Ökonomie der Sexarbeit

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Marc of Frankfurt
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pro sex work

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Sydney Whore Pride / Mardi Gras 2010

www.scarletAlliance.org.au

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Im Olympia-Vancouver werden die WanderarbeiterInnen beschuldigt wg niedrigen Pay6-Preisen

Visiting escorts drive down price for sex



Dharm Makwana
VANCOUVER 24 HOURS
p. 8
Thursday, February 25, 2010


A flood of out-of-town sex-trade workers in for the Games have created a price war, a local escort claims.

"You'll see that the average rates are somewhere between $200 and $300 per hour depending on what someone is looking for," said Misty Moonlight, an established escort in the Lower Mainland. "When you look at the ads that are being posted by all these visiting women you'll see $40, $60, $80 and that's a significant difference."

Moonlight described the visiting women as "fly-by-night chicks who are in-and-out to make a quick buck."

She warned men looking for cheap sex could be ripped off.

"Just because a girl's cute it doesn't mean anything," she explained. "It's about service."

Online classified website Craigslist is tallying nearly 1,000 advertisements in its erotic services section per day during the Olympics. Before the Games, the same section would list about 200 to 400 ads per day.

Moonlight never relied on the Olympics for a boost in business and instead focused on repeat clientele.

"I'd say that I've been doing great. There's been a lot of outside interest and that's to be expected."

Moonlight thinks once the Games leave town, visiting escorts will leave as well.

"They'll leave and everything will carry on back to the way it was before."





So auf Kosten anderer kann man auch sein Marketing aufziehen ;-)





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Spruch des Tages

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Wer im Verkehr mit Menschen die Manieren einhält, lebt von seinen Zinsen,
wer sich über sie hinwegsetzt, greift sein Kapital an."

(Hugo von Hofmannsthal)

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Nicht immer ist Globalisierung schuld...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die weibliche Perspektive auf den Niedriglohnsektor

...

Familien, die von Arbeitslosenunterstützung leben, erhalten teilweise mehr Geld vom Staat, als ein Geringverdiener am Markt erwirtschaften kann.

...

Das allmähliche Verschwinden der deutschen Hausfrau ist schuld. Seit 1960 ist die Zahl der weiblichen Berufstätigen um sieben Millionen gestiegen. Das ist ungefähr so, als sei die Bevölkerung Hessens zusätzlich in den deutschen Arbeitsmarkt integriert worden. Das wurde wenig registriert, da es sich in der Arbeitslosenstatistik kaum niederschlug, weil die Frauen vorher keine registrierungspflichtigen Jobs hatten. Das Frauenwunder am Arbeitsmarkt wurde schlichtweg übersehen. Tatsächlich erlebte Deutschland eine gesellschaftliche Modernisierung im Zeitraffer.

...

Der Arbeitsmarkt ist geteilt nach Geschlechtern. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind größer als die zwischen Ost und West. Zwei von drei Niedriglohnstellen sind Frauenjobs. Im Schnitt verdienen Frauen 23 Prozent weniger.

...

Wer mit einem gut verdienenden Partner zusammenlebt, hat in der Regel keinen Anspruch auf Hartz IV. Er oder sie lebt in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft, in der die Partner füreinander einstehen müssen, bevor der Sozialstaat zahlt. So erklären sich viele extrem niedrige Fraueneinkommen: Die verheiratete Friseurin beispielsweise arbeitet oft auch deswegen für wenig Geld, weil die Alternative Hartz IV für sie schlicht nicht besteht. Entweder Billigjob oder Finanzierung durch den Ehemann sind ihre Alternativen.

...

Auf Dauer werden Frauen sich nicht damit zufrieden geben, erst die besseren Noten und später die kleineren Gehälter zu haben.

...

http://www.zeit.de/2010/10/Niedriglohnsektor?page=all





Das Modell Sexwork eröffnet hier ganz neue jedoch in dem Artikel nicht beschriebene Perspektiven.





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Makroökonomie von Geld- und Sexbiz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Griechische Sexualpraktik = Analverkehr

in Anlehnung an die kulturell akzeptierte Knabenliebe in der rel. kurzen Zeitspanne der klassischen Antike:
de.wikipedia.org/wiki/Sexualpraktik





Griechische Finanzpraktiken

1.) Einbeziehung der legalisierten und/oder illegalen(?) Prostitution und Schattenwirtschaft in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zur Bestimmung des Bruttosozialproduktes
(„Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen ESVG 1995“) und

2.) Zweifelhafte Finanzgeschäfte des internationalen Kasinokaptialismus der Wallstreet Banker i.V.m. betrügerischer Buchführung von Griechenland gegenüber der EU.



zu 1.)

Schattenwirtschaft in Griechenland 2008 beziffert man sie auf zirka 25 Prozent des BIPs = 65 Milliarden Euro pro Jahr, und die Steuerhinterziehung erreicht die stattliche Summe von etwa 20 Milliarden Euro.
Schmiergeldzahlungen "Fakelakia" betrugen 748 Mio. Euro.
http://derstandard.at/1265851940139/Sch ... iechenland

Griechenland nimmt es mit der Ehrlichkeit wirklich nicht so genau. Hier nur ein Beispiel: Offiziell hat das Land nur ein einziges Mal die Kriterien des Maastricht-Vertrages zur Begrenzung des Haushaltdefizits auf drei Prozent eingehalten. Das war im Jahr 2004. Doch wie sich später herausstellte, erweiterten die Griechen ihr offizielles Bruttosozialprodukt um stolze 25 Prozent. Das gelang auch deshalb, weil sie Schwarzhandel und Prostitution zur Wirtschaftsleistung zählten! Nur so sank die Defizitquote auf 2,9 Prozent.
Der Spiegel, Nr. 50/2009, S. 85 zitiert nach
http://info.kopp-verlag.de/news/in-grie ... r-aus.html

Focus 1997: Niederländische Hochrechnung: Rauschgifthändler, Prostituierte, Glücksspieler und ähnliche erwirtschafteten 1995 einen Exportüberschuß von 1,3 Milliarden Mark und steigerten das holländische Volkseinkommen um 0,8 Prozent.
http://www.focus.de/finanzen/news/stati ... 68652.html

In der Prostitution werden in Italien von der Mafia 70 Mrd $ jährlich umgesetzt.
http://www.welt.de/print-welt/article63 ... union.html

Siehe auch generelle Berechnungsprobleme bei Sozialprodukt und Bruttonationalglück:
viewtopic.php?p=65850#65850 (s.o. posting #145, Seite 8)



zu 2.)

Geschäfte mit Wallstreet z.B. Goldman Sachs Investmentbank.
Mit Hilfe von komplexen Zertifikaten oder Swaps wurden dem Land Kredite gewährt für Einnahmen von Flughäfen und Lotterie in der Zukunft. Diese wurden aber nicht wie Darlehen verbucht. Wallstreet verhalf den Griechen zum Verstecken seiner Schulden die weltweit 300 Milliarden Dollar betrugen.
http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=10100
http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2010 ... che-krise/

Geschäft aus dem Jahr 2001.
Damals schloss die griechische Regierung einen Währungsswap mit Goldman Sachs ab, ein gängiges Finanzderivat, um Zinslasten zu begrenzen. Dieser Swap war allerdings so konstruiert, dass er einem Goldman-Sachs-Kredit an Griechenland von rund einer Mrd. Euro nahe kam. Das Konstrukt stellte jedoch keine Staatsschuld im Sinne des Europäischen Stabilitätspakts dar - ein großer Vorteil für Griechenland, das damals zu kämpfen hatte, um die Kriterien für eine Euro-Einführung zu erfüllen.
Bei dem fraglichen Geschäft zwischen Goldman Sachs und Griechenland handelte es sich um die Verbriefung zukünftiger Zahlungsströme (Problem in die Zukunft schieben. Wette auf die Zukunft). Die Griechen boten Goldman nach Angaben der „New York Times“ die Rechte für künftige Gebühreneinnahmen ihrer Flughäfen und erhielten dafür Bargeld.
Ein Jahr zuvor wurden mit einer anderen Bank die Rechte auf die Einkünfte der staatlichen Lotterien gegen sofortige Zahlungen getauscht. Diese Transaktionen wurden jedoch nicht als Darlehen klassifiziert, sondern als Währungsgeschäfte. Damit mussten die Transaktionen nicht in den staatlichen Bilanzen aufgeführt werden.
Dannach hat Goldman griechische Anleihe-Emissionen im Wert von insgesamt 15 Mrd. Dollar zum Teil federführend begleitet. Unklar ist, inwieweit Goldman explizit Anleihekäufer bei Griechenland-Emissionen über das milliardenschwere Swap-Geschäft mit der Regierung hätte informieren müssen. (Illegaler Insiderhandel?)
Die Provision aus den Anleihegeschäften, die Bloomberg zunächst auf stolze 735 Mio. Euro bezifferte, wurde einige Stunden später jedenfalls korrigiert - auf 24 Mio. Euro.
[mehrer Berichte 19.2.2010]

Bei Devisenswaps, werden Verbindlichkeiten in einer Währung gegen Verbindlichkeiten in einer anderen Währung getauscht. Investoren nutzen solche Transaktionen üblicherweise, um Wechselkurs- und Zinsrisiken abzusichern.

Die strittigen Goldman-Swaps haben dazu beigetragen, Griechenland den Weg zum Euro-Beitritt zu ebnen. 1999 hatte das Land die Kriterien für den Beitritt zur Euro-Zone noch nicht erfüllt. 2001 schafften es die Griechen schließlich. Von 1998 bis 2000 arrangierte Goldman zwölf Währungsswaps für Athen und soll dafür nach Informationen aus Finanzkreisen Gebühren von rund 300 Mio. Dollar kassiert haben. Als die Bank das umstrittene Geschäft in den Jahren 2000 und 2001 vorbereitete, habe sie Rücksprache mit Aufsichtsbehörden der Europäischen Union gehalten, betonte Corrigan. Außerdem sei Goldman bei weitem nicht die einzige Bank, die solche Geschäfte mit Griechenland eingefädelt habe.

Bei dem Swap ging es darum, Schulden im Wert von rund zehn Mrd. Dollar, die in US-Dollar und in Yen denominiert waren, in Euro umzuwandeln. Dabei legte Goldman allerdings Wechselkurse zugrunde, die unter dem tatsächlichen Marktpreis lagen. Auf diese Weise kam die griechische Regierung in den Genuss einer hohen Einmalzahlung, die quasi einem Kredit von Goldman Sachs entsprach. Dieses "Darlehen musste Griechenland erst Jahre später - mit Zins über andere komplexe Tauschgeschäfte - zurückzahlen. Corrigan räumte ein, dass der Swap die griechische Verschuldung um einen "relativ geringen, aber nicht insignifikanten" Betrag gedrückt hat.

Goldman bezifferte den Finanzvorteil, den sich die Griechen durch die Transaktion gesichert haben, auf zwölf Mrd. Euro. Die Devisenswaps hätten das Defizit des Landes 2001 um 0,14 Prozentpunkte verringert. Das Verhältnis von Schulden zur Wirtschaftsleistung sei von 105,3 auf 103,7 Prozent gesunken.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... ng;2535423

Das jetzige Geschäftsmodell der 1848 aus Deutschland ausgewanderten Goldmänner erklärt in einer US-Videodokumentation
by Paul Solman from newshour.pbs.org:
1 http://www.youtube.com/v/uMc6KyM_CrE
2 http://www.youtube.com/v/98NhoCmaMt4




Man sieht das Prostitutionsthema scheint hier wie so oft medial-sensationalistisch überbewertet und gegenüber dem fast undurchschaubaren Finanzmarktthema hintenanzustehen.





Warum die bisherigen EU-Lösungen und ZwangsSparmaßnahmen nicht funktionieren können, wenn die folgende "buchhalterischen Identitäten" berücksichtigt werden:
- Gesamtausgaben müssen langfristig den Gesamteinnahmen gleich sein.
- die gesammten Ersparnisse müssen den gesammten Investitionen in produktives Kapital entsprechen.
- Leistungsbilanz mit dem Ausland plus Budgetdefizit der Regierung plus Sparquote im Privatsektor (Haushalte und Unternehmen) müssen in der Summe Null ergeben.
- ...
"Club Med"-Staaten in der Zwickmühle:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32209/1.html






"Eines der größten Verbrechen des Kapitalismus besteht darin, dass es alle Menschen zu Prostituierten macht, die ihr Leben und ihre Lebenszeit verkaufen müssen, während die Zuhälter, die Kapitalisten, durch Nichtstun besser leben als die arbeitende Bevölkerung und gleichzeitig ihre Lebenszeit für sich haben."
N.N.





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Re: Nicht immer ist Globalisierung schuld...

Beitrag von ehemaliger_User »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:...
Familien, die von Arbeitslosenunterstützung leben, erhalten teilweise mehr Geld vom Staat, als ein Geringverdiener am Markt erwirtschaften kann.
Was dabei komplett übersehen wird: ALG II-Empfänger mussten vorher ihr gesamtes Vermögen aufbrauchen.

"Wenn die Arbeit kein Geld mehr nach Hause bringt..." singt Rainer von Vielen. Da liegt doch das eigentliche Problem.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Mathematik der Beglückung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Viele Sexworker sind Wanderarbeiter


Bild
Kürzeste Route durch die Metropolen


Über das mathematische Optimierungsproblem der Handlungsreisenden

http://de.wikipedia.org/wiki/Problem_de ... sreisenden




Das TSP (travelling salesperson problem [gegenderte Sprache]) der Sexworker ist, daß Pay6kunden ihre Buchung meist nicht langfristig zuverlässig zusagen wollen ;-(

Ameisen-Algorithmus
viewtopic.php?p=81721#81721 (members only)





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Beitrag von Marc of Frankfurt »

off topic / of interest:

Was kostet die Demokratie:

Demokratiepauschale = bedingungsloses Grundeinkommen (bGE)



http://www.neues-deutschland.de/artikel ... litik.html





Komplettes Buch der "Frankfurter Schule":

Bedingungsloses Grundeinkommen: als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft



http://publikationen.ub.uni-frankfurt.d ... 2010/7436/

(Incl. einem Kapitel Comix ;-)





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Glücksforschung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Geld macht nur glücklich,

wenn man mehr hat als andere



London (dpa) - Geld macht nur glücklich, wenn man mehr hat als Freunde, Nachbarn und Kollegen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer neuen Studie der britischen Universitäten Warwick und Cardiff.

Danach trägt vor allem der soziale Status zum persönlichen Glück bei, und zwar im Vergleich mit den direkten Kontakten und Bezugsgruppen. «Es scheint, dass ein Verdienst von einer Million im Jahr nicht genug ist, um jemanden glücklich zu machen, wenn derjenige weiß, dass seine Freunde zwei Millionen verdienen», sagte Studienleiter Chris Boyce am Montag.

Die Ergebnisse könnten auch erklären, warum die Menschen in den vergangenen 40 Jahren nicht glücklicher geworden sind, obwohl sich der Wohlstand insgesamt erhöht hat. Für die Studie, die in der Zeitschrift «Psychological Science» erscheint, wurden über sieben Jahre lang Daten zum Einkommen und zur Zufriedenheit von Befragten in Großbritannien verglichen.

http://www.zeit.de/newsticker/2010/3/22 ... 4294722xml

http://www2.warwick.ac.uk/fac/cross_fac ... 10/psrfbb/
http://wrap.warwick.ac.uk/2554/





Wer sich jedoch ständig vergleicht, hat die besten Chancen unglücklich zu werden und im Hamsterrad am Herzinfarkt zu enden...

Suffizienz, Entschleunigung, Selbstfindung, befriedigte Sexualität, Existenzsicherheit, Natur, Familie ... sind andere Glücksfaktoren.





Mehr Glücksforschung:

viewtopic.php?p=40558#40558

viewtopic.php?p=27818#27818 (SW-only)
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 08.04.2010, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Zahlenmystik

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Was ist eine logarithmische Skala?

Eine Wachstums-Leiter!


Lineare Leiter - arithmetische Skala (Addition):


1 - 2 - 3 - 4 - 5 ... oder
3 - 5 - 7 - 9 ...

Beispiel: Metermaß oder Zollstock
(d.h. unsere räumliche Größenvorstellung)



logarithmische Leiter - geometrische Skala (Multiplikation und Potenzrechnung):

1 - 2 - 4 - 8 - 16 ... oder
4 - 12 - 36 ... oder
1 - 10 - 100 - 1000 ...

Bsp.: Geld oder Zinseszins-Wachstum
(d.h. so wie Kaufleute und Banker professionell Geld verstehen)


Bild

korrigiert-logarithmisch gestückelte Währungseinheiten
(macht einen enorm gespreitzten Wert-Maßstab möglich)


oder Lautstärkeempfinden unseres Gehörs (dezibel)
oder Wachstumsprozesse von Zellen (Krebs)
oder Kettenreaktionen (Atombombe)

D.h. schon unser Zahlensystem ist logarithmisch im Gegensatz zu dem von den Römern.





Sicherheitstipps Geld:
viewtopic.php?t=5319

Faustformel zum Vergleichen von Wachstumswerten:
viewtopic.php?p=66646#66646 (SW-only)

Warum wir ärmer werden, wenn wir Geld 'nur' sicher fest anlegen (linear statt logarithmisch):
viewtopic.php?p=77483#77483 (SW-only)





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.03.2010, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Geld und Geschlecht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ausbeutung
erfolgt nicht primär entlang der Linie männlich/weiblich wie Prostitionsgegner und Feministinnen behaupten (gläserne Decke).

Sondern die sexuellen Unterscheidungen und sexistischen Vermarktung (Porn, Prostitution) sind integraler Bestandteil der ökonomischen Verwertungsverhältnisse und Klassenstrukturen.



So gibt es die modernen "have-it-all" Frauen mit Kindern und Karriere, die das jedoch nur alles haben können, weil sie etwa aus gutem Hause besserer Schichten incl. Bildung kommen und indem sie andere niederstehendere Frauen incl. Migrantinnen für Hilfsarbeiten bezahlen (Supermarktkassiererin, Reinigung, Putzfrau, Kindergärtnerin...) und zusätzlich auch selbst Familienzeit dem Beruf opfern.



Aus dem

Feministischen Manifest fürs 21. Jahrhundert

http://counterfire.org/index.php/featur ... -manifesto
http://counterfire.org/index.php/featur ... -manifesto (videos)
(Lindsey German und Nina Power)


Enough middle-class feminism
Metropolitan feminists, obsessed with the politics of strip clubs and lads' mags, are failing to see the wider picture

http://www.guardian.co.uk/commentisfree ... m-politics
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 03.04.2010, 02:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Ökonomie als Basis von Freiheit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eine Frage der Einstellung:
Sexarbeit im Fokus von Angebot und Nachfrage


Rezension von Nicola Behrmann zum Buch von


  • Vanessa E. Munro, Marina Della Giusta (Hg.):

    Demanding Sex.
    Critical Reflections on the Regulation of Prostitution.


    Aldershot: Ashgate 2008.
    216 Seiten, ISBN 978-0-7546-7150-3, € 90,00
    http://www.amazon.com/dp/075467150X
Abstract:
Die kontroverse und komplizierte Verbindung, die Sex und Arbeit in der Prostitution eingehen, wird in diesem Band aus ökonomischer, juridischer, soziologischer und geschlechtertheoretischer Perspektive untersucht. Dabei werden aktuelle Debatten und Gesetzesvorlagen – vor allem aus Großbritannien, Frankreich und Schweden – und jüngste Bestrebungen im Zuge der New-Labour-Politik, Prostitution und Sexarbeit auf restriktive Weise zu regulieren, kritisch reflektiert. Im Mittelpunkt der Beiträge steht der ökonomische Nexus von Angebot und Nachfrage, um den herum sich die Problematik der Prostitution als einer besonderen Form der Arbeit entfaltet. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Bandes ermöglicht es, die ökonomischen Bedingungen und regulativen Praktiken in Bezug auf Sexarbeit jenseits moralischer und ideologischer Debatten zu untersuchen.





Die Frage, ob wir uns Prostitution überhaupt anders denn als eine Form der Ausbeutung vorstellen können, wird aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich beantwortet: Engagierte Feministinnen, für die Prostitution der Gipfel patriarchaler Verhältnisse und eine „organisierte Form von Sklaverei“ ist, stimmen in der Beantwortung dieser Frage mit konservativen Abolitionisten überein, die Prostitution als Verstoß gegen die öffentliche Moral vollständig unterbinden wollen.

Selbständig tätige Sexarbeiterinnen, die auf wirtschaftlicher Unabhängigkeit bestehen, werden auf diese Frage selbstverständlich anders reagieren als Frauen, die zum Handel mit Sex gezwungen wurden. Eine Frau, die ihr Geld mit sexuellen Dienstleistungen verdient, wird in der Öffentlichkeit entweder als Opfer oder als Profiteurin wahrgenommen, als eigenständige Unternehmerin, die an der Sexindustrie verdient, oder als ausgebeutete Frau, über deren Körper männliche Sexualphantasien verhandelt werden.

Wie bei keinem anderen Beruf spielt in Bereich der Sexarbeit die ideologische Perspektive, die Konditionierung der Konsumenten, aber auch die individuelle Einstellung und Erfahrung der beteiligten Frauen eine entscheidende Rolle.

Der von Vanessa Munro und Marina Della Giusta herausgegebene Band Demanding Sex: Critical Reflections on the Regulation of Prostitution bietet einen umfangreichen und systematischen Einblick in die Antagonismen und das Konfliktpotential, welches die Debatten um Prostitution und die Versuche der politischen Regulierung bergen.

Sie reichen von Versuchen der Legalisierung der Sexindustrie, Entkriminalisierung der Sexarbeit, über langfristige Maßnahmen zur Abschaffung der Prostitution, z. B. die Förderung ausstiegswilliger Frauen oder die Kriminalisierung des Kaufes von Sex.

In die Probleme der Regulierung und Reglementierung von Prostitution spielen Fragen der Geschlechterdifferenz, staatlicher Protektionismus, Sexualpolitik, Moralvorstellungen und soziale Ungleichheit eine Rolle, dabei oftmals, so die Herausgeberinnen, „fusing and/or clashing with one another in complex, unpredictable and controversial ways.“ (S. 1).


Durch die multiperspektivische Ausrichtung des Buches und mehr noch durch den sachlichen Fokus auf Prostitution als ökonomisches Phänomen, das sich durch den Nexus von Angebot und Nachfrage darstellen lässt, gelingt es sowohl den Herausgeberinnen bei der Konzeption des Bandes als auch den einzelnen Beiträger/-innen, den Widersprüchen zu entkommen, die die gegenwärtigen Positionen zum Thema Prostitution häufig beinhalten.

Aus soziologischer (Sanders und Campbell; Scuolar und O’Neill; Munro und Della Giusta), anthropologischer (Day), juridischer (FitzGerald), ökonomischer (Della Giusta; Collins und Judge; Munro), moralphilosophischer (Archard) und geschlechtertheoretischer Perspektive (Allwood; Coy) wird nach Möglichkeiten und Wegen gesucht, auf die regulativen Maßnahmen des Staates und die dahinter stehenden ideologischen Muster zu reagieren. Ob Frauen, die Geld mit Sex verdienen, als ausgebeutete ‚Prostituierte‘ betrachtet werden oder als ‚Arbeiterinnen‘, die ihren Sex verkaufen wie eine Ware: Der Handel mit Sex und dem weiblichen Körper, so die Ausgangsüberlegung der Herausgeberinnen, ist grundsätzlich nach dem kapitalistischen Modell von Angebot und Nachfrage strukturiert.

Das Ergebnis ist eine überraschend unvoreingenommene Ausrichtung, die Widersprüche und Aporien nebeneinander bestehen lässt und auf diese Weise zu einer Thematisierung der Prostitution einlädt, die sowohl der moralischen Stigmatisierung als auch einseitigen Opfer- und Tätermustern widersteht.





Kritik am abolitionistischen Modell

Fast alle Beiträge nehmen kritisch zu einer abolitionistischen Perspektive Stellung, die, ausgehend von der Annahme, Prostitution untergrabe die Würde und den sozialen Status von Frauen, auf die Abschaffung der Prostitution, auf Maßnahmen, den Prostituierten den Ausstieg zu erleichtern, oder auf Kriminalisierung der Klienten zielt.

Abolitionismus geht fast immer mit einer negativen Einstellung zum Thema Immigration einher und festigt den Opferstatus der betreffenden Frauen eher, als dass ihre Position gesellschaftlich und politisch bestärkt werden würde.

Das anti-abolitionistische Modell versteht Prostituierte als Arbeiterinnen, deren Recht auf Selbstbestimmung gewahrt werden muss und die vor Ausbeutung zu schützen sind. Entsprechend wird in den einzelnen Beiträgen des Bandes versucht, die Vorteile, Frauen als eigenständige Verkäuferinnen von Sex zu promovieren, gegen die Risiken und Nachteile abzuwägen (wie Veräußerung der eigenen Sexualität, die Schaffung von illegalen Bereichen, in denen Ausbeutung stattfindet, und den Verlust von Möglichkeiten, den Frauen zum Ausstieg aus der Prostitution zu verhelfen). Das Ergebnis ist eine umfangreiche, vorsichtig ausbalancierte Auseinandersetzung mit soziologischen, psychoanalytischen und anthropologischen Faktoren, die im Zusammenhang mit Prostitution eine Rolle spielen.

Ein großer Teil der Beiträge (Scuolar und Neill; Phoenix; Day; FitzGerald; Sanders und Campbell) konzentriert sich auf die regulativen Praktiken in Großbritannien seit den 1990er Jahren, die im Zeichen einer regressiven Wende der New-Labour-Bewegung stehen. So untersuchen etwa Jane Scuolar und Maggie O’Neill jüngere Bemühungen, das System von Angebot und Nachfrage, nach dem sich Prostitution ausrichtet, gesetzlich zu unterbinden. Diese Bemühungen stehen in einer problematischen Nähe zu staatlicher Steuerung und Bevormundung, denn, wie Scuolar und Neill betonen, „only those who responsibly exit, who fit dominant forms of citizenship and resume normal lifestyles and relationships are socially included, leaving those outside increasingly marginalized“ (S. 13).

Reintegrierungsmaßnahmen, Restriktionen und Kriminalisierung der (meistens männlichen) Kunden dienen nur vorgeblich dem Schutz der betreffenden Frauen. Solche Eingriffe und Unterbindungen von Angebot und Nachfrage, so warnen die Autorinnen, verstärken Marginalisierung und Kriminalisierung von Sexarbeiterinnen und gehen von einer eindeutigen Opferrolle der Frauen und der Notwendigkeit aus, diese in die bürgerliche Gesellschaft zu reintegrieren. Dahinter steht häufig die Auffassung, dass Prostitution ein Sinnbild sexueller Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen und eine Form von sexueller Sklaverei sei. Dabei wird häufig nicht zwischen Prostitution und Frauenhandel unterschieden, und auch die Frage, ob Frauen Sexarbeit frei wählen, wird irrelevant, wenn Prostitution grundsätzlich kriminalisiert wird.

Die Verbindung, die Sexualität und Ökonomie in der Prostitution eingehen, wird nicht zuletzt in der fragwürdigen Unterteilung zwischen einer ‚guten‘ Sexualität, verstanden als legitimes, privates Begehren, und einer ‚schlechten‘ Sexualität, verstanden als ökonomische Transaktion, reflektiert.

Als Weg aus dem diskursiven Dilemma der Prostitutionsdebatten schlagen Scuolar und Neill eine „Politik der Inklusion“ vor, die auf Rechten, Anerkennung und Neuverteilung basiert („rights, recognition, redistribution“, S. 23) und die sich zunächst in einer kritischen Revision der Rhetorik und der Bilder des hegemonialen Diskurses manifestiert, durch die der Opferstatus sich prostituierender Frauen immer wieder neu fortgeschrieben wird. Ohne konkrete Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen belegen sie diese Strategien mit dem etwas unscharfen Begriff „de-‚Othering‘“ (S. 25).





Sexarbeit: Arbeit oder Ausbeutung?

Die Anthropologin Sophie Day untersucht in einem informativen Aufsatz die britische Regulierungspolitik seit den 1950er Jahren, in denen der so genannte Wolfenden Report aus dem Jahr 1957 ambivalente Richtlinien statuierte, die Prostitution als ein ‚öffentliches Ärgernis‘ restriktiv behandelte, während Homosexualität als private Angelegenheit angesehen und erstaunlicherweise toleriert wurde. Day kritisiert die strikte Unterteilung, die sich im britischen Diskurs zwischen öffentlichem und privatem Bereich auftut und Sexarbeiterinnen, aber auch Aktivistinnen legal unsichtbar und mundtot zu machen versucht: Prostitution wird toleriert, solange sie stigmatisiert bleibt und hinter verschlossenen Türen stattfindet, und sie wird bekämpft, sobald sie öffentlich sichtbar ist.

Die Beiträge von Vanessa Munro und Sharron FitzGerald weiten diese Debatte auf einen internationalen Kontext aus und konzentrieren sich auf den Begriff der Ausbeutung im Hinblick auf Sexhandel, Sexarbeit und andere Arbeit, der in Bezug auf Migrant/-innen auf unterschiedliche Weise verwendet wird. Munro kritisiert den Mangel an theoretischer Klarheit im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen Sexarbeit und gewöhnlichen Formen von Arbeit, wodurch eine Reihe wichtiger Fragen unbeantwortet bleibe (vgl. S. 90). Munro fordert eine genauere Untersuchung des Begriffs der Ausbeutung und seiner Implikationen in Bezug auf Arbeit und Sexarbeit auf einer globalen Ebene. Dabei lässt sie die Frage offen, ob Sexarbeit als besondere Form der Arbeit anders zu behandeln sei als gewöhnliche Arbeit, oder ob sich strukturelle Ähnlichkeiten finden lassen.
FitzGerald analysiert die Reaktionsweisen, mit der die Gesetzgeber auf nationaler und internationaler Ebene auf ‚ungeregelte‘ Migration antworten: Prostitution wird häufig als ein der illegalen Migration inhärentes Problem behandelt, anstatt nach den sozialen und kulturellen Bedingungen zu fragen, die Armut und Ungleichheit konstituieren. Die politischen Maßnahmen zur Regulierung der Sexarbeit illegaler Migrantinnen weist eine deutliche Tendenz auf, die individuelle Entscheidung derjenigen Frauen zu missachten, die Prostitution als Mittel wählen, um sich im Westen bessere Lebensbedingungen zu erarbeiten. Den betreffenden Frauen wird stattdessen eine passive und depersonalisierte Rolle zugewiesen, so dass über ihre individuelle Situation hinweg Politik gemacht werden kann.





Die Perspektive der ‚Klienten‘

In einer ganzen Reihe von Beiträgen wird das Problem der Regulierung von sexuellen Dienstleistungen durch eine Analyse der Partizipation der Klienten entwickelt; hier wird vor allem das schwedische Modell in der Vordergrund gerückt, nach dem nicht der Verkauf, sondern die Bezahlung sexueller Dienstleistungen kriminalisiert wird.

Während sich Marina Della Guista auf die ökonomischen und politischen Implikationen und Konsequenzen einer restriktive Regulierung der Prostitution konzentriert, untersuchen die Ökonomen Alan Collins und Guy Judge das Verhältnis zwischen Klienten und Prostituierten im Zusammenhang mit staatlichen Eingriffen im Zuge der New-Labour-Politik, in denen die soziale Kontrolle verschärft wird. Collins und Judge zufolge kann Prostitution nur mit Einschränkungen in den ökonomischen Nexus von Angebot und Nachfrage überführt werden, weil das Phänomen Prostitution unterschiedliche Märkte (Straßenprostitution, Bordelle und Nachtklubs, Internet, Eskortdienste etc.) mit unterschiedlichen Stigmatisierungen umfasst. Das Maß der Aktivität und Bereitschaft der Konsumenten steht dabei in unmittelbarem Verhältnis zu ‚Kosten‘ wie Reputationsverlust, persönlichem Risiko, finanziellen und gesetzlichen Konsequenzen.

Aus moralphilosophischer Perspektive untersucht auch David Archard das Verhältnis von Klienten und Sexarbeiterinnen und überlegt, inwiefern es moralisch zu rechtfertigen ist (vgl. S. 160), eine Person zugunsten einer anderen Person zu kontrollieren. Dabei betont Archard den Umstand, dass Männer, die sexuelle Dienste von Frauen in Anspruch nehmen, meistens nicht wissen, ob mit diesen Frauen Menschenhandel betrieben wird oder nicht.

Rosie Campbell und Teela Sanders gehen der Frage „Why hate men who pay for sex?“ aus ökonomischer und juridischer Perspektive nach, und zwar im Hinblick auf sich verschärfende Maßnahmen zur Regulierung und Bekämpfung der Prostitution seit den 1990er Jahren in Großbritannien, die die Nachfrage durch „naming and shaming“ der involvierten männlichen Klienten zu unterbinden versuchten und sogenannte „kerb crawler rehabilitation programmes“ einführten.

Einen Kontrapunkt zu diesen anti-abolitionistischen Analysen bildet Madeleine Coy, die im abschließenden Aufsatz des Bandes eindringlich vor einer diskursiven Normalisierung der Sexarbeit im Zuge einer zunehmend kommodifizierten Auffassung von Sexualität in der modernen Gesellschaft warnt. Ebenso wie die vorangegangen Aufsätze fußt auch Coys Argumentation vornehmlich auf persönlichen Narrativen, doch anders als ihre Vorgänger/-innen kommt sie zu dem Schluss, dass gerade die Normalisierung der Prostitution die Degradation und Entpersonalisierung der betreffenden Frauen fördere. Coys Beitrag betont den Aspekt der Gewalt gegenüber Frauen und stellt eine notwendige Ergänzung zu der Kritik am abolitionistischen Modell dar, den die übrigen Beiträge fast durchgehend (berechtigterweise) üben.

Die Tatsache, dass sich sämtliche Aufsätze durchaus nicht gegenseitig widerlegen, sondern eher unterschiedliche und unversöhnliche Aspekte in der Debatte um Prostitution reflektieren, unterstreicht die Vielfalt der Perspektiven zum Thema Prostitution. Der Band, so darf vermutet werden, wird eine wichtige Referenz in der Auseinandersetzung mit dem Thema Sexarbeit darstellen. Dafür birgt nicht nur die Qualität der einzelnen Artikel, sondern auch ein jeweils umfangreiches Literaturverzeichnis im Anhang. Demanding Sex lädt ein zu einer differenzierten und informierten Auseinandersetzung, und es bleibt zu wünschen, dass sich gerade im Anschluss daran weitergehende theoretische Überlegungen eröffnen, welche dem Antagonismus von Sex, Handel und Arbeit nachgehen. Denn in der so genannten ‚Prostitution‘ vermischen sich nicht nur soziale Probleme wie Armut und Ausbeutung mit dem Begehren nach Sex in (vornehmlich männlichen) Sexualphantasien.

Die Frage der Prostitution bleibt immer auch eine Frage der Perspektive: In der Prostitution als einer Form von Arbeit, die dem kapitalistischen Verhältnis von Angebot und Nachfrage unterworfen ist, müssen immer wieder der einzelne Fall und die besonderen Umstände berücksichtigt werden, in denen sich die Verteilung von Opfer- und Täterrollen durchaus unterschiedlich manifestieren kann.

URN urn:nbn:de:0114-qn111040

Nicola Behrmann
New York University, New York
Department of German
E-Mail: nb610 ät nyu.edu
http://www.querelles-net.de/index.php/q ... ew/833/827





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Überlebensprostitution

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zuhälterei des Gaffens - Pimping of peeping


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"It's ten Real to watch yer car... and five to keep an eye on the Missuz."





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26. März

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Equal Pay Day


Der vom Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany erstmals 2008 organisierte Equal Pay Day in Deutschland, hat in diesem Jahr am 26. März statt gefunden.

Das seit Anfang 2009 bestehende nationale Aktionsbündnis, zu dem die Bundesarbeitsgemeinschaft 5
der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Frauenrat (DF) und der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) gehören, möchten auf die immer noch bestehende Ungleichheit im Lohneinkommen zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen.

Deutschlandweit wurden daher am 26. März unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt. Unterstützt wird die Organisation und Durchführung des nationalen Aktionsbündnis auch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Mehr Informationen unter:

www.equalPayday.de





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Wo sitzt das Volksvermögen?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schaubild zur Vermögensverteilung in Deutschland

15 Klassen der Gesellschaft



Über Einkommen und Vermögen im Sexbiz gibt es mangels ausgereifter Branchen-Anerkennung kaum verläßliche Daten, dafür aber über die Gesellschaft als Ganzes. Sexworker bekommen also wertvolle Hinweise, wo die wohlhabende Kundschaft sitzt oder wie sie selbst fürs Alter vorsorgen sollten.

Weiter oben ging es um das Nilphänomen des Geldes (s.o. Postings #163 u. 165, Seite 9), wie es weite Bereiche der Gesellschaft austrocknet und zu Ungleichverteilung führt (Finanzkrise, Weltwirtschaftskrise II) und somit manche in prekären Lebenslagen zur Sexarbeit motiviert ...

Da wurde ein 3D-Schaubild von Dr. Mo gezeigt (Geldmengen-Verteilung und Geldmengen-Wachstum d.h. Finanz-Strömungsgleichung in der Zeit), wovon hier jetzt quasi ein auf empirischen Daten basierender Schnitt eines Jahres -nach Einkunftsklassen sortiert- angehängt ist. Sexarbeiter finden sich z.B. unter Selbstständigen, Gruppe ohne Angabe, Nichterwerbstätigen oder Arbeitslosen ... Betreiber unter Selbstständigen mit wenigen oder mehreren Mitarbeitern ...


Das angehängte Schaubild Vermögensverteilung.jpg basiert auf Zeitungsdaten, über die individuellen Netto-Geld- und Sachvermögen (violett) plus Rentenanwartschaften (pink) von 15 Klassen der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland und deren prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung (2007).





Mehr inkl. zugrundeliegender Zahlen im SW-only: Sexworker und Geld/ und Altersvorsorge:
viewtopic.php?p=78525#78525
viewtopic.php?p=49157#49157
viewtopic.php?p=65975#65975
Zahlenquellen:
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... arden.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 60,00.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6 ... eutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... verteilung

Ästhetik der Vermögensverteilung von 6 Billionen Volksvermögen
referiert von Rentner Lothar Dombrowski aka Georg Schramm
(ZDF “Neues aus der Anstalt” vom 20.11.2007):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=sOgQbx9Ry9s[/youtube]

Verteilung statt nach Berufsgruppen nach Haushalts-Dezilen:
http://gheimraetinsarchive.files.wordpr ... ilung1.gif
http://www.die-soziale-bewegung.de/2009 ... gensabgabe
http://www.sein.de/gesellschaft/zusamme ... armut.html
...
Dateianhänge
Korrektur: es gibt 2012 in D ca. 1 Million Millionäre mit 2 Billionen Vermögen.
Korrektur: es gibt 2012 in D ca. 1 Million Millionäre mit 2 Billionen Vermögen.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 16.09.2012, 19:31, insgesamt 8-mal geändert.

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Zauber der Wertentstehung: Trading Up

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Geheimnis des erfolgreichen Wirtschaftens:
"vom Tellerwäscher zum Millionär" bewahrheitet sich in 1:xxxxx Fällen

Mit 14 Tauschgeschäften in einem Jahr hat es ein Kanadier
vom Eigentum an einer roten Büroklammer bis zum Eigenheim geschafft



Beim Tausch gegen Geld geht man ja immer von einem Gleichgewicht aus. Gleichgewicht des Wertetausches und des Nutzenzuwachs für beide beteiligten Händler (Angebot = Nachfrage, mikro- wie makroökonomisch, gemäß unsichtbarer Hand nach Adam Smith...). Dass dies tatsächlich nicht immer so ist wird besonders deutlich beim Tausch, wo nicht fungibel gestückelt werden kann. Somit entsteht auf einer Seite 'zwangsweise' ein größeres Entgegenkommen und auf der anderen ein umso größerer Mehrwert.

Und wenn dieser Mehrwert jetzt nicht verkonsumiert wird sondern akkumuliert, d.h. wieder in Produktion bzw. Handel eingesetzt wird ist das Grundprinzip des kapitalistischen Tuns realisiert, das Wirtschaften.

Die Tauschkette des Kanadier Kyle MacDonald,
der es zum Haus in Kipling, Kanada brachte und darüber ein Buch geschrieben hat: "Un Trombone Rouge // Die rote Büroklammer":
http://oneredpaperclip.blogspot.com


Bild
Lageplan google map



Ausgleichende Gerechtigkeit oder sollte man besser sagen Ungerechtigkeit liegt natürlich auch hier vor (Des einen Freud ist des anderen Leid). Das Gegenteil von profitable-Kapital-erzeugende Mehrwertakkumulation ist Verlustgeschäft, Übervorteilung, Betrug oder Ausbeutung (Mehrwertbeschneidung) (vgl. Posting #1).

Und vom "trading down" erzählt das Grimmsche Volksmärchen "Hans im Glück":
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_im_Gl%C3%BCck

(Das Märchen erzählt den Fall wenn in der Haushaltstheorie der Ökonomie das Axiom der Transitivität der Präferenzordnung nicht erfüllt ist. Es wird meist als gegeben unterstellt und besagt:
Ist ein Güterbündel (oder eine Dienstleistung) mindestens so erwünscht wie ein zweites a > b, und ist dieses zweite Güterbündel mindestens so erwünscht wie ein drittes b > c, dann ist auch das erste Güterbündel mindestens so erwünscht wie das dritte a > c. D.h. es existiert eine gerichtete Ordnung (a > b > c Transitivität) im Gegensatz zu nicht-transitiv z.B. zirkulär a > b > c > a oder Condorcet-Paradox von 1785. Empirische Untersuchungen haben nämlich tatsächlich ergeben, dass das Transitivitätsaxiom bei manchen Haushalten (d.h. Kunden oder Freiern und auch bei Wahlen in der Politik) überhaupt nicht erfüllt ist! Wirtschafts- und Lebensrealität ist also durchaus komplexer als es die 'einfache' Mathe etwa der Ordnung von reellen Zahlen oder Prädikatenlogik sind. Sonst gäbs ja auch keine unvorhergesehenen Finanz- und Wirtschaftskrisen, oder?
;-)





Genauso ist es bei den Sexworkern: da gibt es auch zwei Gruppen: die "Hans im Glück-Sexworker" und die "Kyle MacDonald-Sexworker". Die einen sind nach einem Sexworker-Leben verarmt und ausgebrannt und gehen in Sozialhilfe, die anderen haben ein Haus oder eine Eigentumswohnung erwirtschaftet und sich quasi hochgeschlafen ;-)

Der Unterschied liegt in Herangehensweise und Identität bezüglich der eigenen Sexarbeit innerhalb von Sexbiz und in Startbedingungen wie Chancen, Teilhabegerechtigkeit, Wissen, Cleverness ... und Glück bei der Umsetzung.





Im größeren Maßstab bei Rotlichtvierteln oder Stadtsoziologie kann diese Unterscheidung auch herausgearbeitet werden. Sie lautet "Trading-down Effekt" oder Verslummung, wenn ganze Stadtteile Verluste machen und ärmer werden oder das Gegenteil ist Gentrifizierung (Gentry = Adel), wenn Spekulanten die Immobilienpreise hochtreiben und reiche Bevölkerungskreise die ärmeren verdrängen.

Bild
Ursache Gentrifizierung nach Trading Down


Da es wie oben angedeutet, mindestens zwei unterscheidbare Sexworker-Gruppen und Sexbiz-Bereiche gibt, ist es eine hegemoniale Diskriminierung das Stigma 'Trading-down Effekt' regelmäßig gegen Anträge zur Sexbizansiedlungen vorzubringen und ordnungsrechtlich auszuschlachten. Den konkreten Fall und Verhältnisse würdigende Einzelgutachten sind unerläßlich. Siehe die Gutachten und Urteile im Thema "Baurecht als Mittel der Prostitutionskontrolle".

Dass hinter solchem Wandel ein 'natürlicher' Wachstumszyklus liegen kann, hat wegen der langen Zeitperioden wohl noch keiner untersucht:
Slum mit preiswerten Mieten zieht Kreative an - neue Projekte machen den Stadtteil interessant - neue Mieterkreise wandern ein - Spekulanten werden aufmerksam - Firmen steigen ein - Stadtteil wird zur schicken Businessadresse - ärmere Mieter ziehen weg bzw. werden verdrängt (entmietet) - nachts ist der Stadtteil tot - Billigläden mieten sich ein - renomierte Firmen ziehen wieder weg - Häuser werden vernachlässigt oder zerfallen ... panta rhei





Siehe auch im SW-only die ausführlich erklärenden Videos zum wirtschaftlichen Kreislaufgeschehen
"Marxistische Krisentheorie":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=49781#49781

Sexwork im Direkttausch = Bartertrade:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1981





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Prostitution in Zahlen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.04.2011, 23:09, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Prostitution in Zahlen

Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:

Quelle:
http://blog.gilly.ws/2010/04/02/infogra ... ostitution

An die 1.7 Millionen Osteuropäerinnen wüssten also angeblich nicht, dass es so etwas wie Prostitution gebe... Für wie blöd halten diese NGO's den Osten wohl?
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Hermann
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Re: Prostitution in Zahlen

Beitrag von Hermann »

An die 1.7 Millionen Osteuropäerinnen wüssten also angeblich nicht, dass es so etwas wie Prostitution gebe... Für wie blöd halten diese NGO's den Osten wohl?

Ist schon über 20 Jahre her:
1987 erschien Vladimir Kunins (geb. 1927) Skandalroman Interdevocka (Intermädchen), die Protagonistin prostituiert sich für Valuten an ausländische Touristen, denn in einer Nacht kann sie mehr verdienen als in einem Monat als Krankenschwester.
1990 gab es eine Umfrage unter russischen Schülerinnen: 60 Prozent gaben an, später als Valuta-Prostituierte arbeiten zu wollen.

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für den historischen Hinweis.
(Leider sind auch die Quellen in der obigen Graphik unlesbar.)

Hier gibts den Film Internetgirl im Original:
viewtopic.php?p=54436#54436