Trump beschneidet LGBTQ-Rechte
"Verrat an allen Amerikanern"
Vor 50 Jahren nahm Amerikas moderne LGBTQ-Bewegung ihren Anfang. Donald Trump preist sich als bester Freund von Schwulen und Lesben. Doch das Gegenteil ist der Fall: Er dreht ihre Bürgerrechte systematisch zurück.
© Robyn Twomey Von Marc Pitzke, New York
BINKS/EPA/REX/Shutterstock
"Don't buy Trump's lies": LGBTQ-Protestmarsch in New York (2017)
Freitag, 28.06.2019 11:52 Uhr
Pete und Chasten Buttigieg aus Indiana haben gleichgeschlechtliche Geschichte geschrieben: Als erstes schwules Ehepaar schafften sie es im Mai aufs Cover des Magazins "Time". Die Schlagzeile: "First Family". Eine Anspielung auf die viel gehypte US-Präsidentschaftskandidatur des älteren der beiden; die Ehefrauen bisheriger Präsidenten werden First Lady genannt.
Im übervollen Bewerberfeld derer, die gern Präsidentschaftskandidat der Demokraten werden wollen, ist Buttigieg überdurchschnittlich prominent. Das zeigt, wie sich die Zeiten seit 1969 geändert haben. Am 28. Juni des Jahres wehrten sich am New Yorker "Stonewall Inn" Schwule, Lesben und Transsexuelle erstmals gegen die Polizei; der Tag markiert die Gründung der modernen LGBTQ-Bewegung Amerikas.
Fünfzig Jahre später ist Buttigieg zwar nicht der erste schwule Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte, das war Fred Karger, der 2012 im Vorwahlkampf der Republikaner mitmischte. Doch Buttigieg ist der erste, dessen sexuelle Präferenz kein Thema mehr ist.
Ethan Miller/AFP
Küsschen! Demokraten-Kandidat Pete Buttigieg (r.) und Ehemann Chasten
Selbst Donald Trump gibt sich nonchalant. "Ich finde das völlig okay", sagte der Präsident, als ihn "Fox News" auf die öffentlich turtelnden Buttigiegs ansprach. "Ich habe damit nicht das geringste Problem."
Doch Trumps Worte täuschen auch hier. Zwar tut er seit dem Wahlkampf 2016 so, als sei er ein Freund der LGBTQ-Gemeinde. Mal hielt er - falschrum - eine Regenbogenflagge, auf der stand: "LGBT's for Trump". Mal versprach er, "alles in meiner Macht zu tun, um unsere LGBTQ-Bürger zu beschützen". Er ernannte den schwulen Richard Grenell zum Botschafter in Berlin, und dieses Jahr verbreitete er erstmals eine präsidiale Botschaft zum Pride-Monat Juni, voller wohliger Klischees.
Schön schwul: US-Botschafter Richard Grenells Instagram-Post
Die Realität sieht leider anders aus. Sicher, viele LGBTQ-Amerikaner leben heute freier als vor Stonewall. Aber diese Errungenschaften kommen oft nur weißen Gruppen zugute, die nicht transgender sind. Und auch sie müssen um die noch jungen Freiheiten fürchten - auf Betreiben Trumps, der zur Wiederwahl die Stimmen der "religiösen Rechten" braucht.
Unter Trump und seinem evangelikalen Vize Mike Pence stünden LGBTQ-Rechte "unter Dauerbeschuss durch eine Regierung, die es darauf abgesehen hat, unseren Fortschritt zu vernichten", schreibt Chad Griffin, der Chef der Human Rights Campaign (HRC), der größten LGBTQ-Organisation der USA. Trump habe die LGBTQ-Gemeinde ähnlich hinters Licht geführt wie seine Stammwähler, sekundiert Kolumnist Frank Bruni in der "New York Times": "Sein Verrat an uns ist ein Verrat an allen Amerikanern."
Donald J. Trump
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@realDonaldTrump
As we celebrate LGBT Pride Month and recognize the outstanding contributions LGBT people have made to our great Nation, let us also stand in solidarity with the many LGBT people who live in dozens of countries worldwide that punish, imprison, or even execute individuals....
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21:12 - 31. Mai 2019
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In der Tat wird die Liste der Anti-LGBTQ-Aktionen Trumps immer länger. Meist geschieht die Repression durch die Annullierung von Vorschriften, die Trumps Vorgänger Barack Obama durchsetzte, und unter dem Vorwand der "religiösen Freiheit":
Trump und seine Republikaner blockieren den Equality Act, ein Gesetz zum Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, am Wohnungsmarkt und bei Sozialleistungen. 20 US-Staaten mit demokratischer Mehrheit haben ähnliche Gesetze, die 30 anderen nicht: Dort dürfen Schwule, Lesben und Transgender gefeuert und auf die Straße gesetzt werden.
Trump füllt Gerichtsvakanzen mit erzkonservativen Richtern, auf dass sie juristisch erkämpfte Rechte wieder zurückrollen. Das reicht vom Supreme Court bis hinunter zu den Bezirksgerichten. Matthew Kacsmaryk, ein kürzlich auf Lebenszeit ernannter Richter in Texas, nannte LGBTQ-Rechte einmal einen Verstoß gegen die Biologie.
Trump hat eine breite Kampagne gegen Transgender initiiert. Er entfernte sie aus dem Militärdienst. Er will ihnen ärztliche Behandlung und andere Gesundheitsdienste verwehren und zulassen, dass Obdachlosenheime ihnen die Unterkunft verweigern. Das Justizministerium hält Transgender-Schutzgesetze offiziell nicht länger aufrecht.
Fotostrecke
Archivbilder der New Yorker LGBT-Parade 2018: Trotzig unterm Regenbogen
Geht es nach Trump, sollen Adoptionsagenturen aus "religiösen Gründen" gleichgeschlechtliche Paare abweisen dürfen. Auch unterstützte er neuere Gerichtsurteile, die es Dienstleistern wie Bäckern erlauben, LGBTQ-Vertreter als Kunden abzulehnen.
Trump verspricht zwar gerne, HIV und Aids "auszurotten". Doch er strich Fördergelder zur Aidsforschung, löste das Aids-Büro des Weißen Hauses auf, reduzierte den Haushalt des US-Programms Pepfar, das Aids im Ausland bekämpft, und versucht weiterhin, Obamacare abzuschaffen - und damit die Gesundheitsversorgung für Millionen HIV-Infizierte.
Das State Department stellt gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern von Diplomaten oder internationalen Organisationen keine US-Familienvisa mehr aus. Es sei denn, sie sind legal verheiratet oder haben eine eingetragene Partnerschaft.
Zum diesjährigen Pride-Monat verbot es außerdem den US-Botschaften, Regenbogenflaggen am selben Fahnenmast zu hissen wie das Sternenbanner. Die Berliner Botschaft soll nach Angaben eines Sprechers zum Christopher Street Day auf andere Weise mit Flaggen und sonstigen "Botschaften der Solidarität" dekoriert werden. Viele umgingen die Anweisung, indem sie die Fahnen anders zur Schau stellten.
Geburt der LGBTQ-Bewegung: Zusammenstöße in 1970, ein Jahr nach den Stonewall-Unruhen
Selbst die gleichgeschlechtliche Ehe scheint nicht mehr sicher: Konservative Aktivisten wollen mit Hilfe der neuen Trump-Richter nicht nur das Abtreibungsrecht wieder abschaffen - sondern auch das 2015 vom Supreme Court verankerte Verfassungsrecht auf LGBTQ-Ehen.
Auch sonst drohen LGBTQ-Minderheiten Opfer der zunehmenden Polarisierung Amerikas zu werden. Das offenbart die Zahl der US-Hassverbrechen, die nach FBI-Statistiken unter Trump spürbar angestiegen sind - auch gegen Schwule, Lesben und Transgender. Hinzu kommt eine aktuelle Umfrage der LGBTQ-Medienorganisation GLAAD, wonach die Akzeptanz bei jüngeren Amerikanern wieder schrumpft: Der Anteil der 18- 34-Jährigen, die LGBTQ-Belange unterstützten, sank von 53 auf 49 Prozent.
"Nichts, was wir heute haben", sagte der Chefdemoskop John Gerzema dazu, "sollte man als selbstverständlich hinnehmen".
https://www.spiegel.de/panorama/gesells ... 74307.html
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Lady Gaga überrascht beim Stonewall-Gedenken
"Ihr seid Superstars!"
Beim Stonewall-Gedenken in New York hat Lady Gaga das Publikum mit einem spontanen Auftritt erfreut - und dankte der LGBT-Bewegung für ihr Engagement.
James Devaney/ Getty Images
"Feiert euch heute": Lady Gaga beim Stonewall-Gedenken in New York
Samstag, 29.06.2019 12:46 Uhr
Bunt gekleidet wie ein Regenbogen feuerte sie das Publikum von der Bühne aus an: Mit einem Überraschungsauftritt hat Lady Gaga bei der Feier zum 50. Jahrestag der Stonewall-Proteste in New York die Menschen begeistert.
"Ihr seid so geboren, und ihr seid Superstars!" rief die Popsängerin der Menge zu - und spielte damit auf ihren Song "Born This Way" an, der zu einem Hit der LGBT-Bewegung geworden ist. Noch vor wenigen Jahrzehnten sei es kaum vorstellbar gewesen, sich als homosexuell zu outen, sagte die 33-Jährige.
Heute könnten junge Menschen ihre sexuelle Identität entdecken, ohne Angst haben zu müssen. "Das habt ihr getan! Ihr habt diesen Freiraum geschaffen", sagte Gaga.
Auf Instagram postete die Sängerin ein Foto, auf dem sie die Faust in den Himmel reckt. "Ich könnte nicht stolzer sein auf jede einzelne Person in der Menge und auf der ganzen Welt", schrieb sie dazu. Die Community inspiriere sie sehr. "Feiert euch heute und hoffentlich jeden Tag."
Vor 50 Jahren wehrten sich New Yorker Homosexuelle gegen Polizeischikane: Am 28. Juni 1969 hatte die Polizei das Stonewall Inn gestürmt, eine Schwulenbar in der Christopher Street in Greenwich Village. Es folgten tagelang schwere Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften. Die Proteste gelten als einer der Startpunkte der Bewegung für die Rechte Homosexueller in den USA.
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"Wir wollten einfach nur leben dürfen"
Ein Jahr nach dem Beginn der Proteste erinnerten Aktivisten vor dem Stonewall Inn an die Ereignisse - die Geburtsstunde der Gay Pride und des Christopher Street Day (CSD). 2016 machte der damalige US-Präsident Barack Obama das Stonewall Inn zum ersten nationalen Homosexuellen-Denkmal.
Zum 50. Jahrestag finden in New York am Wochenende zahlreiche Veranstaltungen statt, unter anderem mit Auftritten von Madonna und Grace Jones.
sen/AFP
https://www.spiegel.de/panorama/leute/l ... 74991.html
Und hier auf dem Link von n-tv Mediathek 26 Bilder darüber, was in der Vergangenheit passiert ist, mit Erklärungen:
https://www.n-tv.de/mediathek/bilderser ... ml?slide=0
50 Jahre LGBTQ
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