Geschlechtsumwandlung:
Supermodel war früher ein Mann
Melbourne. Einst sorgte der junge Andrej Pejic im Brautkleid von Paul Gaultier für Aufsehen.Nach der Geschlechtsumwandlung fasziniert Andreja Pejic die Modewelt als Frau.
Scheinbar endlos lange Beine, blonde Wallemähne: Als Männermodel Andrej Pejic (22) vor drei Jahren der große Durchbruch in einem Brautkleid von Jean Paul Gaultier (62) gelang, sorgte das für Schlagzeilen. Ein Mann auf dem Laufsteg in Damenkleidern – das ging ja gar nicht. Der junge Mann hat sich das wohl zu Herzen genommen: Im vergangenen Jahr wurde er zur Frau. Andrej Pejic hieß von da an Andreja Pejic.
Ein Star auf dem Laufsteg war Andreja Pejic auch schon vor ihrer Geschlechtsumwandlung. 2011 wählten die Leser des Männermagazins „FHM“ Andreja – damals offiziell noch ein Mann – zu einer der erotischsten Frauen der Welt und lösten eine Kontroverse aus.
Jetzt kehrte das australische Model zum ersten Mal nach einer Geschlechtsumwandlung auf den Laufsteg nach Melbourne zurück – dort wo ihre Karriere einst als „er“ begann.
Im vergangenen Jahr entschied sich Pejic, die als Kind zusammen mit ihrer Familie einst vor den Kriegswirren in Bosnien nach Australien flüchtete, zur Operation. Andreja Pejic sagte damals „Ich habe ein paar Veränderungen vorgenommen.“
Was zwischen der OP und der jetzigen Rückkehr auf den Laufsteg als Frau passierte, berichtete die 23-Jährige nun in einer australischen Fernsehsendung: Sie hat einen Film über ihr Leben als Transsexuelle gedreht. Über die Crowdfunding-Webseite „Kickstarter“ hat Pejic zusammen mit einer Gruppe Filmemacher Sponsoren für eine Dokumentation angeworben. Mit dem Geld filmte das Team die Umwandlung des Models und begleitete sie auf ihrer persönlichen Reise in den vergangenen Monaten.
„Es war sehr wichtig für mich, die Geschichte zu teilen und die Situation und die Erfahrung zu vermenschlichen“, sagte sie beim Sender Channel Ten. „Ich bin sowieso eine Person, die in der Öffentlichkeit steht, somit ist meine Geschichte ohnehin schon bekannt.“
Wichtig sei ihre Geschichte auch, weil es immer noch betroffene Jugendliche auf der Welt gebe, die Selbstmord begehen würden wegen der Ignoranz, die das Thema umgebe. „Es war ein sehr intensives Jahr“, gestand Pejic ein. „Aber ich habe mir meinen persönlichen Traum erfüllt und meine Umwandlung vollendet und kann nun als Frau leben.“
Eine renommierte australische Modelagentur hatte die heute 23-Jährige bereits während ihrer Highschool-Zeit entdeckt, als sie neben der Schule bei McDonalds Burger und Pommes Frites verkaufte. Damals war sie offiziell noch ein Junge, wusste aber bereits seit sie 13 war um ihre transsexuelle Veranlagung. Der feminine Körper, die feinen Gesichtszüge und das Selbstbewusstsein von Pejic brachten ihr schnell große Kampagnen und Modenschauen ein.
Im September 2008 lief Pejic zum ersten Mal auf dem Laufsteg während des Melbourner Modefestivals. Vogue Paris brachte ihre Bilder und schon bald entdeckten sie auch Designer wie Marc Jacobs oder Jean Paul Gaultier, der das Model unter seine Fittiche nahm.
Ihr Mutter Jadranka war ihr dabei eine enorme Unterstützung. Sie habe ihr Kind trotz des anfänglichen Schocks so sehr geliebt – nichts hätte dem jemals im Weg stehen können. Noch heute sei sie die „Liebe ihres Lebens“.
Zeichen für die Akzeptanz
Wie wichtig die Unterstützung der Familie ist, zeigte sich erst im vergangenen Jahr wieder, als eine australische Mutter ebenfalls ein Zeichen für die Akzeptanz setzte. Mit einer Geburtsanzeige in der Zeitung feierte sie die „Geburt“ ihres Sohnes, der vor 19 Jahren als ihre Tochter zur Welt gekommen war.
Innerhalb weniger Stunden verbreitete sich ihre Anzeige damals über Twitter weltweit: „1995 haben wir die Ankunft unserer Tochter Elizabeth Anne verkündet. Er informiert uns, dass das ein Fehler war. Ups! Unsere Schuld. Wir wollen nun unseren wundervollen Sohn Kai Bogert präsentieren. Dich zu lieben ist die einfachste Sache der Welt. Und räum dein Zimmer auf.“
Die warmherzigen Worte der Mutter sollten bewusst Kreise ziehen. Die sogenannten „transgender-Jugendlichen sind in allen möglichen Statistiken überproportional repräsentiert – bei Obdachlosigkeit, Selbstmord und als Opfer von Mobbing oder Gewalttaten“, sagte Yolanda Bogert damals der Zeitung „Brisbane Times“. „Wenn es noch andere Kinder wie Kai gibt, die über ihr Coming-Out nachdenken und keine Unterstützung haben, dann wollen wir, dass sie wissen, dass sie nicht allein sind.“
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