Pille danach
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Pille danach
26.11.2014
Notfall-Verhütung wird erleichtert
Frauen können künftig auch in Deutschland die "Pille danach" erhalten, ohne vorher einen Arzt aufzusuchen. Ab wann gilt das, gibt es Nebenwirkungen und wie wirkt sich das auf das Sexualverhalten aus?
Die Pille vergessen, das Kondom geplatzt, ungeschützten Sex gehabt: Wer fürchtet, ungewollt schwanger zu werden, kann unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr noch immer verhüten. Die "Pille danach" ist in Deutschland seit Jahren zugelassen, bislang brauchten Frauen jedoch ein Rezept für das Notfall-Präparat. Nun hat sich die Europäische Zulassungsbehörde EMA für eine rezeptfreie Abgabe des Wirkstoffs Ulipristal (Handelsname ellaOne) ausgesprochen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der neuen Regelung:
Wann wird die "Pille danach" frei erhältlich sein?
Zunächst muss noch die EU-Kommission der Freigabe zustimmen. In der Regel folgt sie der Empfehlung der Zulassungsbehörde. Die Pharmazeutische Zeitung berichtet, dass der Entschluss voraussichtlich bis Ende Januar 2015 fallen soll. Dann wäre das Notfall-Verhütungsmittel auch in Deutschland ohne Arztkonsultation erhältlich.
Allerdings bezieht sich die Empfehlung nur auf den neueren Wirkstoff Ulipristal. Er ist seit 2010 in Deutschland zugelassen. Unklar ist, was mit der älteren "Pille danach" geschieht: Schon seit mehr als zehn Jahren ist der Wirkstoff Levonorgestrel (Handelsname PiDaNa) auf dem Markt. Er wirkt wie das neuere Präparat, so dass es keine sachlichen Gründe gibt, ihn in der Rezeptpflicht zu belassen.
Wie wird die Abgabe der Pille genau aussehen?
Das Bundesgesundheitsministerium prüft nun, wie die Abgabe gestaltet wird. Ressortchef Hermann Gröhe (CDU) kündigte an, dass es "eine intensive Beratung" in der Apotheke geben soll. Gemeinsam mit Frauenärzten, Apotheken und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sollen Kriterien für ein solches Beratungsgespräch entwickelt werden.
Was ist der Vorteil einer freien Abgabe?
Beide Präparate wirken umso zuverlässiger, je eher sie nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Ulipristalacetat wirkt maximal 120 Stunden nach dem Sex, Levonorgestrel nur 72 Stunden. Ein Arztbesuch kostet - vor allen an Abenden und Wochenenden - Zeit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Fachgesellschaften etlicher Länder plädieren daher schon lange dafür, Frauen den Zugang zu der Notfallverhütung so einfach wie möglich zu machen.
Werden künftig mehr Frauen die "Pille danach" nehmen?
Dafür, dass die Rezeptfreiheit die Hürden deutlich senkt, sprechen unter anderem Erfahrungen aus Norwegen: 1997 griffen nicht einmal 5000 Frauen zu der Pille. 2001, ein Jahr nach ihrer Freigabe, waren es mehr 70.000, sechs Jahre später 150.000.
Senkt die Notfallpille die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche?
Das Beispiel Norwegen zeigt zugleich, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im gleichen Zeitraum unverändert blieb. Ähnliche Entwicklungen wurden in Schweden und Schottland beobachtet. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar. Vermutet wird, dass vor allem besonders vorsichtige Frauen die "Pille danach" nehmen, während Frauen, die die Verhütung häufiger vernachlässigen, auch von der Notfall-Pille keinen Gebrauch machen.
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/r ... -1.1862199
Notfall-Verhütung wird erleichtert
Frauen können künftig auch in Deutschland die "Pille danach" erhalten, ohne vorher einen Arzt aufzusuchen. Ab wann gilt das, gibt es Nebenwirkungen und wie wirkt sich das auf das Sexualverhalten aus?
Die Pille vergessen, das Kondom geplatzt, ungeschützten Sex gehabt: Wer fürchtet, ungewollt schwanger zu werden, kann unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr noch immer verhüten. Die "Pille danach" ist in Deutschland seit Jahren zugelassen, bislang brauchten Frauen jedoch ein Rezept für das Notfall-Präparat. Nun hat sich die Europäische Zulassungsbehörde EMA für eine rezeptfreie Abgabe des Wirkstoffs Ulipristal (Handelsname ellaOne) ausgesprochen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der neuen Regelung:
Wann wird die "Pille danach" frei erhältlich sein?
Zunächst muss noch die EU-Kommission der Freigabe zustimmen. In der Regel folgt sie der Empfehlung der Zulassungsbehörde. Die Pharmazeutische Zeitung berichtet, dass der Entschluss voraussichtlich bis Ende Januar 2015 fallen soll. Dann wäre das Notfall-Verhütungsmittel auch in Deutschland ohne Arztkonsultation erhältlich.
Allerdings bezieht sich die Empfehlung nur auf den neueren Wirkstoff Ulipristal. Er ist seit 2010 in Deutschland zugelassen. Unklar ist, was mit der älteren "Pille danach" geschieht: Schon seit mehr als zehn Jahren ist der Wirkstoff Levonorgestrel (Handelsname PiDaNa) auf dem Markt. Er wirkt wie das neuere Präparat, so dass es keine sachlichen Gründe gibt, ihn in der Rezeptpflicht zu belassen.
Wie wird die Abgabe der Pille genau aussehen?
Das Bundesgesundheitsministerium prüft nun, wie die Abgabe gestaltet wird. Ressortchef Hermann Gröhe (CDU) kündigte an, dass es "eine intensive Beratung" in der Apotheke geben soll. Gemeinsam mit Frauenärzten, Apotheken und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sollen Kriterien für ein solches Beratungsgespräch entwickelt werden.
Was ist der Vorteil einer freien Abgabe?
Beide Präparate wirken umso zuverlässiger, je eher sie nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Ulipristalacetat wirkt maximal 120 Stunden nach dem Sex, Levonorgestrel nur 72 Stunden. Ein Arztbesuch kostet - vor allen an Abenden und Wochenenden - Zeit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Fachgesellschaften etlicher Länder plädieren daher schon lange dafür, Frauen den Zugang zu der Notfallverhütung so einfach wie möglich zu machen.
Werden künftig mehr Frauen die "Pille danach" nehmen?
Dafür, dass die Rezeptfreiheit die Hürden deutlich senkt, sprechen unter anderem Erfahrungen aus Norwegen: 1997 griffen nicht einmal 5000 Frauen zu der Pille. 2001, ein Jahr nach ihrer Freigabe, waren es mehr 70.000, sechs Jahre später 150.000.
Senkt die Notfallpille die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche?
Das Beispiel Norwegen zeigt zugleich, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im gleichen Zeitraum unverändert blieb. Ähnliche Entwicklungen wurden in Schweden und Schottland beobachtet. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar. Vermutet wird, dass vor allem besonders vorsichtige Frauen die "Pille danach" nehmen, während Frauen, die die Verhütung häufiger vernachlässigen, auch von der Notfall-Pille keinen Gebrauch machen.
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/r ... -1.1862199
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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26.11.2014
Selbstbestimmung der Frau
Die "Pille danach" - jetzt ohne Rezept!
Seit gestern kann man die "Pille danach" rezeptfrei in der Apotheke kaufen. Wurde auch Zeit!
Scheiße passiert. Auch in der Nacht. Oder eher: vor allem in der Nacht. Wenn der dünne Latexschutz nämlich nicht mehr hält und unbemerkt reißt, platzt oder was auch immer. Und dann - bäm, setzt er der Bettspielerei ein jähes Ende.
Wenn das Kondom versagt, bleibt eigentlich nur eins übrig: der Gang zum Frauenarzt. Eine zweiminütige Beratung, eine gesalzene Rechnung und ein Rezept später kann man dann zur Apotheke latschen. Mit dem Gefühl, dass einem der Grund dafür auf der Stirn geschrieben steht. Aber seit gestern bleibt uns Frauen wenigstens der erste Teil des nervigen Weges erspart. Der Europäische Arzneimittelausschuss hat ein bestimmtes Präparat als rezeptfrei eingestuft und sich somit gegen den Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) durchgesetzt.
Das Recht auf Selbstbestimmung
"Ellaone" gibt es voraussichtlich ab Ende Januar 2015 ohne ärztliche Beratung. Bislang herrschten in der CDU-Ecke Bedenken, ob durch das Umgehen der Arztpraxis noch ausreichend Informationen über die möglichen Begleiterscheinungen der "Pille danach" weitergegeben werden würden. "Natürlich können Apotheker auch beraten. Ob das im Notdienst an der Fensterklappe in ausreichender Weise geschehen kann, darüber lässt sich streiten", zitiert die Süddeutsche Zeitung den Gesundheitsminister.
In der Packungsbeilage sind sämtliche Nebenwirkungen aufgeführt, die durch die Einnahme des eisprungverzögernden Präparats auftreten können. In Einzelfällen wären das unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle. Genau deswegen aber hat sich die CDU so lange gegen eine Neuerung in Sachen "Pille danach" versperrt - eine fadenscheinige Begründung, mit der Frauen in Notlage bisher das Recht auf Selbstbestimmung verwährt blieb. Und mal ganz ehrlich: Der doch wohl größere unerwünschte Nebeneffekt wäre mit Sicherheit eine ungewollte Schwangerschaft!
Als einen "wichtigen Teil des Selbstbestimmungsrechts moderner Frauen" begrüßt SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich diesen Beschluss. Und nicht nur sie - auch sämtliche Leidtragende in Deutschland dürften bei diesem Meilenstein erleichtert aufatmen. Es wurde ja auch höchste Zeit!
http://www.zeitjung.de/politik/11573-di ... praeparat/
Selbstbestimmung der Frau
Die "Pille danach" - jetzt ohne Rezept!
Seit gestern kann man die "Pille danach" rezeptfrei in der Apotheke kaufen. Wurde auch Zeit!
Scheiße passiert. Auch in der Nacht. Oder eher: vor allem in der Nacht. Wenn der dünne Latexschutz nämlich nicht mehr hält und unbemerkt reißt, platzt oder was auch immer. Und dann - bäm, setzt er der Bettspielerei ein jähes Ende.
Wenn das Kondom versagt, bleibt eigentlich nur eins übrig: der Gang zum Frauenarzt. Eine zweiminütige Beratung, eine gesalzene Rechnung und ein Rezept später kann man dann zur Apotheke latschen. Mit dem Gefühl, dass einem der Grund dafür auf der Stirn geschrieben steht. Aber seit gestern bleibt uns Frauen wenigstens der erste Teil des nervigen Weges erspart. Der Europäische Arzneimittelausschuss hat ein bestimmtes Präparat als rezeptfrei eingestuft und sich somit gegen den Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) durchgesetzt.
Das Recht auf Selbstbestimmung
"Ellaone" gibt es voraussichtlich ab Ende Januar 2015 ohne ärztliche Beratung. Bislang herrschten in der CDU-Ecke Bedenken, ob durch das Umgehen der Arztpraxis noch ausreichend Informationen über die möglichen Begleiterscheinungen der "Pille danach" weitergegeben werden würden. "Natürlich können Apotheker auch beraten. Ob das im Notdienst an der Fensterklappe in ausreichender Weise geschehen kann, darüber lässt sich streiten", zitiert die Süddeutsche Zeitung den Gesundheitsminister.
In der Packungsbeilage sind sämtliche Nebenwirkungen aufgeführt, die durch die Einnahme des eisprungverzögernden Präparats auftreten können. In Einzelfällen wären das unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle. Genau deswegen aber hat sich die CDU so lange gegen eine Neuerung in Sachen "Pille danach" versperrt - eine fadenscheinige Begründung, mit der Frauen in Notlage bisher das Recht auf Selbstbestimmung verwährt blieb. Und mal ganz ehrlich: Der doch wohl größere unerwünschte Nebeneffekt wäre mit Sicherheit eine ungewollte Schwangerschaft!
Als einen "wichtigen Teil des Selbstbestimmungsrechts moderner Frauen" begrüßt SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich diesen Beschluss. Und nicht nur sie - auch sämtliche Leidtragende in Deutschland dürften bei diesem Meilenstein erleichtert aufatmen. Es wurde ja auch höchste Zeit!
http://www.zeitjung.de/politik/11573-di ... praeparat/
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- Gelehrte(r)
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- Registriert: 22.03.2012, 21:57
- Ich bin: Keine Angabe
Die Pille danach —Mythen und Wirklichkeit
Textauszüge:
...Eine Panne bei der Verhütung kann jedem und jeder ein
mal passieren. Für solche Situationen gibt es die so genannte Pille danach, eine Form der Nachverhütung, mit
der eine ungewollte Schwangerschaft nach einem ungeschützten beziehungsweise unzureichend geschütztem
Geschlechtsverkehr verhindert werden kann...
...Frauen werden abwertend behandelt
Alarmierendes Ergebnis einer Online-Befragung des pro
familia-Bundesverbands. Zwei Drittel der Frauen, die
über ihre Erfahrung mit der „Pille danach“ befragt wurden, bejahten die Frage „Fanden Sie es stressig, sich die
Pille danach zu besorgen?“. Ein Drittel der Befragten
fühlte sich abschätzig, respektlos oder herablassend behandelt, weil sie die Pille danach wollten. Auch war die
Beschaffung der Pille danach für viele Frauen unangemessen teuer, da zusätzliche Kosten bei der Rezeptbeschaffung und in Form der Rezeptgebühr entstanden.
Eine Umfrage in pro familia Beratungsstellen bestätigte,
dass Mädchen und Frauen eine negative moralische Bewertung entgegenschlägt, wenn sie sich um ein Rezept
für die Pille danach bemühen.
Die Rezeptfreiheit ist überfällig!...
Fachpublikation von Profamilia
http://www.profamilia.de/fileadmin/publ ... danach.pdf
Textauszüge:
...Eine Panne bei der Verhütung kann jedem und jeder ein
mal passieren. Für solche Situationen gibt es die so genannte Pille danach, eine Form der Nachverhütung, mit
der eine ungewollte Schwangerschaft nach einem ungeschützten beziehungsweise unzureichend geschütztem
Geschlechtsverkehr verhindert werden kann...
...Frauen werden abwertend behandelt
Alarmierendes Ergebnis einer Online-Befragung des pro
familia-Bundesverbands. Zwei Drittel der Frauen, die
über ihre Erfahrung mit der „Pille danach“ befragt wurden, bejahten die Frage „Fanden Sie es stressig, sich die
Pille danach zu besorgen?“. Ein Drittel der Befragten
fühlte sich abschätzig, respektlos oder herablassend behandelt, weil sie die Pille danach wollten. Auch war die
Beschaffung der Pille danach für viele Frauen unangemessen teuer, da zusätzliche Kosten bei der Rezeptbeschaffung und in Form der Rezeptgebühr entstanden.
Eine Umfrage in pro familia Beratungsstellen bestätigte,
dass Mädchen und Frauen eine negative moralische Bewertung entgegenschlägt, wenn sie sich um ein Rezept
für die Pille danach bemühen.
Die Rezeptfreiheit ist überfällig!...
Fachpublikation von Profamilia
http://www.profamilia.de/fileadmin/publ ... danach.pdf
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- PlatinStern
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Manchmal bringt die EU auch wirklich gute Regelungen unters Volk!
Komisch, dann müsste ja auch das Oktoberfest rezeptpflichtig werden. Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle sind doch bei übermässigem Alkoholgenuss nicht nur in Einzelfällen Nebenwirkungen.In Einzelfällen wären das unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle. Genau deswegen aber hat sich die CDU so lange gegen eine Neuerung in Sachen "Pille danach" versperrt
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5.2.2015
NOTFALLVERHÜTUNG
"Pille danach"
Ab Mitte März rezeptfrei
Ab 15. März sollen sich Frauen einfach in der Apotheke die "Pille danach" holen können, die Rezeptflicht entfällt.
Lange gab es Unklarheit. Jetzt heißt es von HRA Pharma, dem Hersteller des Notfallverhütungsmittels: Ab 15. März 2015 wird die "Pille danach" rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein. Danach habe es eine Einigung mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gegeben, berichtet die "Pharmazeutische Zeitung" online.
Nicht abschließend geklärt sei, ob mit dem Wegfall der Verschreibungspflicht Notfallkontrazeptiva für Unter-20-Jährige weiterhin von den Kassen erstattet werden. Bislang ist eine Kostenübernahme an eine ärztliche Verordnung gebunden. Dies bleibe wohl auch weiterhin so, so das Apothekerportal.
Über die Frage, ob die Rezeptpflicht für das Medikament entfallen soll, wurde lange debattiert, nicht nur in der Politik. Vor allem Vertreter der katholischen Kirche kritisierten die Notfallverhütung....weiterlesen
NOTFALLVERHÜTUNG
"Pille danach"
Ab Mitte März rezeptfrei
Ab 15. März sollen sich Frauen einfach in der Apotheke die "Pille danach" holen können, die Rezeptflicht entfällt.
Lange gab es Unklarheit. Jetzt heißt es von HRA Pharma, dem Hersteller des Notfallverhütungsmittels: Ab 15. März 2015 wird die "Pille danach" rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein. Danach habe es eine Einigung mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gegeben, berichtet die "Pharmazeutische Zeitung" online.
Nicht abschließend geklärt sei, ob mit dem Wegfall der Verschreibungspflicht Notfallkontrazeptiva für Unter-20-Jährige weiterhin von den Kassen erstattet werden. Bislang ist eine Kostenübernahme an eine ärztliche Verordnung gebunden. Dies bleibe wohl auch weiterhin so, so das Apothekerportal.
Über die Frage, ob die Rezeptpflicht für das Medikament entfallen soll, wurde lange debattiert, nicht nur in der Politik. Vor allem Vertreter der katholischen Kirche kritisierten die Notfallverhütung....weiterlesen
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15.3.2015
Die "Pille danach": Ist sie Fluch oder Segen?
Ab Montag gibt es sie auch ohne Rezept: die Pille danach. Ein Segen und mehr Selbstbestimmung für Frauen – oder ein einfacher Weg, um sich vor vorausschauender Verhütung zu drücken? Das Thema spaltet Kirche, Ärzte und Beratungsstellen seit Jahren. Jetzt hat die EU ein Zeichen gesetzt und die Verschreibungspflicht aufgehoben. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Ist Deutschland Vorreiter?
Keineswegs! Nur Italien und Polen verlangen in der EU neben Deutschland noch ein Rezept. Selbst im katholischen Irland ist die SOS-Sex-Pille längst rezeptfrei erhältlich. Denn auch dort hat man sich dem Standpunkt angeschlossen, dass es sich um eine Notfallverhütung und keine Abtreibungspille handele.
Was sagt die Kirche?
Ist dagegen, aber mit Einschränkungen. Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren wurde einer vergewaltigten Frau in Köln die Pille danach in zwei katholischen Krankenhäusern verwehrt. Mittlerweile billigen die katholischen Bischöfe in Deutschland die Verhütungspille zumindest nach einer Vergewaltigung.
Wie sicher ist die Pille?
Sie ist nicht so sicher wie die Antibabypille oder ein Kondom, kann Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Außerdem darf sie in einem Zyklus nur einmal eingesetzt werden, danach muss immer noch ganz normal verhütet werden. Bei häufiger Anwendung und Übergewicht ist sie selbst bei rechtzeitiger Einnahme unsicher.
Werden wir beim Sex leichtsinniger?
Das Beispiel Norwegen gibt Kritikern zu denken: 1997 griffen gerade mal 5.000 Frauen zur Notfall-Pille, nach der Freigabe 2001 waren es 70.000, sechs Jahre später 150.000. Andere Länder, wie unsere Nachbarn in Österreich, vermelden indes keine extremen Anstiege.
Sind Apotheker vorbereitet?
"Ja, natürlich", sagt Fatima Mellouk-Römers (45), die seit 19 Jahren in der Syring-Apotheke in Köln arbeitet. "Meistens wird die Pille danach doch nachts verlangt, zum Beispiel in der Karnevalszeit. Da können wir Apotheker besser und ruhiger aufklären als ein Ambulanz-Arzt."
Reibt die Pharmaindustrie sich die Hände?
Mit Sicherheit. Rund 400.000 mal wurde die Pille danach hierzulande bisher jährlich verordnet - in knapp einem Drittel an Frauen unter 20 Jahren. HRA-Pharma-Geschäftsführer Klaus Czort: "Wir wissen aus ähnlichen Situationen in unseren Nachbarländern, dass der Absatz der Pillen steigen wird. Wir rechnen mit einem Anstieg der Verkäufe um 50.000 bis 100.000 mehr Tabletten allein in Deutschland."
Was kostet die Pille?
Ab Montag kann man hierzulande rezeptfrei zwischen PiNaDa mit dem bewährten Gestagen Levonorgestrel (18,33 Euro, muss binnen 72 Stunden eingenommen werden) und der noch nicht so durchgetesteten EllaOne (35,72 Euro, verzögert fünf Tage den Eisprung) entscheiden. Ärzte und Apotheker raten indes bei beiden Präparaten, so schnell wie möglich zu handeln.
Pro: "Bei der Pille danach zählt jede Stunde"
Gabrielle Stöcker (45, pro familia): "Wir von pro familia haben seit Jahren darum gekämpft, dass die Frauen einen möglichst raschen und niederschwelligen Zugang zur Pille danach bekommen. Und nein, das ist und wird kein Freifahrtschein für Frauen, die keine Lust auf Verhütung haben, sondern eine Notfallverhütung für Frauen, denen ein "Unfall" passiert ist - meist ein geplatztes Kondom oder die Pille wurde vergessen - und dann zählt nun mal jede Stunde.
400.000 Frauen mussten 2014 alle Hebel in Bewegung setzen, um an ein Rezept zu gelangen. Denn in der Realität ist es oft schwer, an die Pille zu kommen, nicht nur in entlegenen Ortschaften, wo man nachts einen Arzt aus dem Bett trommeln oder weite Anfahrzeiten in Kauf nehmen müsste.
Ich hatte erst kürzlich eine junge Frau vor mir sitzen, Studentin, neu in Köln, die sich nach einem geplatzten Kondom am Wochenende in zig Krankenhäusern die Finger wund telefoniert hatte und immer wegen Zeitmangels aufgefordert wurde, es doch woanders zu versuchen.
Montags erlebte sie bei Gynäkologen dasselbe Spiel. Deshalb lasse ich das Argument, dass Apothekern Zeit und Fachkompetenz fehlt für die Beratung, nicht gelten. In Notfall-Ambulanzen setzt sich auch am Wochenende kein Arzt zu einem ausführlichen Gespräch hin. Was mich wirklich ärgert, ist dass Mädchen und junge Frauen bis zu 20 Jahren immer noch ein Rezept vorlegen müssen, um die Pille erstattet zu bekommen. So wird ein unkomplizierter, barrierefreier Zugang weiterhin deutlich erschwert."
Contra: "Gute Aufklärung ist wichtig"
Dr. Christian Albring (62), Präsident des Bundesverbandes der Frauenärzte: "Wir Gynäkologen haben jahrelang gegen die rezeptfreie Pille gekämpft - leider vergeblich, wie sich jetzt zeigt. Warum? Deutschland hat die niedrigste Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei Jugendlichen in der gesamten EU - das ist sicherlich ein Verdienst guter Aufklärung und Beratung durch die Frauenärzte. Ob das so bleibt, wage ich zu bezweifeln.
Denn ich frage Sie: Wie soll ein Apotheker nachts durch das Guckloch am Außenschalter eine Beratung führen? Wie soll er erkennen, ob die Frau im Parka vor ihm nicht über 75 Kilo wiegt, denn ab diesem Körpergewicht verlieren die kostengünstigeren Levonorgestrel-Präparate wie PiDaNa ihre Wirksamkeit.
Aber ob das ein Apotheker nach einer 45-minütigen Schulung - so viel veranschlagt der Verband - überhaupt weiß? Wie soll er ohne Untersuchung oder genauer Befragung herausfinden, in welchem Zyklus-Bereich die Frau sich befindet? Und auch aus ethischer Sicht habe ich massive Bedenken: Denn bisher konnte durch das Rezept sichergestellt werden, dass keiner von Apotheke zu Apotheke fährt und mehrere Pillen hamstert.
Bei Ulipristalacetet-Präparaten wie EllaOne zum Beispiel weiß man, dass die normale 30-Milligramm-Dosis kein Problem ist, in fünffacher Menge genommen doch zu einer Abtreibung - und damit verbunden zu lebensbedrohlichen Blutungen - führen kann."
http://www.express.de/gesundheit/ab-mon ... regio=2858
Die "Pille danach": Ist sie Fluch oder Segen?
Ab Montag gibt es sie auch ohne Rezept: die Pille danach. Ein Segen und mehr Selbstbestimmung für Frauen – oder ein einfacher Weg, um sich vor vorausschauender Verhütung zu drücken? Das Thema spaltet Kirche, Ärzte und Beratungsstellen seit Jahren. Jetzt hat die EU ein Zeichen gesetzt und die Verschreibungspflicht aufgehoben. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Ist Deutschland Vorreiter?
Keineswegs! Nur Italien und Polen verlangen in der EU neben Deutschland noch ein Rezept. Selbst im katholischen Irland ist die SOS-Sex-Pille längst rezeptfrei erhältlich. Denn auch dort hat man sich dem Standpunkt angeschlossen, dass es sich um eine Notfallverhütung und keine Abtreibungspille handele.
Was sagt die Kirche?
Ist dagegen, aber mit Einschränkungen. Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren wurde einer vergewaltigten Frau in Köln die Pille danach in zwei katholischen Krankenhäusern verwehrt. Mittlerweile billigen die katholischen Bischöfe in Deutschland die Verhütungspille zumindest nach einer Vergewaltigung.
Wie sicher ist die Pille?
Sie ist nicht so sicher wie die Antibabypille oder ein Kondom, kann Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Außerdem darf sie in einem Zyklus nur einmal eingesetzt werden, danach muss immer noch ganz normal verhütet werden. Bei häufiger Anwendung und Übergewicht ist sie selbst bei rechtzeitiger Einnahme unsicher.
Werden wir beim Sex leichtsinniger?
Das Beispiel Norwegen gibt Kritikern zu denken: 1997 griffen gerade mal 5.000 Frauen zur Notfall-Pille, nach der Freigabe 2001 waren es 70.000, sechs Jahre später 150.000. Andere Länder, wie unsere Nachbarn in Österreich, vermelden indes keine extremen Anstiege.
Sind Apotheker vorbereitet?
"Ja, natürlich", sagt Fatima Mellouk-Römers (45), die seit 19 Jahren in der Syring-Apotheke in Köln arbeitet. "Meistens wird die Pille danach doch nachts verlangt, zum Beispiel in der Karnevalszeit. Da können wir Apotheker besser und ruhiger aufklären als ein Ambulanz-Arzt."
Reibt die Pharmaindustrie sich die Hände?
Mit Sicherheit. Rund 400.000 mal wurde die Pille danach hierzulande bisher jährlich verordnet - in knapp einem Drittel an Frauen unter 20 Jahren. HRA-Pharma-Geschäftsführer Klaus Czort: "Wir wissen aus ähnlichen Situationen in unseren Nachbarländern, dass der Absatz der Pillen steigen wird. Wir rechnen mit einem Anstieg der Verkäufe um 50.000 bis 100.000 mehr Tabletten allein in Deutschland."
Was kostet die Pille?
Ab Montag kann man hierzulande rezeptfrei zwischen PiNaDa mit dem bewährten Gestagen Levonorgestrel (18,33 Euro, muss binnen 72 Stunden eingenommen werden) und der noch nicht so durchgetesteten EllaOne (35,72 Euro, verzögert fünf Tage den Eisprung) entscheiden. Ärzte und Apotheker raten indes bei beiden Präparaten, so schnell wie möglich zu handeln.
Pro: "Bei der Pille danach zählt jede Stunde"
Gabrielle Stöcker (45, pro familia): "Wir von pro familia haben seit Jahren darum gekämpft, dass die Frauen einen möglichst raschen und niederschwelligen Zugang zur Pille danach bekommen. Und nein, das ist und wird kein Freifahrtschein für Frauen, die keine Lust auf Verhütung haben, sondern eine Notfallverhütung für Frauen, denen ein "Unfall" passiert ist - meist ein geplatztes Kondom oder die Pille wurde vergessen - und dann zählt nun mal jede Stunde.
400.000 Frauen mussten 2014 alle Hebel in Bewegung setzen, um an ein Rezept zu gelangen. Denn in der Realität ist es oft schwer, an die Pille zu kommen, nicht nur in entlegenen Ortschaften, wo man nachts einen Arzt aus dem Bett trommeln oder weite Anfahrzeiten in Kauf nehmen müsste.
Ich hatte erst kürzlich eine junge Frau vor mir sitzen, Studentin, neu in Köln, die sich nach einem geplatzten Kondom am Wochenende in zig Krankenhäusern die Finger wund telefoniert hatte und immer wegen Zeitmangels aufgefordert wurde, es doch woanders zu versuchen.
Montags erlebte sie bei Gynäkologen dasselbe Spiel. Deshalb lasse ich das Argument, dass Apothekern Zeit und Fachkompetenz fehlt für die Beratung, nicht gelten. In Notfall-Ambulanzen setzt sich auch am Wochenende kein Arzt zu einem ausführlichen Gespräch hin. Was mich wirklich ärgert, ist dass Mädchen und junge Frauen bis zu 20 Jahren immer noch ein Rezept vorlegen müssen, um die Pille erstattet zu bekommen. So wird ein unkomplizierter, barrierefreier Zugang weiterhin deutlich erschwert."
Contra: "Gute Aufklärung ist wichtig"
Dr. Christian Albring (62), Präsident des Bundesverbandes der Frauenärzte: "Wir Gynäkologen haben jahrelang gegen die rezeptfreie Pille gekämpft - leider vergeblich, wie sich jetzt zeigt. Warum? Deutschland hat die niedrigste Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei Jugendlichen in der gesamten EU - das ist sicherlich ein Verdienst guter Aufklärung und Beratung durch die Frauenärzte. Ob das so bleibt, wage ich zu bezweifeln.
Denn ich frage Sie: Wie soll ein Apotheker nachts durch das Guckloch am Außenschalter eine Beratung führen? Wie soll er erkennen, ob die Frau im Parka vor ihm nicht über 75 Kilo wiegt, denn ab diesem Körpergewicht verlieren die kostengünstigeren Levonorgestrel-Präparate wie PiDaNa ihre Wirksamkeit.
Aber ob das ein Apotheker nach einer 45-minütigen Schulung - so viel veranschlagt der Verband - überhaupt weiß? Wie soll er ohne Untersuchung oder genauer Befragung herausfinden, in welchem Zyklus-Bereich die Frau sich befindet? Und auch aus ethischer Sicht habe ich massive Bedenken: Denn bisher konnte durch das Rezept sichergestellt werden, dass keiner von Apotheke zu Apotheke fährt und mehrere Pillen hamstert.
Bei Ulipristalacetet-Präparaten wie EllaOne zum Beispiel weiß man, dass die normale 30-Milligramm-Dosis kein Problem ist, in fünffacher Menge genommen doch zu einer Abtreibung - und damit verbunden zu lebensbedrohlichen Blutungen - führen kann."
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