Theater: Wie Sexarbeit auf der Bühne behandelt wird

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Frage an unsere Leser:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Literatur-Nobelpreisträger 1901 - 2009

Wer hatte Erfahrung mit Sexwork und/oder Paysexkonsum?



1901 Sully-Prudhomme (Frankreich)
1902 Theodor Mommsen (Deutschland)
1903 Björnstjerne Björnson (Norwegen)
1904 José Echegaray y Eizaguirre (Spanien)
1904 Frédéric Mistral (Frankreich)
1905 Henryk Sienkiewicz (Polen)
1906 Giosuè Carducci (Italien)
1907 Rudyard Kipling (England)
1908 Rudolf Eucken (Deutschland)
1909 Selma Lagerlöf (Schweden) - lesbisch
1910 Paul Heyse (Deutschland)
1911 Maurice Maeterlinck (Belgien)
1912 Gerhart Hauptmann (Deutschland)
1913 Rabindranath Tagore (Indien)
1915 Romain Rolland (Frankreich)
1916 Verner von Heidenstam (Schweden)
1917 Karl Gjellerup (Dänemark)
1917 Henrik Pontoppidan (Dänemark)
1919 Carl Spitteler (Schweiz)
1920 Knut Hamsun (Norwegen)
1921 Anatole France (Frankreich)
1922 Jacinto Benavente (Spanien)
1923 William Butler Yeats (Irland)
1924 Wladyslaw Stanislaw Reymont (Polen)
1925 George Bernard Shaw (Irland)
1926 Grazia Deledda (Italien)
1927 Henri Bergson (Frankreich)
1928 Sigrid Undset (Norwegen)
1929 Thomas Mann (Deutschland) - homophile Neigungen
1930 Sinclair Lewis (USA)
1931 Erik Axel Karlfeldt (Schweden)
1932 John Galsworthy (England)
1933 Iwan Bunin (Russland)
1934 Luigi Pirandello (Italien)
1936 Eugene O'Neill (USA)
1937 Roger Martin du Gard (Frankreich)
1938 Pearl S. Buck (USA)
1939 Frans Eemil Sillanpää (Finnland)
1944 Johannes Vilhelm Jensen (Dänemark)
1945 Gabriela Mistral (Chile)
1946 Hermann HESSE (Schweiz, geb. in Deutschland)
1947 Andre GIDE (Frankreich) - schwul, schrieb auch über Prostitution
1948 Thomas Stearns ELIOT (Großbritannien)
1949 William FAULKNER (USA)
1950 Bertrand RUSSELL (Großbritannien)
1951 Pär LAGERKVIST (Schweden)
1952 Francois MAURIAC (Frankreich)
1953 Winston CHURCHILL (Großbritannien)
1954 Ernest HEMINGWAY (USA) - lebte offen und stolz als heterosexueller bekennender Freier
1955 Halldor Kiljan LAXNESS (Island)
1956 Juan Ramon JIMENEZ (Spanien)
1957 Albert CAMUS (Frankreich)
1958 Boris PASTERNAK (UdSSR)
1959 Salvatore QUASIMODO (Italien)
1960 Saint-John PERSE (Frankreich)
1961 Ivo ANDRIC (Jugoslawien)
1962 John STEINBECK (USA)
1963 Giorgos SEFERIS (Griechenland)
1964 Jean-Paul SARTRE (Frankreich)
1965 Michail SCHOLOCHOW (UdSSR)
1966 Samuel Josef AGNON (Israel) und Nelly SACHS (Schweden, geb. in Deutschland)
1967 Miguel Angel ASTURIAS (Guatemala)
1968 Jasunari KAWABATA (Japan)
1969 Samuel BECKETT (Irland)
1970 Alexander SOLSCHENIZYN (UdSSR)
1971 Pablo NERUDA (Chile)
1972 Heinrich BÖLL (Deutschland)
1973 Patrick WHITE (Australien) - schwul
1974 Eyvind JOHNSON (Schweden) und Harry MARTINSON (Schweden)
1975 Eugenio MONTALE (Italien)
1976 Saul BELLOW (USA)
1977 Vicente ALEIXANDRE (Spanien)
1978 Isaac B. SINGER (USA)
1979 Odysseas ELYTIS (Griechenland)
1980 Czeslaw MILOSZ (Polen)
1981 Elias CANETTI (Österreich/Großbritannien)
1982 Gabriel Garcia MARQUEZ (Kolumbien)
1983 William G. GOLDING (Großbritannien)
1984 Jaroslav SEIFERT (Tschechoslowakei)
1985 Claude SIMON (Frankreich)
1986 Wole SOYINKA (Nigeria)
1987 Josiff BRODSKI (UdSSR)
1988 Nagib MAHFUS (Ägypten)
1989 Camilo Jose CELA (Spanien)
1990 Octavio PAZ (Mexiko)
1991 Nadine GORDIMER (Südafrika)
1992 Derek WALCOTT (Trinidad und Tobago)
1993 Toni MORRISON (USA)
1994 Kenzaburo OE (Japan)
1995 Seamus HEANEY (Irland)
1996 Wislawa SZYMBORSKA (Polen)
1997 Dario FO (Italien)
1998 Jose SARAMAGO (Portugal)
1999 Günter GRASS (Deutschland)
2000 Gao XINGJIAN (China/Frankreich)
2001 V.S. NAIPAUL (Großbritannien/Trinidad)
2002 Imre KERTESZ (Ungarn)
2003 John Maxwell COETZEE (Südafrika)
2004 Elfriede JELINEK (Österreich)
2005 Harold PINTER (Großbritannien)
2006 Orhan PAMUK (Türkei)
2007 Doris LESSING (Großbritannien)
2008 Jean-Marie Gustave LE CLEZIO (Frankreich)
2009 Herta Müller (Deutschland, geb. in Rumänien)

[gesammelt vom Buchladen Männerschwarm]


Bei wem kommt das Thema Prostitution in Werk oder Biographie vor?





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.12.2009, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

25.11.2009

Uraufführung der Komödie "Zoff im Puff" beim Edelweißtheater

Rotlichtmilieu in Bad Feilnbach

Was machen, wenn im Puff der Abfluss verstopft ist, der Bauer Bockleitner im Bett seine Gummistiefel nicht ausziehen will und zu allem Überfluss auch noch die Russenmafia vor der Tür steht? Bei diesem "Zoff im Puff" weiß sich nur das Edelweißtheater Bad Feilnbach, das diese frische bayerische Rotlicht-Komödie im Heimgartensaal uraufführte, zu helfen.

Es verdient Anerkennung, dass der einfallsreiche Regisseur (Sebastian Kolb) und einer der 13 hochmotivierten Darsteller (Markus Scheble) in fruchtbarer Zusammenarbeit ein derart zündendes Bühnenstück mit viel Wortwitz und Spielmöglichkeiten geschrieben haben.

Scheble selbst mimte auf unbeschreiblich lustige Art und Weise Dragan, den russischen Gehilfen von Mafia-Boss Nikolaj (passend besetzt: Lorenz Kirchberger), der die Spielschulden des Sohnes, des stark pubertierenden Ringo (locker-lässig: Peter Michalke junior), mit aller "Gewalt" eintreiben will. Klar, dass Mutter Berta, zu deren Stammkunden der masochistisch veranlagte Bankdirektor Sauerberg (herrlich unterwürfig: Thomas Funk) zählt, mit diesem ungezogenen Bürschchen schier wahnsinnig wird. In dieser Rolle der Bordellbesitzerin mit ausgeprägtem Mutterinstinkt ging Gertrud Huber, gekleidet in Lack und Leder, wunderbar auf. Sie gab mit ihren beiden aufreizenden Freudenmädchen Desiré (Elisabeth Maier) und Schantall (Elisabeth Dostthaler) ein überaus amüsantes Trio ab, das durch zackige Dialoge und authentische Mimik und Gestik begeisterte. Und wehe nur dem armen Dr. Kinkel - diesen verkörperte Stephan Oberprieler sehr überzeugend - , wenn er den wildgewordenen Frauen in die Finger fällt. Einen wunderbaren Gegenpol zu den schlagfertigen leichten Damen bildete die herbe und etwas zickige hauseigene Putzfrau Erna, die sich im Innersten eigentlich auch noch wie eine "Sexbombe" vorkommt. Nicht selten muss sie sich da den etwas naiven Haustechniker Hausl (authentisch: Martin Kolb) zur Brust nehmen, wenn er für Stromausfall sorgt oder Schmutz ins Haus bringt. In dieser Rolle begeisterte Lisa Millauer durch ihr prägnantes, natürliches und körperbetontes Spiel.

Für amüsante Zwischenspiele sorgten die drei Bordellbesucher Bockleitner, von Dinkelstein und Willi, deren Charaktere nicht unterschiedlicher angelegt sein könnten. Alois Huber stellte einen wunderbar-überzogenen, prolligen Bauer Bockleitner auf die Bühne, Sebastian Obermaier sprach als poetischer Hofschauspieler von Dinkelstein nur in Reimen und Fritz Neumayer zeigte schließlich einen sehr sensiblen und einfühlsamen Witwer, der den Freuden dieser Welt nichts mehr abgewinnen kann.

Neben den darstellerischen Leistungen verdient sich das Edelweißtheater großes Lob für das "verruchte" Bühnenbild und die frivole Gestaltung des Eingangsbereiches sowie die passende Speisenkarte mit "Puff-Suppe" oder "Pommes de la Puff Puff" (Kartoffelpuffer).

http://www.ovb-online.de/kultur/rotlich ... 40622.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Literatur-Forschung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Anlässlich Hans Henny Jahnns 50. Todestag am 29. November 2009 erscheint
eine Studie, die das Gesamtwerk des umstrittenen Autors in ein neues Licht
rückt und damit die gängige Praxis der Literaturkritik hinterfragt

Nanna Hucke:
„Die Ordnung der Unterwelt“. Zum Verhältnis von Autor, Text und Leser am Beispiel
von Hans Henny Jahnns „Fluss ohne Ufer“ und den Interpretationen seiner Deuter.

985 Seiten, 49,- Euro, ISBN 978-3-86582-943-6
Zugleich (derzeit bereits) frei zugänglich im Internet:
http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte/2009/8775/

Die anhaltende Umstrittenheit von Jahnns Werk legt es nahe, nach Jahrzehnten wissen-
schaftlicher Untersuchung des Werkes und der Autorenbiographie das Verhältnis der
Leser und Deuter zum Text genauer ins Auge zu fassen. Gegenstand der Untersuchung
sind daher nicht nur die Romantrilogie „Fluss ohne Ufer“, sondern auch eine Reihe In-
terpretationen (u.a. von Jan Philipp Reemtsma und Reiner Stach).
Anhand ausführlicher Analysen von Interpretationen werden erstmals die Projektionen
von Lesern untersucht. Es zeigt sich, wie verzerrend diese sich auf das öffentliche Bild
von Autoren auswirken können. Sichtbar werden diese Projektionen auf dem Hinter-
grund einer gründlichen Untersuchung des Primärtextes und der Intentionen des Autors
Jahnn. Eine Fülle neuer Forschungsergebnisse wird präsentiert.
U.a. ist es gelungen, eine zentrale Inspirationsquelle ausfindig zu machen, die Jahnn
beim Schreiben vorlag und auf die er in „Fluss ohne Ufer“ durch Zitate verweist. An-
hand des entdeckten Subtextes wird nachgewiesen, dass Jahnn den Ich-Erzähler und
Protagonisten Gustav Anias Horn als Sexualstraftäter nach dem Vorbild des berüchtigten
Serienmörders Gilles de Rais konzipierte.

„Fluss ohne Ufer“ wie auch das Gesamtwerk Jahnns erscheinen dadurch in neuem
Licht. Es erweist sich als fatal, dass zentrale Motive des Romans, die sich bei näherer
Betrachtung auf einen kriminellen und unzuverlässigen Erzähler zurückführen lassen,
bisher vorwiegend im Kontext der Biographie und mutmaßlicher psychischer Disposi-
tionen des Autors Jahnn gedeutet wurden.


Die z.T. eklatanten literaturkritischen Fehleinschätzungen im Fall Jahnn werfen zu-
gleich Fragen nach den hermeneutischen Grundlagen der wissenschaftlichen und jour-
nalistischen Deutungs- und Beurteilungspraxis auf. Die Autorin Nanna Hucke erörtert
diese Grundlagen und möchte sie auf der Basis ihres Forschungsbeitrags öffentlich zur
Diskussion stellen. Denn ohne eine systematische selbstkritische Hinterfragung der ei-
genen Position als Deuter und Kritiker wird es auch in Zukunft keine angemessenen
Interpretationen und fairen literaturkritischen Urteile geben.

Über Besprechungen, Meldungen, Verlinkungen und andere Formen der Förderung des
öffentlichen Interesses am Thema freuen wir uns sehr."

Text: Dr. Nanna Hucke • 07531/882625 • nanna.hucke@uni-konstanz.de

Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG • 0251/232990
www.mv-wissenschaft.comservice@mv-verlag.de

Quelle FB, vom Buchladen Männerschwarm Hamburg





Die Diener des Serienmörder Gilles de Rais (1404-1440) entführten Kinder, vor allem Jungen, die er in seinen Schlössern Champtocé, Machecoul und Tiffauges folterte und dann ermordete. Die Zahl seiner Opfer wird in den kirchlichen Untersuchungsprotokollen mit 140 angegeben, jedoch wird berichtet, dass es noch weit mehr waren.

Wikipedia





Anti-Gewalt Gedenktag - 17. Dezember
viewtopic.php?t=803





.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Berlin
Theater als Therapie


Auszeichnung
Theater für Straßenkinder geehrt



27. November 2009 22.50 Uhr, B.Z.

Die Arbeit der "Beratungsstelle" wurde von der Initiative "Deutschland – Land der Ideen" gewürdigt.

Das Theaterprojekt mit obdachlosen Kindern war ein großer Erfolg
Foto: picture-alliance / epd
Kartendaten ©2009 Tele Atlas - Nutzungsbedingungen


Hunger, Kälte und ständige Ungewissheit: Obdachlose in Berlin führen ein Leben unter schwierigsten Bedingungen. Besonders Jugendliche sind gefährdet in einen Teufelskreis aus Verwahrlosung, Kriminalität und Prostitution abzugleiten. In Charlottenburg gibt es eine spezielle Anlaufstelle für diese sogenannten "Straßenjugendliche" im Alter von 13 bis 20 Jahren.

Die "Kontakt- und Beratungsstelle" (KuB) bietet vielfältige Unterstützung an: das Angebot reicht von akuter Nothilfe über kostenlose Rechtsberatung bis zur Bereitstellung von Übernachtungsmöglichkeiten. Die Sozialarbeiter suchen in einschlägigen Gegenden wie zum Beispiel am Bahnhof Zoo oder am Breitscheidplatz [Gedächtniskirche] gezielt den Kontakt zu den Jugendlichen, um ihnen Hilfe anzubieten.

Nun wurde die Arbeit der KuB von der Initiative "Deutschland – Land der Ideen" unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler für ihre Jugendarbeit ausgezeichnet. Dabei erhielt das Theaterprojekt besondere Würdigung, das die Obdachlosen animieren soll ihr schauspielerisches Talent auszuleben. Erklärtes Ziel ist es das Selbstvertrauen der Jugendlichen zu stärken, damit sie Hoffnung schöpfen aus ihrer prekären Situation zu entkommen. Der Erfolg spricht für das Projekt: Viele [wieviele?!] Teilnehmer konnten das Leben auf der Straße dauerhaft hinter sich lassen.

Die Jugendstadträtin von Kreuzberg-Friedrichshain, Monika Herrmann beglückwünschte das Projekt in einem Grußwort: "Ich begrüße diese Entscheidung, Kinderschutz geht uns alle an", sagte die Grünenpolitikerin.

http://www.bz-berlin.de/bezirk/charlott ... 56922.html





Aussteiger-Wissenssammlung:
www.sexworker.at/exit





.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Agit-prop mal anders:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gutmenschentum und politische Indoktrination unserer Kinder:

Geschichten ohne Happy End



09.12.2009 05:19 Uhr

Neu-Ulm (AZ) - Das zwölfjährige Mädchen aus Kambodscha, das von ihren armen Eltern in das „Land des Lächelns“ verkauft wurde, verbringt in Thailand jedoch ein äußerst trauriges Leben. Zur Prostitution gezwungen, von Männern, deren Sprache sie nicht versteht, missbraucht, hat das Mädchen seine Kindheit schon früh verloren.

Mit solchen kurzen Theaterstücken, einfach aber eindringlich geschildert, erinnerten die Viertklässler der Karl-Salzmann-Schule bei ihrer Aufführung in der Stadtbücherei Neu-Ulm daran, dass vor 20 Jahren die Vereinten Nationen die Kinderrechtskonventionen unterzeichnet haben. Mit Plakaten unter dem Motto „Kinder haben Rechte“ hat sich die Weststadtschule mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Ihre Gedanken über die weltweite Armut und Ausbeutung der Kinder haben die Mädchen und Buben auf Plakaten in Bilder gemalt, auf Kollagen geklebt und in Worte gefasst.

Dauer Zu sehen ist die Ausstellung in der Stadtbücherei am Heiner-Metzger-Platz während der offiziellen Öffnungszeiten noch bis zum 15. Dezember.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Hom ... ,4503.html





Das sog. Böse wird in ferne Bereiche wie z.B. Ausland oder Sexualität verlagert!

Warum werden nicht einheimische Straßenkinder eingebunden, die schon früh lernen mußten sich mit Gefälligkeiten oder Prostitution ihr nacktes Überleben zu sichern ... Bei uns leben tausende.

Diese in Not früh gereiften Menschen könnten wohl einen schlechten Einfluß auf die verschulten Kids der Mittelschicht haben? Und Vorbild für nicht gewünschte Selbstreferentialität und Autonomie sein! Der Menschenhandels-Opfermythos somit auch ein Verhinderungsmechanismus gegen Anarchie?





.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

9.12.2009

Aus dem Rotlicht ins Rampenlicht

Der Regisseur Volker Hesse hat das Zürcher Milieu erforscht. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Journalismus und Theater, Porno und Poesie.


Das hatte Volker Hesse nicht erwartet: Zürichs Milieu ist grösser als der Rotlichtbezirk in München. Dabei leben da doch dreimal so viele Leute. Weil der Regisseur auch genauer wissen wollte, was Freier denken, verteilten er und der Dramaturg Hansjörg Betschart in Zürich Fragebögen, führten Interviews und sammelten Beobachtungen im Rotlichtmilieu. Sie sprachen mit Sexarbeiterinnen und Freiern, Polizisten und Sozialarbeitern.

Was Freier denken

Da hörten sie Sätze wie diesen, geäussert von einem Banker: «Warum soll ich mir eine Beziehung zumuten? Das ist teurer und anstrengender als ein Besuch im Puff.» Solche Zitate, sagt Hesse, zeigen, wie kalt die Stadt und ihre Sexualität seien, wie mühevoll die Erotik im Alltag, wie krass der Gegensatz zwischen finanziellem Reichtum und seelischem Ruin.

Aus ihren Notizen formten Hesse und Betschart eine Serie von szenischen Skizzen, die im Milieu zwischen Helvetiaplatz und Sihlquai spielen. Diese probten sie vier Wochen lang mit Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste. Und jetzt treten die Freier aus dem Rotlicht ins Rampenlicht.

Theater als soziologische Studie

Vor zwei Jahren führte Hesse bei einem ähnlichen Stück Regie. «Traumaville» fasste eine Recherche zusammen, die ihn in die Welt der Traumapatienten gebracht hatte. Auch damals standen Studierende auf der Bühne. Hesse ist es wichtig, dass die Schule sich mit ihrer Stadt befasst und über sie nachdenkt. «Das Theater», sagt er, «vermag mehr als jede soziologische Statistik.» Die Szenen bei der Probe zeigen es: Wie durch ein Kaleidoskop sieht man das Milieu, eine Halbwelt zwischen Verlockung und Verheissung, Einsamkeit und Schmerz.

In einer Szene stelzt eine Reihe von Frauen in knappen Kleidern durch den düsteren Raum. Es ist der Marsch der Huren, wie Hesse es nennt. Die Beine fliegen hoch, doch die Schritte knallen wie Schüsse. In einer anderen Szene zeigt eine Frau in Schwarz einen Tabledance, während Männer sie umkreisen wie melancholische Trabanten im Trenchcoat. Das Bühnenbild von Istvan Major ist so schlicht wie klug: In der Mitte befindet sich ein Laufsteg, darum herum stehen Stühle, auf die sich die Männer im Publikum setzen, während die Frauen am Rand der Bühne Platz nehmen werden. Ein Kunstgriff, der die Rollen vertauscht und für einmal die Männer zu Ausgestellten macht.

http://www.zueritipp.ch/story/buehne/au ... mpenlicht/
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Nitribitt

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Neue-Theaterform:

«Remake :: Rosemarie»
in Frankfurt uraufgeführt



Frankfurt/Main (dpa) - Der Zuschauer drückt die Klingel mit dem Namensschild «Rosemarie Nitribitt». Aus der Sprechanlage faucht die Edel-Prostituierte mit lasziver, fordernder Stimme: «Wer bist du? Sag mir deinen Namen? Na sag schon, nicht so ängstlich.»

Dann steht der Eindringling im schäbigen Flur mit grauem PVC-Boden. Die Stiftstraße 36 in Frankfurt, in der die 1957 unter nie geklärten Umständen ermordete Nitribitt ihre Freier aus höchsten Kreisen empfangen hatte, ist zur Kulisse eines Theaterstücks im Bockenheimer Depot geworden.

Die Enge und die Doppelmoral der 50er Jahre ist in der szenischen Theater-Installation «Remake::Rosemarie», die am Schauspiel Frankfurt am Mittwochabend uraufgeführt wurde, auf beklemmende Weise gelungen.

Das Besondere des Stücks von Regisseur Bernhard Mikeska: Es ist nur für «je einen Beobachter» konzipiert. Alle zehn Minuten wird nur jeweils ein Zuschauer mit Kopfhörern durch die Räume geschleust.

Ein höchst individuelles Theater-Erlebnis ist garantiert, das zur faszinierenden Grenzerfahrung wird: Plötzlich findet sich der Besucher in Eins-zu-Eins-Situationen mit den Darstellern wider. Er wird von ihnen angespielt. Gewöhnungsbedürftig intim. Bis hin dazu, dass am Ende Rosemarie (Valery Tscheplanowa) - nur in eine lachsfarbene Decke gehüllt - vor dem Besucher steht, die Kopfhörer abnimmt, anzügliche Komplimente macht und ihren Körper anbietet.

55 Minuten dauert das Stück für jeden. Insgesamt 22 Besucher können es am Abend - über vier Stunden versetzt - erleben. In vier jeweils leicht abgewandelten Variationen. So kompliziert dieses Verfahren klingt, so einfach ist der Zugang zu diesem außergewöhnlich sinnlichen Stück, das fesselt und gleichzeitig bedrängt.

Der Zuschauer ist nicht nur in der Rolle des Voyeurs - er wird in das (ungeklärte) Geschehen miteinbezogen. Die Männer aus Nitribitts Bekanntenkreis, die in den letzten Stunde vor ihrem Tod eine Rolle spielten, tauchen im Wohnzimmer mit Nierentischchen und orange-weiß melierter Tapete auf. Darunter der Essener Multimillionär Harald von Bohlen und Halbach (Martin Rentzsch) oder der Weizenkeimprodukte- Vertreter Heinz Pohlmann (Thomas Huber), der im Prozess nach dem Tod Nitribitts wegen fehlender Beweise freigesprochen wird.

Die Männer verfielen der Nitribitt in Scharen. Ihr Job brachte ihr großen Reichtum und den berühmten schwarzen Mercedes ein, mit dem sie durch Frankfurt fuhr. Autor Lothar Kittstein zeichnet in seinen Texten ein differenziertes Bild: Auf der einen Seite gibt es die eiskalte Geschäftsfrau mit aggressiver Sexualität - auf der anderen Seite eine junge verletzliche Frau mit kindlichen Hoffnungen.

Kaum ein Kriminalfall wurde in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik von den Medien und der Gesellschaft so intensiv verfolgt - mit viel Voyeurismus. Damit spielt auch das Stück. Insofern wird es auch psychologisch zu einem sehr gelungenen «Remake».

Die Schauspieler spielen mit höchster Intensität - für den Zuschauer manchmal fast schmerzhaft, weil er nicht weiß, ob er dieser Art von «Prostitution» unbeteiligt oder durch Mitspielen begegnen soll. Auch damit müssen die Schauspieler rechnen - dass etwa jemand Rosemarie um den Hals fällt. Wer letztlich der Mörder war, lässt das Stück offen. Jeder könnte es sein. Das wird dem Zuschauer, wenn er Nitribitt verlässt, im dramatischen Finale vor Augen geführt.

dpaq.de/Remake--_Rosemarie
http://www.zeit.de/newsticker/2009/12/1 ... 3330870xml





Mehr über die historische Nitribitt siehe Frankfurt:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=24660#24660





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.11.2010, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Hurentochter...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vom "Kind der Schande" zur Bestsellererautorin:

Hedwig Courths-Mahler
,


die als uneheliche Tagelöhnertochter zur Welt kam,
bei Pflegeeltern aufwuchs,
eine Weile der Prostitution ihrer Mutter aus nächster Nähe zusehen musste und
zunächst als Dienstmädchen überlebte.


Quelle:
http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE83440 ... ntent.html


http://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Courths-Mahler

http://www.bastei.de/beitrag/standardbeitrag_30557.html



Sexarbeit und Kinder:
viewtopic.php?t=247





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.11.2010, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Show

Beitrag von Marc of Frankfurt »

KSTA.DE » Köln
Kabarett

Halbe Stunde, sechzig Euro



Von Marianne Kolarik, 14.04.10

Ruth Schiffer will, dass die Welt gerechter wird. Deshalb beschäftigt sie sich in ihrem neuen Bühnenprogramm mit dem horizontalen Gewerbe. Als Puffmutter eines Bordells mit Fair-Trade-Siegel.

Innenstadt - Ruth Schiffer ist eine bekennende Feministin. Das macht das Leben nicht leichter, und schon gar nicht die Kunst. Die ihre besteht darin, als Kabarettistin übers Land zu ziehen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu kämpfen. Ihr Credo: „Ich will, dass die Welt gerechter wird“. „Was Kabarettisten antreibt, ist die Empörung und der Zorn“, sagt sie - und outet sich damit eine moralisch lupenreine Vertreterin ihrer Zunft.

Wie sie auf die zunächst abwegig erscheinende Idee gekommen ist, mit „Halbe Stunde / 60 Euro“ ein Programm rund um die Prostitution und deren Vollstrecker zu machen? Am Anfang stand die Vorstellung, als Puffmutter zu reüssieren. Genau genommen war es ihre Agentin Elisabeth Plum, die damit begann, ein Szenarium zu entwerfen, in dem sich die beiden so rührend wie engagiert um Freudenmädchen kümmern. In einem Etablissement mit Fair-Trade-Siegel.

Bei Ruth Schiffer zündete der Einfall erst so richtig, als sie mit der ihrer akribischen Recherchearbeit begann. Sie wollte es genau wissen: wieso Prostitution nach wie vor ein Tabu ist, warum eben dieses Gebiet als deprimierend empfunden wird. Den Einwand, dass man doch inzwischen offen über sexuelle Praktiken spreche, lässt sie nicht gelten: „Natürlich ist das ein Tabu, weil die Hälfte der Kunden liiert ist. Die offene Zweierbeziehung ist schließlich nicht die Norm.“ Ob sie sich als verheiratete Frau dergleichen Freizügigkeit wünsche? Da druckst sie dann doch ein wenig herum: „Der Bereich lebt natürlich vom Geheimnis. Man stelle sich nur mal vor, die Folterkammer von der Domina würde vom Tüv abgenommen.“


Nackt auf dem Massagetisch

Für Ruth Schiffer steht fest, dass unsere Denkweisen viel zu festgefahren sind. „Wenn ich morgen einen Massagetermin habe, lege ich mich nackig hin und lasse mich von einem Mann anfassen. Das hat man sich vor Jahrzehnten noch nicht vorstellen können“. Genauso wenig, wie man sich vorstellen konnte, dass Ruth Schiffer, die von 1995 bis 2007 als Kabarett-Duo Schiffer / Beckmann unterwegs war, das über Kapital auf der Flucht und die Generation Golf, über Kindersklaven und die Surfer auf der jüngsten Fitnesswelle gestänkert hat, sich in ihrem zweiten Solo-Programm für Frauen stark macht, die Männer bedienen.

Wobei es der streitbaren Kölnerin nicht einfach darauf ankommt, für Prostituierte eine Lanze zu brechen. Vielmehr fordert sie alle Frauen auf, sich zu verweigern, so ihnen danach ist. Nach dem Motto: „Lass Dich verwöhnen, Schatz, aber nicht von mir!“ Hört sich nicht sonderlich witzig an, wenn Ruth Schiffer über verlogene Moralvorstellungen, Verletzungen des Briefgeheimnisses und verschämtes Fremdgehen spricht. Wie in aller Welt soll daraus ein Programm werden, über das die Zuschauer lachen können? „Es wird sehr lustig“, verspricht sie.

http://www.ksta.de/html/artikel/1270457632466.shtml





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.11.2010, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Weltwirtschaftskrise 20er Jahre

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Agnes kriegt noch mal die Kurve, die Anna nicht

Ödön von Horváths Romane "36 Stunden" und "Der ewige Spießer" jetzt als ein Theaterstück im Hamburger St. Pauli Theater



Von Debra Skerra

Agnes trägt leuchtendes Rot, Anna dagegen hoffnungsvolles Grün - komplementär verlaufen auch ihre beiden Lebenswege. Die erfand Ödön von Horváth Ende der Zwanziger Jahre: In seinem ersten Roman "36 Stunden" bewahrt er die arbeitslose Agnes Pollinger durch einen unwahrscheinlichen Zufall davor, in die Prostitution abzurutschen; nur ein Jahr später erscheint "Der ewige Spießer", und seine Figur Anna Pollinger fällt, rutscht in die Prostitution ab.

Regisseurin Dania Hohmann lässt Agnes und Anna P. aus Horváths Werken in ihrem jüngsten Theaterstück am St. Pauli Theater aufeinander treffen; jedes Wort stammt von Ödön von Horváth, doch das Stück ist neu und heißt "Ein Fräulein wird verkauft".

Leicht verwirrend ist die Geschichte auf der Bühne zu Beginn, da die zwei Pollinger-Mädchen Herkunft und Schicksal zunächst teilen. Auch die feindliche Umgebung in Form der unwirtlichen Unterkunft und dreier Herren (Christian Bayer, Rino Galiano und Mirko Thiele), die sich mit "sexualem" Interesse nähern, bleibt stets gleich. Der unvermittelte Wechsel von der blonden Agnes (Laura de Weck) zur brünetten Anna (Anneke Schwabe) erschließt sich dann jedoch durch die Wiederholung nuanciert voneinander abweichender Situationen, die unterschiedich enden. Dass die eine sich prostituiert und die andere noch eben die Kurve kriegt, ist von Zufällen abhängig. In Gänze klärt sich das für die Zuschauer erst zum Schluss des rund hundert Minuten dauernden Abends - und macht neben der Sprache des Autors den eigentlichen Reiz des Stückes aus.

Manuel Weber komponierte atmosphärisch passende Musik für ein Streichquartett, das live aufspielt. Die doppelten Pollingers wurden begeistert beklatscht und sind noch einmal am 7. Juni im St. Pauli Theater zu erleben.

dsk
http://www.welt.de/die-welt/kultur/arti ... nicht.html





Nach „Gilgi“ von Irmgard Keun wagt sich die Regisseurin Dania Hohmann an eine weitere starke Frauenfigur aus den 20er Jahren: Fräulein Pollinger von Ödön von Horváth. „Ein Fräulein, das fiel bei den besseren Herren nirgends besonders auf, denn es hatte nur eine Durchschnittsfigur und ein Durchschnittsgesicht, nicht unangenehm, aber auch nicht hübsch, nur nett. Bis vor ein paar Wochen hatte sie im Kontor einer Kraftwagenvermietung gearbeitet, aber dann wurde sie aus heiterstem Himmel heraus plötzlich arbeitslos infolge der katastrophalen Konjunktur. Fräulein Pollinger blieb trotz allem gutmütig und verschloss sich den Herren nicht.“ So beginnen die in München spielenden Geschichten vom Fräulein Pollinger, die die Regisseurin nach Entwürfen Horváths adaptierte. Es geht um Hunger, Liebe, Leben und das tägliche Überleben im Besonderen in einer der heutigen nicht unähnlichen Wirtschaftskrise. Zu der sich das Fräulein Pollinger durchaus eigene Gedanken macht. Horváth zeigt, lakonisch, mitleidslos, aber auch humorvoll einen Reigen gescheiterter Existenzen und verpatzter Persönlichkeiten.

http://www.st-pauli-theater.de/programm ... object=174





.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

13.06.2010

Theatergruppe enthüllt verdrängte Wahrheiten

Stetternich. Die junge Theatergruppe der Stetternicher Gesellschaft Frohsinn erobert die Bühne im Kulturbahnhof Jülich (KuBa). Diesmal zeigt die Theatergruppe dem Publikum allerdings keine Komödie, sondern widmet sich einem ernsten Thema. «Wir hatten einen Traum. Frauenhandel» lautet der Titel des neuen Jugendtheaterstückes, das das Theater unter der Leitung von Brigitte Pietzsch-Köhne erarbeitet hat und am 19. und 20. Juni im KuBa aufführen wird.

Wie der Titel schon verrät, handelt das Theaterstück von Frauenhandel. Es geht um junge Mädchen, die verschleppt und zwangsprostituiert werden. Im Mittelpunkt stehen fünf junge Frauen, dargestellt von Maria Mock, Juliane und Miriam Schweika, Leonie Sowa und Birgit Eidenschink, die unter dem Vorwand eines Model-Castings aus dem Ausland nach Berlin verschleppt und dort zur Prostitution gezwungen werden.

Annas Vater, Herr Koslowski (Meinhard Bock), macht sich, nachdem er sie auch telefonisch nicht mehr erreichen kann, mit Hilfe von zwei Mitarbeiterinnen der Sonderkommission für Menschenhandel und Zwangsprostitution (Bianca Borowski und Felicia Menakumzambi) auf die Suche nach seiner Tochter Anna.

Im Bordell werden die jungen Frauen skrupellos ausgebeutet, misshandelt und vergewaltigt. Als Objekte der Begierde müssen sie sich ihrem Schicksal fügen und funktionieren. Der «Model-Coach» (Johanna Schulz) zwingt den Mädchen, unterstützt durch die Gewalttätigkeit des Zuhälters und der beiden Bodyguards (Michael Struth, David Pietzsch, Peter Lövenich), ihre Rolle als Prostituierte auf. In ihrem Schmerz und seelischen Leid verbunden, halten die Mädchen zusammen und geben sich gegenseitig Kraft zum Überleben.

Von ihren Peinigern zu modernen Sklaven gemacht und ihrer Freiheit beraubt, bleibt ihnen nur der zarte Keim der Freundschaft, der selbst auf diesem Boden der Gewalttätigkeit wächst.

Das Bühnenstück des Theaters thematisiert eine von der modernen Konsumgesellschaft verdrängte Wahrheit. Nach dem Lagebild des Bundeskriminalamtes würden jährlich in der Bundesrepublik Deutschland 700 bis 1000 Frauen und junge Mädchen registriert, die als Opfer von Menschenhandel erkannt werden, schreibt die Gesellschaft Frohsinn in ihrer Ankündigung zu den beiden Aufführungen im KuBa.

http://www.az-web.de/lokales/juelich-de ... iten-.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
Lycisca
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 1242
Registriert: 17.03.2007, 15:18
Wohnort: Umgebung Wien
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lycisca »

Theaterwerbung, zitiert von nina777 hat geschrieben:Nach dem Lagebild des Bundeskriminalamtes würden jährlich in der Bundesrepublik Deutschland 700 bis 1000 Frauen und junge Mädchen registriert, die als Opfer von Menschenhandel erkannt werden, schreibt die Gesellschaft Frohsinn in ihrer Ankündigung zu den beiden Aufführungen im KuBa.
Im Forum verfolgen wir sehr genau die Erfolgsberichte des BKA über Menschenhandel: Selbst die Zahl der Verdachtsfälle (also noch ohne Bestätigung durch gerichtliche Urteile) ist weit unter dieser sensationsheischenden Zahl. Offenbar wollen nun schon Theatermacher ein Geschäft mit dem Menschenhandelsmythos machen. Im Hinblick darauf, dass die wirklichen Opfer nur wenig davon haben, dass andere mit diesem Thema verdienen oder sich sonst wie profilieren, bleibt nach solchen Meldungen ein bitterer Nachgeschmack.

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

          Bild
nina777 hat geschrieben:«Wir hatten einen Traum. Frauenhandel» lautet der Titel des neuen Jugendtheaterstückes, ...

Wie der Titel schon verrät, handelt das Theaterstück von Frauenhandel.
Interessanter Gedankensprung. Tatsächlich besagt der Titel, dass das Theaterstück von einem Traum handelt.

Da stellt sich nur die Frage, wieso ist der Traum, es möge Frauenhandel in irgendeinem bedeutenden Ausmaß geben,
vielen so wichtig, dass sie ihn mit der Realität verwechseln? Das das so intensiv wünschen, dass sie sogar dann glauben, es handele
sich um Realität, wenn sie schwarz auf weiß vor Augen haben, dass von Träumen die Rede ist? Kein Wunder, dass das den idealen
Stoff für Theaterstücke liefert, selbst die "seriöse" Behandlung des Themas erinnert ja über weite Strecken an eine Schmierenkommödie.

Was ist also an "Frauenhandel" so interessant/erregend, dass weite Bevölkerungskreise bei der bloßen Erwähnung des Worts
reflektorisch jede Kritikfähigkeit abschalten? O.k., ich weiß aus
der Theorie, dass emotional belastete Begriffe diese Eigenschaft haben - kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen,
welche emotionale Bedeutung dieses Wort für einen durchschnittlichen Bewohner der westlichen Hemisphäre haben soll.
Eigene Erfahrung bestimmt nicht - werden also irgendwelche atavistischen Assoziationen mit "Brautraub" und Ähnlichem angesprochen?

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

out proud

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexworker inszenieren ihre Arbeit für die Bühne


Bild


http://www.montrealfringe.ca/fr/spectacles/phone-whore

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Sexbiz in der Weltliteratur

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das grüne Haus // La casa verde

Im besten Roman des neuen Literatur-Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa aus Peru geht es um ein Bordell



Die von grünen Haus ausgehenden Verlockungen erregen Fantasie und Gemüt der Kleinstädter so sehr, daß sie es angestachelt durch Padre García, den Ortspfarrer, niederbrennen. Doch die Tochter des Bordellgründers baut es wieder auf...

Zweiter Schauplatz ist die Missionsstation Santa María de Nieva. Hochherzige Nonnen entführen junge Indiomädchen ihren Familien, um sie zu guten Christenmenschen zu erziehen, nichtsahnend, in welchem Ausmaß sie dadurch in deren Leben eingreifen. Bonifacia ist eines dieser Mädchen. Ihr bitterer Weg führt sie bis ins grüne Haus.


komplexer Roman, nicht leicht zu lesen
500 Seiten
Llosas literarische „Desorientierungstechniken“ d.h. der Roman ist genauso unübersichtlich und komplex wie für uns das Leben und die Sinnsuche...


Surkamp Verlag
17. Auflage
1976 (1965)

http://www.amazon.de/dp/3518368427





Bild

Jorge Mario Pedro Vargas Llosa
*1936
Schriftsteller, Politiker, Schauspieler...
http://de.wikipedia.org/wiki/Mario_Vargas_Llosa

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Drama

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Theaterstück des französischen Sexworkers, Autors und Aktivisten spielt im Bordell:


Jean Genet (1910-86)

The Balcony


1957, London


http://en.wikipedia.org/wiki/The_Balcony

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Zweitvermarktung von Sexarbeit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kabarett

Pinguin-Prostitution



Von Ana Ostric, 29.10.10, 18:47h

Die Kabarettistin Ruth Schiffer machte sich im Kulturcafé Gedanken über das älteste Gewerbe der Welt. Der Titel ihres Programms: „Halbe Stunde, 60 Euro“.

Leichlingen - Es gibt einen Satz, den mag Ruth Schiffer nicht mehr hören. „Wir sind auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft“, lautet dieser. Von wegen auf dem Weg.

Schon mal was vom Gilgamesch-Epos gehört? Oder von einer Dame namens Hierodule? Die lebte einst in Mesopotamien und gilt älteste bekannte Hure. Soll heißen: Dienst am Kunden gibt es schon seit 4.000 Jahren.

Kabarettistin Ruth Schiffer strickt rund um das älteste Gewerbe der Welt ein zweistündiges Programm: „Halbe Stunde, 60 Euro“.

Die Kölnerin eröffnete am Donnerstag die Spielzeit im Leichlinger Kulturcafé. Schiffer präsentierte sich im Programm rund um Puff und Prostituierte als Getriebene. Diese Fragen lasse ihr einfach keine Ruhe: Wie geht es im Bordell zu, was passiert hinter verschlossenen Türen, welche Frauen und welche Männer treffen aufeinander?


Funkeln in den Augen

Fasziniert vom „gewerblichen Geschlechtsverkehr zwischen Erwachsenen“ holte Schiffer zum Rundumschlag aus: Mit spitzer Zunge und Funkeln in den Augen erzählte sie vom Treiben in den Höhlen der Neandertaler, von Wanderhuren mit Gewerbeschein und Prostitution bei Pinguinen. Bei letzteren, so habe sie mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, gebe es weibliche Exemplare „die treiben es mit jedem, der nicht bei drei auf der Scholle ist“. Passend zur Schote mimt die gelernte Schauspielerin eine hilflose Pinguindame - da wurden Tränen gelacht.

Beeindruckend das Facettenreichtum der Schiffer: Ein bitterböses Lied über „dünne Weiber für dicke Leiber“, Gedanken über die Lukrativität von Zwangsprosituation - kölscher Humor vom Feinsten. Klar, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Wenn sie über Darkrooms und Gang Bang spricht, ist das frivol und frech - aber nie verletzend.

Letztlich zeigte sich Schiffer als eine Frau, die sich mit den Prostituierten solidarisiert. Und die unheimlich gerne mal in einen Puff für Frauen gehen würde: Warum einen Dahergelaufenen schlecht machen lassen, was der Profi besser kann? Da jauchzte und frohlockte Ruth Schiffer vor lauter Vorfreude. Ungeklärt blieb an diesem sehr unterhaltsamen Abend wirklich nur eine - allerdings mehrfach gestellte - Frage: die nach der Zahl der Bordelle in Leichlingen.

http://www.ksta.de/html/artikel/1285338022607.shtml

http://www.solinger-tageblatt.de/Home/R ... 94852ce-ds

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

New York Times Bestseller


Some Girls: My Life in a Harem

by Jillian Lauren



http://www.amazon.com/dp/0452296315

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

30.11.10

Quedlinburg

Theater gegen sexuelle Gewalt an Frauen

QUEDLINBURG/MZ. Obszöne Ausdrücke am laufenden Band, eindeutige sexuelle Gestiken und zwischendurch eine halb nackte junge Frau auf der Bühne. Dabei ging es nicht um eine Erotikshow, sondern um knallharte Aufklärung gegen sexuelle Gewalt: Im Quedlinburger Kulturzentrum Reichenstraße spielte kürzlich Corinna Schulz den "Monolog der Nutte in der Heilanstalt", ein Stück des italienischen Regiepaares Dario Fo und Franka Rame. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Projektwochen rund um Liebe, Pubertät, Freundschaft, Partnerschaft und Sexualität im Landkreis Harz statt. Dabei erfolgte eine Zusammenarbeit unter anderem mit dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt Quedlinburg, der Gleichstellungsbeauftragten sowie dem Dachverein Reichenstraße.

Das Theaterstück ist für Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahre. "Weil manche Szenen ziemlich hart sind, haben einige Quedlinburger Schulen abgesagt", meinte Theaterregisseurin Juliane Zein vor der Aufführung. Die heute 31-Jährige studierte an der Berliner Humboldt-Universität Theaterwissenschaften. Neben Schulklassen sahen sich auch arbeitslose Jugendliche aus der Region das Stück in der Reichenstraße an.

Auf der Bühne hielt Corinna Schulz, die die Prostituierte spielte, einen etwa 45-minütigen Monolog, der unter die Haut ging. Die "Nutte in der Heilanstalt" berichtete, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, über ihr tragisches Schicksal, ihren sozialen Abstieg. Bereits im jungen Alter wollte sie ihr Vater sexuell missbrauchen. Als sie später in einer Fabrik arbeitete, war die junge Frau den dortigen harten Bedingungen wie Hitze und Gestank von Lösungsmitteln nicht mehr gewachsen. Sie hatte Angst, einen Krankenschein einzureichen. Plötzlich rastete sie aus, begoss sich mit Farbe und tanzte nackt umher. Es folgte die erste Einlieferung in die Nervenklinik. Nach der dortigen Entlassung, verlor die Frau sofort ihren Job in der Fabrik.

Während die Hauptperson aus ihrem Leben sowie die kalten Gesellschaft erzählt, zuckt sie immer wieder zusammen oder fällt vom Stuhl auf den Boden. Ihr Job als Prostituierte ekelt die junge Frau an, kommt aber trotz Schuldkomplexen nicht davon los. Später wird sie sogar verprügelt. Einer ihrer Kunden ist auch ein Industrieller, der sie unmenschlich behandelt. Nachdem die Prostituierte aus Rache sein Haus angesteckt hat, wird sie erneut in die Nervenheilanstalt eingeliefert.

Als die Theaterregisseurin nach der Aufführung vom aufmerksamen Publikum die Meinung über das Stück haben wollte, sagte ein Schüler: "Das war sehr krass dargestellt. Man muss das alles erst mal sacken lassen." Die 22-jährige Franziska Becker sagte: "Es hat mir sehr gut gefallen. Alles war realistisch dargestellt."

http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 9550873829
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Weltaneignung durch Theaterspielen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schülerin hat geschrieben:Die 22-jährige Franziska Becker sagte: "Es hat mir sehr gut gefallen. Alles war realistisch dargestellt."
Meint sie Vergewaltigung in der Familie oder Berufs- und Lebenserfahrungen, die eine Prostituierte über die Jahre machen kann?




Ich vermute hier wird Prostitution theatralisch benutzt oder sogar mißbraucht, um sich mit dem "Fremden, Randständigen, Bemitleidenswerten, Gruseligem, Devianten..." auseinanderzusetzen und sich des eigenen previligierten Status' als Schuler innerhalb des Bildungssystem zu versichern...