 Jahre der Lyoner Hurenbewegung, die bis heute für ganz Europa, und sogar darüber hinaus, Modellcharakter hat: http://strass-syndicat.org/en/internati ... gathering/ .
Und hier das endgültige Programm der diesjährigen Lyoner Prostitutionstage (PDF-Datei): http://strass-syndicat.org/wp-content/u ... ramme1.pdf

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Freier müssen künftig Strafe zahlen

Beitrag von translena »

Beschluss des französischen Parlaments: Freier müssen künftig Strafe zahlen

Stand: 12.06.2015 18:13 Uhr

Frankreich will Freier von Prostituierten künftig mit bis zu 1500 Euro Strafe belegen. Das Parlament billigte mit den Stimmen der regierenden Sozialisten einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Prostituierten selbst soll ein "Ausweg aus dem Gewerbe" ermöglicht werden.

Das französische Parlament hat mit den Stimmen der regierenden Sozialisten die Bestrafung von Freiern beschlossen. Kunden von Prostituierten müssen damit künftig mit bis zu 1500 Euro Geldstrafe rechnen. Zudem will die Regierung mit dem Gesetz Prostituierten einen "Ausweg aus dem Gewerbe" ermögliche. Ein Straftatbestand, der "Kundenfang" durch Prostituierte unter Strafe stellte, wurde in der gleichen Abstimmung wieder gestrichen.

Der Gesetzentwurf geht nun wieder zurück in den Senat. Allerdings hat bei Gesetzentwürfen das Parlament das letzte Wort. In Frankreich gibt es Schätzungen zufolge rund 30.000 Prostituierte. Die meisten der Frauen kommen aus Osteuropa, Afrika, China und Südamerika.

Strauss-Kahn geht noch ohne Strafe

Fast zeitgleich hatte ein Gericht im nordfranzösischen Lille den einstigen IWF-Chef und früheren sozialistischen Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn vom Vorwurf der Zuhälterei freigesprochen. Kunden von Prostituierten werden derzeit in Frankreich nicht bestraft. Strauss-Kahn hatte an ausschweifenden Sexpartys mit Callgirls teilgenommen, hatte nach Ansicht des Gerichts die Partys aber nicht mitorganisiert.
http://www.tagesschau.de/ausland/prosit ... h-101.html

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Französisches Parlament beschließt Strafen für Freier

Beitrag von translena »

Frankreich:
Französisches Parlament beschließt Strafen für Freier


Im Kampf gegen die Prostitution hat das französische Parlament die Bestrafung von Freiern beschlossen. Die Pläne haben zahlreiche Kritiker – unter ihnen die Filmlegende Catherine Deneuve.


Die Nationalversammlung in Paris hat ein Gesetz gegen Prostitution verabschiedet. Mit der Mehrheit der regierenden Sozialisten stimmten die Abgeordneten in zweiter Lesung für die ursprüngliche Fassung eines Gesetzentwurfs, aus dem der Senat zuvor die Bestrafung von Freiern wieder herausgestrichen hatte.

Fast zeitgleich hatte ein Gericht im nordfranzösischen Lille den einstigen IWF-Chef und früheren sozialistischen Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn als einfachen "Kunden" von Prostituierten vom Vorwurf der Zuhälterei freigesprochen. Kunden von Prostituierten werden derzeit in Frankreich nicht bestraft. Strauss-Kahn hatte an ausschweifenden Sexpartys mit Callgirls teilgenommen, die Partys nach Ansicht des Gerichts aber nicht mitorganisiert.

Das Parlament entschied nun, dass Kunden von Prostituierten künftig mit bis zu 1500 Euro Geldstrafe belegt werden können. Zudem sieht der Gesetzentwurf zum verstärkten Kampf gegen Prostitution eine Reihe von Maßnahmen vor, um Prostituierten den Ausweg aus dem Gewerbe zu ermöglichen. Die Nationalversammlung strich auch einen Straftatbestand des "Kundenfangs" wieder. Dabei drohen den Prostituierten bislang zwei Monate Haft und 3750 Euro Geldbuße. Der Gesetzentwurf geht nun wieder zurück in den Senat. Allerdings hat bei Gesetzentwürfen die Nationalversammlung das letzte Wort.

Straftat Aufreizen

Der Straftatbestand des "Kundenfangs" war 2003 unter dem damaligen konservativen Innenminister und späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy gesetzlich verankert worden. Unter Strafe gestellt wurde auch das "passive" Anwerben von Kunden. Es genügt also, dass Prostituierte sich beispielsweise mit einer als aufreizend empfundenen Kleidung an einschlägig bekannten Orten aufhalten, um sich strafbar zu machen.

Für Kritiker machte das Gesetz Prostituierte nicht nur zu potenziellen Opfern von Polizeiwillkür. Vor allem zwang es die Frauen nach Einschätzung von Hilfsorganisationen, im Verborgenen zu arbeiten und sich damit einer größeren Gefahr auszusetzen. Befürworter halten die Regelung aber im Kampf gegen Zuhälter- und Menschenschlepperbanden für hilfreich, weil die Befragung von Prostituierten den Ermittlern Erkenntnisse liefern könnte.


Frankreich
Französisches Parlament beschließt Strafen für Freier

Im Kampf gegen die Prostitution hat das französische Parlament die Bestrafung von Freiern beschlossen. Die Pläne haben zahlreiche Kritiker – unter ihnen die Filmlegende Catherine Deneuve.
Symbolbild Prostitution (Foto: dpa)

Die Nationalversammlung in Paris hat ein Gesetz gegen Prostitution verabschiedet. Mit der Mehrheit der regierenden Sozialisten stimmten die Abgeordneten in zweiter Lesung für die ursprüngliche Fassung eines Gesetzentwurfs, aus dem der Senat zuvor die Bestrafung von Freiern wieder herausgestrichen hatte.

Fast zeitgleich hatte ein Gericht im nordfranzösischen Lille den einstigen IWF-Chef und früheren sozialistischen Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn als einfachen "Kunden" von Prostituierten vom Vorwurf der Zuhälterei freigesprochen. Kunden von Prostituierten werden derzeit in Frankreich nicht bestraft. Strauss-Kahn hatte an ausschweifenden Sexpartys mit Callgirls teilgenommen, die Partys nach Ansicht des Gerichts aber nicht mitorganisiert.
Die Nationalversammlung in Paris (Foto: AFP)

Die Nationalversammlung in Paris

Das Parlament entschied nun, dass Kunden von Prostituierten künftig mit bis zu 1500 Euro Geldstrafe belegt werden können. Zudem sieht der Gesetzentwurf zum verstärkten Kampf gegen Prostitution eine Reihe von Maßnahmen vor, um Prostituierten den Ausweg aus dem Gewerbe zu ermöglichen. Die Nationalversammlung strich auch einen Straftatbestand des "Kundenfangs" wieder. Dabei drohen den Prostituierten bislang zwei Monate Haft und 3750 Euro Geldbuße. Der Gesetzentwurf geht nun wieder zurück in den Senat. Allerdings hat bei Gesetzentwürfen die Nationalversammlung das letzte Wort.

Straftat Aufreizen

Der Straftatbestand des "Kundenfangs" war 2003 unter dem damaligen konservativen Innenminister und späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy gesetzlich verankert worden. Unter Strafe gestellt wurde auch das "passive" Anwerben von Kunden. Es genügt also, dass Prostituierte sich beispielsweise mit einer als aufreizend empfundenen Kleidung an einschlägig bekannten Orten aufhalten, um sich strafbar zu machen.

Für Kritiker machte das Gesetz Prostituierte nicht nur zu potenziellen Opfern von Polizeiwillkür. Vor allem zwang es die Frauen nach Einschätzung von Hilfsorganisationen, im Verborgenen zu arbeiten und sich damit einer größeren Gefahr auszusetzen. Befürworter halten die Regelung aber im Kampf gegen Zuhälter- und Menschenschlepperbanden für hilfreich, weil die Befragung von Prostituierten den Ermittlern Erkenntnisse liefern könnte.

Bei den Plänen, statt der Prostituierten die Freier zu bestrafen, ist Schweden Vorbild, das diese Maßnahme bereits 1999 einführte. Die sozialistischen Abgeordneten Catherine Coutelle und Maud Olivier betonten, 90 Prozent der Prostituierten seien Opfer von Menschenhandel und sollten aus dieser Form "moderner Sklaverei" befreit werden.

Allerdings argumentieren Kritiker, dass auch eine Strafandrohung gegen Freier die Prostituierten zwinge, heimlich zu arbeiten und damit in ständiger Gefahr von Gewalt. Zahlreiche Prominente, unter ihnen Filmlegende Catherine Deneuve und der Erfolgs-Schriftsteller Frédéric Beigbeder, haben sich gegen eine Bestrafung von Freiern ausgesprochen - außerdem Prostituiertenverbände und Hilfsorganisationen.

In Frankreich gibt es Schätzungen zufolge rund 30.000 Prostituierte. Die meisten der Frauen kommen aus Osteuropa, Afrika, China und Südamerika.
http://www.dw.de/franz%C3%B6sisches-par ... p-1016-rdf