Lokalnachrichten: HAMBURG

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Veraguas
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Öffnet die Bordelle! Demonstration in Hamburg

Beitrag von Veraguas »

Sexarbeiter*innen demonstrieren an diesem Samstag in St.Pauli.
Samstag,11.07.2020
Start: 22:00 Uhr
Ort: Herbertstraße, Eingang Davidstraße, St. Pauli, Hamburg
Weitere Infos: BesD
Damit bald überall wieder das Licht angeht.

2020-05-11 04-00 DSC01635a.jpg
St.Pauli, Herbertstrasse im Mai 2020
Welches Problem auch immer in der Gesellschaft besteht-
der Staat weiss eine völlig irre Problemlösung die niemandem nützt, aber Arbeitsplätze im Beamtenapparat schafft. H.S.

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Öffnet die Bordelle! Demonstration in Hamburg II

Beitrag von Veraguas »

Mit grosser Anteilnahme von Öffentlichkeit und Medien fand die Kundgebung zur Öffnung der Bordelle am Samstag, dem 11.Juli in der Herbertstrasse statt. Einige links:

MOPO

NDR

Der Spiegel

jetzt/Süddeutsche Zeitung

Bild


--------------------------

Und im Rahmen der Kampagne RED LIGHT ON werden sich am heutigen Donnerstag, dem 16.Juli zwei Häuser der Herbertstrasse am Tag der offenen Tür beteiligen

2020-07-11 22-06 DSC01875.jpg
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Welches Problem auch immer in der Gesellschaft besteht-
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Wir Sexarbeiter*innen wollen wieder legal arbeiten!








16.07.20, 20:52 Uhr
Hygieneplan für Hamburgs Bordelle So soll der käufliche Sex Corona-sicher werden
Von Charlotte Nzimiro


ST. PAULI
Die Corona-Krise ist für das Prostitutionsgewerbe zur Existenzkrise geworden. Während der Großteil der Läden wie Massage-Salons, Friseure und Kosmetiker unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen, müssen Sex-Dienstleistungsgewerbe weiterhin geschlossen bleiben, zu groß sei die Gefahr der Ansteckung. Die Prostituierten des Hamburger Kiezes haben sich durch Demonstrationen Gehör verschafft – und ein realistisches und umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet.

„Die Menschen da draußen müssen verstehen, dass wir schon immer sehr hygienisch gearbeitet haben, das ist fester und unabdingbarer Bestandteile unserer Arbeit, wir wollen doch auch gesund bleiben“, erklärt die Bordell-Wirtschafterin Anne-Marie.

Ein jedes Bordell soll einen individuellen Plan erarbeiten. Wie der Plan der Herbertstraße aussieht, beschreibt die Wirtschafterin ausführlich. Der Plan ist lang, sehr detailliert und wahrscheinlich umfassender als in jeder anderen Branche.

Hamburg: Bordelle entwickeln Corona-Pläne
Neben vielen anderen Maßnahmen, werden die Laken nach jedem Gast gewechselt und auf höchster Temperatur gewaschen. Bordellbesucher müssen ihre Kontaktdaten angeben, mehrmals die Hände desinfizieren, sich waschen, nur bestimmte Sexualpraktiken sind zugelassen und ein Mundschutz ist Pflicht.

Darüber hinaus gibt es zwischen jeder Schotte (Abschnitte in den Schaufenstern, in denen sich Prostituierte präsentieren) Plexiglasscheiben und Besucher werden von der Wirtschafterin bis zum Zimmer begleitet und auch wieder bis zum Ausgang.

Bezirksamt Hamburg-Mitte für Neustart des Sex-Gewerbes
All die Mühen und vor allem der Zusammenhalt der Prostituierten zahlen sich aus. Falko Droßmann, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, positioniert sich klar für die Wiedereröffnung des Sex-Gewerbes: „Sexarbeit findet statt, allerdings nicht von diesen angemeldeten, selbstbestimmten, steuerzahlenden, gesundheitsversicherten und hygieneachtenden Damen hier“, sondern durch illegale Prostitution, wie in Parks oder Privatwohnungen.

Eine frustrierende Situation für die Betroffenen, die sich wie Menschen zweiter Klasse fühlen und diese Ungerechtigkeit nicht auf sich sitzen lassen wollen.

„Wir geben den Gästen eine Dienstleistung, für die wir bezahlt werden. Ich habe mein Leben um meinen Verdienst herum aufgebaut, das steht jetzt alles auf dem Spiel“, so Caroline.

Hamburger Prostituierte: „Wer würde uns denn einstellen?“
Aber nicht nur finanzielle Sorgen plagen die Prostituierten, auch psychisch kommen sie an Ihre Grenzen. Seit Monaten sitzen sie ohne Arbeit zu Hause, die Ungewissheit quält – man vermisse die Beschäftigung und die Kollegen. „Unser Job ist unsere Berufung, wir machen das freiwillig. Es macht uns Spaß und ich will nicht gezwungen werden etwas anderes machen zu müssen!“, so Caroline, und: „außerdem, wer würde uns denn einstellen?“

Aber egal wie groß die Wut oder wie gut das Hygiene-Konzept ist, „die Wiedereröffnung steht und fällt mit dem Sinken oder Steigen der Corona-Zahlen“, erklärt Droßmann. Wenn die Fallzahlen weiterhin niedrig bleiben, auch nachdem die Mallorca-Urlauber wieder in Deutschland angekommen sind, gebe es keinen Grund, nicht wieder zu eröffnen.

https://www.mopo.de/hamburg/hygieneplan ... n-37030138

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Kasharius
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Liebe @deernhh,

Danke. Super Medien-Panorama das Mut macht. Schön dass Du doch wieder on board bist...wir brauchen Dich nämlich hier!

Kasharius grüßt ganz herzlich

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friederike
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von friederike »

Tolle Demonstrationen der tollen Frauen! Vielen Dank, liebe deernhh!

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Gerne! 🙂
Danke schön.

Dank auch an Veraguas für seine Berichterstattung!

Liebe Grüße von deernhh

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

St. Pauli: Prostituierte demonstrieren
Sendung: NDR 90,3 Aktuell | 29.07.2020 | 07:00 Uhr
1 Min | Verfügbar bis 05.08.2020
Im Hamburger Stadtteil St. Pauli haben erneut Sexarbeiterinnen und Bordellbetreiber demonstriert. Sie fordern eine Wiederzulassung der Prostitution, die wegen der Corona-Pandemie untersagt ist.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... 98222.html


Stand: 29.07.2020 07:09 Uhr - NDR 90,3
Demo für Wiederzulassung der Prostitution auf St. Pauli
Sexarbeiterinnen demonstrieren in der Herbertstraße auf dem Hamburger Kiez gegen ein Arbeitsverbot. © picture alliance/dpa Foto: Daniel ReinhardtRund 80 Prostituierte zogen von der Herbertstraße bis zur Davidwache, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
Unter dem Motto "Herr Tschentscher, wir müssen reden" haben Sexarbeiterinnen und Bordellbetreiber am Dienstagabend auf St. Pauli erneut für eine Wiederzulassung der Prostitution demonstriert. "Lieber legal und kontrolliert - als illegal und unkontrolliert", lautete eine Forderung. Die Demonstrierenden appellierten an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), das Prostitutionsgewerbe wie bereits andere körpernahe Dienstleistungen nach monatelanger Corona-Pause wieder zuzulassen.

Zu der Kundgebung hatte die Gruppe "Sexy Aufstand Reeperbahn" aufgerufen. Rund 80 maskierte Prostituierte zogen zu lauter Rockmusik von der Herbertstraße bis vor die Davidwache. Begleitet wurden sie von Hunderten Schaulustigen.


St. Pauli: Prostituierte demonstrieren
NDR 90,3 - NDR 90,3 Aktuell - 29.07.2020 07:00 Uhr
Im Hamburger Stadtteil St. Pauli haben erneut Sexarbeiterinnen und Bordellbetreiber demonstriert. Sie fordern eine Wiederzulassung der Prostitution, die wegen der Corona-Pandemie untersagt ist.

Bezirksamtsleiter Droßmann macht Hoffnung
Die Sexarbeiterinnen wollen nach der langen Zwangspause durch die Corona-Pandemie wieder arbeiten dürfen - mit einem entsprechenden Hygienekonzept. Unterstützt wurden die Demonstrierenden vom Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Falko Droßmann (SPD). Er stellte Lockerungen in Aussicht: "Dieser Protest, den die Damen hier gemacht haben - wohlgemerkt bei der Stadt angemeldete und steuerzahlende und sozialversicherungspflichtige Damen - hat gefruchtet. Tatsächlich beabsichtigt die Gesundheitsbehörde, in Absprache mit unseren Nachbarländern, zum 1. September die Prostitution in Prostitutionsstätten wieder zu erlauben, wenn die Infektionszahlen niedrig bleiben." Bei der Kundgebung hieß es, viele Prostituierte seien durch die Corona-Pause bereits in die Illegalität abgerutscht.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... on252.html

https://www.t-online.de/region/hamburg/ ... kdown.html

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Kasharius
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Toll ! Danke @deernhh

Kasharius grüßt

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Danke @ Kasharius.

Jetzt eine neue Doku über die Reeperbahn



Jetzt hat Elbschlosskeller wieder offen.

25.07.20, 14:13 Uhr
Kiez-Kneipe am Hamburger Berg wieder geöffnet So läuft es jetzt im Elbschlosskeller
Der Elbschlosskeller, der sonst immer für seine Gäste geöffnet hat, war wegen Corona mehr als vier Monate dicht.
Foto: picture alliance/dpa
ST. PAULI

Hamburgs „härteste Kneipe“, der Elbschlosskeller auf St. Pauli, hat nach gut viermonatiger Corona-Zwangspause wieder geöffnet – natürlich unter Auflagen. Trotzdem freuen sich Türsteher und Stammgäste auf den Neustart nach der Corona-Zwangspause.

„Es ist soweit! Wir haben geöffnet...“, schrieb Wirt Daniel Schmidt auf Facebook. Die Kiez-Kneipe am Hamburger Berg war vor der Pandemie nie geschlossen, stand seinen Gästen 70 Jahre rund um die Uhr zur Verfügung.

Türsteherin in Hamburg: „Keller“ ist mein zweites Zuhause
„Der „Keller“ ist mein zweites Zuhause. Ich bin so froh, wieder hier sein zu können!“, sagte Türsteherin Bine der „Bild“-Zeitung (Samstag). Sie kümmere sich jetzt darum, dass entsprechend der Corona-Auflagen nicht mehr als 40 Gäste gleichzeitig in der Kneipe seien. Auch herrsche ein Tanzverbot, Plastik-Trennwände sollen eine Corona-Infektion der Gäste möglichst verhindern.

Kultkneipe in Hamburg: „Spinne“ ist seit 25 Jahren Stammgast
Auch „Spinne“, dem Bericht zufolge seit 25 Jahren Stammgast, freute sich über die Wiedereröffnung. Bis dahin habe er seine Zeit „gegenüber im 'Goldenen Handschuh'“ verbracht. In dem vom Hamburger Filmemacher Fatih Akin verfilmten Buch „Der goldene Handschuh“ beschreibt Autor Heinz Strunk das Leben des Serienmörders Honka, der in den 70er Jahren in Hamburg vier Frauen tötete – und im „Goldenen Handschuh“ Stammgast war.

Wirt Daniel Schmidt freut sich über die Wiedereröffnung seiner Kult-Kneipe.
Foto: picture alliance/dpa

Während des Lockdowns hatte sich „Elbschlosskeller“-Wirt Schmidt stark für Obdachlose eingesetzt. Unter dem Motto „Wer, wenn nicht wir“ hatte er die Kultkneipe kurzerhand in eine Suppenküche und Kleiderkammer für Obdachlose verwandelt.

„Die Schwächsten in unserer Gesellschaft bekommen derzeit nicht die Hilfe, die sie brauchen“, begründete er damals sein Engagement. (maw/dpa)

https://www.mopo.de/hamburg/kiez-kneipe ... r-37082098


HÄRTESTE KNEIPE WIEDER OFFEN
Absturz mit Abstand


Heimkehrer: Stammgast „Spinne” kann endlich wieder in seinen „Keller”
Foto: SYBILL SCHNEIDER

ArtikelVon: CHARLIE WALTER
veröffentlicht am
25.07.2020 - 09:14 Uhr
Hamburg – Früher, vor Corona, war der Laden pickepackevoll. Immer. Wo noch eine Lücke frei war im „Elbschlosskeller“, quetschte sich einer rein.

Doch wegen der Pandemie musste auch Hamburgs härteste Kneipe schließen. Jetzt ist sie als eine der letzten wieder auf – aber Abstürzen geht nur mit Abstand.

Denn in der Kneipe, in der alles erlaubt war, gelten plötzlich strenge Regeln.

Mitarbeiterin Bine (62, war früher obdachlos) regelt den Einlass. 40 Gäste dürfen rein, dann versperrt sie den höhlenartigen Eingang mit einer Kette.

Türsteherin Bine lässt nur 40 Gäste rein, dann schließt sie die Kette am Eingang
Foto: SYBILL SCHNEIDER

16 Uhr. „Spinne” (60) hat es rein geschafft. Er ist seit 25 Jahren Stammgast. Wo war er in den letzten Monaten? „Gegenüber im ‚Goldenen Handschuh‘.” Aber hier ist er lieber.

Zwischen den Sitzecken hängen Plastik-Trennwände, es herrscht Tanzverbot. Alle halten sich an die neuen Regeln, aber die Stimmung ist ausgelassen.

Daniel Schmidt scherzt am „Elbschlosskeller”-Tresen mit seinen Gästen
Foto: SYBILL SCHNEIDER

AUCH INTERESSANT
Türsteherin Bine: „Der ‚Keller‘ ist mein zweites Zuhause. Ich bin so froh, wieder hier sein zu können!”

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Putzfrau im „Elbschlosskeller”: Handschuhe an, Augen zu und durch!
HARTER KIEZ-JOB!
Sie putzte 27 Jahre den „Elbschlosskeller“
„Elbschlosskeller“ muss erstmals schließen, hatte aber kein Türschloss
SEIT 70 JAHREN ERSTMALS DICHT
„Elbschlosskeller“ hatte kein Türschloss
Vor Corona hatte die Kneipe 70 Jahre lang rund um die Uhr geöffnet. Wirt Daniel Schmidt (35): „Jetzt müssen wir erstmal herausfinden, wann überhaupt Gäste kommen.”

Warum hat er so lange gewartet? „Vorher hätte es sich nicht gelohnt, weil wir kaum Leute reinlassen konnten.”

Wirt Schmidt vor seiner Kneipe. Bis vor Kurzem betrieb er dort eine Suppenküche
Foto: SYBILL SCHNEIDER

Im März hatte Schmidt in seiner geschlossenen Kneipe eine Suppenküche eingerichtet. Jetzt steht in den Kühlschränken wieder Bier, aber das Hilfsprogramm läuft weiter. Eherenamtliche verteilen Lebensmittel mit dem Auto.

Spendenkonto: Daniel Schmidt, DE70 2005 0550 1500 9663 93.

https://www.bild.de/regional/hamburg/ha ... .bild.html

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Prostituierte wüten: "Darf auf Feier mit 25 Leuten Sex haben, aber nicht mit Gast"

29.07.20, 16:25 31.07.20, 08:03
Julia Dombrowsky

Die Reeperbahn, Deutschlands bekannteste Rotlichtmeile, ist seit dem Ausbruch von Corona nur noch ein Ort für Cocktails an Stehtischen. Keine Frauen mit Bauchtaschen am Straßenrand, auch die berüchtigte Herbertstraße ist wie leergefegt. Eigentlich. 80 der dort arbeitenden Sexworker marschierten zuletzt unter dem Motto "Herr Tschentscher, wir müssen reden..." maskiert und mit Plakaten ausgestattet über das nasse Pflaster Hamburgs. Ihre Forderungen: Lasst uns wieder arbeiten!

Watson war vor Ort und sprach mit einer der Sexarbeiterinnen, Jenny, über das anhaltende Berufsverbot der Prostituierten aufgrund von Corona, Hygienekonzepte in Bordellen und Angst vor drohender Armut.

Eine leere Vergnügungsmeile
Die roten Tore zur Hamburger Herbertstraße sind massiv und eigentlich als Sichtschutz für das Treiben dahinter gedacht, denn hier bieten Sexarbeiterinnen Kunden ihre Dienste an. Frauen ist der Zugang verboten, sofern sie nicht dort arbeiten, damit Freier nicht abgelenkt werden und unentdeckt bleiben. Doch das ist momentan eigentlich gar nicht nötig. Denn die Bordelle hinter den Toren sind vollständig leer, die Barhocker verlassen, die roten Lampions vor den Jugendstilhäusern ausgeschaltet. Hier arbeitet seit fast fünf Monaten niemand mehr.

"Wir waren die erste Branche, die geschlossen wurde und sind die letzte, die öffnen darf", ärgert sich Jenny im Gespräch mit watson. Sie ist 37 Jahre alt und seit gut 16 Jahren Prostituierte. "Wegen des Geldes", sagt sie. "Aber auch weil ich hier frei sein kann, selbstständig arbeite und mir der Kontakt zu den Freiern Spaß macht." Eben diesen Kontakt hat sie seit Frühjahr nicht mehr gehabt. Anfangs war das noch auszuhalten, sagt sie. Doch inzwischen hat sie kein Erspartes mehr, ihr droht die Obdachlosigkeit: "Man baut sich ein Leben auf und plötzlich bricht alles weg."

Der selbsternannte "Sexy Aufstand":
Sexy Aufstand, Reeperbahn, 28.07.20, Protest gegen Berufsverbot in der Herbertstraße Hamburg
Prostituierte Jenny (37) im Bordell
Etwa 80 maskierte Sexarbeiterinnen marschierten auf und klebten ihre Plakate an Schaufenster und Wände. bild: watson.de / julia dombrowsky

Anfang 2020 meldete ihr Vermieter Eigenbedarf an und kündigte ihr die Wohnung, in der sie mit ihrem Hund lebt. An sich nicht dramatisch, doch als dann auch noch das Berufsverbot im März einsetzte, wurde es zum Problem. "Ich finde keine andere Wohnung mehr", erzählt sie. "Ich habe mich schon so oft beworben, aber sobald ich meinen Beruf angebe, ist allen klar: Die verdient gerade nichts. Die kann keine Miete zahlen. Und ich bin wieder raus."

Eigentlich hätte sie die Wohnung schon im Juni verlassen müssen, nur anwaltliche Hilfe hält sie derzeit noch in den vier Wänden, ein wackeliges Konstrukt. "Ich lebe momentan von der coronabedingten Grundsicherung, aber die läuft im August aus." Was macht sie, wenn die Bordelle weiter geschlossen bleiben? Jenny zuckt die Schultern. "Momentan heißt es, im September könnte die Herbertstraße wieder öffnen. Aber auch nur, wenn die Infektionszahlen niedrig bleiben, darauf kann man sich nicht verlassen."

Jenny am alten Arbeitsplatz
Auf der Reeperbahn sind inzwischen wieder jede Menge Menschen unterwegs, auch am Tag der Sexarbeiter-Demo. Darunter auch Männer, die rechts und links in die Gassen spähen und einige Junggesellenabschiede. Der Markt für käuflichen Sex ist weiter da, ob Verbot oder nicht. Illegal möchte Jenny aber auf keinen Fall arbeiten, auch wenn sie glaubt, dass einige Frauen dazu übergehen könnten, wenn die Rotlichtszene geschlossen bleibt.

"Wir harren aus, so gut es geht", sagt Jenny. "Aber die Frauen sind mittlerweile in finanzieller Not und so werden gerade die ärmsten von ihnen in die Illegalität gedrängt. Dort wären Infektionsketten unkontrollierbar, sie könnten die neuen Superspreader sein. Das muss die Politik verhindern. Jetzt ist der Zeitpunkt zu öffnen, damit das gar nicht erst passiert."

"Eigentlich bin ich eher wie eine Therapeutin auf St. Pauli."
Prostituierte Jenny

Sexy Aufstand, Reeperbahn, 28.07.20, Protest gegen Berufsverbot in der Herbertstraße Hamburg
Prostituierte Jenny (37) im Bordell
Jenny (37) an ihrem stillgelegten Arbeitsplatz: Ein Bordellzimmer auf St. Pauli. bild: watson.de / julia dombrowsky

Jenny versteht nicht, warum sie im Fitnessstudio vor sich hinhecheln darf, nicht aber mit Mundschutz auf einem Bett. Sie versteht auch nicht, warum 25 Menschen inzwischen zu Hause eine Party feiern dürfen (Sex nicht ausgeschlossen), sie aber nicht einen Freier im Zimmer empfangen darf. "Wenn ich die Straße runtergehe, sehe ich Menschengruppen aus vier, fünf Haushalten, die ohne Maske miteinander scherzen und im Restaurant essen. Wenn ich das sehe, muss ich ganz salopp sagen: Ich fühle mich verarscht!"

Im Berufsverbot für Prostituierte stecke mehr Vorurteil als Wahrheit, meint sie. Es spiele den Politikern in die Hände, die das Rotlichtmilieu sowieso unterbinden wollten. In ihrem Berufsalltag gäbe es nur Eins-zu-Eins-Kontakt und oft werde Sex sowieso zur Nebensache, wenn sich ein Mann auf ihr lila Laken begibt. "Eigentlich bin ich eher wie eine Therapeutin auf St. Pauli", sagt sie. "Viele Männer wollen vor allem quatschen, ihren Alltag hier loswerden."

Sexy Aufstand, Reeperbahn, 28.07.20, Protest gegen Berufsverbot in der Herbertstraße Hamburgfl
Die Schaufenster der Herbertstraße sind leer. Eigentlich sitzen hier Frauen, um Freier anzulocken. bild: watson.de / julia dombrowsky

Wenn ein Freier kommt, wüschen sich beide als Erstes die Genitalien und Hände am Waschbecken, das gegenüber vom Bett angebracht ist und von Seifenspendern gesäumt wird, nach dem Akt noch einmal. Nach jedem Kunden würde das Bett frisch bezogen und genutzte Objekte sowie Hände desinfiziert. "Das einzige, was unter Corona neu hinzukäme, wären die Masken, die auch während des Akts getragen würden."

Auch lesenswert: #RotlichtAN! So laut fordern Prostituierte ein Ende des Berufsverbots
"Sind pfui und sollen deshalb nicht mehr stattfinden": Prostituierte schießt gegen Lauterbach
Bordell-Besitzerin kritisiert Politik: "Das ist eine Lüge. Da geht wohl die Fantasie mit ihnen durch"
Im Gegensatz zu Friseuren oder Kellnern hält Jenny die Prostituierten sogar für besser an solche Konzepte gewöhnt. "Wir sind Hygieneprofis, wir haben schon immer damit zu tun gehabt", sagt sie. Nicht zuletzt, weil keine krankheitsbedingt ausfallen möchte, nur, um dann ohne Einkommen dazustehen. "In Zeiten wie diesen würde ich nicht mal einen Kunden annehmen, der offensichtlich Husten hat. Das wäre kein Geld der Welt wert, ich will doch selbst gesund bleiben."

Auf St. Pauli ist der Zusammenhalt enorm groß, sagt Jenny. Das ist auch während des Protests spürbar, als eine ältere Nachbarin ihr Fenster öffnet, um den Frauen zuzurufen: "Ich hatte Gänsehaut, als ihr da rauskamt, Mädels! Ganz toll." Hier kennt jeder die Frauen, die hinter den Schaufenstern arbeiten und nimmt sie ernst. Nur draußen, sagt Jenny, werde ihnen gerade jeglicher Verstand und Verantwortungsbewusstsein abgesprochen. "Das ist verletzend und beleidigend, das geht mir wirklich nahe. Als wären wir zu dumm, um uns an Corona-Regeln zu halten. Dümmer als alle anderen Berufsgruppen des Landes."

Jenny beim Protest
Sexy Aufstand, Reeperbahn, 28.07.20, Protest gegen Berufsverbot in der Herbertstraße Hamburg
Prostituierte Jenny (37, rechts) mit Schild
Direkt vor der bekannten Davidswache demonstrierte Jenny gegen das Berufsverbot für Sexarbeiter. bild: watson.de / julia dombrowsky

Die letzten Monate verbrachte Jenny vor allem zu Hause, mit anschwellenden Existenzängsten. "Das beschäftigt mich Tag und Nacht. Ich möchte nicht in der Armut landen, ich bin kurz vor der Pleite. Deshalb muss ich jetzt kämpfen."

Die Forderungen der Frauen
In anderen Ländern wie Österreich und Schweiz ist Prostitution schon wieder erlaubt, die Grenzen dorthin sind auf – ein Freier kann sich also jederzeit dort bedienen lassen. Nur eben nicht zu Hause. Warum deutsche Politiker dieses Thema noch nicht angegangen haben, versteht Jenny nicht: "Wir fühlen uns ausgegrenzt, nicht wahrgenommen. Wir sind körpernahe Dienstleister, wir zahlen auch Steuern und wollen behandelt werden wie jede andere Branche."

"Ich darf auf jeder privaten Wohnungsfeier mit bis zu 25 Personen ohne Maske Sex haben, jedoch meinem Lebensunterhalt mit einem Gast nicht nachgehen. Warum, liebe Politik?"
Eine weitere Demonstrantin

Die Sexarbeiterinnen fordern, dass Bordelle unter einem Hygienekonzept wieder öffnen dürfen. Zur Datenerfassung wollen sich die Herbertstraßen-Betreiber QR-Codes bedienen, die von den Freiern eingescannt werden. Käme es zu einer Infektion, würden diese Daten gesammelt an das Gesundheitsamt geschickt.

Sexy Aufstand, Reeperbahn, 28.07.20, Protest gegen Berufsverbot in der Herbertstraße Hamburg
Eine Prostituierte klebt ihr Plakat an einen Schnellimbiss. bild: watson.de / julia dombrowsky

Die Konzepte wären da, die Bordelle bereit, jeden Tag ihre Türen zu öffnen. Sorge, dabei zur Virenschleuder zu werden, hat hier keine der Frauen. "Ich habe überhaupt keine Angst, wieder zu arbeiten. Ich stehe komplett hinter meinem Job", sagt Jenny. "Ich habe nur Angst, dass die Fallzahlen wieder steigen und wir in der Unsichtbarkeit verschwinden."

https://www.watson.de/leben/watson-stor ... reeperbahn

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Bericht der Hamburger Morgenpost zum Großbordell BABYLON
https://www.mopo.de/hamburg/corona-kris ... --37134982

Kasharius grüßt

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

#stpaulimusssexybleiben
Kiezmacher unterstützen die Öffnung der Bordelle
Der Countdown läuft. Am Dienstag will der Senat beschließen, ob die Bordelle in Hamburg und auf dem Kiez wieder öffnen dürfen. Von Seiten der Betreiber sind die Vorraussetzungen geschaffen. Es gibt ein weitreichendes Hygienekonzept, für das selbst ein offizieller Amtsarzt der Stadt Hamburg seinen Segen gegeben hat. Doch die steigenden Fallzahlen in der Hansestadt sorgen für Unruhe. Sie könnten als Vorwand genommen werden, um das Berufsverbot zu verlängern.
Und mit diesem hadern die Prostituierten schon länger. Denn ein wissenschaftliches Fundament, dass ein hygienischer Bordellbesuch ansteckender als jedes Familienfest ist, gibt es nicht. Zudem sind in viele anderen köperbetonten Berufen wie z.B. Massagen die Ausübung schon länger wieder erlaubt.

Eine Frage der Moral?

Viele Anbieter vermuten, dass es moralische Komponenten sind, die auf ein langfristiges Berufsverbot hinzielen wollen. Denn die Argumentation der ausgebeuteten Frau wird gerne wieder zitiert. Die Macher von Sexy Aufstand Reeperbahn, die jüngst mit zwei spektakulären Aktionen in der Herbertstrasse auf ihre Lage aufmerksam machten, haben dazu eine ganz klare Haltung. „Zwangsprostitution ist nicht erlaubt. Punkt. Und so lange man sich im geltende Recht bewegt, sind die moralischen Befindlichkeiten egal.“

Rolle rückwärts in die Illegalität ?

Und die Branche sieht noch andere Gefahren. Die jahrelange Aufbauarbeit einer durch das Prostituiertenschutzgesetz geregelten Praxis, könnte durch eine Verlängerung des Lockdowns dazu führen, dass das älteste Gewerbe sukzessive in die Illegalität abgleitet. Denn nach 6 Monaten ohne Einnahmen ist der Weg vorgezeichnet. Für die Betreiber das schlimmste Szenario, denn gerade die jüngere Generation der Bordellbetreiber will die Branche auf gesunde Füße stellen und die Dienstleitung der Zeit anpassen.

Die Huren erhalten im Viertel viel Zuspruch, denn das Rotlicht ist für viele eine Win-Win-Situation. So haben sich zahlreiche Laden-Betreiber, Touranbieter und Interessensvertreter in Videobotschaftenunter unter dem Hashtag #stpaulimusssexybleiben mit dem Milieu solidarisiert. Diese kann man jetzt sehen auf reeperbahn.de

https://reeperbahn.de/stpaulimusssexybleiben/








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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Danke liebe @deernhh,

sehr eindrucksvoll !

Kasharius grüßt

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Danke @Kasharius
Aber scheinbar alles umsonst.
Siehe unten:


Wie ich soeben per WhatsApp von einer Hamburger Kollegin und per NDR Live Stream erfuhr, ist Prostitution in Hamburg nicht ab dem 1. September wieder erlaubt, sondern weiterhin verboten.
Nähere Details aus dem Netz teile ich Euch später mit, sobald diese Nachricht auch im Netz zu finden ist.

Ich könnte heulen !!!!!!!!!!

Nun in Sachen Hurenausweis:
Wem der Hurenausweis abgelaufen ist, der/die kann sich erst dann wieder neu anmelden, wenn es in Hamburg wieder erlaubt ist.
Achtung:
Lange Wartezeiten werden vielleicht zusätzlich in Kauf genommen werden müssen....

Liebe Grüße von deernhh

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

So, nun zu meinem obigen Posting:
Habe die Pressemeldungen im Netz gefunden:


Ob Senat skurriler Forderung zustimmt?
Coronavirus trifft Hamburger Prostituierte hart – Oralverkehr nur noch mit Mundschutz
Aktualisiert: 25.08.20 - 14:55

Hamburgs Prostituierte wollen endlich wieder anschaffen. Nach rund sechs Monaten „Arbeitsverbot“ wegen des Coronavirus geht den Prostituierten schön langsam das Geld aus. Deswegen demonstrieren sie lautstark auf St. Pauli – und bekommen Zuspruch aus der Politik.


Hamburger* Prostituierte demonstrieren auf der Reeperbahn*.
Wegen des Coronavirus* dürfen sie seit rund sechs Monaten nicht arbeiten.
Hamburger Senat* hat sich jetzt gegen eine Lockerung zugunsten der Prostituierten entschieden.

Hamburg – Die Prostituierten in der Hansestadt sind geldtechnisch am Limit. Seit rund sechs Monaten dürfen Huren auf dem Kiez und Co. nicht mehr anschaffen, die Kasse der Frauen bleibt leer – trotz Hygienekonzepten der Bordelle. Deswegen geht die Rotlicht-Szene am Dienstag, 18. August 2020, zum dritten Mal auf die Straße, demonstriert lautstark und öffentlichkeitswirksam auf St. Pauli*. Vom Senat fordert sie Szene, ab Dienstag, 1. September 2020 wieder anschaffen zu dürfen.

Straße: Reeperbahn
Länge: 930 m
Städte: Hamburg

Coronavirus: Pandemie trifft Hamburger Huren hart, doch SPD-Mann Falko Droßmann ist guter Dinge
Mit selbstgebastelten Schildern wie etwa „Ein Sommer ohne S** ist kein Sommer“ oder „Der Staat fi*** uns, aber zahlt nicht“ wollen sie ihrer Forderung Nachdruck verleihen. Die Aufmerksamkeit von Falko Droßmann (46, SPD) haben sie schon mal.

Hamburger Prostituierte demonstrieren auf dem Kiez, weil sie wegen des Coronavirus nicht arbeiten dürfen.
Da half auch kein noch so provokantes Schild: Die Prostituierten müssen sich mit der Wiederaufnahme ihrer Arbeit noch gedulden. (24hamburg.de-Montage)

© Sexy Aufstand Reeperbahn

Der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte ist zuversichtlich und macht den Prostituierten während der Demo Mut: „Es liegt an uns allen, wenn wir es schaffen, uns hier auf St. Pauli richtig zu bewegen. Wenn wir es schaffen, die Infektionszahlen niedrig zu halten, dann beabsichtigt der Senat, dann beabsichtigt die Gesundheitsbehörde, also die Sozialbehörde jetzt, gemeinsam mit den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen die Prostitution in Prostitutionsstätten zum 1.9. wieder zu erlauben. Das ist auch ein Verdienst von euch (den Prostituierten, Anmerkung der Redaktion).“

Domina Mistress Chauve im Ganzkörper-Latexanzug ist auf dem Baum, weil gerade im Fetischbereich ohnehin oft nur mit Gasmasken gearbeitet wird. „Wir wissen auch, wie man auf Abstand geht. Gerade im Bizarre-Business haben wir Gasmasken auf. Auch wir dürfen nicht arbeiten. Es gibt keine Aussicht auf Lockerung, keine Unterstützung“, sagt sie der „Mopo“. Ihre Kollegin, die Domina Miss Beat will den Kiez wieder zum Leben erwecken: „Die Frauen möchten arbeiten, die arbeiten sauber und es wird Zeit, dass auch der Kiez wieder ans Leben gebracht wird.“ Neben Prostituierten haben bald auch Reiserückkehrer aus Risikogebieten Grund zum Schmollen, wie 24hamburg.de berichtet.

Coronavirus: Pandemie trifft nicht nur Rotlicht, sondern auch Gastronomie und Nachtleben hart
Auch von der Interessengemeinschaft St. Pauli (IG St.-Pauli) erhalten die Demonstrantinnen Zuspruch. Peter Kemmerer setzt sich auf der Demo für die Rotlicht-Szene ein: „Wir wollen, dass die Frauen wieder arbeiten können, die an der Arbeit gehindert werden.“ Doch nicht nur die Prostituierten selbst leiden unter der strengen Corona-Verordnung des Hamburger Senats. 24hamburg.de berichtet auch über den FC St.Pauli-Torwart, der neulich eine verbotene Fetischparty auf dem Kiez feierte.

Die Einschränkungen des Rotlichts treffen die gesamte Szene am Kiez hart. Das bekommt auch Barbetreiber Oliver Borth vom „Hans-Albers-Eck“ zu spüren: „Das Rotlicht ist natürlich der Antriebsmotor für Hamburg, weil die Gäste, die nach Hamburg kommen, die kommen nicht nur wegen der Elphi* oder dem Michel*, sondern die wollen eben auch das verruchte Hamburg sehen und das geht nur gemeinsam. Wir Clubs profitieren vom Rotlicht, weil Gäste das sehen wollen und das Rotlicht profitiert auch von den Clubs, weil Männer hier auf Steige gehen und sich amüsieren – das ist ein Miteinander. Und wenn das irgendwann nicht mehr so ist, dann werden die Besucherzahlen in Hamburg fallen.“

Coronavirus: Hamburger Bordelle wollen Senat mit ausgeklügeltem Hygienekonzept überzeugen
Für ihre Demonstrationen haben die Huren die Vereinigung „S**y Aufstand Reeperbahn“ gegründet und fordern auf ihrer Website vom Hamburger Senat, dass die Prostitution ab September 2020 wieder genehmigt wird. „Nach vielen Gesprächen mit der Politik, Ärzten, Virologen und Verbänden sind wir sehr positiv gestimmt, dass eine Zustimmung der Prostitution in Prostitutionsstätten mit unserem erarbeiteten Hygienekonzept nichts mehr im Wege steht.“ Und wie sieht das Hygienekonzept der Hamburger Huren genau aus?

Auch das erklärt „S**y Aufstand Reeperbahn“ ausführlich auf der Website. Hier ist unter anderem die Rede von einem Aufkleber mit der Aufschrift „Hände desinfizieren“ am Eingang. Zudem können Gäste das Bordell nur mit Maske betreten. Wegen einer möglichen Kontaminierung dieser wird jedem Freier allerdings eine neue, frische Maske gereicht, mit der er zu der Dame seiner Wahl aufs Zimmer kann. Dort geht der Spaß mit Coronavirus-Einschränkungen weiter: Vor dem Akt müssen Prostituierte und Freier im Zimmer noch einen Mund-Nasenschutz tragen. Beide müssen sich sowohl Hände als auch Geschlechtsteile waschen. Jedem Gast werden frische Handtücher gereicht.

Zwischen den Kunden muss die Hure die Bettwäsche sowie ihre eigene wechseln. Geschlechtsverkehr ist nur in drei Stellungen möglich, Oralverkehr nur noch mit Kondom und Mundschutz (beim Gast)! Zudem darf während der Corona-Pandemie jeweils nur ein Gast aufs Zimmer. Gangbangs werden laut Hygienekonzept vorerst von der Karte gestrichen. Jeder Gast muss sich zudem anonym mit einem QR-Code registrieren. Auch die Arbeiterinnen werden von den Bordellen gelistet und wöchentlich auf das Coronavirus getestet. Im Falle einer Infektion wird laut dem Hygienekonzept das Gesundheitsamt informiert. Nach jedem Kunden desinfiziert die „Wirtschafterin“ alle Türklinken, Treppengeländer und Sanitäranlagen.

Coronavirus: Hamburger Senat sieht keine Lockerung vor – legale Prositution bis 30. November lahmgelegt
Am Dienstagmittag, 25. August 2020, dann die Entscheidung des Senats: „Der Senat hat heute beschlossen, die Hamburger Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus bis 30. November 2020 zu verlängern." Wie 24hamburg.de auf Nachfrage erfuhr, sind davon auch die Prostituierten betroffen.
Das Bundesland Hamburg arbeite noch an einem einheitlichen Plan mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen. *24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.

https://www.nordbuzz.de/hamburg/coronav ... 30212.html



Hamburg: Prostitution bleibt wegen Corona-Pandemie verboten
25. August 2020 14:33 Uhr

Eine Prostituierte wartet in einem Bordell auf Kundschaft. Foto: Andreas Arnold/dpa/Symbolbild
Bild: © Andreas Arnold

Hamburg (dpa/lno) - Prostitution bleibt in Hamburg wegen der Corona-Pandemie weiterhin verboten. "Bei weiterhin stabiler Lage im gesamten norddeutschen Raum kommen wir vor dem neuen Änderungszeitraum (bis Ende November) mit Sicherheit zu einer Regel, aber im Moment eben noch nicht", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung neuer Corona-Regeln. Vor allem die Gruppe "Sexy Aufstand Reeperbahn" hatte zuvor unter dem Motto "lieber legal und kontrolliert, als illegal und unkontrolliert" eine Öffnung der Bordelle zum 1. September gefordert. Die Bordelle der Stadt sind seit Mitte März geschlossen.

Der Senat habe sich sehr intensiv mit dem Thema befasst, sagte Leonhard. In den Blick genommen worden seien vor allem die gemeldeten und gestatteten Prostitutionsstätten. "Man muss aber sagen, dass wir auch angesichts der Diskussionen, die auf Bundesebene laufen die gegenwärtige Infektionslage gerne noch eine Weile beobachten wollen, bevor wir hier zu einer Öffnung kommen", sagte die Senatorin. Außerdem wolle Hamburg erst mit den Nachbarbundesländern zu einer einheitlichen Regelung zu kommen, "damit wir keine Ausweichbewegungen nach Schleswig-Holstein oder Niedersachsen bekommen".

"Sexy Aufstand Reeperbahn" ist nach eigenen Angaben eine Bewegung von Frauen für Frauen, für Solidarität für St. Pauli, für Gleichberechtigung und gegen Stigmatisierung. "Ganz St. Pauli steht hinter uns und möchte, dass die Prostitution wieder erlaubt wird." In St. Pauli hänge alles eng zusammen, "die Lokale und Clubs leben genauso von der Prostitution, wie die Prostitution von den Clubs und Bars".

Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen hatte zuvor beklagt, dass andere körpernahe Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetik- und Tattoo-Studios sowie Massage-Salons bereits wieder öffnen dürfen, nicht aber die Bordelle. Und hinzukomme, dass sexuelle und erotische Dienste in Nachbarländern wie den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Österreich und Tschechien bereits wieder erlaubt seien.

https://www.hamburg.de/nachrichten-hamb ... -verboten/


Heulllll !!!!
Da kann ich nur ironischerweise sagen:
"Frohe Weihnachten!"

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Kasharius
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Na dann sollten die Rechtsanwälte mal die dann neue Verordnung zu entern versuchen...

Kasharius grüßt

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deernhh
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

27. August 2020, 13:45 Uhr
Prostitution - Hamburg

Fegebank zeigt Verständnis für Protest der Prostituierten

Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen), Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung.
Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild (Foto: dpa)
Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hat Verständnis für den Protest von Prostituierten wegen der wegen der Corona-Pandemie weiterhin geschlossenen Bordelle gezeigt. "Ich teile diese Haltung vollumfänglich", sagte Fegebank am Donnerstag in Hamburg. Sie finde auch, dass es ein Risiko sei, "Frauen in die Illegalität zu treiben, weil sie gerade ja einem Berufsverbot ausgesetzt sind". Es lägen gute Hygienekonzepte vor. Deshalb glaube sie auch, dass die Bordelle in einem nächsten Lockerungsschritt geöffnet werden könnten. Allerdings müsse dies im Länderkontext Norddeutschland geschehen. Dazu fänden derzeit Gespräche statt.

Der rot-grüne Senat war am Dienstag dem Wunsch vieler Prostituierter auf eine Wiedereröffnung der Bordelle zum 1. September nicht gefolgt, hatte entschieden, die bereits seit Mitte März geschlossenen Bordelle noch bis Ende November nicht wieder öffnen zu lassen. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellte zwar in Aussicht, dass eine Wiedereröffnung auch früher erfolgen könnte, verwies aber auf den Bund und zu treffenden Absprachen mit den Nachbarbundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierten den Senat scharf, forderten einen Notfall-Fonds für Prostituierte. "Das Festhalten an einem Verbot der Sexarbeit, während Saunas wieder öffnen dürfen und es weitere Lockerungen im Bereich des Sports gibt, ist absolut unverständlich", erklärte die Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir. Kein anderes Gewerbe werde so konsequent mit einem Arbeitsverbot belegt wie die Prostitution. "Dabei sprechen alle Fakten dafür, dass ein kontrollierter Betrieb die richtige Lösung, sowohl im Sinne der Notlage der Betroffenen, als auch im Sinne des Infektionsschutzes wäre."

Die Gruppierung "Sexy Aufstand Reeperbahn" hatte sich nach der Entscheidung des Senats fassungslos gezeigt. Sie habe einmal mehr aufgezeigt, "dass wir Menschen am Rande der Gesellschaft sind und wohl immer bleiben werden - ganz egal ob wir uns anständig vernünftig und coronakonform verhalten - oder eben auch nicht", hieß es auf der Homepage der Gruppe. "Sexy Aufstand Reeperbahn" - nach eigenen Angaben eine Bewegung von Frauen für Frauen, für Solidarität für St. Pauli, für Gleichberechtigung und gegen Stigmatisierung - kritisierte, dass die Pandemie dafür benutzt werde, "die Prostitution still, leise und über einen langen Zeitraum wieder zu verbieten".

https://www.sueddeutsche.de/leben/prost ... -99-330066




CP Krenkler
Obgleich die Abgeordneten des Hamburger Senats die Öffnung der Prostitutionsstätten zum 01.09.2020 fest im Blick hatten und auch die Senatoren dieser Öffnung zugestimmt haben, erging heute die neue Corona Verordnung bis zum 30.11.2020 ohne Änderungen.

Herr Tschentscher, Wir sind fassungslos!
Der Hamburger Kiez ist wider erwartend seit nun fast 6 Monaten einen leisen, vernünftigen, gesellschaftsfähigen und rechtlich korrekten Weg gegangen und hat vernünftig wie alle anderen Branchen Corona- und Pandemiegerecht gehandelt . Transparent, ehrlich und aufrichtig hat der Kiez seine Türen geöffnet – für Jedermann! Hat mit Funk und Tv zusammen gearbeitet. Politiker, Abgeordnete, Virologen, Ärzte und Infektionsschutzbeauftragte eingeladen, sowie auch den Amtsarzt von einem hervorragenden Hygienekonzept überzeugt. Wir sind und waren solidarisch mit seinen Hamburger Mitbürgern, haben weder illegal gearbeitet noch lautstark protestiert!
Die heutige Pressekonferenz hat jedoch wieder einmal mehr aufgezeigt, dass wir Menschen am Rande der Gesellschaft sind und wohl immer bleiben werden – ganz egal ob wir uns anständig vernünftig und Corona konform verhalten – oder eben auch nicht!

Also sind nun mehr und mehr Betroffene davon überzeugt, dass die Corona Pandemie doch tatsächlich als Werkzeug dafür benutzt wird, die Prostitution still, leise und über einen langen Zeitraum wieder zu verbieten .
Die heutige Entscheidung ist keine Entscheidung im Sinne der Pandemiebekämpfung, es gibt keine rechtliche Grundlage dafür . Die Fallzahlen in Hamburg sind niedrig. Die Folgen dieser Entscheidung sind absehbar und wir empfinden diese als fahrlässig und realitätsfremd.


https://sexy-aufstand-reeperbahn.de/

Anmerkung von deernhh:
Der Link https://sexy-aufstand-reeperbahn.de/ ist eine tolle Seite. Es lohnt sich, diese anzuklicken, um sich mehr informieren zu können.

Liebe Grüße von deernhh

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

@deernhh

danke für die tolle und umfangreiche Berichterstattung von Dir!

Kasharius grüßt sehr solidarisch

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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von Kasharius »

Hier noch ein Scherflein von mir bzw. dem NDR

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/mi ... g-101.html

Kasharius grüßt

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deernhh
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Re: Lokalnachrichten: HAMBURG

Beitrag von deernhh »

Danke @ Kasharius!

Liebe Grüße von mir