Frauen sind die Hälse

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Ein altes Wort sagt: Männer sind das Haupt der Familie, die Frau ist der Hals. (Der Hals dreht ja den Kopf in die entsprechende Richtung.

Hier ein gutes Beispiel:

Streik in Kolumbien
Keine Straße, kein Sex

Wolfgang Kunath, vom 15.10.2011 19:52 Uhr

Barbacoas - Was im Schlafzimmer passiert, geht den Staat nichts an - normalerweise. Aber in Barbacoas, einem kleinen Städtchen im Südwesten Kolumbiens, war es genau umgekehrt. In den Schlafzimmern passierte nichts mehr, und genau das brachte den Staat auf Trab. Aus Protest gegen die kaum noch befahrbare Straße, die Barbacoas mit der Außenwelt verbindet, traten etwa 300 Frauen in den Sexstreik - und nun rücken tatsächlich die Baumaschinen an.

Es geht um 57 Kilometer, die den Namen Straße kaum noch verdienen. Mehr als sieben Stunden dauert die Fahrt durch die Schlammlöcher bis zu einer asphaltierten Überlandstraße. Der Transport verteuert die Lebenshaltungskosten in Barbacoas gewaltig, aber noch schlimmer sind die Folgen für die medizinische Versorgung. "Ich habe eine Frau auf der Straße sterben sehen, ein 22-jähriges Mädchen, das kurz vor der Geburt stand", sagte die Richterin Maribell Silva, eine der Initiatorinnen des Sexstreiks. "Das hat mich geprägt, und das hat uns alle zusammengeschweißt."

Die Frauen fordern die Würde der Stadt ein

Im Juli tauchte die Idee auf, die sexuelle Aktivität einzustellen, um den Ausbau der seit 18 Jahren versprochenen Straße zu erzwingen. 288 Frauen schlossen sich an, um, wie die Lehrerin Rubiela Cabezas sagte, die Würde der Stadt einzufordern: "Hier fehlen Wasser und Strom, das Krankenhaus ist miserabel, es gibt keinen Arzt." Als Zeichen der Teilnahme an der Sexverweigerung trugen die Frauen einen Armreifen mit dem Aufdruck "Ich liebe Barbacoas".

"Es ist eine unpolitische und nichtreligiöse Bewegung", sagt die Richterin Silva, "wir müssen aufpassen, niemandem zu nahe zu treten." Jenseits der Frivolität der Kampfform - Barbacoas liegt auf äußerst heiklem Gebiet, in dem neben zwei Guerrillagruppen auch Kriminelle aktiv sind, die früher den nun aufgelösten Paramilitärs angehörten. Angezogen werden alle von den großen Goldvorkommen der vom Staat vernachlässigten Region. Die Straße wird deshalb von Ingenieuren und Bausoldaten der kolumbianischen Armee gebaut. Zum Beginn der Arbeiten fanden sich der Verkehrsminister, der Gouverneur und andere Notablen der Region ein - aber die Feierlichkeit fand am von Barbacoas aus gesehen anderen Ende der 57 Kilometer statt. Nur wenige Bürger der Stadt nahmen die Mühsal der Fahrt auf sich. Der Bus der Richterin blieb auf dem Rückweg stecken: "Wir mussten die halbe Nacht zu Fuß laufen", sagte sie, "da war der Minister natürlich nicht mehr dabei!" Das Ende des Streiks wurde deswegen verschoben - die Reiseteilnehmerinnen waren zu müde für Sex, sie wollten erst einmal ausschlafen.

Auch die Frau des Bürgermeisters streikt

Allerdings gibt es in Barbacoas auch Stimmen, die sagen, es sei noch zu früh, die Enthaltsamkeit aufzuheben. Denn das Geld für die geplante Straße war in den vergangenen 18Jahren mindestens fünfmal bewilligt worden, und fünfmal verschwand es. Deshalb sagen die Vorsichtigen, man solle den Sexprotest erst beenden, wenn die Straße tatsächlich fertig ist.

Wie strikt der Streik eingehalten wurde, ist unklar. Er würde die Teilnehmerinnen am liebsten einem Lügendetektortest unterziehen, sagte Barbacoas' Bürgermeister José Arnulfo Preciado. Aber er musste zugeben, dass auch seine Frau im Juli aus dem ehelichen Schlafzimmer ausgezogen ist.

Stuttgarter Zeitung