offenburg
Im Rotlicht schimmern die leichten Mädchen
OT-Serie »Offenburg bei Nacht« (8): Sex gegen Geld gibt es in der »Villa del Amor« / Viele Franzosen
Man sagt, es sei das älteste Gewerbe der Welt. Und es boomt kräftig: Jede Nacht bieten sechs bis sieben Frauen in der »Villa del Amor« im Industriegebiet West ihre Liebesdienste an. Die meisten »Kunden« bleiben nur 15 Minuten im Bordell – wohl auch wegen des Geldes.
Offenburg. Verfehlen kann man die »Villa del Amor« kaum. Grell leuchtet die Hausnummer 22 in Form eines Herzens an der Hausfassade, daneben ein riesiges Plakat, das eine Frau in aufreizenden Dessous zeigt Das ist er also: der Ort der Versuchung, an dem Männer jeglichen Alters jeden Abend ein- und ausgehen, als spazierten sie mal eben in die Kneipe um die Ecke.
Cola aufs Haus
»Kommt doch rein und macht’s euch bequem«, sagt Elke, eine gemütliche Dame mittleren Alters, als sie durchs Guckloch der Haustür späht. Schließlich will man ja wissen, wer da vor der Tür steht. Durch einen kleinen, rot erleuchteten Flur führt sie die Besucher in den Hauptsaal, in dem mehrere Prostituierte bereits warten. »Wollt ihr was trinken? Geht aufs Haus.«
So ergeht es jedem, der das Bordell im Industriegebiet West betritt. Früher kannte man es unter dem Namen »Chalet Noblesse«, seit der Besitzer wechselte und das Etablissement im Juni renoviert wurde, hört es auf den verführerischen Namen »Villa del Amor«.
Die Damen warten schon
Es ist 22 Uhr. Noch ist nicht viel los – tote Hose im Bordell. Drei Damen in Strapsen, Tangas und knappen BHs vertreiben sich die Zeit, indem sie sich auf dem roten Ikea-Sofa mit Sekt zuprosten und kichern. Nach ein paar Minuten betritt schließlich der erste Freier die »Villa«: ein etwa 40 Jahre alter, gepflegter Herr im Hemd. Der Kleidung nach zu urteilen kommt er direkt aus dem Büro.
Welche Dame soll’s denn sein? Die kleine, zierliche Blondine? Die junge Frau mit den schwarzen Haaren? Oder doch eine ganz andere? Wie Einkaufsware präsentieren sich die Prostituierten, die in der »Villa« in einer Art Bordell-WG leben. Der Herr kann sich noch nicht so recht entscheiden
Erst mal an die Bar und was trinken! »Wir haben aber nur Cola oder Wasser«, sagt Elke, denn eine Ausschank-Konzession besitzt das Bordell nicht. Der Kunde entscheidet sich für die Cola und studiert die Preisliste, die es sowohl auf Deutsch als auchauf Französisch gibt – schließlich kommen die meisten Kunden aus dem Nachbarland, in dem Prostitution illegal ist.
Ein paar Minuten später ist alles vorbei. Mit hochrotem Kopf kommt der Mann die Treppe mit seiner Begleitung wieder runter. 15 Minuten Sex bekommt man für 50 Euro, längere Zeiten oder andere Sonderwünsche kosten extra.
Überall brennen Kerzen
»Bon soir, Monsieur.« Soeben hat ein Franzose das Lokal betreten, den Elke in seiner Landessprache begrüßt. Auch er trinkt zunächst eine Cola, widmet sich der Preisliste aber erst gar nicht. Offenbar gehört er zu den Stammkunden, die ihre Wahl ohnehin schon getroffen haben. Sogleich schmiegt sich eine Dame an seine Seite und geleitet den Freier in ihr Zimmer, in dem ein 1,60 mal zwei Meter großes Bett auf ihn wartet. Überall brennen Duftkerzen und werfen ihre Schatten auf die rot-gelben Wände. Eine gläserne Duschkabine gehört ebenfalls zum Inventar – so mancher will sich hinterher schnell vom schlechten Gewissen reinwaschen.
Lesen Sie nächsten Dienstag: Die frittierte Wartezeit – wie sich Nachtschwärmer in den Offenburger Fast-Food-Tempeln die Zeit vertreiben.
Zielgruppe: Alle und doch niemand (wer gibt schon gerne zu, ins Bordell zu gehen!); bei so manchem Freier funkelt der Ehering im Rotlicht; vom Alter her gemischtes Publikum, hauptsächlich aber Männer mit genügend Bargeld.
Styling: »Kunden«, die direkt von der Arbeit kommen, tragen meistens noch ihre Büroklamotten, andere Gäste bevorzugen den legeren Kapuzenpulli-Look.
Musik: Radio, manchmal stark rauschend – dann legen die Damen eigene CDs auf.
Bedienung: Elke, die gute Seele des Lokals, nimmt mit ihrer mütterlichen Art jedem nervösen Kunden die Angst.
Bierpreis (0,3l, Pils): Kein Getränkeverkauf – zur Begrüßung gibt’s eine Cola aufs Haus.
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