Weiße Nelken für Elise - Liebe und Prostitution im Dritten R

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fraences
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Weiße Nelken für Elise - Liebe und Prostitution im Dritten R

Beitrag von fraences »

Liebe und Prostitution im Dritten Reich

Die Kieler Autorin Beate Schaefer hat ein Buch über ihre Großmutter veröffentlicht.

Über die Geschichte der Großmutter wurde wenig geredet, über den toten Großvater lieber geschwiegen. Die Familie von Autorin Beate Schaefer schämte sich, wollte mit der Vergangenheit nichts zu tun haben. Denn Großmutter Elise arbeitete im Dritten Reich als Prostituierte und wurde während des Zweiten Weltkriegs in ein Wehrmachtsbordell verschleppt. Ihr Partner Walter, der gleichzeitig ihr Zuhälter war, wurde als sogenannter Asozialer verhaftet und im Konzentrationslager Dachau umgebracht.

Eine ungewöhnliche Liebe in einer dunklen Zeit
Die Kieler Autorin Schaefer hat jetzt ein Buch über ihre Großmutter veröffentlicht: "Weiße Nelken für Elise". Es ist die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe von zwei Menschen, die zu Außenseitern wurden, weil sie nicht dem moralisch sauberen Volksgedanken im Dritten Reich entsprachen.
Freund und gleichzeitig Elises Zuhälter
Beate Schaefer hat ihre Großmutter noch zu Lebzeiten über deren Beziehung zu Walter befragt. "Dass er ihr Freund und gleichzeitig ihr Zuhälter wurde, war für ihn kein Problem und für meine Großmutter auch nicht. Sie hatte einen schicken jungen Mann, dem sie Anzüge kaufte, dem sie ein Auto kaufte und mit dem sie sich in ihrer Freizeit auch sehen lassen konnte", erzählt Beate Schaefer.
Dieter, der gemeinsame Sohn des Paares, wächst bei den Großeltern auf. 1940 werden Walter und Elise - beide Mitte 20 - verhaftet. Die Nazis dulden Prostitution mancherorts noch - als Möglichkeit, dem deutschen Mann geordnete Triebabfuhr zu verschaffen. Aber sie verfolgen Zuhälter gnadenlos als Berufsverbrecher.

Zwangsprostitution im Wehrmachtsbordell
Walter kommt nach der Untersuchungshaft ins Konzentrationslager Dachau, Elise wird nach Karlsruhe ins Rotlichtviertel gebracht. Dort arbeitet sie sechs Wochen, bevor sie auf einem Lastwagen mit einigen Kolleginnen nach Straßburg gebracht wird. Hier wird sie gezwungen, im Wehrmachtsbordell zu arbeiten. In Akkordbetrieb muss sie den Wünschen deutscher Soldaten entsprechen.
Walter stirbt im KZ
Zur gleichen Zeit geht Walter im Konzentrationslager Dachau langsam zugrunde. Durch harte Arbeit und Hunger werden die Häftlinge gebrochen. Die Briefe, die er aus dem KZ an seine Eltern schreibt, sind heute im Besitz seiner Enkelin. "Hoffnung habe ich, offen gesagt, im neuen Jahr keine. Das wird für mich und für euch genauso vergehen wie das letzte. Vielleicht kann man uns doch noch brauchen, dann wird das Wiedersehen umso größer", schreibt er in einem Brief.
Anfang März 1942 wird Walter vermutlich umgebracht. Monate später erst wird seinen Eltern mitgeteilt, dass ihr Sohn an einer "Angina mit Sepsis" gestorben sei.
Elise überlebt die NS-Zeit
Elise überlebt den Krieg und das Wehrmachtsbordell. Sie lässt sich nicht unterkriegen, arbeitet wieder freiwillig als Prostituierte - für sie ein Beruf wie andere auch - und als Kellnerin.
Die Vergangenheit ist kein Thema, nicht in der Familie und auch nicht in der Gesellschaft. Ein Schweigen, das die Enkelin Beate Schaefer erst jetzt mit ihrem eindrucksvollen Buch bricht.

Weiße Nelken für Elise. Die Liebe meiner Großeltern zwischen Wehrmachtsbordell und KZ
Beate Schaefer



www.ndr.de/kultur/literatur/schaefer223.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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