LokalNachrichten: ZÜRICH

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Hamster
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Hamster »

PROSTITUIERTE PRAESENTIEREN IHRE EIGENEN MODEKOLLEKTIONEN
FRAUEN WIE DU UND ICH

Von Katja Baigger / 30.04.2016 07:00 Uhr

Dass Prostituierte mehr koennen als Sexarbeit, scheint logisch zu sein. Doch gezeigt wird das kaum. Eine Modenschau in Zuerich hat Klischees ueber das Rotlichtmilieu infrage gestellt.

Weiterlesen auf:

www.nzz.ch/zuerich/prostituierte-praese ... h-ld.17168

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SwissCat
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Beitrag von SwissCat »

mich beeindrucken zwei Dinge an diesem Artikel in der NZZ:
einerseits zeigen die Sexworkerinnen sehr ansprechende Mode, und andererseits scheint erfreulicherweise mal ein positives Licht auf's Rotlichtmilieu - leider geschieht dies nicht allzu häufige in unserer Schweizer Presse-Landschaft

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Beitrag von ehemaliger_User »

24.04.2016
Besser als Zuhälter
SP-Frau fordert Staats-Puff in Zürich
Ein städtisches Bordell würde die Arbeitsbedingungen von Prostituierten verbessern. Davon ist SP-Gemeinderätin Christine Seiler überzeugt.

Zürich ist für Prostituierte zu einem harten Pflaster geworden. Die Stadt vertreibt sie aus den Quartieren mit mehr als 50 Prozent Wohnanteil. Deshalb bestehe die Gefahr, dass sie sich in die Fänge von Zuhältern begeben müssen, sagt SP-Gemeinderätin Christine Seiler zur «Schweiz am Sonntag».
xxxxxxx hat deshalb diese Woche eine Motion eingereicht. Titel: «Der Stadtrat wird beauftragt, eine Liegenschaft für ein städtisches Bordell zur Verfügung zu stellen.»
Im Kollektiv geführt
Ein solches würde die Arbeitsbedingungen substanziell verbessern. Das Bordell könnte «von den Sexarbeiterinnen selbstverwaltet und im Kollektiv geführt werden», meint xxxxxxx.
Die Bürgerlichen können allerdings nichts mit der Idee eines Staats-Puffs anfangen. «Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, mit Steuergeldern ein Puff zu betreiben», sagt SVP-Fraktionschef Martin Götzl zur «Schweiz am Sonntag».
Seiler kontert: «Die Stadt macht sich mit der Methadonabgabe auch nicht zum Dealer.»
Auch in der Fraktion umstritten
Trotzdem war ihre Idee auch in der SP-Fraktion umstritten. Es ging um die Frage, ob man gleichzeitig gegen die Prostitution und für ein städtisches Bordell sein kann. Seidlers Fazit: «Ich bin gegen Prostitution, aber diese ist eine zu akzeptierende Realität.»
Ob das Stadt-Puff auch Realität wird, entscheidet zunächst der Zürcher Gemeinderat.

http://www.blick.ch/news/schweiz/zueric ... 53963.html

Kommentar von Andi Stutz

Hat Zürich ausgelacht? In den Bankenburgen ist die Stimmung mies und aus den Nobelherbergen werden die Gäste reihenweise in Handschellen abgeführt. Halb so schlimm. Christine Seiler, SP-Gemeinderätin, rettet Zürich aus der Depression. Die Genossin will ein städtisches Bordell. Die Huren sicher nicht, die Freier noch viel weniger. Aber das verordnete Puff soll die Arbeitsbedingungen der Prostituierten «selbstverwaltet und im Kollektiv» nachhaltig verbessern. Das Volk darf auch an Lust, Laster und horizontal gute Laune denken. Die vergrämten Stadtväter und -mütter geben die städtische Puffmutter. Der oberste Polizist motiviert seine Mannen mit Nahkampf-Training. Gesundheit und Umwelt verteilt subventionierte Pariser mit Stadtwappen und Tirggel-Geschmack. Tabufreie Feldarbeit in Sachen Syphilis, Gonorrhö und HIV bleibt Puffmutter-Chefsache. Der Vorsteher des Sozialdepartements beweist an der Kasse des Stadtpuffs einnehmendes Wesen. Schöne Bordell-Landschaft, aber nur im feuchten Traum. Die Stadt Zürich wird nicht zum Freudenhaus. Auch der schwer «subventionierte» Strichplatz in Altstetten ist keine heisse Meile. Wen wunderts.

http://www.blickamabend.ch/kolumnen/vie ... 95087.html
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fraences
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von fraences »

Soll die Langstrasse ein offizieller Strich werden?
In Zürich gilt seit zweieinhalb Jahren ein neues Prostitutionsgesetz. Die Linke hält die Regeln für zu streng und will sie lockern.

Prostituierte an der Langstrasse: Obwohl verboten, ist dies seit Jahrzehnten ein alltägliches Bild.Verboten wurde die Prostitution im Jahr 2013. Damals trat die Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO) in Kraft.Weitere Folge der Verordnung war, dass der Strassenstrich an der Sihl durch die Stadt geräumt und auf den Strichplatz in Altstetten verlegt wurde. Zudem dürfen Frauen im Niederdorf nur noch von 22 bis 2 Uhr anschaffen.An beiden Orten müssen Prostituierte für ihre Arbeit jeden Abend ein Ticket für fünf Franken lösen.


An der Langstrasse herrscht eine Daueranarchie: Immer wieder sind Prostituierte auf der Suche nach Freiern zu sehen. Eigentlich ist das verboten. Doch es gehört zum Alltag im Kreis 4 – seit unzähligen Jahren – trotz regelmässiger Polizeikontrollen.


Nun möchte die SP die Rotlichtregeln der Wirklichkeit anpassen und Teile der Langstrasse sowie einige Seitenstrassen zur legalen Strichzone erklären. «Die jetzige Situation macht wenig Sinn», sagt SP-Gemeinderätin Simone Brander, die das Postulat mit ihrer Parteikollegin Marianne Aubert eingereicht hat. «Die Langstrasse ist ein traditionelles Rotlichtviertel.»

Linke halten Verordnung für zu restriktiv

Die Forderung ist ein Teil der Debatte über die Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO). Diese Verordnung trat 2013 in Kraft und regelt das Rotlichtmilieu von Salonbewilligungen bis zum Strassenstrich.

Dank den neuen Massnahmen habe Zürich an Anziehungskraft für «Prostituierte aus EU-Oststaaten und für Freier aus einem weiten geografischen Umkreis» eingebüsst, schreibt der Stadtrat in seinem Fazit. Das bestätigt die Statistik: Seit 2013 nimmt die Anzahl der zugereisten Prostituierten ab.

Weniger Sexsalons

Das Milieu habe sich auf einem «stadt- und quartierverträglichen Niveau» eingepegelt, findet der Stadtrat. Dies vor allem im Niederdorf und am Sihlquai. Den Strassenstrich an der Sihl hat die Stadt geräumt und auf den Strichplatz in Altstetten verlegt. Im Niederdorf dürfen die Frauen nur noch von 22 bis 2 Uhr anschaffen. An beiden Orten müssen sie für ihre Arbeit jeden Abend ein Ticket für fünf Franken lösen.

Strenger gemacht hat der Stadtrat auch die Genehmigungen für Sexsalons. Neu brauchen diese zwei Bewilligungen: eine für die Prostitution und eine Baubewilligung. Eine solche erhalten Bordelle nur in Stadtteilen, in denen der Wohnanteil unter 50 Prozent liegt.

Mehr Polizeikontrollen

Weil dies in den Rotlichtgegenden von Niederdorfs und Kreis 4 fast nirgends zutrifft, gelten dort fast alle Bordelle als illegal – ausser sie haben vor 1999 eröffnet. Die Praxis wirkt. Seit 2008 hat sich die Anzahl der Stadtzürcher Sexsalons mehr als halbiert, von 302 auf 138 Ende 2015.

Aus Sicht der Kritikerinnen leiden vor allem die Prostituierten unter den neuen Regeln. Seit der Schliessung des Sihlquais setze die Polizei im Langstrassenquartier Prostituierten mit Kontrollen, Wegweisungen, Bussen und Bewilligungsentzügen zu.

Prostituierte weniger geschützt

Weil die Frauen nicht mehr im öffentlichen Raum arbeiten dürfen, müssten sie sich ständig vor der Polizei fürchten. Durch diese «Kriminalisierung» bleibe ihnen weniger Zeit, um mit Freiern zu verhandeln. Dies erschwere es, Gefahren einzuschätzen. Die gezielte Schliessung von Salons im Kreis 4 verschlimmere die Situation.

Laut den Kritikern erreicht der behördliche Druck das Gegenteil davon, was die PGVO ursprünglich anstrebte: den besseren Schutz der Frauen.

http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/15395265
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von SwissCat »

Zürich

Bordelle bleiben Privatsache

In Zürich wird es kein städtisches Puff geben. Das Stadtparlament hat einen Vorstoss der SP abgelehnt.

Martin Huber

Mit 66 zu 54 Stimmen schickte der Gemeinderat gestern Abend das Postulat von SP-Gemeinderätin Christine xxxxxxx bachab. Sie hatte verlangt, dass die Stadt Zürich Sexarbeiterinnen eine Liegenschaft zur Verfügung stellen soll, in der sie selbst ein Bordell betreiben können. Dieses sollte optimalerweise von den Sexarbeiterinnen selbst verwaltet und im Kollektiv geführt werden.

«Prostitution ist in der Schweiz ein legales Gewerbe mit der entsprechenden Nachfrage», sagte xxxxxxx. Polizeiliche Kontrollen und Verbote genügten nicht, um Prostituierte vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Nötig seien vielmehr gute Arbeitsbedingungen, legale Migrationsmöglichkeiten sowie die Förderung von Selbstständigkeit und Selbstorganisation. xxxxxxx betonte, es gehe ihr keineswegs um Kuschelpolitik, wie ihr schon vorgehalten wurde. Und die Stadt werde bei Erfüllung ihres Postulats auch nicht zur Zuhälterin. Vielmehr würde sie einen «mutigen und weitsichtigen Beitrag» zur Lösung eines Problems leisten, ähnlich wie damals bei der Auflösung der offenen Drogenszene am Platzspitz und am Letten.

«Keine Aufgabe der Stadt»

Wenig Sympathie für den SP-Vorstoss zeigten die Bürgerlichen. «Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, das Prostitutionsgewerbe mit Steuergeldern zu fördern», sagte Roberto Bertozzi (SVP). Parteikollege Derek Richter schob nach: «Sollen die Damen, die dort anschaffen, gleich auch noch in eine städtische Lohnklasse aufgenommen werden?»

Alexander Brunner (FDP) warnte davor, ein neues staatliches Angebot zu schaffen, und Andreas Egli (FDP) nannte das Postulat eine «intellektuelle Totgeburt». Auch bei den Grünliberalen überwog das Unverständnis. Es sei keine Aufgabe der Stadt Zürich, ein Staatsbordell zur Verfügung zu stellen, sagte Guido Trevisan. Um die Situation von Prostituierten zu verbessern, brauche es eher Anpassungen bei den städtischen Vorschriften für Kleinstsalons. Auch die Grünen hielten Verbesserungen bei den Regeln für Kleinstsalons für sinnvoller. Für einmal politisierten sie nicht auf SP-Linie: Eine Mehrheit der Grünen lehnte Seidlers Vorstoss ab. Nur eine kleine Gruppe von Prostituierten würde profitieren, das Ziel, alle Prostituierten in Zürich besserzustellen, werde nicht erreicht, gab Sprecher Markus Knauss zu bedenken.

Stadtrat Raphael Golta (SP) wäre bereit gewesen, das Postulat zur Prüfung entgegenzunehmen. «Das Bereitstellen einer Liegenschaft kann ein Puzzlestein in der städtischen Prostitutionspolitik sein.» In seiner bereits früher veröffentlichten Stellungnahme zu dem Vorstoss hatte der Stadtrat allerdings auch Skepsis durchblicken lassen. Die Schaffung einer solchen Einrichtung habe «einen namhaften Einfluss auf das Prostitutionsgewerbe». Je nach Ausgestaltung könne es zu einer Verdrängung von privaten Bordellen führen, und je nach Betreiber würde die Stadt private Unternehmen direkt konkurrenzieren oder einzelne Involvierte bevorzugen. Es sei zudem fraglich, ob die Schaffung eines städtischen Bordells der richtige Lösungsansatz sei, um den Menschenhandel im Sexgewerbe einzudämmen und Zwang, Ausbeutung und Gewalt zu reduzieren.

(C) Tagesanzeiger. Alle Rechte vorbehalten.

TagesAnzeiger vom 10.11.2016

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Hamster
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Hamster »

Zuericher Gemeinderat
EINE NEUE CHANCE FUER DIE DISKRETE PROSTITUTION
Von Brigitte Huerlimann / 30.11.2016, 22.45 Uhr

Es ist nie der erklaerte Wille Zuerichs gewesen, die diskrete, selbstbestimmte Prostitution aus der Stadt zu verbannen - doch genau dies waere beinahe geschehen. Nun beschliesst das Parlament einen Kompromiss zugunsten der Kleinstsalons.

Viel ist in den vergangenen Jahren passiert und noch viel mehr geredet und geschrieben worden, was den (richtigen?) Umgang mit Prostitution in der Stadt Zuerich betrifft. Die Phasen liberaler Auffassungen wechseln sich fast nahtlos mit solchen von abolitionistischen Gepraege ab. Letzteres bedeutet, dass Verbote und Restriktionen im Vordergrund stehen, gepaart mit der Auffassung, das seit 1942 schweizweit legale Gewerbe muesse unter allen Umstaenden eingedaemmt oder wenigstens an den Rand der Staedte verdraengt werden, in Industriezonen oder auf dem Brachland.

UNERWUENSCHTER NEBENEFFEKT

In Zuerich ist 2013 die Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO) vollstaendig in Kraft getreten, im August des gleichen Jahres wurde der Strichplatz in Altstetten eroeffnet und der bisherige Strassenstrich im Sihlquai geschlossen. Das neue Prostitutionsregime bringt viele zusaetzliche Auflagen und Regeln, soll aber auch den Schutz der Prostituierten bezwecken - und den Gewerbecharakter ihrer legalen Taetigkeit betonen; deshalb auch der umstaendliche Name des kommunalen Regelwerks. Ein unerwuenschter Nebeneffekt des neuen Regimes ist jedoch, dass die Kleinstsalons in ihrer Exiszenz bedroht werden und viele schon verschwunden sind; also ausgerechnet jene diskreten und stillen Betriebe, in denen die Frauen selbstbestimmt arbeiten koennen.

Diesen Kollateralschaden will der Gemeinderat nun beheben. Bereits im August dieses Jahres hat er beschlossen, dass erstens die Ticket-Gebuehren fuer den Strassenstrich wieder abgeschafft werden sollen - und zweitens der Begriff der Kleinstsalons etwas grosszuegiger definiert wird. Ein Kleinstsalon braucht naemlich keine Betriebsbewilligung, und davon duerfen neu jene Frauen (oder Maenner) profitieren, die hoechstens zu zweit in hoechstens zwei Raeumen arbeiten.

KEINE BAUBEWILLIGUNG IN WOHNZONEN

Ein bisher noch ungeloestes Problem stellt jedoch die nach wie vor notwendige Baubewilligung dar. Dies wird gemaess heutiger Gesetzeslage nicht erteilt, wenn sich der Kleinstsalon in einer Zone mit mindestens 50 Prozent Wohnanteil befindet. Eine Mehrheit des staedtischen Parlaments will dies aendern und hat sich auf einen Kompromissvorschlag einigen koennen. Die Bau- und Zonenordnung (BZO) soll dahingehend geaendert werden, dass wenigstens die stadtraetlich definierten Kleinstsalons auch in Wohnzonen zugelassen werden.

Am spaeten Mittwochabend bejaht der Gemeinderat diese Loesung deutlich, einzig die SVP enthaelt sich der Stimme - ohne ihre Haltung zu begruenden. Niklaus Scherr (al.) stellt zunaechst seinen (chancenlosen) Hauptantrag vor, der die komplette Streichung der Regel fuers Sexgewerbe in der BZO verlangt; eine Forderung, die auch von den Nichtregierungsorganisationen unterstuetzt wird. Scherr spricht von einer diskriminierenden Regelung, die vor allem Frauen betreffe, und von der Absurditaet, dass in der BZO nur ein einziges Gewerbe gesondert behandelt wird. Erwartungsgemaess lehnt der Rat dieses Ansinnen klar ab, zeigt jedoch viel Verstaendnis fuer den Kompromissvorschlag. Nicht so Stadtrat Andre' Odermatt, der groesste Bedenken auch fuer die Kleinstsalon-Regelung aeussert; unter anderem deshalb, weil die Ausnahme einen grossen Kontrollaufwand verursache.

Man koenne mit dem Kompromiss leben, sagt hingegen Rebecca Angelini, Sprecherin der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ), es sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Weiterhin problematisch bleibe die Veroeffentlichung von Nutzungsaenderungen im Amtsblatt, da dies regelmaessig zu Rekursen fuehre - auch bei Betrieben, die vorher keinerlei Reklamationen verursacht haetten. "Kleinstsalons muessen vor hohen buerokratischen Huerden bewahrt werden", sagt Angelini, "sonst geraten die Frauen in die Abhangigkeit von grossen Etablissements oder in die Sozialhilfe." - Mit seinem deutlichen Entscheid traegt der Gemeinderat dazu bei, die Prostitution tatsaechlich wie ein Gewerbe zu behandeln.

GEMEINDERAT SETZT PUNKT HINTER DIE BZO
[.....]

http://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-geme ... -ld.131821

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fraences
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von fraences »

Prostitution in Zürich
Chaos im Puff


von Brigitte Hürlimann

Wer hierzulande im Sexmilieu arbeitet, der braucht Nerven aus Stahl. Die Ämter stufen das Gewerbe und die Berufstätigen nach jeweils eigenen Kriterien ein und scheren sich keinen Deut um Widersprüche. Auf der Strecke bleiben die Prostituierten.

https://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/pros ... -ld.143101
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couchy
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von couchy »

Leserdebatte
Behandelt Zuerich seine Prostituierten schlecht?

Milieukenner sagen: Wer in Zuerich anschaffen geht, der irrt durchs Paragrafenlabyrinth. Davon profitiert hoechstens die illegale Prostitution. Wie soll Zuerich mit seinen Sexarbeitern umgehen?

Die Anschuldigung wiegt schwer: Die Zuercher Aemter wollen von der Prostitution nur kassieren, sagt Benjamin Sutter in unserem aktuellen Beitrag von Brigitte Huerlimann. Und zwar kassierten die Aemter Millionenbetrage. Sutter kennt sich aus: Er erledigt das Administrative fuer verschiedene Bordelle in der Deutschschweiz.

Und nicht nur Sutter klagt. Einer seiner Kollegen spricht vom "administrativen Super-GAU", und auch die Beratungsstellen fuer Prostituierte muessen permanent Fragen beantworten. Etwa zu den neuen Abgaben an Puffmuetter.

Das Problem: Jede Behoerde regle die Prostitution so, dass es fuer sie von Vorteil sei, sagt Rebecca Angelini von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FiZ). Auch wenn die Regel im Widerspruch zu anderen Behoerden stehe und den Sexarbeiterinnen nur zusaetzliche Pflichten auferlegt wuerden.

So ist die Gefahr gross, dass Sexarbeiterinnen auf die Regeln pfeifen und wieder im Graubereich anschaffen.

Behandelt Zuerich seine Prostituierten schlecht? Was kann die Stadt tun, um die Situation zu verbessern? Die Debatte ist eroeffnet. Bitte beachten Sie dazu unsere Netiquetten.

https://www.nzz.ch/leserdebatte/leserde ... -ld.145009

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Ursa Minor
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Ursa Minor »

Noch ein, wie ich finde, sehr guter Kommentar zum Artikel.

https://www.nzz.ch/meinung/unnoetige-sc ... -ld.145000


Unnötige Schikanen
Alarmstufe Rot im Sexmilieu
Kommentar von Brigitte Hürlimann 11.2.2017, 08:15 Uhr

Unter den sich ständig ändernden Regeln und Auflagen leiden vor allem die Prostituierten und die korrekten Bordellbetreiber. Sie werden mit Pflichten eingedeckt – auf die Rechte müssen sie warten.

Im Rotlichtmilieu, einem hierzulande seit vielen Jahrzehnten legalen Gewerbe, existiert nur eine Sicherheit: dass alles unsicher ist. Es gibt wohl keine andere Branche, in der ständig alles ändert, nichts übereinstimmt, keine Logik herrscht (sondern Widerspruch pur), alle paar Wochen etwas Neues eingeführt wird und nur ein paar Kilometer weiter entfernt wieder ganz andere Regeln und Auffassungen gelten.

Und der Sinn dieses Chaos, das langsam, aber sicher kafkaeske Züge annimmt und das niemand mehr überblickt? Als einziger gemeinsamer Nenner all der behördlichen und gerichtlichen Bemühungen lässt sich die Intention erkennen, das Sexgewerbe einzudämmen. Bloss: warum eigentlich? Wo steht ein solcher Auftrag, eine solche Mission festgeschrieben – und wer profitiert davon, wenn man den korrekt vorgehenden Puffmüttern, Bordellbetreibern, Dominas, Strichern und Sexarbeiterinnen das berufliche Dasein vermiest? Die Antwort ist einfach. Über eine solche Situation freuen sich kriminelle Kreise. Sie betreiben das Gewerbe noch so gerne im Untergrund weiter, machen fette Gewinne, und zwar sowohl auf dem Buckel der Prostituierten als auch zum Schaden der Freier, die sich unnötigen Gefahren aussetzen – gesundheitlichen und anderen.

Es ist eine Binsenwahrheit, dass es Prostitution auch in jenen Ländern gibt, in denen sie streng verboten ist. Es ist noch nie und nirgends gelungen, das Angebot und die Nachfrage nach bezahltem Sex auszurotten. Nur schon aufgrund dieser Erkenntnis und gepaart mit der Einsicht, dass übertriebene Auflagen und Schikanen in erster Linie zur Ausbeutung der Prostituierten führen, sollte es naheliegend sein, das Sexgewerbe vernünftig, sachlich und wirtschaftsfreundlich zu regeln; halt so, wie jedes andere legale Gewerbe auch.

Davon ist die Schweiz noch weit entfernt, der liberalen Gesetzesregelung – vor allem im Strafrecht – zum Trotz. Die Behörden und die Gerichte tun sich schwer damit, beim Rotlichtmilieu die gleichen Massstäbe anzusetzen wie anderswo, sprich: verhältnismässig und logisch und vorzugehen. Es gilt jedoch, die Prostituierten als mündige, selbstbestimmte Berufstätige ernst zu nehmen und sie nicht pauschal als Opfer oder Störefriede zu behandeln.

Die Bordellbetreiber wiederum, die sich an die Gesetze halten und anständige, sichere Arbeitsplätze bieten, sollen unterstützt und nicht geplagt werden. Beides zusammen würde Wesentliches zu einem unaufgeregten, diskriminierungsfreien Umgang mit dem Sexmilieu beitragen. Auf diesem Nährboden können alle Beteiligten ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen. Natürlich sollen auch die im Rotlichtmilieu Tätigen Steuern und Sozialversicherungsabgaben zahlen. Aber wenn man ständig die Regeln und Auffassungen ändert, muss man ihnen genügend Zeit geben, die Abläufe anzupassen. Es gibt keinen Grund dafür, im Eilzugstempo neue Pflichten aufzuerlegen und nur sehr gemächlich auch die entsprechenden Rechte zu gewähren. So aber ist die Situation heute, und das führt völlig unnötigerweise zu Alarmstufe Rot im Sexmilieu.



Und weiter zu Arbeitsrecht/ Arbeitsverträgen

https://www.nzz.ch/zuerich/rechtsgutach ... -ld.144166

Rechtsgutachten fürs Sexgewerbe
Arbeitsverträge sind zulässig
von Brigitte Hürlimann 11.2.2017, 05:30 Uhr

Auch Prostituierte sollen frei wählen dürfen, ob sie selbständig oder unselbständig erwerbstätig sein wollen. Der St. Galler Arbeitsrechtsprofessor Thomas Geiser kommt in einem Kurzgutachten zum Schluss, dass Arbeitsverträge im Sexgewerbe möglich sind.

Noch bis vor kurzem herrschte hierzulande die einhellige Meinung vor, das Arbeitsrecht habe im Bordellbetrieb nichts zu suchen oder, anders gesagt: dass dort zwar gültige Vereinbarungen und Verträge abgeschlossen werden können, aber bestimmt keine Arbeitsverträge mit Prostituierten. Als Gründe für die ablehnende Haltung werden vor allem das Weisungsrecht des Arbeitgebers oder aber die von beiden Parteien einzuhaltende Kündigungsfrist angeführt. Solche Auflagen, so die landläufige Haltung, verletzten die Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrechte der Sexarbeiterin und damit sowohl Strafrecht als auch Zivilrecht.

Schweizerische Fachorganisationen, die sich für die Rechte der Prostituierten einsetzen und sich im landesweit tätigen Netzwerk Prokore zusammengeschlossen haben, setzen sich seit Jahren für ein Wahlrecht der Sexarbeiterinnen ein. Weil es sich beim Sexgewerbe um ein in der Schweiz legales Gewerbe handelt, das unter dem Schutz der verfassungsrechtlichen Wirtschaftsfreiheit steht, fordert Prokore eine Gleichbehandlung. Das bedeutet, dass auch Sexarbeiterinnen frei wählen dürfen, ob sie selbständig tätig sind oder aber als Arbeitnehmerinnen und von den Vorzügen des Arbeitsrechts profitieren wollen. Dazu gehören die soziale Absicherung, bezahlte Ferien oder die Lohnfortzahlungspflicht des Arbeitgebers im Fall von Mutterschaft oder Krankheit.

Das Netzwerk Prokore hat den St. Galler Arbeitsrechtsprofessor Thomas Geiser beauftragt, zu prüfen, ob Arbeitsverträge im Bordellbetrieb zulässig wären. Geiser beantwortet die Frage mit einem klaren Ja. In seinem Kurzgutachten nimmt er Stellung zu den umstrittenen Fragen des Weisungsrechts und der Kündigungsfrist. Bezüglich Weisungsrecht zeigt der Gutachter auf, dass es manche Berufe gibt, in denen zentrale Aspekte des Arbeitsvertrags nicht dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegen. Als Beispiele nennt er Geistliche, die religiöse Handlungen vornehmen, oder Mitarbeiter von Rettungsorganisationen, die in ihrem Arbeitsalltag Leib und Leben aufs Spiel setzen und während eines Einsatzes selber bestimmen, wie sie vorgehen. Als weitere Beispiele könnte man Chirurgen oder Zirkusartisten anführen.

Thomas Geiser folgert daraus, dass reguläre Arbeitsverhältnisse entstehen, bei welchen sich letztlich der Kerngehalt des Arbeitsvertrags dem Weisungsrecht entzieht. Es müsse allerdings eine grundsätzliche Bereitschaft der Arbeitnehmer vorhanden sein, die vertraglich vereinbarte Arbeit auszuführen. Aufs Sexgewerbe umgemünzt bedeutet dies, dass sich die Prostituierte bereit erklärt, sexuelle Dienstleistungen an einem bestimmten Ort und zu bestimmten Zeiten anzubieten, sie aber selber entscheidet, mit wem sie sich einlässt und welche Dienstleistungen sie vollzieht. Zulässig (und auch in anderen Branchen üblich) sind gemäss dem Gutachter Bestimmungen der Bordellbetreiber darüber, was das Erscheinungsbild der Angestellten betrifft, oder aber die Forderung, dass Hygiene- und Gesundheitsvorschriften sowie Umgangsformen eingehalten werden.

Was die Kündigungsfrist betrifft, geht Thomas Geiser davon aus, dass erstens beide Vertragsparteien ein Recht zur Kündigung haben und sich zweitens beide an die Kündigungsfristen halten müssen. Das stelle für die Arbeitnehmerin keine unzumutbare Situation dar, so der Gutachter, da sie sich ja von Anfang an grundsätzlich bereit erkläre, als Sexarbeiterin tätig zu sein. Ausserdem könne der Angestellten während der Kündigungsfrist eine andere Arbeit zugewiesen werden; das gelte in jeder anderen Branche auch.

couchy
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von couchy »

Oetwiler Wochenendhaus darf nicht fuer Prostitution benuetzt werden

Um die Nutzung eines Wochenendhaeuschens in der Oetwiler Landwirtschaftszone sowie um die Zufahrt ist ein Streit entbrannt, der vor Bundesgericht endete.

Dass die Gemeinde Oetwil den Besitzern eines Wochenendhaeuschens in der Landwirtschaftszone nur die Bewilligung erteilt hat, mit einem ihrer fuenf Autos bis zur Liegenschaft zu fahren, ist rechtens. Das hat das Bundesgericht entschieden.

Doch der Fall hat noch ein paar weitere Dimensionen. Im Zentrum steht ein einfaches Wochenendhaeuschen, das sich ausserhalb des Oetwiler Siedlungsgebiets im Gruenen befindet. Dem Ehepaar, denen es seit vier Jahren gehoert, hat die Gemeinde Oetwil im Juli 2014 eine Fahrbewilligung ausgestellt, die "diverse Fahrer" berechtigte, die mit einem Fahrverbot belegte Strasse zum Grundstueck zu befahren. Die Bewilligung war auf ein Jahr beschraenkt sowie auf Personen, die an der Wohnadresse der Besitzer gemeldet waren. Die Verfuegung erhielt zudem den Hinweis, sie sei nur mit der Unterschrift der zustaendigen Behoerde gueltig.

Im Oktober 2014 stellte die Kantonpolizei bei einer Kontrolle der Liegnschaft fest, dass darin ein Sado-Maso Etablissement betrieben wurde. Im Juni 2015 dann widerrief der Oetwiler Gemeinderat die Fahrbewilligung, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie kopiert und von verschiedenen Fahrzeughalter benutzt worden war. Er erteilte den Besitzern des Haeuschens eine neue Bewilligung, die sie berechtigte, mit einem ihrer Fahrzeuge bis zu ihrem Grundstueck zu fahren. Gegen beide Entscheide rekurrierte das Ehepaar beim Bezirksrat Dietikon.

Umnutzung fuer Prostitution ist nicht erlaubt

Dieser wies den Rekurs gegen den Widerruf als gegenstandslos ab, hiess den zweiten Rekurs aber teilweise gut. Er rief den Gemeinderat an, die Fahrbewilligung fuer "diverse Fahrer" auszustellen und nicht auf bestimmte Fahrzeuge zu beschraenken. Die Fahrbewilligung sei mit dem Hinweis zu versehen, dass sie stets im Orignal mitgefuehrt werden muesse. Im Maerz eroeffnete die Gemeinde Oetwil den Eheleuten, dass die Baudirektion ihr Gesuch fuer die Umnutzung des Wochenendhaeuschens zum Zweck der gewerbsmaessigen Prostitution abgelehnt habe. Im gleichen Monat erhob die Gemeinde Oetwil beim Verwaltungsrat Rekurs gegen den Entscheid des Bezirksgerichts, sie muesse die Fahrbewilligungen fuer diverse Fahrer ausstellen. Dieser sei aufzuheben, beantragte die Gemeinde - und das Verwaltungsgericht stimmte ihr zu.

"Von vornherein unerheblich"

Nun hat auch das Bundesgericht, an welches die Eheleute schliesslich in letzter Instanz gelangten, den Entscheid bestaetigt. Es weist die Beschwerde vollumfaenglich ab und auferlegt den Beschwerdefuehrern die Gerichtskosten von 3000 Franken. Es sei unstrittig, schreibt das Bundesgericht, dass die Gemeinde Oetwil befugt sei, die Zufahrtsstrasse zum Grundstueck mit einem Fahrverbot zu belegen und dass ihr beim Erteilen von Fahrbewilligungen Autonomie zukomme. Im Entscheid heisst es weiter, die Beschwerdefuehrer wuerden dem Verwaltungsgericht vorwerfen, den Sachverhalt offensichtlich unrichtig festgestellt zu haben. Das Gericht gehe davon aus, dass das Wochenendhaus noch immer zu sexgewerblichen Zwecken genutzt werde.

Dieser Einwand ist fuer den Ausgang des Verfahrens jedoch "von vornherein unerheblich", wie die Lausanner Richter schreiben. Schliesslich stehe rechtskraeftig fest, dass das Wochenendhaeuschen nur als solches und nicht fuer gewerbsmaessige Prostitution genutzt werden duerfe. Die Erteilung der Fahrbewilligung habe damit einzig im Hinblick auf eine private Nutzung der Liegenschaft zu erfolgen.

Zufahrt ist angemessen

Die erteilte Bewilligung sieht das Gericht als angemessen an. Das Ehepaar sei berechtigt, unbeschraenkt zur Liegenschaft hin- und wegzufahren und koenne zudem bei besonderem Bedarf bei der Gemeinde Einzelfahrbewilligungen beantragen. Damit sei eine fuer die private Nutzung des Wochenendhaeuschens angemessene Zufahrt gewaehrleistet - umso mehr, als dass die oeffentliche Zufahrt bis 400 Meter an die Liegenschaft heranfuehre.

http://www.limmattalerzeitung.ch/limmat ... -131081466

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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

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Das Tagesticket für Prostituierte in Zürich wird abgeschafft


Zürcher Prostituierte müssen künftig keine Tagesgebühr für die Nutzung des öffentlichen Grundes mehr bezahlen. Das Stadtzürcher Parlament sprach sich am Mittwochabend für die Abschaffung des 5-Franken-Tickets aus.
Zwar gab es noch keine Schlussabstimmung zur vom Zürcher Stadtrat beantragten Änderung der Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO). Der Änderungsantrag aus der Kommission, der die Beibehaltung der Gebühr wollte, scheiterte jedoch mit 67 zu 54 Stimmen.
Für SP, Grüne, AL und CVP haben sich die Gebühren nicht bewährt. Es sei eine unverhältnismässige Bürokratie aufgebaut worden und ein Kontrollinstrument entstanden, das die Prostituierten kriminalisiere und in die Illegalität abdränge.
SVP, GLP und FDP argumentierten vergeblich für die Beibehaltung der Gebühr aus Gründen der Gleichbehandlung von Gewerbebetrieben. Die FDP beispielsweise fand es inkonsequent, zu sagen, die Prostitution sei wie jedes andere Gewerbe um dann Sonderregelung bei den Gebühren zu machen.
Damit ging das Geschäft zurück an die Redaktionskommission. Die Schlussabstimmung dürfte dann reine Formsache sein: Sämtliche Parteien erklärten, sie werden der beantragten Änderung der PGVO zustimmen.
Zwei Änderungen vorgeschlagen
Der Zürcher Stadtrat will mit zwei Änderungen der PGVO die Regeln im Sexgewerbe etwas lockern. Er reagiert damit auf zwei politische Vorstösse und auf eine Grundsatzdebatte zur Prostitution vom vergangenen August.
Er hat deshalb dem Gemeinderat einerseits vorgeschlagen, die Tagesgebühr für die Strassenprostitution abzuschaffen. Bislang mussten die Prostituierten jeweils an einem Automaten für fünf Franken ein Ticket beziehen, damit sie ihrer Arbeit auf öffentlichem Grund nachgehen dürfen.
Damit wird auch die entsprechende Platzgebühr auf dem Strichplatz Depotweg in Zürich-Altstetten aufgehoben. Der Strichplatz mit den Sexboxen gehört nicht zum öffentlichen Grund. Daher gilt dort eine Platzordnung.
Keine Bewilligung mehr für Kleinstsalons
Andererseits beantragte der Stadtrat, dass neu auch die Sex-Salons mit höchstens zwei Räumen von der Bewilligungspflicht befreit werden. In diesen sogenannten Kleinstsalons dürfen maximal zwei Personen die Prostitution ausüben. Bisher mussten lediglich Salons mit einem Raum und maximal zwei Prostituierten keine polizeiliche Bewilligung einholen.
Auch mehrere unabhängige Kleinstsalons in der gleichen Liegenschaft sind von dieser Bewilligung ausgenommen, wenn sie wirklich unabhängig sind und nicht von der gleichen Person im Hintergrund betrieben werden.
Der Stadtrat argumentierte in seiner Weisung damit, dass die Risiken wie Zwangsprostitution oder Ausbeutung in Kleinstsalons geringer seien als in grösseren Betrieben. "In Kleinstsalons sind die Sexarbeitenden in der Regel selbstverantwortlich auf eigene Rechnung tätig." Deshalb sei eine Ausdehnung der Bewilligungsausnahme gerechtfertigt.
Diese Änderung der PGVO war am Mittwoch im Gemeinderat unbestritten.

https://www.bluewin.ch/de/news/regional ... ird-a.html
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von fraences »

Erotikmesse in Zürich
Wenn sich die Regierung mit Sex befasst


Fördert die Erotikmesse «Extasia» den Menschenhandel und die Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten? Und wird Besuchern dort ein «respektloses» Frauenbild vermittelt? Der Zürcher Regierungsrat antwortet auf eine Anfrage mehrerer Kantonsräte eindeutig.

«Die Extasia-Erotikmesse vermittelt alles, nur kein respektvolles Frauenbild. Die Frau wird einzig und allein zum Sexobjekt degradiert. Extasia ist eine Schande für Zürich.» Drei Zürcher Kantonsräte finden in ihrer Anfrage an den Regierungsrat deutliche Worte. Sie haben nichts übrig für die Veranstaltung.

Bürger nicht bevormunden

Konkret wollten Hans Egli (edu., Steinmaur), Peter Häni (edu., Bauma) und Elisabeth Pflugshaupt (svp., Gossau) wissen, wie die Regierung zur Erotikmesse «Extasia» steht. Insbesondere interessiert die Politiker, ob die Zunahme sexuell übertragbarer Krankheiten durch Veranstaltungen wie eine Erotikmesse gefördert werde, ob der Regierungsrat auch der Ansicht sei, dass durch die Messen wie die «Extasia» ein «falsches, respektloses Frauenbild» propagiert werde und ob die Regierung die Messe ebenfalls als Menschenhandelsförderung betrachte.

Solange an der «Extasia» nicht gegen das Gesetz verstossen werde, gebe es keinen Grund, die Veranstaltung zu verbieten, schreibt der Regierungsrat sinngemäss in seiner Antwort, die am Donnerstag veröffentlicht worden ist. «Es liegt an den mündigen Bürgern zu entscheiden, ob sie derartige Messen besuchen wollen oder nicht.»

Präventionsarbeit leisten

Sexuell übertragbare Krankheiten gebe es zwar häufiger. Der Regierungsrat sehe aber keinen direkten Zusammenhang zwischen der Zunahme und der Durchführung der «Extasia». An der Messe werde über das Thema diskutiert und auch mit entsprechendem Info-Material darauf aufmerksam gemacht. Somit werde Aufklärung betrieben.

Schwammig äussert sich die Regierung zur Frage, ob eine Erotikmesse den Menschenhandel fördere. Es bestehe wohl ein Zusammenhang zwischen Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung und der Nachfrage nach Prostitution. Eine wissenschaftlich vertiefte Untersuchung, ob Messen wie die «Extasia» die Nachfrage nach Prostitution förderten, sei der Regierung nicht bekannt. Aussagen zu einem Zusammenhang könnten sich nicht auf fundierte Daten stützen.

Die «Extasia» war bis 2007 im Zürcher Hallenstadion durchgeführt worden. Christliche Kreise protestierten damals immer wieder gegen den Anlass. Die nächste «Extasia» findet Anfang Mai in der Messe statt.

https://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/erot ... ld.1086052
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von fraences »

Ein Bericht über die Gentrifizierung der Langstrasse in Zürich:

Die neue Sauberkeit

Kleine Läden, anderes Publikum, weniger Prostitution und Drogen: Zürich hat seine schmuddeligste Meile, die Langstraße, aufgewertet. Das gefällt nicht allen.

Von Charlotte Theile

Rolf Hiltl kennt die Macht der Bilder. Der Mann, der in Zürich das älteste vegetarische Restaurant der Welt betreibt, bestellt in der Eckkneipe Zucchero ein Nachmittags-Bier. Es ist ein kleiner Laden, rund um die Uhr geöffnet. Hier ist vieles so, wie es sich die Nostalgiker und Gentrifizierungs-Gegner wünschen: Die Getränke sind günstig, ein Mix aus Stammgästen, Zuhältern, Fußballfans und zufällig hingestreuten Zeitungslesern begeht den Mittwochnachmittag so, als ob es Freitagabend wäre. Einige Meter weiter verläuft die als Rotlichtmeile berühmt gewordene Langstrasse (die Schweizer schreiben kein "ß"). Hiltl zündet sich eine Zigarette an. Einige Meter weiter ist die Baustelle. Seine Baustelle. Bis vor Kurzem war in dem einsturzgefährdeten Gebäude ein alternatives Kulturprojekt. Im September wird hier eine weitere Filiale seines vegetarischen Imperiums eröffnen, "Hiltl Langstrasse" mit einem Keller-Club mit Sichtfenstern, sodass man "unter dem Quinoa tanzen" wird. Die Zeiten, in denen man bei Hiltl keinen Alkohol bekam, sind lange vorbei. 100 Gramm Linsensalat kosten heute knapp vier Euro. Um es kurz zu machen: Mehr Gentrifizierung geht nicht.

Für Simon Jacoby, Gründer des Online-Stadtmagazins tsri.ch, ist das Hiltl im Zentrum der Langstrasse ein weiterer Schritt in die falsche Richtung: Google-Mitarbeiter, Banker, Besserverdienende übernehmen eine Straße, die jahrzehntelang ein Refugium der weniger begüterten Gesellschaftsschichten war. In dem berühmt gewordenen Langstrassenfilm "Von zwölf bis zwölf" zeichnet der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Bild eines Arbeiterquartiers, das den italienischen "Fremdarbeitern" genauso gehört wie Schweizer Kleinbürgern und ihren Gartenzwergen. Und schon damals gab es Prostitution, Drogen, Partys und Schlägereien. Heute ist von dieser Arbeitertradition vor allem dann etwas zu spüren, wenn autonome Gruppen am 1. Mai mit Sprechchören und Plakaten durch die Langstrasse ziehen. Ansonsten haben sich die Arbeiter von der Langstrasse verabschiedet: Drogenszene und Prostitution haben das Viertel für all jene, die morgens früh aufstehen müssen, spätestens seit den 1990er-Jahren zur No-go-Area gemacht. Die Stadtpolitik schien die von Hells Angels und Zuhältern beherrschte Sündenmeile sich selbst zu überlassen. Anfang der 2000er-Jahre änderte sich das. Mit der Initiative "Langstrasse Plus" wollte die Stadt eine "bessere Durchmischung der Bevölkerung" herbeiführen, ein "Nebeneinander von Arbeiten, Wohnen und Rotlichtmilieu". Man könnte auch sagen: Die schmuddeligste Straße der Stadt sollte aufgewertet werden.

Die Stadt versucht mit Pissoirs und runden Tischen die Werte der Zivilisation hochzuhalten
Das geschah zunächst, indem man unerschrockene, aber doch bürgerliche Menschen anlockte: 2005 eröffnete hier der Club Zukunft, der schnell zu einem der angesagtesten Technoläden der Stadt wurde. Weitere Bars und Clubs zogen nach. Für das Schlafbedürfnis der Anwohner war diese Entwicklung nicht unbedingt positiv. Der Wert der Grundstücke aber stieg. Wenn sich Clubs und Bars ansiedeln, kommen Künstler, Start-ups und Bio-Bäckereien nach. Doch dieses klassische Gentrifizierungsmuster funktionierte auf der Langstrasse nicht so, wie man es von anderen Großstädten kennt. Zumindest noch nicht. Stattdessen ist die "Hauptschlagader der Stadt", wie Online-Journalist Jacoby die einen Kilometer lange Straße nennt, im Moment alles gleichzeitig: Am Wochenende ziehen Partykids aus den umliegenden Gemeinden durch Bars und 24-Stunden-Shops. Tagsüber finden Prostituierte und Freier zusammen (obwohl das nicht mehr erlaubt ist). Dazwischen sieht man Anzugträger, Start-up-Mitarbeiter, Skateboarder, Polizei. Die Stadt versucht mit runden Tischen, Rücksichtnahme-Kampagnen, Pissoirs und Müllcontainern die Werte der Zivilisation hochzuhalten, ein Nachtstadtrat vertritt die Interessen der Feiernden.

Doch allen ist klar: Diese ungewöhnliche Mischung wird nicht lange halten. Wenn ein Bezirk aufgewertet wird, dauert es meist nur ein paar Jahre, bis die früheren Bewohner verdrängt sind. Das stärkste Symbol einer neuen, kommerziellen Langstrasse steht in der Nähe der Gleise. Ein schwarzer Betonbunker mit schweren Fenstern und bunter Schrift: "highball, 25 hours, welcome, hug, sleep". Die deutsche Hotelkette 25 Hours hat hier im April einen Großbetrieb eröffnet, 170 Zimmer, etwa 200 Euro die Nacht, dazu Bar, Restaurant, Künstleratelier. Ein Designerprojekt, das die angrenzende Europaallee mit der Langstrasse verbinden soll. Wer die beiden Straßen kennt, weiß, wie schwierig das ist: Auf der schicken Europaallee schließt ein Designershop an den nächsten an, alles ist vom Feinsten, Stimmung kommt aber nicht auf. Die Allee ist Durchgangsstraße geblieben, durchgestylt, sauber, langweilig. Die Anti-Langstrasse gewissermaßen. Das 25 Hours könnte die Brücke zwischen beiden Welten werden. Bruno Marti, der Marketing-Chef des Hotels, zeigt ein paar Wochen nach der Eröffnung stolz die ersten Zahlen. Das 25 Hours ist voll, in der Woche manchmal ausgebucht. Am Wochenende aber kann man im 25 Hours auch für 140 Euro ein Zimmer bekommen. Die Kunden seien vor allem Geschäftsreisende, sagt Marti. Umliegende Firmen, Kreativbranche. Auf der Feiermeile sieht Marti vor allem eine Marktlücke - das Tagesgeschäft. Granola am Morgen, Cheesecake am Nachmittag, 24 Stunden lang Hummus und Fladenbrot, dazu kleine Cocktails, die sich zum tagsüber Trinken eignen: das 25 Hours hat sich entschieden, die Nacht anderen zu überlassen. Bruno Marti bemüht sich um Nüchternheit. Er könne Drogen und Prostitution "nichts Romantisches abgewinnen". Kommerz-Gegner wie Simon Jacoby sieht das 25 Hours als "charakterlosen Klotz", wie er überall auf der Welt stehen könnte. "Niemals", sagt er, würde er hier einen Kaffee trinken. Jacoby stören schon die Pissoirs und Mülleimer. Diese neue Sauberkeit würde Menschen anlocken, die es immer noch sauberer haben wollten.

Antonio Surber dagegen trifft sich gern im 25 Hours. "Für mich ist es der perfekte Ort, um über Gentrifizierung zu sprechen", sagt er und nimmt einen Schluck alkoholfreies Bier. In einem kleinen Haus, etwas versteckt hinter dem Sexkino Roland gelegen, betreibt Antonio Surber seit ein paar Jahren eine Art "Grauzonenbusiness", wie er sagt, genannt "Langstrassenkultur". Gemietet hat er das Häuschen als Lagerraum, seither hat er renoviert, eine Bar eingebaut, eine Küche. Inzwischen finden hier Tanzkurse statt, kleine und größere Partys, über den Sommer vermietet Surber Holzpaletten mit Matratzen darauf als Übernachtungsmöglichkeiten über Airbnb. Mit knapp 40 Euro gehören sie zum Günstigsten, was Zürich zu bieten hat. Und auch wenn sich die Nachbarn manchmal aufregen, dass es nachts laut ist - das Langstrassenkultur wird von Stadt und Anwohnern toleriert. Alle wissen: Projekte wie dieses braucht es, um den Charakter der Straße als multikulturelles, unfertiges, lebendiges Quartier zu erhalten.

Auch Restaurant-Betreiber Hiltl betont, wie sehr er diesen Charakter schätzt. Dass sein Vegetarier-Tempel die einstige Arbeiterstraße zu einer zweiten Europaallee machen könnte, weist er von sich, spricht von Gratis-Essen für Obdachlose, davon, wie schön es sei, neben den Kebab-Läden eine gesunde Option vorzufinden. Simon Jacoby, der mit seinem digitalen Stadtmagazin vermutlich genau die Menschen erreicht, die bald bei Hiltl unter dem Quinoa tanzen werden, will keine Werbung für das Restaurant machen. "Es kommen jetzt sowieso immer mehr. Kleine, schöne Läden, gute Leute, schon klar." Er seufzt. "So richtig Langstrasse ist das dann nicht mehr."

http://www.sueddeutsche.de/reise/schwei ... -1.3612253
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RE: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Ursa Minor »

Das ist zwar schon etwas älter, aber passt in die Diskussion im Vorstellungsthread von Reif100.
Empfehlenswert zu lesen sind wie ich finde einige Kommentare.


Neues vom Strichplatz

Miklós Gimes am Mittwoch den 16. November 2016


Vor paar Tagen trank ich Kaffee im Odeon mit einer jungen Soziologin aus Budapest, die nach Zürich gereist ist, um auf dem Strassenstrich Sozialarbeit zu machen. Ein Grossteil der Prostituierten kommt immer noch aus Ungarn, meine Bekannte erzählte von Frauen, deren Mütter schon hier angeschafft hätten, «sie sind stolz auf ihre Familientradition», sagte sie. Aber die Konkurrenz habe zugenommen. Der Strichplatz in Altstetten sei noch in ungarischer Hand, doch an der Langstrasse, wo der Sex teurer sei, stünden heute vor allem Bulgarinnen und Rumäninnen.
«Gibt es Revierkämpfe?», fragte ich. Nein, sagte meine Bekannte, die Zuhälter hätten sich untereinander abgesprochen. Sie reisten meist gar nicht mit nach Zürich, das Geld werde von Frauen eingetrieben, die in den Westen geschickt würden, um die Prostituierten zu kontrollieren. «Man spricht vom Kaposystem», sagte meine Bekannte: Kapos nannte man Aufseher im Konzentrationslager, die unter den Häftlingen ausgewählt wurden.
Kämpfe gebe es eher unter den Frauen, erzählte sie, «Eifersucht oder Mobbing gegen die Schwachen, die geplagt werden, bis sie nach Hause gehen».
Meine Bekannte schreibt eine Doktorarbeit über ungarische Prostituierte im Ausland, sie war sechs Wochen in Zürich und hat neben ihrer Sozialarbeit Interviews gemacht und Tagebuch geführt. Sie hat auch in Amsterdam recherchiert und findet, die Prostitution sollte verboten werden; sie ist für die prohibitive Linie, wie sie Schweden und Frankreich verfolgen.
«Die Gesellschaft muss ihre Verantwortung wahrnehmen», sagte sie, «es gibt kein moralisch vertretbares Argument, warum sich Frauen prostituieren sollen.»
«Ausser sie wollen gutes Geld verdienen», sagte ich. «Auch dann gehen sie diesen Weg aus einer Notlage heraus», antwortete sie. «Es gibt immer ein Gefälle. Der Freier hat immer das dickere Portemonnaie.»
Wenigstens hätten die Prostituierten im liberalen Klima von Zürich die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten, sagte ich, es gebe Frauen, die es ohne Freier schaffen. «Wenn man die Prostitution verbietet», sagte ich, «zwingt man die Frauen in die Illegalität, und sie brauchen erst recht einen Zuhälter, der sie beschützt.»
Die Frauen seien mit einem Bein immer in der Illegalität, antwortete sie. Sie würden ständig von der Polizei kontrolliert, ob ihre Papiere in Ordnung seien. «Zürich sabotiert seine eigene Grosszügigkeit», sagte sie.
«Es kommt ja auch vor, dass Frauen aussteigen», sagte ich, «meist mit der Hilfe von Frauenorganisationen.» – «Es ist nicht einfach», erwiderte meine Bekannte, «sie brauchen Schutz vor dem Zuhälter, neue Papiere, eine Arbeit, einen neuen Lebenssinn.»
«Was macht ihr eigentlich draussen auf dem Strichplatz?», fragte ich. «Wir sind einfach da. Besorgen einen Arzt, wenn die Frauen einen brauchen, oder einen Anwalt, wenn sie gebüsst werden.» – «Akzeptieren sie euch?» Ja, sagte meine Bekannte mit einem Lächeln.
Man merkte, dass sie überzeugt war, mit ihren Ansichten im Recht zu sein. Ich versuchte herauszufinden, warum sie so denkt. Vielleicht hat sie ein illusionsloses Bild von den Männern. Im Grunde habe ich keine Ahnung, was da draussen läuft. Zum Glück müssen wir nicht über ein Verbot abstimmen.

http://blog.bernerzeitung.ch/stadtblog/ ... richplatz/

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Ursa Minor »

Montag 14. Mai 2018 09:47

Zürcher Polizisten bandelten 1000-mal mit Prostituierten an

Um Sexarbeitende zu kontrollieren, kontaktiert sie die Stadtpolizei verdeckt. Neue Zahlen zeigen: Männer arbeiten häufiger illegal.
Patrice Siegrist

Für den thailändischen Touristen «thaiboymassage» waren es verhängnisvolle 19 Kurznachrichten, die er mit «Zauberlehrling69» ausgetauscht hat. Eigentlich wollte er für 300 Franken Sex anbieten. Doch «Zauberlehrling69» war ein Stadtpolizist, der Thailänder hatte keine Arbeitsbewilligung und wurde deshalb festgenommen.

Der Fall endete vor dem Zürcher Obergericht und machte Schlagzeilen: «Polizisten schnüffeln auf schwulen Dating-Websites herum» titelte die Zeitschrift «Cruiser». Die AL-Gemeinderäte David Garcia Nuñez und Christina Schiller wollten daraufhin mehr über die «verdeckte Fahndung der Stadtpolizei nach männlichen Escorts» wissen und reichten eine schriftliche Anfrage ein. Zuständig für die Stadtpolizei ist notabene AL-Stadtrat Richard Wolff.

1000 Kontaktaufnahmen, 82 Festnahmen

Die Antwort des Stadtrats liegt nun vor. Die Stadtpolizei habe im vergangenen Jahr geschätzt bei etwa 1000 «kommerziellen Sexinseraten Kontakt auf­genommen», im Internet und in Printmedien. Rund 70 bis 80 Prozent hätten Frauen betroffen, 15 bis 20 Männer, ein kleiner Teil Transgender-Personen oder Trans­sexuelle.

Dass die Kontrollen von Sexarbeiterinnen überwiegen würden, sei dem grösseren Angebot geschuldet, schreibt der Stadtrat. Das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung der Inserierenden spiele keine Rolle. Aus den rund 1000 Kontaktaufnahmen resultierten rund 300 strafrechtliche Verzeigungen und 82 Festnahmen, 42 davon betrafen Männer.

«Die Erfahrung zeigt, dass bei den Männern drei- bis fünfmal häufiger Vergehenstatbestände vorliegen als bei Frauen», schreibt der Stadtrat. Bei Männern liege die Trefferquote der Stadtpolizei bei rund 30 bis 50 Prozent der Fälle, bei Frauen «massiv tiefer». Eine Erklärung: Sexarbeiter kommen häufig aus Drittstaaten, Sexarbeiterinnen vorwiegend aus dem EU-Raum. Und als Drittstaatenangehörige dürfen sie ohne Aufenthaltstitel und Arbeitsbewilligung keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Verstösst ein Sexarbeiter dagegen, liegt ein Vergehen gegen das Ausländer­gesetz vor.

Nicht bewilligungspflichtig

Der Stadtrat hält in der Antwort zudem fest, dass ein Vorgehen wie im Fall des Thailänders durchaus rechtens sei. Es handle sich dabei nicht um Anstiftung zur Prostitution: «Zur Verhinderung und Erkennung von Straftaten können Polizeiangehörige mit anderen Personen Kontakt aufnehmen, ohne ihre wahre Identität und Funktion bekannt zu geben.» Dabei dürften auch Scheingeschäfte vorbereitet und abgeschlossen werden. Diese Regeln würden auch für die digitale Welt gelten. Eine Registrierung sei dabei kein Hindernis. Erst wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut würde, wären «die Voraussetzungen der verdeckten Vorermittlungen einzuhalten». Das heisst: Sie müsste vom Zwangsmassnahmengericht bewilligt werden.

So beurteilte auch das Zürcher Obergericht den Fall des 34-jährigen «thaiboymassage» im vergangenen September, wie die NZZ berichtete. Das Gericht verurteilte ihn wegen versuchter Erwerbstätigkeit ohne Bewilligung zu einer bedingten Geldstrafe von 20 Tagessätzen à 30 Franken.

Bei der Stadtpolizei sind derzeit zwölf Ermittlerinnen und Ermittler der Fachgruppe Milieu-/Sexualdelikte zu solchen Kontaktaufnahmen ermächtigt.

https://m.tagesanzeiger.ch/articles/5af ... 748d000001

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Ursa Minor »

Prostitution in Zürich: Stadt ist zufrieden, NGO warnen vor unsicheren Sexpraktiken

Prostituierte würden wegen Geldsorgen immer häufiger Sex ohne Kondom anbieten, kritisieren Fachorganisationen. Wegen der höheren Kosten verzichteten die Frauen auch häufiger auf Gesundheitstests.
André Müller
19.7.2018, 18:42 Uhr

weiter.....
https://www.nzz.ch/zuerich/prostitution ... ld.1404818

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Ursa Minor »

Fünf Jahre Sexboxen in Zürich:
Prostitution im Verborgenen


Vor fünf Jahren wurden in Zürich die Verrichtungsboxen eröffnet. Die Stadt wollte ein saubereres Milieu und weniger Gewalt. Doch nicht alle Ziele wurden erreicht. Die Prostituierten beklagen sich, die Preise sind im Keller, die Angst geht um.

von Sacha Batthyany und Carole Koch 28.7.2018

Jedes Mal, wenn er den Strichplatz besucht, will er sich erst «das ganze Angebot» ansehen, er dreht dann mehrere Runden, er kann sich so schwer entscheiden. Ungefähr elf Frauen stehen an diesem vor Hitze flirrenden Mittwochabend Ende Juli bereit, er hält neben einer Blonden in rotem Minirock und lässt das Fenster runter: «50 – für alles?», fragt er, und als sie nickt, verschwinden sie in einer der acht Boxen für etwa zwanzig Minuten.

«Nenn mich Sämi», sagt er, nachdem er alles erledigt hat. Er ist schon wieder auf dem Rückweg. Seinen richtigen Namen will er in der Zeitung nicht lesen. Sämi hat eine Frau und zwei Kinder, sexuell aber laufe schon lange nichts mehr, also «gönne ich mir hie und da ein Abenteuer», sagt er in seinem flaschengrünen Skoda.
Er findet die Sexboxen in Zürich Altstetten praktisch. Natürlich sei es seltsam, dass man sich Frauen kaufen könne «wie in einem McDonald’s-Drive-In», sagt Sämi, er hat alle vier Fenster geöffnet, damit das süsse Parfüm der Blonden aus dem Skoda entweicht, aber es gebe noch viel schlimmere Orte. «Wir Männer brauchen das eben», rechtfertigt er sich und lacht verlegen. Es ist kurz nach zehn Uhr abends, Sämi muss jetzt nach Hause.
Vor fünf Jahren wurden die Verrichtungsboxen am Rande der Stadt eingeweiht, dort, wo sie niemand sieht. Im Sommer 2013. Damals war das Medieninteresse enorm. «Der erste Freier auf dem Strichplatz», jubelte der «Blick» und schrieb vom «Stossverkehr in Altstetten».

Die Stadt hatte zuvor entschieden, den Strassenstrich am Sihlquai in der Nähe des Bahnhofs zu schliessen und stattdessen am Depotweg in Altstetten den sogenannten Strichplatz zu eröffnen, eine Imitation eines Strassenstrichs, nur geregelter und sauberer – manche sagen auch beamtiger.
Es kam erst zur Abstimmung, dann zum Bau der Boxen und der Strasse, die man Corso nennt, für 2,4 Millionen Franken. Seitdem sind sie in Vergessenheit geraten, diese Boxen, und mit ihnen die Frauen, die sich den Sämis der Schweiz anbieten. Dabei sind alle noch da, die Prostituierten und die Freier und der Strichplatz, der von den Behörden als «Erfolgsgeschichte» gewertet wird.
Zahlen über die Nutzung hat die Stadt keine, der Ort werde besucht und sei «akzeptiert». Es gebe weniger Dreck als am Sihlquai, weniger Zuhälterei, weniger Gewalt. Dann ist alles in Ordnung?

In der Schweiz herrscht Mittelalter

«Niemand schaut hin. Aber ich sehe es jeden Tag, mir reicht’s», sagt eine Frau, die Fibi genannt werden will und die seit Beginn des Strichplatzes Männern wie Sämi zusieht, wie sie ihre Runden drehen. Es sei absurd, sagt Fibi, eine Künstlerin, die sich als «freidenkend» bezeichnet und ihr Atelier neben den Sexboxen hat, «dass wir diese ausbeuterischen Zustände auch noch unterstützen». Schaut Fibi aus ihrem Fenster, sieht sie halb nackte Frauen, die sie alle als Opfer bezeichnet.
Jetzt steht Fibi auf der Treppenbrüstung, von der man das Treiben auf dem Corso noch besser sieht. Ein Lattenzaun trennt nicht nur sie, sondern sämtliche Mieter des Basislagers, einer Ateliergemeinschaft, von der Welt der Freier und Frauen – und so sieht man auf der einen Seite des Zauns die Grafiker und Webdesigner, die zu Intellektuellen-Jazz Biowürste grillieren, während auf der anderen Seite Frauen aus Osteuropa in kleinen Unterständen auf Kundschaft warten, wie auf einen Bus, aber es kommt kein Bus, sondern vielleicht ein Mann mit Schnauz und der sagt: 50 Franken, anal.

«100 bis 200 Franken verdiente ich früher für den vollen Service. Heute bekomme ich noch 50. Manche machen es auch für 30», sagt Vanessa.

«Und das finanziere ich mit meinem Steuergeld», sagt Fibi und blickt auf die Autos, vom Familien-Subaru bis zum Zweisitzer-Mercedes ist alles zu sehen. Dabei hat auch Fibi einst Ja gesagt, am 11. März 2012. Auch sie gehörte zu den 52,6 Prozent des Zürcher Stimmvolks, die für die Sexboxen waren. In der Theorie höre sich das alles gut an, sagt sie, aber die Realität sei «so was von kaputt».

Wer sich eine Prise zufügen wolle, so Fibi, der müsse nur die frauenverachtenden Kommentare lesen, die die Freier in den Foren über die Sexarbeiterinnen auf dem Strichplatz hinterlassen und in denen ein enttäuschter Mann folgende Sätze schrieb: «Kambodscha ist ein anderes Kaliber. Auf dem Strichplatz sind ja alle über 18.»

Alles, was die Stadt Zürich nicht sehen möchte, schiebe sie an den Depotweg, wo sich neben den Künstlern und Prostituierten auch eine Asylunterkunft befindet. «Wir sind die Pufferzone», sagt Fibi. Die «Asylis» stören sie nicht und die Frauen schon gar nicht. Aber Männer wie Sämi, die ertrage sie einfach nicht mehr. Heute unterstützt Fibi «Eine Schweiz ohne Freier. Stopp Prostitution».
So heisst die Kampagne der Frauenzentrale Zürich, die während der Fussball-WM medienwirksam lanciert wurde und grössere Fragen aufwirft: Ist Prostitution sexuelle Gewalt? Ist käuflicher Sex ein Verstoss gegen die Menschenwürde? Muss Sämi bestraft werden?

Ja, lautet die Antwort, wenn es nach den Schweden geht, ein Land, das im Ausland oft mit der Schweiz verwechselt wird, obwohl es, was die Behandlung von Frauen betrifft, unterschiedlicher nicht sein könnte: Schweden hat das Frauenstimmrecht 1921 eingeführt, die Schweiz 1971. Freier werden seit 20 Jahren bestraft, wogegen käuflicher Sex in der Schweiz legal ist und mitunter günstiger als eine gute Flasche Wein.
Inzwischen haben auch die Irländer oder Franzosen das Schweden-Modell angenommen. Für Fibi ist klar: In Schweden würde man Frauen schützen, in der Schweiz hingegen Freier subventionieren. «Dies hier», sagt sie und zeigt auf den Corso, sei nichts anderes als ein Fleischmarkt. «Wir leben im Mittelalter.»

Aus den Augen, aus dem Sinn

Neuerdings darf man auch mit dem Velo ins Mittelalter, wie Fibi sagt, auf dem Strichplatz sind Radler erlaubt, das war vor fünf Jahren noch verboten. Doch offenbar wollte man Fahrradfahrer nicht vergraulen, vor allem aber wollte man mehr Freier anlocken, für die es vier Stehboxen gibt, kleine Holzkabäuschen mit gepolsterter Sitzgelegenheit, und auch einen Selecta-Automaten, damit sie sich ein wenig verpflegen können. Einen Snickers, bevor es dann zur Sache geht? Fibi verdreht angewidert die Augen.

Im Unterschied zu Fibi sagt Manuela Kleiner, stellvertretende Teamleiterin der Frauenberatungsstelle Flora Dora: «Es läuft alles sehr geordnet ab.» In einem Pavillon neben den Boxen befindet sich ihr Büro. Hier finden Gespräche statt, hier wird Informationsmaterial verteilt, hier können die Sexarbeiterinnen duschen und im Internet surfen und sich von einer Ärztin untersuchen lassen. Im Winter kommen sie, um sich aufzuwärmen und Gemüsesuppe zu essen. Es gibt einen Sandsack, um sich abzureagieren, und natürlich Kondome, die der Grösse nach geordnet neben dem Ausgang liegen. «Der Strichplatz ist ein voller Erfolg», sagt Kleiner, was man schon daran erkenne, dass man in der Bevölkerung kaum mehr darüber spreche.
Am Sihlquai erinnert in diesen Tagen tatsächlich nichts mehr an die Zustände von damals. Braungebrannte Menschen kommen vom Schwimmen oder sind auf dem Weg zum Aperol Spritz. Es ist, als wären sie hier nie gestanden, zwischen Hauptbahnhof und den Autobahnzubringern, erst die Junkie-Frauen auf spindeldürren Beinen, später die Osteuropäerinnen, die im Scheinwerferlicht mit ihren Hintern wackelten, um in den Autos zu verschwinden oder in den Büschen am Ufer, wo sich gebrauchte Gummis im Gras verfingen. Das einzige Geschäft, das heute in der Böschung verrichtet wird, ist das der Hunde.

Es ist ähnlich wie mit den Heroinsüchtigen. Auch da waren die meisten erleichtert, als die offene Drogenszene geräumt wurde, damit man nicht mehr hinsehen musste, wie sich das Elend auf dem Platzspitz ausbreitete. Auch hier schuf die Stadt mit den Fixerstuben eine Alternative, doch die Süchtigen verschwanden nicht. Sie verschwanden nur aus dem Stadtbild.
So wie die Ungarinnen vom Sihlquai. Auch die gibt es noch. Und es sind nicht weniger geworden. Einige von ihnen arbeiten legal am Strichplatz und in Bars im Langstrassenquartier oder warten in Apartmenthäusern auf Kundschaft.

Den Freiern geht es an den Kragen

Die Eröffnung der Sexboxen in Altstetten war nur eine Massnahme, um die «unhaltbaren Zustände» im Prostitutionsgewerbe, wie es damals hiess, in den Griff zu bekommen. Anfang 2013 trat die sogenannte Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO) in Kraft, die aus einer Fülle von Bestimmungen besteht, nicht nur für den Strassenstrich, sondern auch zum Betrieb von Bordellen und Sexsalons.
Die Stadt wollte sauber machen im Milieu, wollte mit den Restriktionen für mehr Sicherheit sorgen, nicht nur für die Frauen, auch für die Anwohner. «Die Situation im Prostitutionsgewerbe hat sich beruhigt», steht denn auch im jüngsten Bericht der Stadt Zürich. Von Sozialarbeitern hingegen hört man, dass die Probleme bei weitem nicht gelöst seien. Im Gegenteil. Hinter vorgehaltener Hand wünschen sich einige «die alten Zeiten» zurück.

Doch vor allem sind es die Frauen selbst, die sich beschweren. Frauen wie Vanessa, 31, die mit ihrer Nichte Vicky, 21, im Langstrassenquartier arbeiten. Seit sechs Jahren pendelt Vanessa zwischen ihrem Dorf in Westungarn, wo ihr Sohn lebt, und Zürich, wo sie anschafft. Auf dem Strichplatz in Altstetten war sie im vergangenen Jahr, aber nur eine Woche, weil nichts lief und sich die Frauen nur anzickten.
«100 bis 200 Franken verdiente ich früher für den vollen Service», sagt Vanessa. «Heute bekomme ich noch 50 Franken. Manche Frauen machen es auch für 30.» Neulich sei sie an einem Restaurant vorbeigelaufen und habe die Menu-Karte studiert. «Ein Wienerschnitzel kostet hier mehr als Blasen», sagt sie. «Irgendwas stimmt in Zürich nicht mehr.»

Sie sitzen auf dem Bett ihres Zimmers in einem Apartmenthaus an der Langstrasse, für das sie pro Tag 100 Franken bezahlen. Hierhin bringen sie ihre Kunden: ein Spiegel in der Ecke, Massageöle auf dem Fenstersims. Abgesehen von ein paar wenigen guten Tagen während des Caliente-Festivals, an denen sie alle halbe Stunde einen Freier in dieses Zimmer bringen und täglich bis zu 2000 Franken verdienen, sei wenig los.
Die Konkurrenz sei riesig, sagt Vanessa, der Markt gesättigt, die Frauen immer jünger. «Viele machen es auch ohne Gummi, um überhaupt zu verdienen», sagt Vanessa, was Gesundheitsorganisationen bestätigen, die sich über die Zunahme an sexuell übertragbaren Krankheiten wie Tripper oder Syphilis alarmiert zeigen.

Die Polizei sei rigoros. Es gibt Polizistinnen, die sich als Dirnen tarnen. In den letzten fünf Jahren wurden 571 Freier gebüsst.

Fragt man Vanessa, was diese Art von Arbeit mit ihr gemacht habe, schaut sie zu Boden. «Du musst stark sein, um es zu ertragen. Du musst es vergessen können.» Sie tue das alles nur für ihren Sohn, sagt sie, sie selbst habe längst aufgehört, eigene Träume zu hegen und etwas vom Leben zu wollen. 500 Franken würde sie im Monat in Ungarn etwa als Kassiererin verdienen. Auf diesem Bett in diesem schäbigen Zimmer an der Langstrasse verdient sie das in zwei Tagen.
Und trotzdem ist es nicht genug. Das sagt nicht nur Vanessa, das sagen alle. Sie verdienen zu wenig, «manche hungern, weil sie ihr Geld für ihr Zimmer ausgeben und an vielen Tagen gar nichts läuft», mahnt Christine von der Heilsarmee, die sich seit 20 Jahren um das Wohl der Prostituierten kümmert. Jeden Dienstagabend verteilt sie Brot, Suppe, diese Woche an 70 Prostituierte, so viele wie nie.
Das Milieu hat sie selten flüchtiger erlebt. Frauen kommen und gehen, manche seien nur ein paar Tage da und tauchen wieder unter. «Es ist eine grosse Verunsicherung zu spüren. Die Frauen stehen unter Druck.»

Mit der neuen Prostitutionsgewerbeverordnung kamen auch Zonen- und Zeitbeschränkungen. Im Langstrassenquartier darf nur noch in Kontaktbars angeworben werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft. Sowohl Prostituierte wie Freier bezahlen beim ersten Mal 200 Franken Busse plus 250 Franken Gebühr – ein hoher Preis, wenn man aus Ungarn kommt.
Die Polizei sei rigoros, sagen Sozialarbeiter. Es gebe Polizistinnen, die sich als Dirnen tarnen. In den letzten fünf Jahren wurden 571 Freier gebüsst. 2017 wurden ein Drittel mehr verzeigt als in den Vorjahren. Ein Rekord. Den Sämis geht es an den Kragen.

Angst hat auch Angela. Sie ist 31, sieht aus wie 21 und sitzt vor einem Teller Spaghetti. Dreimal die Woche gibt es bei der Zürcher Stadtmission Mittagessen für zwei Franken. Der kleine Raum ist geschwängert von Parfum- und Haarsprayduft der etwa 70 bis 90 Frauen, die vorbeikommen.
Angela sitzt abseits und erzählt in leisen Sätzen, dass sie aus Frankreich stamme, hier in der Schweiz aber nicht angemeldet sei, wie EU-Bürger es sein müssten, um 90 Tage lang legal arbeiten zu können. «Ich kenne niemanden, der registriert ist», sagt sie mit gesenktem Kopf. Sie wurde schon mehrmals erwischt, doch die Busse von 1100 Franken habe sie nie bezahlt.

«Ich möchte aussteigen», sagt Angela. Aber in Frankreich einen gutbezahlten Job als Kellnerin zu finden, sei schwer. Und weil Freier in Frankreich bestraft werden wie in Schweden, kommt sie nach Zürich, jeweils für ein paar Wochen.
«In Frankreich ist es als Prostituierte zu gefährlich», sagt Angela und bestätigt, was viele Kritiker des Schweden-Modells anführen, dass sich das Milieu in den Untergrund verschiebe und sich vieles im Verborgenen abspiele.

«Ich kenne ein Mädchen, das einen Monat lang im Spital lag, nachdem sie von einem Kunden verprügelt worden ist», sagt Angela, die in Zürich in einer Bar anschafft, nie auf dem Strich in Altstetten, denn sie habe auch hier Angst vor den Typen auf der Strasse, die zu «animal» seien, zu brutal.
Sie wolle sich die Männer auswählen. Nicht umgekehrt.
( :023 )


In der Illegalität verschwunden

Das Schweden-Modell fördere die Stigmatisierung der Frauen, heisst es jeweils, ausserdem seien sie der Gewalt ihrer Kunden ausgesetzt. Doch in Zürich, wo die Prostitution legal ist, hat sich bezüglich Gewaltdelikten im Sexgewerbe in den vergangenen Jahren kaum etwas bewegt.
Genaue Zahlen gebe es nicht, da sich nicht alle Betroffenen melden, sagt die Polizei, die sich schwertut mir einer klaren Aussage. Die Lage «dürfte sich verbessert haben», seit es den Strich am Sihlquai nicht mehr gibt, und doch sei «alles gleich geblieben». Auch die «Palette an Milieu-Nebendelikten», wie Raub, Körperverletzung, Nötigung, habe sich «nicht gross verändert».

Auch sonst wurden nicht alle Ziele erreicht, die sich die Stadt 2013 gesetzt hat. Der Strassenstrich am Sihlquai ist verschwunden. Die Probleme aber sind noch da. «Wir beobachten, dass vor allem Sexarbeiterinnen in den Kleinstsalons unter Druck sind», sagt Susanne Seytter, Geschäftsführerin der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ). Das Sexgewerbe sei mobiler geworden und schnelllebiger.
Um die viele Bürokratie zu umgehen, richten sich viele in temporären Pop-up-Salons ein. «Der Zugang zu den Frauen wurde erschwert», viele seien in die Illegalität gerutscht und von der Bildfläche verschwunden, weil es heute «weniger legale Arbeitsmöglichkeiten für Sexarbeiterinnen gibt».

Am nächsten Tag stehen Vanessa und Vicky, die beiden Ungarinnen, wieder an der Langstrasse. «Fünf Uhr abends ist eine tote Zeit», sagen sie, die Ruhe, bevor die Abendschicht beginne.
Vanessa erzählt, dass sie seit Jahren nach Zürich komme, aber noch nie am See war. Sie kennt den Strichplatz, die schäbigen Zimmer, sie kennen die Männer, die Verlegenen und die Betrunkenen. Aber am Ufer des Sees waren sie noch nie. Also steigen sie ins Tram und sehen bald glitzerndes Wasser und die Engel auf dem Dach des Opernhauses.
Vanessa und Vicky lächeln verlegen, als würde ihnen bei diesem Anblick bewusst, woher sie kommen. Schwimmen wollen sie nicht, sie seien schliesslich zum Arbeiten hier, sagt Vanessa. «Nicht zum Vergnügen.»

https://nzzas.nzz.ch/hintergrund/fuenf- ... ld.1407293

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von deernhh »

Zuerich
IMMER MEHR POP-UP-SALONS FUER SEX:
PROSTITUTIONSGEWERBE IN ZUERICH STABILISIERT SICH
Von Katrin Oller -az Limmattaler Zeitung
20.07.2018 um 12:00 Uhr

Foto
Im Niederdorf wurden 2015 die Zeiten fuer die Strassen- und Fensterprostitution verkuerzt, seither nehmen die Sexarbeiterinnen weniger ein.

Das Sexgewerbe hat sich in der Stadt Zuerich stabilisiert. Dies zeigt ein Bericht des Stadtrates. Gesetzesanpassungen erleichtern die Arbeit von Frauen in Kleinstsalons. Die Lage an der Langstrasse hat sich verschaerft.

Weiterlesen auf:
https://www.limmattalerzeitung.ch/limma ... -132828736

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von deernhh »

Escort-Dame Salome´ Balthus
"Sex ist die Belohnung fuer die Muehe davor"


Salome´ Balthus verkauft sich nicht aus Not, sondern weil sie es will. Ein Gespraech mit einer Prostitutionsbefuerworterin.

Interview bitte lesen auf:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft- ... uehe-davor

Der Philosophische Stammtisch:
Soll man Sex kaufen duerfen?
Aus Sternstunde Philosophie vom 04.11.2018
Dauer: 59:29 Minuten


Im Video kommen zu Wort:
* Salome´ Balthus, Philosophin und Prostituierte
* Domnique Kuenzle, Philosoph
* Peter Schaber, Philosoph
* Sandra Konrad, Psychologin
* Andrea Gisler, Praesidentin Frauenzentrale Zuerich
* Beatrice Baenninger, Geschaeftsfuehrerin Stadtmission Zuerich

Ferner wurden waehrend der Diskussion kurz aeltere Interviews mit Huschke Mau und Alice Schwarzer gezeigt.

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Re: LokalNachrichten: ZÜRICH

Beitrag von Lucille »

Und leider wurden wohl ‚wie immer‘ Passagen mit Konter und fachlichen Quellennachfragen gekürzt, wie die Kollegin Salome glaubhaft im Berufsveband BesD e.V. versicherte.