Jolee Love (Bild: rbb/ Film Five/ Susanne Erler)
Bild: rbb/Film Five/Susanne Erler
Sa 30.11.2024 | 10:00 | ARD Mediathek
"Let's Talk About Porn" – dreiteilige rbb-Doku-Serie ab 30. November in der ARD Mediathek
Viele Menschen in Deutschland schauen Pornos, kaum jemand redet offen darüber. Die Doku-Serie "Let's Talk About Porn" von Julia Krampe erzählt aus weiblicher Sicht und klärt ohne falsche Scham über die Pornowelt auf. Klischees werden hinterfragt, falsche Vorstellungen zurechtgerückt. Jolee Love, einer der erfolgreichsten deutschen Pornostars, gibt überraschende Einblicke in ihr Leben, Insiderinnen sprechen über den Status der Frau in einer milliardenschweren Branche. Die dreiteilige Doku-Serie des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ist ab Samstag, dem 30. November, in der ARD Mediathek abrufbar.
Treue Fans und intime Fantasien
Egal ob heterosexueller Mainstream oder queerer Porno – Erotikfilme sind längst ein massentaugliches Konsumgut. Trotzdem halten sich die Tabus und Vorurteile hartnäckig. Wenn es um Porno geht, ist häufig zuallererst von Jugendschutz und Pornosucht die Rede. Die Doku-Serie öffnet die Debatte: 'Let's Talk About Porn'!
Jeder konsumiert Erotik auf eine gewisse Art und Weise, steht aber nicht dazu.
Micaela Schäfer
Ich würde Porno als vielseitig bezeichnen, weil es mittlerweile für fast alles und jede Vorliebe mindestens eine Kategorie gibt.
Shaiden Rogue
Pornografie entsteht einvernehmlich und wird einvernehmlich verbreitet. Alles andere ist keine Pornografie, sondern eine Straftat.
Paulita Pappel
Pornostar Jolee Love aus Berlin spricht über ihr Leben als Darstellerin, Produzentin und Unternehmerin. Sie zeigt sich bei der Arbeit und gibt Einblicke in die konkreten Herausforderungen in diesem Job. Während ihre treuen Fans die intimsten Fantasien mit ihr ausleben wollen, muss sie jedes Mal entscheiden, wo sie die Grenzen zieht. Jolee Love weiß, wie sich der Pornomarkt durch die Verlagerung ins Digitale verändert hat. Als Cam Girl macht sie personalisierte "Für-Dich"-Angebote, die immer gefragter werden, gleichzeitig boomt der Amateurporno, der private Einblicke verspricht, gerade in Deutschland. Für eine internationale Studiopornoproduktion reist Jolee Love nach Prag, dahinter steht ein großes US-Label mit Sitz im Silicone Valley, dem Zentrum der amerikanischen Pornofilmindustrie. Von hier aus werden Jolee Loves Filme in der ganzen Welt verbreitet.
Eine Reise durch das Pornouniversum: journalistisch und dokumentarisch
"Let's Talk About Porn" bietet eine dokumentarische und abwechslungsreiche Reise durch das Pornouniversum und blickt auch auf die Geschichte. In Deutschland ist Pornografie bis 1975 verboten. Freizügige Pornofilme aus dem liberalen Dänemark werden illegal in die BRD geschmuggelt, daran ändert zunächst auch Beate Uhses Produktpalette nichts. Teure Produktionen vor aufwendiger Kulisse zu Zeiten von Stars wie Dolly Buster werden durch den digitalen Massenkonsum nahezu vom Markt verdrängt. Die Branche wächst zu einer milliardenschweren Industrie, dominiert von wenigen Tech-Unternehmern großer Plattformen, die als Person nicht in Erscheinung treten.
Insiderinnen wie Jolee Love, Shaiden Rogue, Micaela Schäfer und Lou Nesbit sprechen über ihre Erfahrungen und den Status von Frauen in der Branche. Sie lassen ein realistisches Bild entstehen, aus weiblicher Sicht und ohne falsche Scham zum Zweck der Aufklärung. Mit der nötigen Leichtigkeit verrät "Let's Talk About Porn" auch einiges über den Umgang mit Sex in unserer Zeit.
Eine Produktion von Film Five Berlin für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), gefördert durch das Medienboard Berlin-Brandenburg.
Pressedossier, Fotos, Videos und Interviews
Im rbb-Presseportal finden Sie ein Pressedossier mit weiteren Infos zur Doku-Serie und einem Director's Statement von Julia Krampe. Honorarfreie Pressefotos gibt es unter
www.ard-foto.de zum Download. Im Audio/Video-Bereich des rbb-Presseportals sowie im Vorführraum Das Erste die Doku-Serie für angemeldete Journalist:innen vorab zur Ansicht. Bei Interesse vermitteln wir gern ein Interview mit Jolee Love.
Pressedossier zu "Let's Talk About Porn"
Jolee Love vor dem Studiodreh (Bild: rbb/ Film Five/ Susanne Erler)rbb/Film Five/Susanne Erler
Director's Statement von Julia Krampe
Als ich im Sommer 2023 Madita Oemings Buch 'Porno — Eine unverschämte Analyse' in den Händen hielt, war ich zunächst irritiert. Warum fordert gerade eine Frau einen anderen und offenen Umgang mit Pornografie? Sind es nicht vor allem die Frauen, die unter der Pornoindustrie zu leiden haben? In meinen Recherchen stieß ich auf Insiderinnen der Branche, die einen neuen Umgang mit Pornos forderten, die mir nuancierte Geschichten aus der Pornowelt erzählten. Darunter auch Jolee Love, die ihren Job als Physiotherapeutin zu Gunsten einer Karriere in der Erotik aufgegeben hatte und, so wurde mir schnell klar, ihren Job gerne und mit Leidenschaft macht. Gleichzeitig leidet sie unter dem 'Pornostempel': Ihr Vater hatte den Kontakt abgebrochen, alte Freunde hatten sich abgewandt, Gerüchte über sie machten die Runde. Auch nach neun Jahren erfolgreicher Karriere waren viele nicht bereit zu glauben, dass Jolee diese Entscheidung alleine getroffen hatte und ihren Job mag. Warum?
Die Deutschen gehören zu den aktivsten Pornokonsument:innen der Welt, fast jede:r ist hierzulande schon mal mit Pornos in Kontakt gekommen, und die gigantischen Nutzungszahlen der Portale zeigen, viele nutzen sie regelmäßig. Trotzdem wissen wir nur sehr wenig über die Industrie und die Menschen, die darin arbeiten: Klischees und Vorurteile bestimmen unseren Blick auf Pornografie. Unser Austausch darüber beschränkt sich meist auf die Themen Pornosucht und die Gefahren für Jugendliche. Den eigenen Konsum hält man geheim. Pornos bleiben etwas, das sich irgendwie falsch anfühlt. In meinen Augen zahlen wir dafür einen hohen Preis: Wir stigmatisieren nicht nur die Menschen in der Branche, wir beschämen auch Millionen von Konsument:innen in diesem Land. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass die Industrie keine realen Probleme hat: Fälle von Missbrauch und Ausbeutung von Frauen passieren, wie in vielen anderen Industrien auch. Aber auch Straftaten wie diese können nicht effektiv verfolgt und verhindert werden, wenn wir Mythen über die Industrie nicht durch Wissen ersetzen.
Natürlich kann die Serie nicht für alle Frauen der Branche sprechen, sie kann allerdings Aspekte aufzeigen, die bislang kaum in der öffentlichen Diskussion stattfinden. Ich will mit 'Let's Talk About Porn' nicht den Porno 'reinwaschen', ich möchte einen Impuls geben, neue Gedanken zuzulassen, die hoffentlich zu vielen angeregten Diskussionen über ein sehr kontroverses Thema führen.
Regisseurin Julia Krampe
Infos zu Jolee Love und Julia Krampe
Jolee Love
Darstellerin, Produzentin und Unternehmerin
Jolee Love wird 1989 in Berlin geboren. Nach dem Fachabitur macht sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und arbeitet sechs Jahre in dem Beruf. Nach Erfahrungen in der sexpositiven Szene Berlins beginnt sie 2015 mit Auftritten vor der Webcam und hat direkt erste Erfolge in der Branche. Sie dreht für große Produktionsfirmen in Deutschland und weltweit professionelle Erotikfilme mit Branchengrößen wie Produzent Tim Grenzwert. So wird sie zu einer der bekanntesten deutschen Pornodarstellerinnen. 2023 pausiert sie und erwägt, sich komplett aus der Industrie zurückzuziehen. 2024 kehrt sie zurück, wirkt erstmals als Produzentin und Darstellerin in einer Produktion mit und wird schließlich mit dem ersten Venus-Award 2024 (Jurypreis für die Beste Girl-Girl-Szene) ausgezeichnet. Künftig plant sie ihre Arbeit als Creatorin auszubauen.
Julia Krampe
Autorin, Produzentin, Regisseurin
Nach ihrem Studium an der Universität der Künste arbeitete Julia Krampe zunächst als Redakteurin und Realisatorin für funk, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, und entwickelte und betreute die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Webserie "Germania". Sie wirkte an internationalen Koproduktionen wie UNDER THIN ICE (2019) und GHOSTS OF AFGHANISTAN (2021) als Creative Producerin mit und arbeitete vor allem in den Bereichen Entwicklung und Recherche. Seit Oktober 2021 ist sie freie Autorin und Producerin. Für Film Five realisierte sie die Doku-Serie BEAUTIFUL (2023). Julia Krampe lebt in Berlin-Kreuzberg.
Die Folgen in der Übersicht
Jolee Love macht Werbung für sich (Bild: rbb/ Film Five/ Susanne Erler)rbb/Film Five/Susanne Erler
Folge 1: Love Cam – Girl Power
Jolee Love gewährt intime Einblicke in ihren Alltag als Cam Girl, in dem sie ihre Performances eigenständig gestaltet und selbst entscheidet, was vor der Kamera passiert – und was nicht. Obwohl ihre treue Fangemeinde oft spezielle Wünsche äußert, bleibt Jolee bei ihren persönlichen Grenzen. Diese Episode zeigt die kreativen und emotionalen Herausforderungen, die der Beruf als Cam Girl mit sich bringt, und beleuchtet die Balance zwischen Selbstbestimmung und den Erwartungen der Nutzer:innen.
Folge 2: Private Love – Leben als Amateur
Jolee Love lebt die doppelte Rolle als Amateurdarstellerin und Produzentin. Während sie an eigenen Inhalten arbeitet, stößt sie an persönliche und berufliche Grenzen. Ihr Beruf ist für die Familie eine Herausforderung: Ihre Mutter akzeptiert Jolees Karriere, wünscht sich jedoch einen anderen Lebensweg für ihre Tochter. In dieser Episode geht es um Wertschätzung und Akzeptanz in einer Branche, die mit Vorurteilen behaftet ist, sie zeigt die komplexe Beziehung zwischen Beruf und privatem Umfeld.
Folge 3: Profi Love – Hardcore in Prag
Ein Studioshooting für einen Hardcore-Film in Prag steht an, und Jolee Love bereitet sich intensiv auf die professionelle Zusammenarbeit am Set vor. Die klare Kommunikation und das Einverständnis aller Beteiligten bestimmen die Abläufe, und während die Kamera läuft, zeigt sich die technische Seite eines Pornodrehs. Diese Episode bietet einen seltenen Blick auf die Realität am Set und wie Professionalität und gegenseitiger Respekt die Arbeit in der Pornobranche prägen.
https://www.rbb-online.de/unternehmen/p ... athek.html
Video | Dokuserie "Let's Talk About Porn"
Neue rbb-Doku blickt hinter die Kulissen der Porno-Branche
Sa 30.11.24 | 20:50 Uhr
Pornodarstellerin Jolee Love im Zuge einer rbb-Doku über die Porno-Branche. (Quelle: rbb)
Neue rbb-Doku blickt hinter die Kulissen der Porno-Branche 7 Min
Video: rbb24 Abendschau | 30.11.2024 | Vanessa Materla | Bild: rbb
(Anmerkung von deernhh:
Dieses über siebenminütige Video könnt Ihr sehen, wenn Ihr bitte auf den unten angefügten Link klickt)
30.11.24 | 20:50 Uhr
Pornos sind ein Tabuthema - und ein Millionengeschäft. Auf Plattformen wie YouPorn oder Onlyfans kann jeder schnell und einfach darauf zugreifen oder selbst zum Anbieter werden. Die Dokuserie "Let's Talk About Porn" begleitet eine Berliner Pornodarstellerin und eröffnet dabei Einblicke in die Branche.
Sendung: rbb24 Abendschau, 30.11.2024, 19:30 Uhr
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/a ... -doku.html
Neue ARD-Doku
"Let's Talk About Porn" – wer macht es wie mit wem?
von Ingo Scheel
30. November 2024 14:24 Uhr 3 Min
Die Doku "Let's Talk About Porn" gibt am Beispiel von Porno-Stars wie Jolee Love Einblicke in das Geschäft mit der Lust
© rbb/Film Five/Susanne Erler / ARD
Viele Menschen gucken Pornos, nur wenige sprechen darüber. Eine Doku folgt einer der erfolgreichsten Darstellerinnen und bietet Einblicke ins globale Business aus weiblicher Sicht.
"Comedy", so nennt man im hiesigen Pornofilm-Business jene Dialogszenen, bevor es beim Dreh zur Sache geht. Ein Klempner mit Rohrzange, der nur mal eben die Klospülung reparieren will. Die Barbekanntschaft, die sich über ihren Ex beschwert. Oder der Typ mit der Ledermaske, der sich wundert, warum hier soviel Stroh liegt.
Alles Geplänkel, am Ende geht es nur um eines und das schon, seit die alten Römer Vulven, Hinterteile und Gemächte auf Vasen pinselten – um das "Rein-Raus-Spiel", wie Anthony Burgess es in "Clockwork Orange" nüchtern nannte. Um Sex, in diesem Fall um jenen vor der Kamera, der seinen Siegeszug in den 70ern antrat und sich in Zeiten der Digitalisierung zu einem milliardenschweren Geschäft entwickelt hat. Doch wie ticken eigentlich die Menschen, die vor und hinter der Kamera stehen, die überhaupt erst all das erstellen, was weltweit so intensiv geklickt wird?
"Let's Talk About Porn" lautet der Titel einer dreiteiligen Doku-Serie von Regisseurin Julia Krampe. Klischees zu hinterfragen, falsche Vorstellungen zurechtzurücken, Hintergründe aus der Welt des Pornos, das alles "vielschichtig, offen und ohne falsche Scham", so lautet die, Verzeihung, Stoßrichtung dieser rbb-Produktion.
Ein Pornostart gewährt Einblicke in die Arbeit
Im Mittelpunkt der Serie steht Pornostar Jolee Love aus Berlin, der das Filmteam bei ihrer Arbeit mehr als nur über die Schulter schaut. Ihre Arbeit als Cam-Girl wird gezeigt, der Alltag zwischen der Installation eines neuen Computers und Bubba, ihrem liebenswert melancholischen Hund, der Dreh in Prag, bei dem erst noch ein Testergebnis abgewartet werden muss, bevor es zur Sache geht, der Besuch einer Pornomesse – und die Fahrt zur Frau Mama, die im Gegensatz zu Loves enttäuschtem Vater immerhin noch mit der Tochter spricht. Im Film mag die Comedy vor dem Koitus kommen, im wirklichen Leben hat eben auch das Vorspiel eine Vorgeschichte.
Und so bieten Julia Krampe, Producerin Birgit Herdlitschke und Kamerafrau Susanne Erler einen überaus facettenreichen Einblick ins Pornobusiness und rollen nebenbei auch noch die Geschichte des deutschen Sexfilms auf. Historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen die Flensburger Pionierin Beate Uhse, später sind Gina Wild und Dolly Buster zu sehen, Teresa Orlowski, die sich bei Bela B und Farin Urlaub unterhakt, bis zum Status Quo anno 2024, mit Pornhub und OnlyFans, Lustery und MyDirtyHobby.
In einem alten Filmschnipsel sind Männer zu sehen, die gerade ein Kino betreten, um sich die 70er-Sexschnurre "Exzesse in der Frauenklinik" anzuschauen. Ein Kamerateam fragt nach dem Grund. "Reine Neugierde", brummt ein Mann mit Hut. Das mag skurril anmuten, dabei sind die Beweggründe damals wie heute nicht einmal so weit auseinander. Die erfolgreichsten Suchbegriffe auf Portalen wie Pornhub oder YouPorn: "Deutsch" und "Amateur". Vom "Schulmädchen-Report" damals zur Sexcam der Schulzes von nebenan heute, dann vielleicht doch kein so langer Weg?
"Erfahrungen aus erster Hand"
"Die Serie kann nicht für alle Frauen der Branche sprechen, sie kann allerdings Aspekte aufzeigen, die bislang kaum in der öffentlichen Diskussion stattfinden", erklärt die Regisseurin. "Ich will den Porno nicht 'reinwaschen', ich möchte einen Impuls geben, neue Gedanken zuzulassen, die hoffentlich zu vielen angeregten Diskussionen über ein sehr kontroverses Thema führen."
Es ist kompliziert, soviel steht fest. Umso interessanter – dabei auch unbestritten unterhaltsam – ist Krampes Blick über die Bettkante hinaus, der lange Weg vom "dänischen Western" zum alles bestimmenden Algorithmus. Ihre Protagonistinnen, darunter neben Jolee Love auch Kolleginnen wie Hanna Secret, Maria Mia, Lou Nesbit und Paulita Pappel, die Pornowissenschaftlerin Madita Oeming, Szenegröße Micaela Schäfer, bieten Erfahrungen aus erster Hand.
So gelingt "Let's Talk About Porn" die Kombi aus Geschichtsstunde und Feature, aus Reality-Doku und unterhaltsamer Lehrstunde, unter den Erkenntnissen auch mal jene, die so schlicht wie zeitlos sind: Ein quietschendes Sofa ist und bleibt nun mal ein Abtörner.
Die dreiteilige rbb-Doku-Serie ist ab Samstag, 30. November 2024, 10.00 Uhr, in der ARD Mediathek abrufbar.
https://www.stern.de/kultur/tv/porno-do ... 68684.html