Freier Sex für freie Drinks

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Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von ehemaliger_User »

Ist das nicht auch Sexarbeit?


Ich halte es kaum aus, wache immer zu früh auf. Jedenfalls früh genug, um meinen Bettgenossen beim schlafen zu beobachten. Aber da das Leben keine Matratzenwerbung ist, kann es schon mal passieren, dass der Mann zu meiner Rechten nicht liebevoll lächelnd und retouchiert neben mir schlummert, sondern eher mit offenem Mund, sabbernd und schnarchend mein Kopfkissen durchweicht.

Manchmal sehe ich ihnen dabei zu, bin ganz erstaunt, wie komisch ihre Füße zucken und wie eklig sie riechen. Aber schließlich ich bin auch nicht porenlos, sondern nur hier, weil ein Long Island Iced Tea im Cookies 12 Euro kostet. Ich bin wegen der zu hohen Alkoholsteuern hier. Ich bin wegen der Innenpolitik hier.

Es war Mittwoch, nichts kam im Fernsehen und meine Einzelhandelsfreunde hatten am Donnerstag frei – so weit, so gut. Man geht nicht mit vielen Erwartungen in einen hippen Berlin-Mitte-Club, aber mit mindestens 50 Euro, von denen 75 Prozent für den Eintritt und weitere 20 Prozent für 'nen Schnaps ausgegeben werden.

Pflichtbewusst tanzt man sich schwitzig und trinkt über kurz oder lang einen Kurzen oder einen Long Island Iced Tea, bis man sich setzt, am besten an die hippe Bar. Und da war er plötzlich. Ein Mann, ein Blick. Ich hab schon mal in der Brigitte davon gelesen: Die gesenkte Augenbraue, das verschmizte Lächeln von dem sich ein Primat auf Partnersuche eine Scheibe abschneiden könnte und ein zustimmendes Nicken.

Es war offensichtlich: Ich hatte etwas unglaublich Widerliches im Gesicht, also rannte ich auf die Damentoilette, wo sich meine Kollegin von ihrem iPhone eine Line Speed zog. Sie stellte eine Stoppuhr, ich stellte mich vor den Spiegel, aber alles war gut. Zurück an der Bar bekam ich einen Long Island Iced Tea für lau und ein weiteres Lächeln, dass ich eigentlich gar nicht wollte.

Was folgte, waren drei weitere Gläser, noch zwei Kurze zum Mitnehmen und eine Taxifahrt. Ich hatte in der Brigitte davon gelesen. Diese einmalige Sache nennt man One Night Stand, sollte man die Person kennen und dessen Würde schätzen, ist es ein Fuck-Buddy, trifft beides nicht zu, befindet man sich in einer von RTL arrangierten Ehe.

Erster Fall tritt ein, wenn: 1. Man betrunken ist (check). 2. Man die Person im Rausch der Sinne recht anziehend findet (check) 3. Es einige Stunden später nicht mehr der Fall ist (check, check). Und da wären wir wieder: Der Sabber läuft aus seinem Mundwinkel, auf mein schönes Ikea-Kopfkissen. Und stinken tut er auch.

Ich habe nur noch zwei Fragen an mich und die erste wäre: Habe ich mich nun unter Wert verkauft oder beheben die hohen Cocktailpreise in Mitte diese Rechnung? Und die Zweite: Wie macht man das weg? Er ist schwer. Und in meiner Wohnung. Die Schnarchgeräusche werden leiser. Vielleicht habe ich ihn mit der Kraft meiner Gedanken getötet. Oder schlimmer: Er wacht auf.

Ich drehe mich zur Seite, stelle mich tot und hoffe, dass er von alleine geht, aber spüre stattdessen eine gut gemeinte, aber schlecht umgesetzte Berührung in meinem Nacken. "Guten Morgen, Mäuschen!" Verdammt, wir sind schon so weit, dass er mich nach Schädlingen benennt. "Guten Morgen, Stinkebär!" Hört er die Ironie? Mir wird jedenfalls schlecht, ich stolpere raus und renne nackt, beuge mich, gehe auf meine Knie und spüle den Long Island Iced Tea runter, damit habe ich meine Bezahlung in die Kanalisation katapultiert. Jawohl, ich habe mich unter Wert verkauft.

Diana Mika Kozacek - 12. Juni 2013

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La Marfa
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Re: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von La Marfa »

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ehemaliger_User hat geschrieben:Ist das nicht auch Sexarbeit?
Na ja, wenn man an "Arbeit" einen gewissen Anspruch anlegt, dann ist DAS keinesfalls Arbeit.

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ehemaliger_User hat geschrieben:Jawohl, ich habe mich unter Wert verkauft.

Diana Mika Kozacek - 12. Juni 2013

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Klare Zustimmung zu einer traurigen und zu späten Erkenntnis.

Flatrate-Parties, die neuen Reviere der Geizfreier?

La Marfa

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Tilopa
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Re: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von Tilopa »

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La Marfa hat geschrieben: Flatrate-Parties, die neuen Reviere der Geizfreier?
:003 :003

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Snickerman
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Beitrag von Snickerman »

Zitat von "La Marfa":
"Flatrate-Parties, die neuen Reviere der Geizfreier?"

Verstehe jetzt nicht dieses moralinsaure Aufstoßen.
Gibts doch, seit es Kneipen gibt und Männer, die Frauen den einen oder anderen ausgeben, dass es auch zum gelallten:
"Zzzu Dir ohdähr zzzu mir?" kommt.
Was soll daran besonders sein?
Mir stießen schon immer besonders die Mädels/Frauen sauer auf, die sich den ganzen Abend mit Gratis-Drinks "aushielten" ließen
und dann irgendwann breit grinsend grußlos verschwanden,
anschließend gaben sie noch damit an, nie etwas für ihre Getränke bezahlen zu müssen und die Jungs/Männer zu verar*****...
Da lobe ich mir jede ehrliche Sexworkerin!

Männer mögen vielleicht oft blöde sein, Frauen können aber dafür ganz schön abschätzig und berechnend sein.

PS: Bei den Preisen für Cocktails in "In-Clubs" kommt man(n) da im Bordell wahrscheinlich auch deutlich günstiger weg!
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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La Marfa
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von La Marfa »

Inwiefern ist das bitte moralinsauer?

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Emma-Gutversteckt
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von Emma-Gutversteckt »

Ich fand die Frage von La Marfa ziemlich witzig! :003

Irgendwie sehe ich keinen Zusammenhang zwischen Prostituierten und Frauen, die sich einen Abend lang "aushalten" lassen - ohne danach Sex mit dem Typen zu haben.

Ein Mann sollte eben nicht davon ausgehen, dass sich jede Frau für ein paar Drinks von ihm besteigen lässt. :079

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Beitrag von La Marfa »

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Snickerman hat geschrieben: Mir stießen schon immer besonders die Mädels/Frauen sauer auf, die sich den ganzen Abend mit Gratis-Drinks "aushielten" ließen
und dann irgendwann breit grinsend grußlos verschwanden,
Eben, was ist das denn für eine Erwartungshaltung, und was für ein bitterer Klang, wenn seine Abgefüllte diese nicht erfüllt?

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lust4fun
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von lust4fun »

"Ist das nicht auch Sexarbeit?"

Natürlich nicht. Die Protagonistin hatte weder die ursprüngliche Absicht Geld zu verdienen, noch den Gedanken einer zu erbringenden Dienstleistung. Der spendierte Drink spielt keine Rolle. Es ist einfach ein misslungenes privates Erlebnis. Klar.

Aber die Fragestellung ist schon interessant wegen der nachträglichen (psychologischen) Umdeutung der Situation - diese Umdeutung ist das Spannende:

Das ist zum einen der Begriff von "Arbeit". Das, was ich tue, ist letztlich nur zum Vorteil eines anderen. Das was mir selbst kein Vergnügen bereitet, wird als "Arbeit" definiert. Diese Arbeit dient in der Sache nicht mir, sondern nur einem anderen. Es ist also sogar Ausbeutung. Ein entfremdeter Begriff von Arbeit. Soziologisch überall zu finden, aber traurig. Kein Begriff davon, sich selbst in seiner Arbeit zu verwirklichen UND mit anderen damit in ein Tauschgeschäft (Arbeit-Geld) zu treten.

Zum anderen ist es das Rollenverständnis. Die Autorin suchte ihr eigenes Vergnügen und investierte dafür einen bestimmten Geldbetrag für den Abend. Weil dieses "Vergnügen" für sie in Enttäuschung umschlug und das Vergnügen lediglich beim ONS-Partner blieb, wird die Konstellation als unbezahlte/unterbezahlte Dienstleistung interpretiert. Wo der Mann sexuelles Vergnügen hat, die Frau aber nicht, da ist "Arbeit", da ist Prostitution. Dabei könnte man die Struktur auch umgekehrt interpretieren: Die Autorin sucht ihr Vergnügen und wendet Geld dafür auf. Der Mann spielt in diesem Arrangement die Rolle eines Mittels und quasi die eines Dienstleisters - der allerdings den Erwartungen nicht genügt. Er ist in der Rolle des "Arbeiters", allerdings mit schlechter Arbeit.

Einem Mann, der von einem solch desaströsen ONS-Erlebnis berichtet, würde man sagen (vorausgesetzt, P6 ist nicht negativ besetzt): Es gibt für das, was du wolltest, eine viel sicherere und sauberere Lösung. Suche dir eine professionelle Partnerin und zahle einen fairen Preis. Sie wird sich bemühen, dir Vergnügen zu bereiten und sie wird dir beim Abbruch/Abschied keine Szene machen.

Die Autorin - eine Frau - kommt nicht auf die Idee, solch ein P6-Arrangement (Callboy) für sich zu denken. Sie wollte Vergnügen, wurde enttäuscht, ekelte sich. Sie fühlt sich ausgenutzt und betrogen, weil sie auf der Strecke blieb. Um dieses auszuhalten, flüchtet sie sich in einen Arbeitsbegriff. Sie "musste" unterbezahlt "arbeiten", statt gute Arbeit zu bezahlen. Unter Wert verkauft? Hier wurde nichts verkauft, schon gar nicht "sich selbst" - betonen wir im P6 immer. Ist das Private vielleicht noch mehr kommerzialisiert als der Paysex?

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La Marfa
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von La Marfa »

Gleichwohl der Eintrag der Autorin im Zusammenhang mit Sexwork zitiert wurde und sowohl Emma als auch ich selber auf den Sexwork-Bezug eingegangen sind, bin ich überzeugt, dass die Autorin selber ihr "kleines Desaster" nicht als Sexwork betrachtet wissen möchte. Denn dafür ist unser Beruf für ehrbare Szenegänger dann doch zu verfemt und wahrscheinlich würde ihr noch mal schlecht werden, wenn sie selber den Zusammenhang ernsthaft so ziehen würde, dass sie für ein paar Promille mit dem Sex hatte (spez. dazu die Nacht verbrachte), was sie da morgens neben sich vorfand.

Vielmehr wollte sie "unter Wert verkauft" vermutlich im häufig benutzten metaphorischen Sinne verstanden wissen.

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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von annainga »

vielleicht sollte man dazu erwähnen, dass die fragestellung

"ist das Sexarbeit" von user ehemaliger_User geschrieben wurde und nicht zu dem artikel gehört.

wäre gut, das besser abzugrenzen.

mir gehts wie @Emma:
ich sehe ich keinen zusammenhang zwischen sexarbeit und dieser geschichte, finds eher merkwürdig, dass du @ehemaliger_User als wie ich dachte "aufgeklärter" freier darin einen siehst .....

lieben gruß, annainga

rainman
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Beitrag von rainman »

@ annainga

Hallo annainga! Ich finde die Fragestellung von ehemaliger_User, ob es sich bei der zitierten Geschichte um eine Form von Sexarbeit handelt und wenn ja, warum bzw. nein, warum nicht, zunächst einmal durchaus statthaft, denn sie frischt einiges an Wissen auf, was hier im Laufe der Zeit zusammengetragen worden ist. Als einer der Älteren im Forum erinnere ich mich noch gut an einen Thread, in dem die Frage, ob eine Entlohnung von Sexarbeit mit Hilfe von Naturalien statthaft sei, durchaus positiv beantwortet wurde. Und immer, wenn ich ein leckeres Holzfällersteak genieße, kommt die Erinnerung an Deinen Künstlernamen hoch und der Tag ist gerettet. Eine solche Form der Entlohnung liegt ja auch hier vor. Doch die Dame, die sich auf den derart angebändelten ONS eingelassen hat, scheint sich nicht mit dem Beruf einer Sexarbeiterin identifiziert zu haben. M.E. hat Xlust4fun die Sache auf den Punkt gebracht.

LG rainman

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das X in Xlust4fun ist kein Namensbestandteil sondern zeigt dass der user sich noch nicht hat verifizieren lassen im Sexworker Forum.

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annainga
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von annainga »

in dem thread @rainman ging es um die frage, ob auch andere sexarbeiterinnen dienstleistungen von kunden im direkttausch kennen.
(ein kunde von mir ist waldarbeiter. 2 raummeter holz kosten 120 €. als gegenleistung erhält er von mir eine 3/4 h sex.)

das geschilderte erlebnis hat mich arbeit nichts zu tun. auch nichts mit sexarbeit. dass @ehemaliger_User es damit in zusammenhang bringt und jetzt auch du und dann sogar mit meiner arbeitsweise kann ich nicht verstehen.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Sorry, geht bei mir schon automatisch, "Prostitution" durch "Sexarbeit" zu ersetzen...

Der geschilderte Vorgang ist natürlich keine Arbeit, aber weit verbreitet. Auch die geschilderte Variante der nicht erfüllten Erwartungen.
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rainman
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Beitrag von rainman »

Oooch, annainga, take it easy! Wir sind hier doch in der "Plauderecke". Ich dachte immer, da könnte man auch schon mal etwas fabulieren. Deine Umrechnung von 2 Raummetern Holz zu 45 Minuten Sex geht völlig in Ordnung, keine Frage. Ich habe gleichwohl einen Anflug von Heiterkeit verspürt, ist das nicht auch verständlich? Und dass das geschilderte Erlebnis, wie lust4fun festgestellt hat, nichts mit Sexarbeit zu tun hat, darüber können wir uns schon einig werden.

@all: Ich bin glücklicherweise in einem Lebensalter, in dem das Geld ohne mein Zutun zu mir kommt. Ich versuche derweil, es dem allgemeinen Kreislauf wieder zuzuführen indem ich es auf Reisen wieder verprasse. Bald ist es wieder so weit. Nehmt es mir daher nicht übel, dass ich mich aus den weiteren Diskussionen für eine Weile ausklinken muss. Bis zu meiner Wiederkehr im September grüße ich euch mit dem bekannten kölschen Gruß: Macht et jot (,ovver nit ze oft)!

rainman

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Snickerman
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Beitrag von Snickerman »

Ich finde jedenfalls das Gejammer dieser "Diana Mika" ziemlich selbstmitleidig. Als wenn Frauen morgens nur nach Rosen duften und mit frisch gefönten Haaren aufwachen...
Ich höre das Gras schon wachsen,
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annainga
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von annainga »

was wäre dann anders @ehemaliger_User? ich kann in dem erlebnis der jungen frau keinen zusammenhang zu sexarbeit oder prostitution erkennen.

sie hat in ihrer freizeit ein für sie unangenehmes erlebnis gehabt, hat es selbst so entschieden und vielleicht kann sie später sogar mal froh darüber sein, denn immerhin weiß sie ja jetzt, was ihr nicht gefällt.

wobei ich die reaktion des mannes ("Guten Morgen, Mäuschen!") süß finde. das entschärft das ganze in meinen augen. aber ich denke eher, dass die junge frau nicht so reflektiert ist und bei ihren abfälligen bemerkungen nicht merkt, dass sie ihre eigenen gefühle gegen sich selbst auf den mann neben sie projeziert. und deshalb zu dem schluss kommt, "sie habe sich unter wert verkauft". was ja eine floskel ist, aber auf keinen fall als prostitution oder sexarbeit gemeint ist.

achja, und @rainman, selbst wenn wir in der plauderecke sind, nehme ich dich ernst und empfinde es als herablassend wie du reagierst. es hat nicht jeder so gut wie du und muss sich um seinen lebensunterhalt keine sorgen machen, darüber solltest du echt mal nachdenken.

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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von La Marfa »

Ja, es ist die Plauderecke.

Aber:
1. Wir Sexworker kämpfen für ein Prostitutionsgesetz, sehen uns im positiven Sinne als Professionelle, tun alles dafür, um das eigene Selbstverständnis und Selbstbewusstsein ebenso wie das der Kolleginnen zu stärken, weil nur das unabhängig macht von Freiern und Bewertungen und Beurteilungen durch Freier.
2. Im Titel dieses Forum steht "Forum für Profis" und "Forum von und für Sexworker".

In diesem Zusammenhang wird so ein zitierter privater Erlebnisbericht hier in unserem Forum als Sexwork hingestellt? Und dann "abgemildert" als Prostitution bezeichnet? - Zu Erinnerung: Wir fechten für ein Prostitutionsgesetz.

Die Benutzung von Worten beeinflusst das Denken und das Denken beeinflusst die Bewertung und die Bewertung beeinflusst das Handeln.

Und nun noch mal nachgefragt: Was rechtfertigt einen laxen Umgang mit Worten über uns Sexworker, die beeinflussen, wie man uns bewertet, was beeinflusst ... ??

La Marfa

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Beitrag von rainman »

Wir (meine Frau und ich) fahren nun doch erst übermorgen. Das gibt mir die Gelegenheit, doch noch ein wenig an der Diskussion hier teilzunehmen:

@annainga: Ich nehme Dich auch erst, selbstverständlich; wie könnte es auch anders sein! Aber ernst nehmen und trotzdem Humor haben, schließt sich doch nicht aus, oder? Du kannst ganz sicher sein: herablassend möchte ich nicht sein - da dichtest Du mir etwas an. Aber wenn die (ehemalige) Homepage von Theresa nicht so humorvoll (und verantwortungsbewusst) gestaltet gewesen wäre, dann gäbe es mich in diesem Forum vielleicht überhaupt nicht.
Ja, ich bin mir bewusst, dass es mir gut geht. Ich weiß aber auch, dass es Sexarbeiterinnen im vorgerückten Alter oft nicht so gut geht, sofern sie nicht beizeiten Vorsorge getroffen haben und habe mir darüber auch schon meine Gedanken gemacht. Vielleicht eröffnen wir zu diesem Thema mal einen Thread, wenn ich Anfang September wieder daheim bin. Das letzte Posting von "Schneckemitrad" hat mich jedenfalls sehr betroffen gemacht.

@La Marfa: Ja, dieses Forum nennt sich "für Profis" und "von und für Sexworker". Mit dem ersten Begriff kann ich mich nicht identifizieren, mit dem zweiten schon. Ich finde es aber toll, um nicht zu sagen genial, dass Ihr Leute wie mich so nahe an Euch heranlasst. Ihr habt m.E. aber auch Vorteile davon. Ich habe seinerzeit Theresa, als sie mich angeworben hat, gesagt: ich unterschreibe alles mit meinem Klarnamen, was ich verantworten kann. Bitte bedenkt, dass das für mich auch ein erhebliches Risiko darstellt.

Liebe Grüße, rainman

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annainga
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RE: Freier Sex für freie Drinks

Beitrag von annainga »

klischee nach klischee ......

@rainman, ich denke, dass es mit dem alter wenig zu tun hat, ob eine sexarbeiterin gut oder schlecht verdient.

über die rente in deiner art zu schreiben, ist echt haaresträubend.

ich meinte noch nicht einmal sexarbeiter mit meiner bemerkung du solltest dir mal zu herzen nehmen, dass es viele menschen gibt, denen es nicht so gut geht wie dir.

im kopf hatte ich dabei einen exkunden (er kann sich solche dienstleistungen nicht mehr leisten), der jahrzehntelang hart gearbeitet hat, jahrzehntelang in die rentenkasse und arbeitslosenkasse gezahlt hat - also "gut" vorgesorgt hatte wie er dachte. er ist durch harte körperliche arbeit geschädigt, kann nicht mehr arbeiten, lebt inzwischen von hartz V, weil sich ärzte und behörden um seine arbeitsfähigkeit streiten.