Die Freudenhäuser der Fremdenlegion
Die alte französische Fremdenlegion war berüchtigt für ihren bedingungslosen Einsatz im Kampf. Zur Zerstreuung suchten die Soldaten Bordelle auf. Aber auch dort herrschte militärischer Drill.
Oft haben sie sich nicht über ihre Puff-Besuche ausgelassen, die Fremdenlegionäre. Fast nichts ist zu finden in der Legionärsliteratur, in den Memoiren der Képi-Träger und den Warnschriften der enttäuscht Desertierten.
Die Bordell-Besuche haben aber sehr wohl stattgefunden. Vor allem in Algerien, in Marokko, in französisch Indochina (heute Laos, Kambodscha und Vietnam) waren je Zehntausende von Fremdenlegionären stationiert. Sie hatten sich wegen Bankrott, Hunger und Perspektivenlosigkeit bei der Legion gemeldet. «Legio Patria Nostra» – «Die Legion ist unsere Heimat» heisst das Credo der Legionäre noch heute. Sie hatten ihre alte Heimat, ihre Familien verlassen und lebten vom Eintritt bis zum Tod nur für die Legion. Diese nahm sich dafür allen Belangen ihrer Leben an. Vom Bordell, über das Spital bis zum legionseigenen Altersheim liess die Legion ihre Soldaten nicht mehr los.
Tripper-Alarm in der Kompanie
Noch zur Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert war das Besuchen von Bordellen für Legionäre verboten. 1909 berichtet Legionär Erwin Carlé: «Ein Stadtviertel von Sidi Bel-Abbès war uns Legionären tabu – strenge verboten, bei einer Strafe von dreissig Tagen Gefängnis: Die Village Nègre». Die «Village Nègre», ein Stadteil des Legionsstützpunktes Sidi Bel-Abbès im Nordwesten von Algerien, war Sündenpfuhl, Tripper-Paradies und Gewaltherd in einem. Natürlich nützte das Verbot nichts, ganze Bataillone waren wegen Geschlechtskrankheiten nicht mehr exerzierfähig. Es musste etwas unternommen werden.
So entstanden wahrscheinlich im Village Nègre die ersten von der Legion organisierten und tolerierten Bordelle. Legionäre, die auf einen Sprung ins «Moulin Rouge» oder ins «Le Chat Noir» wollten, hatten sich beim Eingang bei der sanitarischen Kontrolle der Legion zu melden und in ein Logbuch einzutragen. Beim Verlassen erhielten die Legionäre eine Prophylaxe-Spritze gegen Tripper, was vermerkt wurde. Fing sich ein Legionär einen Tripper ein und konnte sein Spritzen-Attest nicht vorweisen, kam zu den Symptomen der Geschlechtskrankheit ein dreissigtägiger Gefängnisaufenthalt hinzu.
Das Jahrhundertbordell
Ähnlich wurde irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im marokkanischen Legions-Ort Mèknes vorgegangen. Statt bloss drei Bordelle zu kontrollieren, riegelte die Legion dort gleich einen ganzen Stadtteil hermetisch ab. So entstand das bislang wohl grösste institutionalisierte Bordell der Welt. Rund 500 Gebäude befanden sich innerhalb einer drei Meter hohen Ringmauer, gespickt mit Glasscherben und Stacheldraht. Dies ermöglichte einerseits eine minutiöse Kontrolle der ein- und ausgehenden Freier. Andererseits verhinderte die Mauer das Einschmuggeln von Prostituierten, die die medizinischen Kriterien der Fremdenlegion nicht erfüllten.
Der «Service de Santé» der Legion kontrollierte sowohl Prostituierte als auch Legionäre auf ihren Gesundheitszustand. Die Prostituierten regelmässig, die Freier jeweils beim Betreten an den beiden Eingängen in die Bordellstadt. Wegen rassistischer Rivalitäten mussten die Verantwortlichen Offiziere die Stadt in einen Nord- und Südteil trennen. An Tagen mit ungeraden Daten durften Soldaten europäischer Herkunft nur den Nordteil und Soldaten afrikanischer Herkunft nur den Südteil des Bordells besuchen. An Tagen mit geraden Daten verhielt es sich umgekehrt. Die Bordellstadt in Mèknes hatte bis zur Unabhängigkeit Marokkos 1956 Bestand.
Bordel Mobile de Camp
Die Legion kümmerte sich auch um die sexuellen Belange der Legionäre im Feld. Die sogenannten «Bordels Mobiles de Camp» begleiteten die Legionäre auf Kampfeinsätzen und tingelten zwischen den abgelegeneren Garnisonen. Zwischen 1921 und 1923 hatte sich auch der Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser in eine solche verirrt. Den Status der Legions-Prostituierten beschreibt Glauser so: «Steht unter der Aufsicht der Intendanz in Bou-Denib, die bei schlechtem Geschäftsgang für die Verpflegung der Frauen aufzukommen hat. Begibt sich die Kompagnie auf Kolonne, so werden die Frauen mitgeführt. Der Major ist verpflichtet, alle vier Wochen eine Visite zu machen und die Kranken unnachsichtig zu konsignieren. Das ist natürlich nutzlos…»
Ihre Prostituierten rekrutierte die Fremdenlegion mitunter aus den verschiedenen französischen Kolonien mittels einem Fünfjahreskontrakt, wie ihn auch die Legionäre unterzeichneten. Oftmals boten sich die Frauen aber auch aus lokaler Not den Legionärsbordellen an. Es ist auch ein Vorfall bekannt, bei dem die Legion ein Dorf in Marokko erobert hatte und der Kommandant sämtliche Einwohnerinnen in die Prostitution befahl. Die weibliche Bevölkerung des Dorfes war angehalten, eine Woche zu Hause zu bleiben und die Türen offen zu lassen.
Ausbeutung total
Dass die Fremdenlegion die Prostituierten auf ihren Gesundheitszustand hin kontrollierte darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Fremdenlegion auch die vertraglich verpflichteten Frauen schamlos ausbeutete. Das Bordel Militaire Contrôlé (BMC) in Indochina war ein in sich geschlossener Zyklus, bei dem die Hälfte der Einkünfte der Prostituierten wieder an die Legion zurückflossen. Die BMCs in den Aussengarnisonen lieferten rund die Hälfte ihrer Einnahmen ab. 20 Prozent flossen an die Solidaritätskassen der zugehörigen Bataillone, 30 Prozent holten Eintreiber des Zentral-BMC in Saigon jeweils am Wochenende ab. Besonders in Indochina kam es nicht selten vor, dass Fremdenlegionäre mit Prostituierten Lebensgemeinschaften bildeten und allfällig gemeinsam gezeugte Kinder neben den Garnisonen grosszogen.
Die letzten von der Legion betriebenen Bordelle in Französisch-Guyana und Djibouti sind in den neunziger Jahren geschlossen worden. Was nicht heisst, dass es keine Bordelle rund um die Legions-Kasernen mehr gibt. Neben dem Rekrutierungszentrum der Legion im französischen Aubagne steht ein von Legionären frequentiertes Bordell. Betrieben von einem ehemaligen Fremdenlegionär, der noch nicht ins Altersheim will.
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Die Freudenhäuser der Fremdenlegion
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