Forums-Haltung und eine andere Sichtweise

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Kajus
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Beitrag von Kajus »

Herr 6T und ETMC, vielleicht solltet Ihr einmal als Sexworker arbeiten um zu wissen, um was es geht. Bei meinen Damen würdet Ihr mit Eurem Auftreten aber nicht ankommen, es sei denn, ihr bietet einen verdammt guten Service.
Ich vermittel Euch ein Date.

robin hood

RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von robin hood »

@ ETMC und 6T

Vielen Dank für Eure (im Gegensatz zu vielen anderen hier im Forum) äußerst realitätsnahen Beiträge; war längst überfällig, dass mal jemand die Dinge beim Namen nennt, denn auch ich denke immer, wenn ich hier lese, dass Forums-Haltung und Wirklichkeit tatsächlich stark voneinander abweichen... (danke an den TE für den adäquaten Titel des Threads!).

Als einen Jammer und mehr als kontraproduktiv für jede(n) SW und seriöse Sexarbeit, die unter vernünftigen Bedingungen für die SW stattfinden soll, empfinde ich deshalb das kontinuierliche "Draufhauen" auf Betreiber(innen) und das unbedingte Absplitten wollen der SW von den Betreiber(innen).Die potentielle Tragweite dessen mit den möglichen Auswirkungen für die SW scheint den Betreibern dieses Forums und auch den besonders getreuen Anhänger(inne)n meiner Meinung nach mit Verlaub gesagt, nicht wirklich bewußt zu sein...


Diese Denkweise ist doch absolut kontraproduktiv, richtet sich gegen das Gros der SW, gegen die Freiheit der SW, gegen Selbstbestimmung und selbstbestimmte Arbeitsplätze, und führt retour in Verhältnisse, die sich niemand wirklich wünschen kann.


Nehmen wir an, es gäbe keine Betreiber(innen) mehr, weil die nach Sexworker.at-Credo mehr oder weniger alle schlecht sind und die SW lediglich ausbeuten möchten... (ALDI und Opel, McDonalds und Toshiba, das Lido, das Moulin Rouge und sämtliche Erwerbsquellen, die dem Kapitalismus unterliegen, sollte man am besten auch gleich abschaffen *ironie*).Wurde bei dem "Freiheitskampf" der SW bedacht, dass ein Großteil der SW aus den unterschiedlichsten Gründen n i c h t selbständig sein KANN oder WILL? Wurde bedacht, dass n i c h t jede SW ein entsprechendes Geschäft anmieten, einrichten, bewerben, organisieren, finanzieren, betreiben KANN oder WILL um sich selbst zu vermarkten?

Wenn das erreicht würde, was dieses Forum mit seiner kontinuierlichen Anti-Betreiber(innen)-Auffassung bzw. Betreiber(innen) in die zweite Reihe zu stellen propagiert (was es natürlich niemals wird, und das ist bei näherem Hinsehen ein Segen für ein Gros der SW!), wäre das ein Desaster für TAUSENDE von Prostituierten allein im nördlichen Europa.Sehr viele SW könnten ihrem Job dann nicht mehr nachgehen, wenn ihnen keine Arbeitsplätze mehr angeboten würden.Und noch mehr SW würden unter miserabelsten Bedingungen an Orten und zu Bedingungen schaffen müssen, die wir heute in "Steinzeit" und "braucht niemand mehr" einkategorisieren!


mfg robin hood

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Re: RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von Zwerg »

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robin hood hat geschrieben:Wenn das erreicht würde, was dieses Forum mit seiner kontinuierlichen Anti-Betreiber(innen)-Auffassung bzw. Betreiber(innen) in die zweite Reihe zu stellen propagiert
Da hat wohl Jemand keine Ahnung wofür sexworker.at einsteht - es gbt einige BetreiberInnen mit welchen wir ein ausgesprochen gutes Verhältnis haben und deren Arbeit wir durchaus schätzen! Und es gibt Einige vor welchen wir Warnungen (mit Begründung) aussprechen.

Wenn ich in einem Beitrag schreibe, dass "ich nicht der Freund der BetreiberInnen bin", so drücke ich lediglich damit aus, dass wir hier in erster Linie für die SexarbeiterInnen einstehen! Dies jetzt umzudichten finde ich absolut fehl am Platz....

Und von einer Anti-BetreiberInnen-Auffassung zu schreiben entbehrt absolut jeglicher Grundlage.

Ich habe jetzt keine Ahnung wer hinter einem Nick mit dem Namen Robin Hood im Gästebuch derartigen Unsinn von sich gibt (bis zu einer Registrierung, damit man auch einen Ansprechpartner haben könnte haben wir es ja nicht geschafft), aber: Wer uns und unsere Arbeit kennt weiß, dass wir keines Wegs nur auf BetreiberInnen hinhacken - und wer es nicht weiß sollte sich halt besser informieren.

christian
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Re: RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von Aoife »

robin hood hat geschrieben:... das kontinuierliche "Draufhauen" auf Betreiber(innen) und das unbedingte Absplitten wollen der SW von den Betreiber(innen).
Und wo bitte soll das geschehen sein?
Oder wolltest du mit deinem Nick andeuten, dass nicht nur du selbst, sondern auch
deine hier geäußerte Meinung einer mythengeschwängerten Phantasie entsprungen ist?
In diesem Fall: Glückwunsch zu deiner Stilsicherheit :002

Liebe Grüße, deine Zeitgenossin Aoife Rua
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RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von 6T »

@.."robin hood"

sorry, auch das ist, wie chris bereits ausführte, absolut realitätsfremd. es besteht eine klare deffinition und trennung zwischen aktiver sw und betreiber, und das ist auch gut so.

wir kooperieren auf guter gegenseitigkeit, nicht nur mit unseren sw´s, auch mit anderen, den forums-admins und mods. ich für meinen teil fühle mich keineswegs von sexworker.at diskreditiert oder sonst irgendwie benachteiligt. bis auf gelegentliche meinungsverschiedenheiten, die völlig ihm ramen bleiben, sehe ich mich gut akzeptiert .....

@kajus... danke für deine, wie immer sehr geistreiche wortspende..... :097

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Re: RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von ETMC »

grins - ähm sorry aber das war einfach zu gut....
@kajus... danke für deine, wie immer sehr geistreiche wortspende..... :097

Ich habe dem nichts hinzuzufügen - außer - wer nicht weiss von wem und wovon er spricht sollte sich nicht äussern...


Ich MUSS es nun auch mal ganz deutlich aussprechen:

Meine Wortmeldung bezieht sich nicht auf meine äusserst gute Kooperation in manchen Dingen mit sexworker.at - sonst wäre ich nicht schon so lange hier registriert-...

Auch nicht an Zwerg, der in seinem Bemühen oft Übermenschliches leistet um Swinnen zu helfen - sich einbringt etc... und sicherlich die gleiche Erfahrung gemacht hat wie ich - es gibt nur wenige die DIESEN EINSATZ wirklich zu schätzen wissen

- ich weiß schon er darf und wird es nicht zugeben (können) steht er doch für die ganze sache aber tief im Inneren weiß auch Zwerg was ich damit meine - denn wirklichen Dank wird er dafür auch nicht ernten - ich kenne sogar einen Fall in dem er ausgenutzt (oder waren es 2 Fälle 1x Geld .... 1x Spielcasino nach Termin) wurde - fast schon mißbraucht - ich bewundere oft SEINE Gelduld - lese aber nicht mehr als schwülstige Dankeshymnen etc....

EGAL
Es sei FESTGESCHRIEBEN
sexworker.at ist toll
sexworker.at ist für alle eine offene PLattform
sexworker.at ist so ziemlich die EINZIGE Institution in A (ev auch in D) in der Sexworker ausprechen was sie denken, sich zusammenfinden etc...
sexworker.at finde ich persönlich eben ZU SW-lastig - und das will ich zum Ausdruck bringen - mit einer Handvoll Sexworkerin wird es nicht gehen etwas zu erreichen - mit einer Allianz aus SW und Betreibern schon eher - und ich muß Robin Hood wer er/sie auch immer ist beipflichten - ohne Betreiber, die Räumlichkeiten herrichten, Arbeitsplätze schaffen, und sich um ein gutes Umfeld kümmern wären einige der Sexworkerinnen arm dran.

Es gibt auf beiden Seiten schwarze Schafe - sowohl bei den Betreibern, als auch bei den Sexworkerinnen UND DAS SOLLTE MAL realisiert werden -

Nicht ALLE Sexworkerinnen sind ehrlich - da kann jeder Betreiber ein Lied davon singen ich kann die Zahl mit ca 5000 Euro/Jahr festmachen - als Verlust, Diebstahl, Zerstörung, 2009 komme ich sogar auf 25.000 (Brand, Zerstörung, Renovierung nach Brand usw...) was würden da SW machen wenn sie ihr eigenes Studio abfackeln?? hm sie stünden auf der Strasse von 1er Minute auf die andere denn Rücklagen bilden SW sehr sehr selten - oder?

UND

Nicht alle Betreiber sind OK - das sei unumwunden zugegeben.
liebe Grüsse
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Kajus
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Re: RE: Forums-Haltung und Wirklichkeit

Beitrag von Kajus »

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ETMC hat geschrieben:grins - ähm sorry aber das war einfach zu gut....
@kajus... danke für deine, wie immer sehr geistreiche wortspende..... :097

Ich habe dem nichts hinzuzufügen - außer - wer nicht weiss von wem und wovon er spricht sollte sich nicht äussern...
Ich weiss in der Tat nicht, wer hinter dem Nick steckt - trotzdem kann und sollte man hier auf bestimmte Äußerungen reagieren. Auch wenn ein User seine Identität nicht preisgegben will, heisst das nicht, dass nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten sich äußern darf und der Rest des Forums zu schweigen hat.

Ich bin Escort, außerdem ein Mann, definitiv kein Kunde und insofern bestimmt nicht repräsentativ, fern von Betrieben wie Clubs, Bordellen usw. Ich habe etwas Erfahrung im Umgang mit Sexworkerinnen aus diesen Bereichen, da ich Massage- und Tantrakurse für Sexworker organisiert und selbst durchgeführt habe.

Ich kann die Art und Weise nicht verstehen und will sie auch nicht akzeptieren, in der viele Betreiber über Sexworker ganz allgemein, auch über diejenigen, die für sie arbeiten und mit denen sie ihr Geld verdienen, reden. Leider beobachte ich das auch bei Betreibern von Escortagenturen, die ich persönlich schätze und von denen ich weiss, dass sie gute Arbeit leisten und mit Sexworkern im Grunde fair zusammenarbeiten. Viele verfallen in dieses Lamento...

Ich kenne einige sehr selbstbewusste hoch professionelle Independents. In meinen Massagekursen für Sexworker habe ich klar strukturierte Sexworkerinnen kennen gelernt, die in Clubs tätig sind, die sich selbst, ihren Job und ihr Leben sehr ernst nehmen. Übrigends, in fast allen Fällen haben die Sexworker den sehr teuren Kurs aus eigener Tasche finanziert, um noch besser und professioneller zu werden.

Ich kann nicht beurteilen, wie viele Sexworker den Anforderungen dieses in vieler Hinsicht schwierigen und belastenden Jobs gewachsen sind. Ich erlebe und höre aber immer wieder von Betreibern von Escortagenturen, denen einige wesentlichen rechtlichen Grundlagen ihres Betriebs nicht klar sind und die die zugegebenermaßen hohen Anforderungen an Menschenführung und soziale Kompetenz nicht im Geringsten erfüllen.
Zuletzt geändert von Kajus am 08.12.2009, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Danke für die doch sehr interessante Diskussion und Erfahrungsaustausch, kann mich weitgehend Aoife und Jenny anschliessen, nur dass ich persönlich Betreiber nicht als Sexworker betrachten kann, aber alle am Business Beteiligten, inkl. Kunden, der Sexindustrie zuschlagen würde, die das Gewerbe in Gang halten, wozu auch die Porno-Industrie zugehört, ob nun Hausfrauen sog. Hobbyclips online einstellen oder die sog. professionelle Porno-Branche, also alle, die am Sex verdienen oder indirekt mitverdienen. Bei der Sexindustrie handelt es sich um eines der größten umsatzstärksten Wirtschaftsunternehmen, neben Waffenhandel, Drogenhandel und Menschenhandel (das gibt es Überschneidungen) auf dieser Erde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Interessant bzw. ärgerlich empfand ich übrigens frühere Erfahrungen mit sog. Kolleginnen, die leider nicht willens oder nicht imstande sind, ihre SW-Tätigkeit zu reflektieren, geschweige in einem anspruchsvollen Forum wie hier mitzulesen, um sich zu informieren, sich beraten zu lassen und Angebote anzunehmen, die dem Schutz von Körper und Seele dienen. Kleines Beispiel auch: ich habe früher gelegentlich kleine (auch relativ kurze 2-3h) Parties mit relativ wenig Gästen in Berlin organisiert und nur selten auf die Verstärkung durch eine Kollegin zurückgegriffen. Es war dann immer dasselbe: sie wunderten sich alle, daß ich alle Einnahmen gerecht teilte, abzgl. der direkten Kosten, wie Miete des Hotelzimmers/Suite, Getränke und Speisen, hab ich ihnen gegenüber alles offengelegt. Ich hab auch nur Frauen einbezogen, die freischaffend mit Steuernummer werkelten (die natürlich ihren Service selbst bestimmten konnten). Die Arbeit, die Kosten, die ich mit Werbung hatte, habe ich genauso wenig in die Kalkulation zur Anwendung gebracht wie gewisse Hilfsmittel, Kondome etc. pp., ganz einfach, weil die Kunden glücklich und zufrieden waren, wenn es mal ein wenig Abwechslung gab. Von solchen Tanten mußte ich mich als "weich" und gutmütig denunzieren lassen, weil ich sie nicht ordentlich genug ausgebeutet habe, durch geringeren Verdienst. Da hatte ich kein Bock mehr auf Party und heute heulen manche diesem Event hinterher, mittlerweile sind Tagesparties, Bareback-Parties (GV ohne Schutz) an der Tagesordnung in Berlin, wie mir scheint. Sie haben auch sonst extreme Probleme in ihrem Leben gehabt bzw. haben sie noch und "funktionieren" nur, wenn ihnen jemand sagt, wo es lang geht, der reinste Horror. Es ist schon interessant, daß partnerschaftlich denkende Menschen, dies gilt generell, natürlich auch bei intimen Treffen, und die dies klar kommunizieren, nicht so hoch im Kurs stehen, d.h. Menschen, denen die Selbstbestimmung wichtig ist und die ein gewisses Selbstbewußtsein haben. Die "klein-Mädchen-Nummer" steht nach wie vor im hohen Kurs und die überwiegende Mehrheit von Männern - ob P6 oder nicht - kann mit starken Frauen nichts anfangen. Also bestimmt Macht/Ohnmacht mehrheitlich das Begehren, eine SW aufzusuchen und die Vorstellung, "dafür" zu zahlen macht eben an an. Intimität, Erotik, Nähe, Einfühlsamkeit als Luxus zu betrachten und P6 als eine besondere Möglichkeit, dies gegen Geld mit jemanden teilen zu können (die Gesellschaft, Beziehungen, Ehen bieten ja offenbar keine Alternativen zu diesem Grundbedürfnis), offenbar nicht.

Was die Frauenbewegung kaum geschafft hat, wird die SW Bewegung daher kaum hinkriegen, befürchte ich, ausser gemeinschaftlich und nicht mit der Abolitionisten-Klatsche. Im AnbieterInnen-Kunden-Verhältnis spiegeln sich nur die gleichen gesellschaftlichen Muster und Machtverhältnisse wider, die generell und global gelten. Nichtsdestotrotz bedarf es vereinten Anstrengungen und internationaler Lobbyarbeit, und wenn es nur wenige sind. Alle wichtigen historischen Verhänderungen sind nur von Einzelnen oder eine Handvoll Leute ausgegangen. Was ich nur sagen will, wir haben an verschiedenen Fronten zu kämpfen und unsere Interessen durchzusetzen - in Bezug auf Rechtssicherheit und geschützte Räume -, auch gegenüber "Kolleginnen", die nichts raffen und/oder denen die Gucci-Tasche näher steht als ihre heile Psyche.
Zuletzt geändert von Ariane am 07.12.2009, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von JennyHN »

Ariane, danke dir für diese Worte :)

Ja, ich denke, viele von uns kennen die "Gucchi-Damen" und werden vermutlich nie verstehen können, warum das so sein muß.

Aber ja, wir können es anders machen.
Und jeder Einzelne ist ein Anfang.
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Beitrag von ETMC »

Die Kleine Mädchen Story kann ich unterschreiben...

@Kajus: Es ist schön, wenn Du dem Äusseren Schein von ein paar wenigen Kursteilnehmern unterliegst - und denkst sie sind 24/7 so - hinter die Kulisse schaut Man(n) nur sehr selten und gerade dann, wenn man Betreiber ist bekommt man (leider) mehr von den Schattenseiten mit und das Sein nicht den schönen Schein -

ich bin seit meinem 18ten Lebensjahr (heute 44) im Sexbiz unterwegs an verschiedenen Positionen und in verscheidenen Rollen und glaub mir - ich wünschte mir eine große Schar an selbstbewußten, selbständig denkenden und handelnden SW - sie müßen ja nicht mal bei uns sein, ich will sie nur kennenlernen -

bisher leider bis auf die 0,0001 Prozent leider nicht - es hat auch nicht damit zu tun, dass die SW nicht frei sind - das sind sie schon - aber oft mutiert ein Puff/Bordell zum Kindergarten wo um Schaufeln, Eimer und Siebe eher gestritten wird, denn Sexwork in erwachsener Form zu betreiben -

Eifersucht und Brotneid sind an der Tagesordnung - auch bei gutem Geschäftsgang wird der Kollegin das 1ne Zimmer mehr geneidet - etc....

UND ich gebe der Vorposterin absolut Recht:

Nichtsdestotrotz bedarf es vereinten Anstrengungen und internationaler Lobbyarbeit, und wenn es nur wenige sind. Alle wichtigen historischen Verhänderungen sind nur von Einzelnen oder eine Handvoll Leute ausgegangen. Was ich nur sagen will, wir haben an verschiedenen Fronten zu kämpfen und unsere Interessen durchzusetzen - in Bezug auf Rechtssicherheit und geschützte Räume -, auch gegenüber "Kolleginnen", die nichts raffen und/oder denen die Gucci-Tasche näher steht als ihre heile Psyche.
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Beitrag von 6T »

Ariane hat geschrieben: Bei der Sexindustrie handelt es sich um eines der größten umsatzstärksten Wirtschaftsunternehmen, neben Waffenhandel, Drogenhandel und Menschenhandel
DAS muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen..... ariane ist selbst sw und nennt das sexbizz in einem atemzug, quasi gleichgestellt mit schwer kriminellen menschenverachtenden straftaten......

leute, könnt ihr BITTE mal nachdenken bevor ihr solche sachen schreibt. WIR alle kämpfen doch täglich mit dem niedrigen sozialprestige unserer branche. glaubt ihr dass solche worte diesen kampf positiv unterstützen ?????? den klatsch meiner handfläche auf meiner kahlen platte soeben müsste man sogar in D noch gehört haben.......
Kajus hat geschrieben: Ich weiss in der Tat nicht, wer hinter dem Nick steckt -
ist auch völlig unerheblich......
Kajus hat geschrieben: trotzdem kann und sollte man hier auf bestimmte Äußerungen reagieren.
right...! das habe ich. nämlich auf deine völlig unpassende aussage, hart an der grenze zum bösartigen sarkassmus.
Kajus hat geschrieben:Auch wenn ein User seine Identität nicht preisgegben will, heisst das nicht, dass nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten sich äußern darf und der Rest des Forums zu schweigen hat.
öhhmmm.... muss das nun irgendjemand verstehen :005 :005

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Beitrag von Aoife »

6T hat geschrieben:
Ariane hat geschrieben: Bei der Sexindustrie handelt es sich um eines der größten umsatzstärksten Wirtschaftsunternehmen, neben Waffenhandel, Drogenhandel und Menschenhandel
DAS muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen..... ariane ist selbst sw und nennt das sexbizz in einem atemzug, quasi gleichgestellt mit schwer kriminellen menschenverachtenden straftaten......
... allerdings nur unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftsstärke :002
Trotzdem - wir sollten da vorsichtig sein :017

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Ariane »

Wie Aoife schon sagte, ging es mir um die Betonung als Wirtschaftszweig und zwar als einer der umsatzstärksten auf der Welt (in der Aufzählung fehlte noch der Kunsthandel *g*); im Gegenzug sind selbstbestimmte und politisch agierende Sexworker anteilig als bislang kleine Gruppe zu betrachten, mit bislang geringer politischer Durchschlagskraft. Den Zusammenhang finde ich interessant.
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Beitrag von Ariane »

Ein Forenmitglied fragte mich via Mail, warum ich Betreiber nicht als Sexarbeiter betrachte, auch jene, die in der Vergangenheit als SW praktiziert haben. Da die Antwort evtl. auch andere interessiert, stelle ich es mal hier rein.
Es mag in vielen Fällen ja so sein, daß Agenturbetreiberinnen Sexworkerinnen waren, aber Betreiber, die sich ihre Vermittlungsdienste bezahlen lassen, sehe ich nicht mehr als Sexworker an, da sie nicht direkt Bodywork im Sinne einer sexuellen Dienstleistung leisten. Aufgrund der Verbotsregime, wie es Aoife schon angedeutet hat, gibt es im angloamerikanischen Raum Allianzen zwischen Betreibern und Sexarbeitern, die sich allesamt selbst der "Sex-Industry" zurechnen. Ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da, ich kenne genügend Frauen aus verschiedenen Ländern, die heute in bürgerlichen Jobs tätig sind, und sich als "ehemalige" Sexarbeiter bezeichnen, aber politisch in der SW-Rights-Bewegung angeschlossen sind und sich als "Allies", also Alliierte bezeichnen. Desweiteren wurde z.B. im ursprünglichen Gesetzentwurf bzgl. des Prostitutionsverbots in England der Begriff "Sexworker" interessengeleitet weit gefasst, u.a. sollen nach der neuen Rechtsprechung auch Betreiber von Table-Dance-Bars, Stripperinnen und Table-Dancerinnen, Burlesque-Tänzerinnen dazu zählen. Bordelle sind eh schon lange verboten - ähnlich wie in Frankreich, weshalb die Sexarbeit hauptsächlich über den Strassenstrich und Escort organisiert wird; mit angeschlossenen Apartments, wo Frauen werkeln; der Aufenthalt von drei Frauen in einer Wohnung galt bislang als Bordell (im neuen Gesetz ab zwei Frauen), die Betreiber der Apartments und/oder Agenturbetreiber gelten nicht als Sexworker, sondern wird gemäss des kommenden Gesetzes der Zuhälterei zugeschrieben); nicht nur zu diesem Punkt gibt es heftige Diskussionen, auch, dass Tänzerinnen aus dem Begriff Sexworker ausgeschlossen werden wollen, um nicht kriminalisiert zu werden, die nach britischem Verständnis Mitarbeiterinnen der Sexindustrie sind. Den Hintergrund dazu sollte man kennen, daß z.B. das Vergnügungsviertel Soho in London komplett gentrifiziert wird/werden soll und dort Bordellschliessungen und Razzien an der Tagesordnung sind. Das Gesetz in seiner ursprünglichen Fassung würde es also erleichtern, Nachtclubs, wo Lab-Dance, Table-Dance die Regel ist, ebenfalls problemlos zu schliessen. Es geht im Stadtraum um die Politik der "sauberen" Räume, wie wir es aus anderen europäischen Metropolen auch kennen. Zum anderen ist der Haupt-Auslöser für das Einbringen der Policy-and-Crime-Bill in England, die in den letzten 10 Jahren stetig wachsende Zunahme von Bordellen/Massage Parlours, in denen mehrheitlich Migrantinnen ohne legalen Aufenthaltsstatus arbeiten und die oftmals als "Sexsklaven", auch Minderjährige, also Kinder und Jugendliche - in die verschiedenen Städte nach einem gewissen Rotationsprinzip "verliehen" werden; hier gibt es einen engen Zusammenhang zu kriminellen Strukturen und das Thema Menschenhandel spielt leider eine grosse Rolle. Diese Strukturen haben nichts mit selbstbestimmter Sexarbeit zu tun und die Regierung hatte daher, um dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, sich für ein Totalverbot jeglicher Sexarbeit ausgesprochen (inkl. Vermittlerdienste, auch Werbung print/online, P6-Foren) und damit auch der Kriminalisierung selbstbestimmter Sexarbeit, einschl. "aller" Kunden das Wort geredet (das Gesetz wurde zwischenzeitlich überarbeitet und enthält einige wenige Zugeständnisse bzw. Kompromisse, basierend auf Forderungen von SW-Aktivisten/Aktivistinnen). Übrigens, das Gesetz ist noch nicht ganz durch, befindet sich im Gesetzgebungsverfahren im allerletzten Schritt der Prüfung.
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Marc of Frankfurt
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Diskussion über Sexarbeit macht viel Arbeit!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Diesen Vergleich mit negativ konnotierten Branchen lese ich auch stets mit inneren Abwehrgefühlen. Es ist ein genialer rethorischer Kunstgriff der Stigmatisierung, der so gut wirkt, daß die meisten (Sexworker incl.) ihn fahrlässig weitertragen.

Scheint nachvollziehbar, daß im militärisch-industriellen Komplex der Rüstungsindustrie legal genauso wie illegal riesige Summen umgesetzt werden. (Wieviel unterschiedlich genauer sind eigentlich die Zahlen über illegale Aktivitäten in unterschiedlichen Bereichen?)

Aber wie sieht das aus im Vergleich zur Versorgungsindustrie (Markenpiraterie), Gesundheitsindustrie (Schmiergelder, wirkungslose Drogen), Finanzindustrie (Scheingesellschaften und Schneeballsysteme)? Oder der zukünftigen Klima-Zertifikate-Industrie? Oder Mobilitätsindustrie (Automobile und ÖPNV und Laufschuhe)?


Wär an der Zeit mal genauere Gegenrechnungen aufzumachen wie z.B. angefangen zum unversteuerten Haushaltsgeld der Nur-Ehefrauen von Aurum.


Sollte man Sexbiz nicht ab sofort besser mit Süßwarenbranche ins Verhältnis setzen?

Wer hat geeignete Zahlen an der Hand?


Wieviel die Kalkulation des BSP über Glück aussagt:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=65850#65850

Aber alles off-topic!




_________________





Will ich mich bei der Gelegenheit auch erstmals zum Eingangsposting des Gast äußern. Leider hat er es bisher auch nicht geschafft sich hier als User zu beteiligen.
Ich habe natürlich auch meine Vermutungen oder Theorie, warum sich so wenig der vielen jungen aktiven Sexworker hier beteilitgen (> Stigma-Forschung und -management).

In der 2. Maischberger-Sendung hat der Prostitutionsgegner und Ex-Kripobeamte auch einen Erklärungsversuch abgegeben: "98 % sind nicht freiwillig dabei".

Das ist m.E. seine subjektive Wahrnehmung ein und desselben Phänomens, wie es auch der Eingangsposter festgestellt hat, auch wenn er es an unserem Forumstil oder etwa Stil und Anzahl meiner Postings festmacht. Klar, die sind teilweise abgehoben und das ist auch gut so. Ich schreibe hier erklärter maßen oft nicht im Chat-Stil oder als Ratgeber für newbees, sondern als Advocat oder Theoretiker für zukünftige voll emanzipierte und anerkannte Sexdienstleistungen. Ein kleiner Gegendiskurs gegen das hegemoniale putophobe Globalklima, der hoffentlich den einen oder anderen unser ca. 30.000 täglichen Besucher infiziert ...

Dennoch sollten wir gleichzeitig alle Möglichkeiten nutzen und durch unterscheidliche Leute hier im Forum fortentwickeln, auch die schweigende Mehrheit der ArbeiterInnen zu erreichen. Sie hierhin einzuladen, von ihren tatsächlichen Problemen zu lernen, ihnen zu helfen und sie zu aktivieren und zu vernetzen, um eine zukünftige starke Sexworker-Gewerkschaft und Interessen-Selbstvertretung zu ermöglichen.

Auch sonst sind nicht bekanntlich nicht alle gleich Opfer, die sich nicht zu Wort melden.
"Die Mehrheit schweigt, arbeitet und genießt":
http://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale





.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

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ETMC hat geschrieben:bisher leider bis auf die 0,0001 Prozent leider nicht
@ETMC
Obwohl ich tatsächlich Einiges des von Dir Gesagten nachvollziehen kann, möchte ich doch darauf hinweisen: 0,0001 Prozent ist eine gewaltige Übertreibung! Da wir nur zu oft erlebt haben, wie sehr die Journailie auf Derartiges abfährt (und die Zahl nun schon mehrfach im Thread steht), kurz zur Rechnung:

1 von 100 SW = 1%
1 von 1 000 SW = 0,1%
1 von 10 000 SW = 0,01%
1 von 100 000 SW = 0,001%
1 von 1000 000 SW = 0,0001%

Ganz ehrlich: Wer kennt schon 1 Million SexarbeiterInnen derart gut, dass er behaupten könnte, wie "selbstbestimmt" sie arbeiten? Da Du selbst sagst, 2 SW zu kennen, die diesem Bild entsprechen, müsstest Du 2 Millionen SexarbeiterInnen kennen. Uns ist aber klar, was Du meinst - es geht mir nur um die Nennung der Zahl als Solches!

Es ist unbestritten, dass die Zahl der absolut selbstbestimmt SexarbeiterInnen NOCH zu klein ist! Jede Zahl unter 100% ist unakzeptabel.

Wobei ich es nicht ganz richtig finde, wenn man Personen, welche keine Rücklagen bilden, oder halt augenscheinlich (!) ein wenig unbeholfen agieren gleich als "nicht selbstständig" kategorisiert (die Wertvorstellungen "was ist wichtig" sind nunmal für Jeden unterschiedlich zu akzeptieren - auch wenn es vielleicht logisch nicht begründbar ist) - ich bin sicher, dass in anderen Sparten oder Lebensfeldern ein ähnliches Verhältnis vorzufinden ist. Auch in etlichen anderen Wirtschaftszweigen wird es nicht Viele geben, die erfolgreich ein Unternehmen führen können - und dies selbst dann, wenn das Unternehmen nur aus 1 Person besteht. Deshalb auch ein großer Teil unserer Bemühungen - die jedoch meines Erachtens nicht das Ziel haben "eine Welt ohne BetreiberInnen zu schaffen", sondern selbstbestimmte SexarbeiterInnen zu fördern, die aber durchaus, sofern sie das möchten, die Dienste einer BetreiberIn in Anspruch nehmen können.

liebe Grüße

christian

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Ariane
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RE: Forums-Haltung und eine andere Sichtweise

Beitrag von Ariane »

@6T;
sorry, ich halte von Political Correctness wie von ideologieverdächtigen Ansätzen reichlich wenig. Es ist nun einmal Fakt, auch daß die sog. Schattenwirtschaft, wozu ich die oben aufgeführten Wirtschaftszweige zähle, ihre Umsätze in der sog. legalen Wirtschaft (Banken) sauber wäscht, und das Menschenhandel mit der Sex Industrie eng verkoppelt ist und ein lohnenswertes Geschäft für die Profiteure, kaum für die Ausgebeuteten ist. Ich lasse mir ungern den Mund verbieten, weder im Wissenschaftsbetrieb, wo auch nur interessegeleitete Forschungsergebnisse Anklang und Verbreitung finden, noch in einem Forum, daß sich als Plattform für den Austausch von Informationen und Interessen von Sexarbeitern versteht.

Es ist "kein rhetorischer Kunstgriff", wenn man die umsatzstärksten globalen Wirtschaftszweige aufzählt, sondern die nackte Realität. Ich könnte, aus meiner biographischen Herkunft und Bildungsbiographie als Politikwissenschaftlerin und Ökonomin her betrachtet, unzählige Quellen der OECD, UNO, von NGOs, Medien aufzählen, die dies belegen, um meine Aussage nochmals abzusichern. Ich bin aber nur eine kleine faule Hure, der man das Maul maximal mit einem schönen Schw*** stopfen darf.
Dieses Forum und andere Interessenplattformen sind m.E. privilegierte Zugangsweisen zum Thema Sexarbeit, die globale Realität ist grausam und gezeichnet von ausbeuterischen Gewaltverhältnissen und liegt fern jeder Idee von Selbstbestimmung. Insofern sollte man einfach die harten Fakten anerkennen, denn nur dann ist man politisch-pragmatisch im Sinne echter Interessenvertretung handlungsfähig und muss dies nicht der Helfer-Industrie überlassen bzw. naiven Gut-Menschen, die u.a. bei Hydra & Co Sexworker per se infantilisieren/viktimisieren, dazu Einstiegshilfe anbieten und sich das vom Berliner Senat vergolden lassen. Die erwähnten Branchen sind deshalb "negativ konnotiert", weil sie tatsächlich transnationale kriminelle Aktivitäten beschreiben, von denen "saubere" Industrien massgeblich profitieren. :019 Dass selbstbestimmte Sexarbeit, ausgeübt durch vergleichsweise wenige Akteure, mit globalen kriminellen Machenschaften in einen Topf geworfen wird, entzieht sich meinem Verantwortungsbereich.
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6T
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Re: RE: Forums-Haltung und eine andere Sichtweise

Beitrag von 6T »

Ariane hat geschrieben: Es ist "kein rhetorischer Kunstgriff",
sorry, nein, ist es nicht. offensichtlich ist es die sichtweise einer
Ariane hat geschrieben:kleine faule Hure,
die ich so nicht teile, und im zusammenhang mit selbstbestimmter sexarbeit wofür dieses forum steht für ausgesprochen unangebracht halte....trotz deiner unzähligen Quellen der OECD, UNO, von NGOs, frau politwissenschaftlerin :015

übrigens danke für deine belehrung nach wu erstes semester.... :019 :019

zur erinnerung: es handelte sich um deine aussage
Ariane hat geschrieben:Bei der Sexindustrie handelt es sich um eines der größten umsatzstärksten Wirtschaftsunternehmen, neben Waffenhandel, Drogenhandel und Menschenhandel
eine beliebte phrase reißerischen journalismus.

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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

@Ariane: Der von dir eingeführte Begriff der Sexindustrie ist ziemlich schwammig, daher eigentlich kein wirtschaftswissenschaftlicher Begriff für den seriöse Zahlen angegeben werden können. Bleiben wir daher lieber konkret und betrachten nur die Sexindustrie im engeren Sinn von Sexwork/Prostitution. Selbst für diesen schärferen Begriff ist die Datenlage schwach. Zum Beispiel geistert für D ein Umsatz von 6 Milliarden Euro pro Jahr durch die Diskussionen, allerdings nur geschätzt (Daumen mal Pi?). Zum Vergleich, die chemische Industrie (nicht einmal der größte Industriezweig in D) setzt in D 170 Milliarden Euro um, wobei diese Zahlen auch belegt sind. Es ist also die "Sexindustrie" (im engeren Sinn) ein eher kleiner Sektor, jedenfalls wesentlich keiner, als im Journalismus behauptet wird. Alleine die Forschungsausgaben der chemischen Industrie (9 Mrd.) sind um 50 Prozent höher als der gesamte Umsatz der Sexindustrie im engeren Sinn.

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RE: Forums-Haltung und eine andere Sichtweise

Beitrag von Ariane »

@6T
noch nie was von Ironie gehört? Aber hau dir ruhig nochmal auf die Platte.

@Lycisca;
der Begriff "Sexindustrie" ist ja nicht von mir eingeführt worden, steht ja hier im Forum schon woanders rum. Ich meinte den globalen Masstab, was den Umsatz betrifft, und da ist der größte Anteil - nämlich nicht-selbstbestimmte Sexarbeit - mit Menschenhandel eng verflochten. Aber auch manch selbstbestimmte Sexarbeit, ausgeübt in Grossbordellen, generiert Umsätze, die u.a. in den Kauf von Waffen investiert werden. Die mafiösen Verbindungslinien sind bekannt (siehe z.B. Loretta Napoleoni: Die Ökonomie des Terrors).
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