Drogensucht: Verbesserung der Substitutionstherapie geplant

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translena
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Drogensucht: Verbesserung der Substitutionstherapie geplant

Beitrag von translena »

Gesundheits-News
Drogensucht: Verbesserung der Substitutionstherapie geplant
18. Mai 2015

Modernisierung der Substitutionstherapie geplant

Die Therapie Drogensüchtiger soll nach den Plänen der Bundesregierung umfassend modernisiert werden, wobei auch eine Ausweitung der Möglichkeiten zur sogenannten Substitutionstherapie (Behandlung mit Ersatzstoffen) vorgesehen ist, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ unter Berufung auf ein internes Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums.

Demnach sollen Abhängig harter Drogen künftig einen besseren Zugang zu alternativen Präparaten haben und auch das Pflegepersonal in Alten- und Pflegeheimen solle die Substanzen zur Substitutionstherapie verabreichen dürfen. Des Weiteren sei eine Freigabe dieser Behandlung für stationäre Reha-Einrichtungen und Gesundheitsämter vorgesehen. Zudem gehe aus dem internen Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums hervor, das auch andere rechtliche Vorgaben gelockert werden sollen, berichtet „Welt Online“.

Substitutionstherapie für Drogensüchtige

Bei einer Opiatabhängigkeit ist die Substitutionstherapie laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums „die erste Wahl.“ Diese gehe mit psychosozialer Betreuung einher und werde in spezialisierten ambulanten Einrichtungen oder durch Allgemeinärzten durchgeführt. Dabei bilde Methadon das am häufigsten verordnete Medikament. Dahinter folge Buprenorphin. Das vorhandene Datenmaterial spreche „für eine Opioid-Substitutionstherapie kombiniert mit psychosozialer Betreuung, wenn die Patienten in der Behandlung gehalten und der illegale Opioidkonsum ebenso wie drogenbedingte Schäden und Todesfälle reduziert werden sollen“, berichtet das Bundesgesundheitsministerium. Außerdem trage die Substitutionsbehandlung erwiesenermaßen zur Verbesserung der Lebensqualität bei und erleichtere die soziale Wiedereingliederung.

Verschreibung der Ersatzstoffe wird gelockert

Die Pläne der Bundesregierung sehen auch eine Lockerung der Vorschriften für die Verschreibung der Substanzen an Patienten zur selbstständigen Einnahme vor, berichtet „Welt Online“. Bisher hätten die Patienten lediglich ein Rezept für den Bedarf von maximal sieben Tagen erhalten, wenn sie in ihrer Therapie schon so weit fortgeschritten waren, dass bei der Einnahme der Substanzen keine Fachaufsicht mehr erforderlich war. Künftig solle hier eine Verschreibung durch den Arzt für den Bedarf von bis zu 30 Tagen erlaubt werden. Der Arzt müsse auf dem Rezept allerdings vorgeben, dass die Apotheke die Substanzen nur in einzelnen Teilmengen an den Patienten abgibt.

Mehr Spielräume für die Bundesärztekammer

Durch die Lockerung der Vorgaben solle die Wiedereingliederung der Abhängigen in ein selbstbestimmtes Leben gefördert werden, berichtet „Welt Online“ unter Berufung auf das Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums. Am Ende sollen die vorgesehenen Änderungen des Betäubungsmittelrechts auch zu einer Verbesserung der Versorgung von Patienten in ländlichen Regionen dienen. Insgesamt werden der Bundesärztekammer nach Plänen der Bundesregierung weitreichende Spielräume zur eigenständigen Detailregelungen der Drogenersatztherapie in den Richtlinien der Ärzteschaft eingeräumt, so „Welt Online“. Auf diese Weise könnten die Behandlungsziele und weitere Details „schneller und flexibler weiterentwickelt“ werden als per Gesetz, zitiert „Welt Online“ das Ministeriumspapier.

Reform des Betäubungsmittelrechts lange gefordert

Die Reform des Betäubungsmittelrechts wird von Ärzten und Suchtexperten bereits seit einiger Zeit dringlich gefordert, nicht zuletzt weil hier bei der Drogenersatztherapie zum Teil eine rechtliche Grauzone besteht, welche den Ärzten eine adäquate Versorgung der Betroffenen deutlich erschwert. Dabei muss das Ziel der Therapie nicht zwangsweise eine Drogenabstinenz sein, sondern die Substitutionstherapie soll oftmals lediglich eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der sozialen Situation der Betroffenen erreichen. Auch zur Eindämmung der Beschaffungskriminalität und Prostitution kann die Substitutionstherapie einen Beitrag leisten. Des Weiteren lassen sich mit ihrer Hilfe die Folgen des Gebrauchs verunreinigter Spritzen und Drogen vermeiden. Durch ein Nachweissystem werde sichergestellt, dass die Patienten nicht heimlich zu verschiedenen Ärzten gehen, um sich gleichzeitig mehrere Ersatzstoffe verschreiben zu lassen. Den Angaben von „Welt Online“ zufolge waren Mitte des vergangenen Jahres rund 77.500 sogenannte Substitutionspatienten offiziell gemeldet. Sie könnten in Zukunft deutlich von den geplanten Änderungen der Bundesregierung profitieren, allerdings müsse das vorliegende Eckpunktepapier noch mit Experten und Vertretern der Länder abgestimmt werden. (fp)
http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpr ... 5051835804

Klaus Fricke
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RE: Drogensucht: Verbesserung der Substitutionstherapie gepl

Beitrag von Klaus Fricke »

Nur zur Erinnerung, nicht das Fach-Verantwortliche kommen und behaupten, das wäre nicht bekannt gewesen:


Überfällig

Prof. emr. Lorenz Böllinger ( http://de.wikipedia.org/wiki/Lorenz_B%C3%B6llinger ) Universität Bremen fordert(e) die Ausweitung der Substitution schon seit spätestens Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er setzt(e) sich auch für die ärztliche Therapie mit Suchtstoffen (z.B. Heroin) und deren kontrollierte legale Abgabe im Sinne dessen ein, was wir heute als Prinzip der harm-reduction kennen. Die Argumente dafür (neben vielen anderen) waren die, die auch im obigem Artikel genannt werden: der Hinweis auf Vermeidung von Todesfällen, sonstigen gesundheitlichen Schäden und die Verbesserung der sozialen Chancen drogennutzender Menschen.

Bald 40 Jahre sind vergangen und die paternalistisch-prohibitive Drogenpolitik hat, wider wissenschaftliches Wissen, zur Aufrechterhaltung eines Tabus, ein ideologisch-moralisch legitimiertes Leichenfeld, irrationale Panik und Hysterie hinterlassen, um mittels Bewirtschaftung der erzeugten Ängste Herrschaft von Menschen über Menschen, Repression, zu produzieren und zu legitimieren.

Mörderisch

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Der inakzeptierende auf Ächtung und Verhinderung zielende Umgang mit Sexarbeit, wie er im zu erwartenden ProstSchutzGesetz in Recht verwandelt werden soll, hat Parallelen zum Umgang mit Menschen, die kulturell inakzeptierte, folglich illegalisierte Suchtstoffe bevorzug(t)en.

Kondomzwang

Der beabsichtigte Kondomzwang ( http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 273#147273 ) z.B. folgt diesem Muster der Repression, die, ebenso wie Drogenverbote, unter dem Etikett des Schutzes Betroffener etabliert wird. Zu erwartende Ausweichbewegung (so Robert Koch Institut u.a.) von Aktiven im Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen, das befürchte ich, könnten neue Leichenfelder und neues Leiden produzieren, dessen Auftreten dann zynisch zu Erzählung von der individuellen Schuld gefallener Menschen in einem Feld der Infektionsgefahr konstruiert wird, um weitere Repression, weitere Panik, Hysterie, Ängste und Leichenfelder zu generieren.

Labeling approach ( http://de.wikipedia.org/wiki/Etikettierungsansatz )